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Dieses Buch spannt einen Bogen über die wesentlichen, grundlegenden spirituellen Fragen: Worin besteht der Weg zum Aufwachen? Was ist das Aufwachen, wie geschieht es? Und was geschieht nach dem Aufwachen? Christian Meyer lässt in seinem Buch Menschen zu Wort kommen, die diesen Prozess selbst erfahren haben. Zahlreiche aufgewachte Schülerinnen und Schüler schildern auf lebendige und anschauliche Weise, wie es dazu kam und auf welche Art und Weise sich ihr Leben danach verändert hat. Abgerundet wird das Buch durch Christian Meyers konkrete Anweisungen, die von ihm entwickelten "7 Schritte" sowie weitere Übungen, durch die jeder lernen kann loszulassen. Denn Aufwachen ist das vollständige Loslassen in den gegenwärtigen Augenblick, in die Tiefe des Hier und Jetzt. Nur, wenn das "Ich" zurücktritt, können die inneren Prozesse einfach geschehen - ohne jedes eigene Zutun.
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Seitenzahl: 372
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Aufwachenim 21. Jahrhundert
Christian Meyer:
Lektorat: Regina Rademächers
Aufwachen im 21. Jahrhundert
Umschlag-Gestaltung,
Projektmanagement: Marianne Nentwig
Typografie und Satz:
© J. Kamphausen Mediengruppe GmbH,
Wilfried Klei
Bielefeld 2014
Druck & Verarbeitung:
fgb – freiburger graphische betriebe
www.weltinnenraum.de
1. Auflage 2014
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN Printausgabe: 978-3-89901-870-7ISBN E-Book: 978-3-89901-906-3
Dieses Buch wurde auf 100% Altpapier gedruckt und ist alterungsbeständig. Weitere Informationen hierzu finden Sie unterwww.weltinnenraum.de
Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten.
Christian Meyer
Die größte Herausforderungdeines Lebens
Mit einem Vorwort von Willigis Jäger
Gewidmet meinen Eltern
Vorwort von Willigis Jäger
Einleitung
Kapitel 1 Anhalten und still sein
Ein Interview mit Christian Meyer, geführt von Christian Salvesen. Holzkirchen September 2009
Kapitel 2 Die 7 Schritte zum Aufwachen
Das Wichtigste: Hingabe und Anhalten
Was ist Aufwachen?
Wovon ist diese tiefere Wirklichkeit bestimmt?
Das radikale und vollständige Hineinfinden in diese tiefere Wirklichkeit
Was kann ich tun, um aufzuwachen?
Da ist kein „Ich“, das etwas in der Hand hätte und irgendetwas tut
Wie erfahre ich diese tiefere Wirklichkeit?
Es kommt darauf an, die innere Haltung zu verändern
„Nicht mein Wille, sondern Dein Wille geschehe“
Der Weg zum Aufwachen besteht darin, dass die Struktur des Geistes aufgedeckt wird
Praktische Gedanken und psychische Gedanken
Anhalten und nichts tun
Die sieben Schritte zum Aufwachen
Schritt 1: Die Wünsche und Ziele erkennen
Schritt 2: Die Bereitwilligkeit, alles zu fühlen und zu erfahren
Schritt 3: Die Position des Zuschauers/der Zuschauerin
Schritt 4: Die Muster deines Lebens verstehen
Das Enneagramm
Schritt 5: Die Identifikation mit dem Körper beenden und den Körper durchlässig werden lassen
Schritt 6: Die Vergangenheit beenden
Schritt 7: Dem Tod und der Angst begegnen
Kapitel 3 Von Gefühlen, Körperempfindungen und Gedanken
Wochenendseminar in Wien, 2010
Bereit sein, alles zu fühlen
Was bedeutet „Nichts tun“?
Den Kampf aufgeben!
Den Gedanken keinen Glauben mehr schenken
Bereit sein, den Schmerz zu fühlen
Einverstanden sein!
Das Leben hat keinen Sinn!
Loslassen – Leere, Stille, Nichts
Unbewusste Grundüberzeugungen
Alles darf sein
Nichts tun und dennoch bleibt nichts ungetan – Der Weg der inneren Erfahrung
Die Sehnsucht nach dem Ein-Sein – Entdecken, wie „Nichts tun“ geht
Die Angst, von Gefühlen überwältigt zu werden
Wie das Leben anfängt, wirkliches Leben zu sein
Liebet Eure Feinde – die Vergangenheit annehmen
Situationen verändern, hinausgehen oder annehmen
Das Verführerische der Wut
Die Tür zum Augenblick
Kapitel 4 Die Begegnung mit der Angst – das innere Sterben und das Aufwachen
Wochenendseminar in Wien, 2010
Die Angst, allein zu sein
Der Angst ins Auge sehen
Die Angst vor dem Tod
Wir tun so, als ob wir ewig lebten
Mit dem Tod einverstanden sein
Kapitel 5 Das Aufwachen der Schülerinnen und Schüler
Durch die innere Tiefe zum Aufwachen: Drei wörtliche Protokolle
„Stille, Leere, Unendlichkeit – du bist es, die mich jetzt gleich sterben lässt“
„Das Ich fällt weg“
„Das ganze Universum – nur Stille“
Interviews mit erwachten Schülerinnen und Schülern
„Da war keine Angst mehr“
„Alles floss in den nächsten Augenblick, spielend leicht, heiter“
„Das Ich rutschte an mir herunter wie ausgeleierte Strümpfe“
„Ein riesengroßer Neuanfang“
„Getragen von Tiefe, Stille, Einfachheit“
„Das Mich-Fallen-Lassen wird süßer denn je“
„Ich verbeuge mich in Demut“
„Am Anfang war der große Knall“
„Jetzt ist da keine Angst mehr – ich bin Freude“
„Als würde man auf einem Wagen mitgenommen“
Was geschieht nach dem Aufwachen und worin besteht die innere Arbeit nach dem Aufwachen? – Ein Treffen mit aufgewachten Schülerinnen und Schülern
Was geschieht nach dem Aufwachen?
Die innere Arbeit nach dem Aufwachen
Dafür sorgen, dass der Körper entspannt ist!
Durch den Abgrund finden und der Angst vor dem Tod begegnen
Das tatsächliche Wollen und Wünschen erforschen
Das Ganze ist immer noch ein Stück größer – „semper major“
Die Hingabe an das, was die Unendlichkeit vorsieht
Sich der Stille schenken – sich selbst und sein ganzes Leben
Die Vertiefung des Aufwachens
Gedanken zum Lehrer-Schüler-Verhältnis
Kapitel 6 Spiritualität und Psychotherapie
Vier Ebenen der Veränderung
Ziele der Psychotherapie
Ziele des spirituellen Weges
Verbindung von Spiritualität und Psychotherapie
Kapitel 7 Ist die Erleuchtung ein Regenbogen?
