Bain (Pittsburgh Titans Team Teil 9) - Sawyer Bennett - E-Book

Bain (Pittsburgh Titans Team Teil 9) E-Book

Sawyer Bennett

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Beschreibung

Bain Hillridge ist neu bei den Titans und baut Beziehungen zu seinem neuen Team auf, sowohl auf als auch neben dem Eis. Wenn er doch nur die Finger von der kleinen Schwester seines Teamkollegen lassen könnte ... Obwohl ich gerne für die Arizona Vengeance gespielt habe, bin ich begeistert, ein Teil des Vermächtnisses zu werden, das die Pittsburgh Titans aufbauen. Ich möchte dem Team, das wie Phönix aus der Asche auferstanden ist, helfen, die Meisterschaft zu gewinnen. Und ich freue mich auch darauf, Mitglied einer neuen Eishockey-Familie zu werden. Bei einem Abend mit meinen neuen Freunden lerne ich die kleine Schwester unseres Goalies, Drake McGinn, kennen, und ich kann ihr nicht widerstehen. Keira und ich fühlen uns sofort zueinander hingezogen und schnell geben wir unserer Leidenschaft nach. Obwohl Drake seine Schwester für tabu erklärt hat, lasse ich mich nicht abschrecken, denn ich bekomme grundsätzlich alles, was ich will. Ich höre nicht auf Drakes Warnungen und genieße es sogar, ihn bei jeder Gelegenheit zu provozieren. Das ist zu einem meiner Lieblingshobbys geworden, abgesehen davon, seine Schwester dazu zu bringen, im Bett meinen Namen zu schreien. Als die Dinge mit Keira immer heißer werden, entwickeln sich Gefühle, die die Sache etwas komplizierter machen, als wir beabsichtigt hatten. Bis eines Tages etwas passiert, das unserer Beziehung eine eiskalte Dusche verpasst. Plötzlich müssen wir neue Prioritäten setzen, obwohl wir beide nie mehr wollten als eine heiße Affäre. Doch noch einmal nimmt das Schicksal eine andere Wendung. Vor schwierigen Entscheidungen stehend, wissen Keira und ich, dass unser Leben nie wieder so sein wird wie zuvor. Teil 9 der Reihe rund um das Team der Pittsburgh Titans von New York Times-Bestsellerautorin Sawyer Bennett.

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Beliebtheit




Sawyer Bennett

Pittsburgh Titans Teil 9: Bain

Aus dem Amerikanischen ins Deutsche übertragen von Joy Fraser

© 2023 by Sawyer Bennett unter dem Originaltitel „Bain: A Pittsburgh Titans Novel“

© 2024 der deutschsprachigen Ausgabe und Übersetzung by Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels

www.plaisirdamour.de

[email protected]

© Covergestaltung: Sabrina Dahlenburg

(www.art-for-your-book.de)

ISBN Print: 978-3-86495-690-4

ISBN eBook: 978-3-86495-691-1

Alle Rechte vorbehalten. Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Darsteller, Orte und Handlung entspringen entweder der Fantasie der Autorin oder werden fiktiv eingesetzt. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Vorkommnissen, Schauplätzen oder Personen, lebend oder verstorben, ist rein zufällig.

Dieses Buch darf ohne die ausdrückliche schriftliche Genehmigung der Autorin weder in seiner Gesamtheit noch in Auszügen auf keinerlei Art mithilfe elektronischer oder mechanischer Mittel vervielfältigt oder weitergegeben werden. Ausgenommen hiervon sind kurze Zitate in Buchrezensionen.

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Autorin

Lieber Leserinnen und Leser,

wie ich es manchmal zu tun pflege, verläuft auch diese Geschichte parallel zu einer anderen. Wenn ihr Camden bereits gelesen habt, werdet ihr sehen, dass sich die Handlungsstränge überschneiden und wieder auseinandergehen. Ich mache das gern, damit ihr einige Szenen aus einer anderen Perspektive erfahren könnt.

Wenn ihr Camden nicht gelesen habt, keine Sorge. Es wird nicht verwirrend werden, denn alle meine Geschichten können auch als eigenständige Bücher gelesen werden.

Viel Spaß beim Lesen!

Triggerwarnung

Hinweis: Triggerwarnung enthält Spoiler

Kapitel 1

Bain

Ich parke mein Auto ein paar Blocks weiter und laufe durch die vornehme Nachbarschaft zur Villa von Brienne Norcross, wo die Weihnachtsfeier des Teams stattfindet. Obwohl ich schon seit anderthalb Monaten bei den Pittsburgh Titans bin, muss ich mich erst noch in der Gemeinschaft zurechtfinden. Auf dem Eis habe ich mich als Verteidiger nahtlos in die First Line integriert, nachdem ich im Tausch gegen Nolan Carrier vom zweimaligen Meister Arizona Vengeance hergekommen bin.

Der Wechsel war für mich ein lukratives Geschäft. Auf persönlicher Ebene bin ich mir noch nicht so sicher. Meine Zeit bei den Vengeance war mehr als bedeutsam, denn wir waren ein zusammengestückeltes Expansion Team, das in eine hart umkämpfte Liga gestoßen wurde. Wir haben allen Widrigkeiten getrotzt und zwei Cups gewonnen, und in diesen zwei Jahren hat unser Team wie kein anderes zusammengehalten.

Es tat weh, wegzugehen.

Aber Wechsel gibt es immer und in diesem Geschäft kann man nie wirklich Wurzeln schlagen. Dein Schicksal liegt meist in den Händen anderer.

Ich nähere mich Briennes Haus, das von außen von festlichen Lichtern erstrahlt wird, die mir ein kribbelndes Gefühl geben, weil ich Weihnachten verdammt liebe. Einen Moment nehme ich mir Zeit, um über die Ähnlichkeiten zwischen ihr und dem Besitzer der Vengeance, Dominik Carlson, nachzudenken.

Beide Eigentümer haben ein persönliches Interesse an ihren Spielern. Sie kümmern sich intensiv um unser Wohlergehen, vertrauen aber ansonsten darauf, dass der Manager und die Trainer das Team leistungsfähig machen. Auch wenn sie beide unfassbar reich sind, sind sie doch bodenständig und zugänglich. Brienne Norcross ist mit unserem Torwart Drake McGinn zusammen. Sie ist eine Multimilliardärin und CEO eines Imperiums, und obwohl Drake für unser Team wichtig ist, ist er im Vergleich zu ihrem Erfolg ein ganz normaler Typ.

Als ich die Treppe hinauf zu den Doppeltüren gehe, höre ich von drinnen Musik und Gelächter, daher ahne ich, dass dies eine lustige Party werden wird. Ich habe nichts anderes erwartet, denn Brienne ist ein lieber Mensch.

Es ist drei Tage vor Weihnachten und ich bin schon seit einiger Zeit aufgeregt wegen der Feiertage. Ich hatte beschlossen, eine Wohnung in der Innenstadt zu mieten, bis ich mich in der Stadt zurechtgefunden habe. Außerdem kommen meine Eltern zu Besuch und wollen sich ein Spiel ansehen. Ich habe bereits einen Weihnachtsbaum aufgestellt und alle notwendigen Zutaten für meine Mutter besorgt, damit sie ihre verzierten Zuckerplätzchen backen kann, die dafür sorgen werden, dass ich im Fitnessstudio doppelte Arbeit leisten muss.

