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In diesem Band findest du alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst – ohne das Werk komplett gelesen zu haben.
Alle wichtigen Infos zur Interpretation sowohl kurz (Kapitelzusammenfassungen) als auch ausführlich und klar strukturiert.
Inhalt:
- Schnellübersicht
- Autor: Leben und Werk
- ausführliche Inhaltsangabe
- Aufbau
- Personenkonstellationen
- Sachliche und sprachliche Erläuterungen
- Stil und Sprache
- Interpretationsansätze
- 6 Abituraufgaben mit Musterlösungen
NEU: exemplarische Schlüsselszenenanalysen
NEU: Lernskizzen zur schnellen Wiederholung
Layout:
- Randspalten mit Schlüsselbegriffen
- übersichtliche Schaubilder
NEU: vierfarbiges Layout
In der novellistischen Studie Bahnwärter Thiel geht es um den gleichnamigen Protagonisten, der am Verlust seiner Frau und schließlich seines Sohnes zerbricht.
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KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN
Band 270
Textanalyse und Interpretation zu
Gerhart Hauptmann
Bahnwärter Thiel
Rüdiger Bernhardt
Alle erforderlichen Infos zur Analyse und Interpretation plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen
Zitierte Ausgaben:Gerhart Hauptmann:Bahnwärter Thiel. Husum/Nordsee: Hamburger Lesehefte Verlag, 2022. Zitiert als HL.Gerhart Hauptmann:Bahnwärter Thiel. Ditzingen: Reclams Universal-Bibliothek Nr. 6617, 2017. Zitiert als R.
Über den Autor dieser Erläuterung: Prof. Dr. sc. phil. Rüdiger Bernhardt lehrte neuere und neueste deutsche sowie skandinavische Literatur an Universitäten des In- und Auslandes. Er veröffentlichte u. a. Studien zur Literaturgeschichte und zur Antikerezeption, Monografien zu Henrik Ibsen, Gerhart Hauptmann, August Strindberg und Peter Hille, gab die Werke Ibsens, Peter Hilles, Hermann Conradis und anderer sowie zahlreiche Schulbücher heraus. Von 1994 bis 2008 war er Vorsitzender der Gerhart-Hauptmann-Stiftung Kloster auf Hiddensee. 1999 wurde er in die Leibniz-Sozietät gewählt, 2018 erhielt er den Vogtländischen Literaturpreis.
1. Auflage 2023
978-3-8044-7100-9
© 2023 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelbild: Hans Baluscheks Ölgemälde Zur Grube von 1914 © picture alliance / akg-images | akg-images
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1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht
2. Gerhart Hauptmann: Leben und Werk
2.1 Biografie
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Reichsgründung und Sozialistengesetz
Der deutsche Naturalismus und die moderne Technik
Kunst und Wissenschaft: Die Suche nach der Kunst-Formel
2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken
3. Textanalyse und -Interpretation
3.1 Entstehung und Quellen
3.2 Inhaltsangabe
3.3 Aufbau
„Novellistische Studie“ als Genrebezeichnung
Orts- und Zeitangaben
Erzählsituation, Symbole und Motive
Der Konflikt
3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken
Bahnwärter Thiel
Thiels erste Frau Minna
Thiels zweite Frau Lene
Tobias
3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen
3.6 Stil und Sprache
Sprachliche Unterschiede in den drei Teilen
Das Begriffsfeld „Ordnung“ und seine Zerstörung
Parallelen zu Georg Büchners Woyzeck
3.7 Interpretationsansätze
Die „novellistische Studie“ als Beispiel des Naturalismus
Das Motiv des vernachlässigten Kindes
Moderne Technik, Eisenbahn und Mensch
Darstellung einer Dreiecksbeziehung: Das „Gleichen“-Modell
Zahlensymbolik: die Zahl Drei
Die Rolle der Religion: die Herrnhuter Brüdergemeine
3.8 Schlüsselstellenanalysen
4. Rezeptionsgeschichte
Zeitgenössische Rezeption
Paul Ernsts Erzählung Die Frau des Bahnwärters (1928)
Hans Francks Novelle Quitt (1928)
Bahnwärter Thiel als Hörspiel (1946), Fernseherzählung (1982) und Oper (2004)
5. Materialien
6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen
Aufgabe 1 *
Aufgabe 2 **
Aufgabe 3 ***
Aufgabe 4 **
Aufgabe 5 **
Aufgabe 6 ***
Lernskizzen und Schaubilder
Literatur
Zitierte Ausgaben
Primärliteratur
Ausstellungskataloge
Lernhilfen und Kommentare für Schüler:innen
Sekundärliteratur
Verfilmungen
Damit sich alle Leser:innen in diesem Band schnell zurechtfinden und das für sie Interessante gleich entdecken, hier eine Übersicht.
