Atlan 42: Die Geisterstädte von Liogorak - Ernst Vlcek - E-Book

Atlan 42: Die Geisterstädte von Liogorak E-Book

Ernst Vlcek

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Beschreibung

Sie verhindern ein Massaker - und wagen den Sprung ins Ungewisse Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der USO schreibt man Mitte Dezember des Jahres 2408 Standardzeit. Die Auseinandersetzung zwischen der USO, der von Lordadmiral Atlan geleiteten galaktischen Ordnungsmacht, und der Condos Vasac, dem galaktischen Verbrechersyndikat, nähert sich unaufhaltsam ihrem Höhepunkt. Das Dunkel, das die mysteriösen Beherrscher der CV-Lenkzentrale bisher umgeben hatte, ist fast gelichtet. Während Perry Rhodans Solare Flotte die Verteidiger des Hydra-Systems im Weltraum bekämpfte, wurde gleichzeitig die Eroberung des CV-Planeten Residenz eingeleitet. Gegenwärtig befinden sich Lordadmiral Atlan, Ronald Tekener, Sinclair M. Kennon, Mitglieder des Mutantenkorps sowie zahlreiche Wissenschaftler und technische Experten auf der Verwaltungswelt der Condos Vasac. Obwohl an vielen Orten noch heftige Kämpfe toben, gehen die Männer der USO bereits daran, alle wichtigen Geheimunterlagen des Gegners sicherzustellen. Atlan, Tekener und Kennon tun sogar noch mehr. Sie verhindern ein Massaker und wagen den Transmittersprung ins Ungewisse. Dieser Sprung führt sie in DIE GEISTERSTÄDTE VON LLGORAK ...

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Nr. 42

Die Geisterstädte von Llgorak

Sie verhindern ein Massaker – und wagen den Sprung ins Ungewisse

von Ernst Vlcek

Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der USO schreibt man Mitte Dezember des Jahres 2408 Standardzeit.

Die Auseinandersetzung zwischen der USO, der von Lordadmiral Atlan geleiteten galaktischen Ordnungsmacht, und der Condos Vasac, dem galaktischen Verbrechersyndikat, nähert sich unaufhaltsam ihrem Höhepunkt. Das Dunkel, das die mysteriösen Beherrscher der CV-Lenkzentrale bisher umgeben hatte, ist fast gelichtet.

Während Perry Rhodans Solare Flotte die Verteidiger des Hydra-Systems im Weltraum bekämpfte, wurde gleichzeitig die Eroberung des CV-Planeten Residenz eingeleitet.

Gegenwärtig befinden sich Lordadmiral Atlan, Ronald Tekener, Sinclair M. Kennon, Mitglieder des Mutantenkorps sowie zahlreiche Wissenschaftler und technische Experten auf der Verwaltungswelt der Condos Vasac. Obwohl an vielen Orten noch heftige Kämpfe toben, gehen die Männer der USO bereits daran, alle wichtigen Geheimunterlagen des Gegners sicherzustellen.

Atlan, Tekener und Kennon tun sogar noch mehr. Sie verhindern ein Massaker und wagen den Transmittersprung ins Ungewisse.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Der Lordadmiral macht Maske.

Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon – Atlans Begleiter beim Sprung ins Ungewisse.

Gucky – Der Mausbiber espert Impulse der Todesangst.

Kirkon C'hyman und Korl rayt Ystroyn

1.

Während sich Lordadmiral Atlan, Kennon, Ronald Tekener und ein Großteil derjenigen Spezialisten, die auf die Abwehr der Condos Vasac-Aktionen eingeschworen waren, auf Residenz befanden und überlegten, was sie mit dem Sieg anzufangen hätten ...

Während Rhodans Flotte, die die im Hydra-System gelandeten Condos Vasac-Truppen geschlagen hatte, sich neu formierte, zum Teil abflog und zum anderen Teil Bereitschaftspositionen einnahm ...

