Apachenjäger und Revolver-Ladies: 6 Western Romane - Alfred Bekker - E-Book

Apachenjäger und Revolver-Ladies: 6 Western Romane E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Romane: (499XE) Virginia City Showdown (Alfred Bekker) Eine Stadt voll Abschaum (Thomas West) McQuade und der Apachenjäger (Pete Hackett) Marshal Logan und die Hassvollen (Pete Hackett) McQuade und die Revolver-Lady (Pete Hackett) McQuade - gejagt von der Armee (Pete Hackett) Die Menschen sterben wie die Fliegen, und niemand kann einen Grund dafür finden. Sicher, es gibt eine Pockenerkrankung, aber der Tod holt auch andere, die nicht damit infiziert sind, egal ob Verbrecher, Jäger oder einfache Bürger. Carringo ist noch keinem Kampf ausgewichen – aber gegen diesen Mörder ist sein Colt machtlos.

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Alfred Bekker, Thomas West, Pete Hackett

Apachenjäger und Revolver-Ladies: 6 Western Romane

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Inhaltsverzeichnis

Apachenjäger und Revolver-Ladies: 6 Western Romane

Copyright

Virginia City Showdown

Eine Stadt voll Abschaum

McQuade und die Apachenjäger

Marshal Logan und die Hassvollen

McQuade und die Revolverlady

McQuade – gejagt von der Armee

Apachenjäger und Revolver-Ladies: 6 Western Romane

Alfred Bekker, Thomas West, Pete Hackett

Dieser Band enthält folgende Romane:

Virginia City Showdown (Alfred Bekker)

Eine Stadt voll Abschaum (Thomas West)

McQuade und der Apachenjäger (Pete Hackett)

Marshal Logan und die Hassvollen (Pete Hackett)

McQuade und die Revolver-Lady (Pete Hackett)

McQuade - gejagt von der Armee (Pete Hackett)

Die Menschen sterben wie die Fliegen, und niemand kann einen Grund dafür finden. Sicher, es gibt eine Pockenerkrankung, aber der Tod holt auch andere, die nicht damit infiziert sind, egal ob Verbrecher, Jäger oder einfache Bürger. Carringo ist noch keinem Kampf ausgewichen – aber gegen diesen Mörder ist sein Colt machtlos.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER A.PANadero

© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alles rund um Belletristik!

Virginia City Showdown

von Alfred Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 108 Taschenbuchseiten.

Billy Dunlop entführt Henrietta Lamont. Town Marshal Jim Cranston versucht alles, um sie zu retten. In der Zwischenzeit bricht in Virginia City das Chaos aus. Dahinter steckt niemand anderes als O'Kieran, der die Absetzung des Town Marshals erreichen will. Wird es ihm gelingen?

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© dieser Ausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

[email protected]

1

Die Sonne stand im Zenit und brannte unbarmherzig auf das karge Land hernieder. Aileen ritt im Galopp. Vor ihr tauchte in der flirrenden Hitze eine Farm auf. Hier lebte schon lange niemand mehr. Der letzte Sturm hatte das halbe Dach weggerissen. Der Wind ließ die Fensterläden klappern. Aileen erreichte die Farm, zügelte ihr Pferd. Die junge Frau ließ den Blick schweifen und strich sich das Haar zurück. Sie war gekleidet wie ein Cowgirl, trug enge Jeans und ein dünnes Hemd, dass sie unter der Brust zusammengeknotet hatte. Den Hut hatte sie tief ins Gesicht gezogen. Die Sonne war verdammt grell.

Die junge Frau führte den Gaul zum Brunnen.

Ein Geräusch ließ sie erstarren.

Das Klicken eines Revolverhahns.

Sie blickte auf. Aus der Tür des Farmhauses war ein Mann mit dunklem Schnauzbart und einer hässlichen Narbe im Gesicht getreten. Der Colt in seiner rechten Hand blitzte im Sonnenlicht.

"Zieh dich aus!", presste der Narbige zwischen den Lippen hindurch.

Aileen begegnete seinem hungrigen Blick.

Sie schwieg, rührte sich nicht von der Stelle. Er feuerte den Revolver ab. Der Schuss ging etwa einen halben Meter vor Aileens Füßen in die Erde und wirbelte dabei eine kleine Staubfontäne auf. Aileen zuckte zusammen und lief rot an. Der Narbige lachte dreckig. "Nun mach schon, Baby! Meinst du, ich will ewig warten?" Aileen atmete tief durch. Ihre Oberweite drückte sich dabei gegen den dünnen Stoff des Hemdes. Darunter trug sie nichts, das war nicht zu übersehen. Sie schluckte, während der Narbige den Lauf der Waffe in ihre Richtung zeigen ließ. Sein Gesicht verzog sich zu einer Maske blanker Gier. Ein Muskel zuckte dabei unruhig unterhalb seiner Narbe. Aileen sagte noch immer kein Wort. Sie griff an den Knoten vor ihrer Brust, löste ihn. Einen Augenblick später glitt das Hemd von ihren Schultern. Die schmalen Schultern und die wohlgeformten Brüste wurden sichtbar. Zwischen den gleichmäßigen Halbkugeln hing ein silbernes Amulett.

"Weiter!", forderte der Narbige.

Er ballerte ihr eine zweite Kugel vor die Füße, diesmal noch etwas dichter. Sie sprang ein Stück zurück. Ihre Brüste wippten dabei. "Aufhören!", schrie sie mit einer Mischung aus Wut und Angst.

Ihr Pferd stob davon, beruhigte sich erst wieder, nachdem es dreißig, vierzig Meter weit gelaufen war.

"Dann mach weiter!", war die unmissverständliche Anweisung des Narbigen.

Sie gehorchte, zog die Stiefel aus.

Dann öffnete sie die Hose, zog sie über die geschwungenen Hüften. Ein paar Augenblicke später stand sie bis auf eine Kleinigkeit vollkommen nackt da.

"Den Hut kannst du auflassen", lachte das Narbengesicht. Sie stemmte die Arme in die Hüften.

"Zu großzügig!", meinte sie.

Er kam auf sie zu, blieb vor ihr stehen, betrachtete sie auf eine Weise von oben bis unten, die selbst ihr, einem Girl von der Blue Creek Ranch, dem Bordell am Rande von Virginia City, die Schamesröte ins Gesicht trieb.

"Was ist nun?", fragte sie herausfordernd. "Willst du mir wieder auf die Zehen schießen? Ich mach ja deine Spielchen gerne mit - aber diese Ballerei kann ich nicht leiden, Greg O'Kieran!"

O'Kieran lachte heiser auf.

Er steckte den Colt ins Holster, ließ es dann im nächsten Moment zu Boden sinken.

O'Kieran ging auf sie zu, berührte sie erst an der Schulter, dann wanderten seine Hände tiefer. Er begann mit ihren hoch aufgerichteten Brustwarzen zu spielen. Aileen stöhnte auf dabei, schloss für einen Moment die Augen.

"In Wahrheit magst du dieses Spiel doch genauso wie ich!", murmelte O'Kieran. Eine seiner Hände wanderte tiefer, glitt zwischen ihre Schenkel. "Gib's zu, du bist mir vollkommen hörig..."

"Greg...", flüsterte sie.

Dann begann sie, an ihm herumzunesteln. Im nächsten Augenblick zog sie ihm die Jacke aus, löste die Schleife, die er um den Hals trug.

Ihre Hände tasteten sich weiter nach unten, fanden schließlich die hartgewordene Stelle zwischen seinen Beinen. Der Stoff seiner Hose spannte. "Komm, befreien wir einen wichtigen Teil von dir aus seiner Enge!", forderte sie.

"Nichts lieber als das!", grinste er, packte sie grob und presste sie an sich. Gemeinsam sanken sie dann auf den sandigen Boden. Sie öffnete seine Hose. Er fasste voller Ungeduld ihre Hüfte, drehte sie herum, so dass sie auf allen Vieren niederkniete. Dann nahm er sie von hinten, drang mit immer heftiger werdenden Stößen in sie ein. Ihre Brüste schwangen jedesmal im Takt dieser Stöße hin und her. Sie stöhnte auf. So albern ihr O'Kierans Spielchen mitunter vorkamen und so sehr sie es verabscheute, wenn er den Revolver darin einbezog - was jetzt geschah genoss sie aus tiefster Seele.

Gib es zu!, dachte sie. Du bist diesem Narbengesicht vollkommen hörig...

Immer schneller wurden seine wilden Stöße.

Er knurrte wie eine Raubkatze dabei.

Aileen mochte das.

Heiß spürte sie dann, wie er sich in sie ergoss. Beide hielten sie für einige Sekunden den Atem an, ehe sie ermattet niedersanken.

Es dauerte einige Augenblicke, bis sie wieder zu Atem kamen. Aileen lachte plötzlich.

"Was ist los?", fragte Greg O'Kieran, der sich beeilte, die Hose zuzuknöpfen und den Revolvergurt wieder umzuschnallen. Aileen hatte es nicht ganz so eilg, sondern ließ erst einmal das Sonnenlicht für einige Momente ihren wunderschönen Körper bescheinen.

"Ich frage mich, was all die braven Bürger von Virginia City wohl sagen würden, wenn sie dich hier so sähen, Greg O'Kieran!", meinte sie. Sie schüttelte in gespieltem Tadel den Kopf. "Der seriöse Geschäftsmann und Saloonbesitzer Greg O'Kieran trifft sich heimlich regelmäßig mit einem Girl der Konkurrenz von der Blue Creek Ranch, das ihm bei eigenartigen Spielchen zu willen sein muss..." Sie lachte auf. "Den brutalen Frauenschänder musst du aber noch ein bisschen üben!"