Im 2. Kapitel wird Gerhart Hauptmanns Leben beschrieben und auf den zeitgeschichtlichen Hintergrund verwiesen:
Gerhart Hauptmann lebte von 1862 bis 1946. Erste dichterische Erfolge erlebte er nach 1885 in Berlin. 1889 löste sein soziales Drama Vor Sonnenaufgang einen Theaterskandal aus.
Bahnwärter Thiel erschien 1888 als Text des deutschen Naturalismus. Der hatte sich nach Reichsgründung 1871 und Sozialistengesetz 1878 aus enttäuschten Hoffnungen junger Schriftsteller und in Opposition zum Deutschen Reich, orientiert an ausländischen Vorbildern wie Zola und Ibsen, entwickelt.
Vernachlässigte soziale Gruppen wie Arbeiter, Kleinbürger und kleine Beamte, auch Ausgestoßene, Dirnen, Wahnsinnige und Alkoholiker rückten in die Figurenensembles ein; ästhetische Schönheit trat zugunsten einer wahrhaftigen und naturgetreuen Abbildungen der Problemfelder zurück. Schriftsteller:innen sollten nur noch bedingt Gestaltungsmöglichkeiten erhalten, im Übrigen Protokollant:innen der Wirklichkeit sein.
Neue Themen wie technische Anlagen, die Eisenbahn und Verkehrssysteme wurden ebenso beschrieben wie neue wissenschaftliche Erkenntnisse (Vererbungslehre, Milieutheorie, Psychoanalyse). Literatur sollte möglichst nahe an Wissenschaft herangeführt und mit vergleichbaren Gesetzen beschreibbar werden.
Gerhart Hauptmann wurde zum Repräsentanten des deutschen Naturalismus für das Theater, sein soziales Drama Vor Sonnenaufgang bedeutete den Sieg des Naturalismus auf der Bühne. Soziale, ökonomische und naturwissenschaftliche Probleme drangen auch in seine Dichtung ein.
Im 3. Kapitel wird eine Textanalyse und -interpretation geboten.
Die „novellistische Studie“ geht auf einen Unglücksfall an der Bahnstrecke von Erkner nach Fürstenwalde zurück und nutzt Erfahrungen des Dichters während seines Lebens am Rande von Berlin. Ein genaues Ereignis konnte nicht ermittelt werden. Ortsangaben, Milieu und Landschaftsbeschreibungen entsprechen den vorhandenen Verhältnissen. Bei ihrer Veröffentlichung in der naturalistischen Zeitschrift Die Gesellschaft stand die „Studie“ inmitten von Beiträgen zum entscheidenden naturalistischen Vorbild Henrik Ibsen und neben einer berühmten naturalistischen Programmschrift Conrad Albertis.
Thiel heiratet nach dem Tod seiner ersten Frau die Kuhmagd Lene, weil er seinen Sohn Tobias betreut wissen möchte. Die neue Frau hat Thiel mit ihrer sexuellen Kraft bald völlig in ihrer Gewalt. Thiel hat sich in seinem abgelegenen Bahnwärterhaus ein Heiligtum für die erste Frau eingerichtet und hält die zweite Frau davon fern. Da ein Kartoffelfeld, das Thiels zur Pacht bekommen haben, in der Nähe des Bahnwärterhauses liegt, dringt sie zu Thiel vor. Bei einem Besuch auf dem Acker wird Tobias von einem Schnellzug erfasst und stirbt. Thiel tötet in einem Anfall von Wahnsinn seine Frau und beider Kind; er wird in die Irrenabteilung eingeliefert.
Die Handlungszeit ist die erste Hälfte der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts im Deutschen Reich unter Kaiser Wilhelm I. Die Orte befinden sich in der Nähe Erkners an der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahnstrecke. Der Bahnwärter Thiel lebt am untersten Ende der Beamtenhierarchie; er hat keinen Kontakt zur Bevölkerung der Fischer, Land- und Waldarbeiter sowie der Arbeiter in den Kalkwerken von Rüdersdorf. Nach zehn Jahren Pflichterfüllung als Bahnwärter treffen Thiel mehrere Schicksalsschläge, denen er nicht gewachsen ist.
