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Kann die Besatzung der POINT OF noch verhindern, daß ein erbarmungsloser Feind eine Welt mit fünf Milliarden Utaren vernichtet? Ren Dhark droht zu verzweifeln – und Bernd Eylers schickt Agenten gegen Cromar.
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Seitenzahl: 470
Ren Dhark
Weg ins Weltall
Band 20
Agenten gegen Cromar
von
Achim Mehnert
(Kapitel 1 bis 5)
Uwe Helmut Grave
(Kapitel 6 bis 10)
Conrad Shepherd
(Kapitel 11 bis 16)
Jan Gardemann
(Kapitel 17 bis 20)
und
Hajo F. Breuer
(Exposé)
Inhalt
Titelseite
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
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Impressum
Prolog
Ende des Jahres 2065 steht die Menschheit am Scheideweg: Auf der nach dem Krieg gegen die Roboter des »Volkes« zu einem Eisklumpen gewordenen Erde leben nur noch 20 Millionen Menschen. Relativ gut aushalten läßt es sich nur in der Hauptstadt Alamo Gordo, deren neuartiger Schutzschirm ihr nicht nur Sicherheit gibt, sondern auch für angenehm hohe Temperaturen sorgt.
Die restlichen 36 Milliarden Menschen wurden nach Babylon umgesiedelt und richten sich dort unter der Regierung Henner Trawisheims neu ein. So wäre auf der Erde eigentlich viel Platz – hätten nicht die Riiin oder Eisläufer ihren Lebensmittelpunkt nach Terra verlegt. Dieses Volk kann nur bei extrem niedrigen Temperaturen überleben – und ist so naturgemäß gegen jeden Versuch, der irdischen Sonne zu ihrer alten Kraft und dem Eisplaneten Terra zu neuer Wärme zu verhelfen.
Genau diesen Versuch aber hat Ren Dhark mit seiner Expedition in die Nachbargalaxis Andromeda unternommen. Denn es gibt nur einen Weg, um die Sonne wieder stark zu machen: Die Synties, tropfenförmige Energiewesen, die im freien All leben und seit vielen Jahren gute Freunde der Terraner sind, könnten interstellares Wasserstoffgas einfangen und in die Sonne stürzen lassen – so lange, bis sie ihre alte Masse und damit ihre alte Kraft zurückgewonnen hat.
Doch die Synties sind von den gefühllosen, eiskalten Echsenwesen des Glandarenvolks entführt und als Energiequelle mißbraucht worden. Zwar gelingt es Dhark, die Synties zu befreien, aber gewaltige Ringraumer des Geheimen Imperiums, einer noch skrupelloseren Macht, die schon vor mehr als tausend Jahren Krieg gegen die Worgun in Andromeda führte, löschen das Volk der Glandaren gnadenlos aus. Beim Versuch, wenigstens einige von ihnen zu retten, geraten die Flashpiloten Pjetr Wonzeff und Harold Kucks in die Hände des Geheimen Imperiums.
Es gelingt den beiden Männern unerwartet rasch, aus der Gefangenschaft zu fliehen, doch Dhark und die POINT OF sind verschwunden. Eine gefährliche Odyssee durch das unbekannte Sternenmeer führt die beiden schließlich zu einer ehemaligen Stützpunktwelt der Worgun, auf der es nichts gibt außer einer goldenen Gigantstatue. Mit ihrer Hilfe gelingt es, einen Notruf nach Babylon in der Milchstraße abzuschicken. Doch kaum ist dieser Notruf draußen, greifen dreihundert überschwere Ringraumer des Geheimen Imperiums an. Auf der Flucht gelangen die beiden Terraner auf eine ehemalige Welt der Salter – und Harold Kucks trifft mit der Faskia Ssirkssrii seine Seelenpartnerin. Die Echse verleiht ihm unglaubliche Kräfte…
Dhark empfängt den Notruf und bricht erneut nach Andromeda auf, um die verschollenen Gefährten zu suchen. Die werden tatsächlich gefunden, und man könnte sich auf den Heimweg zur Erde machen – wäre da nicht plötzlich die Horizontverschiebung aufgetreten, ein Phänomen, dem nicht einmal die POINT OF entkommen kann. Wenigstens gelingt es, eine Bresche ins bisher unüberwindbare Verteidigungssystem des Geheimen Imperiums zu schlagen. Doch das können auch noch andere, die gleich mit kompletten Sonnensystemen transitieren. Sie zerstören ein Sonnensystem und greifen ein zweites an …
Auf der Erde rekrutiert der Wächter Simon drei Menschen für das neue Wächterprogramm: Svante Steinsvig, Arlo Guthrie und – Doris Doorn! Die INSTANZ von ARKAN-12 schickt sie nach erfolgter Umwandlung auf einen Werftasteroiden in die Milchstraße, wo ein Ringraumer auf sie warten soll.
Doch statt auf das Raumfahrzeug stoßen sie auf einen ebenso mächtigen wie geheimnisvollen Feind, den sie erst im allerletzten Augenblick besiegen können. Rettung kommt vom Planeten Eden: Terence Wallis rüstet die Wächter mit einem brandneuen Ovoid-Ringraumer aus und verlangt dafür nichts außer einem »Gefallen« – bei Gelegenheit. Ihre Jagd nach dem geheimnisvollen Feind führt sie in die Station ERRON-2…
1.
Die Voraussage, die Tino Grappa gewagt hatte, bestätigte sich. Die wenigen Bordsysteme der POINT OF, die bei der Transition des Anschmie-Systems überlastet und beschädigt worden waren, ließen sich in kurzer Zeit reparieren. Ren Dhark war erleichtert. Der weißblonde Kommandant des Ringraumers wollte schnellstmöglich aufbrechen, um sich mit eigenen Augen anzusehen, wohin es die Anschmie verschlagen hatte – oder die Snakes, wie die Menschen die schlangenähnlichen Wesen getauft hatten.
Die Transition hatte dieses Volk, das auf seinem Planeten eine Demokratie und eine Theokratie etabliert hatte, 350 Lichtjahre tief in den Bereich des Geheimen Imperiums getragen – mitsamt seinem kompletten Sonnensystem! Über die genauen Umstände dieses ungeheuerlichen Vorgangs gab es bislang lediglich Vermutungen. Die Besatzung des Ringraumers ging davon aus, daß jemand auf dem merkurähnlichen inneren Planeten Trenhem saß und für die Sprünge verantwortlich war. Das bedeutete, der Unbekannte verfügte über enorme technische Möglichkeiten, die er dazu nutzte, den Utaren des Geheimen Imperiums zu schaden, wie die Umwandlung einer ersten Sonne in eine Nova bereits gezeigt hatte.
»Alle Systeme uneingeschränkt einsatzbereit, Tino?« fragte Dhark.
Der mailändische Ortungschef hob einen Daumen. »Positiv, Commander.«
»Artus und Jimmy fehlen noch«, erinnerte der Erste Offizier Hen Falluta.
Dhark nickte. Artus war, während die POINT OF sich um das mittels einer Transition hier aufgetauchte Sonnensystem gekümmert hatte, zur Sklavenwelt Padowan geflogen, um Informationen darüber zu sammeln, auf welche Weise die Utaren von den Glandaren abhängig waren. Seit seinem Aufbruch hatte man nichts mehr von ihm gehört. Allerdings hatte Dhark in der Hektik der Ereignisse auch nicht mehr an ihn gedacht. Artus war – zumal in der Begleitung von Jimmy und drei humanoiden Robotern – durchaus in der Lage, auf sich aufzupassen. Bei ernsthaften Schwierigkeiten hätte er einen Funkspruch geschickt.
»Wenn man vom Teufel spricht!« sagte Grappa. »Ich habe die beiden Flash, mit denen Artus unterwegs ist, in der Ortung. Sie schicken ein Identifikationssignal – und haben schon wieder ihren Standort gewechselt.«
Artus ging auf Nummer Sicher, stellte Dhark fest. Er kalkulierte das Entstehen weiterer Fraßschlünde ein. Den getarnten Ringraumer konnte der Roboter nicht orten, deshalb blieb er in Bewegung.
»Tino, schicken Sie ein Peilsignal.«
»Ist raus, Commander«, bestätigte der Mailänder.
Wenig später traf in der Zentrale die Meldung ein, daß die beiden Flash in ihren Depots gelandet waren. Es vergingen keine zwei Minuten, bis Artus in Begleitung von Jimmy in der Zentrale eintraf.
»Wuff«, machte der Roboterhund, den Chris Shanton einem Scotchterrier mit pechschwarzem Fell nachempfunden hatte.
»Hallo, mein Kleiner«, begrüßte der schwergewichtige Mann mit den Markenzeichen Halbglatze und Kinnbart das sogenannte Brikett auf Beinen. »Alle Flöhe noch beisammen? Ich hoffe, du hast dich unterwegs benommen und mir keine Schande gemacht.«
»Ich gestehe, ich habe darüber nachgedacht, aber mir ist partout nichts eingefallen, womit man dir Schande bereiten könnte.«
»Deine freche Kodderschnauze funktioniert jedenfalls weiterhin ausgezeichnet.«
»Und mit der muß ich euch etwas Wichtiges mitteilen. Ich habe nämlich…«
»Später, Jimmy«, fuhr Dhark dem künstlichen Vierbeiner in die Parade. »Zuerst möchte ich mich mit Artus austauschen.«
»Ich war gezwungen, einen Roboter zu opfern«, eröffnete Artus, der durch die Vernetzung von 24 Cyborg-Programmgehirnen (von denen eines wohl einen Defekt hatte) mit seiner eigenen Suprasensorik zu einer Künstlichen Intelligenz geworden war und deshalb von den meisten Besatzungsmitgliedern als intelligentes Lebewesen akzeptiert wurde, anstelle einer Begrüßung. »Ich bedaure den Verlust, doch er war nötig, um meine eigene Unversehrtheit zu garantieren.«
Dhark machte eine abwehrende Handbewegung. »Wir werden es verschmerzen. Hauptsache, du und Jimmy seid wohlbehalten zurück.« Er faßte in kurzen Zügen zusammen, was seit Artus’ Aufbruch geschehen war.