Er sah sie mit einem Blick an, der ihr trotz der hohen Temperatur beinahe das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ein Blick voller Kälte und Grausamkeit...

Sie schauderte, bereute ihre Worte schon.

"So, meinst du?", meinte er. Seine Stimme war kaum mehr als ein Wispern. Es klang wie das Zischen einer Schlange. Er zog den Colt, brannte ein paar Schüsse so dicht rechts und links neben den nackten Körper der Frau, dass diese aufschrie. Die Panik, die sie jetzt empfand war vollkommen echt. Tränen glitzerten in ihren Augen.

Greg O'Kieran lachte schallend, steckte den Colt ein. Dann holte er ein paar Silberdollar aus der Tasche und warf sie ihr hin.

"Ich weiß nicht, warum ich dich eigentlich nicht einfach zum Teufel jage!", meinte Aileen.

O'Kieran grinste zynisch.

"Aber ich weiß es. Die Silberdinger da sind nur EIN Grund..."

"Eingebildeter Gockel!"

"Du kämst nicht einmal von mir los, wenn ich dich regelmäßig auspeitschen würde!", lachte er. Ja, dachte er, diese Frau würde alles für mich tun. Buchstäblich alles. Und sie hatte auch bereits eine Menge für ihn getan... Ihre Augen wurden schmal. "Treib's nicht zu weit!", warnte sie ihn.

"Reg dich nicht nicht auf, Schätzchen. Jetzt erzählst du mir mal ein bisschen darüber, was auf der Blue Creek Ranch so vor sich geht..."

Sie erhob sich, suchte die Silberdollars und ihre Sachen vom Boden auf. Er betrachtete sie dabei genüsslich.

"Du willst die Blue Creek Ranch immer noch in deinen Besitz bekommen, nicht wahr?", schloss das Girl.

O'Kieran entblößte seine raubtierhaften Zähne. "Du weißt, dass ich nicht genug kriegen kann! Und nun red' schon! Ich weiß genau, dass ich irgendwann etwas von dir erfahre, womit ich Jim Cranston den Strick um den Hals legen kann!" Er machte eine wegwerfende Handbewegung. Cranston! Wenn er diesen Namen schon hörte. Jim Cranston war Besitzer der Blue Creek Ranch und gleichzeitig Town Marshal von Virginia City!

Zu dumm, dass er als Marshal bei den Bürgern recht beliebt war, sonst hätte O'Kieran leichteres Spiel damit gehabt, seinen Gegner auszuschalten. Doch selbst die miesesten Gunslinger, die der Saloonbesitzer Cranston auf den Hals gehetzt hatte, hatten sich bislang an dem Mann die Zähne ausgebissen. Aber das musste ja nicht immer so bleiben...

2

Die Schwingtüren des Silvermoon Saloons in Virginia City flogen auseinander, als Town Marshal Jim Cranston und sein Assistant Marshal Dee McLane den Schankraum betraten. Der Silvermoon war einer der kleineren Saloons der Stadt. Nicht zu vergleichen mit dem viel gewaltigeren Drunken Indian Saloon, der Greg O'Kieran gehörte. Der Drunken Indian war gleichzeitig auch ein Bordell, während der Silvermoon Saloon normalerweise nur eine Adresse war, wo man in aller Ruhe seinen Whisky trinken und eine Mahlzeit bekommen konnte, die unter die Rippen ging.

Aber im Moment war hier der Teufel los.

Eine wahre Saalschlacht tobte.

Fäuste flogen durch die Luft und bohrten sich in die Bäuche der Gegner. Hier und da war ein Schmerzensschrei zu hören. Einige Tische waren bereits zu Bruch gegangen. Zwei Kerle gingen mit zerschlagenen Whiskyflaschen aufeinander los.

Etwa ein Dutzend Cowboys waren völlig außer Rand und Band geraten.

Offenbar hatte irgend jemand in der Umgebung der Stadt eine Treibmannschaft für einige Zeit angeheuert. Jedenfalls kannte Jim Cranston kaum einen von ihnen.

Die Kämpfer kümmerten sich nicht um den Marshal und seinen Stellvertreter.

Die Rauferei ging munter weiter. Einer der Kerl wurde über den Schanktisch geschleudert, kam auf der anderen Seite hart gegen die Wand und riss ein ganzes Regal voller Geschirr und Flaschen mit sich hinab. Das Geräusch von zerspringendem Porzellan und Glas war ohrenbetäubend schrill.

Eine Sekunde später wurde es allerdings durch etwas übertönt, dass noch viel durchdringender war.

Jim Cranston griff zu dem 45er Colt an seiner Seite und feuerte damit zweimal kurz hintereinander über die Köpfe der Streithähne hinweg.

Die Keilerei stoppte. Die Männer hielten teilweise mitten in der Bewegung inne, starrten entgeistert auf den Sternträger.

Assistant Marshal Dee McLane hielt seine Schrotflinte in den Händen, wirkte aber nicht besonders sicher dabei. Der alte Mann war einfach zu ungeschickt, um mit einem Revolver umzugehen. Aber mit seiner Schrotflinte war es keine besondere Kunst etwas zu treffen.

Jim Cranston ließ den Blick schweifen.

"Schluss jetzt, Jungs. Ihr habt hier genug Theater gemacht..."

Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen. Keiner wagte eine Bewegung. Marshal Jim Cranston war als hervorragender Revolverschütze bekannt. Das musste sich selbst bis zu diesen Kerlen herumgesprochen haben.

Carson McCoan, der Besitzer des Silvermoon kam jetzt aus seiner Deckung hervor. Der sympathisch wirkende, leicht übergewichtige Mann blickte fassungslos auf die Verwüstung, die seine Gäste angerichtet hatten. Er kratzte sich das schüttere Haar. "Das darf doch nicht wahr sein!", rief er.

"Die ganzen Whiskeyflaschen... Wer soll mir das denn ersetzen?"

Dee meldete sich jetzt zu Wort. Er stieß Jim mit dem Ellbogen an.

"Was machen wir mit der Bande, Jim?"

"Schätze, unser City Jail ist zu klein, um alle darin unterzubringen", stellte Jim Cranston fest.

"Aber du willst die Kerle doch wohl nicht laufen lassen, oder? Damals in Wichita, als ich mitgeholfen habe diese Bande von Viehdieben..."

"Schon gut, Dee", unterbrach Jim ihn. Er konnte jetzt alles gebrauchen, nur keine von Dees Stories.

Jim trat etwas weiter in den Raum hinein. Er deutete mit dem Colt auf den Schanktisch.

"Ich würde vorschlagen, jeder von euch legt einen Vierteldollar auf das Holz dort, so dass Mr. McCoan den Silvermoon Saloon wieder so herrichten kann, dass hier auch wieder jemand was trinken will. Und danach verschwindet ihr aus der Stadt und lasst euch für die nächste Tage hier nicht mehr blicken."

Gemurmel entstand unter den Männern.

Aber noch rührte sich keiner von ihnen, um seinen Anteil auf den Tresen zu legen.

"Ihr habt euren Spaß gehabt, jetzt wird abgerechnet", sagte Jim. "Das ist nur fair."

"Ich bezahle keinen Vierteldollar", meldete sich einer der Kerle zu Wort. Ein großer, dunkelhaariger, dessen Lockenpracht unter dem Stetson hervorquoll. Der Bart wuchs ihm bis fast unter die Augen. Er hatte schon lange keinen Barbier mehr gesehen. Aber wahrscheinlich bevorzugte er es, sein Geld in den Saloon zu tragen und für Drinks auszugeben. Da blieb für Körperpflege nichts mehr übrig.

Jim musterte ihn kurz.

"Mr. McCoan freut sich sicher darüber, dass Sie etwas mehr geben wollen, als nur einen Vierteldollar, Sir!", sagte Jim dann.

Der Lockenkopf grinste breit.

"Ich will gar nichts bezahlen, Marshal!", erwiderte er. Der Mann trug zwei Colts am Gürtel. Die Griffe zeigten nach vorne. Mit der Rechten arbeitete er sich immer weiter zu einem der Coltgriffe vor. Jim registrierte das. Gerade in der Sekunde als der Lockenkopf zum Colt greifen wollte, brannte Jim ihm eine Kugel nur wenige Millimeter vor die Stiefelspitze.

"An das, was Sie vorhatten, sollten Sie nicht einmal denken!", zischte er.

Jetzt begann der Erste seinen Vierteldollar auf den Schanktisch zu legen. Nacheinander folgten auch die anderen. Jeden, der bezahlt hatte, ließ Jim Cranston den Silvermoon verlassen und abziehen.

Der Lockenkopf war der Letzte.

Sein Gesicht war dunkelrot. Er knurrte etwas Unverständliches vor sich hin, als er seinen Vierteldollar auf den Tisch knallte, dass es nur so schepperte. Als er durch die Schwingtüren verschwunden war, steckte Jim seinen Colt zurück ins Holster.

McCoan kam auf ihn zu.

"Ich danke Ihnen, Marshal."

"Keine Ursache, dass ist schließlich mein Job!"

"Ihr Vorgänger sah das leider etwas anders", meinte McCoan. "Der hat nur nach Greg O'Kierans Pfeife getanzt..."

"Die Zeiten sind vorbei, McCoan."

McCoan seufzte. "Ja, ich hoffe Sie haben recht. Obwohl..." Er stockte mitten im Satz.

