Baiting Him - Aurora Rose Reynolds - E-Book

Baiting Him E-Book

Aurora Rose Reynolds

0,0
4,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Chrissie Jones hat keine Zeit für Männer, egal ob heiß oder nicht. An den meisten Tagen findet sie kaum Zeit für Schlaf. Ihre aufstrebende Bäckerei beansprucht all ihre Aufmerksamkeit und so kann sie mit Sicherheit behaupten, zufriedener Single zu sein. Zu blöd, dass Mr Groß, Dunkel und verdammt Gutaussehend anderer Meinung ist und denkt, an ihrem Beziehungsstatus ein Wörtchen mitreden zu können. Gaston Miller ist ein Gentleman und weiß, dass einem die guten Dinge nicht in den Schoß fallen. Als er Chrissie zum ersten Mal begegnet, ist ihm sofort klar, dass er sie will. Diese Frau, die ihn zum Lachen bringt, nach Cupcakes riecht und sich partout nicht erobern lassen will. Als wäre sein Liebesleben nicht bereits Herausforderung genug, hat noch jemand seine Finger im Spiel. Jemand, der es nicht besonders gut mit ihm meint ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 305

Veröffentlichungsjahr: 2021

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Baiting HIM

Aurora Rose Reynolds

© Die Originalausgabe wurde 2020 unter dem

Titel Baiting HIM (How to catch an Alpha, Band 2) von Aurora Rose Reynolds veröffentlicht. Diese Ausgabe wird im Rahmen einer Lizenzvereinbarung ermöglicht, die von Amazon Publishing, www.apub.com, in Zusammenarbeit mit der Agentur Hoffmann stammt.

© 2021 Romance Edition Verlagsgesellschaft mbH

8700 Leoben, Austria

Aus dem Amerikanischen von Friederike Bruhn

Covergestaltung: © Sturmmöwen

Titelabbildung: © HayDmitriy

Redaktion: Romance Edition

ISBN-Taschenbuch: 978-3-903278-78-3

ISBN-EPUB:978-3-903278-79-0

www.romance-edition.com

Für alle,

die auf der Suche nach ihrem Glück sind

Sorg dafür, dass er mehr will

Chrissie

»Ich freue mich für dich, Leah«, sage ich zu meiner besten Freundin und nehme von einer Kellnerin zwei Shotgläser entgegen.

»Ich kann nicht fassen, dass ich tatsächlich heiraten werde, Chrissie.« Leah schüttelt den Kopf. Ihre dunklen Haare schimmern im Schein der tanzenden Lichter und ihre Augen strahlen vor Glück, als sie den großen Diamanten an ihrem Ringfinger betrachtet. So unglaublich es für sie ist, dass sie in Kürze heiraten wird, mich überrascht es nicht. Schon als ich sie und Tyler zum ersten Mal zusammen sah, war mir bewusst, dass zwischen den beiden eine besondere Verbindung besteht. Ich freue mich riesig für sie, vor allem, da ich einige ihrer früheren katastrophalen Beziehungen miterlebt habe.

»Auf dein Glücklich-bis-ans-Ende-aller-Tage.« Ich hebe mein Glas. Lächelnd spiegelt sie die Geste.

»Und darauf, dass du deines auch noch findest«, fügt sie hinzu und ich stoße mit ihr darauf an, auch wenn ich von dem Konzept der vorherbestimmten wahren Liebe nicht so überzeugt bin. Ich könnte meinen Mangel an Enthusiasmus darauf zurückzuführen, dass Männer in der Regel Idioten sind – meistens trifft das zu –, vermutlich liegt es aber an mir. Wer rund um die Uhr arbeitet, dem bleibt nicht viel Zeit für sich, und diese kostbaren Stunden verschwende ich nicht darauf, mich mithilfe von Datingportalen auf Männersuche zu begeben. Habe ich mal frei, nutze ich diese Stunden weise, indem ich Schlaf nachhole, und nicht, um auszugehen. Wenn ich so darüber nachdenke, kann ich mich an meine letzte richtige Verabredung gar nicht erinnern. Sofern man einen Coffee to go am helllichten Tag nicht dazuzählt.

»Habt ihr vor, den ganzen Abend in dieser Ecke zu sitzen und zu quatschen, oder nehmt ihr noch an dem Junggesellinnenabschied teil?«, erkundigt sich unsere Freundin Ivy und sieht zwischen Leah und mir hin und her.

»Sorry, wir hatten gerade einen besonderen Moment«, sagt Leah lachend, und ich kichere.

Ivy verdreht die Augen. »Dafür ist später noch genug Zeit. Lasst uns tanzen.« Sie streckt Leah die Hand entgegen und zieht sie vom Sofa mitten auf die Tanzfläche. Dutzende Menschen tummeln sich dort, dennoch fällt es mir nicht schwer, alle Frauen auszumachen, mit denen wir heute hergekommen sind. Jede von uns trägt leuchtende Penisketten und dazupassende Ohrringe. Es mag etwas übertrieben wirken, doch als Leahs Trauzeugin wollte ich ihr das volle Braut-in-spe-Programm liefern. Und bei einem solchen Anlass darf eine Schärpe mit der Aufschrift SAME PENIS FOREVER nicht fehlen. Vielleicht war die ein bisschen zu viel des Guten, aber sie hat Leahs Zukünftigen zum Schmunzeln und sie heftig zum Lachen gebracht.