»Glandaren auf Trenhem?« wunderte sich Artus. »Dazu ausgestattet mit Technologie, die in der Lage ist, eine Sonne in eine Nova zu verwandeln und damit ein ganzes Sonnensystem zu zerstören?«
»Bisher gibt es keine Bestätigung dafür, daß es sich wirklich um Glandaren handelt.«
»Für mich klingt das so. Denn wer sonst sollte den Geheimen so übel mitspielen? Ich bringe jedenfalls Neuigkeiten von Padowan mit.«
»Ich auch«, meldete sich Jimmy zu Wort.
»Halt mal kurz die Klappe, und laß den Erwachsenen reden«, legte Shanton seiner Schöpfung nahe.
Artus ergriff das Wort und berichtete über Lip Lipozig, der die Besatzung seines Schiffs umgebracht hatte, damit seine Glandarenlieferung an Lek Remaleg nicht herauskam. »Es besteht ein von höchster Stelle – sprich dem Imperator – angeordnetes Forschungsverbot. Es gibt seit Jahrhunderten keinen nennenswerten technischen Fortschritt mehr, seit der damalige Imperator verkündete, die Spitze des Machbaren sei erreicht und weitere Fortschritte würden von den Naturgesetzen verhindert.«
»Was für ein Unsinn!« entfuhr es dem kräftig gebauten, rothaarigen Arc Doorn, der bisher schweigend zugehört hatte.
»Vielleicht auch nicht«, antwortete Shanton. »Ich kann mir durchaus vorstellen, daß es einen Punkt in der technischen Entwicklung gibt, von dem aus es einfach nicht mehr weitergeht.«
Dhark hob eine Hand. »Ein interessantes Diskussionsthema, meine Herren, aber doch recht akademisch. Im Moment interessiert mich mehr, was Artus zu berichten hat.«
»Lip Lipozig war wie Remaleg ein Querdenker«, fuhr der Roboter fort. »Er glaubte, daß die Familie, die seit vielen Generationen den Imperator stellt, degeneriert ist. Dummerweise besitzt sie schon lange das Monopol auf Utaran, das den Schiffen der Geheimen in Verbindung mit den Glandarenproteinen die Landung auf anderen Welten erlaubt, ohne anschließend wochenlang entseucht werden zu müssen. Doch schon seit einer geraumen Weile sind die Utaran-Lieferungen ausgeblieben und die Vorräte geschrumpft. Lipozig und Remaleg verschworen sich gegen den geistigen Stillstand, um künftig ohne Utaran auszukommen. Deshalb die Versuche mit den Glandareneiern und den daraus gewonnenen Proteinen.«
»Lassen wir uns von diesen Möchtegern-Revoluzzern nicht blenden«, brummte Doorn. »Letztendlich waren Lipozig und Remaleg ebensolche Ekelpakete wie die anderen Geheimen. Es ging ihnen ausschließlich um ihren eigenen Kopf und die Erlangung von Vorteilen. Wirklich weiter bringen uns Artus’ Erkenntnisse nicht.«
»Aber meine vielleicht«, kläffte Jimmy. »Auch wenn es keine Erkenntnisse sind, sondern vielmehr Beute.«
»Beute?« Shanton zog die Stirn in Falten. »Sag bloß nicht, du hast etwas aus Lipozigs Raumer mitgehen lassen?«
»Nicht direkt aus seinem Inneren. Ich habe einen Roboter der Utaren getroffen, der einen kleinen Schaden am gelben Außenanstrich des Ringraumers ausbesserte. Es ist mir gelungen, ihm ein wenig von der gelben Farbe abzuschwatzen.«
»Das sagst du erst jetzt?«
»Ich habe es ein paarmal versucht, aber hier wollte ja jeder zuerst Artus’ Bericht hören.«
»Keine Haarspaltereien«, zischte Shanton verärgert.
»Schon gut«, mischte sich Dhark ein. »Jimmy hat recht. Wir haben ihn nicht zu Wort kommen lassen. Wir müssen die erbeutete Probe umgehend analysieren und herausfinden, auf welche Weise der gelbe Anstrich die Ringraumer abschirmt und die Utaren vor Keimen schützt. Wo bewahrst du die Probe auf, Jimmy?«
»In meinem Magen«, verkündete der Roboterhund stolz.
Shanton ächzte. »Na, dann guten Appetit.«
»Leon Laudan soll sich darum kümmern«, ordnete Dhark an. »Begleiten Sie Jimmy in Laudans Labor, Chris?«
Mit einem stummen Nicken fügte sich Shanton in sein Schicksal.
*
»Mit dir macht man vielleicht etwas mit«, beschwerte sich Shanton, als er und Jimmy das Labor des Biochemikers betraten.
Leon L. Laudan war ein hagerer, asketisch wirkender Wissenschaftler und ein brillanter Denker. Niemand an Bord, der keine Einsicht in die Personalakten der Besatzung hatte, wußte, was das »L« bedeutete, denn Laudan nannte seinen zweiten Namen nie. Es war allgemein bekannt, daß er mehrere Vornamen oder durch Bindestrich verbundene Nachnamen nicht ausstehen konnte. Er zeigte sich überrascht über den unerwarteten Besuch.
»Jimmy hat etwas in seinem Magen, das einer raschen Untersuchung bedarf«, setzte Shanton zu einer Erklärung an.
»Und zwar mit etwas Glück den Schlüssel«, warf das Brikett auf Beinen ein.
»Einen Schlüssel?« Laudan warf Shanton einen mißbilligenden Blick zu. »In dem Fall wäre er bei einem Klempner besser aufgehoben.«
Jimmy drehte eine Pirouette um die Beine des Biochemikers. »Ein Klempner? Der Kerl soll mir mit seiner Rohrzange vom Hals bleiben. Ich meine doch keinen richtigen Schlüssel, sondern den Schlüssel zu unseren Problemen. Oder zu denen der Utaren.«
Shanton verdrehte die Augen. »Er hat eine Probe des gelben Stoffs verschluckt, mit dem die Geheimen ihre Ringraumer anstreichen. Wir müssen herausfinden, was daran so besonders ist.«
»Das klingt interessant.« Augenblicklich war Laudan Feuer und Flamme. Er rieb sich nachdenklich das Kinn. »In seinem Magen also. Und wie gelangen wir da an die Probe?«
»Kein Problem«, behauptete Jimmy. »Ich brauche lediglich eine kleine Schüssel.«
Laudan begab sich zu einem Schrank und nahm ein Gefäß heraus. Er stellte es vor dem Roboterhund ab und hob ratlos die Schultern. »Und nun?«
Jimmy beugte sich über die Schale und setzte dazu an, die Probe herauszuwürgen. Angewidert verzog der Wissenschaftler das Gesicht, und Jimmy hielt inne. Rasch hockte er sich mit seinem Hinterteil über die Schale.
»Das… das glaube ich nicht«, keuchte Laudan und wandte sich entsetzt ab.
Shanton spielte mit dem Gedanken, nach seiner Schöpfung zu treten. Leider war ihnen damit nicht geholfen. Sie brauchten die Farbprobe. »Kann es nicht einen einzigen Tag in meinem Leben geben, an dem du mich nicht blamierst?« fragte er seufzend.
Als könnte er kein Wässerchen trüben, sonderte Jimmy die Farbprobe ab und begann sich anschließend, wie er es bei seinen natürlichen Vorbildern gesehen hatte, das Hinterteil zu lecken. Er taxierte Laudan und kicherte gehässig. »Für einen Wissenschaftler sind Sie ganz schön zartbesaitet. Schließlich bin ich nur eine Maschine mit verschiedenen Abgabeöffnungen für meinen Probenbehälter. So eklige Verdauungsvorgänge wie bei euch Biologischen finden bei mir gar nicht statt.«
»Danke für deine Nachhilfestunde in Biologieunterricht, du verlauste Promenadenmischung.« Shanton bückte sich, hob die Schale auf und reichte sie Laudan.
Der Biochemiker nahm sie an sich und betrachtete neugierig die Probe des gelben Farbstoffs. Als hätte Jimmys peinliche Darstellung nie stattgefunden, stürzte er sich mit Feuereifer in die Arbeit.
*
Dhark verzichtete auf eine Transition. Er steuerte die POINT OF mit Sternensog in den Sektor des Geheimen Imperiums, in dem das Anschmie-System aus der Transition gekommen war. Da er wußte, daß die Geheimen Utaren den Ringraumer in getarntem Zustand nicht orten konnten, flog er ihn mit Vollgas. Nach gut 350 Lichtjahren gelangte das Schiff zu einer blauen Sonne, um die sich achtzehn Planeten drehten.
»Die dritte und die vierte Welt liegen in der Lebenszone«, stellte Arc Doorn fest.
