Amun – Der Gott der verborgenen Worte - Omar Uriel - E-Book

Amun – Der Gott der verborgenen Worte E-Book

Omar Uriel

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Beschreibung

Im alten Ägypten waren Namen weit mehr als bloße Bezeichnungen – sie waren Schlüssel zur Macht, Träger von Identität und Spiegel der göttlichen Ordnung. Im Zentrum dieser geheimnisvollen Sprachmacht steht Amun, der "Verborgene" – ein Gott, dessen wahre Namen nur den Eingeweihten bekannt waren und dessen Einfluss Politik, Religion und Magie gleichermaßen durchdrang. Dieses Buch entführt dich in die spirituelle Welt der Tempel von Karnak, zu den Priestern, die mit geheimen Ritualen und sakralen Formeln die kosmische Ordnung zu bewahren suchten. Es beleuchtet die Rolle der Namensmagie in der ägyptischen Mythologie, erklärt die Bedeutung heiliger Sprache und entschlüsselt das komplexe Zusammenspiel von Religion, Macht und Identität im alten Theben. Omar Uriel eröffnet mit eindrucksvoller Tiefe und sprachlicher Klarheit einen neuen Zugang zu einer untergegangenen Welt – einer Welt, in der Worte Realität formten und der wahre Name eines Gottes alles verändern konnte.

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Seitenzahl: 147

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Amun – Der Gott der verborgenen Worte

Namensmagie, Tempelrituale und göttliche Macht im alten Ägypten

Omar Uriel

1. Einführung in die Welt der Namen und ihre Macht

Die historische Bedeutung von Namen in alten Kulturen

In der Geschichte der Menschheit spiegeln Namen weit mehr wider als bloße Bezeichnungen zur Unterscheidung von Individuen. Sie sind tief in die kulturellen, sozialen und spirituellen Strukturen der Gesellschaften eingebettet. In alten Kulturen hatten Namen nicht nur eine identifizierende Funktion, sondern waren Träger von Bedeutung, Macht und Einfluss. Sie waren Symbole der Identität und des Schicksals, die das Wesen einer Person, eines Ortes oder eines göttlichen Wesens verkörperten.

In der altägyptischen Kultur war die Bedeutung von Namen besonders ausgeprägt. Ägypten, eine der ältesten und bedeutendsten Zivilisationen der Weltgeschichte, entwickelte ein komplexes System von Glaubensvorstellungen, in dem Namen eine zentrale Rolle spielten. Die alten Ägypter glaubten, dass Namen eine magische Essenz besaßen, die in der Lage war, das Schicksal zu beeinflussen und die Realität zu formen. Diese Überzeugung wurde in der Praxis des "Ren" manifestiert, dem ägyptischen Konzept des Namens, der als ein integraler Bestandteil der menschlichen Seele angesehen wurde.

Die Bedeutung von Namen erstreckte sich über das persönliche Leben hinaus und war auch in der politischen und religiösen Sphäre von entscheidender Bedeutung. Pharaonen nahmen bei ihrer Krönung neue Namen an, die ihre göttliche Legitimation und ihre Regierungsphilosophie widerspiegelten. Diese Namen waren sorgfältig ausgewählte Ausdrücke ihrer Macht und ihres Anspruchs auf die göttliche Ordnung der Welt. Ein prominentes Beispiel ist der Pharao Ramses II., dessen Name "Ra hat ihn geboren" bedeutete und seine Verbindung zum Sonnengott Ra betonte.

Im religiösen Kontext waren Namen untrennbar mit der Verehrung der Götter verbunden. Die Ägypter verehrten eine Vielzahl von Göttern, von denen jeder spezifische Namen trug, die ihre Eigenschaften, Zuständigkeiten und Kräfte symbolisierten. Ein herausragendes Beispiel ist der Gott Amun, dessen Name "Der Verborgene" bedeutet. Amun war eine der Hauptgottheiten der ägyptischen Religion und sein Name spiegelte die geheimnisvolle Natur seiner Existenz und Macht wider.