Christian Salvesen im Gespräch mit Christian Meyer, Oktober 2011 in München
Aufwachen im Christentum
Missverständnisse
Bereit sein
Anhang: Praxisteil mit Übungen
1. Spiritueller Freund/spirituelle Freundin: Die Rolle des Begleiters
2. Bewusstheitsübung: Wessen bist du dir jetzt bewusst?
Hintergrund
Anleitung
Beispiel
3. Innenreise
Anleitung
4. Ton-Übung
Hintergrund
Anleitung
5. Bewegungsübung
Hintergrund
Anleitung
6. Selbsterforschung (Wiederholte Frage)
Anleitung
Über den Autor
Wer sind wir, diese Spezies, die sich stolz „Homo sapiens“ nennt? 13,7 Milliarden Jahre lang gab es uns nicht. Seit vielleicht 120.000 Jahren sind wir erst der Mensch, der wir heute sind. Warum sind wir überhaupt da? Vor 7 Millionen Jahren brach der ostafrikanische Graben ein: Nil, Tannasee, Viktoriasee. Ostafrika versteppte und wurde so offensichtlich zur Wiege der Menschheit. Unsere Vorfahren, die Affen, mussten von den Bäumen herunter, weil es keine mehr gab. Langsam entwickelten sie sich zu dem, was wir heute sind. Und wie geht es weiter? Ein prähominides Vorbewusstsein hat sich zu unserem magischen, mythischen und mentalen Bewusstsein entwickelt. Da stehen wir heute. Seitdem wir Ich und Du sagen können, hat Kain seinen Bruder Abel umgebracht. Die norwegische Akademie der Wissenschaft hat errechnet, dass seit dem Jahr 3500 v. Chr. insgesamt 14.513 Kriege stattfanden und dass in dieser Zeit 3 Milliarden 64 Millionen Menschen umgebracht wurden. Wenn wir nicht endlich aus der Egozentrik aufwachen, bleiben wir eine Art, die der Tierwelt sehr nahe steht.
Seit Urzeiten gibt es weise Menschen, die unsere rationale Eingrenzung überschritten haben. Zen, die christliche Mystik, der Sufismus und der Yogaweg des Vedanta führen uns auf eine Ebene, die das Rationale und Personale übersteigt und aus der Egoeingrenzung herausführen. Diese Seins-Ebene versuchen wir im Zen und in der Mystik zu vermitteln. Es ist die nächste Stufe der menschlichen Entwicklung. Wir werden sie hoffentlich erreichen, bevor wir uns weiter umbringen. Das Buch will uns eine Ahnung davon geben.
Willigis Jäger
Die Idee zu diesem Buch bestand darin, die wesentlichen grundlegenden spirituellen Fragen zu behandeln. In den 1990er Jahren gab es in der Spiritualität im Westen eine wichtige Veränderung: Konnte man zuvor über das Aufwachen nur lesen, begannen jetzt die ersten erwachten spirituellen Lehrer im Westen zu lehren. Seither verbreitet sich das Wissen über das Aufwachen, und das Aufwachen als konkrete Erfahrung wie auch als grundlegende Veränderung des Seins tritt immer häufiger auf. Unter dem Aufwachen ist die grundlegende und radikale Transformation zu verstehen, die früher meistens mit „Erleuchtung“ oder „Befreiung“ bezeichnet wurde. Es ist weder eine bloße Bewusstseinserweiterung noch eine zeitliche Erfahrung, sondern eine grundlegende Veränderung der gesamten Seinsweise, die dauerhaft sein kann, wenn sie sich durch Achtsamkeit und Konsequenz kontinuierlich vertieft. Das heißt auch, dass jemand wieder „einschlafen“ kann, denn mit dem Aufwachen allein ist es nicht getan. Es ist vielmehr auch dann eine innere Arbeit nötig, um das Aufwachen zu vertiefen und zu integrieren. Immer wieder ist die Rede davon, dass sich durch das Aufwachen nichts ändere, dass es insofern auch gar nicht wichtig sei und dass der einzige Effekt die entlastende Erkenntnis sei, dass man nach gar nichts zu suchen brauche. Wir haben viele meiner Schülerinnen und Schüler, die aufgewacht sind, in Interviews befragt. Alle berichten von wesentlichen Veränderungen. Zehn von ihnen kommen in diesem Buch selber zu Wort.
Seitdem ich als spiritueller Lehrer zu arbeiten begann, sind nunmehr fast anderthalb Jahrzehnte vergangen. In dieser Zeit hat sich meine Arbeit unglaublich entwickelt und ist gewachsen, dies kommt in diesem Buch zum Ausdruck. Das war und ist auch ein für mich spannender Prozess. Ein wichtiger Grund für diese Entwicklung der Arbeit – das wurde mir in den Jahren langsam deutlich – lag darin, dass ich hauptsächlich in Berlin und Wien arbeitete und darüber hinaus nicht ständig von einem Ort zum anderen reiste. So hatte ich die Chance, mit denselben Menschen über lange Zeiträume hinweg zu arbeiten. Dadurch gab es mehr zu tun, als immer wieder Anfängern dieselben allgemeinen Grundlagen zu vermitteln. Mit dem Wachstum meiner Schülerinnen und Schüler entwickelte sich auch meine Arbeit. Deswegen empfinde ich allergrößte Dankbarkeit: für all jene, die sich mit ihrem Mut, ihrer Bereitschaft und Entschlossenheit auf den Weg machten und machen, durch radikale Selbsterforschung und Selbsterkenntnis die allzu engen Grenzen des normalen Daseins zu überwinden.
Dieses Buch spannt einen Bogen über die wesentlichen spirituellen Fragen: Worin besteht der Weg zum Aufwachen? Ein Weg, der natürlich kein Weg ist – das Aufwachen ist das vollständige Loslassen in den gegenwärtigen Augenblick, in die Tiefe des Hier und Jetzt. Wie soll es da einen Weg geben? Zudem ist Aufwachen etwas, das einem geschieht, nicht etwas, das man machen kann, Aufwachen ist eine Gnade. Und dennoch: Wer je die Sehnsucht nach der Unendlichkeit und Freiheit, nach wirklichem Glück und Ganzsein gefühlt hat, den bewegt nichts so sehr wie die Frage: „Was hilft wirklich, was kann mich wirksam unterstützen, um aufzuwachen?“ Dazu habe ich alle spirituellen Wege wie auch die psychologischen und psychotherapeutischen Wege erforscht und das „destilliert“, was wirklich wirkt, was die Fähigkeit des Loslassens und des Geschehenlassens entwickelt und die Möglichkeit erweitert, aufzuwachen. Das Ergebnis sind die „7 Schritte zum Aufwachen“, die ich Anfang 2000 entwickelt habe und die seitdem die Grundlage meiner Arbeit mit zahlreichen Schülerinnen und Schülern sind. Das Wichtigste dafür habe ich bei meinem Lehrer Eli Jaxon-Bear gelernt, für den ich voller Dankbarkeit bin, niemals endend. Elis Entdeckungen stellen ganz sicher einen Meilenstein in der Entwicklung der spirituellen Wege dar.