»Das kann ich bestätigen«, meldete Grappa. »Von dort empfange ich eine unüberschaubare Menge energetischer Emissionen, was auf eine hohe Bevölkerungsdichte hinweist.«
Dhark betrachtete die Darstellung des Sonnensystems in der Bildkugel. Bei den meisten Planeten handelte es sich um Gasriesen, noch weiter außen zogen öde Eisbrocken ihre einsamen Bahnen um das Zentralgestirn. Bevor er in das System einflog, wollte er weitere Informationen sammeln.
»Erkundungsdrohnen ausschleusen und zum dritten und vierten Umläufer schicken.«
Kurz darauf bestätigte Doorn. »Sonden sind programmiert und ausgeschleust.«
Zwischen den beiden Sonnensystemen ließ Dhark das Schiff treiben. In der Bildkugel zeichnete sich das System der Anschmie ab. Es lag wie schon beim letzten Mal mit einer Lichtwoche Abstand parallel über dem der Utaren.
»Nicht genug damit, daß dieser vermutliche Glandare in der Lage ist, mit einem Sonnensystem nach Belieben durchs Weltall zu transitieren«, meldete sich Artus zu Wort. Er trug wieder sein grünes Stirnband mit dem goldenen »A«, das er vor seinem Aufbruch nach Padowan abgelegt hatte. »Die Genauigkeit, mit der er die Sprünge durchführt, ist beeindruckend.«
»Erschreckend, würde ich sagen.« Grappa übertrug seine Ortungsergebnisse in die Bildkugel, wo sie in optischer Form dargestellt wurden. »Von der Sonne geht wieder der Weltuntergangsstrahl aus, den wir bereits in Aktion erlebt haben. Zum Glück ist er erst ein paar Lichtstunden lang.«
Was der Mailänder als Weltuntergangsstrahl bezeichnete, war eine scharf begrenzte Energielanze von zehn Meter Durchmesser.
»Was das angeht, machen Lichtstunden oder Lichttage keinen großen Unterschied aus, weil wir keine Ahnung haben, wie man den Strahl aufhalten kann«, gab Falluta zu bedenken.
»Dazu sind wir hier. Dieses Mal haben wir mehr Zeit.« Dhark war fest entschlossen zu verhindern, daß sich abermals das Zentralgestirn der Utaren in eine Nova verwandelte, die das ganze Sonnensystem verschluckte.
»Wir sollten uns den oder die Glandaren auf Trenhem vorknöpfen«, brummte Doorn, als Shanton in Begleitung von Jimmy die Zentrale betrat.
»Wenn es sich wirklich um Glandaren handelt. Bisher haben wir keinen Beweis dafür«, warnte Shanton vor voreiligen Schlußfolgerungen.
»Die Glandaren sind die einzigen Feinde der Geheimen. Wer außer ihnen sollte so restriktiv und gnadenlos gegen die Blauen vorgehen?«
»Mir fällt keiner ein, Arc. Aber vergessen wir nicht, was die Utaren den Echsen antun. Es geht nicht allein darum, daß beide Völker Krieg gegeneinander führen. Die Geheimen mißbrauchten die Glandaren für Experimente und haben sie schließlich praktisch ausgerottet. Da würde ich an deren Stelle auch mit allen Mitteln zurückschlagen.«
»Nach unseren ethischen Maßstäben mag das Vorgehen der Geheimen verwerflich sein, Chris, doch wir dürfen nicht vergessen, daß sie aus schierer Verzweiflung handeln, um zu überleben.«
Das Streitgespräch der beiden Duzfreunde brachte das Dilemma auf den Punkt. Bis zu einem gewissen Punkt konnte Dhark das Vorgehen sowohl der Utaren als auch der Glandaren nachvollziehen, es gutheißen jedoch nicht. Es mußte einen anderen Weg geben, die tödlichen Allergien der Geheimen zu überwinden, als den Verbrauch von Glandareneiern. Ren hoffte, durch die Analyse der von Jimmy mitgebrachten Substanz einen Hinweis zu erhalten.
Grappa drehte sich auf seinem Sessel um. »Wir bekommen Bilder und Daten von den Drohnen herein. Ich lege die Aufnahmen in die Bildkugel.«
Wie der Mailänder es aufgrund der Energieemissionen angenommen hatte, erwies sich der dritte Planet als dichtbesiedelt. Die Städte waren nicht auf bestimmte Bereiche beschränkt, sondern erstreckten sich über die gesamte Oberfläche. Wo keine Wohngebäude standen, erstreckten sich weitläufige, vermutlich vollautomatische Fabrikationsflächen.
»Es gibt keine Energiekuppeln, die die Geheimen vor Keimen schützen«, wunderte sich Falluta. »Heißt das, daß diese Utaren nicht so anfällig sind?«
Doorn stand am Instrumentenpult und nahm unablässig Eingaben vor. Er schüttelte den Kopf. »Ganz bestimmt nicht. Der Planet ist vollständig sterilisiert.«
»Das bedeutet einen unglaublichen Aufwand.«
»Allerdings, und eine technische Meisterleistung.«
Die Darstellung in der Bildkugel präsentierte zahlreiche gelbe Ringraumer, die den Planeten von allen Seiten anflogen und landeten. Die Nachbarwelt, obwohl sie ebenfalls geeignete Lebensbedingungen aufwies, war hingegen nicht bevölkert. Die Emissionen, die Grappa zunächst angemessen hatte, stammten von ausgedehnten Plantagen und riesigen Fabrikanlagen.
»Überall gibt es Tierzuchtbetriebe«, staunte Shanton. »Aber ich entdecke keinen einzigen Blauen. Sämtliche Anlagen werden von Robotern betrieben.«
»Die Utaren lassen auf der Nachbarwelt in großem Maßstab ihre Nahrungsmittel produzieren«, faßte Dhark die Bilder zusammen. »Vermutlich schaffen die Roboter es, sie industriell vollkommen allergikertauglich herzustellen. Dann wird alles keimfrei verschifft, und die keimabweisenden gelben Außenhüllen der Ringraumer garantieren eine gefahrlose Lieferung auf die Wohnwelt.«
»Was den Utaren in Kürze nichts mehr nützt.«
Dhark sah zu Doorn hinüber. »Was meinen Sie, Arc?«
»Daß eine Evakuierung diesmal ausgeschlossen ist.« Doorn ließ vom Instrumentenpult ab. »Anhand der Größe der Städte, der Infrastruktur und der Kommunikationssignale, die die Funk-Z empfängt, schätzt der Checkmaster eine Bevölkerungszahl von fünf Milliarden Utaren auf dem dritten Planeten. Selbst wenn es den Geheimen gelingt, mit den in diesem Bereich operierenden gelben Ringraumern täglich mehr als eine Million Einwohner zu evakuieren, schaffen sie in der verbleibenden Woche allenfalls zehn Millionen.«
»Du liebe Güte«, keuchte Shanton. »Du hast recht. Der Rest hat keine Chance, der Nova zu entkommen. Diese Katastrophe müssen wir verhindern, Dhark.«
Rens Züge verhärteten sich. »Das werden wir, sofern es in unserer Macht steht.« Er schürzte die Lippen. »Doch geben wir uns keinen allzu großen Hoffnungen über unsere Erfolgsaussichten hin. Wir haben erst kürzlich erlebt, wie machtlos wir den Ereignissen gegenüberstanden. Nun, da sie sich wiederholen, sind wir keinen Schritt weiter als beim erstenmal.«
Mit verschränkten Armen trat Artus vor die Bildkugel und betrachtete die Darstellung der beiden parallel im Raum liegenden Sonnensysteme. »Ich frage mich, wer – ob nun Glandare oder ein anderer Unbekannter – über die Mittel und den Willen verfügt, fünf Milliarden intelligente Lebewesen auf einen Schlag auszurotten. Das ist nur bei extremem Haß vorstellbar.«
»Oder es geht ihm um Rache«, überlegte Grappa.
»Auch ein solches Ausmaß an Rache kann nur auf Haß beruhen«, beharrte der Roboter auf seiner Behauptung.
All ihre Überlegungen waren schön und gut, doch sie blieben akademisch, fand Dhark, solange sie nicht der einzigen Spur nachgingen, die sie hatten, und die befand sich auf Trenhem. Er beschleunigte die POINT OF und setzte Kurs auf den inneren, merkurähnlichen Planeten des Anschmie-Systems.
*
Dhark flog den Ringraumer in vollem Tarnmodus ins System der Snakes ein. In der Zentrale herrschte gespannte Stille. Grappas erhöhte Aufmerksamkeit war auf seine Ortungssysteme gerichtet. Glenn Morris hockte angespannt vor den Einrichtungen der Funk-Z und wartete auf einen Wink des Kommandanten. Dhark verlangsamte die Fahrt, je weiter das Schiff systemeinwärts vordrang. Bald kreuzte es die Umlaufbahn von Schlagru, der Welt der Anschmie.
»Tino?«
Grappa, wie gewohnt die Ruhe selbst, schüttelte den Kopf. »Nichts, Commander. Keine Anzeigen.«
Das würde sich ändern, sobald Dhark einen Funkspruch abschickte. Er steuerte den Ringraumer weiter Richtung Sonne, von der der Energiestrahl ausging, der sich lichtschnell auf das Zentralgestirn des Utaren-Systems zubewegte.
Aus der Nähe betrachtet war Trenhem dem solaren Merkur verblüffend ähnlich. Auf der sonnenzugewandten, heißen Seite des kraterübersäten Planeten war Leben kaum vorstellbar. Man war deshalb von Anfang an davon ausgegangen, daß sich die Glandaren tief unter der Oberfläche verbargen. Einen Hinweis für die Richtigkeit dieser Überlegung hatte man bisher allerdings nicht gefunden.