Während Tausende von USO-Leuten ausschwärmten und versuchten, einen möglichst großen Teil der Geheimnisse des Planeten Residenz aufzudecken, klickte irgendwo ein Relais.

Quarzuhren begannen anzulaufen. Die Energieversorgung eines versteckten Senders wurde durch geheime Schaltungen eingestellt. Jedes Individuum, das auf Residenz lebte – natürlich Terraner und ihre Helfer ausgenommen –, war im Rahmen der Condos Vasac ein Geheimnisträger ersten Ranges.

Wenn es dem Feind gelang, einen solchen Geheimnisträger erfolgreich zu verhören, war die Condos Vasac verloren.

Die Schaltung, die eine Million Individuen töten würde, war auf eine photographische Zelle einjustiert.

Passierte jemand, dessen Körper Lichtzeichen einer bestimmten Frequenz aussendete, diese Zelle, dann löste er dadurch einen Kontakt aus.

Zehn Sekunden später würde eine Million Individuen ihr Leben verlieren ...

Die Schaltung war auf den Tschanor-Gos eingestellt und sollte ausgelöst werden, wenn dieser Mann den Transmitter betrat, beziehungsweise, wenn er eine unsichtbare Linie vor den Energiesäulen passierte.

Bei dem tödlichen Kampf zwischen Kennon, Tekener und dem Tschanor-Gos war es zwar nicht zu der bewussten Schaltung gekommen, aber es war dem Tschanor gelungen, einen Schalter zu berühren. Der Schalter war mit einer Automatik verbunden, die letztlich den gleichen Effekt herbeiführen würde – aber wesentlich später.

Wie viel später – das wusste niemand.

Dass die Schaltung lief, wusste auch niemand.

Nur Gucky nahm einmal, als er an einem der vielen Gefangenen vorbeikam, den Eindruck von Lebensangst auf – verwischt, unklar und nicht leicht zu identifizieren. Als er diesen Impuls an anderer Stelle ein zweites Mal spürte, begann er zu handeln.

Nach terranischer Rechnung war es jetzt der zehnte Dezember.

In den späten Abendstunden, während ringsum noch immer das Chaos des Kampfes tobte und niemand genau wusste, in welches Wespennest man sich gesetzt hatte, trafen sich einige Personen in einem geräumigen Büro der Condos Vasac. Antis oder Akonen schienen ihn benützt zu haben – sämtliche Einrichtungsgegenstände waren der Art, dass Menschen sie benutzen konnten.

*

Ronald Tekener saß an seinem Schreibtisch und hatte vor sich die Einzelteile eines Lunchpaketes ausgepackt. Ein Halbrobot stand im Raum, und aus den Fächern seines kugelförmigen Bauches hatten die Männer Becher und Getränke entnommen. Sie aßen mit einem wahren Heißhunger.

Murmelnd sagte Tekener:

»Wir sind weit davon entfernt, endgültige Klarheit zu haben. Wie arbeitet die Koordinationsstelle, Sir?«

Atlan ließ die Gabel sinken. Er sagte halblaut:

»Wir haben die Aussagen der Gefangenen. Nach ihnen muss es von diesem Planeten aus einen Weg geben, den der Tschanor-Gos betreten wollte. Er dürfte mit größter Wahrscheinlichkeit auf der Hauptwelt der Monstren enden. Aber das wissen wir natürlich spätestens seit dem Tod des Tschanor.«

»Richtig«, sagte Tekener und zog die Zigarettenpackung zu sich heran. Vor ihm, weiter entfernt auf der Tischplatte, lagen Waffen und Ersatzmagazine. Sie alle waren von den Kämpfen, von pausenlosen Stellungswechseln und von der Unübersichtlichkeit der tausend gleichzeitig ablaufenden Aktionen erschöpft und verdienten eigentlich lange Ruhepausen, aber das war unmöglich. Nur Kennon, der verkleidete Robotkörper mit dem menschlichen Verstand, war von dieser Erschöpfung nicht betroffen – er saß in einem schweren Sessel und dachte nach. Seinem Gesicht war keine Regung anzumerken.

