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Ein Koch-/Geschichtenbuch mit liebevollen Erinnerungen der Autorin an ihre Heimat Sachsen. Sie nimmt uns mit auf einen Spaziergang durch die Jahreszeiten und zeigt uns Gerichte auf, teilweise aus ihrer Familie in sächsischer Mundart, teilweise auch moderneres jahreszeitliches Kochen. Sie möchte uns dafür sensibilisieren, dass wir wieder mehr Produkte aus der jeweiligen Jahreszeit verwenden und aus diesen schmackhafte Gerichte zaubern. Sie erzählt von ihrer Kindheit in den 60er Jahren, die ganz anders als in der heutigen Zeit war. Sie gibt Gesundheitstipps ihrer Oma weiter, die mit einfachen Mitteln Krankheiten geheilt hat. Sie ist 1953 geboren und hat die Zeiten der Entbehrung in ihrer Heimat erlebt und auch viel von ihrer Mutter und Oma betreffs Vorratshaltung gelernt. Obwohl sie seit über 40 Jahren in Bayern lebt, hat sie ihre Liebe zu Sachsen bewahrt.
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Seitenzahl: 66
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Die sechziger Jahre waren in Sachsen geprägt durch Einfachheit in der Küche mit regionalen Zutaten. Die Autorin nimmt die Leser mit auf eine kleine Zeitreise durch die Jahreszeiten, mit liebevollen Geschichten aus ihrer Heimat. Einige Rezepte, teilweise in sächsischer Mundart sind von ihrer Familie überliefert. Sie möchte anregen, wieder jahreszeitlich zu kochen und gibt Tipps, welches Obst und Gemüse zu bestimmten Zeiten in unseren Breiten wachsen. Abgerundet wird das kleine Geschichten-Kochbuch mit Gesundheitstipps ihrer Oma.
Martina Schoeneich wurde in Dohna, Nähe Dresden geboren und lebte bis zu ihrem 28igsten Lebensjahr in Sachsen. 1981 zog sie nach einem Ausreiseantrag und vielen Schicksalsschlägen zuerst nach Hessen und dann nach Bayern. Dort lebt sie mit ihrem zweiten Ehemann am Ammersee. Sie hat zwei Töchter und vier Enkelkinder. Nach einer kaufmännischen Ausbildung studierte sie im Alter von 52 Jahren noch einmal einige Semester Psychologie an der LMU in München, ohne Abschluß. Sie arbeitet als Zeitzeugin bei der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED Diktatur und hält Vorträge in Schulen. Ihrer Heimat Sachsen blieb sie immer verbunden.
Prolog
Wie wir Kinder die Jahreszeiten in Sachsen erlebt haben
Der Winter in Sachsen
Dresdner Grisdschdolln
Budderblädzschen (eefach)
Adventszeit und Weihnachtsfest
Säkscher Gardoffelsalad mit Boggworschd oder Wiener
Sieße Heringe (Rezebt aus Bommern)
Häringshabben
Gänsebraden
Gegochte Gleeße
Weitere Gerichte für die kalte Jahreszeit
Hühner- Nudel - Topf nach Tante Lenchen
Säkscher Sauerbraden
Rinder – Rulladn
Ein Nudelgericht geht immer
Zucchini-Bandnudeln
Spaghetti mit frischen Tomaten (oder 1 Dose gehackte Tomaten)
Was in jede Jahreszeit passt
Reibekuchen mit Lachs
Buttermilchplinsen
Frühling in Sachsen
Süßspeisen und Eiergerichte zum Osterfest
Säksche Eierschegge a la Lieselotte
Noch mehr Eier ...
Eiersalat „Lieselotte“
Gerichte zum Frühling
Bärlauchsuppe
Bärlauch – Pesto
Bärlauch – Butter
Im Frühjahr ist Spargelzeit
Gebratener Spargel
Und jetzt gibt es die ersten Erdbeeren
Unsere Bienen
Der Sommer in Sachsen
Der Mauerbau am 13. August 1961
Omas leichte Gerichte für den Sommer
Omas Holundersubbe
Häfeglöße mid Heedelbeern
Bellgardoffeln und Gwarg
Der Waschtag oder Große Wäsche
Pflaumenknödel, Quarkkeulchen, Glitscher, Plinsen.