Ich mache mir nicht die Mühe, an die Tür zu klopfen, sondern trete in eine Kakofonie aus schallendem Gelächter und einer Gruppe von Menschen ein, die irgendwo im Haus Weihnachtslieder singen. Es fällt mir schwer, mich auf irgendjemanden zu konzentrieren, weil ich von der Pracht von Briennes Zuhause überwältigt bin. Ich weiß, dass es das Haus ihrer Familie war, aber es passt nicht zu der modernen Frau, die die Besitzerin der Titans ist. Es ist auf eine altmodische Art opulent. Es erinnert mich ein wenig an das Biltmore Estate, das ich in einem Sommer besucht habe. Dunkel getäfelte Wände und kunstvolle Verzierungen an der Decke, die verschlungene Muster aus Blumen, Blättern und Ranken darstellen. Der Boden ist aus Marmor, dessen Fliesen im Foyer ein rundes Motiv bilden. Über der geschwungenen Haupttreppe hängt ein Kronleuchter von der Größe eines Autos, der mit Tausenden von funkelnden Kristallen besetzt ist. Die Möbel sehen aus wie solche, die nicht zum Sitzen gedacht sind, und die massiven Ölgemälde, als gehörten sie in ein Museum. Alles in allem ist es für meinen Geschmack viel zu formell, aber das macht es nicht weniger schön.

Ich werde beinahe umgeworfen, als drei kleine Jungs vorbeiflitzen, die sich gegenseitig mit leeren Geschenkpapierrollen jagen. Ich grinse, während Drakes Kinder an einem runden Tisch vorbeirasen, auf dem eine durchsichtige Vase steht, und diese fast mit einer der Papprollen treffen. Mein Grinsen wird noch breiter, als Drake aus dem Nichts auftaucht und zwei der Kinder an ihren Hemdkragen packt und dem anderen verbal Einhalt gebietet. Alle drei übergeben die Röhren verlegen an ihren Vater, dessen Blick nicht wirklich einschüchternd wirkt. Ich habe die kleinen Hosenscheißer letzte Woche kennengelernt, als Drake sie in die Arena mitgebracht hat.

„Bain!“, ruft jemand.

Ich drehe mich um und sehe Stevie mit Hendrix, der ihre Hand hält. Ich gehe zu ihnen hinüber und betrete dabei einen Raum, der wie ein formeller Salon aussieht. Hendrix gibt mir eine halbe Bro-Umarmung und Stevie umarmt mich richtig. Ich habe sie im letzten Monat gut kennengelernt, vor allem, weil wir in unserer Freizeit oft in ihrer Bar abhängen. Ich bewundere diese temperamentvolle Person, die sich traut, eine Schlägerei in ihrem Lokal eigenhändig zu beenden. Hendrix ist total verrückt nach dieser Frau. Ich denke, seine Tage als alleinstehender Mann sind endgültig vorbei.

„Ein tolles Haus, was?“, frage ich und sehe mich um.

Stevie lehnt sich an mich und flüstert: „Ich komme mir vor wie in einem Museum.“

„Genau mein Gedanke.“ Ich schaue wieder zu Hendrix und vor allem zu dem Getränk in seiner Hand. „Wo gibt’s den Alkohol?“

Er deutet auf einen anderen großen Raum, in dem noch wertvollere Möbel stehen. „Dort ist eine Bar. Alles erstklassiger Alkohol.“ Dann zeigt er an der Treppe vorbei. „Im Speisesaal befindet sich ein Büfett. Probiere unbedingt die Rinderlende. Du wirst begeistert sein.“

„Und die Shrimps“, wirft Stevie ein.

„Ich gehe erst an die Bar. Bis später.“

Ich schlendere in den anderen Raum und bleibe stehen, um mit einigen Kameraden zu plaudern. Seit ich hier bin, habe ich viele Freundinnen und Ehefrauen kennengelernt, aber noch nicht alle. An der Bar bestelle ich einen Blanton’s Neat Bourbon und gebe der Barkeeperin einen Zwanziger Trinkgeld. Sie reicht mir mein Getränk, ich drehe mich leicht zur Seite und hebe das Glas an meine Lippen.

Ein prickelndes Gefühl durchströmt mich, als eine Frau den Raum durch eine andere Tür betritt, offenbar kommt sie aus dem Musikzimmer. Sie ist groß und kurvenreich. Ihre Figur wird durch eine eng sitzende dunkle Jeans betont. Schwarze Stiefel reichen ihr bis über die Knie. Die Absätze sind zehn Zentimeter hohe Erotik. Ihr cranberryfarbener Pullover ist einer dieser flauschigen, die sich auf der Haut himmlisch anfühlen müssen. Und da ich ein verdammt lüsterner Kerl bin, kann ich nicht umhin, zu bemerken, wie schön ihre Brüste darin aussehen.

Dunkelblaue Augen scannen den Raum. Nicht als ob sie nach jemandem Ausschau hielte, sondern eher, als würde sie sich einen Überblick verschaffen. Ich habe eine Schwäche für Blondinen. Ihr langes, mit noch helleren Strähnchen durchzogenes Haar fällt ihr über die Schultern. Sosehr ich auch auf Blondinen stehe, ihr Mund erregt meine Aufmerksamkeit mehr als alles andere. Volle, glänzende Lippen und wenn sie jemanden anlächelt, sehe ich perfekte Zähne. Sie könnte als Supermodel durchgehen, und ich kann nur vermuten, dass sie die Freundin von einem der Jungs ist. Oder ein Puck-Häschen.

In beiden Fällen wäre sie für mich tabu. Aber solange ich nicht weiß, dass sie zu jemand anderem gehört, kann ich nicht anders, als mich zu ihr hingezogen zu fühlen.

Ich schlängele mich durch die Menge, und ihr Blick wendet sich mir zu. Sie sieht mir nicht nur in die Augen, sondern mustert mich gründlich. Sie lässt ihren Blick über mein Gesicht schweifen, über meine Brust, meine Hüften, zu meinen Beinen und gemächlich wieder nach oben, sodass mir ein bisschen heiß wird.

Und leck mich am Arsch, sie beißt sich kurz auf die Unterlippe, als würde sie sich etwas mit mir vorstellen.

Ich muss unbedingt wissen, was das ist.

Als ich vor ihr stehe, stelle ich fest, dass sie noch größer ist, als ich zuerst dachte, obwohl die hohen Stiefel ihren Teil dazu beitragen. Trotzdem gefällt es mir, dass sie sich nicht den Hals brechen muss, um zu mir hochzuschauen, denn ich bin knapp über zwei Meter groß. Sie muss selbst mindestens einen Meter achtzig sein.

Ich deute nach oben. „Das muss Schicksal sein.“

Verwirrt betrachtet sie den Strauß aus Stechpalmenblättern, Cranberrys und dem darin versteckten Mistelzweig. Er hängt über dem Durchgang zum anderen Raum.

Sie runzelt die Stirn. „Schicksal?“

„Das ist ein Mistelzweig.“ Ich deute erneut nach oben. „Es bringt Glück, sich unter ihm zu küssen.“

Ihr Blick schweift kurz durch den Raum, bevor er zu mir zurückkehrt, ihr Gesichtsausdruck ist amüsiert. „Woher weißt du denn, dass das ein Mistelzweig ist?“

Ich trete einen Schritt näher. „Mein Bruder hat mir davon erzählt. Er behauptet, dass man damit garantiert jede Frau dazu bringt, einen zu küssen.“

Sie lacht und neigt den Kopf zurück. Sie hat verdammt sexy Grübchen.