Die Verwendung von Namen reichte jedoch über die göttliche Sphäre hinaus und umfasste auch die magische Praxis. Die alten Ägypter nutzten die Namensmagie, um Schutz zu gewährleisten, Flüche zu brechen oder das Schicksal zu beeinflussen. Diese Praxis basierte auf der Überzeugung, dass das Wissen um den wahren Namen einer Entität Macht über sie verlieh. Dies wird in den Geschichten von Zauberern und Priestern deutlich, die durch das Aussprechen oder Verschweigen von Namen übernatürliche Kräfte entfesseln konnten.

In verschiedenen anderen alten Kulturen spielte die Namensgebung ebenfalls eine bedeutende Rolle. In Mesopotamien, dem Land zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris, war die Namensgebung ein heiliger Akt, der oft mit astrologischen Praktiken verbunden war. Die Babylonier etwa glaubten daran, dass der Name eines Neugeborenen die Schicksalslinien beeinflussen könnte, was in der Tradition der Namensprophetie mündete.

In China war der Konfuzianismus maßgeblich an der Bedeutung der Namen in der Gesellschaft beteiligt. Die "Zheng Ming" oder "Richtigstellung der Namen" war ein wesentlicher Bestandteil der konfuzianischen Philosophie, die darauf abzielte, die Harmonie in der Gesellschaft durch die korrekte Verwendung von Titeln und Namen zu sichern. Diese Vorstellung war so tief in die soziale Struktur eingebettet, dass das Versagen, die richtigen Namen zu verwenden, als Bedrohung für die Ordnung und Stabilität angesehen wurde.

Die Griechen und Römer betrachteten Namen ebenfalls als Ausdruck der Identität und des Charakters. Bei den Griechen war es üblich, dass Namen sowohl die Abstammung als auch die persönlichen Eigenschaften einer Person reflektierten. In der römischen Kultur spielte der "Nomen" eine zentrale Rolle im sozialen Status und der politischen Karriere eines Individuums, wobei der Name oft die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Familie oder einem bestimmten Clan signalisierte.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die historische Bedeutung von Namen in alten Kulturen weit über ihre Funktion als bloße Etiketten hinausging. Namen waren Symbole der Macht, der Identität und des Schicksals, die tief in den religiösen und sozialen Strukturen der Gesellschaften verwurzelt waren. Sie spiegelten nicht nur die kulturellen und spirituellen Werte wider, sondern waren auch Werkzeuge der Einflussnahme und Kontrolle. Diese reiche Tradition der Namensbedeutung legt den Grundstein für die weiteren Untersuchungen über die geheime Wortmagie des Amun und ihre verbotene Praxis in Karnak.

Die Rolle der Namen in der ägyptischen Mythologie

In der ägyptischen Mythologie spielten Namen eine zentrale Rolle, die weit über das bloße Identifizieren von Individuen hinausging. Sie wurden als Schlüssel zur Identität und zur Essenz einer Person oder einer Gottheit betrachtet. Die alten Ägypter glaubten, dass der Name eines Wesens seine Existenz in der Welt sicherte und dass das Wissen um diesen Namen Macht über das Wesen selbst verlieh.

Ein zentraler Aspekt der Namensbedeutung in der ägyptischen Mythologie ist der Glaube an die lebensspendende Kraft der Namen. Dies zeigt sich deutlich in der Schöpfungsgeschichte von Atum, dem Urgott, der durch das Aussprechen seines Namens die Welt ins Dasein rief. Diese Vorstellung unterstreicht die Schöpfungskraft der Worte und Namen und spiegelt die tief verwurzelte Überzeugung wider, dass Worte eine manifeste Realität erzeugen können.

Die Macht der Namen wird auch in der Geschichte von Isis und Ra illustriert. Isis, eine der mächtigsten Göttinnen des ägyptischen Pantheons, strebte danach, die geheime Macht von Ra zu erlangen. Sie wusste, dass der wahre Name des Sonnengottes der Schlüssel zu seiner Macht war. Durch List und Magie gelang es ihr, Ra seinen geheimen Namen zu entlocken, wodurch sie seine Kräfte nutzen konnte. Diese Erzählung verdeutlicht, dass das Wissen um den wahren Namen einer Gottheit nicht nur Macht, sondern auch Kontrolle bedeutete.

