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Kurze und leicht verständliche Vorlesegeschichten zur Aktivierung von Menschen mit Demenz, für Pflegekräfte und Betreuer in der Altenpflege sowie für Angehörige zu Hause +++ Das Vorlesen war schon immer weit mehr als nur Unterhaltung oder Beschäftigung. Von schönen Vorleseritualen zehren wir noch lange: von der Gemütlichkeit, den spannenden, kurzweiligen oder lustigen Geschichten und dem geborgenen Gefühl. Kein Wunder also, dass kleine Vorlesegeschichten in der Betreuung von Menschen mit Demenz äußerst beliebt sind: Das Vorlesen bietet einen besonders stimmungsvollen und behaglichen Rahmen für die Erinnerungspflege. Geschichten, die in früheren Zeiten spielen oder an damals Erlebtes anknüpfen, eignen sich dabei besonders gut zur Aktivierung. Ältere Menschen verfügen über einen reichhaltigen Erinnerungsschatz, auch wenn er mitunter tief vergraben scheint. Es lohnt sich, ihn wieder in die Gegenwart zu holen – und mit diesen kurzen Vorlesegeschichten gelingt Ihnen das völlig unaufwändig! Von einer Wanderung mit Hindernissen über eine Konfirmation mit kleinen Missgeschicken bis hin zu außergewöhnlichen Geburtstagsgeschenken – die 17 Vorlesegeschichten in diesem Buch erzählen von kleinen Pannen, aufregenden Ereignissen und lustigen Begebenheiten aus dem Kreise der Familie, die Ihre Senioren zum Schmunzeln bringen.
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Seitenzahl: 87
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IMPRESSUM
Titel
5-Minuten-Vorlesegeschichten für Menschen mit Demenz – Amüsante Familiengeschichten
Autorin
Annette Weber
Umschlagmotiv
© LIGHTFIELD STUDIOS – Fotolia.com
Lektorat
Corina Altmann
Fotos im Innenteil
Junge und Männer beim Rasieren: © LIGHTFIELD STUDIOS;
Notizzettel: © John Henkel – beide Fotolia.com
E-Book-Herstellung und Auslieferung readbox publishing, Dortmundwww.readbox.net
Ein Hinweis:
Die Inhalte im Buch sind von der Autorin mit großer Sorgfalt erarbeitet und ausgewählt worden, stellen jedoch keine therapeutischen Maßnahmen dar. Nehmen Sie dennoch eine genaue Prüfung entsprechend Ihrer Situation vor und wägen verantwortungsvoll ab, welche Übungen Sie mit welchen Personen umsetzen. Wenn Unsicherheiten oder bereits bestehende Erkrankungen/Allergien vorliegen, klären Sie die Anwendung mit der Pflegedienstleitung oder dem behandelnden Arzt ab. Die Autorin und der Verlag übernehmen weder für die Aktualität, Korrektheit und Vollständigkeit der bereitgestellten Inhalte eine Gewähr noch dafür, dass diese für Ihren individuellen Einzelfall geeignet und ausreichend sind. Alle Inhalte dienen ausschließlich der Information, ebenso wie deren Umsetzung ausschließlich in eigener Verantwortung des Anwenders erfolgt.
Verlag an der RuhrMülheim an der Ruhrwww.verlagruhr.de
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© Verlag an der Ruhr 2019
E-Book ISBN 978-3-8346-4131-1
INHALT
Vorwort
Über die Reihe
Happy End für Flöckchen
Heiß geliebter Trabbi
Wanderung mit Hindernissen
Eislaufen auf der Spree
Omas Schulweg
Das Fräulein vom Amt
Nestbau
Das große Wiedersehen
Muttertag
Die erste Pizza
Der Tag der Konfirmation
Der Katalog im doppelten Boden
Das besondere Geburtstagsgeschenk
Mit Großvater unterwegs
Sonntage mit Kleidungswechsel
Ein Riss in der Tafel
Für Gut
VORWORT
Liebe Vorlesende, liebe Zuhörende,
ich heiße Annette Weber. Seit fast 30 Jahren schreibe ich Bücher, Geschichten und Theaterstücke für Kinder und Jugendliche. Nun auch einmal Geschichten für ältere Menschen aufzuschreiben, ist mir eine große Freude.