"Obwohl was?", hakte Dee nach.

McCoan sprach in gedämpftem Tonfall, fast so, als ob er Angst hatte, dass jemand seine Worte mithörte, für den sie nicht bestimmt waren. "O'Kieran will mir meinen Silvermoon abkaufen. Er ist schon lange scharf auf den Laden und manchmal habe ich den Eindruck, dass er das Gesindel der Umgebung dafür bezahlt, hier Schlägereien zu inszenieren... Leider wird man das wohl kaum beweisen können!"

"Ich fürchte, da haben Sie recht", nickte Jim. McCoan ballte die Hände zu Fäusten. "Eines Tages gehört Greg O'Kieran die ganze Stadt..."

"Ich hoffe, dass es nicht so weit kommt!"

"O'Kieran ist hartnäckig, Marshal. Einer nach dem anderen wird aufgeben und vor ihm auf die Knie gehen." Mit diesen Worten entfernte sich McCoan ein paar Schritte, umrundete dann den Schanktisch. Er bückte sich, hielt im nächsten Moment eine Whiskeyflasche hoch. "Die hier ist heil geblieben. Ich lade Sie beide zu einem Drink ein, Marshal!"

3

"Was willst du eigentlich wissen?", fragte Aileen, als sie zusammen mit Greg O'Kieran im Schatten des verlassenen Farmhauses saß. "Ich habe nichts gegen den Sex mit dir aber bei dem Gequatsche weiß ich überhaupt nicht, was das soll!"

"Ich werde die Blue Creek Ranch wieder in meine Hände bekommen - eines Tages...", versprach O'Kieran.

"Ja, ja", machte Aileen. Ihre Bluse war noch offen. Es war einfach so verdammt heiß. Der Schweiß perlte an ihren Brüsten herunter und Greg O'Kieran konnte gar nicht anders, als immer wieder dort hinzustarren.

O'Kieran sah sie an. "Hör zu, wenn die Blue Creek Ranch wieder mir gehört, wirst du die Nummer eins unter den Girls dort sein!"

Sie verzog spöttisch den Schmollmund.

"Na, das ist ja wohl auch das Mindeste!"

"Und die anderen, die sich geweigert haben für mich zu arbeiten, als ich nach dem Tod von Carrie Mitchell die Ranch an mich gebracht hatte, werden noch dafür bezahlen."

"Was wirst du mit ihnen tun?", fragte Aileen. Er zuckte die Achseln. "Ich weiß noch nicht. Vielleicht jage ich sie alle davon... Ich werde darüber nachdenken, wenn es soweit ist."

Aileen atmete tief durch. Ihr wohlgerundeter Busen hob und senkte sich dabei. Sie nahm einen tiefen Schluck aus ihrer Feldflasche. Etwas Wasser lief ihr den Hals hinunter, zwischen ihren Brüsten her.

"Und warum muss ich dir jede Kleinigkeit berichten, die sich auf der Blue Creek Ranch so abspielt?"

"Irgendwann werde ich darunter vielleicht einen Strick finden, an dem ich Jim Cranston aufhängen kann."

"Optimist!"

"Sag bloß, du hast dich an Cranston gewöhnt?" Sie schüttelte den Kopf. "Ich kann gegen ihn nichts sagen... aber ansonsten beschäftigt er sich auch mehr mit Patty Watson."

Greg O'Kieran grinste dreckig. "Bumst er sie immer noch?" Es blitzte in Aileens Augen. "Bei jeder Gelegenheit, wenn du es genau wissen willst..."

"Und was ist mit den anderen Girls?" Aileen nahm noch einen Schluck. "Henrietta hat im Moment einen scharfen Typen, der gar nicht genug von ihr kriegen kann. Richtig lästig wird der schon, wenn du mich fragst."

"Wer ist das?"

"Billy heißt er, ist Cowboy in der Umgebung. Ich weiß aber nicht genau auf welcher Ranch."

"Billy Dunlop?", fragte O'Kieran.

"Ja, kann sein. Ich glaube, er hieß so. Aber ich habe mich auch noch nie längere Zeit mit ihm unterhalten, weil er sich nicht lange in der Bar aufhält. Er will immer gleich mit Henrietta aufs Zimmer. Wahrscheinlich würde er sie am liebsten schon auf dem Schanktisch nehmen... Neulich kam er ohne Geld. War wohl zwei Tage vor dem Zahltag. Er hat richtig einen kleinen Aufstand gemacht, ist mit Jim Cranston dann böse aneinander geraten..."

"Erzähl weiter." O'Kieran trank jetzt ebenfalls. Allerdings befand sich in seiner Flasche kein Wasser, sondern Whiskey. Er rülpste ungeniert. "Die Feinde von Jim Cranston sind meine Freunde", meinte er.

"Wenn Henrietta sich nicht bereit erklärt hätte, Billy auf Kredit zu bedienen, dann hätte es wohl noch ein Unglück gegeben." Sie erhob sich plötzlich. "Es ist spät", meinte sie. "Ich muss jetzt zurück, sonst werden die anderen misstrauisch.."

O'Kieran erhob sich ebenfalls, allerdings etwas träge. Er schien etwas müde zu sein. Sie lächelte. "Vielleicht überlegst du dir fürs nächste Mal einen Treffpunkt, wo man nicht der prallen Sonne ausgesetzt ist!", schlug sie vor. Er grinste. "Ich werde daran denken, Aileen..." Aileen brachte ihre Kleider in Ordnung.

O'Kieran sah ihr dabei zu.

Sie pfiff ihr Pferd herbei. Es war ein gut erzogenes Cowboy-Pferd. Erica Forrester, die sechzehnjährige Tochter des ehemaligen Marshals von Virginia City, die ebenfalls auf der Blue Creek Ranch lebte, hatte es für sie zugeritten. Aileen wollte sich in den Sattel schwingen.

O'Kieran trat an sie heran, fasste sie von hinten bei den Brüsten.

"Wenn du etwas erfährst, was für mich nützlich sein könnte, dann lässt du mich sofort davon wissen, nicht wahr..."

"Sicher..."

"Du wirst die Königin auf der Blue Creek Ranch werden..."

"Greg..."

"Mach's gut, Baby!"

Dann ließ er sie los. Sie schwang sich in den Sattel, ließ das Tier eine Drehung vollführen und preschte dann im Galopp davon. Richtung Virginia City.

Eine halbe Stunde musste sie reiten, ehe sie die Stadt auftauchen sah.

Die Blue Creek Ranch lag etwas außerhalb, auf der anderen Seite des Rio Bonito. Eine Brücke führte dorthin. Aileen passierte diese Brücke und erreichte dann den Vorplatz der Ranch. Ein großes Ranchhaus bildete das Zentrum, rechts und links befanden sich Nebengebäude für Ställe und die Privaträume der Girls. Im Ranchhaus gab es eine große Bar. Die Geschäftszimmer der Girls befanden ich im Obergeschoss. Aileen ritt zum Haupthaus, stieg vom Pferd herunter und machte das Tier an einer Querstange fest. Dann ging sie hinein. In der Eingangshalle führte eine Freitreppe hinauf zu den Zimmern der Girls.

Aileen ging jedoch in die Bar.

Henrietta Lamont, Patty Watson und Peggy-Sue Jenkins waren dort anwesend. Ihr lautes Gelächter hatte man schon draußen hören können. Sie scherzten ausgiebig. Hinter dem Schanktisch stand Seamus McCabe, ein ehemaliger Butler, der jetzt das 'Mädchen für alles' auf der Blue Creek Ranch war. So sehr die Girls auch lachten, so ernst und distinguiert blieb demgegenüber das Gesicht des Butlers. Seamus verzog keine Miene. Mit geradezu stoischem Gleichmut spülte er das Geschirr, während die Girls weiter herumalberten.

Als Aileen an den Schanktisch trat, verebbte das Gelächter.

"In was für einem Glutofen warst du denn?", fragte Peggy-Sue. "Du bist ja ganz rot im Gesicht!"

"Ich kann nichts dafür, dass keine Wolke am Himmel steht", erwiderte Aileen kühl und wandte sich an Seamus. "Mach mir irgendetwas Erfrischendes", forderte sie.

"Sehr wohl, Madam."

Patty Watson trat an Aileen heran. Das blonde Girl strich sich das Haar etwas zurück und fragte: "Wo bist du eigentlich gewesen, Aileen?"

"Ich wüsste nicht, was dich das anginge!", erwiderte Aileen etwas giftiger als sie beabsichtigt hatte.

"Entschuldige, man ja wohl noch fragen dürfen... reitest stundenlang weg und..."

"Tust du das nicht auch?", unterbrach Aileen sie. Patty hob die Augenbrauen.

"Sicher. Aber wie du weißt kann ich das auch."

"Ach - und ich vielleicht nicht?"

"Mein Gott! Ich war jahrelang Cowgirl und kann reiten und schießen wie ein Mann! Das ist was anderes, als bei dir..." Jetzt mischte sich die rothaarige Henrietta ein. "Lass sie, Patty. Jede von uns hat doch auch ein Recht auf etwas Privatleben, oder?"

"Sicher."

Von draußen her war das Geräusch eines galoppierenden Pferdes zu hören.

Peggy-Sue befand sich in der Nähe des Fensters. Sie blickte neugierig hinaus. "Hey, ratet mal, wer da ist!" Sie wandte sich an die anderen Girls. Überall nur Schulterzucken.