Schon länger ist ein grundlegendes Problem bekannt: Die Meditation, hier und im Folgenden im traditionellen Sinne, als wichtigstes Mittel des spirituellen Wegs, beinhaltet die Gefahr, dass sich der Meditierende aufgrund des „Beobachtens“ den Gefühlen und dem tatsächlichen Erleben noch weiter entfremdet und innerlich betäubt oder künstlich wird. Wenn in der Meditation mit dem Ziel, den Geist zu beruhigen, Körperprozesse beobachtet werden, so ist dies auch ein systematisches Training im Verdrängen von Gefühlen. Wenn Gefühle in der Meditation nur beobachtet werden, besteht die Gefahr der Dissoziation und Abspaltung der Gefühle und des Erlebens. Dieses Problem war wie der Gordische Knoten. Alle Versuche, die Meditation wegen dieser Gefahr der Entfremdung um psychologische und therapeutische Methoden zu ergänzen, waren und sind nicht überzeugend und in der Praxis wenig wirksam. Eli Jaxon-Bear löste dieses Problem durch folgende Entdeckung: Es geht darum, alles zu fühlen – weder Gefühle zu verdrängen, noch beobachtend zu dissoziieren – also alles ganz und gar zu fühlen, ohne irgendetwas zu tun, weder äußerlich noch innerlich, nichts auszuagieren. Es ist weder traditionelle Meditation noch therapeutische Arbeit. Es ist die konkrete und unglaublich wirksame Ausgestaltung dessen, was Ramana Maharshi auf den Punkt brachte: „Die ganze Methode lässt sich zusammenfassen in dem Satz: Sei still!“ Diese Lösung, alles zu fühlen und nichts zu tun, verändert die spirituelle Arbeit mehr als alles, was in den letzten Jahrzehnten entdeckt wurde. Viele, die heute und in Zukunft von dieser Entdeckung profitieren, werden Eli Jaxon-Bear, der durch seine konsequente und bedingungslose Hingabe und Arbeit diese Lösung fand, dankbar sein. Auch wenn es schon vollständig in der Arbeit Ramana Maharshis und seines Schülers Poonjaji, des Lehrers von Eli, angelegt war, wurde die konkrete Bedeutung und Struktur des „Anhaltens“ oder „Stillseins“ doch erst mit diesen Entdeckungen Eli Jaxon-Bears wirklich deutlich und für die konkrete Arbeit unglaublich fruchtbar.
Das zweite Problem des spirituellen Weges ist sehr viel jünger und ein Problem der Satsang-Szene: Da ein Ich gar nicht existiere, sei auch niemand da, der etwas tun könne. Oder in der platteren Version: „Du brauchst nichts – oder: Du kannst nichts – tun, um aufzuwachen.“ Oder auch, man brauche gar nichts zu tun, alle Menschen seien ohnehin schon aufgewacht. Ja, wenn man denn in der Lage wäre, nichts zu tun! Denn es kommt dabei nicht auf das äußere, sondern auf das innere Tun an. Das zu beenden und alles loszulassen, das gerade ist ja angesichts der Macht der konditionierten Verhaltensweisen und quasi automatischen Abläufe von Gedanken und Mustern, von Gefühlen und Verhalten so schwer.
Deshalb sind Übungen des Geschehenlassens und Loslassens nötig. Übungen, die eigentlich Nicht-Übungen sind, weil eben niemand da ist, der sie macht. Es geht gerade darum, dass das Ich so sehr zurücktritt, dass das Leben und die inneren Prozesse geschehen können, ohne getan zu werden. Eben auch der Prozess des Aufwachens. Natürlich ist da kein Ich, das etwas tun kann. Da ist auch kein Ich, das Französisch lernt, Brücken baut oder Brot backt. Trotzdem gibt es Brücken und Brot. Aus der Tatsache, dass es kein Ich gibt, folgt nicht, dass nichts getan wird oder werden kann. Wie der große Laotse sagte: „Der Meister tut nichts, und dennoch bleibt nichts ungetan.“
Aber weiter: Für das Aufwachen kann nichts getan werden, es kommt im Gegenteil darauf an, nichts zu tun, also alles Tun zu beenden, um sich für die Gnade zu öffnen. Das Beenden des Tuns, das das Loslassen ermöglicht, ist ein bewusster und aktiver Prozess, ein Prozess des Anhaltens und Stillseins – etwas ganz anderes, als „in die Stille zu gehen“. Da ist niemand, der irgendwohin hingehen könnte. Gemeint ist damit immer, dass alle Gefühle und der innere Aufruhr einfach beiseitegeschoben werden, statt dies lösend zu durchleben. Mit der merkwürdigen Vorstellung, dass beiseitegestellte Gefühle nicht mehr stören würden.
Immer mehr Menschen wachen in meiner Arbeit auf. Praktisch in jedem Seminar geschieht es. Manchmal geschieht es so häufig, dass es mich fassungslos und sprachlos macht, staunend und ehrfürchtig. Vor einigen Monaten gab ich ein Retreat in Wien über fünf Tage mit gut 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. In diesen fünf Tagen wachten sechs (!) Menschen auf, sechs Menschen mit sehr verschiedenen Vorerfahrungen. Zwei waren erst kurz bei mir und waren vorher Jahrzehnte mit den verschiedensten spirituellen Lehren unterwegs gewesen; sie brauchten nur noch wenige, aber entscheidende Hinweise und eine energetische Unterstützung, die direkt auf das tatsächliche Aufwachen abzielt. Zwei weitere waren neu auf ihrem spirituellen Weg und völlig offen für meine Arbeit, wie ein Schwamm sogen sie alles Wichtige auf. Zwei weitere schließlich waren schon lange bei mir und profitierten von dem regelmäßigen Üben und dem roten Faden, den das Aufwachen durch regelmäßige Teilnahme an meinen Seminaren und Retreats für sie bekommen hatte. Auch wenn die Vorerfahrungen so verschieden sind, so stellt doch das Aufwachen im Wesentlichen denselben Prozess dar.
Über diesen Prozess des Aufwachens, die konkrete Form und Bedeutung der Hingabe und des Loslassens, das Fallen in die eigene innere Tiefe und den unendlichen Grund und die Transformation der Wahrnehmung, das Stillwerden des Verstandes und die grenzenlose Weite wird man kaum mehr und Klareres finden als in diesem Buch. Sowohl darüber, was wirklich zum Aufwachen führt, als auch worin die innere Struktur des Aufwachens besteht. Im 5. Kapitel ist der Prozess des Aufwachens am Beispiel von drei Schülerinnen und Schülern als wörtliche Interaktion zwischen mir als Lehrer und dem Schüler oder der Schülerin mit allen Anweisungen, Anleitungen, allen Rückmeldungen, allen Darstellungen des inneren Erlebens bis hin zur Beschreibung der Erfahrung der Unendlichkeit protokolliert. Diese Prozesse, die jeweils zwischen einer halben und einer ganzen Stunde dauerten, sind natürlich aufgrund der langen Pausen wesentlich schneller zu lesen. Diese empirischen und so detaillierten konkreten Berichte des Aufwachens im Augenblick des Aufwachens selbst sind einmalig.
Des Weiteren kommen zehn meiner aufgewachten Schülerinnen und Schüler selbst zu Wort. Sie beschreiben Monate oder Jahre nach dem Aufwachen die Veränderungen in ihrem Leben und Erleben. Dies ist auch Teil eines umfangreichen Forschungsprojektes, in dem wir genauer untersuchen, welche dauerhaften Veränderungen das Aufwachen bewirkt, wenn es sich vertieft.