Als sie mich wieder ansieht, strecke ich meine Hand aus und sie schüttelt sie. „Ich bin Bain.“

„Kiera“, antwortet sie, während wir beide weiter einander festhalten. „Ich soll also einen völlig Fremden einfach so küssen?“

„Wir sind keine Fremden“, antworte ich und schaue auf unsere Handflächen, die immer noch aneinandergedrückt sind. Ihr Griff ist fest, ihre Haut ist zart. Ihre Nägel sind unlackiert und kurz, dennoch gut manikürt. „Du bist Kiera, ich bin Bain. Und jetzt kennen wir uns.“

Mit einem fast widerwilligen Seufzer entzieht sie mir ihre Hand. „Die Idee hat zwar etwas, aber ich weiß nicht, ob das gut rüberkommen würde.“

„Bist du mit jemandem hier?“

„Du meinst, mit einem Mann?“

Ich sehe sie nur an, denn genau das will ich wissen. Ich muss wissen, ob ich weitermachen kann.

Sie schüttelt mit einem schiefen Lachen den Kopf. „Nein. Ich bin Single und glücklich.“

„Du sagst das, als wäre es ein Glaubensbekenntnis“, erwidere ich mit einem Grinsen.

„Genau das ist es.“

„Bindungsscheu?“

Sie nickt schnell. „Ich liebe meine Unabhängigkeit.“

„Verstehe ich vollkommen. Man kann kommen und gehen, wann man will.“

„Genau. Ich nehme mir, was ich will und wann ich es will.“

Ich grinse. „Da sind wir einer Meinung. Beziehungen machen mich nervös. Aber weil wir gerade davon sprechen, uns zu nehmen, was wir wollen … falls du den Kuss willst, bin ich mehr als bereit, ein lauschiges Eckchen für uns zu finden.“

Kiera begutachtet mich einen langen Moment schweigend. Dann überrascht sie mich, indem sie mir das Glas aus der Hand nimmt, es an ihre Lippen hebt und daran nippt. Sie hält die Flüssigkeit in ihrem Mund und genießt den Geschmack, bevor sie schluckt. Sie leckt sich über die Unterlippe und gibt einen genießerischen Laut von sich.

Mann, das ist verdammt sexy.

Sie reicht mir das Glas zurück. „Ich muss leider ablehnen.“

Zwar habe ich auch nicht erwartet, dass sie sich für einen Kuss mit einem Fremden hergibt, aber ich bin neugierig auf ihre Beweggründe. „Ich verspreche, dass du von mir nichts zu befürchten hast.“

„Das glaube ich dir sogar. Du wirkst wie ein großer Teddybär.“

Damit hat sie nicht unrecht. Obwohl ich Verteidiger bin und an genug Rangeleien beteiligt war, bin ich ein ziemlicher Pazifist.

Kiera schenkt mir ein verschmitztes Lächeln, senkt ihre Stimme und lehnt sich näher zu mir heran. „Aber in diesem Fall weiß ich, dass ein Kuss nicht ausreichen würde. Wir würden uns sicher nackt und verschwitzt in irgendeiner Abstellkammer in Briennes Haus wiederfinden.“

Ich hätte in diesem Moment keinen Schluck von meinem Bourbon nehmen sollen, weil ich mich fast daran verschlucke. Doch es gelingt mir, meine Überraschung auf ein keuchendes Husten zu beschränken. Sie betrachtet mich, ihre blauen Augen sprühen vor Humor, aber ich spüre, dass sie keine Witze macht.

„Auf die Gefahr hin, zu forsch zu sein – aber irgendwie glaube ich, dass ich so mit dir reden kann –: Ich bin bereit, diese Party jetzt zu verlassen, wenn du irgendwo hingehen und etwas trinken willst. Wir könnten uns ein bisschen näher kennenlernen.“

„Und Sex haben?“, fragt sie mit einer hochgezogenen Augenbraue. Ich höre die Neckerei in ihrem Ton.

„Atemberaubenden Sex. Oder wie auch immer du es nennen willst.“

Sie lacht wieder und nimmt mir mein Glas ab. Ihre Finger streifen dabei meine und sie trinkt noch einen kleinen Schluck. „Schade, dass ich schon etwas anderes vorhabe, sonst würde ich das Angebot annehmen.“

Okay, ich bin erneut schockiert, weil ich dachte, dass ich mit dieser Frau auf Augenhöhe bin. Das bin ich eindeutig nicht. „Ist das dein Ernst oder ein Scherz?“

„Ich meine es todernst.“ Sie senkt kurz den Blick, ihr Ausdruck ist aufrichtig bedauernd. „Es war schön, dich kennenzulernen.“

Ich bin immer schlagfertig, wenn es ums Flirten geht, aber sie lässt mich verstummen. Erst als sie weggehen will, komme ich wieder zu mir und greife nach ihrem Handgelenk. „Warte.“

Sie lächelt mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Gib mir deine Nummer.“

„Willst du mir sexuelle Nachrichten schicken?“

Mir fällt die Kinnlade herunter und dann grinse ich. „Darin bin ich echt gut. Aber ich dachte eher, wir fangen mit einem Date zum Dinner an.“

„Kiera!“, ruft jemand, und wir schauen beide ins Foyer, wo Brienne mit Drakes Kindern steht. Brienne winkt Kiera zu sich.

„Tut mir leid“, sagt sie und entzieht mir ihr Handgelenk. „Die Pflicht ruft.“

„Welche Pflicht?“

„Ich muss meine Neffen ins Bett bringen. Ich habe Brienne versprochen, dass ich ihr helfe, da sie die Gastgeberin dieser Party ist.“

Neffen?

Scheiße. Sie ist Drakes Schwester.

„Danke für das amüsante Gespräch“, sagt sie. „Schade, dass wir nichts miteinander anfangen können.“

Erneut schockiert von ihren direkten Worten, sehe ich schweigend zu, wie sie weggeht. Als sie Brienne und die Jungs erreicht, wechseln die Damen ein paar Worte und dann führt Kiera die Jungs nach oben. Ich nehme an, um sie ins Bett zu bringen.

Jemand stößt mich an der Schulter an und ich sehe Coen neben mir stehen.

„Was ist los?“, frage ich, den Blick immer noch auf die Treppe gerichtet, obwohl Kiera bereits weg ist.

„Mach das nicht, Kumpel.“

Ich drehe mich zu ihm um. „Was denn?“

„Dich an Drakes Schwester ranmachen. Er hat vom ersten Tag an klargestellt, dass sie tabu für das Team ist.“

„Ich war am ersten Tag nicht hier“, antworte ich, da ich nicht will, dass mir diese Frau weggenommen wird, bevor ich es zumindest bei ihr versucht habe. „Also habe ich die Botschaft nicht erhalten.“

Coen zuckt mit den Schultern. „Es ist dein Leben, nicht meins.“

Ich schnaube, denn das ist übertrieben dramatisch. Allerdings könnte ich es locker mit Drake aufnehmen. Seine Schwester kann mich nicht einfach so ansehen und sagen, dass es schade sei, dass wir nichts miteinander haben können. Nach so einem Spruch muss sie damit rechnen, dass ich mich nicht so leicht abwimmeln lasse.