"Nun mach's nicht so spannend!", meinte Patty Watson. In Peggy-Sues Augen blitzte es. Ihr Blick wanderte zu Henrietta. "Es ist dein spezieller Gast!", grinste sie. Henrietta erbleichte. "Mon Dieu!", entfuhr es der Rothaarigen, die als junge Frau aus Frankreich in die Staaten gekommen war.

"Jeder von uns würde sich über derart treue Kundschaft freuen", meinte Peggy-Sue.

Patty machte eine wegwerfende Geste. "Also, ich habe genug von der Sorte!" Sie hatte allen Grund das zu sagen. Vor kurzem waren zwei Vormänner von Ranches aus der Umgebung derart heiß auf die schöne Blonde gewesen, dass es ihretwegen eine Massenschlägerei zwischen den beiden Ranch-Mannschaften gegeben und beinahe auch ein tödliches Revolverduell der beiden Kontrahenten.

"Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich Billy Dunlop angewöhnen, dass er sich regelmäßig rasiert", konnte sich Peggy-Sue eine letzte Bemerkung nicht verkneifen. "Dieser Stoppelbart kratzt einem doch die Brustwarzen kaputt!"

"Ganz meine Meinung!", meinte Patty. "Die Kerle sollen sich gefälligst entscheiden: einen richtigen Bart oder ganz ab! Dieses Zwischending ist Folter!"

Henrietta verzog pikiert das Gesicht und meinte dann an Patty gewandt: "Wie gut du deine Kerle erzogen hast, haben wir ja kürzlich erst lebhaft miterleben dürfen! Mon Dieu, ce n'etait pas drôle! Das war wirklich nicht lustig!" Schwere Schritte waren zu hören.

Augenblicke später flogen die Schwingtüren der Bar auseinander.

Breitbeinig stand ein hochgewachsener, breitschultriger Kerl vor ihnen. Billy Dunlop. Den Revolvergurt trug er sehr tiefgeschnallt. Er war Linkshänder. Auf der Rechten hing ihm ein langes Lederfutteral vom Gürtel, aus dem das Heft eines Bowie-Messers ragte. Die braune Lederweste war genauso fleckig wie die Chaps, die er um die Beine trug. Er schob sich den verbeulten Stetson in den Nacken, blickte sich um.

Seamus McCabe hatte bereits den Whiskey für den wilden Cowboy eingeschenkt. Das war inzwischen so eine Art Tradition.

Aber Billy Dunlop nahm das nur am Rande war.

Seine blauen Augen hatten Henrietta entdeckt. Er sandte ihr einen hungrigen Blick zu, zog sie mit den Augen bereits aus...

Er ging zum Schanktisch, langte ohne hinzusehen zielsicher nach dem Whiskeyglas und kippte dessen Inhalt hinunter. Dann wischte er sich mit dem mehrfach geflickten Hemdsärmel über den von dunklem Stoppelbart umgebenen Mund.

"Komm her, Henrietta! Keine besorgt's mir so wie du!" Henrietta verdrehte die Augen.

"Du wirst doch sicher noch solange Geduld haben, bis wir oben im Zimmer sind!", meinte sie.

Er grinste, lachte dann.

"Spann mich nicht zu lange auf die Folter, Kleine!"

"Keine Sorge..."

Billy Dunlop ließ sich von Seamus noch einmal das Whiskeyglas füllen, leerte es erneut in einem Zug und trat dann auf Henrietta zu. Er fasste sie, hob sie hoch und nahm sie über die Schulter. Sie stieß einen spitzen Schrei aus, strampelte etwas mit den Beinen. Aber das war nur gespielt. Es gehörte für Billy Dunlop einfach dazu.

"Viel Vergnügen!", meinte Patty leise vor sich hin. Billy trug sie hinaus aus der Bar, dann die Freitreppe hinauf, die zu den Geschäftszimmern der Girls führte. Henriettas Zimmer war am Ende des Ganges.

Billy stieß grob die Tür auf. Dann warf er das Girl auf seinen Schultern auf das Bett.

Die Federn quietschten.

"Heute lassen wir es ruhig angehen, ja?", schlug Henrietta vor. "Es ist so verdammt heiß heute! Trop chaud pour moi!" Billys Augen wurden schmal. Er kratzte sich am Ohr, warf dann den Hut auf einen Stuhl. Der Stetson landete zielsicher. " Ruhig angehen lassen?", wiederholte er, so als hätte er sich verhört. "Kleine, das ist nichts für Billy Dunlop!"

"Ja, das fürchte ich auch", murmelte Henrietta.

"Und für dich doch auch nicht! Mein Gott, ich bin weit herumgekommen, aber zwischen hier und Nogales gibt es kein Girl, dass so heiß ist wie du!"

Er begann sich die Stiefel auszuziehen. Das immerhin hatte Henrietta ihm inzwischen beigebracht.

Die Französin erhob sich unterdessen. Sie stand auf der Matratze und ließ das Kleid zu Boden sinken, das sie bis dahin getragen hatte. Billy Dunlop machte Stielaugen, als er feststellte, dass sie darunter nichts trug.

Er betrachtete gierig ihren wohlgeformten Körper, ihre Brüste, den flachen Bauch und die geschwungene Linie, die ihre Hüfte bildeten. Sie zog sich eine Haarnadel heraus, so dass die Pracht ihrer roten Mähne bis über die Schultern fiel.

Grinsend stellte Billy Dunlop fest, dass das Haardreieck zwischen ihren Schenkeln denselben Farbton aufwies wie ihr Haupthaar.

Mit dem Fuß schleuderte Henrietta das Kleid aus dem Bett heraus. Es rutschte seitlich herunter. Sie wippte etwas auf der Matratze herum, stemmte die Arme in die Hüften. Ihre Brüste schwangen leicht verzögert mit.

"Na, was ist, Cowboy? Hat's dir die Sprache verschlagen?"

"Mein Gott!", stammelte er und vergaß anschließend für ein paar Sekunden, den Mund wieder zu schließen.

Henrietta lachte.

"Ce n'est pas une surprise pour toi!"

"Hör auf in dem Apachen-Kauderwelch mit mir zu reden!"

"Du siehst nichts, was du nicht schon kennst, Billy!"

"Trotzdem..."

Er streifte in Windeseile seine Sachen ab.

Dann stürzte er sich auf sie, sprang auf's Bett, packte sie in den Kniekehlen. Sie kreischte. Billy mochte das. Er zog sie zu sich herunter. Sie fühlte seinen rauhen Stoppelbart in der Nähe ihres Bauchnabels, dann an ihren Brüsten. Sie schwang sich auf seinen Schoß. Er glitt in glitt in sie hinein. Billy stützte sich mit seinen Armen ab. Gewaltige Muskeln hatte er. Er prahlte immer damit, einen Stier bei den Hörnern packen und zu Boden reißen zu können. Henrietta hatte keine Ahnung, ob das der Wahrheit entsprach, aber wenn jemand so etwas konnte, dann ein Kerl wie Billy Dunlop.

Sie ließ ihr Becken kreisen.

Jeden Muskel ihres Körpers konnte Henrietta kontrollieren. Zufrieden stellte sie fest, dass die Bewegungen ihres Beckens die beabsichtigte Wirkung nicht verfehlten. Billy stieß einen dumpfen Grunzlaut aus. Er schien für einige Momente vollkommen weggetreten zu sein. Sein Blick war auf ihre Brüste gerichtet, wirkte aber jetzt glasig. Er spannte die Muskeln seiner Oberschenkel an und kam ihr entgegen. Immer heftiger wurden Henriettas Bewegungen.

Sie wusste, wie Billy Dunlop zu nehmen war.

Von ruhiger Gangart hielt er wahrhaftig nicht besonders viel.

Henrietta musste schon einiges aufbieten, um ihn bei der Stange zu halten.

Immer schneller ließ sie das Becken kreisen.

Aber Billy war das noch nicht rasant genug. Er richtete sich auf, packte sie und drehte sie zur Seite. Einen Augenblick später war er über ihr, drang mit heftigen Stößen in sie ein. Das Bett ächzte dabei. Es war ohnehin schon ziemlich aus dem Leim. Henrietta befürchtete, dass es der Belastung nicht standhielt.

"Vorsicht", flüsterte sie, krallte sich dabei an seinem immens breiten Rücken fest.

Aber Billy Dunlop hörte jetzt gar nichts mehr. Sein Blut hatte sich an einer ganz anderen Stelle gesammelt. Er hatte die Augen geschlossen, während seine Stöße immer heftiger wurden.

Ein letztes Mal ächzte Henrietta ein eher verhaltenes " Vorsicht!", dann passierte es!

Das Bett brach zusammen. Die Matratze und die Federung gingen zu Boden, die Seitenteile brachen aus den verleimten Halterungen heraus. Das geschah zeitgleich mit einem letzten heftigen Stoß, mit dem Billy sich in sie ergoss. Er sah sie an.

Als er begriff, was passiert war, grinste er.

"Setz es auf die Rechnung, Baby!"

"Das tu ich ganz bestimmt, darauf kannst du dich verlassen! Was meinst du, was Jim Cranston sonst sagen wird!" Sie schüttelte den Kopf. "Alors, quel malheur!", stieß sie hervor.

Billy keuchte noch einmal. "Das war es mir wert", meinte er.

Dann rollte er sich von ihr herunter. Er erhob sich von dem zusammengekrachten Bett, streckte sich.

Henrietta wusste, was der harte Cowboy jetzt brauchte, um wieder munter zu werden.

Sie kroch zum Nachttisch, öffnete die Schublade und holte eine Flasche Whiskey heraus.