Während sich die anderen auf dem Parkett vergnügen, halte ich nach dem Schild für die Toiletten Ausschau, das auf den hinteren Bereich des Clubs verweist. Ich gehe etwas holprig in besagte Richtung, denn mein Alkoholkonsum macht sich schon bemerkbar. Zum Glück hat uns Tyler für heute seine Chauffeurdienste angeboten und holt uns ab, wann immer wir bereit sind.

Nachdem ich zwanzig Minuten in der Schlange vor der Damentoilette gewartete habe, stoße ich ein frustriertes Seufzen aus. Jede einzelne Frau im Club scheint gerade aufs Klo zu wollen und je länger ich anstehe, desto dringender wird mein Bedürfnis, mich vorzudrängeln. Mein Blick wandert ein Stück den Gang runter zur Männertoilette, vor der natürlich gähnende Leere herrscht. Ich behalte die Tür genauestens im Auge und bemerke, das jeder Typ, der hineingeht, schon nach kurzer Zeit wieder herauskommt.

Scheiß drauf.

Sobald der letzte Kerl wieder draußen ist, betrete ich die Herrentoilette und husche rasch in eine der leeren Kabinen. Jede Sekunde, die ich darin bin, lausche ich, ob ich Gesellschaft bekomme. Als ich sicher bin, dass die Luft rein ist, verlasse ich die Kabine und wasche mir die Hände.

Als ich nach einem Papiertuch greife, geht die Tür auf. Mit einer Entschuldigung auf den Lippen drehe ich mich um, weil ich hier eindeutig nichts zu suchen habe. Doch die Worte bleiben mir im Hals stecken, denn ich stehe plötzlich dem heißesten Kerl gegenüber, den ich je gesehen habe.

Blinzelnd frage ich mich, ob ich träume und er meiner Fantasie entsprungen ist, weil er unmöglich real sein kann. Er ist so groß, dass sein Kopf beinahe den Türrahmen berührt, und hat derart breite Schultern, dass er ihn fast ausfüllt.

Er mustert mich irritiert, wobei sich eine steile Falte zwischen den dunklen Brauen über seinen grünen Augen bildet. Dann sieht er sich um, als wolle er sicherstellen, dass er nicht versehentlich in der Damentoilette gelandet ist, was mir einen Blick auf seinen markanten Kiefer gewährt.

»Du bist hier nicht falsch, sondern ich«, versichere ich ihm, woraufhin er seine Aufmerksamkeit wieder auf mich richtet. »Die Schlange bei den Frauen war so lang, da habe ich mich hier reingeschlichen, als es leer war.«

»Wenn du noch einen Moment brauchst, kann ich kurz draußen Schmiere stehen.« Sein Angebot klingt aufrichtig und es berührt mich, weil ich es von einem Mann seiner Statur nicht erwartet habe.

»Lieb von dir, aber ich bin schon fertig.« Sobald ich das Papiertuch in den überquellenden Mülleimer geworfen habe, hält er mir die Tür auf und platziert seinen Arm dabei hoch genug, dass ich mich nicht darunter hinwegducken muss. Draußen im Gang sehe ich ihn über meine Schulter hinweg an und schenke ihm ein Lächeln. »Vielen Dank.«

»Kein Problem, Sweetheart.« Er zwinkert mir zu, was nicht spurlos an mir vorübergeht. Doch wie jede kluge Frau, die es mit einem viel zu attraktiven Mann zu tun hat, ignoriere ich das Flattern in meinem Bauch und mache mich auf den Weg zurück. Die Frau, die vor mir in der Schlange zur Damentoilette stand, wartet immer noch und mustert mich irritiert, als sie sieht, wo ich herkomme.

Ich bleibe neben ihr stehen. »Ich war auf der Männertoilette«, verrate ich ihr mit gesenkter Stimme. »Keine Schlange davor und drinnen ist es wahrscheinlich auch viel sauberer als bei den Damen.«

»Danke«, flüstert sie zurück, sieht sich kurz um, ehe sie ebenfalls einen Abstecher zu den Herren macht. Für einen Moment überlege ich, ob ich sie warnen sollte, welchen Mann sie dort antreffen wird, doch ich tue den Gedanken mit einem Schulterzucken ab, da sich der Kerl auch ihr gegenüber nicht wie ein Unmensch verhalten wird. Vom Rand der Tanzfläche halte ich nach meinen Freundinnen Ausschau, und als ich sie alle in der Menge entdecke, geselle ich mich zu ihnen.

Eine Stunde später tun mir die Füße weh und meine Kehle ist staubtrocken, also bedeute ich Leah, dass ich zur Bar will. »Ich hole mir was zu trinken. Möchtest du auch etwas?«, rufe ich über den dröhnenden Bass hinweg.

»Nein!«, erwidert sie genauso laut und schenkt mir ein heiteres Lächeln. Sie ist eindeutig auch beschwipst.

