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Er ist der Mentor - seine Gedanken sind Kräfte, die das Chaos bringen Im Großen Imperium der Arkoniden schreibt man eine Zeit, die auf Terra dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht. Imperator des Reiches ist Orbanaschol III., ein brutaler und listiger Mann, der seinen Bruder Gonozal VII. töten ließ, um selbst die Nachfolge antreten zu können. Auch wenn Orbanaschol seine Herrschaft inzwischen längst gefestigt hat - einen Gegner hat der Imperator von Arkon besonders zu fürchten: Atlan, den rechtmäßigen Thronerben und Kristallprinzen des Reiches, der nach der Aktivierung seines Extrahirns den Kampf gegen die Macht Orbanaschols aufgenommen hat und - zusammen mit einer stetig wachsenden Zahl von treuen Helfern - den Sturz des Usurpators anstrebt. Im Zuge der gegen Orbanaschol gerichteten Unternehmungen vermochten Atlan und seine Freunde erst jüngst einen wichtigen Teilerfolg zu verbuchen, indem sie den Blinden Sofgart, den "Bluthund" des Imperators und einen von Gonozals Mördern, zur Strecke brachten. Die weitere Spur zum "Stein der Weisen", dem Kleinod kosmischer Macht, ist gegenwärtig verwischt und nicht weiter zu verfolgen - das gilt sowohl für Orbanaschol als auch für Atlan. Der Kristallprinz ist ein Pragmatiker. Er wartet nicht untätig, bis sich eventuell eine neue Spur abzeichnet. Er startet wieder von seinem Stützpunkt Kraumon, um einen starken Verbündeten für seine gerechte Sache zu gewinnen. Dieser potentielle Verbündete ist DER SCHLÄFER VON ALFONTHOME ...
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Seitenzahl: 131
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Nr. 170
– ATLAN exklusiv Band 34 –
Der Schläfer von Alfonthome
Er ist der Mentor – seine Gedanken sind Kräfte, die das Chaos bringen
von Conrad Shepherd
Im Großen Imperium der Arkoniden schreibt man eine Zeit, die auf Terra dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht. Imperator des Reiches ist Orbanaschol III., ein brutaler und listiger Mann, der seinen Bruder Gonozal VII. töten ließ, um selbst die Nachfolge antreten zu können.
Auch wenn Orbanaschol seine Herrschaft inzwischen längst gefestigt hat – einen Gegner hat der Imperator von Arkon besonders zu fürchten: Atlan, den rechtmäßigen Thronerben und Kristallprinzen des Reiches, der nach der Aktivierung seines Extrahirns den Kampf gegen die Macht Orbanaschols aufgenommen hat und – zusammen mit einer stetig wachsenden Zahl von treuen Helfern – den Sturz des Usurpators anstrebt.
Im Zuge der gegen Orbanaschol gerichteten Unternehmungen vermochten Atlan und seine Freunde erst jüngst einen wichtigen Teilerfolg zu verbuchen, indem sie den Blinden Sofgart, den »Bluthund« des Imperators und einen von Gonozals Mördern, zur Strecke brachten.
Die weitere Spur zum »Stein der Weisen«, dem Kleinod kosmischer Macht, ist gegenwärtig verwischt und nicht weiter zu verfolgen – das gilt sowohl für Orbanaschol als auch für Atlan.
Der Kristallprinz ist ein Pragmatiker. Er wartet nicht untätig, bis sich eventuell eine neue Spur abzeichnet. Er startet wieder von seinem Stützpunkt Kraumon, um einen starken Verbündeten für seine gerechte Sache zu gewinnen.
Atlan und Fartuloon – Der Kristallprinz und sein väterlicher Freund erleben das Chaos auf einer Welt.
Valvpiesel – Der Schläfer von Alfonthome.
Kerthia – Eine Gefangene wird befreit.
Jama Pjers und Soma Kyle – Besatzungsmitglieder der KARRETON.
Ramud Chelot
»Kämpft!«, verkündete Fartuloon mit lauter Stimme.
Die Zuschauer am Rand der großen Kampfmatte verstummten.
Ich atmete tief ein und konzentrierte mich auf den ersten Angriff meines Gegners. Mit bloßen Füßen umkreisten wir uns lauernd. Ich hielt das lange Schwert mit beiden Händen vor meinen Körper, die Augen bildeten mit der Schwertspitze und dem Zentrum des Gegners eine Linie.
Diese Einleitungsphase war eine reine Nervensache.