"Hier!", rief sie und warf sie Billy Dunlop zu. Dieser fing sie mit traumwandlerischer Sicherheit, öffnete sie und nahm einen gewaltigen Schluck. Dann wischte er sich den Mund ab.

Wohlgefällig ruhten seine Blicke auf ihrem nackten Körper. Er verschlang ihn förmlich mit seinen Blicken. Sie sah zwischen seine Beine und seufzte.

"Wie ich sehe, geht es gleich weiter", stellte sie fest.

"Worauf du dich verlassen kannst!", rief Billy.

4

Jim Cranston machte gerade seinen Gaul vor dem Drunken Indian Saloon fest, der keinem geringeren als dem windigen Geschäftsmann Greg O'Kieran gehörte.

Assistant Marshal Dee McLane war bei ihm. Gerade als Dee die Schrotflinte aus dem Sattelschuh herausziehen wollte, schüttelte Jim den Kopf.

"Lass stecken", meinte er.

"Wieso das denn?"

"Wir wollen nicht Öl ins Feuer gießen und unnötig martialisch auftreten", meinte Jim. "Das Verhältnis zu Mr. O'Kieran ist sowieso schon angespannt genug."

"Hast du vielleicht vergessen, was hier vor kurzem erst passiert ist, Jim?", meckerte der Alte.

Natürlich hatte Jim es nicht vergessen. Ein langhaariger Revolverschütze hatte versucht, ihn von der Balustrade aus hinterrücks abzuknallen. Nur den außergewöhnlichen Reflexen des Marshals war es zu verdanken gewesen, dass er jenen Augenblick überlebt hatte. Der Kerl hatte seine Aktion mit dem Leben bezahlt. Ein Umstand, der auch für Greg O'Kieran wahrscheinlich sein Gutes hatte - konnte der Gunslinger doch so nicht mehr darüber Auskunft geben, mit wessen Geld er bezahlt worden war.

Dass es O'Kieran war, der dahinter gesteckt hatte, pfiffen die Spatzen von den Dächern.

Aber es gab keinen Beweis.

"Du bist diesem O'Kieran ein Dorn im Auge und daran hat sich nicht das geringste geändert", meinte Dee. "Was glaubst du, was es diesen Hund kostet, einfach einen weiteren Schießer anzuheuern, der irgendwo auf dich lauert!"

"Trotzdem", entschied Jim. "Lass die Flinte stecken. Ich gehe ja schließlich nicht unbewaffnet in den Drunken Indian Saloon."

"Auf deine Verantwortung, Jim! Damals in Kansas City, da..."

"Später, Dee!" Er zwinkerte seinem Assistant Marshal zu, deutete auf den Drunken Indian . "Erst die Pflicht, dann das Vergnügen."

"Wie du meinst..."

Sie passierten die Schwingtüren.

Es war noch früh am Tag und deswegen war im Drunken Indian auch noch nicht allzuviel los. Die Girls saßen gelangweilt auf ihren Hockern und alberten herum. Ein rothaariger Cowboy beschäftigte sich mit einer drallen Blondine, deren Mieder er bereits zur Hälfte geöffnet hatte. Der Piano Player machte Pause, gesellte sich zu den Girls. Aber die wussten genau, dass es sich nicht besonders lohnte, sich um den Player zu bemühen. Dazu zahlte ihm Greg O'Kieran einfach zu wenig. An mehreren Tischen wurde Karten gespielt. Der Keeper hinter der Bar erstarrte für einen Augenblick als er den Marshal und seinen Assistant Marshal bemerke. Jim registrierte, dass der Keeper einem Kerl in schwarzer Weste Bescheid sagte, der etwas abseits stand. Der Kerl mit der schwarzen Weste trug ein Doppelholster. Die elfenbeinfarbenen Griffe seiner Colts ragten weit heraus.

"Das ist Ron Gorman, O'Kierans neue rechte Hand - oder wie man das auch immer ausdrücken will!", raunte Dee dem Marshal zu.

"Ich habe schon von ihm gehört", erwiderte Jim.

"Im MacDoran Store wurde erzählt, dass dieser Gorman ein ziemlich schlimmer Finger sein soll. Angeblich hat er drüben in Lordsburg drei Männer erschossen..."

Gorman verschwand durch eine Hintertür.

Man konnte darauf wetten, dass er losgeschickt worden war, um seinen Boss zu alarmieren.

Jim und Dee stellten sich an den Schanktisch, etwas abseits der Girls.

Der Keeper stellte ihnen unaufgefordert zwei Gläser hin.

"Auf Kosten des Hauses!", bemerkte er dazu grinsend.

"Das sind ja ganz neue Töne!", meinte Dee verwundert.

"Wahrscheinlich haben Sie Mr. O'Kieran einfach immer nur falsch eingeschätzt, Marshal."

"Würde ich verdammt gerne glauben", sagte Jim. In diesem Moment kam O'Kieran durch die Hintertür. Gorman folgte ihm wie ein Schatten, blieb dann aber etwas zurück. Seine dunklen, fast schwarzen Augen musterten den Marshal misstrauisch.

"Was führt Sie hier her, Marshal?", fragte jetzt O'Kieran. Sein Tonfall wirkte betont freundlich. Jim ließ sich von dieser Masche allerdings nicht beeindrucken. Er wusste, dass das nur Maske sein konnte.

"Ich tue nur meine Pflicht", sagte Jim. "Schließlich muss ich auch im Drunken Indian für Recht und Ordnung sorgen..."

"Schön zu wissen, dass Sie ihre Aufgabe so ernst nehmen, Marshal."

"Vielleicht sollte Sie das eher beunruhigen, O'Kieran." Das Narbengesicht des Saloonbesitzers verzog sich zu einem zynischen Grinsen.

"Das letzte Mal, als Sie diesen Raum betraten, haben Sie mir eines meiner Girls abspenstig gemacht! Sowas vergesse ich nicht!"

"So nachtragend, O'Kieran?"

Er schüttelte den Kopf. "Keineswegs. Ganz im Gegenteil, Ich schlage vor, dass wir das, was gewesen ist vergessen. Waffenstillstand sozusagen..."

Cranston leerte das Glas, das der Keeper ihm hingestellt hatte. "Solange Sie nicht irgendwelche Gunslinger auf mich hetzen oder noch immer darauf aus sind, mir die Blue Creek Ranch wieder wegzunehmen, habe ich nichts dagegen..."

"Freut mich, dass Sie das so sachlich sehen, Marshal..." Jim war unterdessen ein blassgesichtiger junger Mann an einem der Spieltische aufgefallen. Er trug einen dunklen Anzug, darunter eine Weste aus goldfarbenem Glitzerstoff. Er wirkte sehr schmächtig. Sein Gesicht war beinahe konturlos. Bis auf eine etwa daumennagelgroße Narbe am Kinn, die wie die Folge einer Verbrennung aussah.

"Kennen Sie den Mann da drüben?", fragte Jim. O'Kieran zuckte die Achseln. "Glauben Sie, ich kenne alle meine Gäste mit Namen?"

"Nein, aber die, die verdächtig oft gewinnen doch bestimmt!"

"Lassen Sie Ihre Unterstellungen, Marshal!" Jetzt konnte Dee McLane sich nicht zurückhalten. "Das ist Bruce Monroe", stieß er etwas lauter als beabsichtigt hervor. "Ein berüchtigter Spieler! Ich habe sein Gesicht auf einem Steckbrief gesehen! Mit der Narbe am Kinn, genau wie er da sitzt!"

"Na, wenn Sie so gut Bescheid wissen, McLane, dann wissen Sie vielleicht auch, dass Bruce Monroe nur in Kansas und Colorado gesucht wird - aber nicht hier im New Mexico Territory."

Jim grinste. "Ich dachte, Sie kennen ihn gar nicht, O'Kieran!"

O'Kieran lief dunkelrot an.

Aber er war klug genug, jetzt den Mund zu halten. Jim ging inzwischen zu dem Spieltisch, an dem Bruce Monroe platzgenommen hatte. Die Partie stand gut für ihn. Während die drei anderen Gentlemen am Tisch schon eine Menge verloren hatten, türmten sich vor Monroe die Münzen nur so.

"So viel Glück ist schon fast unverschämt!", meinte einer der Kerle. "Ich muss passen." Er knallte seine Karten auf den Tisch.

Monroe, der bis dahin vollkommen auf das Spiel konzentriert gewesen war, blickte auf.

"Liegt etwas gegen mich vor, Marshal?"

"Bis jetzt noch nicht", sagte Jim. "Jedenfalls nicht hier... sehen Sie zu, dass das so bleibt und es Ihretwegen keinen Ärger gibt!"

Ein kaltes, falsches Lächeln erschien auf dem blassen Gesicht des schmächtigen Spielers.

Er breitete die Arme aus.

"Meinetwegen Ärger? Ich trage noch nicht einmal einen Revolver!"

"Sie wissen, wie ich das meine!"

"Seien Sie unbesorgt!"

"Ich nehme Sie beim Wort..."

Jim gab Dee einen Stoß. Dann ging er zur Tür. Der Assistant Marshal folgte ihm. Der Spieler mischte währenddessen mit unglaublicher Geschwindigkeit die Karten neu. So schnell ging das, dass ein Normalsterblicher Schwierigkeiten hatte, mit den Augen alles genau zu verfolgen.

Greg O'Kieran wandte sich jetzt an Gorman.

"Sag dem Kerl, dass ich etwas mit ihm zu besprechen habe..."

"Monroe?"

"Ja. Genau so einen brauche ich jetzt..."