»Okay, bin gleich wieder da.« Auf leicht wackeligen Beinen und nach einiger gemurmelter Sorrys und Dürfte ich mal erreiche ich die Bar und entdecke einen freien Hocker. Seufzend sinke ich darauf und mache mich bereit, einige Zeit zu warten, bevor einer der drei Barkeeper auf mich aufmerksam wird. Woran ich gewohnt bin, denn anders als den Männern und Frauen um mich herum fehlt mir dieses besondere Etwas, um sofort alle Blicke auf mich zu ziehen.

Mit einem Meter sechzig bin ich größentechnisch unscheinbar und meine schulterlangen Haare sind selbst an guten Tagen unentschlossen, ob sie nun wellig oder glatt sein wollen. Meine Augen, die ich zu meinen einzigartigeren Merkmalen zähle, sind haselnussbraun. Mein Gesicht könnte genauso gut einem süßen, wenn auch eher pausbäckigem Engel gehören und meine Hüften sind etwas runder als erwünscht. Die paar Kilo mehr auf der Waage sind meinem Beruf geschuldet, denn ich besitze eine Bäckerei und komme nicht umhin, meine Köstlichkeiten selbst zu genießen.

»Könntest du das nächste Mal vielleicht nicht jeder verdammten Frau in meinem Club nahelegen, die Männertoilette zu benutzen?«, knurrt jemand nah an meinem Ohr und ich fahre ruckartig zu dem Mann herum, der sich eben noch dicht an meinen Rücken gepresst hat. Und dem ich vor über einer Stunde auf der Männertoilette begegnet bin.

»Wie bitte?« Blinzelnd versuche ich, mich auf sein Gesicht zu konzentrieren, doch gefühlt jede Sekunde erhellt ein andersfarbiges Licht den Raum. Gepaart mit dem Alkohol in meinem Blut macht es die Sache zu keinem leichten Unterfangen.

»Die Schlange bei den Herren ist jetzt genauso lang wie die vor der Damentoilette, seit du dort rauskamst und herumposaunt hast, wie leer und sauber es darin sei«, sagt er und wirkt halb verärgert, halb amüsiert.

»Oh.« Ich beiße mir auf die Lippe und sein Blick heftet sich auf meinen Mund.

»Ja, oh.« Er sieht mir wieder in die Augen.

»Tut mir leid, aber zu meiner Verteidigung«, ich halte einen Finger in die Höhe, den er kritisch beäugt, »Ich habe nur einer einzigen Person davon erzählt.«

»Ja, und wie immer bei euch Frauen ist der Mist innerhalb von zweieinhalb Sekunden viral gegangen.«

»Hast du gerade gesagt, dass hier sei dein Club?«, hake ich nach und lehne mich zurück, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich ihn richtig verstanden habe. Er sieht jung aus. Nicht so jung wie ich, aber definitiv zum Anbeißen heiß.

»Ja.«

»Du solltest darüber nachdenken, ein paar mehr Toiletten zu installieren.«

»Danke für den Ratschlag, Sweetheart. Ich werde ihn ganz sicher umsetzen.«

»Gern geschehen«, erwidere ich gut gelaunt, obwohl mir neben seiner scheinbaren Belustigung die sarkastische Note seines Kommentars nicht entgeht.

Seine Aufmerksamkeit richtet sich auf mein Outfit und er mustert mein enges schwarzes Kleid. Ohne darüber nachzudenken, überkreuze ich die Beine, wodurch der Stoff höherrutscht und einen Teil meines Schenkels entblößt. Ein Muskel an seinem Kiefer zuckt, und auch wenn ich mir einrede, überhaupt nichts zu fühlen, kann ich das Pochen zwischen meinen Beinen doch nicht leugnen. Genauso wenig, dass mein Herz plötzlich deutlich schneller schlägt.

»Fuck«, raunt er, ehe sich unsere Blicke wieder treffen.

»Wenn das alles ist ... Ich bin gerade ziemlich beschäftigt, die Aufmerksamkeit eines der Barkeeper zu ergattern«, sage ich, und er kneift seine wunderschönen grünen Augen zusammen, ehe er einen lauten Pfiff ausstößt.

»Was kann ich dir bringen, Boss?«, fragt jemand hinter mir, und als ich über die Schulter schaue, entdecke ich einen der Barkeeper.

»Wasser«, fordert der Kerl, der mir immer noch so verdammt nahe ist, und ich runzle die Stirn.

»Verstanden.« Der Barkeeper nickt, holt unter dem Tresen eine Wasserflasche hervor und stellt sie vor uns auf die Holztheke, bevor er sich wieder seiner Arbeit widmet.

»Eigentlich wollte ich ein Glas Wein.« Der Mann neben mir ist eindeutig zu heiß und mir zu nah, als dass ich einen kühlen Kopf bewahren könnte. Zudem sieht er nicht nur umwerfend aus, sondern riecht auch noch wahnsinnig gut.

»Wie heißt du?«, will er wissen und greift an mir vorbei nach der Flasche. Er schraubt den Deckel ab und hält sie mir hin.

