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Mensch und Hund, eine jahrtausendalte Beziehungs- und Erfolgsgeschichte. Doch diese Beziehung scheint schwieriger geworden zu sein. Die Anzahl an Ratgebern, Hundeschulen und Trainingsphilosophien explodiert und die Diskussionen um den einzig richtigen Ausbildungsweg werden immer unversöhnlicher ausgetragen. Aber nicht der Hund, sondern der Hundehalter ist komplizierter geworden: zu viel Kopf, zu wenig Gespür; zu viel Dogmen, zu wenig Flexibilität; zu viel Unsicherheit, zu wenig Führung. Machen Sie es sich und Ihrem Hund einfacher. Führen Sie durch klare Haltung, und alles, was sonst noch wirkt! Dann kann Ihr Hund bald (wieder) wegen guter Führung zu Ihrem freilaufenden Begleiter werden.
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Seitenzahl: 153
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Die Schäferhündin des Autors: Zuerst schwimmen, dann mit Spaß und vollem Tempo am Waldrand entlang – dabei jedoch jederzeit abrufbereit.
Autor und Hund beim Spiel: mit Lust, Konzentration und Energie!
Wichtiger Hinweis:
Wenn Sie mit einer bestimmten Intensität am Seil eines Flaschenzugs ziehen, können Sie schon mit wenig Physik die Wirkung berechnen.
Wenn Sie dagegen mit einer bestimmten Intensität an der Hundeleine ziehen, ein Kommando geben, loben oder spielen, hilft Ihnen Physik nicht weiter. Je nach Hund, Hundebesitzer und Situation wird die Wirkung eine völlig andere sein! Nutzen Sie deshalb bei allen Impulsen, die ich Ihnen gebe, Ihre Intelligenz, Ihr Gefühl und Ihre Beobachtungsgabe!
Sie und Ihr Hund sind einzigartig!
Mensch und Hund – eine jahrtausendalte Beziehungs- und Erfolgsgeschichte.
Doch diese Beziehung scheint schwieriger geworden zu sein. Die Anzahl an Ratgebern, Hundeschulen und Trainingsphilosophien explodiert und die Diskussionen um den einzig richtigen Ausbildungsweg werden immer unversöhnlicher ausgetragen. Aber nicht der Hund, sondern der Hundehalter ist komplizierter geworden: zu viel Kopf, zu wenig Gespür; zu viel Dogmen, zu wenig Flexibilität; zu viel Unsicherheit, zu wenig Führung. Machen Sie es sich und Ihrem Hund einfacher. Führen Sie durch klare Haltung – und alles, was sonst noch wirkt!
Dann kann Ihr Hund bald (wieder) wegen guter Führung zu Ihrem freilaufenden Begleiter werden.
… verdient seine Brötchen und das Hundefutter als Dipl.-Graphik-Designer sowie als Dozent und Trainer im Bereich der Kommunikation.
… hält und trainiert seit über 30 Jahren Hunde als Alltags-, Reit- und Wanderbegleiter sowie als Sportpartner;
… ist fasziniert von den Ähnlichkeiten und Unterschieden in der Kommunikation zwischen Mensch-Hund, Mensch-Mensch, Hund-Hund – und nutzt diese Erfahrung gezielt für die Ausbildung;
… weiß um die „Macht der Haltung“ als Schlüssel für eine faire Beziehung und verständliche Kommunikation;
… plädiert für individuelle Wege zum Ziel: Mehr Freiheit und (Lebens)freude durch sechs Beine in Verbundenheit und klare Regeln!
Warum dieses Buch
Weil jagende oder unzuverlässige Hunde das Leben schwer machen
Mut zu einer neuen Beziehung
Ein Hundebuch? Ja, und vor allem ein Menschenbuch!
Zu Ihrer Motivation und Ihren Zielen
Begriffe, die Sie kennen sollten
Je klarer die Sprache, umso besser das Verständnis
Wie verbringen Sie Zeit mit Ihrem Hund?
Beziehung braucht gemeinsame Unternehmungen
Alltag – Erziehung gelingt nicht nebenbei
Spiel – mehr als Lust und Tollerei
Sport – ein gemeinsames Hobby
Führen durch Haltung
Haltungen: die Muttersprache jedes Hundes
Mut zur eigenen Haltung, offen für andere
Führung und Beziehung
Bedürfnisse
Bedürfnisse sind Antreiber – für Sie und Ihren Hund
Eine gute Beziehung stillt Bedürfnisse
Erregung erkennen, Erregung steuern
Vermeiden Sie den roten Bereich
Im grünen Bereich ist die Welt in Ordnung
Stimmt der Deal?
