Anjas Tagebuch - Doreen Gehrke - E-Book

Anjas Tagebuch E-Book

Doreen Gehrke

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Beschreibung

»Anjas Tagebuch« ist ein Buch für Jugendliche und junge Erwachsene, die sich, wie Anja, mit dem Einfluss der digitalen Welt auf unser Leben auseinandersetzen. Die 14-jährige Protagonistin möchte für mindestens fünf Tage versuchen, ohne ihr Smartphone und ohne den Kontakten in den sozialen Netzwerken auszukommen. Solange bis sie mit ihren Eltern in den Urlaub fährt. Die Zeit bis dahin gestaltet Anja außerhalb der bequemen vier Wände und allein. Sie meidet Besuche bei Freunden oder Treffen in Shopping Malls, um gar nicht erst in Versuchung zu kommen. So unternimmt sie eine Sight-Seeing Tour durch Berlin, macht einen Ausflug zum Großen Müggelsee und besucht Museen, für die sie sich schon immer mal Zeit nehmen wollte. In diesen Tagen stellt Anja fest, dass sie in Situationen gerät oder auch zu Erkenntnissen kommt, die sie nie erfahren hätte, wenn sie mit gesenktem Kopf durch die Welt gehen würde. Ihrem Tagebuch vertraut sich Anja an und philosophiert über den Einfluss der digitalen Welt auf das Verhalten der Menschen. Zum Ende kommt Anja zu dem Ergebnis, dass für sie folgende Regel zum Gebrauch von sozialen Netzwerken gelten soll: So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig!

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Doreen Gehrke

Anjas Tagebuch

1. Tagebuch

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttps://www.dnb.de/abrufbar.

https://www.doreen-gehrke-verlag.de/

Alle Rechte: © Doreen Gehrke Verlag, 2016

3. Auflage, Doreen Gehrke Verlag, 2024

Abbildungen zu „Anjas Tagebuch “: © Doreen Gehrke

ISBN: 978-3-9822748-1-2

Mittwoch, 20.07.2016

Mein liebes Tagebuch ...

kaum zu glauben, aber ich schreibe dich NICHT digital , sondern per Hand mit Stift auf Papier. Wie in alten Zeiten, könnte man sagen. Oder als die Welt noch in Ordnung war. Na ja, wollen wir mal nicht übertreiben. Digital zu leben, hat auch seine Vorteile. Aber in letzter Zeit haben die vielen Nachteile Überhand genommen.

Und du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dass jetzt Ferien sind. Die Zeugnisausgabe zog sich hin und schien, nicht enden zu wollen. Während Mitschüler über ihre Urlaubsreisen quatschten, schielte ich beinahe jede Minute auf meine Uhr oder schaute sehnsüchtig zur Tür und fragte mich, ob es vielleicht einen schnelleren Weg gibt, die Schule zu verlassen, als die Abkürzung übern Zaun. Ach, ich weiß auch nicht. Ist ja nicht so, dass ich nicht gerne zur Schule gehe. Ich bin eine gute Schülerin, und auch dieses Mal habe ich nur Einsen und Zweien auf dem Zeugnis. Okay, mehr Zweien als Einsen, aber immer noch unter den Besten aus den achten Klassen. Nein, nein, mir ist es überhaupt nicht wichtig, unter den Besten zu sein. Ich bin tatsächlich eher der Typ, der mit sich im Reinen ist und nicht mit anderen konkurrieren muss. Kennst mich ja.

Was mich, zwar nicht das gesamte Schuljahr, aber seit Ende des ersten Halbjahres schlichtweg angekotzt hat (entschuldige meine Kraftausdrücke), ist dieser ganz offensichtlich niemals enden wollende Hipe ums Smartphone.