»Phase öffnen, Mister Morris«, wies Dhark den Ersten Funkoffizier an.
»Phase ist offen«, bestätigte der Funker mit der schmalen Gestalt und den hellblonden Haaren.
»Hier spricht Ren Dhark an Bord der POINT OF«, begann der Commander. Er rieb sich mit dem Zeigefinger über die Nasenflügel und unterdrückte den Drang, sich eine Zigarette anzuzünden. »Ich rufe die Unbekannten auf dem inneren Planeten. Melden Sie sich.«
Sofort änderte das Schiff seinen Standort.
Die Sekunden verstrichen, und er lauschte auf eine Antwort, ohne daß etwas geschah. Morris, der verabredungsgemäß die Phase offenließ, schüttelte den Kopf, und Grappa saß wie versteinert in seinem Sitz. Doorn nahm erneut Eingaben am Instrumentenpult vor, die er nicht kommentierte.
»Fraßschlünde!« stieß der Ortungschef plötzlich aus. »Drei, nein, vier!«
Er blendete sie in der taktischen Anzeige in der Bildkugel ein. Die grell und giftig schillernden Quantenlöcher von Quadratkilometergröße, die von den Glandaren auch als Gefügeportal oder euphemistisch als Problemlöser bezeichnet wurden, tasteten suchend durch den Weltraum. Sie konzentrierten sich auf den Bereich, wo die POINT OF sich im Augenblick des Funkanrufs befunden hatte. Sie waren fähig, bei entsprechender Größe Raumschiffe und ganze Städte von Planetenoberflächen in eine andere Daseinsebene zu versetzen, was mit größter Wahrscheinlichkeit deren völliger Vernichtung gleichkam. Allerdings erwies sich wieder, daß sie den Ringraumer nicht ausfindig machen konnten. Sie – oder derjenige, der sie ausgelöst hatte – suchten vergeblich nach dem getarnten Ringraumer.
»Besonders gesprächig sind die Unbekannten nicht«, knödelte Doorn.
»Vielleicht lassen sie sich aus der Reserve locken, wenn wir einen Ausschnitt an der Oberfläche von Trenhem auf gut Glück unter Beschuß nehmen«, schlug Artus vor. »Ich habe die Erfahrung gemacht, daß Biologische in solchen Fällen zuweilen unlogisch reagieren und sich unbedacht verraten.«
»Dieser Unbekannte nicht. Dessen sei dir sicher«, gab Shanton zurück.
»Vielleicht ist er nicht biologisch.«
Diese Möglichkeit hatten sie noch nicht in Betracht gezogen, doch Dhark glaubte nicht an das Werk eines Roboters oder einer automatischen Einrichtung. Nach zwei Minuten wiederholte er seinen Ruf. Auch diesmal wartete er vergeblich auf Antwort, während er willkürlich den Kurs wechselte und die POINT OF aus der Gefahrenzone brachte. Tatsächlich bildeten sich rasch neue Fraßschlünde.
»Ich fürchte, so kommen wir nicht weiter«, unkte Falluta.
Dhark ersparte sich eine Antwort, weil er seinem Ersten Offizier zustimmte, doch noch dachte er nicht ans Aufgeben. Das Schiff ständig in Bewegung haltend, wiederholte er seinen Funkspruch ein halbes Dutzend mal.
»Fraßschlünde mitten im Raum vor uns«, kam Grappas überraschende Warnung.
»Wie ist das möglich? Sie sind an einer Stelle aufgetaucht, von der aus wir nicht gefunkt haben.« Abrupt änderte Dhark den Kurs und steuerte das Schiff senkrecht zur Bahnebene der Planeten. »Hat jemand eine Erklärung?«
Seine Frage zog ratloses Schweigen nach sich.
»Ein Glückstreffer vermutlich«, rätselte Artus.
»Hm«, machte Doorn nachdenklich. »Das glaube ich nicht. Führen Sie noch ein paar weitere Manöver durch, Dhark. Checkmaster, Analyse des Auftretens der Fraßschlünde in Bezug auf unsere Funksprüche und Flugmanöver.«
Dhark fragte nicht nach dem Grund für Doorns Bitte, sondern kam ihr nach. Es zeigte sich, daß die Fraßschlünde nun häufiger nicht an den Stellen auftraten, von wo aus Ren Trenhem anrief, sondern scheinbar willkürlich im Raum entstanden. Mehrmals kamen sie der POINT OF bedrohlich nahe, auch ohne ihren genauen Standort zu kennen.
»Ich habe eine Reihe von Hochrechnungen durchgeführt«, verkündete der Checkmaster. »Die Fraßschlünde bilden sich an Stellen, an denen sich die POINT OF befände, wenn ich sie steuern würde.«
»Was bedeutet das?« fragte Falluta.
»Daß die Unbekannten hochentwickelte Rechner auf dem Niveau des Checkmasters mit entsprechenden Analyseprogrammen haben«, erklärte Artus. »Eine Maschine führt logische Operationen durch. Je weiter entwickelt ein Rechner ist, desto logischer und vorausschauender werden seine Handlungen – damit sind sie gleichzeitig aber auch leichter vorherzusehen, solange man selbst über entsprechende Rechner verfügt.«
»Ich bin aber nicht der Checkmaster, und ich fliege das Schiff nicht nach den Parametern, die er als Grundlage heranziehen würde, sondern nach dem Zufallsprinzip«, warf Dhark ein.
»Nicht nach dem Zufallsprinzip, sondern nach einem Schema, das in deinem Kopf existiert«, widersprach Artus. »Du bist dir dieses Schemas nicht einmal bewußt, doch unterschwellig ist es vorhanden.«
Doorn schritt mit verschränkten Armen durch die Zentrale. »Ich verstehe, und ich stimme Artus zu, Dhark. Sie steuern die POINT OF scheinbar willkürlich, nur deshalb haben uns die Fraßschlünde bisher nicht erwischt. Doch tatsächlich verwenden Sie, ohne sich dessen bewußt zu sein, ein Muster, das ein hochentwickelter Rechner vorausberechnen kann. Mit jedem weiteren Ausweichmanöver und jeder weiteren Kurskorrektur erhält er weitere Anhaltspunkte, die ihn dabei unterstützen, Ihre Denkmuster zu entschlüsseln. Früher oder später wird er die Fraßschlünde an der richtigen Stelle entstehen lassen, und sie erwischen uns.«
»Vorsicht, Commander!« schrie Grappa.
Dhark riß das Schiff aus seinem Kurs. Wie zur Bestätigung von Doorns Ausführungen waren in Flugrichtung kurz vor der POINT OF drei Fraßschlünde entstanden. Sie huschten hektisch hin und her, gewaltige grellschimmernde Aufrißtrichter, hungrigen Mäulern gleich, die zum Zuschnappen bereit waren. Dhark vollführte eine brachiale Kehre und jagte das Schiff von der Sonne fort.
Shanton hockte in einem Sitz vor dem Instrumentenpult. Düstere Ahnungen umwölkten sein Gesicht. »Ich empfehle Ihnen dringend, keine weiteren willkürlichen Versuche zu unternehmen.«
Die Fraßschlünde blieben hinter dem Ringraumer zurück. Dhark atmete auf, so knapp war es gewesen. Er pflichtete Shanton bei, daß das Risiko weiterer Versuche zu groß war. Ohnehin reagierten die Unbekannten nicht auf die Funksprüche. Er mußte sich etwas anderes einfallen lassen, denn auf diese Weise kam er nicht weiter.
»Phase schließen, Mister Morris«, ordnete er an.
»Und nun?« fragte Shanton ratlos.
»Da die Unbekannten nicht mit sich reden lassen, versuchen wir es eben mit den Geheimen.«
Dhark steuerte die POINT OF aus dem Sonnensystem der Snakes heraus und nahm Kurs auf das System der Utaren.
*
»Fünf Milliarden Utaren«, nannte Shanton noch einmal die Zahl der Lebewesen, die sterben würden, nachdem der Energiestrahl ihre Sonne erreicht hatte. »Wir dürfen nicht zusehen, wie der bewohnte Planet von der kalkulierten Katastrophe heimgesucht wird.«
Das hatte Dhark nicht vor. Er hoffte, bei den Utaren auf weniger taube Ohren zu stoßen als bei den Unsichtbaren, die sich auf Trenhem versteckten. »Sehen Sie eine Möglichkeit, die Blauen zu retten, Chris?« fragte er.
Shanton verzog das Gesicht. Er wandte sich an Doorn und redete in gedämpfter Lautstärke auf ihn ein. Der Sibirier antwortete ebenso leise. Ren konnte nicht verstehen, was die Männer besprachen, doch an ihrer Körpersprache erkannte er, daß es sich um ein Thema drehte, bei dem ihnen beiden nicht wohl war.
»Wir haben vorhin schon darüber nachgedacht«, gestand Doorn zögerlich. »Wir sehen eine theoretische Möglichkeit, allerdings…«
»Was?« Dhark ahnte, daß ein inakzeptabler Einwand auf ihn zukam.
»Allerdings«, führte Shanton den Satz seines Freundes fort, »würde die Ausführung vermutlich die Snakes das Leben kosten, und das sind ebenfalls einige Milliarden.«
»Die Anschmie haben mit diesem Konflikt am wenigsten zu tun. Wir können nicht sie opfern, um die Geheimen zu retten. Ohne gefühllos klingen zu wollen, aber die Utaren tragen am Schicksal, das ihnen droht, selbst die Schuld«, fand Grappa.