Ich nehme sie entgegen. »Wie bitte?«.

»Dein Name. Wie heißt du?«

»Chrissie«, antworte ich und trinke einen Schluck, was meiner Kehle unglaublich guttut.

»Chrissie«, wiederholt er langsam. »Schön, dich kennenzulernen, Chrissie. Ich heiße Gaston, aber die meisten nennen mich einfach Gus.«

Ich blinzle überrascht. »Hast du gerade Gaston gesagt?«

»Ja.«

»Oh mein Gott«, wispere ich entsetzt. »Du bist so ziemlich der schlimmste Bösewicht aller Zeiten.«

»Bitte was?« Er wirkt zu gleichen Teilen beleidigt und verwirrt.

»Niemand sieht aus wie Gaston. Niemand kocht wie Gaston. Niemand verweigert ein gutes Buch wie Gaston«, singe ich.

Er lacht. »Ich bin ziemlich sicher, dass der Songtext anders geht.«

»Du verstehst aber, was ich meine, ja?«

»Ja.« Mir ist, als wäre der Abstand zwischen uns noch kleiner geworden. »Angesichts deiner Aufmachung nehme ich an, dass eine deiner Freundinnen in Kürze heiratet und du hier mit ihr feierst.«

»Wie kommst du auf sowas?« Ich gebe mich irritiert, als hätte ich keinen Schimmer, wovon er redet.

»Keine Ahnung ...Vielleicht haben dich die vielen Penisse verraten?« Er lächelt.

Gott, er hat ein tolles Lächeln. Volle Lippen und gerade, weiße Zähne. Er ist mir so nah, dass ich seinen erdigen und zugleich dunklen, geheimnisvollen Duft wahrnehme. Himmel, ich muss hier schnellstens weg.

»Offensichtlich weißt du nicht, was gerade in ist«, entgegne ich und frage mich, ob ich tatsächlich so atemlos klinge, wie ich glaube. »Penisse sind diese Saison der letzte Schrei.«

»Sind sie das nicht immer?«, hakt er nach, ohne eine Miene zu verziehen.

Ich muss lachen, halte aber inne, als ich den seltsamen Ausdruck in seinem Gesicht bemerke. »Was?«

»Was?«, wiederholt er, ohne seinen Blick von mir zu nehmen.

»Warum siehst du mich so an?«

»Weil ich dich verdammt gern küssen würde, was momentan nicht sonderlich klug wäre, weil uns alle meine Angestellten beobachten.«

Ich ignoriere seine Aussage bezüglich des Küssens, weil ich mich damit gerade nicht auseinandersetzen kann, und konzentriere mich stattdessen auf das andere Detail. Ich sehe mich um und spüre, wie meine Wangen heiß werden. Mindestens ein Dutzend Leute, wenn nicht mehr, beobachten uns. »Ähm ... Vielleicht solltest du gehen«, schlage ich vor.

»Hast du gerade gesagt, ich soll weggehen?«, hakt er überrascht nach.

Ich wende mich wieder ihm zu und nicke. »Ja, ich meine, du bist der Boss und kein gutes Vorbild für deine Angestellten, wenn du hier rumstehst und quatschst.«

Seine Mundwinkel zucken. »Ich bin nicht sicher, ob du das ernst meinst oder nicht.«

»Ich meine es ernst«, bestätige ich. »Zwar unterhalte ich mich mit meinen Kunden in der Bäckerei auch, aber das ist etwas anderes. In meinen Laden kommt niemand, um sich volllaufen und abschleppen zu lassen. Zumindest ist das meines Wissens noch nie passiert. Nicht, dass mein Gebäck beschwipst machen würde.«

»Du besitzt eine Bäckerei?«

»Ja, The Sweet Spot, in der Main Street.«

»The Sweet Spot?« Wie bei jedem Mann vor ihm schleicht sich ein schelmisches Funkeln in seinen Blick.

»Ich verkaufe Kuchen, Kekse und dergleichen, keine Sextoys. Also spar dir diesen Gesichtsausdruck.« Ich verdrehe die Augen.

Er grinst, und ich muss zugeben, dass es noch anziehender ist als sein Lächeln. Trotzdem muss ich dem Ganzen hier ein Ende setzen. Ich kenne Männer wie ihn; Männer, die toll aussehen und es verstehen, dich in ein Gespräch zu verwickeln. Sie wissen, wie sie einer Frau das Gefühl geben, wahrgenommen zu werden und wichtig zu sein ... bis du am nächsten Morgen neben ihnen aufwachst. Dann wunderst du dich, wohin all seine guten Qualitäten aus der Nacht zuvor verschwunden sind.

Diese Erfahrung habe ich schon gemacht und brauche sie kein weiteres Mal.

»Ich muss meine Freundinnen finden.« Nachdem ich vom Barhocker gehüpft bin, sehe ich noch einmal zu ihm hoch. »Danke für das Wasser. Hat mich gefreut, deine Bekanntschaft zu machen.«

Bevor er etwas erwidern kann, lasse ich ihn stehen und werfe nicht einen Blick zurück.

