Baccara Exklusiv Band 46 - Mary Lynn Baxter - E-Book

Baccara Exklusiv Band 46 E-Book

MARY LYNN BAXTER

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Beschreibung

VIELLEICHT NUR EINE NACHT von BAXTER, MARY LYNN Ellen will mit Männern nichts mehr zu tun haben. Zu schmerzhaft sind die Erinnerungen an ihre gescheiterte Ehe. Bis der wohlhabende Porter Wyman in einer Nacht voller zärtlicher Berührungen und wildem Verlangen ihre Welt komplett auf den Kopf stellt. HEISSE LIEBE KOMMT INS SPIEL von D'ALESSANDRO, JACQUIE Herzrasen, unbändige Sehnsucht, heiße Leidenschaft - diese Gefühle muss ein echter Mann in Lexie wecken. So wie der umwerfend gut aussehende Rodeoreiter Josh. Der flirtet aber nicht nur mit ihr, sondern auch mit der Gefahr. Und das bricht Lexies fast das Herz. MEIN HELD - MEIN RETTER von DEAN, ALYSSA Eine Heirat mit ihrem attraktiven Nachbarn Morgan Brillings könnte Lacys Farm vor dem Ruin retten - aber eine Ehe ohne Leidenschaft kommt für sie nicht in Frage. Also beschließt sie, herauszufinden, ob Morgan in ihr ein Feuer entfachen kann.

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Seitenzahl: 602

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Alyssa Dean, Mary Lynn Baxter, Jacquie D’Alessandro

Höhepunkte der Leidenschaft, Band 46

IMPRESSUM

BACCARA EXKLUSIV erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1

Redaktion und Verlag: Brieffach 8500, 20350 Hamburg Telefon: 040/347-25852 Fax: 040/347-25991
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Cheflektorat:Ilse BröhlProduktion:Christel Borges, Bettina SchultGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)Vertrieb:asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg Telefon 040/347-27013

© by Patsy McNish Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Deutsche Erstausgabe 1999 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

© by Mary Lynn Baxter Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Deutsche Erstausgabe 1999 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

© by Jacquie D’Alessandro Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Deutsche Erstausgabe 2003 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Fotos: Harlequin Books S.A.

© by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg, in der Reihe BACCARA EXKLUSIV, Band 46 - 2008

Veröffentlicht im ePub Format im 04/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-86349-585-5

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

ALYSSA DEAN

MEIN HELD - MEIN RETTER

Flirten ist Silber – Liebe ist Gold! Zwei Männer bemühen sich um die bildhübsche Famerin Lacy Johnson. Doch während Cal Robinson nur heiße Leidenschaft in ihr erwecken will, um an die Silbermine auf ihrer Farm zu kommen, möchte Morgan Brillings ihr aus ehrlichem Herzen helfen. Und hat am Ende etwas viel wertvolleres in seinen Händen: Lacys ganze Liebe

MARY LYNN BAXTER

VIELLEICHT NUR EINE NACHT

Es sollte nur eine Nacht sein – ohne Hemmungen, aber auch ohne Versprechen auf ein Morgen. Doch die Zärtlichkeit, mit der der attraktive Porter Wyman sie liebt, weckt in Ellen den Wunsch nach mehr. Ist es nur die Leidenschaft, die aus ihr spricht, oder hat ihr erregender Liebhaber auch ihr Herz berührt?

Jacquie D’Alessandro

HEISSE LIEBE KOMMT INS SPIEL

Ihr neuer Kunde Josh ist genau so, wie ein Mann für Lexie sein muss: stark, männlich und extrem begehrenswert. Und als Fitnesstrainerin weiß sie, wie sie seinen Puls tagsüber in die Höhe treibt. Doch nachts vertauschen sich die Rollen, und Josh zeigt Lexie was es heißt, sich ganz den Gefühlen und der Leidenschaft zu ergeben.

Alyssa Dean

MEIN HELD - MEIN RETTER

1. KAPITEL

„Wie wäre es mit einem gut aussehenden, geheimnisvollen Fremden, Oscar?“, fragte Lacy und drehte den durchtrennten Stacheldraht mit der Zange zusammen. „Könnten wir den nicht hier brauchen?“

Oscar, ihr Bordercollie, hielt den Kopf schief und musterte sie verständnislos.