Schnelle Gerichte am Waschtag
Gwarggäulschen
Glidscher (Reibekuchen)
Flaumgnedel
Meine Oma
Meine Oma als Hausärztin
Unser riesiger Garten
Sommerferien
Sommerzeit – Einmachzeit
Saure Gurken
Schnellgurken
Rumtopf
Leberwurst selbst herstellen
Herbst in Sachsen
Herbstliche Gerichte
Pilzbohnen
Säksche Gardoffelsubbe
Linseneintopf süßsauer
Steckrübeneintopf (Kohlrübeneintopf)
Kürbissuppe, ein Herbstklassiker
Bradworschd mid Sauergraud
Gewischdes Gäulchen
Wieschebraden
Sieß-saure Soße
Zwiebelkuchen
Rosenkohlblech
Süßsaure Flecke
Säkscher Gulasch
Rote Bete, im Herbst ein Vitaminlieferant
Die Sachsen feiern gerne
Erdbeerbowle
Russische Soljanka oder Mitternachtssuppe
Und zum Knabbern Käsegebäck
Anhang
Das Frühjahr
Der Sommer
Der Herbst
Der Winter
Als ich Anfang der 50erJahre in der ehemaligen DDR geboren wurde, war die Nachkriegszeit von großer Einfachheit und Entbehrung geprägt. Die Menschen haben sich auf das Wesentliche konzentriert und aus allen zur Verfügung stehenden Dingen etwas gezaubert.
Die Hausfrauen kochten einfach aber schmackhaft. In den Familien wurden Rezepte für jahreszeitliche Gerichte, Mittel gegen Krankheiten und kleiner Gebrechen und Grundlagen der Vorratshaltung von Generation zu Generation überliefert.
Heute, in Zeiten des Überflusses und der jeder Zeit zur Verfügung stehenden Nahrungsmittel, medizinischer Versorgung und Globalisierung ist es an der Zeit, sich wieder auf das Ursprüngliche zu besinnen.
Das Frühjahr und der Winter waren geprägt von Gerichten ohne viele Vitamine. Aber wie hat es in den Kellern geduftet, wo die Menschen Stiegen mit Äpfeln aufbewahrten. Keine polierten und gespritzten Äpfel, bei denen jeder wie gemalt aussieht, sondern von den Streuwiesen aus dem Dorf, stellenweise unansehnlich aber schmackhaft. Die Möhren waren in einer Sandkiste vergraben und hielten sich so viele Monate frisch. Kartoffeln lagerten in Kartoffelhorden, für gewöhnlich mehrere Zentner, denn sie waren nicht nur Beilage, sondern Hauptnahrungsmittel. Die Köchin ergänzte die Wintervitamine noch durch Weiß - und Rotkrautköpfe. Jede Hausfrau konnte auf haltbar gemachte Reserven vom Sommer zurückgreifen. Eingekochtes Obst, eingelegte Gurken, Bohnen und Pilze, Säfte und Marmeladen standen in den Kellerregalen. Das war der Lohn für lange Einkochabende.
Meine Mutter zauberte noch eine schmackhafte Leberwurst, die sie in Gläsern haltbar machte. Und nicht zu vergessen in der Vorweihnachtszeit – die Stollen – und Plätzchenbäckerei.
Heute ist es selbstverständlich, dass man zu jeder Jahreszeit, das Obst und Gemüse, was man gerne isst, kaufen kann. Das führt bei einigen Menschen dazu, dass sie gar nicht mehr wissen, welche Früchte zu welcher Jahreszeit wachsen und reifen, da z.B. Erdbeeren und Tomaten auch im Winter jeder Zeit vorhanden sind.