Dhark war überrascht von dem Einwurf. »Sie finden, wir sollten uns heraushalten und nicht versuchen, ihnen zu helfen, Tino?«
»Das habe ich nicht gesagt. Aber ich gebe zu bedenken, daß Sie es waren, der in letzter Zeit mehrfach zu Augenmaß riet, Commander. Sie warnten davor, uns bei unseren Einmischungen in die Händel der hiesigen Völker allzu weit aus dem Fenster zu lehnen. Wir sind in Andromeda auf uns allein gestellt. Die POINT OF hat von niemandem Unterstützung zu erwarten. Daher müssen wir primär darauf bedacht sein, selbst durchzukommen.«
»Deine Sichtweise klingt eigensüchtig, Grappa«, urteilte Artus.
»Ist das so?« Der Mailänder schüttelte den Kopf. »Ich finde eher, sie klingt vernünftig. Ich lehne ein Eingreifen unsererseits ja nicht ab. Ich mahne lediglich zu angemessener Vorsicht, wie es der Commander selbst getan hat.«
Dhark konnte sich Grappas Ausführungen nicht verschließen. »Tino hat recht. Wir stürzen uns nicht Hals über Kopf in irgendwelche unkalkulierbaren Abenteuer, deren Ausgang wir nicht abschätzen können. Dennoch weigere ich mich, angesichts des drohenden Untergangs von Milliarden Lebewesen untätig zu bleiben.«
»Ich will gar nicht wissen, in welche Richtung Doorn und Shanton spekuliert haben. Ihre Lösung zielt jedenfalls daraufhin ab, daß die Snakes dabei umkommen. Diese Diskussion haben wir kürzlich schon einmal geführt, als es darum ging, ob wir einen Teil der Anschmie von Schlagru holen, und wenn ja, ob nur Demokraten oder auch Theokraten«, erinnerte Falluta. »Da war der überwiegend einhellige Tenor, daß wir uns nicht zu Richtern über Leben und Tod aufschwingen und uns nicht anmaßen sollten zu entscheiden, wer leben darf und wer nicht.«
»Und dabei bleiben wir.« Dhark klatschte aufmunternd in die Hände. »Deshalb müssen wir einen anderen Weg finden. Mister Morris, öffnen Sie eine Phase. Ich bin gespannt, ob die Utaren etwas mehr Kinderstube besitzen als die Unbekannten von Trenhem und auf einen Funkspruch antworten.«
»Phase ist offen«, meldete der Erste Funker.
»Ren Dhark an Bord des Raumschiffs POINT OF ruft den Verantwortlichen auf dem dritten Planeten. Wir haben Kenntnis von einer den Utaren drohenden Gefahr. Ihr gesamtes Sonnensystem wird in wenigen Tagen vernichtet werden. Wir bieten unsere Hilfe an und erwarten eine Antwort.«
Fragende Blicke richteten sich auf den Kommandanten. Er wiegte den Kopf, weil er nicht wußte, wie diese Hilfe aussehen sollte. Doch nach dem Fehlschlag auf Trenhem mußte es ihm gelingen, die Utaren aus der Reserve zu locken, um eine Katastrophe zu verhindern. Er gab Morris ein Zeichen, die Phase zu schließen.
»Keine Reaktion, Mister Morris?«
»Negativ, Commander«, antwortete der Funker.
»Doch«, widersprach Grappa. »Wenn auch nicht die erhoffte. Ein ganzer Schwarm gelber Ringraumer hat den Kurs geändert und befindet sich im Anflug.«
Deswegen machte sich Dhark keine Sorgen. Weiterhin hielt er die POINT OF, die unter ihrer Tarnung nicht aufzuspüren war, in Bewegung. Das bestätigte sich, als die Geheimen die Position anflogen, von der aus er den Funkspruch abgesetzt hatte.
»Sie blasen zur Hatz auf uns«, warnte Shanton. »Es werden immer mehr. Unsere Tarnung schützt uns nicht vor einer zufälligen optischen Entdeckung. Allmählich vermiest mir das die Laune. Überall versucht man uns zu erwischen.«
»Das hat man davon, wenn man eine gute Tat vollbringen will«, brummte Doorn. »Ich weiß schon, warum ich als kleiner Junge nie zu den Pfadfindern gegangen bin.«
Dhark lächelte. Er glaubte nicht, daß es vor zweieinhalb Jahrtausenden Pfadfinder auf Epoy gegeben hatte. Er wurde sofort wieder ernst, denn er teilte Shantons Mißfallen darüber, nirgendwo willkommen zu sein. Da sich auf direktem Weg nicht in Ruhe mit den Utaren kommunizieren ließ, mußten sie die Kontaktversuche auf anderem Weg fortsetzen.
»Eine Funkboje aussetzen!«
Doorn nickte. »Gute Idee.« Er nahm eine Eingabe vor und bestätigte den Abschuß.
»Ich schalte schon mal eine To-Richtverbindung zu der Boje«, sagte Morris.
Zufrieden registrierte Dhark, daß seine Leute mitdachten. Er steuerte das Schiff von der Boje einige Lichtstunden weit weg und ließ abermals eine Phase öffnen.
»Ren Dhark an Bord der POINT OF ruft die Utaren auf dem dritten Planeten. Dies ist eine Verbindung über eine Relaisboje. Es handelt sich um einen friedlichen Kommunikationsversuch, den ich entsprechend zu beantworten bitte. Ich wiederhole noch einmal. Eurem Planeten droht die Gefahr der Zerstörung. Ich bitte den verantwortlichen Utaren, sich bei uns zu melden.«
»Mehrere Ringraumer nähern sich der Funkboje«, meldete Grappa.
»Wenn unsere Glückssträhne anhält, zerstören die Geheimen sie kurzerhand«, unkte Doorn.
In dem Fall war Dhark mit seinem Latein am Ende, doch in der Schwärze des Alls blitzte es nicht auf. Die Minuten verstrichen, ohne daß etwas geschah. Schließlich drehten die Ringraumer wieder ab und kehrten zur Wohnwelt der Utaren zurück.
»Kaum zu glauben, aber wahr«, entfuhr es Morris. »Wir werden gerufen.«
»Na also. Der Anfang ist gemacht.« Dhark rief Manu Tschobe und Gerag zu den Flashdepots und erhob sich aus dem Kommandantensessel. »Artus, du begleitest mich.«
»Wohin geht es, Dhark?« wollte der Roboter wissen.
»Wir statten den Utaren einen Besuch ab.«
»Darf Jimmy uns wieder begleiten?«
Dhark warf dem Roboterhund einen Blick zu. »Wenn er will.«
Jimmy rollte zu Shanton und verharrte vor den Füßen seines Herrchens. »Ich bleibe diesmal lieber an Bord. Der Dicke wird sonst noch ganz traurig, wenn ich ständig ohne ihn unterwegs bin.«
»Was ist mit dem Funkruf der Utaren?« fragte Falluta.
»Darum kümmern Sie sich, Hen.« Dhark winkte Artus auffordernd zu und verließ die Zentrale.
*
Der Kommandant wartete vor dem Depot, in dem die Flash 003 und 004 untergebracht waren, bis Manu Tschobe und Gerag eintrafen. Dhark informierte sie über die ausgeschleuste Relaisboje und den zustandegekommenen Funkkontakt mit den Utaren. Gemeinsam betraten die beiden Männer, die so erstaunlich menschenähnliche Echse und der Roboter das Depot. Mit einem beiläufigen Blick vergewisserte sich Ren, daß die Luken der Beiboote offenstanden.
»Du hast vor, den dritten Planeten anzufliegen«, vermutete Gerag, der Butwum und hohe Offizier der Streitkräfte von Olgna.
»Ja, denn ich glaube, daß dies der einzige Weg ist, um an verläßliche Informationen über die Geheimen auf dieser Welt zu kommen. Wir legen vorsichtshalber Folienanzüge an.«
»Ich bin immer wieder fasziniert von eurer Tarnung, mit der man durch jedes Netz schlüpfen kann.«
Gerag nahm einen Anzug aus einem Aufbewahrungsfach und streifte ihn über. Dhark und Tschobe taten es ihm gleich.
Verstohlen betrachtete Ren den Schwarzafrikaner mit dem geglätteten Kraushaar, der Arzt und Funkspezialist in Personalunion war. Bei den einige Wochen zurückliegenden Ereignissen am Kilimandscharo, die in der Rückkehr der Synties zur Erde gegipfelt waren, hatte Tschobe seine Paragabe, die leicht suggestiven Fähigkeiten, mit denen er andere bei direktem Blickkontakt beeinflussen konnte, verloren. Zudem waren seine Haare schlohweiß geworden. Ren hätte gern gewußt, was in dem langjährigen Weggefährten vor sich ging, doch der Massai vermied es seit dem Beginn der zweiten Andromeda-Expedition, über seine Gefühle zu reden. Besonders mitteilsam war er ohnehin nie gewesen, jetzt jedoch schien er noch in sich gekehrter zu sein als früher.
Dhark glättete seinen Anzug und verschloß den Zugang zum Depot. Er leitete eine vollständige Desinfizierung der Kammer ein – mit allem, was sich darin befand. Geduldig ließ er die Berieselung mit Gasen und Strahlen über sich ergehen. Nachdem die Prozedur abgeschlossen war, ordnete er Sitzbereitschaft an, stieg mit Tschobe in die 003 und aktivierte die Funkanlage, um Hen Fallutas Gespräch mit den Utaren mitzuhören.