Lacy ließ sich auf ihre Fersen sinken, zog die Arbeitshandschuhe aus und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Du weißt, was für einen Typ ich meine. So einen, wie er im Film immer dann auftaucht, wenn die junge, hübsche Tochter des Ranchers schon jede Hoffnung aufgegeben hat und nahe daran ist, ihren Besitz zu verlieren.“ Sie schaute Oscar an. „Fast so wie im richtigen Leben, nicht wahr?“

Er neigte den Kopf zur anderen Seite und jaulte.

„Nicht ganz“, räumte Lacy ein. „Unsere Situation ist nicht zum Verzweifeln.“

Allerdings war sie auch nicht besonders erhebend. Ihre gesamte Heuernte war verbrannt, sodass sie für den Winter Futter kaufen mussten. Ihr bester Bulle war mit einer großen Anzahl junger Rinder ausgebrochen und in dem von den Regenfällen stark angestiegenen Bach ertrunken. Der Mähdrescher hatte nicht funktioniert und brauchte eine kostspielige Reparatur. Ihre finanzielle Situation war nicht rosig, und wenn sich die Umstände nicht gewaltig besserten, würden sie wohl in Bedrängnis geraten.

„In Filmen taucht in so einem Fall ein fantastisch aussehender Unbekannter mit undurchsichtiger Vergangenheit auf. Er verliebt sich in die Tochter, und sie sich in ihn. Sie erleben eine leidenschaftliche Romanze, und er rettet ihre Ranch schließlich vor den Gläubigern.“

Oscar legte sich neben ihr auf den Boden und gähnte.

Lacy tätschelte ihm den Kopf. „Du glaubst nicht, dass hier so etwas passiert, oder?“

Oscar schloss die Augen und ließ den Kopf auf die Pfoten sinken. Lacy richtete sich auf und ließ den Blick schweifen. Sie befand sich auf einer Anhöhe, die eine herrliche Aussicht bot. Abgesehen von dem kleinen Waldstück zu ihrer Linken und dem Bach unten im Tal sah sie nichts anderes als Gras, Weidezäune und Angusrinder. Weit und breit war kein Mensch in Sicht, und am allerwenigsten ein Traummann.

Lacy bückte sich und hob das Werkzeug auf, das sie gebraucht hatte, um den Zaun zu reparieren. Ihr Hund blickte gelangweilt drein, während sie die Sachen in den Satteltaschen eines der beiden Pferde, die sie mitgebracht hatte, verstaute.

„Außerdem eigne ich mich nicht als Traumfrau, auch wenn ich die Tochter eines Ranchers bin. Achtundzwanzig ist nicht mehr jung, und als hübsch würde ich mich auch nicht betrachten.“ Sie blickte auf ihre schmutzigen Jeans und verzog das Gesicht. „Die meiste Zeit kann ich mich nicht mal als sauber betrachten.“

Sie betrachtete sich sowieso kaum. Schon morgens war sie zu beschäftigt, um viel mehr zu tun, als sich anzuziehen, ein bisschen frisch zu machen und zu kämmen. Was Make-up betraf, benutzte sie ab und zu mal etwas Lippenstift. Doch konnte sie sich nicht erinnern, wann sie das zum letzten Mal getan hatte. Warum auch? Um Zäune zu reparieren, Rinder zu versorgen und Heu einzufahren, musste sie nicht umwerfend aussehen.

„In mich verlieben wird er sich nur, wenn er eine Frau mit einem einfachen, urwüchsigen Lebensstil mag“, stellte sie fest.

Und das erschien ihr unwahrscheinlich. Männer liebten langbeinige Blondinen und nicht etwa kleine braunhaarige Frauen, die nach Pferden und Heu rochen anstatt nach Parfüm. Doch ausmalen konnte sie sich, was sie wollte. Und so stellte sie sich vor, wie ein fantastisch aussehender Fremder den Hügel heraufgeritten kam und sie entdeckte. „Großartig!“, würde er zu ihr sagen. „Ich habe mich schon immer nach einer Frau gesehnt, die im Einklang mit der Natur lebt. Wie wäre es mit einer heißen Affäre? Ich rette auch die Ranch für dich.“

Lacy musste lachen. „Gern, mein Traummann“, würde sie sagen. Sie würden atemberaubenden Sex miteinander haben, und dann würde er … Ja, was würde er machen? Sie klappte die Satteltasche zu. „Selbst wenn so ein Mann auftauchen sollte, was könnte er schon tun?“, fragte sie Oscar. „In den Filmen erschießt er die bösen Gläubiger. Unsere Gläubiger sind aber keine Finsterlinge. Sie wollen nur das Geld, das wir ihnen schulden.“ Lacy überlegte. „Wenn mein Traummann nicht die Satteltaschen voller Gold hat, kann er mir sowieso nicht helfen.“

Sie verzog das Gesicht. Kein Wunder, dass sie einen solchen Mann weit und breit nicht entdecken konnte. So einen gab es vermutlich nicht!

Lacy klopfte dem Pferd auf den Rücken und ging zu dem anderen Tier. „Besser er taucht nicht auf, sonst habe ich nichts mehr zu tun. Und ich brauche nicht noch einen Mann, der mir Vorschriften macht.“

Ihr Vater war schon schlimm genug. Oh, er war ein wunderbarer Mensch, und sie liebte ihn auch. Aber er war mit Sicherheit der größte Chauvinist diesseits des Pazifiks. Er hatte seine eigenen Vorstellungen, wie die Ranch geführt werden sollte. Lacy konnte ihm das nicht verübeln. Schließlich hatte er sie von seinem Vater übernommen. Aber Lacy war nicht vollkommen unerfahren. Bis auf die kurze Zeit, in der sie Landwirtschaft studiert hatte, hatte sie immer hier gelebt. Und nachdem ihr Vater vor drei Jahren einen Herzinfarkt gehabt hatte, hatte sie praktisch die Leitung der Ranch und den Hauptteil der Arbeit übernommen. Trotzdem meinte er, ihr Vorschriften machen zu können.

Es könnte höchstens schlimmer werden. Zum Beispiel, wenn ihr Traummann das Kommando übernehmen wollte. Er würde dann die Arbeit tun, die ihr am meisten Spaß machte, während für sie nur das Kochen, Waschen und Putzen übrig blieb.

Jedenfalls war es all ihren verheirateten Freundinnen so ergangen. Manchmal überlegte Lacy, warum sie überhaupt geheiratet hatten. Natürlich gab es Momente, in denen sie sich nach einem Mann sehnte, aber das kam selten vor und meistens nur dann, wenn sie ein Pärchen miteinander schmusen sah. „Mir würde es genügen, wenn wir nur eine leidenschaftliche Affäre haben, ehe er wieder weiterreitet.“

Eine Romanze mit einem gut aussehenden, reichen, geheimnisvollen Fremden wäre ideal. Die Sache hatte nur einen Haken: Lacy wohnte bei ihren Eltern. Und die würden vermutlich nicht gelassen ihren Beschäftigungen nachgehen, während ihre Tochter und deren Traummann sich miteinander im Schlafzimmer vergnügten. Und so würde sie mit ihm im Gebüsch verschwinden müssen, was kalt, unbequem und wenig romantisch wäre. Zwar gab es ein Hotel im Ort, aber wenn sie sich dort einquartierten, würde bald jeder in Silver Spurs Bescheid wissen. Sie würden bis in die nächste Stadt fahren müssen, um …

„Vergiss es!“, sagte sie sich. Es hatte keinen Sinn, ein geheimes Rendezvous mit einem unbekannten Fremden zu planen, der nie auftauchen würde. Ebenso gut konnte sie sich wünschen, es möge Millionen Dollar vom Himmel regnen!

Trotzdem hing sie ihren Wunschträumen noch einen Augenblick nach, ehe sie jeglichen Gedanken daran restlos verdrängte und den Fuß in den Steigbügel schob. „Komm, Oscar, wenn wir uns beeilen, sind wir zu Hause, ehe …“

Sie verstummte, als sie auf den Hund hinuntersah. Oscar lag nicht mehr passiv zu ihren Füßen. Er stand vielmehr aufmerksam da und schaute reglos zu dem Waldstück hinüber. Lacy folgte seinem Blick und erstarrte.

Dort stand ein Mann, keine fünfzig Meter von ihr entfernt auf der anderen Seite des Zaunes direkt vor den Bäumen. Von seinem Cowboyhut bis hin zu den abgetragenen Stiefeln sah er aus wie der Mann, von dem sie gerade geträumt hatte. Er war über ein Meter achtzig groß und hatte einen dunklen Schnurrbart. Er trug eine braune Hose, braune Lederschurze für die Beine und einen staubigen braunen Mantel. Ein Waffengurt zierte seine schmale Taille, und über der Schulter hatte er eine abgegriffene Satteltasche hängen. Er wirkte unbestreitbar mysteriös, und auch sein Aussehen entsprach Lacys Vorstellungen von einem Traummann.

Einen Moment lang schaute er sie in der heraufziehenden Dämmerung über die Wiese hinweg an. Dann tippte er sich an die Hutkrempe, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand im Dunkel zwischen den Bäumen.

Lacy blickte sprachlos auf die Stelle, wo er eben noch gestanden hatte, und wartete, bis ihr Herz ruhiger schlug. War es Einbildung gewesen, oder hatte tatsächlich dort jemand gestanden?

Nein, er war kein Produkt ihrer Fantasie. Aber sie hatte ihn noch nie hier gesehen. Was mochte er in dem Wald am südwestlichen Rand ihres Besitzes wollen? Hier hielt sich nur auf, wer nach den Rindern sah oder Zäune reparierte.

Lacy befeuchtete sich die Lippen. Sie sollte einen Fremden nicht einfach hier draußen herumspazieren lassen. Er konnte sich verirren und Hilfe brauchen, obwohl er nicht so ausgesehen hatte. Trotzdem konnte sie ihn wenigstens fragen, was er hier in der Gegend wollte … und sich dabei vorstellen.

„Du bleibst hier, Oscar!“, befahl sie ihrem Hund und band die Zügel ihres Pferdes am Zaunpfahl fest. „Pass auf die Pferde auf!“

Oscar schaute zu ihr auf, richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Bäume und bellte kurz.

Morgan Brillings zügelte sein schwarzes Pferd oben auf dem Hügel und spähte in der heraufziehenden Dämmerung auf das andere Ufer des Baches. Er konnte niemanden dort sehen, aber er erkannte die beiden Pferde, den grauen Wallach, den die Johnsons als Lasttier benutzten, und Lacys Rotbraunen.

Er zögerte einen Moment, dann drängte er sein Pferd den Hügel hinunter. Seine Arbeit war getan, und daheim erwartete ihn nur ein leeres Haus. Zwar war er es gewohnt, viel allein zu sein, aber er hatte nichts dagegen, sich ein paar Minuten mit Lacy zu unterhalten.

Vor ein paar Jahren hätte er sich kaum nach anderen Leuten umgesehen. Doch in letzter Zeit zog es ihn öfter zu anderen Menschen. Dieser überraschende Wunsch nach Gesellschaft erstaunte ihn selbst. Möglicherweise war es die Reaktion auf eine Reihe langer, unnatürlich kalter Wintertage. Oder aber sein Bruder hatte recht, und er, Morgan, fühlte sich einsam.

Sein Bruder Wade hatte die Ranch bereits in jungen Jahren verlassen und war nur selten nach Hause gekommen. In den vergangenen Monaten hatte sich das jedoch geändert. Wade rief einmal die Woche an und besuchte ihn regelmäßig.

Das tat Wade, seit er mit dieser hübschen, zierlichen Kanadierin verheiratet war. Morgan war ziemlich verblüfft gewesen, als sein Bruder ihm mitgeteilt hatte, er werde heiraten. Allerdings hatte Morgan noch mehr gestaunt, als er Wades Frau kennengelernt hatte. Cassie war eine nette, kleine Person, die endlos über Dinge wie Dekor und Schränke redete. Bei ihrem letzten Besuch hatte sie praktisch sein ganzes Haus renovieren wollen.

Doch seinem Bruder nach zu urteilen, war Cassies Verhalten typisch für Frauen. „Sie müssen immer irgendwelche sonderbaren, unlogischen Dinge machen“, hatte Wade erklärt, während Cassie sich Farbmuster angesehen hatte. „Ich glaube, das hat etwas mit ihren Hormonen zu tun.“

Morgan hatte zustimmend genickt, obwohl er im Stillen bezweifelte, das sein Bruder etwas von Hormonen oder dem anderen Geschlecht verstand. Wade und er waren nach dem Tod der Mutter von ihrem Vater großgezogen worden, und keiner von beiden konnte von sich behaupten, dass er viel Erfahrung im Umgang mit Frauen besaß. Außerdem glaubte Morgan nicht, dass alle Frauen gleich sein sollten.

Da brauchte er nur an Lacy zu denken. Er kannte sie schon sein ganzes Leben, und sie ließ sich nicht mit Cassie vergleichen. Nie hatte er erlebt, dass sie sich besondere Mühe mit ihrer Frisur machte, Make-up trug oder überlegte, was sie tragen sollte. Ihre Unterhaltungen drehten sich ausschließlich um Rinder und das Wetter, nicht etwa um Kleidungsstücke und Farben. Kein Wunder, Lacy arbeitete bereits von klein an auf der elterlichen Ranch.

Morgan zügelte sein Pferd neben den anderen beiden. Sie ignorierten ihn. Ihre Aufmerksamkeit galt dem Waldstück ein paar Meter weiter. Morgan musterte sie, als er absaß, und empfand eine leichte Beklemmung. Es war zu still, die Tiere benahmen sich etwas merkwürdig, und Lacy war nirgends zu sehen.

Er bückte sich und kraulte den Hund hinter den Ohren. „Na, Oscar, was ist los? Wo ist Lacy?“

Der Hund winselte und schaute zu den Bäumen hinüber. Morgan spähte in die gleiche Richtung, konnte aber nichts Auffälliges entdecken. Er ging jedoch auf das Waldstück zu.

Fast hatte er den Rand des Hains erreicht, als die Zweige auseinandergedrückt wurden und Lacy auftauchte. Sie kam auf ihn zugestürmt, ohne darauf zu achten, wo sie hinlief. Ehe Morgan noch reagieren konnte, stieß sie schon mit ihm zusammen.

Damit Lacy nicht das Gleichgewicht verlor, fasste Morgan nach ihren Schultern. Erschrocken schnappte sie nach Luft und wollte sich aus seinem Griff befreien, den er automatisch verstärkte. „Halt, Lacy!“

Sie erstarrte und schaute zu ihm auf. Es war noch hell genug. Er konnte deutlich erkennen, wie blass sie war. „Morgan?“

„Ja, ich …“

„O Morgan!“, hauchte sie, warf einen Blick über die Schulter und schlang zu seinem größten Erstaunen ihre Arme um seinen Hals. „O Morgan, ich bin ja so froh, dass du da bist.“

Er strich ihr über den Rücken und fühlte, dass sie am ganzen Körper bebte. Sie drängte sich an ihn, presste ihre Brüste an seinen Oberkörper, und eine unerwartete Wärme durchflutete ihn. Er räusperte sich. „Was ist denn los?“

„Da hinten.“ Sie sah erneut beklommen über die Schulter. „Da war ein … ein …“

Morgan überlegte rasch, was einem Menschen hier draußen unerwartet begegnen konnte. „Was denn? Ein Puma? Ein Grizzly?“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein.“

„Was dann?“ Morgan spähte zu den Bäumen hinüber. Er dachte an seine Winchester, die er im Gewehrholster seines Sattels stecken hatte.

„Ein Geist.“ Lacy riss entsetzt die Augen auf. „Du meine Güte, Morgan, ich habe gerade einen Geist gesehen.“

„Zuerst stand er auf der anderen Seite des Waldes direkt neben einigen Steinen. Und dann … dann war er plötzlich weg“, schloss Lacy ihren Bericht. Ein kalter Schauer rieselte ihr über den Rücken, als sie sich daran erinnerte. Das Sonnenlicht war verblasst. Der Cowboy hatte sie offen angeschaut. Sie hatte ihn ansprechen wollen … „Er gestikulierte mit der Hand, als wollte er auf etwas hinweisen. Dann hat er sich in Luft aufgelöst.“

Lacy nippte an ihrem Tee und musterte ihre Zuhörer. Sie hielten sich im Wohnzimmer auf. Lacy hatte auf dem schwarzen Ledersofa Platz genommen. Ihr Vater saß in dem einen Sessel und Morgan Brillings in dem anderen.

Morgan war, wie die meisten Männer der Gegend, groß, sehnig und dunkelhaarig. Er hatte tief liegende blaue Augen und eine sonnengebräunte, wettergegerbte Haut. Doch hatte er auch etwas an sich, das Lacy an die Erscheinung erinnerte, die sie vor ein paar Stunden gesehen hatte.

Fröstelnd wandte sie den Blick ab. Das war sicherlich albern. Morgan hatte nichts mit ihrem geheimnisvollen Fremden gemeinsam. Er mochte gut aussehen, aber sie kannte ihn schon ihr ganzes Leben. Er war ihr unmittelbarer Nachbar und mehr mit ihrem Vater befreundet als mit ihr. Außerdem hatte er sich noch nie in Luft aufgelöst.

Walt Johnson wechselte einen raschen Blick mit Morgan und runzelte die Stirn, als er sich an Lacy wandte. „Du hättest dem Kerl gar nicht nachgehen dürfen, sondern sofort umkehren müssen.“

Lacy schüttelte den Kopf. „Ich hatte keinen Grund davonzulaufen. Der Fremde befand sich auf unserem Grundstück. Ich musste doch nachsehen, was er da wollte.“ Außerdem hatte sie ihn, nachdem er wie von ihr herbeigewünscht aufgetaucht war, nicht einfach ignorieren können. „Sicherlich hättest du genauso gehandelt.“

„Das mag sein“, gab Walt zu. „Aber das ist etwas anderes. Du bist eine Frau.“

„Ach, Dad!“ Lacy ließ den Kopf auf die Sofalehne sinken. Die Tatsache, dass sie eine Frau war, hatte sie nicht davon abgehalten, die Arbeit auf der Ranch zu übernehmen, als ihr Vater sie nicht mehr geschafft hatte. „Ich wusste nicht, dass er ein Geist war. Sonst wäre ich ihm wohl nicht gefolgt.“

Walt wurde energisch. „Geister gibt es nicht.“

Mit dem Einwand hatte Lacy gerechnet. „Das habe ich auch immer geglaubt, bis ich ihn vor meinen Augen habe verschwinden sehen.“

„Lacy …“

„Es muss ein Geist gewesen sein“, beharrte sie. „Sonst müsste ich ja annehmen, dass es sich um einen Außerirdischen handelt, der in sein Raumschiff zurückgebeamt wurde.“

Walt wandte sich an Morgan. „Was meinst du dazu, Morgan?“

„Also, ich kam erst dort an, nachdem Lacy ihm begegnet war. Es wurde schon dunkel, und ich habe mich gar nicht weiter nach ihm umgesehen.“ Morgan schaute Lacy an. „Ich hielt es für besser, Lacy so schnell wie möglich nach Hause zu bringen.“

Und sie hatte nicht protestiert, sondern es genossen, beschützt zu werden. Was war nur mit ihr los? Hatte die Begegnung mit dem Geist sie dermaßen verändert?

„Es könnte auch sein, dass der Kerl mich kommen sah und sich aus dem Staub gemacht hat“, gab Morgan zu bedenken.

„Das hat er nicht“, wandte Lacy ein. „Er hat sich einfach in Luft aufgelöst.“ Die Männer wechselten erneut einen vielsagenden Blick. „Doch, das hat er!“, versetzte Lacy mit Nachdruck.

Ihre Skepsis entging ihr nicht, und sie wünschte sich, ihre Mutter wäre da. Sie würde Lacy zwar ebenso wenig glauben wie die beiden Männer, aber zumindest würde sie ihr den Rücken stärken.

„Ich glaube, ich trinke noch einen Tee.“ Lacy nahm sich ihre Tasse, stand auf und ging in die Küche. Hinter ihr breitete sich Schweigen aus. Aber sie konnte den beiden nicht wirklich böse sein. Das Ganze klang einfach zu unglaublich.

„Ich weiß nicht, was mit ihr los ist“, hörte sie ihren Vater im Wohnzimmer sagen. „Sie weiß ganz genau, dass es keine Geister gibt.“ Er seufzte schwer. „Bestimmt war sie zu lange in der Sonne.“

„Ich war nicht zu lange in der Sonne!“, schimpfte Lacy vor sich hin. Sie wusste genau, wann sie sich einer Gefahr aussetzte.

„Ich weiß nicht, Walt“, meinte Morgan. „Sie war ziemlich erschüttert und ist mir regelrecht um den Hals gefallen.“

Lacys Wangen brannten. Was war nur in sie gefahren, dass sie sich in Morgans Arme geflüchtet hatte? Das war sonst nicht ihre Art. Sie war einfach froh gewesen, ein menschliches Wesen zu sehen. Kaum erinnerte sie sich an den Augenblick, fiel ihr auch eine Reihe Empfindungen ein, die sie verspürt hatte. Das Gefühl seiner beruhigenden Hand im Rücken, seines muskulösen Oberkörpers unter ihrer Wange und seiner kräftigen Schenkel an ihren.

Unangenehm war das nicht gewesen.

Es musste daran liegen, dass sie Angst gehabt hatte. Jeder andere Mann hätte sich in der Situation genauso gut angefühlt.

Sie verdrängte den Verdacht, dass sie nicht ganz ehrlich zu sich selbst war, und horchte auf, als Morgan fortfuhr: „Andererseits ist sie natürlich nur eine Frau.“ Lacy ging auf Zehenspitzen zur Schwingtür und spähte zu den beiden hinüber. Morgan lehnte sich in seinem Sessel zurück und strich sich übers Kinn. „Manchmal benehmen sie sich ein bisschen irrational. Ich habe gehört, es soll mit den Hormonen zusammenhängen.“

Was weißt du denn über Hormone, Morgan Brillings? Er verbrachte nicht viel Zeit mit Frauen, zumindest konnte Lacy sich nicht erinnern, ihn je mit einer Freundin gesehen zu haben. Andererseits hatte sie auch nie darauf geachtet. Und schlecht sah Morgan wirklich nicht aus. Vermutlich hatte er auch Erfahrung, obwohl sie …

„Stimmt“, erklärte Walt. „Ihre Mutter benimmt sich auch manchmal so.“

Lacy musste sich ein Auflachen verbeißen.

„Trotzdem glaube ich, dass Lacy etwas gesehen hat, auch wenn ich nicht weiß, was“, meldete sich Morgan wieder zu Wort.

Walt schwieg einen Moment. „Ich kann mir nicht vorstellen, was jemand dort gewollt haben soll, Morgan, außer, es war ein Viehdieb. Ich habe gehört, in der Nähe von Billings sollen welche gewesen sein. Es wäre möglich, dass sie jetzt hierhergekommen sind.“

„Das könnte sein“, pflichtete Morgan ihm bei.

„Lächerlich!“, murmelte Lacy. „Geister stehlen keine Tiere.“ Seiner Kleidung nach kannte der Mann sich mit Rindern und Pferden aus. Allerdings war er plötzlich verschwunden. Doch wenn Viehdiebe so etwas konnten, würden sie im Zirkus ein Vermögen verdienen und bräuchten keine Rinder zu stehlen.

„Wir sollten vielleicht Dwight Lanigan Bescheid sagen“, schlug Walt vor.

Lacy warf einen verärgerten Blick zur Decke. Dwight war der Sheriff. Was sollte er denn tun? Etwa einen Suchtrupp zusammenstellen und auf Geisterjagd gehen? Vermutlich würde er das sogar machen.

Die Männer hatten lange genug hinter ihrem Rücken herumgerätselt. Lacy kehrte ins Wohnzimmer zurück. „Es gibt keinen Grund, den Sheriff zu benachrichtigen.“

Die beiden wandten sich ihr zu.

„Lacy hat recht“, bekräftigte Morgan. „Noch besteht kein Grund dazu. Aber ich werde mich morgen noch einmal dort umsehen.“

Walt nickte. „Ich begleite dich.“

Lacy trat zu ihnen. „Ich komme mit.“ Liebend gern wollte sie ihre Gesichter sehen, wenn der Mann vor ihren Augen plötzlich verschwand. Falls es kein Geist gewesen sein sollte, wollte sie unbedingt wissen, wer der Mann war und was er dort oben vorgehabt hatte.

Beide Männer sahen sie an, als wäre sie begriffsstutzig. „Nein“, entschied ihr Vater. „Du bleibst zu Hause.“

Lacy hätte ihn erwürgen können. „Es wäre sinnvoller, wenn ich mitkomme“, meinte sie so ruhig wie möglich. „Ich kann euch nämlich zeigen, wo es passiert ist. Außerdem habe ich den Geist gesehen und will bei der Suche dabei sein.“

Walt verschränkte die Arme vor der Brust. „Nein. Das ist nichts für Frauen, Lacy.“

„So etwas Albernes! Ich bin unzählige Male dort gewesen und ich war die ganze Zeit eine Frau.“

„Da war es nicht gefährlich“, entgegnete Walt gepresst.

„Jetzt ist es auch nicht gefährlich. Der Geist hat mir nichts getan. Er ist bloß verschwunden.“

„Du warst aber ziemlich erschüttert, als ich kam“, mischte sich Morgan ein.

Lacy wirbelte herum. „Natürlich war ich erschüttert. Schließlich habe ich noch nie gesehen, wie sich jemand plötzlich in Luft auflöst. Jetzt, da ich weiß, dass so etwas vorkommt, werde ich nicht so erschüttert sein, wenn es noch einmal passiert.“ In Wirklichkeit jedoch lief Lacy nur bei dem Gedanken daran eine Gänsehaut über den Rücken. Aber das durften die beiden nicht wissen.

„Darauf müssen wir es doch nicht ankommen lassen, oder?“ Morgan grinste vergnügt. „Nicht, dass es mir etwas ausgemacht hätte, dich in dem Moment in den Armen zu halten.“

Lacy konnte nur staunen. Wollte er sich über sie lustig machen? Oder … mit ihr flirten?

Morgan senkte seine Stimme. „Und ich hätte auch nichts dagegen, es wieder zu tun.“ Mit funkelnden Augen schaute er sie an und stand auf. „Aber es wäre schon besser, wenn du zu Hause bleibst.“ Er nahm seinen Hut an sich. „Bis morgen, Walt.“

Lacy fasste sich. „Aber …“

Keiner von beiden schenkte ihr Beachtung. „Willst du dein Pferd nicht bei uns im Stall unterbringen und mit meinem Wagen nach Hause fahren? Du kannst morgen damit wiederkommen, und dann machen wir uns zusammen auf den Weg.“

„Das ist nett.“ Höflich verabschiedete sich Morgan von Lacy und schritt, begleitet von Walt, zur Tür.

Lacy warf ihnen einen finsteren Blick hinterher. Großartig, die zwei! Beide felsenfest von ihrer männlichen Überlegenheit überzeugt.

Trotz ihrer Verärgerung fiel ihr Blick unwillkürlich auf Morgans muskulöse Schenkel. Bisher hatte sie nie darauf geachtet, wie gut ihm die Jeans saß. Bestimmt war daran der Geist schuld. Sein Auftauchen hatte sich auf ihre Libido ausgewirkt.

2. KAPITEL

„Das ist richtig ungerecht“, beschwerte sich Lacy und schnippelte wütend Bohnen.

Vor einer halben Stunde waren die Männer weggeritten, um den Geist aufzuspüren. Lacy und Rita, ihre Mutter, sollten sich vor ihrer Rückkehr nicht vom Haus entfernen.

Darüber ärgerte Lacy sich am meisten. Ihr gefiel auch nicht, dass Morgan heute Morgen ebenso anziehend auf sie gewirkt hatte wie gestern Abend. Aber wahrscheinlich hing das mit ihren Tagträumen und dem gut aussehenden Geist zusammen.

„Wieso dürfen die beiden Männer nach dem Geist suchen, und die Frauen müssen zu Hause bleiben und Gemüse putzen?“, fragte sie mürrisch.

Ihre Mutter lächelte nachsichtig. „Du musst mir ja nicht helfen.“

„Kann ich aber, da ich ja sonst nichts machen darf!“ Das stimmte nicht ganz. Sie hätte sich den Motor des Traktors ansehen, die Scheune aufräumen oder sich um die Kälber kümmern können. Stattdessen verbiss sie sich in ihren Groll.

„Aber, Lacy …“

„Sie haben sogar ihre Gewehre mitgenommen.“ Stirnrunzelnd lehnte sie sich gegen die Anrichte. „Was glaubst du, wollen sie etwa den Geist erschießen?“

Rita tätschelte ihr den Arm. „Sie werden niemanden erschießen, Schatz.“

„Gut.“ Lacy widmete sich wieder der Arbeit. „Es hätte nämlich wenig Sinn. Geister sind bereits tot. Das ist schließlich Voraussetzung.“

Rita zog die Brauen zusammen. „Glaubst du wirklich, du hast einen Geist gesehen?“

Lacy zögerte. „Ich … ich weiß es nicht.“ Gestern Abend war sie fest davon überzeugt gewesen, aber heute Morgen erschien es ihr doch etwas seltsam. „Es dämmerte schon. Vielleicht habe ich nicht genau gesehen, wohin der Mann gegangen ist. Und wessen Geist hätte es auch sein sollen? Der einzige Mensch, der hier gestorben ist, war Grandpa, und ihm hat der Geist nicht geähnelt.“

„Ich weiß nicht.“ Ihre Mutter blickte nachdenklich drein. „Früher soll hier einmal ein Rancher von einem Revolverhelden erschossen worden sein. Wie hieß er noch? Parkland … oder Larkland … oder so ähnlich.“

„Ach ja.“ Lacy erinnerte sich, die Geschichte gehört zu haben. „Der könnte es gewesen sein, obwohl er nicht wie ein Rancher aussah, sondern eher wie ein Revolverheld.“ Ihre Neugier war geweckt. „Was ist denn aus ihm geworden?“

„Aus dem Revolverhelden? Keine Ahnung. Ich weiß nicht, ob die Geschichte stimmt. Du kannst aber deinen Vater fragen. Er weiß vielleicht etwas darüber.“

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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