Ich war relativ siegessicher. Normalerweise bewegte sich ein derart schwergewichtiger Mann wie Pjers nicht mit der Schnelligkeit, die mich auszeichnete.
Sei nicht zu siegesgewiss!, riet mein Extrasinn mahnend. Sieh dich vor – er muss besser als der Durchschnitt sein, sonst hätte er dich nicht herausgefordert.
Ich sollte gleich erkennen, dass mein Gegner in mancher Hinsicht von der Norm abwich. Kleiner als ich, war er unglaublich massig und muskulös. In seinen Adern konnte nicht ausschließlich arkonidisches Blut fließen. Muskelstränge zogen sich wie Schlangen von den Schultern über Brustkorb und Bauch, seine Oberarme hatten meinen Schenkelumfang. Bis auf den Harnisch war sein Oberkörper unbekleidet, dieser gepolsterte Lederharnisch bildete einen breiten Kragen um seinen starken Hals, schützte Kehlkopf und Brust und lief keilförmig bis zum tiefsitzenden Gürtel herunter. Sein Gesicht konnte ich unter dem ebenfalls gepolsterten Helm mit der vergitterten Maske kaum erkennen.
Der Angriff kam selbst für mich überraschend.
Urplötzlich sprang Pjers wie von einer Bogensehne geschnellt in die Luft, stieß seinen Kampfschrei aus und schlug mir das Schwert mit der Breitseite auf den Kopf.
Vor meinen Augen tummelten sich farbige Kreise, und nur meine Reaktionsschnelligkeit rettete mich in dieser frühen Phase vor der Niederlage.
Habe ich dich nicht gewarnt?, wisperte mein Extrasinn. Es gab Augenblicke, in denen mir die kritische Stimme in meinem Bewusstsein zuwider war, weil sie schonungslos meine Nachlässigkeit aufdeckte. Doch jetzt hatte ich keine Zeit, darauf einzugehen. Ich musste mich meiner Haut wehren.
Der Raum hallte wider von den Kampfrufen Pjers', mit denen er jeden seiner Angriffe begleitete.
Hatte ich früher oft gemurrt, wenn Fartuloon auf das sture Arbeiten in den Basistechniken und Bewegungen so großen Wert legte und mir stundenlang schweißtreibende Fußarbeit zumutete – jetzt war ich ihm dankbar dafür. Denn nur wenn sich Geist und Bewusstsein nicht mehr auf die bewegungsmäßige Ausführung der Techniken konzentrieren mussten, war man frei und bereit für die Anforderungen des Kampfes, beherrschte man jede Abwehrtechnik traumhaft sicher.
Pjers machte einen weiteren Ausfall nach der Seite, als wollte er von der Flanke her angreifen. In letzter Sekunde schwang er zurück und führte einen wuchtigen Hieb gegen meine rechte Kopfseite.
Mir dröhnten erneut die Ohren.
Natürlich war mein Kopf ebenfalls durch eine schwere Gesichtsmaske geschützt, und das Schwert war nur ein Katsugo, ein langes, stockartiges Übungsschwert aus elastischem Holz mit stumpfen Kanten und abgerundeter Spitze. Und wir beide, Pjers und ich, waren nicht etwa Feinde – wir standen uns gerade in einer Übung des arkonidischen Schwertkampfes gegenüber.
Auf den Arkonwelten hatte dieser Kampfsport eine lange Tradition und wurde früher nur mit scharfgeschliffenen Schwertern gekämpft. Arkonidische Adelige verbrachten in diesen früheren Zeiten ihr Leben damit, von Fürstenhof zu Fürstenhof zu wandern, um sich in ihrer Kunst zu vervollkommnen, indem sie Übungen aller Art unter jeder Art von Waffenmeistern durchmachten. Die technische und rein formale Beherrschung dieser Kunst galt jedoch nicht als ausreichend, um einen Mann auch wirklich zu ihrem Meister zu machen. Man musste zugleich in ihren Geist eindringen, den Weg beschreiten, der zur vollkommenen Anwendung von Körper und Geist führte. Dieses Kampfethos wirkte selbst noch nach der Verwandlung dieses tödlichen Kampfes in eine Übungsdisziplin weiter. Beim Wettkampf gab es ein Zeitlimit, außerdem waren die Treffer ausschließlich auf die durch die Rüstung geschützten Körperteile beschränkt. Auch waren Fuß- und Fauststöße erlaubt. Es zählte jedoch kein Schlag oder Stoß, wenn nicht gleichzeitig ein bestimmter Schritt und die Ausrufung der Trefffläche erfolgte.