Ich nicke im Takt der Musik, die im Hintergrund läuft, während ich Kugeln aus Zimtplätzchenteig durch meine Zucker-Zimt-Mischung rolle und auf ein Backblech lege. Als die Glocke über der Eingangstür ertönt, halte ich inne und lausche. Zwar sind Rachelle und Aubrey vorne im Laden, aber sie könnten zu beschäftigt sein, um den neuen Kunden zu begrüßen, weil mittwochs aus irgendeinem Grund bei uns immer die Hölle los ist.

»Ach du heiliger Strohsack!«, höre ich die zwei plötzlich wie aus einem Munde rufen. Schnell wasche ich mir die Hände und gehe hinaus, um zu sehen, was los ist. Vor der Theke steht Mikey, ein älterer Herr, der die Bestellungen für den Floristen die Straße runter ausliefert – und er hat den größten und schönsten Strauß dabei, den ich je gesehen habe.

»Hi, Mikey.«

»Hi, Kleine.« Er lächelt. »Ich glaube, du hast einen Verehrer.«

»Was?«

»Die sind für dich, Liebes«, sagt er, und ich merke, wie sich die Mädels zu mir umdrehen.

»Was?«, wiederhole ich verwirrt, weil ich erwartet habe, dass der Strauß für eine meiner Angestellten ist. Sowohl Rachelle als auch Aubrey besuchen die Highschool, sind wunderschön und gehören zum Cheerleader-Team ... Oder war es Squad? Wie auch immer, auf jeden Fall sind sie sehr beliebt, denn die Zahl süßer Jungs in meinem Laden ist hoch. Vor allem, wenn die beiden Schicht haben.

»Für dich«, betont Mikey und stellt die Blumen auf den Tresen. »Kannst du das unterschreiben?«

Ich bestätige ihm den Empfang, bevor ich nach einer beigelegten Karte zwischen den Blumen Ausschau halte. Indessen verabschiedet sich Mikey wieder und verlässt die Bäckerei.

»Von wem sind die?«, fragt Rachelle.

»Du hast nicht Geburtstag«, stellt Aubrey fest. Eine Tatsache, die mir durchaus bewusst ist.

»Keine Ahnung, von wem sie sind, und nein, ich habe nicht Geburtstag.« Endlich entdecke ich einen kleinen Umschlag zwischen ein paar Pfingstrosen. Als ich ihn öffne und die Nachricht auf der Karte lese, muss ich dreimal hinsehen, weil ich mit Sicherheit halluziniere.

Ich kann nicht aufhören, an dich zu denken. Ich hoffe, du hast das gleiche Problem.

Ruf mich an,

Gaston

Darunter steht gut leserlich seine Telefonnummer.

»Also, von wem?«, hakt Rachelle nach und wippt vor lauter Neugier neben mir auf und ab.

»Ähm ...« Ich sehe erst sie, dann die Blumen an. Er hat sich nicht nur an meinen, sondern auch an den Namen meiner Bäckerei erinnert, und mir Blumen geschickt – was noch kein Mann für mich getan hat. Eine seltsame Aufregung ergreift von mir Besitz.

»Wer auch immer das war, hat offensichtlich Klasse, denn so ein Strauß muss mehr als zweihundert Dollar kosten«, stellt Aubrey fest.

Ich schlucke und betrachte erneut die Karte in meiner Hand.

»Sag schon, von wem die sind«, fordert Rachelle.

»Von einem Mann, den ich am Samstag kennengelernt habe.« Ich beuge mich vor, um an einer gelben Rose zu riechen. »Ich ... Wir ... Keine Ahnung. Wir haben uns unterhalten. Er war sehr nett und lustig, aber ich dachte nicht, dass ich jemals wieder etwas von ihm höre.«

»War am Samstag nicht Leahs Junggesellinnenabschied?«, fragt Aubrey.

»Ja, da habe ich ihn kennengelernt. Ihm gehört der Club, in dem wir waren«, antworte ich. Die Blumen haben mich echt umgehauen. Ehrlich, sie sind wunderschön.

»Du hast einmal mit ihm gesprochen und er schickt dir Blumen?« Aubrey wirkt verwirrt, was ich gut verstehen kann, denn mir geht es nicht anders. Selbst nach einem Date habe ich bisher nie ein Bouquet erhalten, also habe ich nach einer Unterhaltung bestimmt nicht mit einem gerechnet.

»Natürlich hat er das.« Rachelle verdreht die Augen. »Er wollte ein eindeutiges Statement setzen, weil sie heiß ist und er weiß, dass jede Menge Typen sie wollen.«

»Hashtag retweet.« Aubrey nickt. »Hat er dir seine Nummer aufgeschrieben?«

Mein Blick wandert zwischen den beiden hin und her und ich frage mich, in welchem Universum sie leben. Jede Menge Typen? Ich kann mich nicht an einen erinnern, der mich will. »Ähm ...«

»Hat er?«, bohrt Rachelle nach.

»Wirst du ihn anrufen?«, ergänzt Aubrey.