Ihr Hund wägt ab – ähnlich wie Sie
Ihre Möglichkeiten, Wirkung zu erzielen
Lob und Strafe etwas genauer betrachtet
vier Möglichkeiten der Einwirkung
3-Wochen-Programm
Von nix kommt nix
Woche: Grundlagen
Woche: Bindung und Vertrauen stärken
Woche und länger: Deal-Situationen üben
Zuletzt
Viele Gründe für ein Danke
Zuallerletzt
Platz für Ihre wichtigsten Erkenntnisse
Im Wegestaub und letzten Abendlicht:
Auch Selbstbeschäftigung und Entspannung muss sein!
Die ständige Verbindung durch die „geistige Leine“ erlaubt
Freiheiten und macht ständigen Kontrollzwang überflüssig.
Diesen Stress kennt jeder Hundehalter – auch ich!
Ein Hund, der in wichtigen Situationen nicht gehorcht, gefährdet sich selbst und andere. Das macht den Freilauf für jedes Frauchen und Herrchen stressig. So ging es mir auch vor über 30 Jahren, nachdem mein Hund neben einer Schnellstraße einen Hasen jagte. Zum Glück ist es gut gegangen! Seitdem habe ich viele Hunde trainiert – eigene und fremde, große und kleine, einfache und schwierige. Und von den schwierigen, damit meine ich Hunde, die stark triebgesteuert sind und (zu)viel Energie haben, habe ich am meisten gelernt.
Dieses Buch ist für alle geschrieben, die sich nicht damit zufrieden geben, dass ihnen ihr Hund in bestimmten Situationen immer wieder den „Stinkefinger“ zeigt und einfach tut, was er möchte. Obwohl er doch sonst so vieles kann und ein ganz lieber ist – daheim, auf dem Hundeplatz, mit der Schleppleine, … Der Weg zu einem zuverlässigen Hund beginnt damit, sich selbst und seine Haltung zu hinterfragen – damit ist sowohl die innere Einstellung und die Körperhaltung – als den größten Einflussfaktor auf die Beziehung Mensch-Hund zu begreifen! Dazu wird Ihnen dieses Buch viele Impulse geben. Ich nehme den Mund nicht zu voll, wenn ich behaupte:
Hunde können verlässlich werden – schneller als Sie denken!
Ein Gedanke zum Hundetraining
Wer mit offenen Augen, Neugierde und Ambition in der Hundeszene unterwegs ist, lernt viele Trainingsmethoden, Menschen und Hunde kennen. Man sieht Faszinierendes genauso wie Unschönes. Wer schon länger „hundelt“ und sich dazu Gedanken macht, erkennt, dass die Ausbildung der Hunde schon immer ein Spiegel der Zeit, der persönlichen Haltung und der Hunde gewesen ist. Wenn Pflicht, Härte und Gehorsam das Weltbild prägen, geht man mit dem Hund anders um als in einer Zeit des Laisser-faire, um nur zwei Extreme herauszugreifen. Genauso weit auseinander liegen die Ansichten darüber, was ein „guter Hund“ ist. Früher für viele und heute nur noch für wenige ist es der wehrhafte Wächter, der starke, selbstbewusste, zur Aggression fähige Hund. Die wenigen Rassen und Hundecharaktere, die das noch mitbringen, werden heute von vielen als gestört und verhaltensauffällig betrachtet – zurecht, wenn Sie (noch) nicht gut erzogen und sozialisiert sind. Dabei lehren einem gerade diese Hunde, dass Hunde prinzipiell Raubtiere sind und eine klare Führung bedürfen. Der „gute Hund“ ist heute überwiegend der Hund, der keiner Fliege etwas zu leide tut – und sich am besten nebenbei noch selbst erzieht. Ein Hund, der als fröhlicher Spielkamerad gesehen wird. Aber wenn er dann doch z. B. beim Jagen, Raufen oder Fressen von Unrat natürliches Raubtierverhalten zeigt, stehen viele ihrem vierbeinigen Freund hilflos gegenüber.