Die Erleichterung darüber, daß sich die Geheimen überhaupt meldeten, wich rasch Ernüchterung, denn der Tonfall von Fallutas Gesprächspartner war alles andere als freundlich.
*
Der Utare stellte sich als Admiral Var Varlak vor, Kommandant des Flaggschiffs KS 667 und Befehlshaber der um Garaboldon zusammengezogenen Flotte. Sein Stimmfall ließ keinen Zweifel daran zu, was er von den ungebetenen Besuchern hielt, und seine Worte untermauerten seine ablehnende Haltung.
»Wir sind längst über die drohende Gefahr für unsere Welten informiert«, plärrte seine Stimme durch die Zentrale der POINT OF. »Wir betrachten jede Einmischung in unsere Angelegenheiten als feindlichen Akt.«
Den Geheimen war natürlich klar, daß das herbeitransitierte Sonnensystem eine tödliche Bedrohung für sie darstellte. Deshalb flogen zahlreiche Ringraumer die Wohnwelt der Blauen an. Das änderte nichts an den für eine Evakuierung des Planeten völlig mangelhaften Kapazitäten. Falluta legte sich seine Worte sorgsam zurecht, um keine Feindseligkeit zu provozieren.
»Wir wollen uns nicht einmischen, sondern unsere Hilfe anbieten.«
»Wir brauchen keine Hilfe von Fremden. Ihr seid unerlaubt in unser Hoheitsgebiet eingedrungen, was wir unter anderen Umständen nicht hinnehmen würden. Wir sehen von einer Jagd auf die POINT OF nur deshalb ab, weil wir derzeit all unsere Schiffe für die Evakuierung Garaboldons benötigen.«
»Es ist immer wieder schön, mit offenen Armen empfangen zu werden«, raunte Doorn.
»Eine Räumung ist nicht möglich«, wunderte sich Falluta über die Aussage des Admirals. »Mit den Schiffen vor Ort könnt ihr nur einen minimalen Bruchteil der Bevölkerung in Sicherheit bringen.«
»Das geht euch nichts an. Ich fordere euch auf, umgehend unser Sonnensystem zu verlassen.«
Das sowieso nicht mehr lange existiert, dachte der Erste Offizier verärgert. Ihm war unbegreiflich, daß Var Varlak nicht einmal auf seinen Hinweis einging. Dabei mußte ihm klar sein, daß der Großteil der Bevölkerung Garaboldons die bevorstehende Katastrophe nicht überleben würde. Offenbar ging es ihm um bloße Schadensbegrenzung, statt nach einer Rettung für sämtliche Utaren auf dem dritten Planeten zu suchen.
Morris machte mit einem Handzeichen auf sich aufmerksam. Falluta bedeutete ihm, die Phase zu schließen.
»Ich orte regen Funkverkehr zwischen Garaboldon und der KALGARAG, leider verschlüsselt«, verkündete Morris. »Auf dem Planeten scheint man weniger gefaßt zu sein als im Flaggschiff. Kein Wunder, die wissen da unten, daß es ihnen schon bald an den Kragen geht.«
»Wir sollten eine getarnte Drohne zur Entschlüsselung in die Funkstrecke schicken«, schlug Shanton vor. »Vielleicht hilft uns der Inhalt der Unterhaltung weiter.«
»Einverstanden.« Morris gab Doorn ein Zeichen.
Der Sibirier machte sich umgehend an die nur Sekunden in Anspruch nehmende Arbeit, dann war die Drohne im All und raste ihren Zielkoordinaten entgegen. Dank ihrer Tarnung blieb auch sie für die Bordsysteme der Utaren unsichtbar, und für eine optische Entdeckung war sie ohnehin zu klein.
*
»Dieser Admiral ist ein Sturkopf«, stellte Dhark, in Flash 003 sitzend, resignierend fest. Manu Tschobe hockte hinter seinem Rücken. »Der läßt nicht mit sich reden. Wir starten und fliegen Garaboldon an.«
Artus in der 004 bestätigte, und die zylinderförmigen Beiboote verließen das Depot durch die Außenhülle des Ringraumers. Dhark setzte Kurs auf Garaboldon, darauf bedacht, keinem imperialen Raumer zu nahe zu kommen, um die Gefahr einer zufälligen optischen Entdeckung auszuschließen.
»Und wenn Falluta auf dem Verhandlungsweg doch noch etwas erreicht?« fragte der Afrikaner.
»Dann nehme ich unsere Umkehr gern in Kauf.«
»Aber Sie glauben nicht daran, sonst würden Sie abwarten«, schloß Tschobe. »Warum haben Sie Gerag und mich für diese Mission ausgewählt? Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Utaren sich in einem persönlichen Gespräch kooperativ zeigen, wenn sie Verhandlungen über Funk abblocken.«
»Ich möchte den Geheimen etwas demonstrieren«, verriet Dhark. »Die Existenz des Imperiums fußt auf der Doktrin, sich von allen anderen Völkern fernzuhalten und abzuschotten. Sieht man von den zu Versuchszwecken mißbrauchten Glandaren ab, haben sie zu keinem Volk Kontakt. Ich will ihnen klarmachen, daß Isolation der falsche Weg ist, um ihre Probleme zu lösen.«
»Das glaubst du zu erreichen, indem du den verantwortlichen Utaren mit äußerlich verschiedenen Wesen gegenübertrittst?« fragte Artus über die abhörsichere Funkverbindung.
»Genau. Sie wissen nicht, daß Tschobe und ich demselben Volk angehören. Sämtliche Utaren habe eine blaue Hautfarbe. In dieser Hinsicht gibt es bei ihnen keine Differenzierung. Mich halten sie für einen Salter, und schwarze Salter gibt es nun einmal nicht. Ich werde Tschobe als Africanus vorstellen.« Dhark wandte sich, so gut es die beengten Verhältnisse im Inneren des Flash zuließen, in seinem Sitz um. »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, Manu?«
»Durchaus nicht. Es ist einen Versuch wert. Daß Gerag ein Echsenabkömmling ist, sieht man. Aber als was wollen Sie den Utaren Artus verkaufen?«
»Als Angehörigen einer intelligenten Roboterzivilisation. Die Geheimen sollen begreifen, daß die Zusammenarbeit möglichst vieler Völker jeden einzelnen immer weiter voranbringt als Einzelgängertum oder gar Gegeneinander.«
»Für uns ist diese Sichtweise selbstverständlich, aber die Geheimen sehen das offenbar etwas anders. Wie Sie selbst sagten, scheint dieser Admiral ein sturer Hund zu sein.«
»Dann hoffen wir, daß wir jemanden finden, der aufgeschlossener ist als er.«
»Dhark«, meldete sich Artus über Funk. »Du fragtest Tschobe eben, ob er Einwände dagegen hat, als Africanus bezeichnet zu werden.«
»Richtig.«
»Weshalb fragst du mich nicht ebenfalls, ob ich Einwände gegen meine Rolle habe?«
»Worauf willst du hinaus?«
»Ich sehe zwar anders aus als du, und wieder anders als Tschobe, doch in einem unterscheide ich mich nicht von euch beiden. Ich bin ein Terraner, falls du das vergessen haben solltest. Daher gebietet es die Gleichbehandlung, daß du mich fragst, ob ich Einwände dagegen habe, als Angehöriger einer intelligenten Roboterzivilisation vorgeschoben zu werden, statt mich als Terraner zu erkennen zu geben.«
»Statt als Salter.«
»Dann eben das. Aber darum geht es nicht, sondern darum, daß du mich anders behandelst als Tschobe.«
Dhark wölbte eine Augenbraue. Natürlich gehörte Artus seit seinem Turing-Sprung, der ihn zu einer Künstlichen Intelligenz gemacht hatte und von dem er selbst als »Erweckung des Lebens« sprach, der Menschheit an, und er besaß ganz offiziell die terranische Staatsbürgerschaft. Er hatte also gar nicht so unrecht, bedauerte Ren das Versäumnis. »Nun denn, hast du Einwände, Artus?«
»Ich halte deinen Plan für eine gute Strategie«, antwortete der Roboter. »Sie sollte den Utaren die Augen für eine völkerübergreifende Zusammenarbeit öffnen. Daher bin ich gerne bereit, meine terranische Staatsangehörigkeit zu verschweigen und in die Rolle eines mechanischen Extraterrestriers zu schlüpfen.«
Ein Lächeln huschte über Dharks Gesicht. Bei jedem anderen, der dieses Thema in einer solch gestelzten Weise aufgriff, hätte Ren ironische Untertöne vermutet, nicht so bei Artus. »Ich danke dir«, sagte er.
»Die POINT OF ruft uns«, sagte Tschobe. »Morris stellt uns ein Funkgespräch zwischen Admiral Var Varlak und Garaboldon herein.«
2.