Ein Kampfrichter sorgte dafür, dass diese Regeln strikt eingehalten wurden. In unserem Kampf war es Fartuloon, der Bauchaufschneider, mein väterlicher Freund und gestrenger Lehrmeister.
Im Augenblick schien er nicht besonders zufrieden mit mir zu sein, wie ich seinem Mienenspiel entnehmen konnte.
Dieser Pjers war wirklich gut, kein Zweifel. Er hielt jetzt das Katsugo über den Kopf, die Spitze zeigte nach rechts hinten. Diese Position leitete meist eine stürmische Aktion ein. Dabei wurde das Schwert weit zurück hinter die Schulter geführt und aus dieser Stellung, die den Gegner locken sollte, zum Angriff geführt.
Ich ging nur zum Schein in seinen Angriff hinein, tauchte unter dem herabsausenden Schwert hinweg und brachte noch im Abdrehen meinerseits einen wuchtigen Schlag gegen Pjers' Brustharnisch an.
Sofort lösten wir uns wieder voneinander, standen uns gegenüber, geduckt, sprungbereit, drangen aufeinander ein, lösten uns wieder in schraubenartigen Drehungen, griffen erneut an.
Die Schläge dröhnten durch den Raum; unsere Kampfschreie brachen dumpf unter den Helmen hervor.
Der Schweiß lief in Strömen an mir herab.
Lauernd umkreisten wir uns; jeder darauf bedacht, die geringste Blöße des anderen blitzschnell auszunutzen. Pjers sank in die Hocke und fiel von unten herauf mit dem Katsugo aus. Die Spitze zielte auf meinen Kehlkopf. Als er mit einem wilden Schrei hochschnellte, ging ich in einem Halbkreisschritt zur Seite und lenkte die Klinge mit meiner von einem geflüchteten Lederhandschuh bedeckten Linken ins Leere. Im gleichen Augenblick erkannte ich seine wahren Absichten, nur nützte mir diese Erkenntnis wenig, denn im selbem Moment traf mich seine lederumhüllte Faust mit der Gewalt einer Keule seitlich am Kopf.
Wieder sah ich farbige Kreise; der Schock trübte mir sekundenlang den Blick. Salziges Sekret lief mir aus den Augenwinkeln. Diese Sekunde der Unaufmerksamkeit hätte fast meine Niederlage bedeutet.
Pjers war in die Ausgangsstellung zurückgegangen. In dieser klassischen Position trug das hintere Bein siebzig Prozent, das vordere dreißig Prozent des Körpergewichts, dadurch konnte beim Angriff das gesamte Körpergewicht nach vorne geworfen und in den Stoß gelegt werden. Das Katsugo hielt er mit beiden Händen vor seinen Körper, in Höhe seines Gesichts. Seine Augen bildeten mit der Spitze und meiner Stirn eine Linie. Gelang dieser Stoß, würde er den Kampf beenden und Pjers zum Sieger machen.
Achtung!, schrie mein Extrasinn und riss mich in die Wirklichkeit zurück.
Als der Stoß kam, nahm ich meinen Kopf etwas zurück und zur Seite, ließ mein Katsugo fallen und umklammerte mit beiden Händen Pjers' Schwerthand. In einer großen Kreisbewegung drehte ich mich an seiner rechten Seite vorbei, zog seine Schwerthand in einer Schraubenbewegung weit nach vorne, dann im Bogen kräftig nach unten und hinten. Pjers wirbelte durch die Luft und krachte mit dem Rücken hart auf die Matte, was die Zuschauer mit beifälligem Zischen quittierten. Ohne den Zug zu verringern, vollführte ich einen Halbkreisschritt nach seiner linken Seite und drehte Pjers in die Bauchlage, wo ich ihn mit einem schmerzhaften Handknickhebel fesselte.
Sein gepresstes Keuchen war lange Zeit das einzige Geräusch. Ich verstärkte kontinuierlich den Druck meiner Finger auf sein Gelenk. Endlich schlug er zum Zeichen seiner Aufgabe mit der flachen Linken auf die Matte.
Beifall wurde laut.
»Für Atlan und Arkon!«, verkündete Fartuloon.
»Für Atlan und Arkon!«, nahmen die Zuschauer den Ruf auf.
Ich lächelte unter der Maske und gab Pjers frei. Wir gingen zurück in unsere Ausgangspositionen. Triumph erfüllte mich. Noch war ich nicht alt genug, um über das Stadium, wo ich den Sieg um des Sieges willen genoss, hinaus zu sein.