Ein weiteres Beispiel für die Bedeutung der Namen in der ägyptischen Mythologie ist der sogenannte „Königsname“, der Pharaonen verliehen wurde. Der Königsname war mehr als nur ein Titel; er war ein Ausdruck der göttlichen Legitimation und der Herrschaft des Pharaos. Jeder Pharao trug mehrere Namen, die jeweils verschiedene Aspekte seiner Persönlichkeit und seines göttlichen Auftrags widerspiegelten. Der berühmte Tutanchamun, dessen Name „Lebendes Abbild des Amun“ bedeutet, zeigt, wie eng die Identität des Pharaos mit der Gottheit Amun verknüpft war.

Die Schutzfunktion der Namen war ebenfalls von zentraler Bedeutung. In vielen Grabinschriften und magischen Texten wurden Namen verwendet, um den Verstorbenen im Jenseits zu schützen. Der Glaube an die Macht des Namens führte dazu, dass Menschen in ihren Gräbern oft mit beschrifteten Amuletten begraben wurden. Diese sollten sicherstellen, dass der Verstorbene im Jenseits seine Identität behielt und vor bösen Geistern geschützt war.

In einem religiösen und kulturellen Kontext symbolisierten Namen auch die Verbindung zwischen der Welt der Menschen und der Welt der Götter. Die Priester, die als Hüter dieses Wissens fungierten, verwendeten geheime Namen in Ritualen, um Götter herbeizurufen und mit ihnen zu kommunizieren. Diese Praxis unterstreicht die Rolle der Namen als magisches Werkzeug, das spirituelle und göttliche Kräfte entfesseln konnte.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Namen in der ägyptischen Mythologie weit mehr als nur eine Kennzeichnung waren. Sie waren Ausdruck der Seele, ein Mittel der Macht und ein Bindeglied zwischen der diesseitigen und der jenseitigen Welt. Die Bedeutung, die den Namen beigemessen wurde, spiegelt den tiefen Glauben der alten Ägypter wider, dass Worte nicht nur beschreiben, sondern auch erschaffen und transformieren können.

Die Erforschung der Rolle der Namen in der ägyptischen Mythologie offenbart eine faszinierende Welt, in der Sprache und Spiritualität aufs Engste miteinander verwoben sind. Diese Vorstellung von der Macht der Namen ist ein zentrales Thema in der komplexen Beziehung zwischen Menschen und Göttern im alten Ägypten und bietet einen wertvollen Einblick in die kulturellen und religiösen Praktiken dieser antiken Zivilisation.

Amun: Der Gott der verborgenen Namen

Amun, einer der bedeutendsten Götter des alten Ägypten, ist ein Wesen voller Geheimnisse und Macht. Sein Name selbst verbirgt eine Vielzahl von Bedeutungen und Kräften, die im Laufe der Jahrtausende von Priestern und Gelehrten erforscht und gehütet wurden. Die Ägypter verehrten Amun als den "Verborgenen", was auf die immense und oft unsichtbare Macht hinweist, die seinem Wesen innewohnt. Diese Verborgenheit ist nicht nur ein symbolischer Ausdruck, sondern spiegelt auch die tiefe Überzeugung wider, dass Amuns wahre Natur und Macht nur durch geheime Namen und Rituale zugänglich gemacht werden können.

In der ägyptischen Mythologie gilt Amun als der Schöpfergott, der aus dem Urchaos hervorging, um die Welt zu formen. In der Theologie von Theben, insbesondere im Kontext des Tempels von Karnak, wurde Amun zu einer universellen Gottheit erhoben, die alle anderen Götter in sich vereinte. Sein Name selbst war von solcher Bedeutung, dass er oft als "derjenige, der seinen Namen verbirgt" bezeichnet wurde. Diese Bezeichnung ist nicht nur ein Hinweis auf seine Unsichtbarkeit, sondern betont auch die mystische Kraft, die in den Namen selbst steckt.

Die alten Ägypter glaubten, dass Namen nicht nur identifizierende Bezeichnungen waren, sondern dass sie die Essenz und die Macht des Benannten verkörperten. In diesem Zusammenhang wurden Amuns geheime Namen zu einem Werkzeug der Macht, das es den Priestern ermöglichte, auf göttliche Kräfte zuzugreifen und sie zu lenken. Diese Namen waren nicht für die breite Öffentlichkeit bestimmt und wurden in speziellen rituellen Kontexten verwendet, um Amuns Einfluss zu beschwören und zu verstärken.