Lam Lamderang starrte den Bildschirm an, der das Antlitz des Admirals zeigte. »Es war unverantwortlich von dir, den Saltern zu drohen. Sie haben sich nicht feindselig benommen.«
»Du weißt genau, daß es keiner Feindseligkeit bedarf, um uns in tödliche Gefahr zu bringen, Gouverneur«, tat Var Varlak den Vorwurf mit einer harschen Bewegung ab. »Wir brauchen keine Hilfe von Fremden. Außerdem kennen wir die wahren Beweggründe der Salter nicht.«
»Sie haben uns ihre Hilfe angeboten, und die können wir gebrauchen.« Lam Lamderang verbarg seine Verzweiflung nicht. »Die Bedrohung für Garaboldon ist an die Öffentlichkeit gelangt. Die Bevölkerung weiß, daß sie nicht mehr lange zu leben hat. In den Straßen tobt das Chaos, weil jeder versucht, einen der raren Plätze in unseren Schiffen zu ergattern.«
»Die Armee und die Roboter bringen die Situation wieder unter Kontrolle. Ich verlasse mich auf deine Fähigkeiten.«
In den Ohren des Gouverneurs klangen die Worte wie blanker Zynismus. Varlak erwartete nicht weniger, als daß er auf die hilflose Bevölkerung schießen ließ, und diese Entwicklung war bereits im Gange. Denn was sollte Lamderang unternehmen? Die Utaren liefen Amok und drohten den Raumhafen zu stürmen, wenn er sie nicht aufhielt. Ihr Blut klebte an seinen Händen, und der Admiral war fein heraus.
»Ich erwäge eine Kontaktaufnahme zu den Saltern«, sagte er.
Sekundenlang herrschte Schweigen. Das Gesicht des Admirals verhärtete sich. »Begehe keinen Fehler, den du bitter bereuen wirst«, drohte er.
»Ohne Hilfe ist Garaboldon verloren.«
»Muß ich dich an die Befehle des Imperators erinnern? Sie verbieten jeden Kontakt mit Fremdwesen, weil der uns viel teurer zu stehen käme als der Verlust eines einzelnen Planeten. Ich bin sicher, du willst nicht, daß der Imperator von deinen Überlegungen erfährt.«
Lam Lamderang zuckte zusammen. Es war klüger, auf seine Worte zu achten, doch wie sollte das im Angesicht des Todes gehen? Des Todes von Milliarden Utaren, dachte Lamderang bitter, für die er als Zivilgouverneur verantwortlich war. Bei seinem Amtsantritt hatte er geschworen, Schaden von ihnen fernzuhalten und sich mit allen Kräften für das Wohl Garaboldons einzusetzen. Heute kam ihm sein Versprechen verlogen und unwirklich vor, dabei traf ihn doch gar keine Schuld. Er war zur Untätigkeit verurteilt. Es war unmöglich, Kontakt zu den Saltern aufzunehmen, ohne daß der Admiral davon erfuhr. Außerdem – Lamderangs Gedanken wehten wie Nebel durch seinen Kopf – wußte er selbst nicht, was er sich davon versprach. Wie hätten die Fremden ihnen mit einem einzelnen Raumschiff helfen können?
»Dir ist klar, daß du das Todesurteil über die Bevölkerung Garaboldons sprichst?« wagte der Gouverneur verzweifelten Widerstand, der so aussichtslos wie gefährlich war.
»Im Gegensatz zu dir bin ich auch im Moment der Gefahr in der Lage, klar zu denken«, maßregelte ihn Var Varlak. »Und ich bin weiterhin fähig, die Befehle des Imperators zu befolgen. Bei dir hege ich Zweifel, was deinen Gehorsam angeht.«
»Nein, keine Sorge«, beeilte Lam Lamderang sich zu sagen. »Ich kenne meine Pflicht und werde tun, was nötig ist, um den Aufruhr zu beenden.«
»Ja, das wirst du.« Varlak lächelte dem Gouverneur verschwörerisch zu. »Du brauchst dir keine Sorgen um deine Sicherheit zu machen. Ich garantiere dir, daß du auf jeden Fall gerettet wirst. Doch zuvor muß ich mich um die Rettung unserer Eliten auf Garaboldon kümmern. Du hörst in Kürze wieder von mir.«
Der Bildschirm erlosch. Lamderang glotzte ihn an wie blöde. Mit dem Versprechen seiner Rettung glaubte Varlak ihn besänftigt zu haben, doch das war ein Trugschluß. Lamderang ging es nicht allein um sein eigenes Überleben. Für ihn stellte sein Amtseid kein bloßes Lippenbekenntnis dar. Er glaubte daran und fühlte sich den auf Garaboldon lebenden Utaren gegenüber verantwortlich. Doch sein Verantwortungsbewußtsein und seine Gefühle waren gleichgültig und halfen ihm nicht. Es gab, so sehr er auch darüber nachdachte, nichts, was er zur Rettung der Utaren unternehmen konnte.
Wütend schleuderte er die Eingabeeinheit vom Tisch.
Das Ende Garaboldons war unabwendbar.
*
Pos Posipal betrachtete die Zahlen, die über den Bildschirm auf seinem Schreibtisch flimmerten. Er war in der planetaren Verwaltung angestellt und mit der Kontrolle der Lebensmittellieferungen vom Nachbarplaneten beschäftigt. Zuweilen kam es zu Quantitätsabweichungen, und es wurde zuviel oder zu wenig geliefert. Es oblag Posipal herauszufinden, wieso die Mengendifferenzen auftraten. Trotz ausgefeilter Programmierung begingen Roboter Fehler, und die abzustellen war nur möglich, wenn man die Schwachstellen im Programm kannte.
»Alles in Ordnung«, murmelte er. So war es an den meisten Tagen. Im Schnitt fand er zwei bis drei Fehler in einem Monat, was für Posipal ein bedenkliches Alarmsignal war. Er war einer der wenigen, die nicht müde wurden zu warnen, daß Maschinen, die Fehler beim Zählen machten, eine Katastrophe herbeiführen konnten.
Nicht auszudenken, wenn ihnen bei der Sterilisation der Güter, die für Garaboldon bestimmt waren, ein Fehler unterlief! Schlimmstenfalls konnte der zum Tod der gesamten Planetenbevölkerung führen.
Seine Vorgesetzten stimmten Pos Posipal zu und bescheinigten ihm gute Arbeit, doch er wußte, daß sie nicht so dachten, wie sie es ihm zu verstehen gaben. Hinter seinem Rücken äußerten sie sich ganz anders. Durch Zufall hatte er einmal ein Gespräch belauscht, in dem sein Name gefallen war. Man hielt ihn für weltfremd, weil er Gefahren befürchtete, wo sie unzweifelhaft ausgeschlossen waren. Dabei sprachen die Fehlberechnungen in den Lebensmittellieferungen eine deutliche Sprache.
Mehr als einmal hatte er das Thema Vorgesetzten in verschieden hohen Bereichen der Hierarchie vorgetragen, ohne daß etwas geschah. Sobald er die Tür hinter sich schloß, war sein Anliegen schon wieder vergessen. Seine Position war die eines untergeordneten Sachbearbeiters, die es ihm nicht erlaubte, sich durchzusetzen. Dazu fehlte ihm die berufliche Kompetenz sowie die entsprechende Stellung in der staatlichen Hierarchie.
Er schloß für einen Moment die Augen. Das stundenlange Starren auf den Bildschirm ermüdete ihn. Ohnehin fand er in letzter Zeit zu wenig Schlaf, und das machte sich tagsüber bemerkbar. Seine vor wenigen Wochen geborene Tochter, sein zweites Kind, wachte zwei- oder dreimal pro Nacht auf und weckte den Rest der Familie. Seine Frau Jil Jilditip mühte sich zwar um das Kind, damit er weiterschlafen und am nächsten Morgen ausgeruht zur Arbeit gehen konnte, doch wenn ein Kleinkind schrie, dann schrie es.
Was, dachte Posipal, nur natürlich war und im Grunde nicht so verkehrt, zeugte es doch von der Anwesenheit des kleinen Wesens, auf das der Vater über die Maßen stolz war.
Posipal gähnte vernehmlich, schlug die Augen wieder auf und erhob sich von seinem Schreibtisch. Gemächlich ging er zum Fenster hinüber und schaute nach draußen. Sein Büro lag im neunzehnten Stockwerk eines Hochhauses, und keine Schutzkuppel, wie sie auf vielen anderen Wohnwelten der Utaren üblich waren, beeinträchtigte seinen Blick in die Ferne. Ganz Garaboldon wurde steril gehalten. Planet und Bevölkerung drohte keine Gefahr durch todbringende Keime. Die Überlegung brachte den jungen Familienvater zurück zu seiner Besorgnis, die er früher nicht gehabt hatte. Seit die Kinder da waren, war alles anders geworden. Er trug die Verantwortung für ihre Sicherheit.
Ein paar Mikroben nur könnten für einen planetenumspannenden Allergieausbruch sorgen.
Eine hektische Bewegung in der Ferne lenkte Posipal ab. Als er genauer hinschaute, erkannte er einen gelben Ringraumer, dem in rascher Folge drei weitere folgten. Offenbar befanden sie sich im Landeanflug auf den Raumhafen. Es war ungewöhnlich, gleich vier Schiffe auf einmal zu sehen, da nur wenige von ihnen auf Garaboldon stationiert waren. Der Planet lag, auch dank der Versorgung durch die Nachbarwelt, abseits der Handels- und Versorgungsrouten.
Er entdeckte zwei weitere Schiffe, die sich in den Himmel erhoben und rasch beschleunigten. Er verfolgte ihre Flugbahn, die sie beinahe vertikal von der Planetenoberfläche wegführte, bis sie zu winzigen Pünktchen wurden und schließlich nicht mehr zu sehen waren.
Ein ungutes Gefühl beschlich den Sachbearbeiter. War etwas vorgefallen, das er nicht mitbekommen hatte? Er beschloß, den städtischen Nachrichtenkanal einzuschalten, und ging zu seinem Schreibtisch zurück. Bevor er ihn erreichte, wurde von außen die Tür aufgerissen. Kul Kuldeman kam ins Büro gestürmt.