Nichts anderes als geistige Unzulänglichkeit, meldete sich die Stimme in meinem Bewusstsein ironisch. Ich ignorierte sie. Als Fartuloon das Zeichen gab, verbeugten wir uns gegenseitig. Dann konnten wir die Matte verlassen. Meine Helfer sprangen herbei und lösten die Rüstung von meinem schweißgebadeten Körper.
Pjers trat auf mich zu, den Helm unter dem Arm. Das Haar klebte ihm am Kopf.
»Oh, Jama Pjers«, sagte ich. »Ein ausgezeichneter Kampf.«
»Es war nichts, Prinz.«
Erst jetzt sah ich, dass mein Gegner nicht viel älter als ich sein konnte.
»Ich sah ein paar Mal nicht besonders gut aus«, gab ich zu bedenken. »Also keine falsche Bescheidenheit.«
Er lächelte.
»Mag sein. Aber wer bezweifelte schon, dass der beste Schwertkämpfer auf Kraumon nicht gewinnen würde.«
Wir tauschten noch eine Weile die üblichen Komplimente, ehe Jama Pjers sich verabschiedete.
Als ich die Duschräume aufsuchte, geschah dies mit dem fatalen Gefühl, dass zumindest eine Person in mir nicht den besten Schwertkämpfer sah: Fartuloon. Ich hatte einen Blick von ihm aufgefangen, der nichts Gutes besagte. Mit Sicherheit war irgendwann in der näheren Zukunft eine längere Diskussion über Fehler im allgemeinen und Nachlässigkeit im besonderen fällig.
*
»Genug!«, sagte ich.
Schweigend stellte der schwergewichtige Mann seine Arbeit ein und zog sich zurück. In den vergangenen Minuten hatte er mich mit heißen Tüchern, wohlriechenden Ölen und gezielter Massage traktiert. Ich fühlte mich wie neugeboren, aber hungrig und durstig.
Als ich, jetzt in bequemer Kleidung, den Kabinentrakt verließ, sah ich, wie sich Fartuloon am Rand der großen Kampfmatte mit Soma Kyle, einem der Piloten der KARRETON, unterhielt. Sie unterbrachen ihr Gespräch, als ich sie erreicht hatte.
»Ein hervorragender Kampf, Prinz«, richtete der Pilot das Wort an mich.
Ich sah ihn eingehend an. Die Augen Somas waren klar und aufmerksam; lange Jahre der Erfahrungen spiegelten sich darin. Schließlich erwiderte ich sarkastisch:
»Das hörte ich heute bereits einmal. Bald werde ich es selbst noch glauben.«
Fartuloon brummte:
»Atlan, wie lange kennen wir uns?«
»Lange genug, denke ich, um erfahren zu dürfen, worauf du hinaus willst!«
Fartuloons kräftige Finger trommelten abgehackte Wirbel auf den Brustpanzer, der zerbeult, aber nichtsdestoweniger hochglanzpoliert war. Dann polterte er:
»Wo ist nur deine Schnelligkeit im Kampf geblieben?«
Ich sah ihn erstaunt an. »Schnelligkeit kann in Hast ausarten. Und Hast ist von Übel!«
Der Bauchaufschneider blickte mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Wer sagt das?«
»Du – vor dem Kampf. Richtig?«
»Richtig – aber unhöflich, mich daran zu erinnern.« Fartuloon schüttelte tadelnd den Kopf, doch in seinen Augenwinkeln saß ein verstecktes Lächeln.
Soma Kyle lachte kurz auf und schlug Fartuloon mit der flachen Hand auf die Schulter.
»Wahrhaftig, unser Prinz schlägt nicht nur eine ausgezeichnete Klinge, auch sein Mundwerk versteht zu treffen – ha!« Dann sah er Fartuloons Mienenspiel und sagte, zu mir gewandt: »Ich glaube, ich habe zu tun.« Noch immer grinsend, verabschiedete er sich.
»Musstest du mir das antun, junger Mann?«, murmelte der Bauchaufschneider nach einer Weile und verfolgte mit seinen Blicken den Kampf, der augenblicklich auf der Matte tobte.
Ich wartete einen Moment der relativen Ruhe ab.
»Nimm es nicht so schwer, alter Mann«, tröstete ich ihn. »Wirst du mir Gesellschaft leisten? Ich bin hungrig.«
»Nicht jetzt, heute Abend. Recht so?«
»Ich erwarte dich«, stimmte ich zu.