Nun ein Blick auf die Erziehungsmethoden früher und heute: Der Klaps mit der Zeitung, die Nase in den Kot stecken für Stubenreinheit und der Leinenruck gegen das Leineziehen kommen aus einer Zeit, in der man nicht viel wusste und oft auch nicht viel wissen wollte über Motivation beim Trainieren. Doch sind viele Hunde, mit den alten Methoden (ohne Leckerli und Ball!) angenehm im Umgang und verlässlich geworden. Despoten, grobe Menschen, misshandelte Hunde gab es leider natürlich auch. Heute erlebe ich, nicht nur als Übungsleiter, das andere Extrem. Mann/Frau ist verunsichert. Was darf man tun, ohne dass die Hundeseele nachhaltig Schaden nimmt? Auch diese Einstellung hat negative Folgen. Nämlich ängstliche, verunsicherte Hunde mit wenig Bindung und Gehorsam. So vertraut man lieber aus vermeindlicher Tierliebe dem teuren Tierpsychologen oder Hundeguru, statt selbst die Verantwortung zu übernehmen und seinen Hund mit Bauchgefühl und Intelligenz zu erziehen. Fakt ist: Ein Hund, der nicht lernt, was gewünscht und unerwünscht ist, ist zum Leinenknast verurteilt! Hunden geht es gut, wenn sie Ihre Raubtierwurzeln ausleben dürfen – innerhalb klarer Grenzen. Dazu haben wir beste Voraussetzungen: Wir wissen mehr denn und nehmen uns Zeit für unseren Hund. Machen wir etwas daraus!
Erziehung kann nicht durch Tierliebe ersetzt werden!
Und etwas dürfen Sie nie vergessen: Hunde sind verschieden, und nicht alles können Sie beeinflussen! Ungefähr zu einem Drittel bestimmen die Erbanlagen! das Wesen Ihres Hundes! Sonst würde Hundezucht auch gar keinen Sinn machen. Ein späterer Polizeidiensthund ist schon als Welpe anders als ein knuffliger Familienhund, der sich selbst über einen Einbrecher freut. Unterschiede in den Erbanlagen bestehen sogar zwischen Geschwistern. Sonst würden sich ja alle Welpen aus einem Wurf gleich aussehen, das gleiche Geschlecht und einen ähnlichen Charakter haben! Konzentrieren Sie sich deshalb auf die Dinge, die Sie beeinflussen können – auf die Sozialisation, die Erziehung und das Training.
Noch ein Wort zur zweiten Auflage und einem neuen Buch
Dieses Buch wurde im Herbst 2016 mit der heißen Nadel gestrickt – als Zusammenfassung, auf was ich als Trainer wert lege. Ich habe mich sehr gefreut, dass dieses Buch zum Bestseller geworden und ich viele positive Resonanz erfahren habe – trotz einiger Schreibfehler.
Jetzt 2017, ein Jahr später, habe ich das Buch an einigen Stellen überarbeitet, um manches noch klarer zu machen. Beim Überarbeiteten merkte ich, dass es noch so viele Dinge gibt, die eigentlich zu sagen wären, so viele Dinge, die das Training erfolgreicher machen, die Beziehung zum Hund vertiefen und den Hund motivieren und intelligenter machen. So schreibe ich gerade an einem neuen Hundebuch „Hundeerziehung und -ausbildung“ das hoffentlich über den Winter fertig wird und Anfang 2018 erscheint. Dieses Buch geht weit über Erziehungsthemen wie das Antijagdtraining hinaus. Um was es geht, können Sie schon auf der folgenden Internetseite erfahren:
www.hundeerziehung-ausbildung.de
Nun wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen und noch mehr Spaß beim Ausprobieren der Trainingsideen.