»Aber«, sagte Atlan, »ich habe das unbestimmte Gefühl einer Gefahr.«

Esist unwahrscheinlich, dass die Condos Vasac es zulässt, dass ihre Geheimnisse an den Feind gelangen, wisperte eindringlich der Logiksektor seines arkonidischen Hirns.

»Ich auch!«, sagte plötzlich Sinclair Marout Kennon laut.

Tekeners Kopf fuhr herum, und ein Kaffeebecher schwankte bedenklich. Für zwei Sekunden wechselte die Beleuchtung des unterirdischen Raumes ihre Intensität. Dann strahlte sie wieder unverändert hell weiter. Sekunden später kamen die Erschütterungen und ein langgezogenes Grollen bis zu den Männern. Vermutlich hatte eine Vernichtungsschaltung ein wichtiges Depot der CV in die Luft gehen lassen.

»Wie?«, fragte Tekener scharf.

»Es ist undenkbar, dass es der Tschanor-Gos und seine Leute zulassen werden – sie müssen sich dagegen abgesichert haben, dass ihre Geheimnisse verraten werden können. Wie stellt man es an, dass ein Geheimnisträger nichts sagt?«

Einer der Männer aus Atlans Begleitung, denen die Spuren der Müdigkeit in die Gesichter geschrieben war, erwiderte dumpf:

»Man versiegelt ihnen die Lippen.«

Kennon fragte weiter, etwas schärfer, gereizter:

»Und wie versiegelt man nachhaltig? Erinnern wir uns an die Methode dieser Gangsterorganisation!«

Atlan keuchte auf:

»Sie werden doch nicht eine Million oder mehr Wesen umbringen ...!«

Tekener wusste genau, dass eine unüberlegte Aktion mehr verderben als nützen konnte. Er aß auf, was vor ihm lag, warf die zusammengeknüllten Verpackungen in einen Abfallvernichter und zündete sich eine Zigarette an. Dann, nach einigen tiefen Zügen, öffnete er die Augen und sagte:

»Nehmen wir also an, dass die Condos Vasac eine Million ihrer Helfer auf einem erdähnlichen Sauerstoffplaneten umbringen will. Welche Möglichkeiten bieten sich da?«

Sie brauchten nicht lange miteinander zu reden, denn sie schieden eine Menge von Möglichkeiten aus. Ein Giftgasangriff war ebenso wenig denkbar wie einige andere Methoden. Es musste »einfacher« sein.

Schließlich meinte der Arkonide:

»Der Tschanor wollte sich zweifellos auf die Hauptwelt der Grossarts, der Maahk-Mutanten, absetzen. Er würde in diesem Fall einen sterbenden Planeten zurückgelassen haben. Die Million unserer Gefangenen würde also nur dann sterben müssen, wenn der Tschanor Residenzverlassen hätte. Es ist also eine Schaltung.«

Während der Arkonide sprach, erinnerten sich die Männer daran, dass während zurückliegender Jahre und Ereignisse Vernichtungsinstrumente dieser Art zur Genüge bekannt geworden waren; Sprengkapseln etwa, die im Hirn oder Rückenmark einoperiert, jahrzehntelang den Träger nicht belästigten – und ihn durch eine winzige Sprengung töteten, wenn jemand auf einen Knopf drückte.

Einige Minuten lang herrschte ein lastendes Schweigen in dem großen Raum. Nur das schwere Atmen der Männer war zu hören. Der Rauch einiger Zigaretten kräuselte sich der Raumbelüftungsanlage entgegen.

Atlans Extrasinn meldete sich wieder.

Es geht zwar darum, schnellstens die Hauptwelt der Grossarts zu finden, aber das Leben der vielen Gefangenen ist noch wichtiger. Findet den Weg, auf dem sie getötet werden sollten! Vielleicht arbeitet ihr schon gegen die Uhr!

Atlan stand auf und ging unruhig im Raum hin und her.

