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Dies Buch ist, wenn Mann oder Frau so will, eine Fortsetzung meines Buches "Tabuthema Wechseljahre". Da meine Wechseljahre mit der meines Mannes eng zusammenhängen, greift das neue Buch einige Themen auf, die ich darin schon angesprochen habe, und führt die Thematik fort. Das Buch beschreibt, wie sich mein Mann in seinen Wechseljahren entwickelt hat und mit welchen seelischen, körperlichen und gesundheitlichen Herausforderungen er, ich und die gesamte Familie konfrontiert waren und sind. Ich schreibe dies alles vor allen Dingen auch deswegen, damit andere, denen Ähnliches widerfährt, sich nicht durch diese turbulenten Veränderungen in den Wechseljahren entmutigen lassen. Sich vor allem von negativen, ärztlichen Prognosen, wie z.B. nach einer Gehirnblutung oder einem Schlaganfall, nicht entmutigen lassen Reha und Therapie in die eigenen Hände zu nehmen.
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Seitenzahl: 55
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Barbara Wenzel-Winter, Jahrgang 1948, wurde auf dem Gut Groß-Below in Mecklenburg-Vorpommern geboren, ist ausgebildete Modedesignerin und lebt heute mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Bremen. Neben ihrer Tätigkeit als freischaffende Künstlerin ist sie als Autorin und Fotografin tätig. Von ihr sind bei BoD bereits folgende Titel erschienen:
Kinder Kinder •
ISBN: 978-3-752-85514-2
Ein furzendes Katerchen •
ISBN: 978-3-837-08225-8
Tabuthema Wechseljahre •
ISBN: 978-3-837-04426-3
Ein Bild von mir •
ISBN: 978-3-839-12170-2
Storch im Salat •
ISBN: 978-3-837-02560-6
Die Katze in der roten Baskenmütze •
ISBN: 978-3-833-47029-5
Vorwort
Leistungsgesellschaft
Wechseljahre
Das ist doch kein Beinbruch, oder?
Das Ultimatum
Ein pubertierender Ehemann
Auf der Überholspur
Ruhe vor dem Sturm
Aus heiterem Himmel
In der Neurologie
In Bremen Ost
Im Einzelzimmer
Reha
Rollstühle & Co.
Lungenentzündung
Das Leben geht weiter
Gyhum
Wieder Zuhause
Ein Leben mit Behinderung
Frühpensionierung
Nicht das alte Leben
Unsere Nachbarn
Der Panzer
Mut zur Freiheit
Kaufrausch
Steuerfachmann
Körperliche Nähe
Resümee
Es fällt mir auch heute, dreizehn Jahre nachdem mein Mann die Gehirnblutung hatte, nicht leicht über die damaligen Ereignisse zu berichten, denn es hat nicht nur mich, sondern unsere gesamte Familie schwer traumatisiert. Nach all der Zeit ist es auch nicht leicht, mich an alles zu erinnern. Nicht, weil ich‘s nicht könnte oder weil mir Dinge entfallen sein könnten, sondern aus Angst davor, dass die Gefühle und Emotionen wieder hochkommen, zu stark sind und mich überwältigen. Denn kein Stein ist seinerzeit mehr auf dem anderen geblieben, bildlich gesprochen. Unser Haus stürzte zusammen und musste Stück für Stück neu errichtet werden. Das neue Haus ist immer noch nicht fertig und wird es auch wohl nie werden.
Ich schreibe dies alles vor allen Dingen auch deswegen, damit andere, denen Ähnliches widerfahren ist, sich von negativen, ärztlichen Prognosen nicht entmutigen lassen. Sich vor allem nicht entmutigen lassen, die Dinge, sprich Therapie, in die eigenen Hände zu nehmen.
Dies Buch ist, wenn Mann oder Frau so will, eine Fortsetzung meines Buches Tabuthema Wechseljahre. Da meine Wechseljahre mit denen meines Mannes eng zusammenhängen, habe ich einige Kapitel aus meinem oben genannten Buch entnommen, oder besser das neue Buch mit ihnen beginnen lassen.
In unserer Leistungsgesellschaft haben Krankheit, Alter und Behinderung keinen Stellenwert, somit haben auch die Wechseljahre, sowohl die der Frau als auch die des Mannes, einen außerordentlich schlechten Stand. Dies hat, so meine ich, viel mit männlichem Verhalten zu tun. Wir leben in einer fast ausschließlich männlich dominierten Gesellschaft, in der Gefühle, Emotionen und Intuition nicht viel wert sind, dafür aber um so mehr das gut geölte Funktionieren!