»Ja, er hat seine Nummer beigefügt, aber ich weiß nicht.« Klar, unser Gespräch ist gut gelaufen, er war witzig und charmant, aber ich bin unsicher, ob er wirklich Interesse an mir hat oder ob es daran liegt, weil ich ihm nicht sofort um den Hals gefallen bin. Was ihm vermutlich zum ersten Mal passiert ist. Dass er so gut aussieht und dazu noch einen Club besitzt, macht ihn gleich doppelt attraktiv. Ohne Zweifel wird er oft von wunderschönen Frauen angesprochen, die ihm genau das sagen, was er hören will.

»War er heiß?«, erkundigt sich Rachelle.

»Und wie.« Ich nicke.

»Also spielst du die Unnahbare?«

»Nein, Süße, das ist nicht meine Art. Ich versuche nur, auf mich aufzupassen. Manche Männer zeigen dir das, was du ihrer Meinung nach sehen willst, und sobald sie dich um den Finger gewickelt haben, stellt sich heraus, dass alles eine Lüge war.«

»Was, wenn es keine Lüge ist?«, wendet Aubrey ein. »Ich meine, ich kenne nicht viele Männer, die einer Frau Blumen schicken würden, nachdem sie nur mit ihr geredet haben. Nicht mal mein Vater schickt meiner Mutter Blumen, und sie sind schon seit Ewigkeiten verheiratet.«

»Ich finde, du solltest ihn anrufen«, sagt Rachelle.

»Ich werde darüber nachdenken.« Als ich mich umsehe, bemerke ich, dass die vier Bartische in der Nähe des Fensters vorn im Laden nach dem Schulschlussansturm nun leer sind und nur noch eine Mutter mit ihrem Sohn an einem der Kindertische sitzt. Der Menge an Glasur auf seinem Gesicht nach zu urteilen, lässt er sich seinen Cupcake schmecken, während seine Mom telefoniert. »Macht es euch etwas aus, die Kekse hinten fertig zu machen? Ich muss Leahs Torte noch den letzten Schliff geben, damit ich sie heute Abend verpacken und für die Hochzeit morgen runter nach Tennessee fahren kann.«

»Kein Problem«, sagt Aubrey mit einem Lächeln, das dem von Rachelle in nichts nachsteht. Die Mädchen lieben es, zu backen, normalerweise bin ich damit aber schon fertig, wenn sie nach dem Unterricht herkommen. Von daher können sie mir diesbezüglich nicht allzu oft unter die Arme greifen.

»Vergesst nicht, meine Mutter kommt morgen. Sie weiß, dass ihr beide mittags den Laden übernehmt und das Sagen habt. Sie hat versprochen, euch nicht auf die Füße zu treten.«

»Wir lieben deine Mom. Keine Sorge, alles wird gut laufen. Konzentrier dich einfach darauf, eine schöne Zeit zu haben«, sagt Rachelle.

»Das kriege ich hin. So, jetzt macht euch endlich ans Keksebacken.«

Lachend schaue ich zu, wie sie voller Freude nach hinten in die Backstube verschwinden. Anfangs war ich mir nicht ganz sicher, ob es eine gute Idee ist, zwei Highschool-Schülerinnen einzustellen. Es stellte sich jedoch als eine der besten Entscheidungen heraus. Nicht nur, weil ihre Freunde gern herkommen und ihr Geld bei mir im Laden lassen, wenn sie hier abhängen. Nein, beide arbeiten hart, sind wirklich süß und darüber hinaus verlässlich. Ich arbeite so viel, dass ich sie öfter sehe als meine Familie oder meine beste Freundin, von daher stehen wir uns nahe ... jedenfalls so nahe, wie sich eine dreiunddreißigjährige Frau und zwei siebzehnjährige Mädels stehen können.

Eines weiß ich aber ganz genau: Es wird ätzend, die beiden nach dem Sommer zu verlieren, weil sie aufs College gehen. Seufzend schnappe ich mir ein paar Servietten, mache sie feucht und reiche sie der Mutter des Jungen, die mit den Lippen ein stummes Danke formt, bevor sie ihrem Sohn das süße kleine Gesicht sauber macht. Ich kehre zum Tresen zurück und straffe die Schultern.

Schon mit fünf Jahren wollte ich eine Bäckerei besitzen und meine Eltern haben mich ernst genug genommen, um Geld für mich zur Seite zu legen. Nach meinem Highschoolabschluss erzählten sie mir davon, stellten jedoch die Bedingung, dass ich eine entsprechende Ausbildung und ein paar Kurse zur Unternehmensführung absolvieren muss, bevor ich Zugang zu den Ersparnissen erhalte. Ich stimmte zu, ging auf eine der besten Koch- und Backschulen New Yorks und belegte abends zusätzliche Business-Kurse, um mein zukünftiges Geschäft auch führen zu können. Nach meinem Abschluss ging ich zurück nach Hause und suchte mir einen Job in einem Café der Stadt, um Erfahrung zu sammeln. Ich arbeitete mich zur Geschäftsführerin hoch und in den zehn Jahren dort sparte ich genug Geld, um zusätzlich zu der finanziellen Starthilfe meiner Eltern genug Kapital zusammen zu haben, um The Sweet Spot zu eröffnen.