Ja, ich weiß, ich habe nicht vergessen, wie ich ausgetickt bin, als ich zu meinem zwölften Geburtstag KEIN Smartphone bekam. Alle hatten schon eins, nur ich nicht. Aber das ist jetzt über zwei Jahre her, und damals hätte ich nie gedacht, wie sehr mich dieses Ding beeinflussen könnte. Oder dass es überhaupt mein Leben ... na ja, ich will nicht sagen mein Leben bestimmt, aber schon einen entscheidenden Einfluss auf meinen Tagesablauf hat, oder besser gesagt, hatte.

Denn ich habe ja jetzt meine Challenge, meine selbst ausgedachte und selbst auferlegte Challenge. Eine ganze Woche ... okay fünf Tage, denn Montag fahren wir in den Urlaub ... also ein etwas längerer Zeitraum ohne Smartphone, auch ohne Fernsehen und ohne Radio. Gut, süchtig nach Fernsehen war ich nie, auch kann ich mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal Radio gehört habe. Aber ich finde, ich sollte gleich mal aufs Ganze gehen und auf jeglicher medialen Beschallung verzichten. Ja, richtig, medialen Beschallung. Daniel hat auch geschmunzelt. Davon muss ich dir unbedingt erzählen.

Also, es war so. Mit dem Zeugnis in der Tasche flüchtete ich so schnell wie ich konnte vom Schulgelände und ab zu Walter`s Coffey. Denn auf meinen obligatorischen Mango-Smoothie wollte ich auf keinen Fall verzichten. Aber ich bin anders als sonst nicht mit dem Bus nach Hause gefahren, sondern zur S1 geschlendert. Und auf einmal ... ich hatte gerade den Becher am Mund, schlürfte einen großen Schluck von meinem Smoothie, vollmundig, cremig, fruchtig, voller Energie und sah mich schon zu Hause vom Balkon aus die Sonne genießen ... da hörte ich neben mir die Worte: „Hey, Anja, warte mal.“ Daniel.

Natürlich war er mir schon aufgefallen. Was denkst du denn?! Aber ich wollte nicht zu den Mädels gehören, du weißt schon welche, die beinahe ausflippen, wenn sie von einem der Top Ten angesprochen werden. In den Kursen hatten wir schon ab und zu miteinander zu tun gehabt, bei Gruppenarbeiten, was sonst. Aber ich habe nie gedacht, dass ich ihm aufgefallen wäre. Dass er mich sieht, weißt du? Darum war ich auch so überrascht, als er plötzlich neben mir stand. Ich hatte mich nicht verschluckt, nein, ich hatte mich unter Kontrolle. So wie immer.

Man muss den Leuten ja nicht zeigen, was man gerade denkt. Das hatte ich schon früh lernen müssen. Erzähle niemanden von deinen Gedanken oder Gefühlen, sie könnten es irgendwann gegen dich verwenden. Darauf will ich jetzt aber nicht näher eingehen. Es ist schon fast morgens, und ich will dir noch so viel erzählen. Komisch, oder? Ich kommuniziere mit einem Heft und das total einseitig, weil es zu meinen Worten oder eben meinen Gedanken nur weitere meiner Worte und meiner Gedanken gibt. Meine Deutschlehrerin würde jetzt sagen, dass das keiner verstünde. Als ob mich das jetzt interessieren würde. Und dennoch muss ich daran denken. „Ja, Anja, das war von dir wieder sehr originell.“ ORIGINELL. Wenn sie dich lesen würde, dann würde sie sicher das Gleiche sagen. Mir fällt gerade ein, dass ich dir noch ein Cover und ein Back Cover zeichnen werde. Ich hoffe, ich werde mich halbwegs gut treffen. Na klar, ich muss auch drauf sein. Es geht ja hier schließlich um mich. Aber ich merke, ich schweife ab.