Thiel
ca. 43 Jahre
seit zehn Jahren Bahnwärter nach langem Militärdienst
korrekter, pflichtbewusster Mensch
zwanghafte Verpflichtung gegenüber der Kirche, aber privat modifizierte Religiosität
Begeisterung für Nächtliches, Mystisches, Geheimnisvolles
Minna
sorgsame und liebevolle Partnerin Thiels
erscheint ihm in den Träumen wie eine Heilige
Verkörperung der Kind-Frau, die Hauptmann lebenslang liebte
von überirdischer Sinnlichkeit und mystischer Fremdheit
Lene
ohne „Seele“ (HL 6/R 5), mitleid-, rücksichts- und erbarmungslos
ähnelt einer Maschine
fühlt sich dem Alltag und seiner Sicherung verpflichtet
Tobias wird von ihr misshandelt
Thiel ist ihr sexuell hörig
Tobias
Vermächtnis der auf besondere Art geliebten Minna
von Mutter geerbte Kränklichkeit und Empfindsamkeit
von Stiefmutter misshandelt, ihren spontanen gewaltsamen Zornausbrüchen hilflos ausgeliefert
Untergeordnete Rolle des naturalistisch gepflegten Dialekts
Unterschiedliche sprachliche und stilistische Gestaltung der drei Abschnitte des Gesamttextes: I. sachliches Protokoll II. linear erzählte Geschichte und III. zerfallende Ordnung (Ordnung als Lebensprinzip und Lebensinhalt Thiels)
Ziel: naturalistisch detaillierte Milieuschilderung der psychopathologischen Verwirrung Thiels, verbunden mit psychoanalytischen Fragen nach den Gründen seines Wahnsinns
Ähnlichkeit von Büchners Woyzeck und Hauptmanns Bahnwärter Thiel u. a. in sprachlicher Struktur
Das „Lichte der Wahrheit“ (HL 8/R 7) als naturalistisches Prinzip und seine Folgen
Die Stellung der Kinder in den naturalistischen Figurenensembles
Eisenbahnwesen, Technik und Mensch in naturalistischer und anderer Dichtung
Konstrukt, mit zwei Frauen – der toten Minna und der lebendigen Lene – zu leben
Lösung durch das „Gleichen-Problem“ (CA VII, 246)
Moderne Technik (Eisenbahn) als fragiles Gebilde, das der Willkür von Natur und Zufall ausgesetzt ist
Die „novellistische Studie“ erhielt Zustimmung, trat aber hinter Vor Sonnenaufgang zurück. Sie wurde zu einem bevorzugten Interpretationsobjekt für Literaturwissenschaftler:innen und zu einem fast dauerhaften Schulstoff.
Daneben hat sie eine beispielhafte künstlerische Rezeption erlebt: Sie wurde von Paul Ernst, Hans Franck und anderen variiert und bei ähnlicher Handlungs- und Figurenkonstellation zu unterschiedlichen Ergebnissen geführt.
Sie wurde als „Fernseherzählung“ und als Oper in andere Genres aufgenommen.
Gerhart Hauptmann
(1862–1946) © picture alliance / akg-images | akgimages
Jahr
Ort
Ereignis
Alter
1862
Ober- Salzbrunn/Schlesien (heute: Szczawno Zdrój)
15. November: Gerhard (sic!) Hauptmann wird im Hotel Schlesien „Zur Krone“ als Sohn des Hotelbesitzers Robert Hauptmann und seiner Frau Marie, geb. Straehler, und als jüngerer Bruder des Dichters Carl Hauptmann (1858–1921) geboren. Vorfahren waren u. a. Häusler, Weber und Gastwirte, der Großvater mütterlicherseits Brunneninspektor.
1868
Ober- Salzbrunn
Besuch der Dorfschule bis 1874.
6–12
1870– 1874
Ober- Salzbrunn
Dem kranken Gerhard spielen die Geschwister im Pappfigurentheater Hamlet vor. Früheste poetische Anregung. Erlebt Beginn des deutsch-französischen Krieges.
8
1873
Ober- Salzbrunn
Privater Lateinunterricht.
10
1874– 1878
Breslau
Eintritt in die Städtische Realschule I. Ordnung am Zwinger. Leidet unter der Schule. Umfangreiche außerschulische Lektüre.