In den vergangenen Jahren sind schon einige Bücher in dieser Reihe von mir erschienen. Ich war sehr überrascht und erfreut, dass sie so gut angekommen sind. Das hat mich natürlich beflügelt, weitere Geschichten zu schreiben.
In dem vorliegenden Band steht nun die Familie im Mittelpunkt des Geschehens, in der es nicht zuletzt auch durch Kindermund immer wieder zu amüsanten Verwicklungen kommen kann: Haustiere gehen verloren, sorgfältig geplante Freizeitaktivitäten misslingen völlig, die große Liebe tritt ganz plötzlich in Erscheinung oder die Geburt eines Kindes hält sich nicht an den ursprünglichen Zeitplan.
Mit den Widrigkeiten des Familienalltags umzugehen, ist eine Kunst, die jede junge Mutter und jeder junge Familienvater für sich erwerben muss. Dabei hilft es oft, über den eigenen Schatten zu springen und auch die erfahrene ältere Generation um ihren Rat zu fragen.
Mit Humor und einem Augenzwinkern lässt sich manch heikle Situation retten und wird in der Erinnerung auch vor allem der Kinder zu einem ganz besonderen Erlebnis, von dem sie noch ihren eigenen Enkeln berichten können. Das Arbeiten an diesem Buch hat mir viel Spaß gemacht. Ich hoffe, Sie spüren das zwischen den Zeilen.
Ich wünsche Ihnen mit diesem Buch viel Freude und hoffe, dass Sie sich beim Vorlesen oder Zuhören an verschiedene eigene Familiengeschichten erinnern.
Liebe Grüße
Annette Weber
ÜBER DIE REIHE
Lesen ist eine der schönsten und zeitlosesten Freizeitbeschäftigungen für Jung und Alt. In Erzählungen abtauchen, sich in andere Personen hineinversetzen, via Fantasie Zeitreisen unternehmen … Lesen bietet die Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen und ihn gleichzeitig zu verarbeiten. Wem das Lesen jedoch Mühe bereitet, der kann Lesevergnügen auch über das Vorlesen erleben.
Die Reihe „5-Minuten-Vorlesegeschichten für Menschen mit Demenz“ berücksichtigt die Einschränkungen von Menschen mit Demenz mit kurzen, pointierten und einfachen Geschichten, die an das Alltagserleben anknüpfen. Mal humoristisch, mal nachdenklich oder auch religiösbesinnlich – je nach Anlass und Situation können Sie die passende Geschichte auswählen und die Zuhörer zum Gedankenaustausch anregen. Die entsprechenden Anschlussfragen zu jeder Geschichte bieten die dazu nötigen Anknüpfungspunkte – für ein abwechslungsreiches (Vor-) Lesevergnügen!
HAPPY END FÜR FLÖCKCHEN
Jedes Wochenende fahren Maria und Herbert Berger in den Berliner Grunewald. Sie besitzen dort einen großen Schrebergarten mit einem hübschen Gartenhäuschen. Die beiden haben sich das kleine Häuschen so eingerichtet, dass man sogar bequem darin schlafen kann. So ist es auch möglich, einige Tage dort zu verbringen.
An diesem Wochenende ist es sehr warm. Herbert parkt sein Auto unter der großen, schattigen Linde. Dann laden er und seine Frau den Wagen aus und tragen alles in das kleine Häuschen. Zuerst wird der Käfig mit den Wellensittichen ins kleine Wohnzimmer getragen. Dann folgt der Koffer mit den Kleidungsstücken und die Kiste mit den Lebensmitteln.