Meine Entscheidung habe ich nicht einen einzigen Tag lang bereut. Auch nicht jetzt beim Betrachten der leuchtend gelben Stühle, der Serviettenhalter in Cupcakeform auf den pinken Tischen und der bunten Cupcakes an den Wänden, denn ich lebe meinen Traum.

Nun muss ich nur noch die Hochzeitstorte meiner besten Freundin fertigstellen und nach Tennessee transportieren, damit ich bei ihrer Vermählung dabei sein kann. Um die Sache mit Gaston kümmere ich mich, wenn ich wieder zu Hause bin.

Verfolge das, was du willst

Gaston

»Was?«, knurre ich laut, als es an meiner Bürotür klopft.

»Heiliger, welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?«, fragt mein bester Freund Luke, als er reinkommt und mir gegenüber Platz nimmt.

»Nichts. Was willst du?« Ich lehne mich in meinem Stuhl zurück und reibe mir über den Nasenrücken, um die Kopfschmerzen loszuwerden, die mich in den letzten Tagen ständig plagen.

»Ist der Grund für deine miese Laune die Kleine, der du Blumen geschickt hast?« Er mustert mich, und bei seinen Worten kann ich nicht anders, als mit dem Kiefer zu mahlen. »Ich lehne mich mal aus dem Fenster und schließe aus deinem sonnigen Gemüt, dass sie noch nicht angerufen hat.«

Nein, hat sie nicht, was mich nicht stören sollte, tut es aber. Dennoch kreisen all meine Gedanken um diese Frau, die ichnicht einmal kenne. Ich weiß nur, dass sie wunderschön ist und ich beim Anblick ihrer atemberaubenden Kurven den Drang verspüre, ihren Körper mit meinen Händen und meinem Mund zu erkunden. Ihr Sinn für Humor hat mich auch nicht kaltgelassen. »Wolltest du irgendetwas oder bist du hier, um mich zu ärgern?«

»Besuch sie einfach bei der Arbeit und rede mit ihr«, schlägt Luke vor und ignoriert meine Frage.

»Na klar, das wäre überhaupt nicht peinlich.« Ich fahre mir mit der Hand durch die Haare. »Ich habe ihr Blumen und meine Nummer geschickt, aber nichts von ihr gehört.« Seit mittlerweile fünf Tagen, was es nicht schwer macht, eins und eins zusammenzuzählen. »Sie hat offensichtlich kein Interesse.« Ist das nicht wie ein Tritt in die Magengrube? Die erste Frau, an der ich wirklich interessiert bin, erwidert dieses Gefühl nicht.

»Cammy wollte am Anfang auch nichts mit mir zu tun haben. Als wir uns kennenlernten, dachte sie, ich sei ein Frauenheld und würde sie nur ins Bett bekommen wollen.«

»Was du auch warst«, erinnere ich ihn.

»Nur bis ich sie getroffen habe. Mit ihr zu schlafen, war ein Bonus.« Grinsend zuckt er mit den Achseln, ehe er wieder ernst wird und sich neugierig vorlehnt. »Der Punkt ist: Weder habe ich mich von ihr wegstoßen lassen noch einfach aufgegeben. Weil ich wusste, dass es sie genauso erwischt hat wie mich. Ich musste sie nur davon überzeugen, sich ihre Gefühle einzugestehen.«

»Du meinst, du hast ihr nachgestellt, bis sie mit einem Date einverstanden war.«

»Du sagst das, als wäre es etwas Schlechtes.«

»Stalking ist illegal.«

»Hat aber funktioniert, oder?«, kontert er mit einem Lächeln.

Scheiße, er hat recht.

»Geh morgen zu ihr in die Bäckerei und bitte sie um ein Date. Wenn sie Nein sagt, geh am nächsten Tag wieder hin. Genau wie am Tag darauf. Bis sie zustimmt.«

»Möglicherweise bist du ein wenig irre.«

»Vermutlich. Dennoch bin ich mit der Frau zusammen, die ich wollte, und habe mit ihr eine süße kleine Tochter. Letzen Endes hat sich für mich alles zum Guten gewendet.«

»Stimmt«, murmle ich und überlege, ob ich seinen Rat beherzigen soll. Um ehrlich zu sein, weiß ich, dass Chrissie bei unserer Begegnung das Gleiche gefühlt haben muss. Zumindest hoffe ich das sehr. Nichtsdestotrotz kann ich mich auch irren.

»Ich habe dich noch nie so erlebt, von daher musst du diese Frau wirklich mögen«, stellt Luke leise fest.

»Tue ich auch.« In den wenigen Minuten mit ihr hat sie mich zum Lachen gebracht, mich frustriert und gleichzeitig ein solches Verlangen in mir geweckt, dass ich versucht war, sie mir über die Schulter zu werfen und irgendwo hinzubringen, wo ich sie ungestört hätte küssen können.

»Ich ...« Ein weiteres Klopfen unterbricht mich. »Merk dir, wo wir stehen geblieben sind«, sage ich, ehe ich die Person vor der Tür hereinbitte.