Das Trainingszentrum verlassend, durchquerte ich einen Teil der angegliederten Schulungsräume, ging durch einen kleinen Park und näherte mich der Behausung, in der ich untergebracht war. Ich blickte kurz hinauf in den purpurroten Himmel.
Kraumon war der einzige Planet einer kleinen roten Sonne am Rande des galaktischen Zentrums; eine vergleichsweise bedeutungslose Welt mit überwiegend wüstenähnlichem Charakter. Aber gerade ihrer Unscheinbarkeit wegen hatte Fartuloon sie zu seinem Hauptstützpunkt erkoren. Einem Besucher aus dem Raum musste der Planet wenig einladend vorkommen mit seinen ausgedehnten Wüsten und versteppten Landstrichen, und der schmale Grüngürtel entlang des Planetenäquators schien nicht der Mühe wert, eine Landung zu machen. Doch gerade dort war der Stützpunkt in einem paradiesisch anmutenden Tal untergebracht; ein langgestrecktes Tal mit dschungelähnlichen Wäldern, mit Flüssen und Seen. Ursprünglich hatte der Stützpunkt aus einem knappen halben hundert Kuppeln und Gebäuden bestanden, war jedoch inzwischen vergrößert worden.
Ich wich einem Robot aus, der die Kanten des schmalen Weges vom Bewuchs säuberte. Vor mir lagen eine Reihe flacher Häuser, miteinander verbunden durch halbtransparente Röhren. Dazwischen war üppiger Pflanzenwuchs. Zur Linken ragte einer der drei großen Türme aus dem Grün. Ein Vogel trillerte. Es war nahezu Mittag. Die Sonne stand jetzt genau über mir. Schnell stieg ich die kleine Treppe hinauf und befand mich auf der Terrasse, einen halben Meter über dem Boden Kraumons, dann trat ich ins Haus.
Verglichen mit den vollautomatisierten Räumen des Zentrums waren diese kleinen Wohnbezirke wohltuend einfach eingerichtet. Die Technik erstreckte sich auf die Hygieneräume, die Küche und etliche Kommunikationseinrichtungen, über die Wünsche geäußert werden konnten.
Genau das tat ich nun und stellte mir ein kräftiges Essen zusammen.
Danach setzte ich mich in den halben Schatten der überwucherten Terrasse und lehnte mich zurück.
Wenig später kam das Essen.
Ich blieb noch sitzen, als der Küchenrobot längst abgeräumt hatte. Vor mir stand ein wuchtiger Pokal, in dem ein Getränk war, das Alkohol und belebende Substanzen in wohlabgewogener Mischung in sich vereinigte. Ich trank von Zeit zu Zeit einen Schluck. Obwohl ich eigentlich hätte zufrieden sein müssen, fühlte ich mich alles andere als ruhig. In meinem Kopf rasten die Gedanken. Erinnerungen an Farnathias Tod mischten sich mit den jüngsten Ereignissen um den Kometen Glaathan.
Nach meinem Sieg über den Blinden Sofgart und der erfolgten Einschleusung meiner Kampfgefährten hatte ich Kurs auf den Kometen befohlen. Doch ich hatte dort weder den fünfzehn Kilometer durchmessenden Kugelkörper, der als Aktivator für das Quaddin-Zentralorgan gedient hatte, noch die Schiffe der Kralasenen-Flotte wiedergefunden. Durch deren spurloses Verschwinden hatte ich auch keinen weiteren Hinweis auf den Stein der Weisen bekommen. Uns war nichts weiter übriggeblieben, als nach Kraumon zurückzukehren. Die Besatzung der KARRETON hatte eine längere Erholungspause redlich verdient. Auch ich hatte vor, mich auszuruhen. Und so waren die Tage seit der Rückkehr mit Nichtstun ausgefüllt gewesen – von gelegentlichen Wettkämpfen abgesehen.
Ich seufzte. Im Augenblick plagten mich Gedanken, die der Einsicht eigener Unvollkommenheit entsprangen.
Das ist ein vordergründiger Prozess, der vorübergehen wird, meldete sich mein Extrasinn besänftigend, und du weißt das auch.
Ich schloss, ein wenig in Selbstmitleid versunken, die Augen und schlief einige Zeit.
*
»Die Suche nach dem Stein der Weisen können wir vorläufig vergessen«, sagte ich.
Der Bauchaufschneider warf mir von der Seite einen langen, prüfenden Blick zu.