Kapitel 2

Kiera

„Ich bin müde, Tante Kiera.“

Jake zerrt an meiner Hand und sieht zu mir auf. Als ältester von Drakes drei Jungs und im Alter von sieben Jahren ist er kein Jammerlappen. Er hilft, sich um seine jüngeren Zwillingsbrüder Colby und Tanner zu kümmern. Aber man muss berücksichtigen, dass es für die Jungs anstrengend ist, ihrem Vater beim Eishockeyspielen zuzusehen. Die Kinder gehen nicht zu vielen Spielen, vor allem, weil es dann sehr spät wird.

Doch bei Nachmittagsspielen am Wochenende wie heute sieht Drake sie gern auf der Tribüne, und sie sind überglücklich, dabei zu sein. Drake hat vier Dauersitzplätze direkt hinter dem Tor der Titans, das er zweimal während eines Spiels verteidigt. Im ersten und im dritten Drittel. So kann er den Jungs in den Werbeunterbrechungen zuzwinkern. Das ist zwar süß, aber sie drehen alle drei jedes Mal durch, wenn er das tut, und sind kaum wieder zu beruhigen.

Alle drei standen die ganze Zeit an der Plexiglasscheibe und sahen zu, wie ihr Vater einen Schuss nach dem anderen abwehrte. Leider gingen zwei Schüsse ins Netz, und das einzige Tor, das Stone Highsmith im dritten Drittel erzielte, reichte nicht aus, um das Spiel zu gewinnen. Jetzt sind alle drei Jungs müde und schlecht gelaunt, weil Daddy verloren hat.

Ich lege die Hände auf Colbys und Tanners Rücken und führe sie durch die Familienloge zu den Stühlen und Sofas. „Setzt euch. Dad wird gleich da sein.“ Sobald die Jungs sitzen, entsperre ich mein Telefon und übergebe es Jake. Er navigiert gekonnt zur Disney+-App, wo ich einige Filme für sie heruntergeladen habe. Ich habe keine Ahnung, wie Eltern oder Babysitter jemals ohne diese Art der Kinderbeschäftigung überlebt haben. „Wollt ihr etwas essen oder trinken?“ In der Familienloge der Titans gibt es ein Büfett und Getränke für die Zeit vor und nach dem Spiel. Normalerweise kommen die Spieler hier her, um ihre Familienmitglieder zu treffen. Brienne erscheint oft vor dem Spiel und stellt sich den Leuten vor, die sie noch nicht kennt.

An Tagen wie diesen, wenn die Jungs hier sind, erwarte ich, dass sie jeden Moment zur Übergabe kommt. Sie wird ein Auge auf die Kids haben, bis Drake geduscht ist, aber wahrscheinlich gibt sie heute nach dem Spiel ein kurzes Interview.

„Kekse“, sagt Colby mit leuchtenden, hoffnungsvollen Augen.

„Karottenstäbchen“, antworte ich. Er rümpft die Nase. „Ich besorge euch einen Teller, den ihr euch teilen könnt.“ Ich weiß, dass Drake und Brienne mit den Jungs in einem Restaurant zu Abend essen werden, also gebe ich lediglich etwas Rohkost auf einen Teller und dazu einen Ranch-Dip, der sie zum Essen animieren wird. Ich schnappe mir Wasserflaschen und stelle sie auf dem Couchtisch ab. Die drei Jungs sind über mein Telefon gebeugt, schauen Toy Story und ignorieren das Essen.

Mein Magen knurrt, denn ich habe seit dem Mittag nichts zu mir genommen. Ich werde nicht mit der Bande zum Abendessen ausgehen. Brienne hat mich zwar eingeladen, doch ich habe abgelehnt, um ihnen mehr private Zeit als Familie zu gönnen. Weil ich die Ersatzbetreuerin der Jungs bin, bin ich so oft mit ihnen zusammen, dass ich versuche, ihnen so viel Raum wie möglich zur Festigung ihrer Bindung zu geben. Es ist erst ein paar Wochen her, dass sie alle bei Brienne eingezogen sind. Die Jungs sollen sich wohl und sicher fühlen, vor allem, wenn man bedenkt, was ihre leibliche Mutter in den letzten Jahren alles durcheinandergewirbelt hat. Es scheint, dass sie für immer fort ist, denn wir haben seit Monaten nichts mehr von ihr gehört.

Ich habe die Einladung zum Abendessen auch deshalb abgelehnt, weil ich mich darauf freue, den Abend für mich zu haben. Die Arbeitswoche beginnt morgen früh. Ich muss die Jungs nach der Schule abholen und auf sie aufpassen, bis Brienne oder Drake nach Hause kommen.

Das Beste ist, dass ich heute nicht kochen muss, weil es hier Essen gibt. Ich gehe zurück zum Büfett und sehe, wie ein Pärchen das Angebot betrachtet. Ein Mann und eine Frau, die Ende fünfzig zu sein scheinen. Ich habe sie hier noch nie gesehen, aber sie könnten die Eltern von einem der Spieler sein.

„Hallo“, sage ich fröhlich, während ich mir einen leeren Teller nehme.

Beide lächeln mich an und der Mann nickt zu den silbernen Behältern auf dem Büfett. „Das ist eine nette Idee. So etwas Ähnliches wurde in Arizona auch gemacht.“

„Aah“, sage ich mit einem wissenden Blick. „Sie müssen Bains Eltern sein.“

Der superheiße Eishockeyspieler, mit dem ich vor ein paar Tagen auf der Weihnachtsfeier der Titans ein interessantes Gespräch hatte.

„Ja“, sagt sein Vater und hält mir die Hand hin. Sein Lächeln wird breiter. „Ich bin Dave Hillridge und das ist meine Frau Sheila.“

Ich schüttele ihre Hände. „Kiera McGinn. Drake ist mein Bruder.“

Dave verzieht leicht den Mund. „Er hatte ein schweres Spiel.“

Das stimmt. Er musste achtunddreißig Torschüsse abwehren, während wir nur dreißig gegen unseren Gegner geschafft haben. „Das gehört zum Spiel, nicht wahr? Aber Drake kann ziemlich besonnen sein.“

„Unser Bain nicht“, sagt Sheila und kommt näher, um zu flüstern. „Er nimmt das alles ziemlich persönlich.“

Interessant. Ich habe eine entspannte Ausstrahlung von ihm empfangen, als wir uns trafen. Nicht, dass man nach einer Niederlage wirklich entspannt sein könnte. Der Wettkampfgeist ist bei diesen Jungs sehr ausgeprägt, aber schon in diesen wenigen Minuten des gestrigen Gesprächs konnte ich feststellen, dass Bain selbstbewusst und ausgeglichen ist. Ich nehme an, dass eine Niederlage trotzdem schwer auf seinen Schultern lastet. Er ist ein Verteidiger und seine Aufgabe ist es, keine Schüsse zuzulassen.

Und dann dämmert mir etwas. Ich könnte ihn wiedersehen. Jeden Moment. Aufregung durchströmt mich. Ich habe mir vorgestellt, dass wir uns irgendwann wiedersehen würden, aber ich hätte nicht gedacht, dass es so bald sein würde. Ich gehe nur selten zu den Spielen, meist bin ich diejenige, die abends auf die Jungs aufpasst, weil Brienne hier sein muss.

„Hast du ihn schon kennengelernt?“, fragt Sheila und geht, wie in dem Sport üblich, direkt zum Du über.

Ich blinzele und lächele. „Ja, tatsächlich. Auf der Weihnachtsfeier, aber nur kurz.“

„Er ist Single, weißt du“, sagt sie verschmitzt.