Da das Aufwachen in meinen Seminaren und Retreats immer häufiger geschieht, nimmt auch die Arbeit nach dem Aufwachen einen immer größeren Raum ein. Es gibt mehr Erfahrungen mit der Vertiefung des Aufwachens und seinen Hindernissen. Was muss nach dem Aufwachen beachtet werden? Was bleibt gleich und was verändert sich in der inneren Arbeit? Welche Stolpersteine, welche Klippen, welche Prüfungen gibt es? Wodurch kann sich das Aufwachen im Leben ausweiten, integrieren und vertiefen? Nach dem Aufwachen beginnt die Realisation. Wenn jemand glaubt, mit dem Aufwachen sei es getan, dann wird es so gut wie sicher wieder versanden. Inzwischen wissen wir so viel über den Prozess nach dem Aufwachen, dass es konkrete Anleitungen gibt. Mehr darüber in Kapitel 5.
Das letzte Kapitel schließlich ist ein Interview über verschiedene kritische Fragen des Aufwachens, das der Journalist Christian Salvesen für dieses Buch mit mir geführt hat. Den Abschluss bildet ein Anhang mit den wichtigsten praktischen Übungen.
Dieses Buch ist gleich doppelt mit dem Benediktushof verbunden, dem spirituellen Zentrum von Willigis Jäger. Das Interview des 1. Kapitels führte Christian Salvesen mit mir auf dem Benediktushof, dabei gab es auch ein gemeinsames Interview mit Willigis Jäger und mir. Zum anderen ist das 2. Kapitel über die „7 Schritte zum Aufwachen“ die überarbeitete Fassung eines Vortrags, den ich auf einer Tagung im Benediktushof hielt. So freue ich mich, dass Willigis Jäger ein Vorwort zu meinem Buch geschrieben hat. Dafür vielen Dank.
Zum Abschluss möchte ich noch aus einem Brief zitieren, den mir eine Schülerin nach der Teilnahme an einem meiner Sommer-Retreats geschrieben hat:
„Ich kam wirklich wie von einem anderen Stern heim, und wenn ich auf das Retreat zurückschaute, dachte ich, ich spinne. Ich kann das, was mir widerfahren ist, nur ansatzweise einordnen, weiß nur, dass es sich sehr real angefühlt hat, dass ich ergriffen wurde von etwas Größerem, dass sich mein Herz in die Endlosigkeit ausweitete, dass mir mehrere Male große Gnade widerfuhr und dass ich in diesen 12 Tagen mehr erlebt und begriffen habe als in den über 30 Jahren spiritueller Suche und Praxis vorher. Deine Arbeit ist von einer Feinheit, Differenziertheit und Wirksamkeit, die alles, was mir bisher begegnet ist, bei weitem übersteigt. Auch kann ich bestätigen, dass gerade die Körperarbeit ganz wesentlich zum Prozess beigetragen hat.
Als ich in Berlin im Hauptbahnhof saß und alles betrachtete, was rund um mich herum geschah, sah ich, dass die Menschen auf dem Bahnsteig und in den Cafés genauso leer und unwirklich waren wie die Bäume in Alt-Rehse. Alles bewegte sich wie in einem Traum, und alles geschah in völliger Stille. Ich schaute nicht von außen darauf, sondern wie von innen heraus. Auch wurde mir bewusst, wie alle diese Menschen auf der Suche nach Glück sind und wie sie am falschen Ort suchen. Wenn Schmerz um mich herum war, nahm ich den ganz unmittelbar wahr. Ich war erschüttert und konnte es nicht fassen.
Dass alles, was mir in dem Retreat geschenkt worden ist, mit mir als A. N. rein gar nichts zu tun hatte, war mir sofort klar. Ich fand es daher gegen Ende hin immer schwieriger, von mir selber als „Ich“ zu denken. Die Identifizierung mit A. N. war weitgehend weg. Wenn ich um mich schaute, war es, als ob ein Filter von meinen Augen weg wäre, ich schaute direkt in die Welt mit einem viel weiteren Blickfeld – es war, als gäbe es einfach nur die Augen und das Wahrgenommene, ohne Filter. Besser kann ich das nicht beschreiben. Das Ich hatte sich verschoben in die Weite hin, und A. N. erschien mir als eine beliebige Geschichte, die an diesen bestimmten Körper gebunden war.
Jetzt, wo ich das schreibe, ist die Wahrnehmung nicht mehr so offen, aber ich weiß, dass ich das alles so erlebt habe. Und ich weiß auch, dass mein ganzes Sein weiterhin auf diesem Weg sich entfalten möchte, dass mein ganzes Wesen auf das Aufwachen hin ausgerichtet bleibt, dass das alles erst der Anfang ist.
Zum Schluss bleibt noch das Wichtigste: der Dank. Ohne die Gnade der Stille, die durch Dich wirkt, wäre mir nie so viel geschenkt worden. Auch wenn Du nichts dafür kannst (wie Du sagst), bist Du dennoch ein außergewöhnlicher und ganz wunderbarer Lehrer. Mein Herz strömt über vor Dankbarkeit und Freude.“
Es bleibt mir allen zu danken, die bei der Entstehung dieses Buchs mit vielen Anregungen und konkreter Unterstützung geholfen haben. Insbesondere danke ich Christine Brekenfeld und Tabea Reuter für die redaktionelle Bearbeitung des Manuskripts. Ohne sie wäre das Buch jetzt noch nicht fertig und sicherlich auch nicht so rund geworden. Bei Kathrin Lachner und Harachi B. Stein bedanke ich mich fürs Lektorat und Korrekturlesen. Danken möchte ich auch Christian Salvesen, sowohl für die beiden Interviews mit seinen intelligenten Fragen als auch für viele Anregungen zur Konzeption des Buches.
Und ich danke dem Verleger Joachim Kamphausen, der schon seit über 20 Jahren der wichtigste Pionier und Verleger für ernsthafte spirituelle Literatur im deutschsprachigen Raum ist, für seine Weitsicht und seinen Mut.
Für mich ist es selbstverständlich, dass mit der männlichen Form ebenso die weibliche gemeint ist und auch umgekehrt, trotzdem möchte ich dies hier nicht unerwähnt lassen.
Als ich Christian Meyer in der alten Bibliothek des von Willigis Jäger geleiteten Benediktushofs in Holzkirchen bei Würzburg gegenübersitze, sehe ich in seinen blauen Augen innere Ruhe und forschende Intensität, eine Kombination von Qualitäten, die mir schon bei früheren Gesprächen mit einigen bedeutenden spirituellen Lehrern und Lehrerinnen unserer Zeit aufgefallen ist. Doch sieht er sich selbst als einen spirituellen Lehrer? Ich frage ihn:
Verstehst du dich als einen spirituellen Lehrer und wenn ja, was lehrst du?
Ja, ich verstehe mich als einen spirituellen Lehrer und ich lehre, sich für die Gnade des Aufwachens öffnen zu können. Meine Arbeit soll Menschen darin unterstützen, zum Aufwachen zu finden.
