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Eigentlich sollte die Revolution gemacht werden und nicht Lektorat, Vertrieb oder PR: Mehr zufällig als absichtsvoll sind Hanna Mittelstädt, Lutz Schulenburg und Pierre Gallissaires Anfang der 1970er Jahre in die Verlegerei eingestiegen. Zu ihrem Freiheitsbegriff gehörten damals die emanzipative Haltung des Nach-68er-Impulses und das Erkunden neuer Formen jenseits der »politischen Arbeit«, der »politischen Literatur«. Es ging um den Reichtum an Lust, Wissen, Autonomie. Zehn Jahre nach Lutz Schulenburgs plötzlichem Tod am 1. Mai 2013 blickt Hanna Mittelstädt zurück auf die ersten vierzig Jahre Nautilus und ruft in zahlreichen Dokumente und Fotos und Fundstücken aus der Verlagskorrespondenz von Weggefährten und Mitstreitern die Anfangszeit des Verlags wach. Sie erzählt von den Plattenaufnahmen der einzigen LP der Verlagsgeschichte, vom Rechtsstreit mit einem Satiremagazin um den Verlagsnamen, von Manuskriptbeschaffungen durch den Eisernen Vorhang und über Gefängnismauern hinweg, von zehrenden Streitigkeiten um Rechte und Geld, vom immer wieder kreisenden Pleitegeier, von persönlichen Zweifeln und schließlich vom märchenhaften Erfolg des Millionenbestsellers. Ein großer Haufen Bücher ist im Laufe dieses Abenteuers zusammengekommen, jedes Exemplar ist eine kleine Chance auf gesellschaftliche und individuelle Veränderung. Die Welt wäre besser, wenn sie alle gelesen worden wären.
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Seitenzahl: 534
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Wandparole: Ne travaillez jamais, „Arbeitet nie“, Paris, 1953
Beim Besuch der Gruppe Solidarity, London, 1974
Begrüßung, soll ein heiterer Abend werden …
Notiz Lutz Schulenburg zur Feier „25 Jahre Nautilus“, 1999
Was uns an allen Geschehnissen, an denen wir mit oder ohne Interesse teilnehmen, immer wieder zu fesseln vermag, ist einzig die fragmentarische Suche nach einer neuen Lebensweise.
Guy Debord, „Einführung in eine Kritik der städtischen Geographie“, 1955
Das, was war, was sich einst neu definierte, absetzte, zur Gegenbewegung wurde. Und noch heute atmet.
Detlef Berentzen im SWR/WDR zum situationistischen Projekt, 2014
liebe hanna. lieber lutz. eure bücher machen mich munter. ich dank euch … ich bin misstrauisch wie unter mördern … unter dem deichschnitt früh morgens schon der nebel. der hieb und der hauch. ich mag das gern. und bald schlachten wir ein lamm und backen die beinchen und beten doch nicht.
Christian Geissler, 25.8.1991