Ihr Mann rollt mit den Augen und murmelt etwas vor sich hin.

Ich sehe Brienne und Drake durch in die Loge kommen und stelle den Teller wieder ab. „Tut mir leid, aber mein Bruder ist gerade gekommen und ich muss ihm die Kinder übergeben. Es war wirklich schön, euch kennenzulernen.“

„Wir hoffen, dich bald wiederzusehen“, sagt Sheila. „Wir leben in Virginia und planen, so viele Spiele wie möglich zu besuchen. Wir sind so froh, Bain wieder an der Ostküste zu haben.“

„Ich freue mich auch darauf, euch wiederzusehen.“

Ich trete zurück und mein Herz rast ein wenig, weil Bains Mutter einfach so mit der Kuppelei anfängt. Darauf habe ich keine Lust, und nach dem, was ich über ihren Sohn erfahren habe, steht er da ebenfalls nicht drauf.

Ich lächele innerlich, als ich zu den Jungs gehe, und erinnere mich an das Gespräch mit Bain. Er und ich scheinen uns ähnlich zu sein, keiner von uns ist an etwas Ernstem interessiert. Seit ich hierhergezogen bin, hatte ich erstaunlich viel Pech, jemanden für eine nette Affäre zu finden. Vielleicht ist er der Richtige. Zugegeben, ich hatte mit der Arbeit und den Kindern unglaublich viel zu tun, aber jetzt, wo Drake mit Brienne zusammen ist, sind die Jungs an den Abenden, an denen er bei Auswärtsspielen ist, bei ihr.

Ich treffe meinen Bruder an der Couch und umarme ihn voller Mitgefühl. „Tut mir leid wegen des Spiels, Brüderchen.“

Er drückt mich. „Danke.“

Mein Blick schweift zu Brienne und ich teile mein Mitgefühl auch mit ihr. Es ist ihr Team, also schmerzt sie die Niederlage genauso. Sie lächelt blass und streckt abwesend ihre Hand aus, um über Colbys Haar zu streichen. Er lächelt sie an. Mein Herz macht einen Salto, da Brienne früher Angst vor Kindern hatte. Jetzt beten die Jungs sie an und sie ist eine wunderbare Mutter. Ich habe keine Zweifel daran, dass Drake ihr einen Antrag machen wird. Es gab eine Zeit, in der ich nicht dachte, dass er noch einmal heiraten würde, weil seine erste Ehe so schlecht gewesen ist. Aber Brienne ist eine einmalige Frau, und ich weiß, dass er sie nie wieder gehen lassen wird.

„Bist du sicher, dass du nicht mit uns zu Abend essen willst?“, fragt Brienne.

„Ja, komm doch mit“, bittet mich Drake.

Ich schüttele den Kopf. „Nichts gegen euch oder die Bengel, aber ich will Zeit für mich haben. Ich gehe zum Büfett, schlage mir den Bauch voll und fahre dann nach Hause, um Wein zu trinken und mir eine Serie reinzuziehen.“

„Das hört sich echt gut an.“ Brienne seufzt.

Es folgen noch mehr Umarmungen, vor allem von mir für meine Neffen, die das Wichtigste in meinem Leben sind. Ich verspreche, dass wir in den Indoor-Trampolinpark gehen werden, wenn ich sie morgen von der Schule abhole, was mich augenblicklich zu ihrer Lieblingstante macht.

Nun, ich bin außerdem ihre einzige Tante, aber hätte ich Rivalinnen, wäre ich die Siegerin.

Als sie zur Tür hinausgehen und ich wieder am Büfett stehe, sehe ich, dass Bains Eltern nicht mehr da sind. Ich bin enttäuscht, denn ich hatte mich darauf gefreut, Bain wenigstens zu Gesicht zu bekommen, ihm vielleicht ein freches Augenzwinkern zuzuwerfen.

Die Loge ist inzwischen fast leer. Kirills Familie ist zu Besuch und sie essen alle noch an einem der Tische auf der anderen Seite des Raums. Die Kellner wuseln herum und räumen leere Teller und Gläser ab. Sie beginnen, die Essensstationen abzubauen.

Ich gehe schnell durch und hole mir ein gegrilltes Schweinekotelett, gemischtes Gemüse und meine Schwäche: ein frisches Brötchen mit Butter. Ich setze mich an den nächstgelegenen Tisch und scrolle durch mein Handy, während ich esse. Ich reiße mir ein Stück knuspriges Brötchen ab und mache mir nicht einmal die Mühe, das Messer zu benutzen. Dann ziehe ich es durch die weiche Butter auf meinem Teller und stecke es in den Mund.

Da fällt ein Schatten auf meinen Tisch. Ich hebe den Kopf und meine Augen weiten sich, als ich Bain neben mir stehen sehe. Er ist frisch geduscht und trägt einen dunkelblauen Anzug.

Mein Gott. Er ist groß. Sogar in der Nacht der Weihnachtsfeier überragte er mich, und ich hatte superhohe Absätze an. Mein Mund ist voll mit Butter und Brötchen, aber ich schaffe es, ein kurzes „Hi“ zu murmeln, und kaue dann hektisch.

Er grinst und zieht sich einen Stuhl heran. Ich schlucke mein Essen herunter. Bevor ich meine Serviette zum Mund führen kann, berührt Bain mit dem Finger meinen Mundwinkel. Ich brauche keinen Spiegel, um zu wissen, dass dort Butter klebt. Ich werde fast ohnmächtig, als er den Finger über meine Unterlippe gleiten lässt und ihn dann in meinen Mund schiebt. Ich reagiere instinktiv, sauge sanft an der Spitze, und mein Atem stockt, weil ich sehe, wie sein Blick begierig wird.

Er zieht seinen Finger zurück. „Wirst du mich ohrfeigen, wenn ich sage, dass mein Finger in deinem Mund schmutzige Fantasien auslöst?“

Ich schaue mich kurz um. „Wo sind deine Eltern?“

Bain deutet hinter sich. „Draußen im Flur. Ich habe ihnen gesagt, dass ich dich begrüßen möchte. Meine Mutter hat innerhalb von zwanzig Sekunden gleich dreimal erwähnt, wie hübsch du bist und dass ich dich um ein Date bitten soll.“

Ich bin geistig kaum in der Lage, ihm zu folgen, weil ich noch viel zu angetörnt bin von seinem Finger in meinem Mund. Wir haben nicht einmal fünf Minuten miteinander gesprochen und schon bin ich bereit, auf seinen Schoß zu krabbeln und versaute Dinge zu tun.

„Also, was denkst du?“

„Was?“ Mein Verstand ist verwirrt, meine Zunge schwer.

Er grinst, weil er weiß, dass er mich überrumpelt hat. „Über ein Date.“

Ich muss mich einigermaßen unter Kontrolle bekommen. Mit der Serviette tupfe ich mir die Lippen ab, damit ich eine Sekunde Zeit zum Nachdenken habe. „Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.“

Bains Augen blitzen verschmitzt auf. „Weil dein Bruder mich umbringen würde? Coen hat mich schon auf der Weihnachtsfeier gewarnt, als ich dich angestarrt habe.“

Wärme breitet sich in meiner Brust aus. Dass Coen an Bains Blick erkannte, dass dieser sich zu mir hingezogen fühlte, sagt mir, dass sein Blick heiß und begehrlich gewesen sein muss. „Mein Bruder hat nichts damit zu tun“, sage ich schließlich.