Und was ist deine innere Basis dafür – die muss ja von irgendwoher kommen?
Die innere Basis ist natürlich das eigene aufgewachte Sein. Aber ich glaube, dass das nicht ausreicht. Ich glaube, dass viele Lehrer zu schnell nach dem Aufwachen Satsang geben und nicht realisieren, dass man auch lernen muss, wie man mit Menschen arbeitet, wie man das Psychische und das Spirituelle berücksichtigt und wie man Menschen wirksam begleiten kann, mit welchen Prozessen vor dem Aufwachen und mit welchen Prozessen nach dem Aufwachen zu rechnen ist. Sie sollten sich um die psychischen Entwicklungsschritte und auch die möglichen Schattenseiten kümmern. Auf dem Weg zum Aufwachen tauchen viele zuvor verdrängte und kompensierte biografische Themen auf. Nicht umsonst nennt man den Weg des Aufwachens eine immer tiefere und vorbehaltlose Selbsterforschung und Selbsterkenntnis.
Heißt das, spirituelle Lehrer sollten womöglich eine „Schule“ wie deine besuchen, um das zu lernen?
Ja, diejenigen, die andere spirituell begleiten möchten. Ich glaube, dass das Lehrersein sehr viel mit wirklichem Arbeiten, Verstehen, Erfahrung usw. zu tun hat. Ich hatte vor meinem Aufwachen schon 20 Jahre therapeutisch gearbeitet und war da auch auf dem spirituellen Weg. Ich hatte einen guten spirituellen Lehrer, Leland Johnson († 2003), ein amerikanischer Psychotherapeut und Schüler von Muktananda, der den Siddha-Yoga-Weg lehrte. Ich hatte also eine lange Erfahrung mit Yoga, Meditation, Gestalt- und Körpertherapie und Trancearbeit und habe das miteinander verbunden. Das war mein Hintergrund, bevor ich anfing, spirituell zu lehren, und so konnte ich auf vieles zurückgreifen. Darüber hinaus bin ich auch nach meinem Aufwachen bei meinem endgültigen Lehrer auf Jahre hinaus „in die Lehre gegangen“, um zu lernen, um das Aufwachen zu integrieren und zu vertiefen und auch, um eben das Lehren zu lernen.
Wie ist denn das Erwachen bei dir passiert?
Ich bin zu Eli Jaxon-Bear gekommen und hörte dort zum ersten Mal, dass Aufwachen in diesem Leben möglich ist. Im Siddha-Yoga dauert das viele Leben. Ich habe für mich gemerkt – und das ist auch etwas sehr Wichtiges in meiner Arbeit geworden –, dass diese innere Öffnung für die Möglichkeit, hier und jetzt aufzuwachen, plötzlich auch die Energien ganz anders ausrichtet. So war ich dann auf zwei Retreats bei Eli. Wir haben mit dem Enneagramm gearbeitet, zusammenhängende spirituelle Fragen damit bearbeitet und dann ist das Aufwachen folgendermaßen geschehen:
Ich saß am vorletzten Tag eines Sommer-Retreats bei ihm. Es gab dort eine Bewusstheitsübung, die ich nun auch in meinen Retreats und Seminaren vermittle, in der es darum geht, sich immer tiefer nach innen fallen zu lassen in das, was gerade gefühlt wird. Man kann da ein inneres Fallen erleben. Als am nächsten Tag das Retreat zu Ende war, habe ich mich auf eine Terrasse gesetzt – eine sehr schöne Terrasse mit weitem Blick über den See (lacht) – und die Augen geschlossen und da setzte das Fallen wieder ein. Bei dem Fallen fühlte es sich so an, als würde ich durch einen sehr engen Schacht gleiten – nicht als Bild, sondern als Erfahrung von Enge. Der Atem geht dabei sehr zurück. Der Körper scheint nur noch auszuatmen. Inzwischen haben mir Dutzende von Schülern von einer ganz ähnlichen Erfahrung berichtet. Es ist also typisch und ein wichtiger Schritt in diesem Prozess.
Der Körper atmet aus und nur noch ganz zart ein und manche haben Angst, zu ersticken. Glücklicherweise konnte ich es geschehen lassen – auch weil ich mich an die Yogatechnik des Feueratmens erinnerte. Ich fiel durch die Enge hindurch in einen sich weitenden Raum, wo das Fallen in ein Schweben übergeht. Aus dem Schweben wird dann ein Fliegen und daraus wird schließlich das Erleben, dass man nicht mehr im Raum, sondern der grenzenlose Raum selbst ist. Das ist ein typischer Prozess, wie Aufwachen geschieht. Ich erlebe bei meinen Schülern, dass sie es genauso beschreiben. Einige lassen es geschehen und wachen auf, andere stoppen. Aber mit der Bewusstheitsübung kann man sich sehr genau vorbereiten. Sie hat mit dem Atem und einer besonderen Durchlässigkeit des Körpers zu tun, dieses besondere Atmen zuzulassen – mit Hingabe.
Dieses Fallen nach innen und die Enge, erinnert das nicht auch an Beschreibungen von Nahtoderlebnissen, die ja mittlerweile sehr gut erforscht sind?
Ja, das ist mir auch schon vor vielen Jahren aufgefallen, und wir erforschen das in einer umfangreichen Studie. Man fühlt nämlich nicht nur, wie man fällt, sondern erfährt zugleich einen starken Sog in die Tiefe. Das ist zum Teil wie beim Nahtoderleben, wo man sich wie durch einen Tunnel hindurch gezogen fühlt. Ich bin auch deshalb darauf gekommen, weil eine Frau nach einer Nahtoderfahrung und nach dem erfolglosen Besuch bei einigen Therapeuten zu mir gefunden hat. Sie ist nach ganz kurzer Arbeit mit mir vollständig aufgewacht.
„Vollständig aufgewacht“ – hast du ein Kriterium dafür? Was ist das, was meinst du damit?
Das Kriterium ist, dass jemand vollständig im gegenwärtigen Augenblick lebt, und das bewirkt, dass der Verstand still ist. Gedanken sind da, wenn sie gebraucht werden, aber überwiegend herrscht Stille. Diese Fähigkeit, sich mit stillem Geist in diesem Augenblick zu erfahren als diese Stille, Weite, Unendlichkeit, Frieden, unendliche Liebe und immer wieder auch als diese Glückseligkeit, das ist für mich das aufgewachte Sein – Sat-Chit-Ananda – Leere Bewusstsein Liebe, und dies nicht als eine zeitgebundene Erfahrung, sondern als das sich vertiefende Sein.
Nun höre ich von einigen heutigen radikalen Advaita-Vertretern wie Tony Parsons, Karl Renz oder Richard Sylvester, dass Erwachen keine Erfahrung sei, eher eine „Nicht-Erfahrung“, jenseits von Raum und Zeit. Ist es nun eine Erfahrung oder nicht?
Vor dem Aufwachen machen Menschen Erfahrungen mit dem aufgewachten Sein, die zeitlich begrenzt und, wie ich glaube, auch nicht vollständig tief sind. Eine halbe Stunde erfahren sie sich still und in dieser Leere, und dann ist es wieder weg. Vielleicht auch länger, aber jede Erfahrung hat einen Anfang und ein Ende. Oder sie fühlen sich so nur in der Präsenz des Lehrers. Das sind Erfahrungen. Das aufgewachte Sein durch diesen Durchbruch – wie die christlichen Mystiker das früher sehr schön genannt haben – ist deswegen keine Erfahrung mehr, weil es weder aufhört noch anfängt. Und es ist niemand da, der die Erfahrung macht. Es ist das Sein in diesem Augenblick. Und insofern würde ich da Tony Parsons zustimmen: Es ist nicht – wie Erfahrungen – auf Zeit bezogen, mit Anfang und Ende. Es ist vielmehr eine Seinsweise, ein Dasein in diesem Augenblick, und darum kann ich nicht sagen, dass es eine Erfahrung ist.
Es ist ja auch so, dass es bei der Erfahrung, die viele Menschen vor dem eigentlichen Erwachen machen, ein Subjekt und ein Objekt gibt. Das Subjekt kann über die Erfahrung berichten und reflektieren. Nach dem Erwachen gibt es dieses Subjekt nicht mehr. Insofern gibt es auch keine Erfahrung, die jemandem zukäme. Es ist einfach das Sein an sich.
Das heißt, du würdest dem zustimmen, dass nie jemand da gewesen ist, der irgendeine Erfahrung gemacht hat?
Natürlich. Es ist nie jemand da gewesen. Das ist ganz richtig. Es ist wirklich lustig, dass die Menschen glauben, dass da jemand ist, der Entscheidungen treffen und Dinge erledigen muss.
Gut, aber nun bietest du ja trotzdem einen recht ausgetüftelten Weg der Übungen an. Wenn da niemand ist, wer übt denn da?
Niemand.
Sagst du das auch deinen Schülern?
Ja. Vor allem mache ich ihnen einen grundlegenden Unterschied deutlich: Es gibt Übungen, in denen ich etwas lerne, und es gibt Übungen, in denen ich aufhöre, etwas zu tun. Ich kann mich zum Beispiel in ein Mantra einüben oder eine Sprache erlernen. Aber ich kann mich auch darin entwickeln, anzuhalten und nichts zu tun.
Obwohl kein Ich da ist, das etwas tut, geschieht in diesem Menschen eine ganze Menge Tun. Wir wissen ja inzwischen schon sehr viel darüber, wodurch dieses Tun bestimmt ist. Familienverstrickungen: Der Einzelne ist in seinem Erleben durch die Ahnen verschiedener Generationen bestimmt. Charakterfixierungen, wenn man es nach dem Enneagramm benennen will. Da gibt es viele soziale und ganz individuelle, auch genetische Faktoren, in östlichen Traditionen als „Karma“ zusammengefasst. Das alles hält den Menschen in Bewegung. Ein großer Teil der Bewegung ist die Abwehr – von Leere, von Tod, von Sterben, von Angst, so dass die Menschen sich beschäftigen und getrieben sind, um nicht in diese innere Leere zu fallen.
So ist der Mensch in dieser karmischen Bewegung und was er tun kann, ist: Er kann lernen anzuhalten, um zu dem Nichts-Tun zu kommen. Wenn ich frage: „Habt ihr das Gefühl, dass ihr wählen könnt, ob ihr anhaltet, oder werdet ihr davon bestimmt und läuft es automatisch ab?“, dann ist das in etwa so, als wenn ich einen Alkoholiker fragen würde: „Sag mal, kannst du das Glas Whisky da auch stehen lassen oder kannst du nicht anders, als zu trinken?“ Dann würde ein Teil der Alkoholiker antworten: „Nee, ich bin dem absolut ausgeliefert“, aber ein anderer Teil würde sagen: „Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich wählen kann. Manchmal kann ich sogar wählen, ganz aufzuhören.“ Da haben wir einen Organismus, der nicht wählt, was zu tun ist – es gibt kein Ich, das sagt, ich mache jetzt dies oder das. Das alles geschieht gewissermaßen in diesem „karmischen“ Schwung, vom Leben selbst aus. Aber wir haben eben auch einen Organismus, der offensichtlich die menschliche Freiheit hat zu sagen: „Stopp! Heute lenke ich mich nicht ab!“ Ob es nun Alkohol ist oder Fernsehen usw.
Ich meine, da ist offensichtlich im Herzen eine Kraft, die entscheiden kann – nicht entscheiden, etwas zu tun, aber entscheiden, anzuhalten. Die Menschen machen die Erfahrung, dass die Fähigkeit, das Anhalten zu wählen, im Laufe des spirituellen Weges zunimmt. Die Übungen tragen dazu bei. Mit dieser Antwort verhält es vielleicht so ähnlich wie mit dem Licht, bei dem sich die Wissenschaftler jahrzehntelang darüber gestritten haben, ob es nun die immaterielle Eigenschaft von Wellen oder eine materielle der Teilchen bzw. Korpuskeln hat. Schließlich ist man übereingekommen, dass es da ein „Sowohl-als-auch“ gibt, je nach Perspektive. Ramana Maharshi sagte einmal: „Es gibt weder ein Schicksal, also Vorherbestimmtheit, noch einen freien Willen.“ Und ich glaube, es ist so: In dieser Bewegung gegenüber dem, was da von alleine abläuft, kann der Mensch entscheiden – und die Übungen, die ich von meinen Lehrern übernommen oder selbst entwickelt habe, sind geeignet, diese Fähigkeit des Anhaltens zu verstärken.
Zuerst möchte ich darstellen, was ich unter Aufwachen verstehe. Aufwachen, damit meine ich nicht, dass man mehr über die spirituellen Themen weiß oder bewusster ist, sondern mit Aufwachen ist das gemeint, was früher Erleuchtung genannt wurde. In der christlichen Mystik nannte man es entweder das Hineinkommen in den göttlichen Grund oder das Eingehen in die Freude des Herrn. Johannes Tauler zum Beispiel sprach von dem „Aufstieg in den Abgrund“, in dem man den grundlosen Grund findet, und dieser grundlose Grund ist der göttliche Grund. Ich habe ein einfaches Bild: Stellen wir uns vor, dass der Mensch sich normalerweise in dem Bereich der Gedanken und Bilder, der Körperempfindungen und der Gefühle aufhält. Hier ist er zu Hause. Und wenn wir dann durch die eigene Erfahrung und durch die Berichte der Mystiker aus den vielen Tausenden von Jahren wissen, dass darunter die eigentliche Wirklichkeit ist, dann bestünde das Aufwachen darin, von diesem oberflächlichen Bereich in diese tiefere Wirklichkeit zu kommen und von dort aus alles wahrzunehmen, zu erleben, zu handeln und zu tun. Das Aufwachen ist eine Gnade, ein Geschenk oder ein Widerfahrnis. Niemand kann das Aufwachen „machen“. Im Gegenteil, das Aufwachen ist mögliches Resultat eines vollständigen Loslassens oder einer vollständigen Hingabe. Das sind zwei verschiedene Worte für dasselbe und das Ergebnis einer inneren Haltungsveränderung. Aber auch wenn die vollständige Bereitschaft zur Hingabe vorhanden ist, hat manch einer aufgrund unterbewusster Blockierungen und Konflikte noch nicht sofort auch die Fähigkeit, ganz loszulassen. Wenn der Atem nicht frei fließt oder die Angst, auftauchende Gefühle nicht aushalten zu können, noch nicht überwunden ist, verhindert dies das Loslassen. Und so kann man sehr viel dafür tun, dass einem das Loslassen auch wirklich möglich ist, indem man – mit Unterstützung eines Lehrers und zur Verfügung stehender Methoden – diese Blockierungen und Konflikte löst. Das bedeutet, dass ich dadurch erst zum Nichts-Tun finde, was wie ein Tun erscheint – das Lösen der Blockierungen und Konflikte. Dies ist in Wirklichkeit die Beendigung des Tuns.
Diese tiefere Wirklichkeit kann erst und nur dann vollständig erfahren werden, wenn der Verstand still wird. Innerlich hält alles an; kein Gedanke stört mehr diesen unendlich wahrgenommenen Raum. Die Gedanken sind einfach verschwunden. Selbstverständlich tauchen wieder Gedanken auf, wenn das praktische Tun, Aufgaben des Alltags oder des Lebens anstehen oder andere Menschen da sind, denen zu antworten ist. Wenn die innere oder äußere Situation es erfordert, tauchen praktische Gedanken auf. Das Befreiende besteht darin, dass diese Gedanken nicht wie früher ständig mit zusätzlichen egozentrischen Gedanken verknüpft und assoziiert werden, die unnötig sind, also diese psychischen Gedanken, die mit der Angst um das Image, mit fantasierten Befürchtungen über das Morgen und mit kritischer Beäugung des eigenen Tuns zusammenhängen. Wer wünscht sich nicht, von diesem lästigen inneren Geplapper endlich erlöst zu sein. So ist die Befürchtung der Handlungsunfähigkeit natürlich ganz abwegig. Die Handlungen werden eleganter und effizienter, eben weil sie nicht vom Kreisen um die eigene Person ständig gestört, blockiert und aufgehalten werden. Denn es ist ja gar nicht so, dass der Mensch einfach nur zu viel dächte. Es ist vielmehr auch so, dass er an wichtigen Stellen das Denken abbricht, es nicht zu Ende führt und ihm entflieht, wenn es zum Beispiel um den Tod geht, aber auch wenn es um unerwünschte Themen geht. Das mehr oder weniger sinnlose Geplapper wird benutzt, um den gefährlich erscheinenden Gedankengang wieder zu verdrängen. Die psychischen Gedanken sind auch all diejenigen, die ein ständiges „Ich muss“, „Ich soll“, „Ich brauche“ usw. produzieren. Es sind gerade diese Gedanken, die den Menschen veranlassen, als Folge der Tyrannei dieser „Solls“ ständig eine Fassade zu leben und sich dadurch dem tiefsten Selbst, dem, was er wirklich ist, zu entfremden.
Wenn der Verstand still ist, wird dieser innere Raum, diese innere Wirklichkeit wahrgenommen. Dies beschreiben alle Mystiker zu allen Zeiten mit den gleichen Worten. Ein Frieden, der grenzenlos ist, eine Glückseligkeit, die den Menschen erfasst, verzückt, und eben diese Stille. Aufwachen bedeutet jetzt, dass man diese Erfahrung von Stille nicht nur für fünf Minuten oder als Folge und Resultat einer bestimmten spirituellen Übung erlebt. Das ist sozusagen der Anfangsweg, bei dem ich diese Erfahrung oder Teile der Erfahrung während der spirituellen Praxis mache und dadurch in die Stille hineinfinde. Eine zweite Phase ist, dass diese Stille auf dem spirituellen Weg den Suchenden einfach überflutet, ohne dass er etwas getan hat und ohne dass er genau weiß, warum es gerade innerlich still wird oder nicht. Das Aufwachen bedeutet eine innere Veränderung derart, dass ich diese Tiefe, diese Wirklichkeit, nicht mehr nur für einen Moment, sondern als dauerhaftes Sein erfahre und mich selber als dieses Sein wahrnehme, als diesen Frieden und diese Liebe oder Glückseligkeit. Sat-Chit-Ananda, wie es auf Sanskrit heißt: Leere, Bewusstsein und Liebe, wie wir im Deutschen sagen, oder Sein, Bewusstsein und Liebe. Glückseligkeit und Liebe sind praktisch zwei Seiten einer Medaille.
Das verstehe ich unter dem Aufwachen, dieses radikale und vollständige Hineinfinden in eine tiefere Wirklichkeit, sich selber als diese tiefere Wirklichkeit erfahren, und das als dauerhaftes Sein. Der Hintergrund meiner eigenen Erfahrung ist, dass ich 20 Jahre lang psychotherapeutisch gearbeitet habe, dabei auch schon Yoga und Meditation praktizierte und einen Lehrer hatte, der das miteinander verband. Mir war nicht klar, dass das Aufwachen in diesem Leben geschehen kann. In der Hindu-Haltung glaubt man, dass man noch viele Leben reinkarnieren müsse, um Stück für Stück weiterzukommen und irgendwann – vielleicht im Jahr 3035 oder so – aufwachen könne. Wenn man die Entdeckung macht oder realisiert, dass das Aufwachen in diesem Leben möglich ist, bekommt es innerlich sofort eine vollkommen andere Dynamik. Selbst wenn der Wunsch nach Aufwachen oder Erleuchtung schon vorhanden ist: Solange ich nicht von der Realisierungsmöglichkeit erfasst bin, kann der Wunsch innerlich nicht die Energien und psychischen Kräfte in diese Richtung bewegen.
Natürlich ist es allen Mystikern klar, dass das Ich nicht verschwindet und dass das Ich nicht bekämpft wird – einfach deswegen, weil es nie da gewesen ist. Das Aufwachen bewirkt die Erfahrung, dass da kein Ich ist. Das bedeutet weder, dass die Individualität verschwinden, noch dass die Persönlichkeit verschwände. Diese kann sich nach dem Aufwachen viel freier entfalten, gerade weil sie zuvor von Ängsten und Blockierungen eingeengt war. Das Verschwinden der Illusion des Ichs bedeutet das Verschwinden der Konstruktion einer Urheberschaft der Gedanken, Handlungen und des Erlebens. Das bedeutet auch, dass das Leben von da an als etwas erfahren und erlebt wird, das dich lebt, und nicht etwas, das du tust. Aber das Ich ist nicht verschwunden, sondern es war nie da. Die entscheidende Frage zu diesem Thema ist: Wer könnte das sein, der Entscheidungen trifft? Jeder hat wahrscheinlich noch das Gefühl, dass er selbst die Entscheidung trifft, dass er derjenige ist, der etwas tut. Aber wenn wir genauer untersuchen, was da eigentlich geschieht, entdecken wir Folgendes: Nehmen wir an, es wäre zwischen zwei Alternativen zu entscheiden. Es kommen bestimmte Gedanken zu Alternative A und bestimmte Gedanken zu Alternative B. Du hast keine Kontrolle darüber, welche Gedanken kommen. Du kannst nichts dafür oder dagegen tun, ob Gedanken kommen, die Alternative A oder B stärken. Dann gibt es bestimmte Zukunftserwartungen darüber, was geschehen würde, wenn A oder B passierte. Auch darüber hast du keine Kontrolle, welche Erwartungen und Bilder über A und B in dir hochkommen. Dann gibt es bestimmte Veranlagungen, welche Werte und Motive eine Rolle spielen. Manche spielen mehr auf Sicherheit, andere mehr auf Risiko. Dann gibt es bestimmte Themen aus der Familie, was der Vater, die Mutter, der Großvater usw. gesagt haben, was sich gehört und was nicht. Du hast keine Kontrolle darüber, ob du zu denen gehörst, die das tun, was der Großvater gesagt hat, oder zu denen, die das Gegenteil dessen tun, was der Großvater gesagt hat. Du hast keine Kontrolle darüber, was in dieser Entscheidungssituation innerlich und äußerlich passiert. Du hast keine Kontrolle darüber, welche Freunde kommen und was sie zu sagen haben. Wenn wir uns eine Waage für A oder B vorstellen, sinkt die Waagschale von A tiefer und tiefer, weil mehr Gewicht auf dieser Seite ist. Und du sagst dann nicht: Jetzt treffe ich die Entscheidung, ich entscheide mich für Alternative B. Im Gegenteil, zwangsläufig kommst du jetzt dazu, dass die Alternative A sich realisiert, d.h., die Entscheidung setzt sich dir um.
Interessanterweise ist in der modernen Hirnforschung diese These von der Nicht-Existenz des Ichs bzw. des Ichs als einer mentalen, gedanklichen Konstruktion immer weiter verbreitet. Und es gibt die schöne Theorie der Psychologin Susan Blackmore aus Großbritannien. Sie sagt, Gedanken macht sich ja nicht wirklich jemand, sie fallen einem ein. Dieses Einfallen, „mir fällt etwas ein“, ist ein brauchbarer Begriff. Die Gedanken sind gewissermaßen Einheiten, die ein eigenes Dasein führen und von dir Besitz ergreifen oder nicht Besitz ergreifen, je nachdem, für welche Gedanken – Meme2 nennt sie diese Gedankeneinheiten – du aufgeschlossen bist oder nicht, so dass dieses Gehirn, diese Persönlichkeitsausstattung so etwas wäre wie ein Wirt. Einzelne Meme sind wie Parasiten, die sich an ihm festsetzen oder eben nicht. So als hörtest du eine Melodie, die du öfter vor dich hinträllerst und den Nachbarn damit anstecktest. Das wäre ein Mem, das sich dann von allein ausbreitet und den anderen ansteckt. Andere Meme werden leichter unterdrückt. Manche Meme sind dazu da, andere Meme zu zerstören. Ob sich das Mem „Es gibt gar kein Ich, sondern es ist nur eine gedankliche Vorstellung“ bei dir festsetzt oder nicht, darüber hast du keine Kontrolle, auch ich nicht. Wir können uns anschauen, was es für Konsequenzen hat. Aber wenn es sich festsetzte, dann würde es bestimmt eine andere Vorstellung zersetzen. So wirken Meme, die innerhalb eines Bewusstseinsfeldes gewissermaßen schwimmen und dieses Bewusstseinsfeld bestimmen und du selber hast praktisch keine Kontrolle darüber, welche Gedanken oder Meme bei dir gerade ansässig werden oder nicht. Die Mystiker wussten es immer: Das Ich verschwindet nicht durch die Erleuchtung, sondern das Nichtvorhandensein des Ichs wird erkannt. Das ist das Aufwachen. Das heißt, da kommt nichts dazu, sondern ich erkenne das Illusionäre.
Zuerst lade ich dich zu einer Übung3 in Form einer Innenreise ein.
Mach die Augen zu. Atme aus. Und jetzt nimm wahr, was gerade für Körperempfindungen wahrnehmbar sind. Und dann nimmst du wahr, was du fühlst. Du kannst hier fragen: „Welche Stimmung ist da jetzt gerade? Fühle ich mehr Ruhe oder Unruhe?“ Dann kann ich fragen: „Mit welchem Gefühl ist es verbunden?“ Und wenn du jetzt irgendwas entdeckst, eine Stimmung, ein Gefühl oder eine tiefere Erfahrung, die im Augenblick im Vordergrund ist, dann kannst du dich in dieses Gefühl oder diese Erfahrung hineinfallen lassen und entdecken, wie tief dieses Gefühl oder diese Erfahrung ist. Im buchstäblichen Sinne hineinfallen lassen mit der Frage: „Wie tief ist es?“ Und wenn du dabei dieses Erleben von Tieferfallen hast, dann kannst du entdecken, was dieses Tieferfallen auslöst. Du kannst auch sehen, ob dieses Tieferfallen entspannend oder beunruhigend wirkt oder unheimlich ist. Danach die Augen wieder öffnen.
Wenn man nach innen geht und diese verschiedenen Schichten von Körperempfindungen und Gefühlen durchschreitet, kommt jeder an einen inneren Abgrund. Die Existenzialisten haben diesen Abgrund beschrieben und uns aufgefordert, im Angesicht dieses Abgrundes nicht wegzulaufen, sondern freier zu werden, indem wir in den Abgrund hineinblicken. Die Mystiker, insbesondere die christlichen Mystiker, waren sich über diesen Abgrund sehr im Klaren und haben den Menschen geraten, sich in diesen Abgrund hineinfallen zu lassen. Und das ist der springende Punkt: Wenn ich mich in diesen Abgrund hineinfallen lasse, geschieht typischerweise, dass der Mensch sich nicht nur versenkt, sondern dass der Atem weniger wird. Wenn man das zulassen kann und die Angst vor der Bodenlosigkeit fühlen kann und trotzdem dabeibleibt, fällt man tiefer und erlebt eine Enge – es sind keine Bilder, sondern es ist eine innere Erfahrung –, als fiele man plötzlich durch eine Enge. Wenn man dann weiter aushält, dass der Körper fast gar nicht mehr atmet – viele Menschen bekommen dann Angst und holen Luft, weil sie fürchten zu ersticken –, wenn man es aushält und sich weiter fallen lässt, dann wird diese Enge plötzlich weiter und es findet eine wirkliche Veränderung statt. Man hat das Gefühl, zu schweben und zu fliegen. Da ist gar kein Grund und braucht auch gar kein Grund zu sein, weil man plötzlich fliegen kann. Das ist eine wesentliche Erfahrung, die zum Aufwachen führen oder das Aufwachen bedeuten kann, denn plötzlich fliegt man nicht mehr in einem Raum, sondern man nimmt sich als diese Unendlichkeit selbst wahr. Und so wird der Verstand still.
Ich habe das selbst, aber auch mit Schülern in den letzten zehn Jahren dutzendfach erlebt. Viele wachen auf diese Weise auf. Es ist eine Gnade. Man hat es nicht in der Hand, man kann es nicht machen, aber man kann sehr viel tun, um dahinzukommen.