Dieses Buch ist ein Büchlein – und anders
112 Seiten reichen – denn es geht „nur“ um Verlässlichkeit Ihres Hundes im Alltag. Ich verzichte auf alles, was Sie in vielen Hunderatgebern schon finden: z. B. Trainingstipps, wie Sie im Hundesport aufs Treppchen kommen; auf viele hübsche, farbige Hundebilder; auf Grundlagenwissen über Körpersprache; auf nette Fallgeschichten und andere wissenswerte und nette Dinge. Auch verzichte ich weitgehend darauf, Erkenntnisse der „modernen“ Verhaltensforschung als Argument heranzuziehen. Zu oft widersprechen sich diese „Beweise“ – und Erkenntnise sind nie „Wahrheit“, sondern immer nur Beschreibungen der Realität. Selbst eine noch so gute Landkarte ist nicht die Landschaft! Es hilft Ihnen wenig, wenn Sie viel zu wissen glauben, Ihr Hund sich aber anders verhält (vielleicht nicht „modern“) und Sie ihn nicht verstehen. Mit diesem Buch möchte ich Sie motivieren, sich und Ihren Hund genauer kennenzulernen. Dazu stelle ich Ihnen konkrete „Aufgaben“, ähnlich wie ich es beim gemeinsamen Training machen würde. Deshalb fordere ich Sie immer wieder auf, nachzudenken oder etwas Bestimmtes zu tun. Stören Sie sich bitte nicht an den „klaren Ansagen“ und direkten Aufforderungen. Gerade weil viele Wege zum Ziel führen, ist Eindeutigkeit wichtig. „Schritt für Schritt, so einfach wie möglich, ohne rosarote Brille“ – das hilft Frau, Mann, Hund und Hündin nicht nur im Training. Deshalb an dieser Stelle gleich ein Wort an die „Frauchen“: Fühlen Sie sich bitte von der männlichen Anredeform (entsprechend meine ich ebenso die Hündin, wenn ich vom Hund spreche) herzlich angesprochen. Das macht Formulierungen kürzer und klarer. Und das ist wichtig: denn Probleme mit dem Hund sind Kommunikationsprobleme – der Mensch denkt meist zu kompliziert und fühlt sich zu wenig ein.
Hunde „ticken“ einfacher – wenn wir es dem Hund einfach machen.Beispielsweise einfacher durch ein häufiges „Ja“ („Das möchte ich haben“) und durch ein seltenes, absolut klares „Nein“ („Das lässt Du jetzt bleiben!“). „Nein“ wird im Buch als Synonym für ein sicheres Abbruchkommando verwendet. Abbruchkommando heißt, der Hund bricht sein Verhalten augenblicklich ab. In der Realität hören viele Hunde dagegen meist ein weichgespültes „Nein“ und halbherziges „Ja“ – beides mit der Bedeutung „Jein“! Das ist für jeden Hund unklar und damit unfair. Genauso unfair wie lebenslanger Schleppleinenknast, nur weil Herrchen, Frauchen und zu viele Trainer bedingungslose Sanftheit und falsch verstandene Partnerschaft zum Ausbildungs-Dogma erhoben haben. Wenn ich Sie mit solchen Aussagen provoziere, ist das gewollt. Denn wenn Sie das Verhalten Ihres Hundes ändern wollen, müssen Sie Ihre bisherige Haltung überdenken und verändern. Dann dürfen Sie sich nicht länger auf (Ratgeber-) Theorie verlassen. Der Weg zu einem verlässlichen und lebensfrohen Hund führt über Beobachtungsgabe, Bauchgefühl und gesunden Menschenverstand. Und es darf nicht beim Lesen und Denken bleiben – Sie müssen etwas tun!
In diesem Buch geht es vor allem um Sie – es geht um Ihre Haltung als Schlüssel für die Qualität der Mensch-Hund-Beziehung!
Es geht um Ihre innere Haltung. Es geht um Ihre Körperhaltung, die Ihre innere Haltung spiegelt. Es geht um eine Haltung, die Sicherheit und Führungsstärke ausstrahlt. Ihr sicheres Auftreten macht Ihren Hund sicher! Statt zu locken und bitten, statt an der Leine zu zerren, statt Ihrem Hund zu drohen oder ihn vollzutexten, geben Sie Ihrem Hund mehr und mehr, was er von Ihnen erwartet: klare Führung durch klare Signale und eine Beziehung, die seinen „tierischen“ Bedürfnissen entspricht. Der Humorist Corey Ford sagte:
„Wenn man Menschen gut erzieht, kann er der beste Freund des Hundes werden.“
Ihr Hund ist normal, wenn er seine Triebe ausleben möchte. Es ist aber genauso normal, wenn Sie Ihrem Hund Regeln geben und klare Grenzen setzen. Nur so können Sie Ihrem Hund Freiheiten erlauben, die ihm bis heute wahrscheinlich noch vorenthalten sind. Ziehen Sie aus diesem Buch heraus, was für Sie passt, und lassen Sie sich jetzt durch ein untypisches Hundebuch inspirieren …
Mögen Sie „heile“ Welt?