„Warum gehst du dann nicht mit mir aus? Es würde ganz sicher Spaß machen.“

„Das glaube ich gern. Aber die Wahrheit ist … du könntest mit jemandem wie mir nicht umgehen.“

„O Baby. Ich könnte mit einer Hand auf dem Rücken mit dir umgehen. Sogar mit beiden Händen. Dafür brauche ich nur meinen Mund.“

Ich unterdrücke ein Stöhnen angesichts dieser Fantasie. „Ich date niemanden.“

„Witzig“, sinniert er und erhebt sich von seinem Stuhl. „Ich auch nicht. Aber für dich würde ich eine Ausnahme machen.“

Ich möchte Ja sagen, doch ich spüre, dass dieser Mann Probleme bedeutet. Er ist der Typ, von dem man abhängig werden könnte, und ich bin nicht bereit, mich so heftig fallen zu lassen.

Zumindest glaube ich, dass ich es nicht bin.

Er könnte allerdings eine Kostprobe wert sein.

„Gehst du zur Silvesterparty in Stevies Bar?“, frage ich.

Bain grinst und seine Grübchen kommen zum Vorschein. „Ich habe darüber nachgedacht, aber wenn du hingehst, werde ich bestimmt da sein.“

„Ich ziehe es in Erwägung.“

„Okay, gut“, sagt er, geht ein paar Schritte zurück und deutet erneut auf die Tür. „Meine Eltern warten und ich muss los. Vielleicht sehen wir uns ja an Silvester.“

„Vielleicht.“

Er schenkt mir ein verruchtes Lächeln. „Du weißt, dass es eine Tradition gibt, wenn die Uhr zwölf schlägt, ja?“

„Ich habe davon gehört.“

„Ich werde dir an Silvester mehr darüber erzählen.“

„Wenn ich überhaupt hingehe.“

„Klar. Und falls ich auch komme. Bin mir noch nicht sicher.“

„Es ist definitiv nur ein Vielleicht“, antworte ich und unterdrücke ein Lachen.

Er zwinkert mir zu, sein Grinsen ist charmant. Dann dreht er sich weg und verlässt den Raum.

Ich starre ihm nach, vielleicht so, wie er mir auf der Party nachgesehen hat. Eins steht fest: Wir werden beide auf der Silvesterfeier auftauchen. 

Kapitel 3

Bain

Ich hatte Kiera gesagt, dass ich vielleicht zu der Silvesterparty in Stevies Bar kommen würde, aber es gab gar keinen Zweifel mehr. Ich hatte bereits zugesagt, da ich Teil eines Plans war, der Hendrix dazu bringen sollte, seinen Kopf aus dem Sand zu ziehen. Was er glücklicherweise auch getan hat.

Die Frage bleibt: Wird Kiera noch auftauchen?

Unser Geplänkel war lustig, die Sticheleien und Flirts reichten von schelmisch bis hin zum unverblümten Geständnis der gegenseitigen Anziehung. Ich war sicher, dass wir etwas miteinander anfangen würden, aber während ich an meinem Bier nippe und auf der Uhr zusehe, wie die Minuten vergehen, bin ich mir nicht mehr so sicher.

„Du wirkst abwesend“, sagt Hendrix.

„Du nicht“, antworte ich und betrachte meinen Freund. Noch vor zwei Tagen war er ein verdammtes Wrack, weil er sich wegen eines großen Missverständnisses von Stevie getrennt hatte. Ich spreche von Betrug, Drama und Intrigen. Hendrix war zu stur, um über das hinwegzusehen, was seiner Meinung nach passiert war. Coen, Stone und ich nahmen es auf uns, ihm die Wahrheit zu verdeutlichen. Dass Stevie ihn nicht betrogen hat. Das ging nur, indem wir ihn auf den Leim führten. Wir diskutierten darüber, Silvester in Stevies Bar zu verbringen, was ihn völlig ausrasten ließ. Er nannte sie eine Betrügerin. Wir versicherten ihm, dass das nicht stimmt, und machten ihn schließlich neugierig darauf, die Wahrheit über die Geschehnisse erfahren zu wollen. Und jetzt sind wir hier, fast das gesamte Team, um das neue Jahr einzuläuten.

Hendrix’ Blick schweift über die Bar und bleibt an Stevie hängen. Sie arbeitet heute Abend nicht, aber ab und zu springt sie ein, wenn die Bedienungen zu viel zu tun haben. Solange sie selbst etwas trinkt, wird sie keinen Alkohol ausschenken, doch sie hilft beim Abwasch der Gläser und beim Abkassieren der Kunden.

„Es sieht so aus, als ob ihr beide wieder auf dem richtigen Weg seid“, stelle ich fest.

„Zum Glück ist sie ein versöhnlicher Mensch“, sagt Hendrix trocken. „Ich war so ein Arsch, dass ein Teil von mir immer noch nicht ganz sicher ist, ob ich sie wirklich wiederhabe.“

Stevie schenkt ein Wasser ein und lächelt ihn an.

Ich klopfe ihm auf die Schulter. „O ja, und wie du sie wiederhast.“

Hendrix’ Gesichtsausdruck wird dümmlich, als er in ihre Richtung lächelt, und ich rolle mit den Augen. Ich habe nie verstanden, wie ein Mann sich so in eine Frau verlieben kann, aber was weiß ich schon? Ich bin jung und sondiere noch den Markt. Mein eigener Gesichtsausdruck reicht von Belustigung bis zu abgedrehtem Vergnügen, doch nie sehe ich derartig liebeskrank aus.

„Vielleicht sollte ich noch etwas Besseres machen“, überlegt er.

„Besser als ihr Tagebuch von einem bescheuerten Reporter zurückzubekommen?“

Er wendet den Blick nicht von Stevie ab. „Meinst du, das reicht?“

Meine Aufmerksamkeit wird von etwas Wichtigerem in Anspruch genommen. Kiera ist gerade gekommen. Ich lasse Hendrix’ Frage unbeantwortet und schlage mich durch die Menge zu ihr durch. Nur, um dann scharf nach links zur Bar abzubiegen, weil ihr verdammter Bruder hinter ihr hereinkommt und mit Brienne Händchen hält.

Tja, Mist. Das wirft meine Pläne über den Haufen, mit Kiera zu flirten und sie zu verführen, damit wir heute Abend zusammen nach Hause gehen können. Ihren Bruder hierzuhaben, macht das schwierig, aber nicht unmöglich.

An der Bar bestelle ich ein Bier, und sobald ich es in der Hand habe, gehe ich zu den Billardtischen. Auf zwei von ihnen laufen Doppelspiele, auf dem dritten spielen Camden und Boone. Ich stelle mein Bier auf einen Stehtisch und schaue ihnen beim 9-Ball-Spielen zu. Foster und Kirill gesellen sich zu uns, und in der nächsten Stunde treten wir abwechselnd gegeneinander an.

Es ist ein amüsanter Abend, und ich nutze die Zeit, um mich mit meinen neuen Teamkollegen anzufreunden. Wir alleinstehenden Männer bilden eine Gruppe, und einige von ihnen checken die Frauen in dieser Bar ab.