Nach Schätzungen der USO-Einheiten lebten, wohnten und arbeiteten auf dem Sauerstoffplaneten Residenz rund zwei Millionen Intelligenzwesen; sie stammten aus dem Volk der Akonen, der Antis und der Galaktischen Mediziner, also der weißhäutigen und tageslichtunverträglichen Aras.

Während der Kämpfe hatte man bis jetzt schon herausfinden können, dass es sich bei den Einrichtungen des Planeten Residenz um eine gigantische Verwaltungs- und Planungsstelle handelte, von der aus alle Großeinsätze der Condos Vasac-Agenten gesteuert und initiiert wurden. Soviel stand fest. Von hier aus wurden aus Befehlen der Grossarts sehr realistische Taten – die sich ausnahmslos gegen das Solare Imperium und die friedliebenden Völker der Galaxis richteten.

Die USO-Spezialisten wussten natürlich auch genau, dass nicht jeder akonische Kommandooffizier mit der Bevormundung durch die Grossarts einverstanden war. Viele Gefangene hatten gleichlautende oder annähernd ähnliche Aussagen gemacht: Langsam nahm die Bevormundung der Grossarts zu. Und besonders hier auf Residenz, wo sehr viele hochintelligente Wesen arbeiteten, entwickelten sich Widerstände, und aus der Einsicht heraus, wem sie eigentlich zu gehorchen hatten, ergaben sich viele Probleme. Oppositionsgruppen entstanden, die allmählich größer und stärker wurden. An dieser Stelle der Überlegung stand auch Kennon auf und sagte laut:

»Die Grossarts sind intelligent genug, um das alles selbst zu wissen. Sie müssen sich dagegen abgesichert haben. Was bedeuten eigentlich diese Identifizierungsplaketten, jene dreieckigen großen Siegel?«

Augenblicklich erwiderte Tekener:

»Bringt einen Gefangenen herein – mit einer solchen Plakette.«

»Wir werden auf Residenz fast niemanden finden, der ohne solche Plakette ist«, schränkte der Arkonide ein. »Außer uns, versteht sich.«

»Um so besser«, sagte ein anderer Spezialist, ein riesiger Mann mit einem dunklen Gesicht und einem traurig herunterhängenden Schnurrbart. »Dann haben wir einen Teil des Rätsels gelöst.«

In genau dieser Sekunde spürte Gucky, der Ilt, zum dritten Mal die Todesangst eines Aras.

Er watschelte auf den Gefangenen zu, griff nach dessen Hand, und der riesige Ara hielt sich an dem Mausbiber fest, als würde dieser körperliche Kontakt ihn von seiner Todesangst befreien. Augenblicklich teleportierte Gucky in den Raum, in dem die USO-Leute laut diskutierten.

»Hallo!«, sagte er und baute sich stolz vor Atlan auf. »Dieser freundliche Herr mit der Glatze ist von Todesangst förmlich gelähmt.«

Atlan und Kennon sahen sich an.

Um den Mausbiber und seinen »Gefangenen« bildete sich ein Kreis. Der Ara war in eine Kombination gekleidet, die ein Zwischending von einem Laborkittel und einem bequemen Hausanzug war. Der hellblau glänzende Stoff schmiegte sich, ohne unbequem zu sein, an die langen Glieder des Mannes. In Herzhöhe besaß die Jacke ein dreieckiges Fenster, das transparent war und dessen Spitze nach unten zeigte. Die Länge einer Dreiecksseite betrug etwa sieben Zentimeter. Unter dem durchsichtigen Fenster erkannten die USO-Spezialisten eine violett leuchtende Plakette, die, wenn man genau hinsah, etwa einen Zentimeter dick war. Sie schien direkt auf der Haut aufzuliegen, war womöglich dort einoperiert worden.

Atlan wandte sich an den Ara und fragte:

»Welche Sprache?«

»Unter anderem Interkosmo«, sagte der Ara bereitwillig.