Sicherlich. Aber erwarten Sie nicht nur heile Welt in der Beziehung zu Ihrem Hund. Genauso wenig, wie die Mensch-Mensch-Beziehung ist die Mensch-Hund-Beziehung zu jeder Zeit perfekt. Kein Lebewesen lebt ein Leben ohne Hochs und Tiefs. Und das ist sogar gut! Die Verhaltensforschung belegt es genauso wie die Psychologie:
Ein „lauwarmes“ Leben ohne Herausforderungen, Reibungspunkte und Konflikte macht krank – genauso wie ein Leben im Dauerstress.
Sie müssen Ihren Hund nicht in Watte packen! Sie dürfen völlig ausgelassen mit Ihrem Hund spielen und Spaß haben! Sie dürfen (unbewusst) Fehler machen, denn Sie werden sie nicht vermeiden können! Sie dürfen Ihren Hund lieben und sich richtig über ihn ärgern. Vor allem: Sie dürfen Ihren Willen durchsetzen! Wenn ein Kind über die Straße rennen möchte, denken Sie nicht an den „richtigen Griff oder Kniff“ um es davon abzuhalten. Sie handeln hoffentlich geistesgegenwärtig, entschlossen und wirkungsvoll. Deshalb dürfen, nein, besser müssen Sie sich in der Hundeerziehung trauen, Dinge einfach aus dem Bauch heraus spontan zu tun – wenn Sie bereit sind, über die Wirkung nachzudenken. So finden Sie das rechte Maß!
Überlegen Sie:Wie seriös und glaubhaft würden Sie es finden, wenn Ihnen jemand eine Theorie „verkaufen“ möchte, um eine Paarbeziehung stets harmonisch und ohne Konflikte zu gestalten? Würden Sie ein Buch lesen, in dem sich nach fünf Seiten alle für die nächsten 200 Seiten glücklich in den Armen liegen? Wie spannend würden Sie einen Film finden, bei dem es keine Spannung gäbe?
Geben statt Nehmen
Sie müssen Ihrem Hund etwas geben: mehr als Futter und Ball, mehr als eine weiche Decke und Streicheleinheiten. Wie gerade gesagt – Ihr Hund erwartet von Ihnen Sicherheit, Klarheit, Respekt und „spannende Abenteuer“, sonst sucht er sich eigene. Welche, die Sie nicht möchten. Die Balance zwischen Geben und Nehmen, für die gegenseitige Erfüllung von Bedürfnissen ist Grundlage jeder guten Beziehung. Und denken Sie immer daran: Ihr Hund hat andere Bedürfnisse als Sie. Sie möchten sich nicht mit Aas parfümieren, er nicht ins Kino. Genauso erwartet Ihr Hund von Ihnen eine andere Form des Respekts, eine andere Art von Sicherheit. Einen Futterbeutel als Ersatz für einen Hasen anzubieten, spricht nicht für Ihr Verständnis für seine Bedürfnisse. In diesem Buch finden Sie Trainingstipps, gemeinsame Bedürfnisse zu erkennen, zu finden und zu teilen – als Basis einer tragfähigen und fairen Team-Beziehung. Diese wird nicht demokratisch (leben Sie diese Form der Partnerschaft in Ihren Mensch-Mensch-Beziehungen!) und partnerschaftlich auf Augenhöhe sein! Sonst müssten Sie künftig gemeinsam jagen, Jogger anfallen und an Hinterteilen riechen. Hund ist Hund und nicht Mensch im hübschen Pelzmantel! Ihre Rolle ist es, Ihrem Hund das zu geben, was er von seinen genetischen Wurzeln her braucht: Einen verlässlichen Sozialpartner, dessen Kommunikation er versteht und auf dessen Wissen und Gespür für seine tierischen Bedürfnisse, er sich verlassen kann. Deshalb ist es schlau, dass Sie Ihrem Hund für seine natürlichen Triebe, die er aus Gründen der Sicherheit und Sozialverträglichkeit nicht ausleben darf, Ersatz bieten. Diesen Ersatz als wichtigen Teil Ihrer Beziehung schmackhaft zu machen, ist der Trick erfolgreicher Erziehung. Gelingt Ihnen das, werden Sie mehr Freude an Ihrem Hund haben – im Alltag ebenso wie im Hundesport!