Ich behalte Kiera im Auge, während sie herumläuft und mit verschiedenen Leuten spricht. Sie fühlt sich unter den Spielern sichtlich wohl, und ich frage mich, ob sie bereits mit einem von ihnen ausgegangen ist. Drake ist erst in dieser Saison zum Team gestoßen, also liegt es nahe, dass Kiera auch erst seit dem Zeitpunkt hier ist. Leider weiß ich nicht viel über sie, außer dass ich mich extrem zu ihr hingezogen fühle.

Körperliche Anziehung sollte nicht das Einzige sein, was mich dazu bringt, sie anzubaggern, und das ist es auch nicht. Allein der kleine verbale Austausch mit ihr war amüsant. Sie war lustig, schlagfertig und kokett. Zwischen uns herrschte das unterschwellige Knistern sexueller Spannung. Ich fühle mich verdammt noch mal mehr zu ihr hingezogen als je zuvor zu einer Frau, und ich hatte durchaus eine Menge schöner Frauen.

Vielleicht liegt es daran, dass sie unerreichbar ist, weil sie sich nicht sofort auf mich stürzt und ihr Bruder ein Hindernis darstellt. Vielleicht muss ich sie nur einmal ficken, um sie aus meinen Gedanken zu bekommen. Wir haben zwar über ein Date gesprochen, aber das will ich eigentlich gar nicht, und sie ebenfalls nicht. Ich glaube, darin sind wir uns einig.

Jetzt brauche ich nur noch eine Gelegenheit, um heute Abend etwas Zeit mit ihr zu verbringen.

***

Ich sehe zu, wie Foster und Kirill eine Partie Pool-Billard spielen. Camden und ich plaudern am Stehtisch und zufällig spielt Kiera mit Stevie am Nachbartisch ein Doppel gegen Drake und Hendrix. Leider kann ich wegen Drake kein Gespräch mit Kiera beginnen, also muss ich mich damit begnügen, sie zu beobachten.

Ich bin wirklich scharf auf sie.

Sie ist verdammt sexy in der Jeans mit Rissen an den Oberschenkeln und Knien und mit den braunen Winterstiefeln. Sie trägt eine lockere weiße Bluse, die in die Hose gesteckt ist und mit einem braunen Ledergürtel abgerundet wird. Ihr herrliches blondes Haar hängt ihr über die Schultern und fällt ihr über den Rücken, aber am besten gefällt mir, dass die obersten drei Knöpfe der Bluse offen sind. Jedes Mal, wenn sie sich am anderen Ende des Billardtisches befindet und sich bückt, bekomme ich einen schönen Blick auf ihre Brüste.

Natürlich haben alle anderen Anwesenden die gleiche Aussicht, aber wenn ich mich umschaue, schaut niemand so hin wie ich. Ich nehme an, das liegt daran, dass ihr Bruder neben uns steht, oder vielleicht bin ich auch der einzige verdammte Perverse. Doch diese Frau macht mich verrückt. Wüsste ich es nicht besser, würde ich denken, dass sie mir absichtlich eine Show bietet, denn ab und zu wandert ihr Blick zu mir, als würde sie sich vergewissern, dass ich zuschaue.

„Du bist dran“, sagt Kiera, während sie Stevie einen Billardstock reicht.

Die Konstellation ist interessant. Ich weiß, dass Stevie eine unglaublich gute Spielerin ist, aber Kiera leider nicht. Die Frauen können sich jedoch ganz gut gegen Drake und Hendrix behaupten, die beide recht anständig spielen können.

„Ich hole uns noch eine Runde“, sagt Drake zu seiner Schwester.

Er geht weg, und mein Herz klopft, als Kiera zu mir herüberschlendert. Da Camden auf der anderen Seite des Tisches steht und Hendrix und Stevie in der Nähe sind, kann ich nicht offen flirten, aber ich schaffe es trotzdem, mein Interesse ihr gegenüber deutlich zu machen. „Schön, dass du da bist.“

„Dito“, antwortet sie, den Blick auf Stevie geheftet, während diese weiterspielt.

Stevie versenkt die Fünf sauber und flirtet mit Hendrix. Ich missgönne es ihnen nicht, denn ich möchte dasselbe tun. Lachend geht Stevie zu Hendrix und krallt sich in sein Shirt. Sie zieht ihn für einen schnellen Kuss zu sich heran, doch er lässt sie nicht wieder gehen. Ich kann die Worte nicht ganz verstehen, aber seine Lippen lesen.

Ich liebe dich.

Kiera kommt näher und sagt: „Ekelhaft, nicht wahr?“

„Ich kann kaum hinsehen“, witzele ich und wir grinsen uns an. Sie findet Hendrix und Stevie niedlich, genau wie ich, aber wir mögen beide die öffentliche Zurschaustellung von Zärtlichkeiten nicht besonders. So ist das eben bei Menschen, die sich dem Singleleben verschrieben haben.

Hendrix lässt Stevie los. „Erlöse uns von unserem Elend.“

Und das tut sie. Als Drake mit den Getränken zurückkommt, versenkt Stevie sauber die Acht.

„Verdammt“, murmelt Drake und reicht die Getränke weiter. Dann holt er seine Brieftasche heraus und gibt Kiera einen Zwanziger.

„Du hast gedacht, ich wäre eine Belastung für Stevie, oder?“ Kiera küsst den Geldschein.

Drake schnaubt. „Ich dachte, Hendrix und ich hätten mit dir als Stevies Partner wenigstens eine Chance.“

„Willst du doppelt oder nichts?“, fragt Kiera ihren Bruder, und der Spott ist nicht zu überhören.

Ich merke, dass die beiden sich nahestehen, aber sie konkurrieren auch gern miteinander.

„Auf keinen Fall“, sagt Drake, und sein Blick wandert zu Brienne, die am Nebentisch mit einigen von Stevies Stammkunden Billard spielt. „Ich werde meiner Frau beim Spielen zusehen.“

Kiera dreht sich zu mir um. Ihre Augen funkeln siegessicher, als sie kurz Camden ansieht und dann wieder mich. „Kommt schon … wer spielt mit?“

Die Frage richtete sich an uns beide, aber ich antworte schneller. „Ich bin dabei.“

Als ich Geld aus meiner Tasche fische, um zu zahlen, wirft mir Drake einen eiskalten, warnenden Blick zu. Ich versuche, locker zu grinsen. „Entspann dich, Alter. Es ist nur ein Billardspiel.“

„Achte nicht auf ihn“, sagt Kiera und grinst. „Er ist sauer, weil er gerade zwanzig Dollar an mich verloren hat.“

„Bist du dabei?“, frage ich Hendrix, aber er schüttelt den Kopf und zieht Stevie an sich.

Ich bewege mich um den Tisch herum und gehe in die Hocke, um vier Vierteldollar in den Schlitz zu stecken und die Kugeln freizugeben.

Kiera stellt sich an meine Seite. „Sieht so aus, als wären es nur wir beide.“

„Darauf warte ich schon den ganzen Abend.“

Sie geht in die Hocke und tut so, als wollte sie mir helfen, die Münzen einzuwerfen. „Mir gefällt, wie du mich beobachtet hast.“

O Gott. Diese geflüsterten Worte haben es in sich, und ich muss aufstehen, um von ihr wegzukommen, denn wenn sie so weiterredet, werde ich sie leider in den Toilettenbereich zerren, und das würde ihrem Bruder sicher nicht gefallen.