Wir waren bei Daniel und dass er auf einmal neben mir stand. Sein süßes Lächeln und seine strahlenden Augen hatte er gleich mitgebracht. Ehrlich, ich sage dir, ich weiß nicht, warum vielen Frauen so auf Diamanten stehen. Sie bräuchten sich einfach nur neben Daniel zu stellen. Okay, also jedenfalls fragte er mich, ob ich zu den anderen zum Block House wollte. Ich meinte, dass ich davon gar nichts wüsste. Das stimmte natürlich auch, bin ja keine Lügnerin. Aber ich gebe zu, ich überlegte, ob ich mit Daniel zu den anderen gehen sollte oder nicht. Er merkte, wie ich so am Grübeln war und fragte, ob alles in Ordnung sei. Ich sagte natürlich ganz cool: „Na klar. Was denkst du denn?“ Und dann hat er so geschmunzelt ... Na, du weißt schon ... Oh Mann, ich dachte ich falle tot um. Aber stell` dir vor, ich bin NUR rot geworden. Toll! Zumindest spürte ich, wie meine Wangen warm wurden. Daniel fragte mich dann, ob ich Lust hätte, zu seiner Abschiedsparty zu kommen. Und bei dem Wort ABSCHIEDSPARTY läuteten bei mir die Alarmglocken, was er sofort gemerkt hat und gleich wieder schmunzeln musste. Ich hätte mir selbst eine kleben können. Er erklärte, dass es um den Abschied der achten Klasse ginge. Außerdem müsse er sich ja ständig neue und vor allem sinnvolle Party-Themen ausdenken, sonst würden seine Eltern die vielen Partys bei sich nicht erlauben. Er grinste dabei so, ich glaube, seine Eltern finden es ganz cool, dass er so viele Leute kennt. Vielleicht sind sie aber auch froh, dass sie so ein Auge auf ihn haben.

Meine Eltern sind auch cool. Aber weil ich eher ein Stubenhocker bin, kennst mich ja, würde ich nie auf die Idee kommen, meine Eltern nach einer Party zu fragen. Wir wohnen eh nur in einer Mietwohnung mit Balkon und haben deswegen nicht so viel Platz wie Daniel und seine Familie - riesiges Haus mit mega Garten, sogar mit Pool. Zumindest hatte ich mal davon gehört und seit ein paar Stunden kann ich das auch bestätigen. Denn ich nahm die Einladung an. Du hättest dann mal sein Lächeln sehen sollen! Aber in solchen Situationen sage ich mir immer - cool bleiben, nicht das Denken ausschalten. Klingt, als ob mir so was ständig passieren würde. Jedenfalls verabredeten wir uns gegen 18.00 Uhr, wobei ich mir im ersten Moment einbildete, wir würden uns allein treffen, besann mich dann aber schnell und schlenderte weiter zur S-Bahn-Station, während er zum Block House voraus lief. Stell` dir vor, bevor er loslief, berührte er noch meine Schulter ... Yeah, Yeah ... Irre, oder?!

Okay, okay. Minuten später in der S-Bahn merkte ich dann, dass mein Rest vom Mango-Smoothie warm geworden war, und ich ihn gar nicht mehr weiter ausgetrunken hatte. Das ist natürlich seltsam, du kennst mich ja, mein Smoothie und ich. Und als ob das noch nicht genug gewesen wäre, schielte ich wieder auf mein Smartphone. Ja, ja, ich weiß, meine Challenge und so. Aber diese letzte, wirklich letzte Ausnahme hatte einen wichtigen Grund. Daniel hatte mir über WhatsApp seine Adresse geschickt. Die kannte ich natürlich schon, so wie fast jeder von der Schule. Aber dazu hatte er noch eine Zeile ganz lieber Worte geschrieben: „Ich freue mich auf dich!“ Yeah, Yeah! Irre, oder?!

Aber, aber, immer sachte, sagte ich mir. Das klappte nur nicht. Zu Hause war ich völlig aufgedreht, fand in meinem Schrank natürlich kein passendes Outfit und war am Verzweifeln. Beinahe hätte ich Julia angerufen. Du weißt schon, welche Julia. Es gibt ja nur die eine. Aber ich weiß, was du meinst. Es ist genau die Julia und keine andere, mit der ich mich vor genau acht Tagen und mittlerweile, warte ich guck` mal schnell auf die Uhr, vor genau acht Tagen und zehn Stunden verkracht hatte, und zwar so richtig. Also hatte ich keine beste Freundin mehr, die ich hätte anrufen können und außerdem wollte ich ja mein Smartphone sowieso nicht mehr benutzen. Das mit Daniel war eine riesengroße Ausnahme gewesen, versteht sich von selbst. Shoppen gehen wollte ich auch nicht. Mein bisschen Taschengeld gab ich nie für Klamotten aus. Was das angeht, ist meine Mutti echt cool. Kennst sie ja. Einmal im Monat haben wir unseren Shopping-Tag ... Ja, ich schweife schon wieder ab.