5

O'Kieran wartete in einem Separee auf Monroe. Der Spieler blickte sich in dem gediegen eingerichteten Raum um. In den Fingern hielt er noch immer eine Karte, die er spielerisch zwischen den Fingern hin und her wandern ließ. Eine Art Zeitvertreib für ihn.

Gorman schloss die Tür.

Er stellte sich wie ein Wächter daneben, verschränkte die Arme vor der Brust.

"Nehmen Sie Platz, Mr. Monroe", sagte der Saloonbesitzer.

"Ich möchte, dass Sie einen Mann namens Billy Dunlop bis auf das Hemd am Spieltisch ausziehen. Haben Sie mich verstanden?"

"Kein Problem..."

"Sie kriegen von mir dafür eine ordentliche Summe und außerdem....", er grinste dreckig, "...noch eine besondere Anerkennung. Aber dazu später mehr."

"Warum wollen Sie aus diesem Dunlop einen armen Mann machen?", fragte Monroe.

"Braucht Sie nicht zu interessieren, Monroe. Genauso wenig wie es mich interessiert, ob Sie in Kansas oder Gott weiß wo auf der Welt Schwierigkeiten mit dem Gesetz haben. Sie können betrügen, wen Sie wollen. Nur mich nicht, denn das würde Ihnen schlecht bekommen."

Monroe steckte die Karte ein mit der er bislang herumgespielt hatte, faltete die Hände, drehte die Daumen nervös umeinander. "Sie sind ein offener Mann", fand er.

"Die ganze Sache wird in vier, fünf Tagen steigen..."

"Warum dann erst?"

"Sie fragen zuviel, Monroe", fand O'Kieran. "So etwas mag ich nicht. Und im Zweifelsfall kostet es mich ein Fingerschnippen, um lästige Frager aus dem Weg zu räumen..." Gorman begann in diesem Moment, auffällig mit seinen Colts herumzuspielen. Er ließ sie um den Zeigefingern herum drehen und anschließend wieder ins Holster schnellen.

Monroe verstand dieses Signal sehr gut. "Ich sehe, dass Ihr Mann fast so fingerfertig ist wie ich!", grinste er.

"Sie sagen es!", nickte O'Kieran.

Er hatte sich alles genau überlegt.

In vier oder fünf Tagen würde Billy Dunlop völlig blank sein. Wenn er so oft die Blue Creek Ranch besuchte, wie Aileen es behauptet hatte, vielleicht sogar noch früher. Aber bis zum Zahltag auf der Ranch, auf der er arbeitete, war es dann noch ein bisschen hin. Genau zu dem Zeitpunkt hatte O'Kieran vor, an einem Abend für jeden Gast ein Glas Whiskey umsonst ausgeben zu lassen. Das würde sich herumsprechen. Die Cowboys der ganzen Gegend würden an diesem Abend im Drunken Indian sein - und Billy Dunlop mit großer Wahrscheinlichkeit auch.

Aber für Dunlop gab es dann noch ein zweites Problem. Wie die nächsten Tage ohne Henrietta über die Runden kommen?

Es würde nicht schwer sein für einen Mann wie Monroe, den einfachen Cowboy zu einem Spielchen zu überreden, bei dem Dunlop dann den Lohn für die nächsten sechs Monate verpfänden musste!

Ja, dachte O'Kieran, und wenn Dunlop erst einmal ganz unten ist, dann folgt der zweite Teil des Plans, an dessen Ende ich vielleicht den Marshal los bin und die Blue Creek Ranch zurückbekomme!

Und das Beste war - O'Kieran würde nichts dazu tun müssen.

"Alles klar, Mr. Monroe?" fragte er dann.

"Ich habe Sie gut verstanden..."

"Einen Teil ihres Lohnes bekommen Sie bereits im voraus!"

"Ach, ja?"

O'Kieran machte Gorman ein Zeichen.

Dieser wandte sich einem Vorhang zu, der einen Teil des Raums abtrennte. Gorman zog den Vorhang zur Seite. Dahinter stand ein breites Bett, auf dem sich eine Frau mit blauschwarzen Haaren räkelte. Sie war - abgesehen von einer dünnen Kette, die sie um den Bauch trug, vollkommen nackt.

"Eine Mestizin", erläuterte O'Kieran. "Glücklicherweise spricht sie nur spanisch, so kann sie den Inhalt unseres vertraulichen Gesprächs niemandem weitererzählen... Sie steht zu Ihrer Verfügung, Mr. Monroe!"

6

"Leute wie diesen Monroe mag ich nicht", meinte Dee McLane, während er zusammen mit Jim Cranston in gemächlichem Tempo über die Rio Bonito-Brücke ritt. "Diese Sorte macht früher oder später Probleme..."

"Was soll ich machen? Bis jetzt hat der Kerl hier nichts ausgefressen", gab Jim zu bedenken.

"Trotzdem - wir sollten Monroe im Auge behalten. Und was O'Kieran angeht, dessen Freundlichkeit war doch so falsch wie nur was!"

"Ich weiß."

Sie kamen auf die Ranch zu.

Die Tür des Haupthauses sprang auf.

Ein Mann taumelte heraus. Er stöhnte auf, stolperte und strauchelte zu Boden. Es war ein Mexikaner. Der Sombrero hing ihm auf dem Rücken. Der Revolver war ihm aus dem Holster gefallen. Jetzt lag er im Staub. Der Mexikaner rappelte sich auf, wollte die Waffe erreichen, doch sein Kontrahent war ihm vor die Tür gefolgt, trat jetzt näher und kickte die Waffe davon.

Es war niemand anderes als Billy Dunlop.

Er blutete aus der Unterlippe.

Die Fäuste waren geballt. Er erwartete, dass der Mexikaner wieder aufstand und sich im stellte.

Der Mexikaner hatte damit keine Eile. Er ächzte, kam schließlich wieder auf die Füße. Er war etwa einen Kopf kleiner als der große Dunlop.

"Schluss damit!", rief Jim.

Aber keiner Kontrahenten beachtete ihn überhaupt. Der Mexikaner griff nach dem großen Bowie-Messer, dass er noch am Gürtel hängen hatte. Mit einem heiseren Schrei auf den Lippen stürzte er sich auf Billy.

Billy ließ den Colt stecken.

Der Mexikaner schleuderte das Bowie-Messer auf Billy, aber der wich zur Seite. Das Messer zischte millimeternah an ihm vorbei, blieb dann im Holz der Tür zitternd stecken. Billy empfing den Mexikaner mit einer Geraden, die den Mann am Kinn traf. Der Mexikaner sackte zu Boden, blieb liegen. Er bewegte sich, stöhnte auf. Aber er war zu benommen, um zu seiner Waffe zu kriechen.

Billy wollte sich auf ihn stürzen.

Jim Cranston feuerte ihm einen Revolverschuss vor die Füße. Billy erstarrte, stand da, wie ein wütender Stier, der die Hörner senkte.

Jim glitt aus dem Sattel, hielt dabei immer noch den Colt auf Billy Dunlop gerichtet. "Was immer auch der Anlass für Ihren Streit war, Dunlop - dieser Mann hier hat genug..." Billy atmete tief durch.

"Er hat Henrietta angemacht!", keuchte Billy. "Wir saßen in der Bar und wollten dann nochmal hoch in ihr Zimmer... aber der Kerl hier wollte das nicht akzeptieren..." Jetzt trat Henrietta durch die halboffene Tür, in der noch immer das Bowie-Messer des Mexikaners steckte.

Offenbar hatte sie mitangehört, was er gesagt hatte.

"Es ist wahr, Jim!", erklärte sie.

"Mierde! Caramba!", schimpfte der Mexikaner, der jetzt wieder auf die Beine kam. "Ich war nur friedlich auf der Durchreise und wollte hier ein paar schöne Stunden verbringen... Da geht dieser wildgewordene Stier auf mich los!"

"Ich schlage vor, Sie verlassen jetzt alle beide die Blue Creek Ranch und kehren erst zurück, wenn Sie sich abgekühlt haben", schlug Jim Cranston vor. Billy wollte protestieren. Aber Henrietta kam ihm zuvor. "Es ist besser, Billy! Ich bin ja nicht aus der Welt..."

"Okay, Kleine.... Wenn du das sagst!" Er ging zu seinem Pferd, schwang sich hinauf, wandte einen Gruß an Henrietta und preschte dann in Richtung Rio Bonito-Brücke davon.

Jim steckte den Colt zurück ins Holster. Er half dem Mexikaner auf.

"Wie heißen Sie?"

"Fernandez."

Er deutete auf den Marshal-Stern an Jims Brust. "Wozu tragen Sie dieses Ding da überhaupt, wenn Sie nicht für Gerechtigkeit sorgen, Hombre!"

"Sie haben Billy mit Ihrem Messer fast umgebracht!", gab Jim zu bedenken.

"Pah!", machte Fernandez. Er schwankte davon, bückte sich nach seinem Colt und steckte ihn ein. Dann schwang er sich auf seinen Gaul. Bevor er davonpreschte, stoppte er noch einmal kurz.

"Caramba, ich merke mir Gesichter gut, Marshal... man sieht sich immer zweimal, Hombre! Denken Sie daran!" Daraufhin ließ er seinen Braunen davonpreschen. Er zog eine Staubwolke hinter sich her.

"Ein unangenehmer Kerl!", meinte Dee McLane. Jim nickte. "Kann man wohl sagen."

Er wandte sich an Henrietta. "Was war denn in Billy Dunlop gefahren? Hatte der einen Sonnenstich?"