Ich gehe zum Stehtisch und sehe zu, wie Kiera die Kugeln aufbaut. Camden ist weg und Hendrix und Stevie sind ineinander verschlungen. Kiera hebt den Blick zu mir, während sie über den Tisch gebeugt ist und genau weiß, dass ihre Bluse offen steht und ich direkt hineinsehen kann. Ich wende den Blick nicht ab, sondern nehme, was sie mir anbietet.

Als sie fertig ist, richte ich meine Spielkugel aus. Kiera kommt sehr nahe, und ich drehe den Hals, um mit ihr zu reden. „Entschuldige bitte?“

Sie wirft mir einen unschuldigen Blick zu.

„Ich kann mich nicht konzentrieren, wenn du so nah bist“, knurre ich.

„Warum denn nicht?“

„Du weißt, warum.“ Ich versuche, sie zu ignorieren, während ich mich vorbeuge.

Kiera rückt noch näher und setzt sich halb auf den Tisch. Mein Blick schweift zu ihrem Bruder hinüber, aber Drake ist voll und ganz mit Brienne beschäftigt und sieht nicht her.

Ich sehe Kiera an. „Du lenkst mich wohl gern ab.“

„Das ist meine Rache. Als du mir den Finger in den Mund gesteckt hast, hat mich das ziemlich durcheinandergebracht.“

Ich kann nicht anders, als zu lachen, und das löst einen Teil der sexuellen Spannung. Ich ziehe den Billardstock zurück, stoße zu und die weiße Kugel treibt den Aufbau auseinander. Zwei Volle und eine Halbe versinken in den Taschen. Ich bin immer noch dran und nutze meine Chance. „Darf ich heute Abend mit dir nach Hause kommen?“

„Ja“, antwortet sie schlicht.

Meine Anspannung entweicht, und ich werde lockerer. „Gut.“ Ich wende mich dem Tisch zu, doch da kommt mir ein Gedanke. Ich schaue noch einmal zu Drake hinüber und stelle fest, dass seine Aufmerksamkeit immer noch auf Brienne gerichtet ist. Als mein Blick wieder auf Kiera fällt, sage ich: „Ich weiß, wir haben viel geflirtet und uns geneckt, aber ich bin wirklich nicht auf der Suche nach einer Beziehung. Was auch immer das zwischen uns ist … es ist ganz zwanglos, richtig?“

Kiera verzieht das Gesicht. „Bitte! Allein bei dem Gedanken an eine Beziehung wird mir schlecht. Mir geht es um nichts weiter als heißen Sex. Danach gehen wir unserer Wege.“

Hm. Ich bin mir nicht sicher, was ich davon halte, dass es eine einmalige Sache sein soll, aber darüber mache ich mir später Gedanken. „Klingt, als wären wir uns einig.“

Plötzlich wird die Jukebox ausgeschaltet und jemand ruft: „Es ist gleich so weit!“

Stevie hat überall in der Bar Fernseher, und die Lautstärke ist hochgedreht. Direkt gegenüber von uns ist einer an der Wand befestigt, der die öffentliche Party am Times Square überträgt, um Mitternacht nicht zu verpassen. Die Uhr oben links auf dem Bildschirm zeigt etwa dreißig Sekunden vor zwölf an.

Schade, dass ich Kiera nicht küssen kann, wenn das neue Jahr beginnt. Die Sache muss unter uns bleiben.

Pärchen treten Arm in Arm vor die Fernseher. Ich ignoriere das alles und gehe um den Tisch herum, um meinen nächsten Stoß zu machen, den ich vermassele. Ich reiche Kiera den Queue und genieße es, sie zu beobachten, anstatt den Countdown zu verfolgen. Sie ist eine lausige Spielerin, dennoch richte ich meine Augen lieber auf sie als auf irgendetwas anderes.

Alle in der Bar beginnen zu zählen. „Zehn … neun … acht …“

Sie schießt daneben, und als sie mir den Stock überreicht, ist Mitternacht. Alle jubeln, tröten und küssen sich.

Ich nehme den Billardqueue von ihr entgegen, meine Hand schließt sich um ihre und lässt sie für einige Momente nicht los, während wir uns in die Augen schauen. Ich hoffe, sie sieht mir an, dass ich es später wiedergutmachen werde … dass ich sie nicht küssen konnte.

Doch wir berühren einander, und aus irgendeinem seltsamen Grund kann ich mich an keine andere Silvesterparty erinnern, auf der ich jemals war. Ich weiß nur, dass ich diesen Moment nie vergessen werde, denn es ist das zarteste Vorspiel für das, was später zwischen uns explodieren wird.

Kapitel 4

Kiera

Bain und ich sind leicht angetrunken, als wir in den Uber steigen. Ich möchte am liebsten auf Bains Schoß klettern und ihn küssen, aber ich will keinen Unfall verursachen, falls der Fahrer zusieht.

Bain hält meine Hand. Er hat sie genommen, nachdem wir auf den Rücksitz gerutscht sind, und sie auf seinen Oberschenkel gelegt. Ich kann nicht aufhören, darüber nachzudenken, was sich ein paar Zentimeter höherbefindet. Würde er hart werden, wenn ich ihn mit meinem Daumen streicheln würde, dem einzigen Teil meiner Hand, der frei beweglich ist? Würde er das aufdringlich finden? Was würde passieren, wenn ich ihn küsse?

„… du beruflich?“

„Was?“, frage ich und lenke meinen Blick von unseren verschränkten Händen auf Bains Gesicht. Es liegt im Schatten und flackert vorübergehend auf, wenn uns Autos entgegenkommen. Er weiß, dass ich abgelenkt bin, und das amüsiert ihn. Seine Mundwinkel heben sich, und ich kann nur noch daran denken, ihn zu küssen.

„Ich habe gefragt, was du beruflich machst.“

Beruflich?

Äh, ja, was?

„Oh“, rufe ich aus, als wäre mir gerade die Antwort auf die letzte Frage bei Jeopardy eingefallen. Ich weiß natürlich, was ich beruflich mache. „Ich bin Krankenschwester in der Onkologie.“

„Wow“, murmelt er und seine Hand drückt meine ein wenig. „Das muss ein harter Job sein.“

„Manchmal. Aber ich bin nicht aktiv in einem Krankenhaus tätig. Ich arbeite im Homeoffice für die Klinik, für die ich zu Hause in Minnesota gearbeitet habe. Als Patientenbetreuerin helfe ich Krebspatienten bei der Koordinierung verschiedener Leistungen, wie psychologischer Beratung oder Krankentransporten. Ich bin ihnen dabei behilflich, sich mit ihrer Versicherung zurechtzufinden und ermäßigte Medikamente zu bekommen. Solche Sachen eben. Es ist hauptsächlich Telefonarbeit. Ich spreche mit den Patienten und halte ihnen sozusagen virtuell die Hand.“

„Beeindruckend. Hast du je tatsächliche Patientenpflege gemacht?“

„Ja. Ich bin erst vor etwa anderthalb Jahren in diese Position gekommen.“

„Vermisst du die Zeit mit den Patienten?“

Ich bin überrascht. Das hat mich noch nie jemand gefragt. „Manchmal. Ich telefoniere viel mit meinen Patienten, aber es ist nicht dasselbe, wie wenn ich vor Ort wäre und sie an die Hand nehmen könnte.“

Bain dreht sich zu mir um, was dazu führt, dass meine Hand höher auf seinen Oberschenkel gleitet, doch er scheint es nicht zu bemerken. „Könntest du dir auch hier einen Job suchen, der es dir ermöglicht, wieder in die aktive Pflege zu gehen?“