Die Vorstellung, dass der wahre Name einer Gottheit oder eines Wesens deren Macht enthält, ist tief in der ägyptischen Kultur verwurzelt. Der bekannteste Mythos, der diese Vorstellung illustriert, ist die Geschichte von Isis und Ra. In dieser Erzählung erfährt Isis den geheimen Namen des Sonnengottes Ra, um seine Macht zu erlangen. In ähnlicher Weise war das Wissen um Amuns geheime Namen ein Privileg, das den höchsten Priestern vorbehalten war, die als Vermittler zwischen den Menschen und der göttlichen Sphäre fungierten.

Der Tempel von Karnak, der als Hauptkultstätte des Amun diente, war das Zentrum dieser geheimen Praktiken. Hier wurden komplexe Rituale durchgeführt, die auf der Rezitation und der Schöpfung von Amuns Namen basierten. Diese Rituale sollten nicht nur die Kontinuität der Schöpfung sicherstellen, sondern auch das Gleichgewicht der kosmischen Kräfte aufrechterhalten. Die Priester von Karnak waren die Hüter dieses Wissens und entwickelten eine ausgeklügelte Praxis der Namensmagie, die tief in die theologische Struktur des alten Ägypten eingebettet war.

Die Macht der Namen, insbesondere der geheimen Namen Amuns, war ein wesentlicher Bestandteil der ägyptischen Religion und Magie. Durch die Verwendung dieser Namen konnten die Priester die Realität beeinflussen und die göttliche Ordnung aufrechterhalten. Diese Praktiken waren jedoch nicht ohne Risiko, da sie ein tiefes Verständnis der kosmischen Gesetze und der göttlichen Hierarchien erforderten. Die verbotene Praxis der Namensmagie war daher nicht nur ein Ausdruck von Macht, sondern auch von Verantwortung.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Amun als Gott der verborgenen Namen eine zentrale Rolle in der ägyptischen Mythologie und Magie spielte. Sein Kult und die damit verbundenen Praktiken spiegeln die komplexe Beziehung zwischen den Ägyptern und ihren Göttern wider, in der Namen als Schlüssel zur göttlichen Macht verstanden wurden. Diese alten Überzeugungen und Praktiken haben bis heute eine faszinierende Anziehungskraft und erinnern uns daran, dass die Macht der Sprache und der Namen eine zeitlose und universelle Kraft ist.

Die sprachliche Struktur und Bedeutung von Namen

In der faszinierenden Welt der Namen und ihrer Macht spielt die sprachliche Struktur eine entscheidende Rolle. Namen sind weit mehr als bloße Bezeichnungen; sie sind Träger von Bedeutung, Identität und oft auch von Macht. Diese Erkenntnis ist fest in der Geschichte verankert und zieht sich durch viele Kulturen, insbesondere durch das alte Ägypten, wo die Macht der Namen als essenziell für das Verständnis der Welt und der göttlichen Ordnung angesehen wurde.

Die sprachliche Struktur von Namen im alten Ägypten war komplex und vielschichtig. Ein Name bestand oft aus mehreren Elementen, die zusammen eine tiefere Bedeutung vermittelten. Dies könnte ein Hinweis auf die Herkunft, die gesellschaftliche Stellung oder die göttliche Verbindung einer Person sein. Die Ägypter glaubten, dass jedes Wort, insbesondere ein Name, eine Form von 'Ka' besaß, einer Lebensenergie, die dem Träger Macht verlieh. Diese Vorstellung ist eng verbunden mit der Hieroglyphenschrift, die nicht nur als Kommunikationsmittel diente, sondern auch als heiliges Medium galt, durch das die göttlichen Mächte in die menschliche Welt eintraten.

Ein zentraler Aspekt der Namensstruktur im alten Ägypten war die Verwendung von theophorischen Namen, die den Namen eines Gottes enthielten. Diese Namen waren nicht nur Ausdruck der Verehrung, sondern auch der Hoffnung, dass der Träger der göttlichen Protektion und Macht teilhaftig würde. Ein Beispiel hierfür ist der Name 'Tutanchamun', der 'Lebendiges Abbild des Amun' bedeutet. Diese Namen sind Beleg für die enge Verbindung zwischen Sprache, Religion und Macht im alten Ägypten.