Gucky entdeckte mit seiner Paragabe hinter der Todesangst, die diesen Ara – und darüber hinaus unzählige andere fremde Wesen – in ihren stählernen Fesseln hielt, einen Funken Hoffnung und Zuversicht.

»Was ist das?«, fragte Tekener blitzschnell und deutete auf das violette, dreieckige Siegel. Der Kopf des Aras drehte sich zu Tekener, die Augen zwinkerten verwirrt.

»Das Tschanor-Siegel. Wir nennen es auch Tschanor-Dreieck!«, sagte der Ara.

»Was bedeutet das Tschanor-Siegel?«, erkundigte sich Kennon.

Ein Kreis aus etwa fünfzehn Personen umgab den Ara, der sich immer unbehaglicher fühlte. Er wusste nicht genau, was man von ihm wollte, aber seine Hoffnung vergrößerte sich. Die Terraner konnten nicht so grausam sein und den Tod aller Gefangenen zulassen.

»Es ist eine kaum nachzuahmende Erkennungsmarke«, erwiderte der Galaktische Mediziner. »Sie ist auf ihrer Rückseite mit lebendem Bioplastgewebe mit der Haut verbunden.«

Atlan nickte, aus seinem Verdacht wurde langsam eine böse Gewissheit. Ab jetzt schienen sie wirklich gegen eine laufende Uhr anzukämpfen.

So ist es! Mit Sicherheit! Schnell, ehe die Schaltung einrastet!, tobte der Extrasinn.

»Erkennungsmarke? Wofür?«, fragte der Mann mit den traurigen Schnurrbartenden.

Der Ara sah von einem der Männer zum anderen und stieß hervor:

»Jeder Akone, jeder Anti und alle meines Volkes tragen und trugen dieses Siegel. Es ist so gut wie untrennbar mit dem Körpergewebe verbunden und lässt sich nur mit einer kosmetischen Operation ablösen.«

Atlan schaltete sein Minikom ein und rief einige Medorobots, eine Gruppe von Spezialisten und entsprechende Anlagen. Sie sollten sich in einem genauer bezeichneten Areal zur Verfügung halten. Es wurde ihm zugesichert.

Der Ara sprach inzwischen weiter.

»Es ist ein kleines Kunstwerk der Mikrotechnik. Es enthält sämtliche Individualdaten des Besitzers. Das primitivste Erkennungsmerkmal ist eine kleine, runde Photographie in der Mitte des Dreiecks.«

Der Ara legte die Hand mit den langen, spinnenartig knöchernen Fingern auf seine rechte Brustseite, dann tasteten die Fingerkuppen langsam nach dem Fenster auf der linken Brustseite.

»Eine Erkennungsmethode der ersten Stufe also – erste optische Identität!«

Kennon, der Halbroboter mit dem kriminologisch geschulten Verstand, überdachte sämtliche Weiterungen dieser Auskünfte und Einsichten.

»Was ist weiter enthalten?«, fragte er.

Die Befragung ging in einem rasenden Tempo vor sich. Die Männer lösten einander ab, und der Ara erwiderte, als gehe es um sein Leben. Es ging um sein Leben, nur wusste er es nicht genau. Den USO-Leuten stand der Schweiß auf den Stirnen; sie konnten sich genau vorstellen, dass sie mit der Explosion, die den Ara zerfetzen würde, auch ihr Leben verloren. Langsam öffnete sich der Kreis. Der Ara stand verloren in der Mitte des Raumes.

»Das Tschanor-Siegel beinhaltet ferner die Hirnzellenfrequenz des Besitzers und ist darüber hinaus in drei Sektoren eingeteilt.«

»Welche?«

Jetzt entgegnete der Ara, zu Atlan gewandt:

»In die individuellen Körpersektorimpulse eins, zwei und drei. Damit sind die Brustgegend, der Bauch und die Gliedmaßen gemeint.«

»Weiter! Schneller!«, drängte Tekener und trat seine Zigarette aus.