Ich bemühe mich, jahreszeitlich zu kochen, d.h. nur das Obst und Gemüse zu verwenden, was in den jeweiligen Monaten wächst. Aber trotzdem genieße ich es natürlich, wenn nicht nur Eintönigkeit in der Küche vorherrscht und ich zuweilen für meine Gerichte aus dem Vollen schöpfen kann.
Und doch kommen den Menschen langsam Zweifel, ob dieses Vorgehen noch vertretbar ist, wenn z.B. Kiwis aus Neuseeland, Tomaten aus Plastikzelten von Marokko und Spanien, Spargel aus Ägypten mit Flugzeugen und Schiffen zu uns geliefert werden.
Vielleicht gelingt es mir mit meinen Aufzeichnungen aufgeschlossenen Hausfrauen und Hausmännern, einen anderen Blickwinkel auf unser Essen und die Umwelt zu zeigen, um wieder der Jahreszeit angepasst zu kochen.
Verändert habe ich eine Reihe von Rezepten meiner Familie durch etwas gesündere Zutaten und habe dafür große Mengen an Fettigkeiten weggelassen.
Einige Gerichte sind in sächsischer Mundart verfasst, zur Freude der Älteren. Im Anhang habe ich noch aktuelle Rezepte zum Nachkochen beigefügt.
Gutes Gelingen und viel Spaß beim Lesen und Kochen.
Martina Schoeneich 2023
Jeder Mensch hat seine Kindheitserinnerungen.
Normalerweise fallen sie positiv aus, da man sich gern an die wunderbaren Momente erinnert und die vielleicht nicht so erfreulichen Dinge für gewöhnlich ausblendet.
Wenn mich heute jemand fragt, wo ich her komme, und ich sage - aus Dohna, wissen die wenigsten, wo dieses Dohna liegt. Auch wenn ich daraufhin mit stolzgeschwellter Brust erzähle, dass es eine alte Burggrafenstadt und schon im Jahre 1040 urkundlich erwähnt worden ist und die zweitälteste Stadt in Sachsen ist, schauen mich fragende Gesichter an. Erst wenn ich den kleinen Ort geographisch einordne, z.B. Nähe Dresden, Müglitztal, Tor zur sächsischen Schweiz, Pirna usw. können sich manche etwas darunter vorstellen.
Aus diesem Ort kommt fast die gesamte Familie, außer meiner Mutter, die nach dem Krieg aus Pommern mit ihrer Familie vertrieben worden ist.
Meine Oma stammt aus einer kinderreichen Familie und lernte 1928 meinen Opa kennen. 1930 wurde mein Vater geboren, der Dohna zu jeder Zeit die Treue hielt, auch wenn es ihn über Dresden in den Westen von Deutschland verschlagen hatte. Es war sein Wunsch, in Dohna begraben zu werden, und so haben wir ihn 1996 aus Westdeutschland in seinen Heimatort überführt. 2003 ist ihm seine Mutter nachgefolgt und so haben sie nebeneinander ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof in Dohna gefunden.
Nachdem ich geheiratet hatte, bin ich 1974 aus Dohna weggezogen, aber, bis dahin war dies meine kleine Heimatstadt, in der ich zur Schule gegangen bin, wo ich mit den Freunden gespielt habe und wo meine Familie gelebt hat.
Unsere Kindheit war geprägt ohne Handy, Computer, Telefon, Fernseher und anderen technischen Geräten. Wir spielten ständig draußen, gingen in den Wald oder auf die nicht weit entfernte Meuscha. Dort gab es im Sommer Kirschen in Hülle und Fülle. Wir füllten uns die Taschen und lagen unter den Bäumen und spuckten die Kerne in die Gegend.
Wir tranken Sirupwasser, aßen Senfschnitten oder Marmeladenschnitten und stellten Sahnebonbons in der Pfanne mit Butter und Zucker her. Fasching schneiderten wir unsere Kostüme selbst oder holten vom Boden der Tante aus ihrem schier unendlichen Fundus Kleider und Röcke, die wir umgenäht haben.