Henrietta verzog das Gesicht. "Er ist halt ganz besonders hinter mir her..."

"Besser, du hältst ihn mehr auf Abstand, sonst dreht er noch komplett durch."

"Keine Sorge!" Sie grinste zweideutig. "Den habe ich gut im Griff - und das in jeder Hinsicht."

"Denk an das, was Patty vor kurzem passiert ist!" Henrietta machte eine wegwerfende Handbewegung. "Da werde ich schon aufpassen!", gab sie sich selbstbewusst.

7

Auch an den folgenden Tagen kam Billy Dunlop täglich zu Henrietta auf die Blue Creek Ranch. Bis er so gut wie blank war. Aber der Zahltag auf der Double Cross-Ranch, auf der er arbeitete, stand kurz bevor. Und dann hörte er von dem Angebot im Drunken Indian. Der erste Whiskeygratis! Dem konnte er ebenso wenig widerstehen wie die meisten anderen Cowboys der Gegend. Es war brechend voll im Drunken Indian . Die Angestellten hatten Schwierigkeiten, die Ordnung einigermaßen aufrecht zu erhalten, denn schon gab es Streit um die Girls. Dieser Andrang schien alles zu übersteigen, was der Saloonbesitzer erwartet hatte. Billy Dunlop nahm seinen Gratis Whiskey, kippte ihn hinunter. Der Keeper schenkte ihm nach.

"Heh, habt ihr heute euren großzügigen Tag?", fragte der Cowboy verwundert.

Der Keeper nickte.

"Genau so ist es!"

Den Blick, den der Mann hinter dem Schanktisch anschließend mit seinem Boss wechselte, bemerkte Billy gar nicht. Er kippte den braunen Saft einfach hinunter. Ein hagerer, blassgesichtiger Mann drängte sich neben ihn an den Tisch. Er machte dem Keeper ein Zeichen, schnipste mit den Fingern. Der Keeper stellte auch ihm ein Glas hin.

"Schütten Sie dem Gentleman hier auch nach!", sagte der Blasse und deutete dabei auf Billy Dunlop. "Geht auf meine Rechnung..."

Billy runzelte die Stirn.

"Wie komme ich zu der Ehre?", fragte Billy. Der Blasse lächelte kalt. "Sie sind Billy Dunlop, oder?"

"Woher wissen Sie das?"

"Einer der Kerle dahinten hat es mir gesagt! Mein Name ist Monroe..."

Billys Augen wurden schmal. Was wollte dieser Monroe von ihm. Er kippte den Drink herunter. Auf ein Zeichen von Monroe hin schenkte der Keeper ihm erneut nach. "Heh, Sie haben wohl die Spendierhosen an, was?"

"Ich habe gehört, Sie sind ein passabler Poker-Spieler."

"Ja, wer sagt das?"

"Ich hab's gehört."

"Naja..."

"Wir brauchen noch einen guten Spieler für eine exklusive Runde. Sie können 'ne Menge Geld gewinnen dabei..." Billy fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Es war verdammt heiß im Drunken Indian . Er schwitzte schon.

"Noch einen Drink, Mr. Dunlop?"

"Sie sind ein Profi-Spieler, Monroe!", stieß er dann hervor. "Auf so einen Mist lasse ich mich nicht ein. Ihresgleichen gibt einem ersten 'nen Drink aus und dann zieht ihr einen mit gezinkten Karten über den Tisch..." Billy wollte sich schon abwenden. Monroe packte ihn bei der Schulter. Für seine Schmächtigkeit war er verdammt kräftig. "Warten Sie, Dunlop!"

"Was ist noch?"

Billy blickte auf Monroe herab. Er war einen ganzen Kopf größer als der schmächtige Spieler.

"Sie verschenken einen Batzen Geld, Mister."

"Bin sowieso so gut wie pleite!"

"Den Einsatz spendiere ich. Ich brauche nur einen Spielpartner, der mehr kann, als die Karten in seiner Hand zu halten..." Sein Tonfall veränderte sich. Er kam etwas näher, sprach leiser. "Da oben in einem Separee sitzt ein reicher Sack aus El Paso. Dem macht es nichts aus, wenn er ein paar tausend Dollar verliert! Aber ich brauche einen Partner dazu! Den Gewinn teilen wir uns. Die Sache ist todsicher..."

Billy Dunlop horchte auf.

Der Gedanke war in der Tat verlockend...

Dann konnte er schon vor dem Zahltag auf der Double Cros wieder zu Henrietta.

Allein bei dem Gedanken überlief es ihn heiß. Die Erinnerungen an den herrlichen Körper dieser faszinierenden Frau stiegen wieder in ihm auf.

"Okay", sagte Billy schließlich nach einigem Zögern. "Was soll ich tun?"

"Verlassen Sie sich ganz auf mich. Sie brauchen gar nichts zu tun. Ich spiele Ihnen die richtigen Karten schon zu.."

"So einer sind Sie also!"

"Es ist eine völlig sichere Sache! Der Gewinn ist Ihnen sicher!"

"Ich hoffen, Sie haben recht!"

"Noch eins: Wenn es erst den Anschein hat, als würden Sie verlieren, machen Sie sich keine Sorgen. Das gehört dazu..."

"Schon klar..."

Monroe nahm Billy mit sich. Er führte ihn eine Freitreppe hinauf. Dann standen sie vor der Tür zu einem Nebenraum. Auf ein bestimmtes Klopfzeichen von Monroe hin, wurde die Tür geöffnet.

Ein Spieltisch befand sich in der Mitte des Raumes. Ein dicker Mann mit dunklem Schnauzbart saß dahinter, spielte ungeduldig mit den Karten herum. Hinter ihm stand ein finster wirkender Kerl im dunklen Anzug, dessen linke Hand auf dem nach vorne gerichteten Revolvergriff ruhte. Offenbar der Leibwächter des Dicken.

"Mr. Vicente aus El Paso!", stellte Monroe ihn vor. Neben Vicente hatte ein Grauhaariger platzgenommen, den Monroe als Mr. Brown vorstellte.

"Ich würde vorschlagen, dass wir keine Zeit verlieren!", meinte Mr. Vicente.

Das Spiel begann.

Und Billy verlor seine letzten Dollars.

"Sie könnten für die nächste Runde Ihren Colt verpfänden!", meinte der grauhaarige Brown.

"Ich verbürge mich für Mr. Dunlop", griff Monroe ein. "Er wird seine Spielschulden vom zukünftigen Lohn begleichen..."

"Und Sie strecken das Geld vor?", vergewisserte sich Mr. Vicente.

"Genau", nickte Monroe.

Billy begann bereits Misstrauen zu empfinden, aber das legte sich, als Monroe Runde um Runde gewann. Monroes Gewinn ist ja schließlich auch mein Gewinn!, dachte Billy. Aber da sollte er sich getäuscht haben...

Schließlich hatte Mr. Vicente aus El Paso genug verloren. Der Grauhaarige war schon vorher ausgestiegen.

Monroe sammelte den Gewinn ein, zählte sorgfältig die Geldscheine und steckte sie in die Innentasche seines Jacketts. Dann holte er einen goldbesetzten Füllfederhalter und ein Stück Papier hervor. Mit schnellen Bewegungen schrieb er darauf ein paar Zeilen und reichte sie Billy Dunlop. "Wenn Sie mir jetzt bitte diesen Wechsel unterschreiben würden..."

"Was?", entfuhr es Billy.

Er glaubte, sich verhört zu haben.

"Oder wollen Sie Ihren Bürgen im Regen stehen lassen!"

"Sie haben doch genug gewonnen!"

"Spielschulden sind Ehrenschulden", sagte der Grauhaarige. Und auch der dicke Vicente aus El Pasao meldete sich zu Wort. "Ich bin enttäuscht von Ihnen, Dunlop... Mr. Monroe hatte Sie als Ehrenmann beschrieben..."

Billy spannte die Muskeln an, wollte sich erheben. Aber Vicentes Leibwächter griff blitzschnell nach der Waffe. Die Mündung des 45ers zeigte direkt auf Billys Kopf. Der Hahn wurde mit einem Klicken zurückgezogen.

"Bitte, verkomplizieren Sie die Lage nicht, Dunlop!" Billys Gesicht wurde finster. Gegen den Leibwächter des Dicken hatte er im Moment keine Chance. Ehe er seine eigene Waffe herausgerissen hatte, war er tot.

Er nahm den Zettel, unterschrieb ihn und schob ihn zurück.

"Zufrieden?"

"Vollkommen", sagte Monroe mit einem öligen Lächeln. Billy begriff, dass der Spieler ihn nach Strich und Faden aufs Kreuz gelegt hatte. Wut erfasste ihn.

Vicentes Leibwächter hatte den Colt eingesteckt. Der Dicke erhob sich, wandte sich zum Gehen. Der grauhaarige Mr. Brown verabschiedete sich ebenfalls.

Bevor Monroe den Raum verlassen konnte, schnellte Billy auf ihn zu.

Wut hatte den Cowboy erfasst. Das nächste halbe Jahr würde er für diesen Lackaffen arbeiten! Auch wenn er auf der Double Cross Ranch freie Verpflegung, eine Hose, ein Hemd und 40 Schuss Munition im Jahr zusätzlich zu seinen Lohn bekam, war das ein harter Brocken für ihn.

Das schlimmste daran war, dass er sich die Besuche bei Henrietta fürs erste wohl abschminken konnte.

Billy packte den Spieler beim Kragen.