Ich glaube, Männer fürchten die Wechseljahre der Frau und auch ihre eigene ungeheuer, weil es etwas Irrationales in sich birgt, etwas nicht Berechenbares. Dies Unberechenbare tun Männer gern als “zickig” ab, sie spielen es herunter, entwerten es, um damit umgehen zu können. Nun ist es nicht so, dass Männer keine problematischen Wechseljahre durchmachen, die sich allerdings nicht so sehr körperlich, dafür aber um so mehr seelisch auswirken. Wechseljahre sind scheinbar generell ein Reizthema für Männer, ob es sich nun um ihre eigenen oder die ihrer Frauen handelt. Für Männer scheint es sehr wichtig zu sein, reibungslos zu funktionieren, ihren Körper und ihre Seele als eine gut geölte Maschine zu begreifen. Wenn Männer nun, mein Mann nicht ausgeschlossen, merken, dass es nicht mehr so mit ihrer Kraft klappt, sie spüren, dass ihre Energie nachlässt, verstärken sie ihre körperlichen Aktivitäten, reagieren rappelig, hysterisch, ja, werden tollkühn. Es treibt sie zu abenteuerlichen Aktivitäten. Sie können es nicht ertragen, körperlich nicht mehr so fit zu sein. Sie können sich nicht mit dem veränderten Zustand arrangieren. Sie begreifen nicht oder nur schwer, dass ihre Seele Zeit und Möglichkeit braucht, sich den Veränderungen anzupassen. Männer empfinden die Wechseljahre anscheinend ausschließlich als etwas Negatives, sie können die Chance nicht erkennen, die ihnen geboten wird. Auch bei ihnen verändert sich der Hormoncocktail und der Zahn der Zeit beißt zu. Nicht so heftig wie bei Frauen, auch nicht in so rasanter Zeit, aber er beißt dennoch zu. Männer werden meist nicht so dramatisch mit körperlichen Veränderungen konfrontiert wie wir Frauen. Meistens leiden sie auch nicht so massiv unter Hitzewallungen, Schweißausbrüchen, Angstzuständen und Depressionen. Und wenn sie es tun, versuchen sie es “wegzudrücken”. Ihr Körper darf eben nicht ungehorsam sein. Wenn doch, wird er mit aller Härte und stärkerer Aktivität bestraft. Mann gibt nicht gern zu, dass sowohl männliche als auch weibliche Körper nicht ewig perfekt funktionieren. Es hat mich harte Diskussionen mit meinem Mann gekostet, um ihm dies verständlich zu machen. Er sollte akzeptieren, was mir da widerfahren war. Ich wollte Akzeptanz, Toleranz und bekam sie nicht. Ich war in ständiger Verteidigungshaltung und zutiefst verzweifelt. Ich kapierte nicht, warum mein Mann diese für mich so schwierige Zeit nicht akzeptieren wollte. Er kapselte und schottete sich immer mehr von mir ab. So stark, dass wir kaum noch miteinander sprachen. Ich wollte Diskussionen, er nicht. Mir wurde langsam klar, dass mein Mann ebenso wie ich, in einer Krise steckte, nur nahm er diese Krise nicht zur Kenntnis. Er rannte weiter, wie ein Huhn, dem der Kopf abgeschlagen worden war, nur, um nicht an das unangenehme Thema heranzumüssen. Männer nehmen ihre Krisen, wie gesagt, nicht gern zur Kenntnis und wenn, projizieren sie diese gern auf ihre nähere Umgebung, anstatt sie bei sich selbst zu suchen.
Mein Mann jedoch hätte liebend gern die alte Frau, die er kannte, die Bequeme, die ihm alle Schwierigkeiten vom Hals hielt, vor allem die Kinder auf Abstand hielt, zurück gehabt. Nicht die Frau, die beispielsweise auf Spaziergängen nicht mehr so schnell traben konnte, wie noch Jahre zuvor, weil ihr Kreislauf bei allzu raschen Märschen sofort auf Hochtouren lief. Nicht die Frau, auf die er ständig Rücksicht nehmen musste. Gerade zum Trotze musste ich nun oft querfeldein mit ihm durch‘s Unterholz stapfen. Es war ihm schon mehr als lästig, wenn ich nach einem gemeinsamen Einkauf in einem Supermarkt mal wieder unplanmäßig unter Wasser stand und nicht sofort mit ihm nach draußen konnte, um unser Gekauftes im Auto zu verstauen. Den Spruch: „Es sei alles nicht mehr so wie früher, aber anders!“, hörte ich allzu oft von ihm. Zu oft, als dass ich ihn und das, was er ausdrücken wollte, überhören konnte.