„Diesmal hast du aber viel eingekauft“, wundert sich Herbert und schaut neugierig in die Kiste.
Maria lacht.
„Kein Wunder. Ich will ja noch einen Kuchen backen.“
Herbert schmunzelt vergnügt. An diesem Wochenende wollen ihre Kinder sie im Schrebergarten besuchen. Darauf freuen sich die beiden sehr.
Herbert und Maria haben zwei Kinder, Anita und Klaus, die ebenfalls in Berlin leben. Sie wohnen mittlerweile nicht mehr bei ihren Eltern, aber wenn das Kaffeetrinken im Grunewald ansteht, kommen sie gern vorbei.
„Ich kümmere mich mal um die Tomaten“, brummt Herbert und verschwindet im Gemüsegarten. Maria beginnt in der Zwischenzeit mit dem Kuchenbacken.
„Oh, Mutti backt Kuchen“, plappert Flöckchen, der weiße Wellensittich mit dem blauen Punkt auf dem Rücken.
Maria muss lachen. Flöckchen kann ziemlich gut sprechen. Und nicht nur das. Er weiß offenbar immer genau, was Maria gerade macht, und brabbelt zu jeder Situation einen passenden Satz.
„Ja genau, Flöckchen“, antwortet Maria. „Es gibt Marmorkuchen. Den mag Anita so gern.“
„Marmorkuchen“, brabbelt Flöckchen und kommt näher an die Gitterstäbe heran. Auch Hansi, der blaue Wellensittich, hat seinen Kopf schräg gelegt und beobachtet Maria.
„Möchtet ihr herumfliegen?“, fragt Maria.
Die beiden Vögel schauen sie aufmerksam an. Mit ihren schwarzen Knopfaugen beobachten sie, wie Maria die Käfigtür öffnet. Sofort kommen die Vögel heraus. Hansi turnt auf dem Käfig herum, Flöckchen setzt sich auf Marias Schulter und schaut ihr bei der Arbeit zu.
„Lecker Kuchen!“, ruft er dabei wie ein kleines Kind. Dabei hat er noch nie Kuchen gegessen.
Nun kommt auch Herbert aus dem Garten zurück, um seiner Frau zu helfen. Er streicht die Kuchenform mit Margarine ein und schiebt schließlich den Kuchen in den Ofen.
Eine Stunde später hören Maria und Herbert Fahrradgeklingel vor dem Zaun.
„Das werden die Kinder sein!“, sagt Maria aufgeregt.
„Wir kommen!“, ruft Herbert erfreut und stürzt zur Tür.
„Herbert, Vorsicht! Flöckchen sitzt noch …“, ruft ihm Maria nach.
Aber Herbert achtet nicht auf sie. Er läuft nach draußen, um den Kindern die Gartentür zu öffnen.
„Willkommen!“, ruft er seinen beiden Kindern entgegen. „Der Kuchen ist gerade fertig.“
„Gerade fertig“, plappert Flöckchen nun und tritt von einem Bein auf das andere. Herbert Berger bleibt wie angewurzelt stehen. Erst jetzt fällt ihm auf, dass Flöckchen auf seiner Schulter sitzt.
„Flöckchen? Oh!“, ruft er erschrocken. Vorsichtig will er nach dem Vogel greifen. Aber Flöckchen ist schneller. Er breitet seine Flügel aus und fliegt auf den nächsten Baum. Der Baum ist nicht sehr hoch. Der Vogel ist noch zu greifen. Trotzdem spürt Herbert, wie sein Herz erschrocken ein paar Schläge schneller klopft. Auch Maria schaut den Vogel ängstlich an.
„Bleib da ganz ruhig sitzen, Flöckchen!“, ermahnt sie den Vogel. Dann eilt sie ins Haus, um den oberen Teil des Käfigs zu holen. Doch als sie vorsichtig auf den Baum zukommt, fliegt Flöckchen auf einen höheren Ast.