Die Bedeutung eines Namens ging jedoch über die bloße Benennung hinaus. Ein Name konnte Schicksale beeinflussen und die Wahrnehmung seines Trägers sowohl in der physischen als auch in der spirituellen Welt formen. Dieser Glaube an die Macht der Namen fand seinen Ausdruck in der Praxis der 'Ren Pet', der jährlichen Wiederholung der Namenszeremonie, bei der der Name eines Verstorbenen rezitiert wurde, um seine Existenz im Jenseits zu sichern.

In der ägyptischen Mythologie waren Namen nicht nur individuelle Identifikatoren, sondern auch Mittel zur Machtausübung. Die Götter selbst waren dafür bekannt, geheime Namen zu besitzen, die ihre wahre Macht und Essenz enthielten. Der Gott Amun, dessen Name 'Der Verborgene' bedeutet, ist ein Paradebeispiel für diese Vorstellung. Sein Name symbolisierte nicht nur seine unsichtbare Präsenz, sondern auch seine allumfassende Macht, die sowohl in der sichtbaren als auch in der unsichtbaren Welt wirkte.

Zusammengefasst zeigt die sprachliche Struktur und Bedeutung von Namen im alten Ägypten, wie tief verwurzelt die Vorstellung war, dass Namen mehr als nur Worte sind. Sie waren der Schlüssel zu Macht, Schutz und Unsterblichkeit. Diese Überzeugung prägte nicht nur die Gesellschaft und Kultur des alten Ägyptens, sondern hat auch bis in die heutige Zeit überlebt, wie in der andauernden Faszination für die Sprache und Symbole dieser alten Zivilisation sichtbar wird.

Die Komplexität der Namensstruktur bietet spannende Einblicke in das Denken und die Weltanschauung der alten Ägypter. Es zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie eng Sprache, Macht und Spiritualität miteinander verflochten sind und wie diese Verflechtung die Grundlage für viele kulturelle und religiöse Praktiken bildete, die bis heute Studierende und Forscher gleichermaßen in ihren Bann ziehen.

Namen als Träger von Macht und Einfluss

Namen sind weit mehr als nur einfache Identifikatoren; sie sind mächtige Symbole, die tief in den kulturellen und spirituellen Traditionen der Menschheit verwurzelt sind. In vielen alten Kulturen galten Namen als Schlüssel zur Essenz eines Wesens oder einer Sache. Diese Vorstellung findet sich insbesondere in der ägyptischen Mythologie wieder, wo Namen nicht nur als Bezeichnungen, sondern als Träger von Macht und Einfluss verstanden wurden.

Der Glaube an die Macht der Namen war im alten Ägypten weitverbreitet. Es wurde angenommen, dass der Name eines Wesens seine Lebensenergie und seinen Einfluss in der Welt manifestiert. Der berühmte Ägyptologe E.A. Wallis Budge bemerkte hierzu: „Im Glauben der alten Ägypter war der Name eines der wichtigsten Elemente des Lebens und des Fortbestands im Jenseits“ (Budge, 1895). Namen hatten die Fähigkeit, die Realität zu formen und das Schicksal zu beeinflussen. In diesem Kontext wurde die sorgfältige Wahl und der Schutz von Namen zu einer bedeutenden religiösen und sozialen Praxis.

Die ägyptische Mythologie ist reich an Geschichten, die die transformative Kraft von Namen unterstreichen. Ein klassisches Beispiel ist die Geschichte von Isis und Ra, in der die Göttin Isis die geheime Macht des wahren Namens des Sonnengottes Ra nutzt, um ihre eigene göttliche Macht zu steigern. Diese Erzählung illustriert die Vorstellung, dass das Wissen um den wahren Namen eines Wesens dessen Kontrolle ermöglicht. Der britische Historiker Geraldine Pinch beschreibt dies als „eine der grundlegendsten Prinzipien der ägyptischen Magie“ (Pinch, 2006).

Im Kontext der ägyptischen Religion spielte der Gott Amun eine herausragende Rolle. Amun, dessen Name „Der Verborgene“ bedeutet, verkörpert die Geheimnisse und die Macht, die in der Unsichtbarkeit und im Unausgesprochenen liegen. Sein Name selbst war ein Symbol für die verborgene Kraft der Namen. Amun wurde in der Periode des Neuen Reiches als der König der Götter verehrt, und sein Einfluss erstreckte sich weit über die spirituellen Praktiken hinaus bis in die politischen Strukturen Ägyptens.