11–15
1876
Breslau
Erlebt Gastspiele der „Meininger“, prägendes Theatererlebnis.
14
1877
Sorgau
Verarmung der Eltern; sie übernehmen die Bahnhofswirtschaft in Sorgau (Nieder-Salzbrunn). Freundschaft mit Alfred Ploetz.
15
1878/79
Lohnig
Vorzeitiger Schulabgang mit befriedigendem Zeugnis.
16
Lederose
Bis 1879 Landwirtschaftsschüler auf den Gütern seines Onkels. Auseinandersetzung mit Herrnhuter Geist. Lektüre des Neuen Testaments (seine spätere Grab-Beigabe).
1879
Breslau
Vorbereitung auf Examen für Einjährig-Freiwilligen Militärdienst, ein Jahr später aufgegeben. „Blutsbrüderschaft“-Gruppe mit pangermanischen Idealen (Mitglieder: Bruder Carl, Alfred Ploetz, Ferdinand Simon).
17
1880
Breslau
Gedichte und Epos Hermann (heroisierende Dichtungen in der Tradition Felix Dahns); Besuch der Bildhauerklasse der Königlichen Kunst- und Gewerbeschule; Schulausschluss wegen schlechten Betragens.
18
1881
Breslau
Durch Prof. Haertel Wiederaufnahme an Schule; plastische Arbeiten. Ablehnung Zolas.
19
Hohenhaus
Kennenlernen der Töchter des Großkaufmanns Thienemann. Die drei Brüder Georg, Carl und Gerhard(t) heiraten später die drei Schwestern Adele, Martha und Marie (1860–1940). Hochzeit Georgs mit Aufführung von Gerhards Liebesfrühling.
1882
Breslau
Besuch Maries, die ihm wirtschaftliche Sicherheit verschafft.
20
Jena
Abgang von der Kunstschule, anschl. Studium der Geschichte und Literatur, Beschäftigung mit alten Griechen (Homer, Hesiod), Jean Paul und Lord Byron.
Hohenhaus
Heimliche Verlobung mit Marie Thienemann.
1883
Weimar Jena/Berlin
Wanderung zu den klassischen Stätten, evtl. auch zur Totenfeier für Richard Wagner[2].
21
Titelbild
Titelseite
Impressum
Inhaltsverzeichnis
1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht
2. Gerhart Hauptmann: Leben und Werk
2.1 Biografie
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Reichsgründung und Sozialistengesetz
Der deutsche Naturalismus und die moderne Technik
Kunst und Wissenschaft: Die Suche nach der Kunst-Formel
2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken
3. Textanalyse und -Interpretation
3.1 Entstehung und Quellen
3.2 Inhaltsangabe
3.3 Aufbau
„Novellistische Studie“ als Genrebezeichnung
Orts- und Zeitangaben
Erzählsituation, Symbole und Motive
Der Konflikt
3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken
Bahnwärter Thiel
Thiels erste Frau Minna
Thiels zweite Frau Lene
Tobias
3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen
3.6 Stil und Sprache
Sprachliche Unterschiede in den drei Teilen
Das Begriffsfeld „Ordnung“ und seine Zerstörung
Parallelen zu Georg Büchners
Woyzeck
3.7 Interpretationsansätze
Die „novellistische Studie“ als Beispiel des Naturalismus
Das Motiv des vernachlässigten Kindes
Moderne Technik, Eisenbahn und Mensch
Darstellung einer Dreiecksbeziehung: Das „Gleichen“-Modell
Zahlensymbolik: die Zahl Drei
Die Rolle der Religion: die Herrnhuter Brüdergemeine
3.8 Schlüsselstellenanalysen
4. Rezeptionsgeschichte
Zeitgenössische Rezeption
Paul Ernsts Erzählung
Die Frau des Bahnwärters
(1928)
Hans Francks Novelle
Quitt
(1928)
Bahnwärter Thiel
als Hörspiel (1946), Fernseherzählung (1982) und Oper (2004)
5. Materialien
6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen
Aufgabe 1 *
Aufgabe 2 **
Aufgabe 3 ***
Aufgabe 4 **
Aufgabe 5 **
Aufgabe 6 ***
Lernskizzen und Schaubilder
Literatur
Zitierte Ausgaben
Primärliteratur
Ausstellungskataloge
Lernhilfen und Kommentare für Schüler:innen
Sekundärliteratur
Verfilmungen
Inhaltsverzeichnis