Nebenbei werden Ihnen einige Dinge klar werden, die Ihnen dabei helfen, Kommunikationsprobleme unter Zweibeinern zu lösen. Denn so verschieden Mensch und Hund sind – es gibt viele Gemeinsamkeiten. Sonst wäre nicht gerade der Hund zum engsten tierischen Begleiter des Menschen geworden. Für Hund und Mensch gilt:
Die Wirkung unserer Kommunikation hängt in hohem Maße von der Qualität unseres Auftretens ab – und ob es uns gelingt, Bedürfnisse zu befriedigen!
Erfolgreiches Hundetraining hat deshalb viel mit Ihrer Persönlichkeit zu tun. Ihr Hund gibt Ihnen unmittelbar Feedback auf Inkonsequenz, Unklarheit in der Kommunikation, Unsicherheit sowie zu wenig Empathie und Präsenz. Weitaus direkter und ehrlicher als Ihr Umfeld. Sie lernen viel über sich, Ihre Körpersprache und Stimme. So wird Ihr Hund Ihr ehrlicher 4-beiniger Personal-Trainer für mehr Ausdrucksstärke! Je ausdrucksstärker Sie ein „Ja, super gemacht“ und ein „Das war nichts“ ausdrücken können, umso schneller kommen Sie voran.
Überlegen Sie:Wie gerne sind Sie mit Menschen zusammen, die wenig geben, dafür aber ständig kritisieren, meckern und Nein, Nein, Nein sagen. Wie, glauben Sie, geht es einem Hund damit?
Experiment:Übertreiben Sie, aber nicht nur ein bisschen, sondern richtig! Werden Sie gegenüber Ihrem Hund mal lauter, mal leiser, mal sanfter, mal entschlossener. Sprechen Sie mal weich und hoch, mal böse knurrend tief. Machen Sie sich mal lockend klein, mal bedrohlich groß (Sie denken, das darf man nie? Mehr zum Meideverhalten später). Durch diese Übungen werden Sie plötzlich glaubhaft für Ihren Hund. Übrigens: Schreien müssen Sie nicht – Ihr Hund hat gute Ohren, auch wenn er in bestimmten Situationen (noch) nicht auf Sie hört.
Ja, Sie brauchen Selbstbewusstsein dazu, mehr Schauzuspielern. Aber was ist Ihnen wichtiger? Dass Ihr Hund Sie besser versteht, oder dass Sie vielleicht verwundert angeschaut werden? Oft werden aus verwunderten Blicken schnell bewundernde, wenn Ihr Hund perfekt gehorcht. Diese Übertreibung im Ausdruck ist besonders wichtig in der Übungsphase, beim Vermitteln, was Sie überhaupt wollen. Hunde untereinander kommunizieren überwiegend über ihre Körpersprache – und diese Signale werden deutlich und ausdruckstark gegeben!
Vieles, was Ihr Hund zeigt und Sie nicht mögen, haben Sie ihm gelernt
Ein Hund lernt schnell: einige Male etwas getan und kein Signal bekommen, ob dieses Verhalten erwünscht oder unerwünscht ist, und schon entscheidet künftig er – und zwar nach seinen Bedürfnissen. Hunde fragen andauernd ab. Auf diese Abfragen müssen Sie klare, unmissverständliche Antworten geben.
Ihr Hund erwartet von Ihnen Führung und Antworten – selbst dann, wenn wenn Sie gerade nicht mit Herz und Kopf bei der Sache sind.Das ist anstrengend! Hundeerziehung geht nicht nebenbei. Ach, wie schön wäre doch heile Welt. Wie schön wäre doch ein Hund, der einfach versteht, wie gut ich es mit ihm meine – und er aus Dankbarkeit dafür auf alle Unarten künftig verzichtet. Aber es ist wie, es ist. Ihr Hund tickt anders. Sie müssen sich anstrengen, um das Verhalten Ihres Hundes zu formen.
Klar, Sie haben oft anderes zu tun als Hundeerziehung. Dann sorgen Sie in dieser Zeit dafür, dass er nichts anstellen kann, was Sie nicht möchten! Erst, wenn gewünschtes Verhalten gefestigt ist, können Sie Ihren Hund wieder (zeitweise) aus den Augen und aus dem Sinn lassen. Aber sicher gefestigt ist sein Verhalten erst dann, wenn er es an jedem Ort auch unter Ablenkung zeigt. Ohne dass Sie mit Ball, Futter oder sonst etwas locken müssen.
Überlegen Sie: