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Die vorliegende apokryphe Apostelgeschichte wird der Überlieferung nach einem der 70 Jünger Christi, Abdias, zugeschrieben. Später, zum ersten Bischof von Babylon ordiniert, soll Abdias dieses Werk in zehn Büchern verfaßt haben, welches jedes das Leben und die Taten jeweils eines der Apostel beschreibt. Im Druck erschien das Buch erstmals 1552 unter der Herausgabe des Wolfgang Lazius mit dem Titel: "Abdiae Babyloniae primi episcopi ab apostolis constitvti, De historia certaminis Apostolici, Libri decem, Ivlio Africano interprete." Es wird heute angenommen, daß das Buch wahrscheinlich zwischen dem 6. und 10. Jahrhundert in Europa entstanden ist. Nichtsdestotrotz enthält es aber wesentlich älteres Material, welches bis in die Antike zurückreicht.
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Seitenzahl: 341
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Vorrede des Julius Africanus
Buch: Taten des hl. Apostels Petrus
Buch: Taten des hl. Apostels Paulus
Buch: Taten des hl. Apostels Andreas
Buch: Taten des hl. Apostels Jacobus, Bruder d. Evangel. Johannes
Buch: Taten des hl. Apostels Johannes des Evangelisten
Buch: Taten des hl. Apostels Jacobus, Simon und Judas
Buch: Taten des hl. Apostels und Evangelisten Matthäus
Buch: Taten des hl. Apostels Bartholomäus
Buch: Taten des hl. Apostels Thomas
Buch: Taten des hl. Apostels Philippus
Bericht des Wolfgang Lazius
Des Julius Africanus, Bischofs und Geschichtschreibers, Vorrede über Abdias’ Apostelgeschichte, die Eutropius1 aus dem Hebräischen ins Griechische, er aber ins Lateinische übersetzt hat.
ES haben zwar viele apostolische Zeugen die erste Ausbreitung des Christentums erzählt und schriftliche Nachricht davon gegeben; aber demungeachtet hielt ich mich von innen berufen, die ganz vorzügliche Geschichte aller Apostel allen Christen zu empfehlen, welche Abdias, der den Heiland im Fleisch gesehen und der Jünger und Gefährte der Apostel Simon und Judas in Persien gewesen, und von diesen zum ersten Hirten und Bischof zu Babylon ordiniert worden, in zehn kleinen Büchern oder Kapiteln, in hebräischer Sprache geschrieben, die dessen Jünger und Nachfolger, Eutropius, in die griechische und ich in die lateinische Sprache übersetzte.
Diese Geschichte des Abdias zeichnet sich vor vielen, die ich gelesen und damit verglichen habe, besonders dadurch aus, daß sie kurz und gut das Wichtigste aus dem Leben und den Taten eines jeden Apostels enthält, wodurch die Übersicht sehr erleichtert wird. Von vielen wichtigen Lebensbeschreibungen der ersten Christen und Boten des Evangeliums sind uns kaum die Nachrichten ihrer Leiden erhalten worden; Abdias aber hat etwas Ganzes geliefert. Übrigens muß es uns groß sein, sei es wenig oder viel, was die Geschichtsschreiber uns von jenen treuen Arbeitern im Weinberg des Herrn überliefern, weil geschrieben steht: „Deine Freunde sind zu ehren, o Gott!“ Was aber die größeren oder geringeren Zeichen und Wunder betrifft, die sie unter den Völkern der Erde getan haben, da muß man von der menschlichen Schwachheit hinweg und auf unseren Herrn Jesus Christus sehen, welcher allein alles wirkt, und welcher durch Willensergebung und Herzensreinheit in den Seinen wohnt, wie der Prophet sagt: „Ich will in ihnen wohnen und wandeln, und werde ihr Gott sein!“
In dieses Jesu Christi, des Sohnes des allmächtigen Gottes Namen, haben wir des Abdias zehn Bücher in die lateinische Sprache übersetzt, zur Ehre Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes – dem Erleuchter unserer Seelen, jetzt und allezeit, und durch alle Ewigkeiten. Amen!
1 Abdias’ Jünger.
ALS unser Herr, Jesus Christus, das wahre Licht der Welt, in der Finsternis dieser Welt erschien und am galiläischen Meer wandelte, sah er zwei Brüder: Simon, welcher genannt wird Petrus, und Andreas, welche ihre Netze ins Meer auswarfen, denn sie waren Fischer. Und er sprach zu ihnen: „Folgt mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen!“ Sie verließen sogleich ihre Netze und folgten ihm nach.
Hernach, als Jesus in die Gegenden Cæsarea Philippi gekommen war, fragte er seine Jünger und sprach: „Was sagen die Leute von des Menschen Sohn, wer er sei?“ Sie antworteten: „Etliche sagen, er sei Johannes der Täufer; andere aber Elias, noch andere, Jeremias, oder einer aus den Propheten.“ Darauf hat Simon Petrus standhaft und unerschrocken gesprochen: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ Jesus antwortete ihm: „Selig bist du, Simon Bar Jona, denn Fleisch und Blut hat dir dies nicht geoffenbart, sondern mein Vater, der in den Himmeln ist. Ich aber sage dir: Du bist Petrus, und über diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen nichts gegen sie vermögen! Und dir will ich die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch in dem Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, wird auch in den Himmeln gelöst sein!“
FAST um ebendiese Zeit begab es sich, daß Christus nach seiner Gewohnheit auf einen Berg ging zu beten, und hatte die drei Vertrautesten aus seinen Jüngern, Petrus, Johannes und Jacobus, mit sich genommen; da wurde er dort verzückt und mit einem Sonnenglanz umgeben, und stand mitten zwischen Moses und Elias. Da sprach Petrus: „Herr, dieser Ort ist gut zu wohnen; darum, so es dir gefällt, wollen wir drei Hütten machen, dir eine, und die zwei übrigen Moses und Elias.“ Jesus aber antwortete nichts, sondern ermahnte nur, daß sie aufstünden und die Furcht fahren ließen; den übrigen Teil seiner Rede füllte er mit Verkündigung seiner Leiden.
Als hernach wirklich das Osterfest kam, und Jesus wußte, daß ihm der Vater alles in die Hände gegeben hatte, und daß er von Gott ausgegangen war und zu Gott ging, stand er von dem Abendessen auf, legte seine Kleider ab, und nahm ein leinenes Tuch und umgürtete sich. Danach goß er Wasser in ein Becken, und fing an, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leintuch zu trocknen. Als er aber zu Simon Petrus gekommen war, sprach er zu Jesu: „Herr, solltest du mir die Füße waschen?“ Darauf antwortete ihm Jesus: „Was ich tue, weißt du jetzt nicht; du wirst es aber hernach erfahren!“ – Da sprach Petrus: „Du sollst mir die Füße in Ewigkeit nicht waschen!“ Jesus aber antwortete: „So ich dich nicht waschen werde, so wirst du keinen Teil an mir haben!“ Und schnell faßte sich Petrus und sprach: „Herr, nicht allein die Füße, sondern auch mein Haupt und meine Hände!“ Worauf Jesus diesen Liebesstreit mit den Worten beendete: „Wer gewaschen ist, bedarf nicht wieder gewaschen zu werden, sondern er ist ganz rein!“ Dies ist vor der Auferstehung mit Petrus geschehen.
Nach der Auferstehung aber sprach der Herr Jesus zu Petrus: „Simon Johannes’ Sohn, liebst du mich?“ Ja, Herr!“ antwortete Petrus, „Du weißt, daß ich dich lieb habe.“ Da spricht Christus: „Weide meine Lämmer!“ und setzte nochmal hinzu: „Simon Johannes, liebst du mich?“ Spricht zu ihm Petrus: „Du weißt, daß ich dich lieb habe!“ Jesus wiederholte seinen vorigen Auftrag: „Weide meine Schafe!“ fügte aber sogleich zum dritten Mal hinzu: „Simon Johannes, hast du mich lieb?“ Diese dritte Wiederholung machte Petrus traurig, und sprach: „Herr, du weißt alle Dinge; du weißt, daß ich dich lieb habe!“ Darauf sprach Jesus noch einmal: „Darum weide meine Schafe! Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, als du jünger warst, gürtetest du dich selber und wandeltest, wohin du wolltest; wenn du aber alt geworden sein wirst, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten, und führen, wohin du nicht willst!“ Dieses aber sagte er als Vorandeutung, mit welchem Tod er Gott verherrlichen würde.
Dieses alles geschah zur Zeit, da der Heiland nach der Auferstehung, als die Jünger fischten, ihnen am Ufer des Meeres Tiberias erschien und sie fragte, ob sie Fische gefangen hätten; sie aber, welche damals den Herrn von Ferne nicht erkannten, verneinten es. Hierauf befahl Jesus, das Netz zur rechten Hand des Schiffes auszuwerfen, und sie bekamen sogleich das ganze Netz voll Fische. Durch dieses Wunderwerk bestürzt, erkannten sie den Herrn, und fuhren ans Ufer, wo sie bei Jesus einen gebratenen Fisch auf einem Kohlenfeuer und Brot antrafen, und von ihm zur Mahlzeit geladen wurden. Die Zahl ihrer Fische war 153!
NACHDEM der Herr Jesus aufgenommen worden im Himmel, gingen Petrus und Johannes hinauf in den Tempel zur Stunde des Gebets, nämlich um die neunte Stunde. Da war ein Mann lahm von seiner Geburt an, welcher täglich hierher getragen wurde, und ihn setzten an die Tür des Tempels, welche genannt wurde „die Schöne“, daß er von denen, die in den Tempel gingen, Almosen erbäte. Dieser, als er Petrus und Johannes kommen sah, bat auch sie um eine Gabe. Da blieben die Apostel stehen und sprachen: „Siehe auf uns!“ Der Lahme sah nun unverwandt auf sie, und glaubte fest, daß er etwas von ihnen empfangen werde. Da sprach Petrus: „Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi stehe auf und wandle!“ Und, nachdem er die rechte Hand des Lahmen ergriffen und ihn aufhob, wurden sogleich seine Schenkel und Knochen fest, und er sprang auf, stand und wandelte. Er ging auch sogleich mit den Aposteln in den Tempel, gab Zeugnis vor allen Anwesenden, und lobte den Herrn. Es war aber dieser Mensch mehr als 40 Jahre alt.
Inzwischen wurde die Zahl der Gläubigen an Christus durch eine Menge Männer und Frauen so sehr vermehrt, daß sie die Schwachen auf die Gassen heraustrugen, und sie samt ihren Betten oder Liegen an die öffentlichen Wege stellten, auf welchen sie gehört hatten, daß die Apostel dieselben kommen würden. Es kamen aber auch viele aus den nächsten Städten in Jerusalem zusammen, welche Kranke brachten, oder die von unsauberen Geistern geplagt wurden, welche alle Petrus gesund machte.
Unterdessen, als Nachricht nach Jerusalem gekommen war, daß auch Samaria das Wort des Herrn angenommen habe, sandten die Apostel den Petrus und Johannes dahin; daselbst beteten sie zuerst, daß sie den Heiligen Geist empfingen, denn er war noch auf keinen gekommen, sondern waren nur allein auf den Namen Jesu getauft. Als aber die Apostel die Hände auf sie legten, empfingen auch diese Samariter den Heiligen Geist.
Als dies Simon Magus sah, daß der Heilige Geist durchs Händeauflegen der Apostel gegeben ward, bot er ihnen Geld an und sprach: „Gebt mir auch diese Gewalt, daß, welchem ich die Hände auflege, derselbe den Heiligen Geist empfange.“ Petrus aber sprach zu ihm: „Daß du verderbest samt deinem Geld, daß du meinst, die Gabe Gottes werde durch Geld erlangt! Du sollst weder Teil noch Los an dieser Rede haben: denn dein Herz ist nicht rechtschaffen vor Gott! Tue aber Buße, und stehe ab von dieser Bosheit, und bitte den Herrn, ob es dir vergeben werden möge; denn dieser Gedanke deines Herzens ist böse, und ich durchschaue dich schon in Galle der Bitterkeit und Ungerechtigkeit verknüpft!“ Simon antwortete: „Bittet ihr für mich den Herrn, daß nicht etwas dieser Dinge über mich komme, welche ihr gesagt.“ Sie aber, nachdem sie Zeugnis abgelegt und das Wort des Herrn geredet haben, kehrten wieder nach Jerusalem zurück, und predigten das Evangelium von dem Herrn in vielen Gegenden der Samariter.
NACH diesem geschah es, daß Petrus, während er viele Städte und Flecken durchzog, zu den Heiligen in Lydda hinab kam. Daselbst fand er einen Menschen mit Namen Æneas, welcher schon acht Jahre nicht mehr vom Bett gekommen und gichtbrüchig war. Zu diesem sprach Petrus: „Æneas, stehe auf! Es heile dich unser Herr Jesus Christus!“ Und er stand sogleich auf und bettete sich selbst; und es kamen alle herbei, die zu Lydda und Sarona wohnten, die zum Herrn bekehrt waren, und überzeugten sich von Æneas.
Indem dieses geschah, kommt ihnen eine Jüngerin Christi von Joppe vor, mit dem Namen Tabita, verdolmetscht Dorcas.2 Diese stand im Ruf guter Werke und Almosen, welche sie täglich ausgeteilt hatte, wurde aber eben damals schnell krank und starb; und als die Anverwandten den Leichnam gewaschen hatten, wurde er auf den Söller aufgebahrt. Weil aber Joppe nicht weit von Lydda war, wurden zwei Männer zu Petrus gesandt, ihn zu bitten, daß er ohne Verzug dahin kommen möchte. Sogleich stand Petrus auf und kommt mit ihnen nach Joppe. Hier führten sie ihn auf den Söller, und alle Witwen standen im Kreis herum, welche weinten und die Kleider und Röcke dem Apostel vorzeigten, welche die Tabita gemacht hatte. Die Tränen erregten das Mitleid von Petrus, und nachdem er allen befohlen hatte, sich zu entfernen, kniete er nieder, und betete mit gen Himmel ausgestreckten Händen und emporgerichteten Augen; wendete sich alsdann zu dem Leichnam und sprach: „Tabita stehe auf!“ Und als sie ihre Augen öffnete und Petrus sah, setzte sie sich wieder; er aber eilte, reichte ihr die Hand und richtete sie auf. Als er hierauf die Heiligen und Witwen hereingerufen, übergab er sie ihnen lebendig und gesund. Dies ward kund durch ganz Joppe, und viele glaubten an den Herrn.
ZU derselbigen Zeit legte der König Herodes die Hände an etliche von der Gemeinde, sie zu peinigen. Und als er sah, daß es den Juden gefiel, nahm er sich vor, auch Petrus zu greifen. Es waren aber gerade die Tage der süßen Brote. Nachdem er ihn aber ergriffen und in das Gefängnis verurteilt hatte, wurde er einer vierfachen Wache von Kriegsknechten übergeben, ihn zu bewahren bis nach dem Osterfest, wo er dem Volk zur Schau ausgestellt werden sollte. Obwohl Petrus im Gefängnis bewacht ward, geschahen dennoch ohne Unterlaß Gebete zum Herrn für ihn von der Gemeinde.
Als nun das Osterfest vorüber war, und Herodes den Petrus aus dem Gefängnis abholen lassen wollte, schlief er in derselben Nacht zuvor zwischen zwei Soldaten, mit zwei Ketten an sie gebunden, und siehe, der Engel des Herrn stand neben ihm, und ein Licht erleuchtete das Gefängnis; Petrus erwachte an einem Steinstoß und vernahm die Stimme: „Umgürte dich und schuhe dich an!“ Als er dies befolgt hatte, sprach der Engel weiter: „Tue dir deine Kleider um und folge mir!“ Und er ging hinaus und folgte ihm, ohne klares Bewußtsein, daß es wirklich geschähe, sondern er hielt es für ein Gesicht, oder einen Traum. Indem er aber durch die erste und zweite Wache durchgegangen war, kamen sie an das eiserne Tor, welches zur Stadt führte, und dieses öffnete sich ihnen von selbst. Nachdem sie aber hinaus auf die Gasse weitergegangen waren, verschwand ihm der Engel. Petrus aber, als er darüber zu sich selbst gekommen war, sprach: „Nun weiß ich wahrhaftig, daß der Herr seinen Engel gesandt hat, mich zu retten von der Hand Herodes’, und von allem Warten des jüdischen Volkes!“
NACHDEM dies vorüber war, stand ein Samariter, mit Namen Simon auf, welcher in Samaria die Wunderwerke Petri gesehen hatte und die geistliche Gabe längst gerne mit Geld kaufen wollte; dieser sagte von sich, daß er etwas Großes und unsterblich sei, und versprach denen, welche an ihn glaubten, daß auch sie nicht sterben sollten. Dieser, indem er gegen Petrus Predigt Verdacht und Mißtrauen zu erwecken und seine Reden und Taten zu schwächen suchte, bestimmte öffentlich einen Tag, an welchem er kommen, und in Gegenwart alles Volks mit Petrus disputieren wollte. Es war aber Petrus damals zu Cæsarea Stratonis; und als der bestimmte Tag kam, trat der Oberste der Stadt, mit Namen Zachäus, zu Petrus und sprach: „Petrus, es ist Zeit, daß du zum Disputieren gehst; das Volk, das sich in der Mitte des Hofes versammelt hat, drängt sich in Erwartung deiner, wie auch Simon, mit vielen, die in seiner Begleitung sind und ihn unterstützen.“
Als Petrus diese Aufforderung gehört hatte, hieß er etliche, die noch nicht von ihren Sünden, die sie in der vorherigen Unwissenheit begangen hatten, abgewaschen waren, des Gebets wegen auf die Seite gehen; zu den anderen sprach er: „Laßt uns beten, ihr Brüder, daß der Herr durch Christus, seinen Sohn, nach seiner unaussprechlichen Barmherzigkeit, mir helfe, der ich ausgehe für das Heil der Menschen, welche seine Geschöpfe sind!“ Und als er dies gesagt und das Gebet vollendet hatte, ging er dem Hof der Versammlung zu, wo er alle voller Aufmerksamkeit und in der größten Stille antraf, den Zauberer Simon aber in ihrer Mitte, und hielt sogleich folgende Anrede:
FRIEDE sei mit euch allen, die ihr bereit seid, der Wahrheit Beifall zu geben! Denn, welche der Wahrheit gehorchen, die scheinen zwar dem Herrn eine Liebe zu erweisen; aber sie selbst erlangen von ihm die Gabe des höchsten Geschenks, indem sie auf den Wegen seiner Gerechtigkeit einhergehen. Deswegen ist auch unter allen Dingen das erste: die Gerechtigkeit des Herrn und sein Reich zu suchen; die Gerechtigkeit nämlich, daß wir recht tun lernen; das Reich aber, daß wir erkennen lernen, welch ein Lohn für die Arbeit und Geduld bestimmt sei; daß für die Frommen eine Belohnung ewiger Güter ist, für diejenigen aber, welche wider den Willen des Herrn handeln, eine würdige Vergeltung der Strafe, nach den Taten eines jeden! Darum, weil ihr hier, das ist, in dem gegenwärtigen Leben, steht, müßt ihr des Herrn Willen erkennen, wo auch ihn zu vollbringen Raum ist! Denn so jemand, ehe er sein Leben und Tun besserte, von solchen Dingen nachforschen wollte, welche er nicht ergründen kann: so würde eine solche Nachforschung nur töricht und unnütz sein. Die Zeit ist kurz, und das Gericht wird wegen der Werke, nicht wegen Fragen gehalten! Laßt uns aber vor allen Dingen dieses fragen, was und wie wir tun sollen, daß wir das ewige Leben zu erlangen würdig werden mögen! Meine Meinung ist diese, wie es auch des wahren Propheten Sinn ist, daß zuerst nach der Gerechtigkeit getrachtet werde, insonderheit von denen, welche bekennen, daß sie den Herrn erkennen. So nun jemand etwas hat, welches er besser zu sein hält, der sage es, und wenn er’s gesagt hat, so höre er, aber mit Geduld und Ruhe. Denn um deswillen habe ich allen, zu Anfang des Grußes, Frieden gewünscht.“
HIERAUF hat Simon geantwortet: „Wir haben deines Friedens nicht vonnöten. Denn wenn Friede und Eintracht nützte, die Wahrheit zu finden, so würden wir nichts schaffen; es haben Frieden unter sich auch die Räuber und Hurer, und eine jede Bosheit stimmt mit sich selbst überein. Und wir nun, wenn wir darum zusammengekommen wären, daß wir Friedens halber allem, was gesagt wird, Beifall gäben: so würden wir den Zuhörern nichts nützen, sondern im Gegenteil, wir würden sie gehöhnt haben, wenn wir selbst als Freunde voneinander gingen. Darum rufe nicht Friede, sondern vielmehr Streit! Und so du die Irrtümer widerlegen kannst, so suche nicht Freundschaft, die durch ungerechte Beistimmung erreicht wird. Denn das wisse vor allen Dingen, daß, wenn zwei miteinander streiten, es erst alsdann Friede wird, wenn der eine, als Überwundener, gefallen ist.“
Petrus aber sprach: „Was fürchtest du von Frieden zu hören? Weißt du nicht, daß der Friede die Vollkommenheit des Gesetzes ist? Denn aus den Sünden entstehen Kriege und Streite; wo aber nichts Böses ausgeübt wird, da wird der Friede auch in den Disputationen, und die Wahrheit in den Werken gefunden!“
Simon sagte: „Diese Worte halten nichts in sich, welche du redest. Ich aber will die Kraft meiner Tugend und Gottheit beweisen, und du wirst bald niederfallen und mich anbeten!“ (Er fuhr wieder fort:)
ICH bin die erste3 Kraft, als der ich ohne Anfang und ohne Ende bin! Ich bin aber in den Leib Rahels (meiner Mutter) eingegangen, um aus ihr als Mensch geboren zu werden, daß ich von den Menschen gesehen werden könne. Ich bin durch die Luft geflogen; ich habe mich mit dem Feuer vermischt, und bin mit demselben ein Wesen geworden! Ich habe gemacht, daß sich die Statuen bewegten; ich habe die leblosen Dinge belebt, sogar die Steine habe ich in Brot verwandelt; ich bin von einem Berg herabgeflogen, und – durch die Engel getragen, zur Erde herabgekommen! Nicht allein dieses habe ich getan, sondern kann es auch jetzt noch tun, daß ich also allen in der Tat beweise, daß ich der Sohn Gottes bin, der in Ewigkeit bleibt, und die an mich glauben, ebenfalls ewigbleibend mache. Deine Worte aber sind alle nichtig, und kannst kein einziges Werk der Wahrheit zeigen, gleichwie auch der, welcher dich gesandt hat, ein Zauberer gewesen, welcher auch sich selbst nicht hat vom Tod am Kreuz befreien können. Aber ich kann machen, daß ich denen, die mich greifen wollen, unsichtbar werde. Will ich fliehen, so durchbohre ich Berge; und durch Felsen gehe ich, als wären sie weiche Erde. Will ich mich von einer Höhe herabstürzen, so werde ich durch unsichtbare Hände unverletzt herabgebracht. Bin ich gebunden, löse ich mich selbst auf, und binde die, welche mir die Bande anlegten. Werde ich im Gefängnis gefesselt, mache ich, daß sich die Schlösser von selbst öffnen. Ich mache, daß die leblosen Statuen von denen, die sie sehen, für Menschen gehalten werden. Plötzlich lasse ich neue Bäume entstehen, und bringe grünes Gebüsch hervor. Ich will mich selbst ins Feuer werfen, und doch nicht brennen. Mein Gesicht verändere ich, daß ich nicht erkannt werden kann; sogar mit zwei Gesichtern kann ich mich den Menschen zeigen, oder mich zu einem Schaf oder Bock machen. Als ein kleiner Knabe will ich mir einen Bart hervorbringen. Ich will fliegend in die Luft fahren; ich will viel Gold zeigen; ich will Könige machen; ich will mich anbeten lassen als einen Gott, daß mir die Leute ein Bild setzen, und mich öffentlich als einen Gott verehren und anbeten. Und was ist mehr nötig, davon zu sagen? Ich kann machen, was ich will! Dies beweist eine vielfältige Erfahrung. Ja, als einst meine Mutter Rahel mich auf den Acker schickte, zu ernten, sah ich eine Sichel liegen, welcher ich befahl, daß sie für mich gehen und ernten solle; und sie ging, und erntete zehnmal mehr, als die anderen!“
PETRUS antwortete: „Bringe anderen nicht fremde Dinge vor. Denn daß du ein Zauberer seist, hast du nun selbst bekannt und offenbar gemacht. Unser Meister aber, welcher ist Gottes- und Menschensohn, hat sich auch geoffenbart, aber ganz anders als du; und daß er wahrhaftig der Sohn Gottes sei, ist uns gesagt worden, und wird noch gesagt. Du aber, wenn du nicht gestehen willst, daß du ein Zauberer seist, wollen wir mit dem versammelten Volk hier zu deinem Haus hingehen, wo alsdann offenbar werden wird, wer ein Zauberer sei.“
Als Petrus dieses gesagt, fing Simon an zu lästern und zu fluchen; und so sehr auch das Volk gegen ihn war, ließ er sich doch nicht überzeugen. Petrus blieb unbeweglich stehen und redete noch kräftiger; das Volk wurde entrüstet und stieß den Simon zum Hof und Haus hinaus; nur ein einziger Begleiter blieb ihm übrig!
Nachdem der Tumult gestillt worden und das Volk ruhig war, sprach Petrus: „Ihr müßt die Bösen mit Geduld tragen, die ihr Brüder seid, und wißt, daß der Herr, da er dieselben abhauen könnte, sie dennoch bleiben läßt, bis auf den gesetzten Tag, an welchem
das Gericht über alle ergehen wird! Wie sollten also wir nicht dulden, welche der Herr duldet, welchem Himmel und Erde gehorchen und untertan sind?! Ihr nun, die ihr euch durch Buße zu dem Herrn bekehrt, beugt ihm die Knie!“
Als der Apostel dies gesprochen hatte, fiel die ganze Menge vor dem Herrn auf die Knie. Petrus aber sah auf gen Himmel, und betete mit Tränen über sie, daß der Herr, nach seiner Gütigkeit, sie aufgenommen, da sie ihre Zuflucht zu ihm nahmen. Und nach dem Gebet befahl er, daß sie am nächsten Tag früher zusammenkommen sollen, und ließ sie, gesegnet, auseinander und im Frieden heimgehen, er aber ruhte, nach seiner Gewohnheit.
AM anderen Morgen früh kam ein Jünger von Simon mit kläglichem Gespräch zu Petrus, und sagte: „Ich bitte dich, Petrus, nimm mich Elenden und von Simon Betrogenen auf. Durch seine Zauberei machte er, daß ich ihn für einen Gott hielt; aber seit ich deine Reden hörte, erkenne ich ihn als einen bloßen Menschen, und zwar als einen bösen. Noch gestern, als ich ihn allein vom Hof hinweg begleitete, hatte ich seine Gottlosigkeit noch nicht völlig erkannt; und als er mich ihm folgen sah, pries er mich glücklich, und nahm mich mit in sein Haus. Gegen Mitternacht aber sagte er zu mir: „Ich will dich glücklicher machen, als alle Menschen, wenn du bis ans Ende bei mir beharren willst.“ Dies versprach ich; und als er darauf einen Eid von mir gefordert und erhalten hatte, legte er einen ganzen Pack geheimer und verfluchter Dinge auf meine Schultern, ihm solchen vorauszutragen, und ist mir nachgefolgt. Als wir aber ans Meer gekommen, trat er in ein Schiff, und nahm mir meine Last von der Schulter ab. Ich wartete am Ufer, und als er zurückkam, brachte er den Pack nicht mehr mit; gewiß, er hat ihn ins Meer geworfen! Nun bat er mich, daß ich mit ihm nach Rom reisen möchte, wo er hoffe, so angenehm zu sein, daß man ihn werde für einen Gott halten und ihm öffentlich göttliche Ehre erweisen. „Alsdann“, sprach er, „will ich dich mit allen göttlichen Gaben erfüllen, und so du lieber wieder hierher willst, will ich dir viele Diener geben, und dich zurücksenden.“
In diesem Augenblick ward ich klar überzeugt, daß Simon ein Zauberer und Betrüger sei, und sagte zu ihm: „Ich bitte dich, verzeihe mir! Ich habe Schmerzen an meinen Füßen, und vermag deswegen nicht aus Cæsarea zu gehen. Überdies habe ich eine Frau und kleine Kinder, welche ich in keinem Fall verlassen kann.“ Als dies Simon hörte, beschuldigte er mich der Faulheit, und setzte hinzu: „Wenn du wirst hören, was ich für Herrlichkeit in Rom genieße, so wird dich’s reuen.“ Hiermit wandte er sich von mir, und reiste sogleich nach Rom ab; ich aber bin hierher geeilt, dich zu bitten, daß du mich zur Buße annehmen wollest, weil ich ein Betrogener bin.“
ALS Petrus dies alles angehört hatte, hieß er ihn im Hof sich setzen; und als er bald darauf selbst nachkam, und einen viel größeren Haufen Volk antraf, als Tags vorher, sagte er, indem er den zeigte, der von Simon gekommen war: „Ihr Brüder! Dieser, welchen ihr hier seht, ist heute früh zu mir gekommen, und hat mir von des Simons bösen Künsten erzählt, daß er selbst die Werkzeuge seiner Büberei ins Meer geworfen, nicht als durch Buße getrieben, sondern aus Furcht, er möchte ergriffen und nach dem Gesetz gestraft werden.“
Als das versammelte Volk dies hörte und den Menschen da sah, erstaunte es. Petrus aber zog von Cæsarea nach Tripolis, wo er von Maron gastfrei aufgenommen wurde, und auch einen bequemen Ort fand zu predigen. Da er aber sah, wie das Volk den kleinen Eingang überströmte, stieg er auf einen erhöhten Stein, neben der Wand des Gartens, und grüßte von da herab das ganze Volk, nach Gebrauch des Glaubens. Etliche aber von den Versammelten, welche seit langer Zeit von bösen Geistern geplagt waren, fielen zur Erde, und die unsauberen Geister baten nur noch um einen Tag, in den besessenen Leibern bleiben zu dürfen. Petrus dagegen hieß sie sogleich von ihnen zu weichen, und sie fuhren alsbald aus.
Nach diesem Vorgang haben andere, welche mit langwierigen Krankheiten beladen waren, den Apostel gebeten, daß auch sie ihre Gesundheit wiedererlangen möchten. Für diese versprach er dem Volk, daß er bei dem Herrn bitten wolle, sobald er seine Predigt der Lehre vollendet haben werde. Aber alsbald, schon während er dies gesprochen hatte, wurden sie alle gesund! Darauf befahl er, daß sowohl die von Krankheiten, als auch die von unsauberen Geistern Befreiten, vom übrigen Volk abgesondert gesetzt würden, um selbst auch, von langer Arbeit ermüdet, ausruhen zu können.
VON Tripolis reiste Petrus nach Antiochia, kam aber unterwegs auf die Insel Aradus, wo er in ein Haus geführt wurde, ein Kunstwerk von Glassäulen aller Art und wunderbarer Größe zu sehen, und viele begleiteten ihn. Er hat auch wirklich seine Bewunderung den Kunstwerken nicht versagt. Als er aber herausging, sah er vor der Tür des Hauses eine Frau, welche von den Aus- und Eingehenden Almosen bettelte. Petrus sah sie genau und ernsthaft an und sagte zu ihr: „Sage, Frau, was für ein Glied des Leibes fehlt dir, daß du dich dieser Schmach unterworfen hast, Almosen zu betteln, und nicht viel lieber mit deinen Händen, welche du von dem Herrn empfangen hast, durch Arbeit Speise suchst?“ Die Frau aber seufzte und sprach: „Wollte Gott, daß ich Hände hätte, welche bewegt werden könnten! Es ist mir nur die Gestalt von Händen geblieben; sie sind erstorben und unempfindlich.“ Da hierauf Petrus ihre Hände ergriffen, heilte er sie alsbald. Sie aber war des Clemens Mutter, welcher soeben auch an dem Ort hinzukam, und sie wieder als seine Mutter erkannte. Durch diese Heilung ihrer Hände bekam sie auch ihre anderen Söhne wieder, Faustinus und Faustus, welche bisher ihre Namen verändert und sich Aquila und Niceta genannt hatten; ja, auch ihren Mann Faustinianus bekam sie nun wieder; welche alle seit langer Zeit von ihr abgesondert gewesen waren. Dies waren lauter Wirkungen der Wohltat durch Petrus.
Als nun der Apostel von der Insel abreiste und von der Faustinianischen Familie in das Schiff begleitet wurde, sagte die Mutter zu Clemens vor allen: „Liebster Sohn! Es ist billig, daß ich Abschied nehme von der Frau, die mich aus Mitleid so lange Zeit aufgenommen hat; dazu ist sie bedürftig und gichtbrüchig, und liegt krank auf dem Bett!“ Dies hörte Petrus, und verwunderte sich samt allen Anwesenden über die Gesinnung und Klugheit dieser Mutter; der Apostel aber ließ sogleich etliche hingehen, die kranke Frau samt dem Bett vor ihn zu bringen, wie sie lag. Als sie nun hergebracht und vor Petrus und das Volk gestellt ward, sprach er zu ihnen allen: „So ich ein Prediger der Wahrheit bin, so stehe diese im Namen Jesu Christi auf, den Glauben dieser aller zu bekräftigen, die hier stehen; damit sie wissen und glauben, daß ein Gott ist, welcher Himmel und Erde gemacht hat!“ Und alsbald, als Petrus noch diese Worte sprach, ist diese kranke Frau aufgestanden, fiel nieder zu den Füßen des Apostels, und küßte ihre Freunde und Hausgenossen, und dankte dem Herrn.
DURCH diese Geschichte verging aber die Zeit, und Petrus sah sich veranlaßt, die Abreise auf den folgenden Tag zu verschieben. Und als er in einem Stall zur Herberge gehen wollte, sprach der Herr des Hauses zu ihm: „Ich kann es nicht geschehen lassen, daß ein so heiliger Mann in einem Stall übernachten solle, da beinahe mein ganzes Haus wirklich leer steht und sehr viele Betten zugerüstet sind.“ Aber Petrus ließ sich nicht bewegen, den Stall zu verlassen. Da kam die Frau des Hausvaters samt ihren Kindern, warf sich vor ihm nieder und sagte: „Ich bitte dich, bleibe nicht im Stall, sondern nimm unsere Wohltat mit einem Bett an!“ Aber der Apostel wollte noch nicht einwilligen. Da kam die Tochter vom Haus, welche seit mehreren Jahren von einem unsauberen Geist geplagt war, in Ketten lag und in einem besonderen Gemach verschlossen gehalten worden; Diese wurde in demselben Augenblick frei von dem bösen Geist, die Türen öffneten sich von selbst, sie kam samt ihren Ketten, fiel zu des Apostels Füßen und sprach: „Es ist billig, mein Herr, daß du heute hier, im Haus meiner Eltern, meinen Heilstag feierst, und nicht länger mich, noch meine Eltern betrübst.“
Als aber Petrus nach der Ursache ihrer Ketten und ihrer Rede forschte, antwortete einer der Hausgenossen (weil die Eltern, aus überraschter Freude und Erstaunen über ihrer Tochter plötzlichen Gesundheit, nicht selber antworten konnten), und sprach: „Diese ist vom siebten Jahr ihres Alters an von dem Teufel geplagt worden; hat alle, die sich ihr nahten, gerissen oder gebissen, und dieser traurige Zustand dauert nun schon 20 Jahre, den niemand heilen konnte, und durfte sich auch niemand zu ihr nahen: Einige hat sie übel zugerichtet, andere gar getötet; denn der böse Geist hat sie stärker gemacht, als kein Mann ist. Nun aber, wie du siehst, ist der Teufel vor deiner Gegenwart geflohen; die Türen öffneten sich von selbst, so gut sie verwahrt waren, und sie selber steht gesund vor dir und bittet, daß du den Tag ihres heutigen Heils, sowohl ihr, als auch ihren Eltern erfreulich machen und bei ihnen bleiben wollest.“
Aus dieser Erzählung, und daß sogar die Ketten von selbst von ihren Händen und Füßen sich auflösten, faßte Petrus die Gewißheit, daß der Herr dieser Tochter ihre Gesundheit durch seine Einkehr im Haus gegeben habe, und willigte nun, mit erfreuter Teilnahme an diesem Ereignis, um so lieber ein, in diesem Haus länger zu bleiben.