"Du hast mich aufs Kreuz gelegt!", knirschte er zwischen den Zähnen hindurch. "Das wirst du mir büßen..." Er holte zu einem furchtbaren Schlag aus.

Aber er hielt mitten in der Bewegung inne.

Der Spieler hatte einen Derringer hervorgefingert, dessen Lauf jetzt in Billys Bauch drückte.

"Schön ruhig...", murmelte der Spieler. Für einer Sekunde hing alles in der Schwebe.

Dann schnellte plötzlich der Kopf des Spielers vor. Monroes Stirn traf Billy an der Nase. Benommen taumelte der Cowoby zurück. Den überraschend heftigen Schwinger, den Monroe hinterherschickte, sah Billy Dunlop schon gar nicht mehr kommen. Schwer sackte er auf den Boden, blieb dort reglos liegen.

"Sie haben gesehen, was passiert ist", wandte sich Monroe an die anderen, die noch in der Nähe der Tür standen. "Er hat mich angegriffen!"

"Ein ehrloser Hund!", kommentierte Mr. Vicente aus El Paso grimmig.

8

Billy erwachte mit dröhnenden Kopfschmerzen und fand sich auf einem Bett wieder.

Ein gutgebautes Saloongirl kümmerte sich um ihn. Er hatte sie schon einmal im Drunken Indian gesehen. Sie war brünett, trug das Haar kunstvoll aufgesteckt.

Es war auch noch ein Mann im Raum.

Greg O'Kieran, der Besitzer des Drunken Indian.

"Na, ich hoffe, es geht Ihnen wieder besser, Mr. Dunlop..."

Billy setzte sich auf, fuhr sich mit der Hand über den Kopf. "Geht schon", meinte er.

"Das freut mich. Wäre mir nämlich unangenehm, wenn einer meiner Gäste zu schaden käme!"

"Monroe, dieser Betrüger!", zischte Billy hervor. O'Kieran nahm eine Flasche aus dem Schrank, schenkte ein Glas ein und reichte es Billy.

"Was ist denn passiert?", fragte er. Billy kippte den Inhalt des Glases herunter. Er stand auf, schwankte und setzte sich dann wieder hin. Das Schwindelgefühl hatte wohl nicht nur mit dem Schlag zu tun, den Monroe ihm versetzt hatte. Billy hatte wohl auch etwas zu viel vom Whiskey in sich hineingeschüttet.

In knappen Worten erzählte er O'Kieran, was passiert war.

"Zu dumm, dass es in dieser Sache nur Zeugen gegen Sie gibt", stellte O'Kieran fest.

"Aber das war doch alles ein abgekartetes Spiel..."

"Mag sein. Aber Sie können sich auch nicht an den Marshal wenden. Oder wollen Sie ihm erzählen, dass sie ursprünglich vorhatten, zusammen mit Monroe den dicken Vicente auszuehmen?"

"Natürlich nicht", erwiderte Billy. "Schließlich habe ich keine Lust, das City Jail von innen kennenzulernen." Wie ein begossener Pudel saß Billy da, in sich zusammengesunken, die eine Hand zur Faust geballt, in der anderen hielt er das Whiskeyglas. O'Kieran schüttete ihm nach. Dann machte er dem Girl ein Zeichen, woraufhin die Brünette den Raum verließ. O'Kieran nahm einen Stuhl und setzte sich zu ihm. "Ziemlich verfahrene Situation", meinte O'Kieran.

"Wenn Sie nicht bezahlen und Monroe verklagt Sie, kommen Sie ins Loch!"

Billy bleckte die Zähne wie ein Raubtier.

"Ich werde nicht ein halbes Jahr für diesen Hund arbeiten, das kommt nicht in Frage!"

"Was haben Sie vor? Rüber nach Mexiko? Jemand wie Sie hätte dort als Vaquero doch alle Chancen bei den Rinderzüchtern..."

"Daran habe ich auch schon gedacht..."

"Und warum tun Sie es dann nicht?"

Billy atmete tief durch. Er rang sichtbar mit sich, aber dann brachte er es doch heraus. "Es gibt da ein scharfes Girl auf der Blue Creek Ranch... Henrietta heißt sie. Eine richtige Klassefrau, kommt glaube ich aus Frankreich... Mein Gott, so etwas haben Sie im Bett noch nicht erlebt! Nichts gegen ihre Girls, Mr. O'Kieran - aber gegen diese rothaarige Sünde kommt keine an!"

"Solche Girls gibt es überall", meinte O'Kieran.

"Nein - keine wie Henrietta. Ich weiß nicht, wie ich ohne sie leben soll!"

"Aber wenn Sie hierbleiben, kommen Sie auch nicht mehr an sie ran! Ohne Geld meine ich!", gab O'Kieran zu bedenken.

"Das ist ja das Schlimme!", stieß Billy Dunlop wütend hervor.

"Warum nehmen Sie sie dann nicht einfach mit?", fragte O'Kieran.

Billy blickte auf. Mit einem mal schien er wieder klar und nüchtern zu sein. Der Gedanke hatte etwas in ihm ausgelöst.

"Henrietta wird freiwillig nicht mitkommen", meinte er. "Schließlich hat sie auf der Blue Creek Ranch kein schlechtes Leben..."

"Manchmal muss man die Frauen zu ihrem Glück zwingen, Billy!", O'Kieran lachte dreckig bei seiner letzten Bemerkung. "Mit der Zeit wird sie schon merken, dass es noch etwas anderes als die Blue Creek Ranch gibt..."

"Und dann ist da noch Jim Cranston..." O'Kieran setzte sich neben ihn, legte einen Arm auf Billys Schulter.

"Jetzt erzählen Sie mir aber nicht, dass einer wie Sie vor Jim Cranston Angst hat!"

Ein Lächeln bildete sich plötzlich in Billys stoppeligem Gesicht. "Vielleicht haben Sie Recht, Mr. O'Kieran."

"Bestimmt."

"Sie sind 'n echter Freund!"

"Klar doch. Noch ein Schluck?"

"Yeah!"

Alles geht nach Plan, dachte Greg O'Kieran. Er hatte den wilden Billy Dunlop jetzt genau an dem Punkt, an dem er ihn haben wollte. Wenn Billy es dann tatsächlich schaffte, Henrietta Lamont zu entführen, konnte Jim Cranston gar nicht anders und ihm folgen. Zweifellos würde er sich dabei eine Kugel einfangen...

Ein triumphierendes, vor Zynismus triefendes Lächeln stand in O'Kierans Narbengesicht.

Vielleicht war er dem Besitz der Blue Creek Ranch schon wieder ein ganzes Stück näher gekommen...

9

Henrietta Lamont hatte schlecht geschlafen und sich immer wieder herumgewälzt. Nackt lag sie auf dem Bett in ihrem Privatzimmer, das in einem Nebengebäude der Blue Creek Ranch untergebracht war.

Ein Geräusch ließ sie dann hochschrecken.

Das Klicken eines Revolverhahns.

Sie schreckte hoch, erblickte dann den schattenhaften Umriss einer Gestalt. Das Mondlicht fiel durch das Fenster herein, ließ den Colt in der Hand des Mannes aufblitzen.

"Ein Schrei und du bist tot", sagte eine sonore Stimme. Henrietta erkannte sie sofort.

"Billy", flüsterte sie. "Billy Dunlop, verdammt nochmal, was willst du hier!"

"Zieh dich an!"

"Du bist verrückt!"

"Wenn du dich nicht anziehst, nehme ich dich so mit, das ist mir auch recht!"

"Billy, was soll das? Wie kommst du überhaupt hier herein?"

Sie stellte fest, dass die Tür zu ihrem Zimmer halb offen stand. Ihre Frage beantwortete sich von selbst.

"Wir haben einen weiten Weg vor uns", meinte Billy Dunlop. Er trat einen Schritt vor. "Wenn dir irgendetwas besonders wichtig ist, dann nimm es mit!"

Henrietta Lamont starrte ihren Entführer noch immer völlig fassungslos an. "Du hast wohl komplett den Verstand verloren!", meinte sie, während sie sich aufrichtete. "Wo willst du mit mir hin?"

"Abwarten."

Billy, egal, was du dir einbildest..."

Er trat auf sie zu und hielt ihr die Waffe unter die Nase.

"Kein Ton mehr! Ich meine es ernst."

"Du würdest mir nichts tun..."

"Sei dir nicht zu sicher!"

In Henriettas Hirn arbeitete es fieberhaft. Billy war ein rauer, aber eigentlich immer ganz netter Kerl gewesen. Etwas zu grob, aber ansonsten hatte es nichts an ihm auszusetzen gegeben. Zumindest nicht aus Henriettas Sicht. Abgesehen vielleicht von seiner übertriebenen

Anhänglichkeit, dachte sie.

Was hatte diese Veränderung bewirkt?

"Zieh dir etwas Praktisches an!", verlangte Billy Dunlop.

"Etwas, womit du gut reiten kannst! Und diesmal meine ich das im eigentlichen Sinn des Wortes..."

Er grinste dreckig.

Henrietta gehorchte, zog sich eine Jeans und ein Cowboy-Hemd über.

Billy hatte einen Strick dabei, damit fesselte er ihre Hände auf den Rücken. Den Mund knebelte er mit einem von Henriettas bestickten Taschentüchern aus Paris. Schließlich wollte er kein Risiko eingehen.

Als er fertig war, schob er sie mit dem Revolver vor sich her.

"Nach Ihnen, Lady! Ganz in der Nähe habe ich zwei Pferde festgemacht. Damit werden wir losreiten."

Er schob sie durch den Flur.