Vor Überraschung zuckte Posipal zusammen.
»Was ist das für ein Benehmen?« entfuhr es ihm. »Seit wann kratzt man nicht mehr an der Tür, um seinen Besuch anzukündigen?«
»Seit eine Evakuierungsflotte über Garaboldon eingetroffen ist«, antwortete Kuldeman, jegliche Etikette ignorierend.
Posipal brauchte einen Moment, um den Inhalt der Worte zu erfassen. »Eine Evakuierungsflotte? Wovon sprichst du?«
»Du hast mal wieder nichts mitbekommen, das dachte ich mir.« Kul Kuldeman wirkte, ganz im Widerspruch zu seinem sonstigen Habitus, fahrig und hektisch. »Deshalb bin ich vorbeigekommen, bevor ich nach Hause zu meiner Familie eile.«
»Nach Hause? Unser Dienst hat erst vor einer Stunde begonnen. Du kannst nicht einfach heimgehen.« Posipal erkannte, daß seine Vorhaltung töricht war. Das Benehmen seines Kollegen zeigte, daß tatsächlich etwas vorgefallen war. Was bedeutete dieses Gerede von einer Flotte? Sein zuvor schon ungutes Gefühl verwandelte sich in Angst, die ihm die Eingeweide zusammendrückte. »Was ist los?«
»Ein fremdes Sonnensystem ist in der Nähe aufgetaucht.«
»Aufgetaucht?«
»Herbeitransitiert. Niemand weiß, wieso – oder woher es stammt. Dafür weiß ganz Garaboldon, von dir einmal abgesehen, daß von dort ein Energiestrahl auf unsere Sonne zuschießt.«
Posipal schnappte nach Luft. »Ein Energiestrahl?« Die Frage kam ihm wie Blei über die Lippen.
»Ein Energiestrahl, der das ganze System und damit auch Garaboldon zerstören wird. Es bleiben nur ein paar Tage bis zur völligen Vernichtung, deshalb müssen wir unsere Welt verlassen. Die Flotte ist gekommen, um uns zu retten.«
Die Gedanken des Sachbearbeiters überschlugen sich. Retten? Nein, das war unmöglich. Kul Kuldeman war ein Narr, der nicht mit Zahlen umgehen konnte. Die Utaren besaßen keine Flotte, die auf die Schnelle fünf Milliarden Bewohner evakuieren konnte. Zumindest ließ sie sich nicht binnen einiger Tage zusammenziehen. Es hätte Wochen gedauert, genügend Schiffe aus allen Teilen des Imperiums abzurufen und herzuschicken, und soviel Zeit stand laut Kuldeman nicht zur Verfügung.
Posipal war klar, worauf diese Tatsache hinauslief. Es würde ein Kampf um die freien Plätze entbrennen. Wie in Trance gewahrte er, daß sein Kollege die Hand zum Gruß erhob und aus seinem Büro stürmte. Posipal sah sich um. Er war wie gelähmt. Die Situation überforderte ihn. Er hatte mit dem Schlimmsten für die Sicherheit der Bevölkerung und besonders seiner Familie gerechnet, doch die Gefahr kam aus einer ganz anderen Richtung, als er es jemals erwartet hätte.
Ein transitiertes Sonnensystem? Ein verderbenbringender Energiestrahl, der auf Garaboldon zuraste? Das klang wie die wirren Phantasien eines Geschichtenerzählers. Aber, hämmerte ein Impuls durch Posipals Schädel, es waren schon viel wirrere Dinge Wirklichkeit geworden.
Er löste sich aus seiner Erstarrung und lief zur Tür. Im Ausgang blieb er stehen und zwang sich nachzudenken. Er war ein nüchtern denkender Analytiker und hatte sich gefälligst so zu verhalten. Einfach auf die Straße hinauszulaufen, brachte ihn nicht weiter. Am Ende kam Jil Jilditip auf die Idee, mit den Kindern herzukommen, während er auf dem Weg nach Hause war, und sie würden sich verpassen. Er begab sich zur Sprechanlage, schaltete sie ein und wählte die Rufnummer seiner Wohnung.
Es dauerte ungewöhnlich lange, bis die Verbindung zustande kam. Eine Anzeige bedeutete ihm, daß das Netz zu annähernd hundert Prozent ausgelastet war. Pos Posipal stieß einen verzweifelten Schrei aus. Als er schon aufgeben wollte, kam die Verbindung doch noch zustande.
»In der Nachbarschaft ist die Hölle los. Hier drehen alle durch«, empfing ihn die Stimme seiner Frau. »Ich habe versucht, dich zu erreichen, doch ich bin nicht zu dir durchgekommen. Ich wollte mich mit den Kindern gerade auf den Weg zu dir machen.«
»Auf keinen Fall.« Posipals Überlegung war richtig gewesen. Er hätte es sich nie verziehen, wenn er unbedacht aufgebrochen wäre und seine Familie verpaßt hätte. »Du hast kein Fahrzeug. Warte zu Hause. Ich komme und hole euch ab.«
»Und was machen wir dann?«
Zum Raumhafen, dachte er. Eine andere Rettung stand nicht in Aussicht. »Warte einfach«, sagte er. »Laß niemanden in die Wohnung und halte dich von der Tür fern.«
Denn kam es in solchen Ausnahmesituationen nicht zwangsläufig zu Plünderungen und Schlimmerem? Er flehte, daß er zu schwarz sah. Ohne die Sprechanlage auszuschalten, rannte er aus seinem Büro.
*
Der Anruf erreichte ihn an seinem freien Tag. Dun Dundelak war versucht, ihn zu ignorieren, doch dann folgte eine akustische Kennung, die höchste Dringlichkeit signalisierte. Der hohe Beamte erhob sich seufzend und nahm den Anruf entgegen. Wahrscheinlich war eine Entscheidung zu treffen, die er absegnen mußte. Als ob so etwas keinen Aufschub bis zum nächsten Tag vertragen hätte.
Zu seiner Überraschung meldete sich keiner seiner Untergebenen und auch kein anderer Utare, den er persönlich kannte, sondern ein Admiral namens Var Varlak. Er stellte sich als Kommandant einer Evakuierungsflotte vor, die eingetroffen war, um hochrangige Utaren vor einer Bedrohung Garaboldons zu retten. Dundelaks Augen weiteten sich, als er das ganze Ausmaß der drohenden Gefahr begriff.
Noch bevor die Ansprache des Generals endete, erkannte er, daß es sich dabei um eine vorbereitete Aufzeichnung handelte. Wegen der begrenzten Kapazitäten an Bord der Rettungsflotte wurde für die Ausgewählten höchste Dringlichkeit angemahnt. Ein paar Millionen Utaren konnten vor dem Untergang des Planeten in Sicherheit gebracht werden, hieß es. Das klang viel, doch angesichts der Gesamtzahl der planetaren Bevölkerung war die Zahl aberwitzig gering.
Und ich gehöre zu denen, die benachrichtigt werden, weil ihnen ein Platz zusteht, dachte Dun Dundelak. Seine hochrangige Position machte sich bezahlt. Daß er die Art der bevorstehenden Katastrophe beinahe nebensächlich aufnahm, wunderte ihn selbst nur wenig. Die Aussicht, als einer von wenigen überleben zu dürfen, wog weitaus schwerer.
In aller Eile raffte er ein paar Dinge zusammen, stopfte sie in eine Tasche und verließ das Haus. Er hielt inne, um die elektronischen Sperren gegen Einbrüche zu aktivieren, und begriff, was zu tun er im Begriff war. In ein paar Tagen würde es das Haus so wenig geben wie Garaboldon. Er spähte die Straße entlang. Utaren flohen aus ihren Häusern, und ein paar Fahrzeuge jagten in nördlicher Richtung davon.
Zum Raumhafen, natürlich, machte sich Dundelak klar.
Jeder einzelne Utare auf Garaboldon, ob ausgewählt oder nicht, würde versuchen, den Planeten an Bord eines der viel zu wenigen Raumschiffe zu verlassen. Eine geordnete Abwicklung der Evakuierung war bei dem absehbaren Gedränge kaum möglich. Var Varlaks Aufruf zu Eile war deshalb berechtigt.
Dundelak lief zu seiner Garage, in der der Dienstschweber abgestellt war. Als er sich ihr näherte, glaubte er Stimmen zu vernehmen, und gleich darauf entdeckte er drei Gestalten, die durch seinen Vorgarten trampelten. Dundelak beschleunigte seine Schritte. Er konnte sich vorstellen, was geschah. Diebe legten es jetzt nicht mehr auf Besitztümer an, sondern auf Schweber und andere Fahrzeuge, mit denen sie den Raumhafen erreichen konnten. Offenbar hatte sich bereits herumgesprochen, welches Schicksal Garaboldon bevorstand. Unter diesem Aspekt war es nachlässig, daß Dundelak erst so spät unterrichtet worden war.
Ein Geräusch ließ ihn aufhorchen. Es war den Dieben gelungen, den Schweber zu starten. Außer sich vor Zorn rannte Dundelak in die Garage. Ein Utare saß auf dem Fahrersitz des Fahrzeugs, drei weitere schickten sich an einzusteigen. Dundelak blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, in welche Gefahr er sich begab. Ohnehin ging er nicht davon aus, daß die dreisten Burschen sich gegen ihn stellen würden.
»Verschwindet von hier!« schrie er und packte den Utaren, den er als ersten erreichte.