LETZTLICH ist Petrus nach Rom gekommen. Daselbst empfing er im Geist seines Gemütes die Gewißheit, daß ihm sein Lebensende bevorstehe. Mit dieser Empfindung kam er einmal in die Versammlung der Brüder, ergriff den Clemens bei der Hand, und sagte vor der ganzen Gemeinde: „Hört mich, ihr Brüder, meine Mitknechte! Weil, wie ich unterrichtet bin von dem, der mich gesandt hat, meinem Herrn und Meister, Jesus Christus, der Tag meines Todes nahegekommen ist: so will ich euch diesen Clemens zum Bischof verordnen, welchem allein ich den Stuhl meiner Predigt und Lehre anvertraue, als welcher von Anfang bis ans Ende in allem mein Gefährte gewesen, und hierdurch die Wahrheit meiner Predigt erkannt hat; welcher auch in allen meinen Versuchungen mein Geselle gewesen ist, und treulich bei mir beharrt hat, und welchen ich vor anderen geprüft und gefunden habe den Herrn ehrend, die Menschen liebend, keusch, lehrbegierig, nüchtern, gütig, gerecht, geduldig, wissend das Böse zu tragen, auch zum Teil von denen, die in dem Wort des Herrn unterrichtet sind. Deswegen übergebe ich ihm die vom Herrn mir anvertraute Gewalt zu binden und zu lösen, daß alles, was er auf Erden beschließen wird, dasselbe auch im Himmel beschlossen sei: denn er wird binden, was zu binden, und lösen, was zu lösen ist!“ – Als Petrus dieses gesagt, legte er dem Clemens die Hände auf, und nötigte ihn, auf seinen Stuhl zu sitzen, und hielt noch eine lange Rede an ihn, wie und auf welche Art er die ihm anvertraute Gemeinde regieren, und die aufgenommenen Schafe weiden solle.
DAMALS ist auch Paulus, der Heidenapostel, nach Rom gekommen, und predigte den Herrn Christus. Also waren zur Zeit des Kaisers Nero in Rom die heilsamen Lehrer der Christen, Petrus und Paulus, die Apostel, durch welche der Glaube des Christentums ausgebreitet und fortgepflanzt wurde, weil sie sowohl in der Lehre, als auch in den Taten vortrefflich waren, wegen der ihnen verliehenen Kraft der göttlichen Gnade.
Hierdurch hat Nero, von dem Zauberer Simon verleitet und gereizt, Anlaß genommen und angefangen, gegen beide Apostel feindselig zu sein, weil der Zauberer durch Betrügereien des Kaisers Gemüt also eingenommen, daß der Kaiser die volle Meinung hatte und glaubte, daß sein Leben und seine ganze Wohlfahrt von Simon abhänge. Er glaubte sogar, daß er durch ihn im Krieg Sieg und Unterwerfung der Völker, ja in allen Dingen Glück haben werde. Petrus aber entdeckte alle seine Lügen und Bübereien, weil das Licht der Wahrheit und die Klarheit des göttlichen Wortes, welches um der Menschen Seligkeit willen erschienen, aller Lügen Düsterheit in den menschlichen Herzen durch die Apostel vertrieb, und die Finsternis der Unwissenheit verjagte.
Da ist sodann Simon, der Zauberer, durch den wahren Lichtglanz darniedergeschlagen, immer mehr in Blindheit eines zerrütteten Gemüts gefallen, da er schon in Judäa durch Petrus von den Bubenstücken, die er getan, überführt worden, und hatte die Flucht übers Meer genommen. Dennoch hat er sich erfrecht, sich in Rom zu rühmen, daß er Tote auferwecken könne. Da nämlich zur selbigen Zeit ein Jüngling aus einer vornehmen Familie gestorben war, sogar ein Verwandter des Kaisers Nero, wurde mit großem Schmerzen ein Wundertäter gesucht, welcher den Verstorbenen wieder ins Leben erwecken könne. Weil nun damals gerade auch Petrus in Rom war, so waren einige der Meinung, diesen rufen zu lassen; andere aber vertrauten mehr in Simon: somit wurden beide gerufen.
Petrus sagte nun, daß Simon es zuerst versuchen sollte; wenn es ihm aber nicht möglich sein würde, so zweifle er nicht, daß sein Herr, Christus, den Verstorbenen hernach erwecken werde.
Hierauf setzte Simon die Bedingung hinzu: „daß wenn er den Toten auferweckt, Petrus getötet werden müsse, weil er seinetwegen Schmach leide; jedoch, wenn er es nicht können sollte, sondern Petrus den Toten erwecken würde, wolle er sterben!“ Und Petrus war mit dieser Bedingung zufrieden.
Nun machte Simon den Anfang, trat zu dem Verstorbenen, fing an ihn zu beschwören, und murmelte ihm seine Zauberlieder heimlich in die Ohren, worauf es den Umstehenden schien, als ob das Haupt des Verstorbenen sich bewegte, und erhoben ein großes Freudengeschrei, daß er lebe und mit Simon rede! Es brach auch schon eine Mordlust bei den Heiden gegen Petrus aus, daß er sich erfrecht, sich mit Simon zu vergleichen.