Die Tempelanlage von Karnak, das zentrale Heiligtum des Amun-Kults, war ein Ort, an dem die Macht der Namen besonders deutlich zur Geltung kam. Hier wurden Rituale durchgeführt, die auf der Verwendung von Namen beruhten, um göttliche Energien zu beschwören und Einfluss auf die irdische Welt auszuüben. Diese Rituale waren streng geheim und wurden von einer Elite von Priestern bewahrt, die als Hüter dieses mächtigen Wissens galten.

Die sprachliche Struktur der ägyptischen Namen war komplex und sorgfältig konstruiert. Die Hieroglyphen, die für die Namen verwendet wurden, waren mehr als nur schriftliche Zeichen; sie waren Träger von Bedeutungen, die sowohl die physische als auch die metaphysische Welt beeinflussten. Jeder Name war eine Kombination von Lauten und Symbolen, die zusammen eine spezifische Energie und einen bestimmten Einfluss ausübten.

Im alten Ägypten entwickelte sich die Magie der Namen als eine der einflussreichsten Formen der magischen Praxis. Diese Magie basierte auf der Annahme, dass das korrekte Aussprechen oder Schreiben eines Namens bestimmte Kräfte freisetzen konnte. Die ägyptischen Priester nutzten diese Praxis, um Schutzzauber zu wirken, Heilungsrituale durchzuführen und um Einfluss auf das Wetter oder die Ernte zu nehmen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Namen im alten Ägypten als Träger von Macht und Einfluss eine zentrale Rolle spielten. Sie waren nicht nur Identifikatoren, sondern mächtige Werkzeuge, die das Schicksal von Menschen und Göttern gleichermaßen beeinflussen konnten. Die faszinierende Welt der Namensmagie bietet uns heute einen Einblick in die komplexen spirituellen und kulturellen Praktiken einer der faszinierendsten Zivilisationen der Geschichte.

Die Entwicklung der Namensmagie im alten Ägypten

Die Entwicklung der Namensmagie im alten Ägypten ist ein faszinierendes Kapitel in der Geschichte der menschlichen Spiritualität und des Glaubens. In der alten ägyptischen Kultur, die sich über Jahrtausende erstreckte und eine der am besten dokumentierten Zivilisationen der Antike ist, spielten Namen eine zentrale Rolle. Sie waren nicht nur einfache Bezeichnungen, sondern galten als Träger von Macht und Einfluss. Diese Auffassung entwickelte sich aus der tiefen Überzeugung, dass Worte und Namen eine direkte Verbindung zur spirituellen Welt darstellen.

In den frühen Perioden der ägyptischen Geschichte, insbesondere während des Alten Reiches (ca. 2686–2181 v. Chr.), begannen die Ägypter, die Bedeutung von Namen in den Kontext ihrer religiösen und spirituellen Überzeugungen zu stellen. Die Namensmagie, wie wir sie heute nennen, war nicht nur ein religiöses oder spirituelles Konzept, sondern auch eine praktische Methode, um die Welt zu beeinflussen. Die Ägypter glaubten, dass der richtige Gebrauch eines Namens, sei es der eines Menschen oder eines Gottes, die Fähigkeit besaß, Schutz zu bieten, Wohlstand zu bringen oder gar den Willen der Götter zu beeinflussen.

Ein zentraler Aspekt der Namensmagie war die Überzeugung, dass der Name eines Wesens oder einer Sache dessen wahres Wesen verkörperte. Im alten Ägypten wurde der "Ren", das Wort für "Name", als eine der fünf Komponenten der menschlichen Existenz betrachtet, zusammen mit dem "Ka" (Lebenskraft), "Ba" (Seele), "Ib" (Herz) und dem "Schatten". Der "Ren" war essenziell für das Fortbestehen nach dem Tod, denn solange der Name eines Menschen ausgesprochen wurde, lebte dieser in gewisser Weise weiter. Diese Vorstellung wird in der Literatur der Antike häufig thematisiert, wie beispielsweise in den "Pyramidentexten", einer der ältesten religiösen Schriften der Welt, die vom Fortbestehen des Namens als Mittel der Unsterblichkeit berichtet (Faulkner, R. O., "The AncientEgyptianPyramid Texts", Oxford University Press, 1969).