Meine Eltern wussten natürlich nichts von der Party und anrufen wollte ich sie nicht. Ich bin also OHNE Erlaubnis zu einer Party gegangen, und dazu noch zu einer Party von einem JUNGEN, und dazu noch von einem, den meine Eltern nicht kennen, so wie sie auch sonst keine Jungs von meiner Schule kennen oder von woanders her und dazu noch, und das ist bestimmt das allerschlimmste für meinen Papi, dazu noch ist er einer, der nicht durch Papis TÜV musste.

Mal so ganz nebenbei. Findest du es eigentlich kindisch von mir, wenn ich noch Mutti und Papi sage oder vielmehr schreibe? Na ja, zu Mutti sage ich schon noch Mutti. Ich glaube, zu Papi sage ich aber gar nichts mehr. Nicht, dass wir nicht mehr miteinander reden würden. Es gibt schon etwas wie Smalltalk, wenn er mal von seinem Smartphone lässt. Ich spreche ihn aber nie richtig an, immer nur so mit „Du“ oder „Sag` mal“. Im Grunde hänge ich eher mit Mutti ab ... Hey, was geht ab? ... Ja, ich bin ein Mami-Kind. Aber immer noch besser als ein Papi-Kind. Ich habe mal gehört, dass Mädchen, die Papi-Kinder sind, später nur mit alten Säcken zusammen sein können und dazu noch ständig Leuten mit Fragen auf die Nerven gehen. Das soll daran liegen, dass deren Mütter ihnen immer gesagt haben sollen- gehe deinen Vater fragen. Soviel zur Psychologie ...

Ich hatte den beiden also einen Brief geschrieben, dazu mein super Zeugnis auf den Küchentisch gelegt und noch schnell ein paar Eierkuchen gemacht. Und als ich vorhin wiederkam ... Ach, ich hätte ihnen in den Ar*** treten können.

Ja, ich weiß, ich habe coole Eltern. Mutti kam gleich angelaufen und wollte wissen, ob Daniel auch süß sei, und wie er denn aussehen würde und ob er denn sportlich sei ... Oh, wie peinlich! Papi kam hinterhergedackelt, versuchte dabei eine finstere Miene zu zeigen, was natürlich eher komisch aussah, schlug mit einer Faust in die andere Hand und meinte, er würde sich diesen Milchbubi mal vorknöpfen wollen. Früher hätte man die Mädels noch von zu Hause abgeholt. Mutti musste lachen und sagte, er tue ja so, als ob er sie in den 50ern gedatet hätte. Man habe sich auch schon zu ihren Zeiten auf Partys getroffen.

Ich wollte mir das nicht länger anhören und ging Richtung Zimmer, machte dabei aber einen entscheidenden Fehler. Ich erzählte, die Party sei langweilig gewesen. Sofort nahm mich Mutti in ihre Arme und erklärte, es gäbe noch andere Jungs und wahrscheinlich sei dieser Daniel gar nicht intelligent genug für ihre Tochter. Papi erklärte, er würde diesem Hosenscheißer eine reinhauen, wenn der Typ nicht so langweilig wäre. Ich weiß ja nicht, was du davon hältst, aber es wäre bestimmt besser, wenn Daniel meine Eltern niemals kennenlernt.

Also auf der Party war es so. Ich war überpünktlich, was sonst, kam mir aber nicht dämlich vor, denn ich hatte meinen Lieblingspulli an.

---ENDE DER LESEPROBE---