Petrus aber forderte Stillschweigen, und sagte: „So der Tote lebt, so rede er, und so er erweckt ist, so stehe er auf, wandle und rede! Ich aber will zeigen, daß dies ein Blendwerk und keine Wahrheit sei. Es werde der Zauberer von dem Verstorbenen einige Schritte abgesondert, so sollen die Blendwerke des Teufels völlig entdeckt werden!“
Hierauf wurde Simon von dem Leichnam entfernt, und der Tote blieb, ohne alle Hoffnung des Lebens, unbeweglich! Nun trat Petrus bis auf einige Entfernung hinzu, und nachdem er ein wenig in sich selber gebetet hatte, sprach er mit lauter Stimme: „Jüngling, ich sage dir, stehe gesund auf! Es macht dich gesund unser Herr Jesus Christus!“ Und alsbald stand der Jüngling auf, wandelte und redete, und Petrus führte ihn lebendig seiner Mutter in die Arme, zu welcher – als sie ihm ein Geschenk geben wollte, er sagte: „Sei getrost, Mutter, wegen deines Sohnes, und fürchte dich nicht: denn er hat seinen Beschützer!“
ALS nun – nach seiner eigenen Bedingung, das Volk den Simon steinigen wollte, trat Petrus dazwischen und sprach: „Es ist genug zu seiner Strafe, daß er sieht, daß er in seinen Taten überwunden wurde. Er soll leben und sehen wachsen das Reich Christi!“
Der Zauberer aber, beschämt und von innen gequält, läuft zu dem Kaiser Nero, und – um sich gegen Petrus zu rächen, oder ihm ein neues Unrecht zu bereiten, überredete den Kaiser, daß er Petrus sogleich vor ihn selbst fordern ließ.
Als sie nun beide vor Nero standen, sprach Simon zuerst: „Ich verwundere mich, o Kaiser, daß du diesen Menschen das geringste achtest, der ein unerfahrener Fischer, ganz lügenhaft, und weder in Wort noch Werken mit einiger Kraft begabt ist! Aber damit ich nicht länger diesen Feind leide, will ich sogleich meinen Engeln befehlen, daß sie kommen und mich an ihm rächen!“
Hierauf sprach Petrus: „Wahrlich, ich fürchte deine Engel nicht; sie müssen vielmehr mich fürchten, und zwar in der Kraft und dem Vertrauen dieses Christus, meines Herrn, welchen du schmähst und dich gar über ihn setzt. Denn so eine Gottheit in dir ist, welche das Verborgene des Herzens erforscht: so sage mir jetzt, Simon, was ich denke oder was ich tun will. Diesen meinen Gedanken aber, ehe ihn der Zauberer leugnet, will ich dir, teuerster Kaiser, in die Ohren sagen, damit er nicht widersprechen kann.“
Da sprach Nero: „Komm hierher, und sage mir, was du denkst.“ Petrus ging hinzu und sagte: „Befiehl, daß mir ein Gerstenbrot gebracht und heimlich gegeben werde.“
Als dies befohlen worden, sprach Petrus: „Es sage nun Simon, was von mir gedacht, geredet und getan worden sei.“
Da sprach Nero: „Was sagst du, Simon?“ Simon aber wich aus, und sagte: „Petrus soll zuerst sagen, was ich gedacht oder getan habe.“
Da sprach Petrus: ,,Was Simon gedenkt, will ich zeigen, daß ich es wisse, wenn er zuerst wird gesagt haben, was ich gedacht, wie er selbst es gefordert hat.“
Hierauf tobte Simon und sprach: „Wisse, frommer Kaiser, daß die Gedanken der Menschen niemand weiß, als allein Gott; im übrigen lügt Petrus.“
Petrus sprach abermals: „Du aber, der du dich als den Sohn Gottes ausgibst, sollst jetzt sagen, was ich denke; oder, entdecke, was ich soeben getan habe, wenn du kannst!“ (Petrus aber hatte inzwischen das Gerstenbrot gesegnet, welches er heimlich empfangen hatte, und hatte es gebrochen und in seinen rechten und linken Ärmel gelegt.)
SIMON wurde ganz entrüstet, daß er die Forderung des Apostels nicht befriedigen konnte, und rief ergrimmt: „Es kommen große Hunde hervor und fressen Petrus im Angesicht des Kaisers!“ Auf diesen Ausruf erschienen auch wirklich Hunde von wunderbarer Größe, und machten einen Anfall auf Petrus; der Apostel aber streckte die Hände zum Gebet aus, und zeigte den Hunden das gesegnete Gerstenbrot. Als dies die Hunde sahen, sind sie plötzlich verschwunden! Da kehrte sich Petrus zum Kaiser und sprach: „Siehe, ich habe dir gezeigt, o Kaiser, was Simon gedacht hat; nicht mit Worten, sondern mit der Tat. Denn da er versprochen hatte, daß Engel wider mich kommen sollten, hat er Hunde dargestellt, um klar zu zeigen, daß er nicht göttliche, sondern teuflische Engel habe! Dies wußte ich voraus, und deswegen bat ich dich um ein Gerstenbrot, sie dadurch zu vertreiben.“
Simon, hierdurch noch mehr entrüstet, fing nun aus aller Macht an, seine Zaubersprüche zu murmeln, rief die Heiden im Volk auf, und bezeugte laut: „Weil ich von diesen Galiläern gekränkt und beschimpft bin, so werde ich Rom verlassen, welches ich beschützt habe!“ Endlich aber faßte er sich wieder, und bestimmte einen Tag, an welchem er im Flug gen Himmel fahren wolle; wie wenn es in seiner Macht stände, wenn er in den Himmel wollte. An dem festgesetzten Tag nun, wozu eine unzählige Volksmenge sich versammelte, stieg er auf den Berg des Capitols, warf sich über den Felsen herab, und fing an zu fliegen, und viele im Volk wurden hingerissen, sich vor ihm auf die Knie zu werfen und ihn zu verehren; die meisten riefen laut aus: „Dies ist eine Kraft Gottes, nicht eines Menschen, welcher also mit dem Leib in den Himmel flöge!“ Noch andere sagten: „Selbst Christus hat nichts dergleichen getan!“