Nun ist er nicht mehr so einfach zu erreichen.
„Oh nein!“, schluchzt Maria entsetzt. „Was machen wir denn jetzt?“
„Wir brauchen eine Leiter“, schlägt Klaus vor.
Sofort machen sich Herbert und Klaus auf den Weg zum Schuppen, zerren die Leiter heraus und lehnen sie an den Baum. Vorsichtig steigt Klaus Flöckchen entgegen. Aber als er ihn fast erreicht hat, breitet Flöckchen erneut die Flügel aus und fliegt in den Wipfel eines anderen hohen Baumes. Jetzt ist er kaum noch zu sehen, ein kleiner Vogel, der auf den Ästen schaukelt.
Maria beginnt, zu schluchzen.
„Keine Angst, Mutti“, versucht Anita zu trösten.
„Der kommt schon wieder.“
Doch Flöckchen schaut den anderen Vögeln nach und fliegt mit dem nächsten Windstoß davon.
Ohne Flöckchen ist nichts mehr wie vorher. Vergessen ist das Kaffeetrinken mit der Familie. Alle sind damit beschäftigt, nach Flöckchen zu suchen. Doch als es Abend wird, ist der weiße Wellensittich mit dem blauen Punkt auf dem Rücken noch immer nicht gefunden worden.
Klaus und Anita müssen wieder zurück nach Hause. Es fällt ihnen schwer, die Eltern so traurig in ihrem Garten zurückzulassen. Herbert und Maria sind untröstlich.
„Es ist doch nur ein Vogel“, versucht Maria sich immer wieder zu sagen, aber ein Haustier ist eben nicht einfach nur ein Tier. Es ist ein Tier, das man ganz besonders lieb hat. Und ein Wellensittich wie Flöckchen, mit dieser besonderen Farbe und dem lockeren Mundwerk, ist sowieso einzigartig.
„Mama, ich habe eine Idee“, schlägt Tochter Anita schließlich vor. „Ich mache Plakate mit Flöckchens Beschreibung fertig und hänge sie an alle Bäume rund um Berlin. Dann wird dein Flöckchen bestimmt gefunden.“
Aber Maria ist nicht zu trösten. Flöckchen in der ganzen Umgebung zu suchen, erscheint ihr völlig sinnlos.
„Weißer Wellensittich mit blauem Fleck auf dem Rücken in Berlin-Grunewald entflogen“, schreibt Anita tatsächlich wenige Stunden später mit ihrem Computer. „Er hört auf den Namen ‚Flöckchen’ und ist sehr zahm.
Bitte meldet euch, wenn ihr ihn gefunden habt. Er wird schmerzlich vermisst.“
Diesen Zettel druckt sie fast 100-mal aus. Als sie anfängt, die Zettel an die Bäume zu hängen, wird sie von vielen Menschen angesprochen. Einige nehmen Zettel mit und hängen sie ebenfalls auf. So erreicht der Aufruf eine große Anzahl an Menschen.
Zwei Tage vergehen, qualvolle Tage, in denen die Bergers warten und hoffen – und in denen die Hoffnung von Stunde zu Stunde weniger wird.
„Wir müssen uns damit abfinden, dass er nicht mehr wiederkommt“, schluchzt Maria. Sie ist völlig verzweifelt. Auch Herbert hat die Hoffnung längst aufgegeben.
„Lass uns nach Hause zurückkehren“, murmelt er traurig.
Nach Hause zu kommen mit einem Käfig, in dem nur noch ein Vogel sitzt, macht ihnen schreckliche Angst. Aber ihnen bleibt keine andere Wahl mehr. Das Wochenende ist vorbei und am Montag müssen beide wieder zur Arbeit.
Doch kaum haben sie ihre Wohnung betreten, klingelt das Telefon. Anita ist am Apparat.
„Mama!“, schreit sie so laut ins Telefon, dass Maria erschrocken zusammenzuckt. „Flöckchen ist gefunden worden!“