»Die Nervenleiter-Transportgeschwindigkeit, die Dichte der befehlsgebenden Hirnimpulse und die allgemeinen Reaktionen, die Ausführungsgeschwindigkeit der Muskeln, die Intensität der Sinnesorgane, Sehen, Hören, Tastsinn, Schmecken und so weiter – alles ist genau gespeichert. Das Siegel kann mit einer relativ einfachen Apparatur abgetastet werden – dieser Apparat identifiziert auch sehr schnell den Träger. Es ist nicht möglich, dass ein Fremder auf Residenz,wie Sie den Planeten nennen, lange unerkannt bleibt.«

Ronald Tekener fragte beunruhigt:

»Sicher eine letzte Frage, Ara: Ist dieses Siegel über seine Identifikationsmöglichkeit hinaus auch gefährlich?«

Jetzt schlug die Todesfurcht nach dem Mediziner. Er zuckte zusammen, und Gucky, der auf einer Tischkante saß, empfing einen stechenden Impuls kreatürlicher Furcht vor dem Tod.

»Ja.«

»Ich brauche detaillierte Auskünfte!«, fuhr Tekener den Ara an.

»Keine Aufregung!«, murmelte Kennon beschwichtigend.

Der Ara sagte schwer atmend, während der Schweiß in dicken Tropfen über sein Gesicht rann:

»Für uns alle ist der mikrominiaturisierte Hyperempfänger der wichtigste Bestandteil des Siegels.«

Jetzt wurde aus der Ahnung Gewissheit. Das angstverzerrte Gesicht des Aras sprach mehr als seine Worte.

»Warum?«

Die Antwort:

»Über dieses Mikrogerät kann eine eingebaute chemische Sprengladung zur Zündung gebracht werden. Große Teile des Siegels werden in die Explosivladung einbezogen. Das Siegel sprengt uns, wenn die Zündung erfolgt, ein Dreieck aus der Brust.«

Atlan starrte auf das kleine runde Bild und sagte dann:

»Wir fangen an – die Spezialisten sollen eine Art chirurgisches Fließband einrichten und versuchen, so viele wie möglich zu retten. Es helfen nur noch Totaloperationen. Eine letzte Frage, Ara: Wann soll die Sprengung erfolgen?«

Der Ara zog in einer menschlich wirkenden Geste die Schultern hoch und murmelte:

»Wenn der Tschanor-Gos diesen Planeten verlässt, nehmen wir an!«

Kennon schaltete sich ein und sagte:

»Das bedeutet, dass der Auslösemechanismus bereits irgendwo in der unmittelbaren Nähe des Transmitters angebracht ist. Wir waren bereits dort, Tek – suchen wir weiter, diesmal aber mit Unterstützung von allem, was wir haben. Schnell!«

Atlan warf einen Blick in die Runde und ordnete an:

»Gucky – alle Mutanten sollen helfen. Bitte, veranlasse es!«

Der Ilt nickte nur und teleportierte sich aus dem Raum.

Atlan ergriff den Ara bei den Schultern, rief einige Befehle in sein Minikom und stürmte mit dem Gefangenen hinaus. Die anderen Spezialisten wandten sich nach dem zweiten Ausgang und folgten Tekener und Kennon, die mit riesigen Sätzen auf einen wartenden Gleiter zusprangen, der sie in rasender Fahrt in die Transmitterhalle brachte. Die Fahrt dauerte rund zehn Minuten, und eilige Befehle bewirkten, dass Mutanten und frei gewordene Einsatzspezialisten aus allen Teilen der Basis herbeiströmten, um sich an der Suche nach dem Zündmechanismus zu beteiligen, und die Uhren anzuhalten, ehe sich der letzte Kontakt unwiderruflich schloss und eine Million fremder Wesen tötete.

Sie wussten jetzt – wenigstens ziemlich genau –, wonach sie zu suchen hatten.

Zwei Alternativen zeichneten sich deutlich ab:

Die erste: