Bad Earth 26 - Science-Fiction-Serie - Alfred Bekker - E-Book

Bad Earth 26 - Science-Fiction-Serie E-Book

Alfred Bekker

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Am Vorabend des Krieges


Cy, der Aurige, und Algorian, der Aorii, haben das Komplott der Jay’nac aufgedeckt und konnten CLARON, die Allianz der organischen Völker, vor den heimtückischen Absichten der Jay’nac warnen. Doch es ist bereits abzusehen, dass die Anorganischen sich dadurch nicht von ihren dunklen Zielen abbringen lassen.

Und als eines Tages ein erster Schatten über Crysral, der Zentralwelt der Allianz, fällt, kommt es zu Ereignissen, die den Beginn des "Großen Krieges" auslösen könnten ...

Bad Earth - das spektakuläre Weltraum-Abenteuer in die Zukunft der Menschheit. Ein atemberaubender Trip in fremde Galaxien, zu epischen Raumschlachten und inmitten eines intergalaktischen Konflikts voller Intrigen.

Die digitale Neuausgabe der Space Opera von Manfred Weinland jetzt endlich und nur als eBooks erhältlich.

Jetzt herunterladen und sofort loslesen!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 122

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Über diese Folge

Über die Autoren

Was bisher geschah

Impressum

Schatten über Crysral

In der nächsten Folge

Über diese Folge

Folge 26: Schatten über Crysral

Am Vorabend des Krieges

Cy, der Aurige, und Algorian, der Aorii, haben das Komplott der Jay’nac aufgedeckt und konnten CLARON, die Allianz der organischen Völker, vor den heimtückischen Absichten der Jay’nac warnen. Doch es ist bereits abzusehen, dass die Anorganischen sich dadurch nicht von ihren dunklen Zielen abbringen lassen.

Und als eines Tages ein erster Schatten über Crysral, der Zentralwelt der Allianz, fällt, kommt es zu Ereignissen, die den Beginn des »Großen Krieges« auslösen könnten …

Bad Earth – das spektakuläre Weltraum-Abenteuer in die Zukunft der Menschheit. Ein atemberaubender Trip in fremde Galaxien, zu epischen Raumschlachten und inmitten eines intergalaktischen Konflikts voller Intrigen.

Über die Autoren

Manfred Weinland schrieb bereits für renommierte Serien wie Perry Rhodan Taschenbuch, Ren Dhark, Maddrax, Dino-Land, Jerry Cotton, Gespenster Krimi, Professor Zamorra u.a., ehe er das Konzept für die Serie Bad Earth ausarbeitete. Zusammen mit Erfolgsautoren wie Alfred Bekker, Luc Bahl, W. K. Giesa, Peter Haberl, Horst Hoffmann, Claudia Kern, Achim Mehnert, Susan Schwartz, Conrad Shepherd, Marc Tannous, Michael Marcus Thurner und Marten Veit, die ebenfalls alle bereits jahrelange Erfahrung im Schreiben von Science-Fiction-, Action- und Abenteuer- oder Horrorromanen haben, gelang eine ebenso spannungsgeladene wie komplexe Science-Fiction-Serie, die sich einem Thema widmet, das alle interessiert: Der Zukunft der Erde und der Menschheit.

Was bisher geschah

Das Jahr 2252 ist eine düstere Zeit, in der die Menschen Erinjij – »Geißel der Galaxis« – genannt werden und sich hemmungslos über den Orion-Arm der Milchstraße ausbreiten. Dabei annektieren sie auch Welten, die bereits von anderen intelligenten Geschöpfen bewohnt sind oder in Besitz genommen wurden.

Die irdischen Astronauten John Cloud und Scobee hat es aus dem Jahr 2041 in diese Zukunft verschlagen – im Zuge einer von den Keelon initiierten Invasion der Erde und des gesamten Solaren Systems.

Seither regieren die Keelon-Master auf der fremd gewordenen, hinter einem Schattenschirm verborgenen Erde – und bedrohen den Frieden der ganzen bekannten Galaxis.

Widerstand leistet die Allianz CLARON – ein Bündnis aus sechs Hauptvölkern, die allesamt organischer Natur sind. Ihnen gegenüber stehen neben den Erinjij die Jay’nac, anorganische Intelligenzen, die inzwischen als Kriegstreiber entlarvt sind … und die offenbar beabsichtigen, CLARON mit geklonten Kopien seiner Anführer zu unterwandern.

Cy, der Aurige, und Algorian, der Aorii, haben das Komplott der Jay’nac aufgedeckt und CLARON warnen können. Doch es ist abzusehen, dass die Anorganischen sich dadurch nicht von ihren dunklen Zielen abbringen lassen.

Und tatsächlich fällt eines Tages ein erster Schatten über Crysral, die Zentralwelt der Allianz. Es kommt zu Ereignissen, der den von den Jay’nac offenbar begrüßten »Großen Krieg« auslösen könnten …

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Für die Originalausgabe: Copyright © 2003/2004 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt

Für diese Ausgabe: Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Projektmanagement: Stefan Dagge

Covergestaltung: © Guter Punkt, München www.guter-punkt.de unter Verwendung von Motiven © thinkstock: Aphelleon | PaulFleet | DutchScenery | Zoonar RF

eBook-Erstellung: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-4859-0

www.bastei-entertainment.de

Alfred Bekker

Schatten über Crysral

Ein unruhiges Zittern erfasste Kerrghs grazilen Körper. Es war eine Reaktion der Nerven, die höchste emotionale Erregung signalisierte. Allzu lange hatte Kerrgh Fassung bewahren und den wahren Zustand seiner Seele verschleiern müssen.

Er war schließlich der Erste der Rogh.

Der oberste Repräsentant eines der sechs galaktischen Völker, die sich in der Allianz CLARON zusammengeschlossen hatten.

Die Rogh waren von ausgesprochen filigraner, zartgliedriger Gestalt mit großen, beinahe durchsichtigen Flügeln. Die Erinjij verglichen sie mit kleinen, harmlosen Tierchen ihres Heimatplaneten – mit Schmetterlingen.

Doch trotz der Tatsache, dass sie auf Angehörige anderer Spezies sehr zerbrechlich wirkten, wussten sich die Rogh durchaus ihrer Haut zu wehren und verfügten über eine Flotte von bewaffneten, zylinderförmigen Raumschiffen. Einen mehrere Dutzend Lichtjahre durchmessenden Raumsektor um die Heimatwelt Farsal herum hatten sie unter ihrer Kontrolle. Stützpunkte und Kolonien befanden sich auf einer ganzen Reihe von Planeten.

Aber das Volk der Rogh stand jetzt an einem Wendepunkt in seiner Entwicklung. Genau wie die gesamte Allianz CLARON.

Die Krise stand unmittelbar bevor.

Kerrgh spürte es mit jeder Faser seines zerbrechlich wirkenden Körpers. Auch wenn viele in seinem Volk sich vor dieser Erkenntnis noch drückten – es half nichts, die Augen vor dem Unvermeidlichen zu verschließen.

Kerrgh stieß ein paar Töne im Hochfrequenz-Bereich aus, die nicht einmal das feine Gehör eines Rogh noch wahrzunehmen vermochte. Allerdings hatten diese unhörbaren Laute eine beruhigende Wirkung auf die Psyche. Sie waren Teil eines Rituals der Arrlagh-Meditationsschule. Es war üblich, dass die geistige und politische Elite von Farsal bei Arrlagh-Lehrern die Kunst der Selbstbeherrschung gelernt hatte. Mit Hilfe bestimmter Übungen und Rituale sollte unter höchster psychischer oder physischer Belastung ein Zustand des Gleichgewichts erreicht werden. Ein Nebeneffekt war die weitgehende Beherrschung äußerlich sichtbarer Anzeichen emotionaler Regungen. Die Veränderungen der Flügelfärbung gehörten dazu.

Kerrgh trat an die von innen durchsichtige Wand seiner Residenz. Seine langen, sehr dünnen Bein-Extremitäten verliehen ihm dabei ein erstaunliches Maß an Stabilität.

Die Residenz des Ersten der Rogh lag hoch über As-Farsal.

»Perle von Farsal« – so könnte man diesen Namen übersetzen.

As-Farsal war die größte und bedeutendste Stadt auf der Heimatwelt der Rogh. Die kokonartigen Gebäude waren nahezu perfekt an die natürliche Umgebung angepasst.

Der einzige Kontinent Farsals war zum Großteil mit dichtem Dschungel bedeckt. Die Luftfeuchtigkeit war enorm, und der hohe Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre sorgte für einen beträchtlichen Treibhauseffekt. Die Vegetation neigte unter diesen Bedingungen zu Riesenwuchs. Bäume von bis zu dreihundert Metern Höhe waren durchaus keine Seltenheit.

Die kokonartigen Gebäude der Rogh hingen wie reife Früchte von den gewaltigen Ästen dieser aus extrem hartem Holz bestehenden Bäume. Manche von ihnen konnten bis zu zwanzigtausend Umkreisungen der Sonne alt werden, die wie ein verwaschener Lichtfleck durch die Wolken hindurchleuchtete.

Ka-La-Farsal wurde sie in der Sprache der Rogh genannt. Das große Licht von Farsal.

Im Gegensatz dazu gab es in der Nacht die kleinen Lichter von Farsal. So bezeichneten die Rogh sowohl die drei bei Nacht sichtbaren Monde ihres Heimatplaneten als auch den Nachbarplaneten Tasaragh, der von Farsal aus wie eine gewaltige tiefblau leuchtende Scheibe wirkte.

Außer den Nachtmonden besaß Farsal auch noch drei Trabanten, die vom Tageslicht überstrahlt wurden und daher unsichtbar waren.

Sämtliche Planeten und Monde des Heimatsystems der Rogh wurden durch röhrenartige Konstrukte miteinander verbunden. Die sechs Monde umliefen Farsal deshalb in geostationären Bahnen, die die Rogh vor langer Zeit mit großem technischem Aufwand synchronisiert hatten.

Die Umlaufgeschwindigkeit der anderen Planeten des Systems war ebenfalls an Farsals Umlauf um seine Sonne angeglichen worden.

Gemeinsam umkreisten sie ihr Zentralgestirn Ka-La-Farsal.

Die Verbindungen zu den Trabanten und Nachbarwelten waren nicht fest verankert. Die röhrenartigen, aus einem überraschend dünnen, karbonartigen Material bestehenden Bauwerke waren durch ein Energiefeld mit der Planetenoberfläche verbunden. Durch Eigenrotation wanderten sie und erschienen Tag für Tag zur gleichen Uhrzeit wieder exakt am selben Ort. Durch diese Verbindungen verkehrte eine Art interplanetarer Rohrpost. Es gab Fracht- und Personenkabinen, die unablässig zwischen den einzelnen Welten hin und her pendelten.

Yrgadh nannten die Rogh diesen Weltenverbund.

Ein Begriff, den bisher niemand wirklich zufriedenstellend in eine der anderen Allianz-Sprachen hatte übersetzen können.

Er bedeutete gleichermaßen so etwas wie System, Verbund, aber auch Heimat oder vertrauter Kokon – und noch etwas ganz anderes, was sich Nicht-Rogh nicht einmal vorzustellen vermochten.

Kerrgh ließ den Blick über die Stadt schweifen. Seine Residenz hing am höchsten Ast eines besonders großen Urwaldriesen. Gut sechshundert Meter ragte dieser fast hundert Meter durchmessende Stamm empor und war damit selbst für farsalische Verhältnisse von außergewöhnlicher Größe. Nirgends in As-Farsal gab es einen Punkt, von dem aus man eine bessere Sicht über die gesamte Stadt gehabt hätte.

Ein Rascheln erfüllte die Luft.

Sensoren übertrugen dieses Geräusch ins Innere der Residenz.

Der Erste der Rogh wollte es so.

Es beruhigte ihn zusätzlich.

Ist es nicht paradox?, überlegte er. Einerseits möchte ich allein sein, um durch die Rituale der Arrlagh-Meditation neue Kraft für die vor mir liegenden Aufgaben und Prüfungen zu schöpfen – andererseits hole ich mir per Sensorschaltung »das Rascheln« in meine Einsamkeit.

Das Rascheln wurde einerseits durch die Blätter verursacht, die der leichte Nordwest-Wind bewegte. Andererseits gab es Hunderttausende von Rogh-Flügeln, die diesem Rascheln eine spezielle Note hinzufügten. Es wimmelte nur so von schmetterlingshaften Rogh, die von einem Gebäude zum anderen flogen.

Das Rascheln war für einen Rogh nicht einfach irgendein Geräusch. Schon gar nicht für Anhänger der Arrlagh-Meditationsschule. Das Rascheln hatte eine spirituelle Bedeutung. Es versicherte einem Rogh die Anwesenheit seiner Artgenossen und vermittelte dadurch ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit. Rogh, die auf einsamen Stützpunkten, draußen im All ihren Dienst tun mussten und nur Kontakt zu einer Handvoll Crewmitglieder hatten, ließen sich das Rascheln per Hyperfunk übertragen. Tonträgeraufzeichnungen kamen dafür nicht infrage. Um das richtige Gefühl zu erzeugen, musste das Rascheln live aus einer der Städte auf Farsal übertragen werden. Notfalls taten es auch Sendungen von anderen Welten, die zum Weltenverbund des Yrgadh gehörten.

Kerrgh blickte nach Westen.

Ein Gebilde, das zunächst wie ein gewaltiger Strich aussah, den jemand in den Himmel hineingemalt hatte, näherte sich und wurde rasch größer.

Die Verbindung nach Tasaragh, erkannte Kerrgh sofort.

Pünktlich wie stets. Das Energiefeld, das die interplanetare Röhrenverbindung an die Oberfläche Farsals band, ließ die Vegetation am Boden vollkommen unbeschadet. Es strich über die Oberfläche wie ein heftiger Wind. In den Wanderschneisen der interplanetaren Fahrstühle befanden sich selbstverständlich keine Siedlungen.

Kerrgh beobachtete, wie der Fahrstuhl nach Tasaragh sich immer weiter näherte.

In der Umgebung stiegen mit Antigravaggregaten ausgestattete Gleiterkabinen empor und verschwanden nach und nach in der Öffnung des Fahrstuhls. Aus derselben Öffnung kamen im Gegenzug Dutzende von Kabinen ins Freie und landeten nach kurzem Flug in der Umgebung.

Wir sind ein Teil der Natur geblieben, trotz all des technischen Fortschritts, den wir erreicht haben!, ging es Kerrgh durch den vergleichsweise winzigen Kopf, der auch keineswegs seine gesamte Gehirnmasse beherbergte. Aber nun steht unsere Zivilisation am Scheideweg …

Die Rogh hatten sich der Allianz CLARON angeschlossen, um Schutz vor den aggressiven Erinjij zu erhalten, jenen vollkommen rücksichtslosen Eroberern, die sich ein Planetensystem nach dem anderen einverleibten. Ihre Eroberungsgier schien dabei keine Grenze zu kennen. Kein noch so geschickter diplomatischer Schachzug konnte sie stoppen. Außerdem waren sie die Einzigen, die bislang die Wurmloch-Passage von Raumschiffen beherrschten.

Diese Technologie brachte sie gegenüber allen anderen bekannten organischen Lebensformen in Vorteil.

Zwar waren die Erinjij dadurch nicht schneller als zum Beispiel die Rogh-Raumer, doch es war auch nicht möglich, sie zu verfolgen und die Koordinaten ihres Heimatsystems zu erfahren. Bislang war es der Allianz nicht gelungen, die Technik der Wurmloch-Passage zu kopieren oder wenigstens eines der Erinjij-Schiffe in ihre Hände zu bekommen. Lieber vernichteten sich die skrupellosen Eroberer selbst, bevor sie es zuließen, dass ihre Technik in die Hände ihrer Gegner geriet.

Gut dreißig Farsal-Jahre lang suchte diese Pest nun schon das Universum heim. Und die Vorstöße der Erinjij wurden immer dreister.

Einen Planeten nach dem anderen verleibten sich die unersättlichen zweibeinigen Eroberer ein, und es schien niemanden zu geben, der willens oder in der Lage war, ihnen Einhalt zu gebieten.

Seit einiger Zeit existierte etwa zwanzig Lichtjahre von Farsal entfernt eine Wurmloch-Passage der Erinjij, durch die bereits große Truppenverbände geschleust worden waren.

Lange Zeit war die Gefahr durch die Erinjij für die meisten Rogh etwas Abstraktes gewesen. Ein weit entfernter Schatten, der sich nur langsam näherte und dessen Existenz sich zwischenzeitlich immer wieder aus dem Bewusstsein drängen ließ.

Aber diese Zeiten waren vorbei.

Die Gefahr manifestierte sich jetzt in unmittelbarer Nähe jener Zone, die die Rogh als ihr Einflussgebiet definiert hatten. Mehrere Planetensysteme hatten die Eroberer bereits an sich gerissen. Jegliche Proteste und diplomatische Annäherungsversuche waren ungehört verhallt. Die Erinjij setzten ihre Eroberungspläne ohne den Hauch irgendeiner Rücksicht in die Tat um. Sie waren davon überzeugt, dass sie ihren Gegnern überlegen waren und niemanden zu fürchten brauchten.

Es gab vereinzelt Stimmen in der Allianz, die sich für ein entschiedenes militärisches Auftreten gegenüber den Erinjij aussprachen. Auch im Rat der Rogh waren solche Stimmen inzwischen laut geworden.

Aber sie waren weit davon entfernt, die Mehrheitsmeinung zu repräsentieren. Die Rogh waren ein Volk, das Gewalt in jedweder Form zutiefst verabscheute. Die militärischen Kräfte waren weitgehend defensiv ausgerichtet und für machtpolitische Muskelspiele nur bedingt geeignet.

Der Rat belügt sich selbst, dachte Kerrgh und seine Fühler bewegten sich dabei leicht. Die Tatsache, dass die Erinjij bislang lediglich Planeten besetzt haben, auf denen es keine Rogh-Siedlungen gibt, sollte uns nicht in trügerischer Sicherheit wiegen …

Das Interkomsystem meldete sich mit einem Summton.

»Der Erste der Rogh ist in seiner heiligen Zeit ansprechbar«, sagte Kerrgh und sprach damit eine rituelle Formel aus, die gleichzeitig das Interkom aktivierte.

Heilige Zeit war die Rogh-Bezeichnung für Zeitspannen, die nicht von Arbeit oder Schlaf erfüllt waren. Zeiten, die, nach allgemein unter den Rogh verbreiteten Ansicht, der mentalen Regeneration und der Meditation gewidmet werden sollten. Jemanden während seiner heiligen Zeit anzusprechen oder gar mit einem dienstlichen oder geschäftlichen Anliegen zu belästigen, wurde normalerweise als Sakrileg angesehen.

In der Position des ersten Rogh konnte man das Privileg einer unantastbaren heiligen Zeit natürlich nur eingeschränkt in Anspruch nehmen. Schließlich musste Kerrgh im Ernstfall jederzeit erreichbar sein. Mochte sich das auch noch so sehr mit den Traditionen sämtlicher Rogh-Meditationsschulen beißen.

Aber diesen Besucher hatte Kerrgh erwartet.

»Hier spricht Shatragh, dein Meister, der dir den Weg in die Harmonie deiner Heiligen Zeit zeigen wird«, kam die ebenfalls formelhafte Erwiderung über den Interkomlautsprecher.

»Tritt ein, Meister Shatragh!«, forderte Kerrgh sein Gegenüber auf.

Eine Schiebetür öffnete sich. Dahinter lag ein röhrenartiger Gang.

Ein Rogh schwebte herein. Er trug das traditionelle Purpur-Gewand der Arrlagh-Meditationsschule. Er war gekommen, um mit Kerrgh einige der Meditationsübungen der Arrlagh-Schule durchzuführen.

Die Flügelmembrane des Meisters hatte ein verwaschenes Muster aus ineinander laufenden Pastelltönen angenommen. Das äußere Zeichen innerer Harmonie und Ausgeglichenheit.

Und Kontrolle, überlegte Kerrgh.

Denn um die Kontrolle seines Selbst ging es letztlich in den Lehren sämtlicher Rogh-Meditationsschulen. Das Ziel war die absolute Selbstbeherrschung in Harmonie mit der Umgebung. Die nahezu perfekt ihrer Umwelt angepassten Siedlungen und Städte der Rogh waren wie ein Spiegelbild dieses Ideals.

Meister Shatragh ließ sich auf dem Boden nieder. Die aus hauchdünner Membran bestehenden Flügel stellten ihre Bewegungen ein und wurden leicht nach hinten geklappt. Die Bewegungen, mit denen Meister Shatragh sich auf seinen Gastgeber zubewegte, waren federnd.

Der Purpurgekleidete neigte Kopf und Fühler. »Sei gegrüßt, Erster unter den Rogh.«

»Ich grüße dich ebenfalls, Meister Shatragh.«

»Du hast nach mir gerufen.«

»Ich nehme an, du kennst den Grund dafür.«

»Gewiss. Du wirst in nächster Zeit viel Kraft brauchen, Erster der Rogh.«