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Sie hat zwei rote Zöpfe, eine blühende Fantasie und lässt sich von Erwachsenen nicht einschüchtern. Seit Generationen inspiriert ›Anne auf Green Gable‹ Millionen von Kindern auf der ganzen Welt. Jetzt gibt es das erfolgreichste kanadische Buch aller Zeiten endlich als Vorlesebuch für die ganze Familie. Die Geschwister Mathew und Marilla Cuthbert brauchen dringend Hilfe auf ihrer Farm Green Gables. Deshalb beschließen sie, einen Jungen zu adoptieren. Mathew staunt nicht schlecht, als am Bahnhof stattdessen ein rothaariges Waisenmädchen auf ihn wartet, das sich als Anne vorstellt und ohne Punkt und Komma redet. Für Marilla steht fest: Anne kann unmöglich auf der Farm helfen. Aber eigentlich haben die beiden das quirlige und lebensfrohe Mädchen schon jetzt ins Herz geschlossen. Sie beschließen, Anne eine Chance zu geben. Doch dann folgt eine Katastrophe auf die andere …
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Seitenzahl: 22
Kallie George
Annes wundersame Reise nach Green Gables
Inspiriert von Anne auf Green Gables
Aus dem Englischen von Yvonne Hergane
Illustriert von Abigail Halpin
Für alle, die Anne inspiriert hat, und für meine Seelenverwandten, nah und fern – K. G.
Für Schwester Madeleine Marie und Gemma – A. H.
In unsterblicher Dankbarkeit für L. M. Montgomery, welche die Geschichte erschaffen hat, auf der dieses Buch beruht
Mrs. Rachel Lynde sah aus dem Fenster. Es war sonnig, es war Nachmittag, es war Juni. Und es war – nanu! – Matthew Cuthbert, der da gerade mit seinem Pferdewagen vorbeifuhr.
Matthew und seine Schwester Marilla waren Mrs. Lyndes Nachbarn und wohnten auf einem Hof namens Green Gables.
Wo will Matthew denn um diese Uhrzeit hin?, wunderte sich Mrs. Lynde. Und wieso trägt er dabei seinen besten Anzug?
Mrs. Lynde entging sonst nie etwas vom Kommen und Gehen in ihrem Dorf Avonlea. Aber hiervon hatte sie doch tatsächlich nichts gewusst!
Ich muss sofort zu Marilla und der Sache auf den Grund gehen, nahm sie sich vor.
Als Mrs. Lynde auf Green Gables ankam, war Marilla gerade in ihre Strickarbeiten vertieft.
»Wir haben beschlossen, einen Waisenjungen zu adoptieren«, erklärte sie Mrs. Lynde. »Es wird höchste Zeit, dass uns jemand auf dem Hof hilft.«
»Einen Waisenjungen?«, wiederholte Mrs. Lynde völlig verdutzt. »Aber Marilla …«
»Er kommt heute mit dem Zug an«, fügte Marilla hinzu.
Mrs. Lynde schüttelte missbilligend den Kopf.
»Ihr macht da einen großen Fehler«, sagte sie. »Du wirst noch an meine Worte zurückdenken.«
Am Bahnhof angekommen, konnte Matthew weit und breit keinen Jungen entdecken. Dafür stand dort aber ein Mädchen.
Unter ihrem ausgeblichenen, breitkrempigen Hut baumelten zwei rote Zöpfe. Sie hatte große Augen und ein spitzes Gesicht voller Sommersprossen und trug eine abgewetzte Reisetasche in der Hand.
Matthew war ein sehr schüchterner Mann und wusste nicht, was er jetzt tun sollte.
Das Mädchen hingegen war kein bisschen schüchtern.
»Sind Sie Matthew Cuthbert von Green Gables?« Sie streckte ihm die Hand hin, und Matthew schüttelte sie.
»Ich freue mich ja so, Sie endlich kennenzulernen«, sagte das Mädchen mit klarer, fröhlicher Stimme. »Wären Sie nicht gekommen, hätte ich da drüben auf dem Kirschbaum geschlafen. Das muss wundervoll sein, auf so einem Baum zu schlafen. Vor allem jetzt, wo er in voller Blüte steht. Das fühlt sich bestimmt so an, als würde man in einem Marmorpalast nächtigen, meinen Sie nicht auch? Aber nach Green Gables zu fahren, ist mir dann doch lieber.«
Was hätte der stille Matthew da noch sagen können?
»Komm mit«, sagte er deshalb nur zu dem Mädchen.