»Hey, Gus.« Georgia, meine Barmanagerin, betritt mit einem strahlenden Lächeln den Raum, das sich rasch verabschiedet, sobald sie Luke entdeckt. »Luke.«

»Georgia.« Er nickt ihr zu und lehnt sich mit verschränkten Armen auf seinem Stuhl zurück. Ihre Reaktionen überraschen mich nicht, da sich die zwei nicht mögen und die Gesellschaft des jeweils anderen nur tolerieren, weil beide für mich arbeiten.«

»Wolltest du irgendetwas?«, frage ich, als Georgia mitten im Zimmer stehen bleibt.

»Nur den Plan für nächste Woche mit dir durchgehen.«

»Den hast du mir bereits zugemailt. In meiner Antwort stand, dass er gut aussieht.«

»Oh, die habe ich gar nicht gesehen«, erwidert sie. Lukes ungläubiges Schnauben veranlasst sie dazu, sich zu ihm umzudrehen und ihn mit einem – wie ich vermute – tödlichen Blick zu bedenken.

»Gibt es sonst noch was?«, hake ich nach.

Sie wendet sich wieder mir zu und ihre Züge werden sanfter. »Ähm, nein. Nicht, dass ich wüsste.«

»Okay, wenn das alles war. Ich komme raus, sobald ich den Papierkram erledigt habe.«

»Alles klar. Lass mich wissen, wenn du etwas brauchst.«

»Mache ich.«

Sie nickt, macht auf dem Absatz kehrt und verlässt mein Büro.

»Kumpel, du musst dich wirklich mal um diese Situation kümmern«, sagt Luke.

»Es gibt keine Situation, um die ich mich kümmern muss. Sie ist meine Angestellte und nicht mehr.«

»Ja, aber sie malt sich aus, dass du irgendwann jene Frau in ihr siehst, die du deiner Mutter vorstellen, einen Ring anstecken und mit der du eine Familie gründen willst.«

»Das wird nie passieren.« Allein bei dem Gedanken dreht sich mir der Magen um.

»Wir wissen das, aber sie lebt definitiv in einer anderen Realität.«

»Ich regle das«, entgegne ich, wohl wissend, dass er recht hat. Trotzdem hege ich die Hoffnung, dass sie selbst erkennt, wie aussichtslos diese Sache zwischen uns ist.

»Gott, bin ich froh, dass ich verheiratet bin«, stößt Luke aus und entlockt mir damit ein Schmunzeln.

»Luke Für immer Single Parker ist glücklich verheiratet«, scherze ich.

»Eines Tages findest auch du die Richtige und wirst verstehen, warum ich liebend gern vom Markt bin.« Er steht auf, stützt sich auf meinem Schreibtisch ab und beugt sich vor. »Hol dir dein Mädchen. Wenn ich deine schlechte Laune noch einen weiteren Tag ertragen muss, entführe ich sie und fessle sie an dein Bett.«

»Weiß Cammy wirklich, wie verrückt du bist?«

»Ja, und sie liebt es. Wahrscheinlich würde sie mir sogar helfen, deine Kleine für dich abzuschleppen, und mir im Anschluss das Hirn rausvögeln.«

So wie ich Cammy kenne, trifft beides vermutlich zu. »Verschwinde aus meinem Büro, ich muss noch einiges erledigen.«

»Hatte ich sowieso vor.« Grinsend lässt er die Tür hinter sich ins Schloss fallen.

Ich werfe einen Blick auf die Uhr und kalkuliere, in wie vielen Stunden ich Chrissie wiedersehen werde. Bei der zweistelligen Zahl, die dabei rauskommt, kann ich ein frustriertes Stöhnen nicht unterdrücken. Doch ich habe keine andere Wahl. Also mache ich mich wieder an die Arbeit und hoffe inständig, dass ich die Frau, die mir seit unserer ersten Begegnung weder Tag noch Nacht aus dem Kopf geht, davon überzeugen kann, mir eine Chance zu geben.

Mach einen kleinen Schritt auf ihn zu

Chrissie

»Die Hochzeit scheint wunderschön gewesen zu sein und du hast in deinem Kleid umwerfend ausgesehen«, sagt Rachelle, während sie durch die Fotos scrollt, die ich auf Leahs Hochzeit gemacht habe. »Außerdem ist das hier«, sie wedelt mit dem Cookie in ihrer Hand rum, »was auch immer das ist, echt lecker.« Dann schiebt sie sich noch das letzte Stück meiner neuesten Kreation in den Mund, und ich muss lachen.

»Das ist eine Mischung aus Bananenchips und Cookie Dough aus dunkler Schokolade.«

»Nun, es sollte auf jeden Fall in die Ladenvitrine wandern.«

»Vielleicht nächste Woche. Ich möchte noch etwas herumexperimentieren und eventuell Erdnussbutterchips hinzufügen, um herauszufinden, wie es schmeckt.«

»Oh, das möchte ich unbedingt probieren«, sagt sie und gibt mir mein Handy zurück.

Ich werfe ebenfalls einen Blick auf die Bilder und bleibe an einem hängen, das ich von Leah kurz vor ihrem Gang zum Altar gemacht habe. Sofort spüre ich wieder ihr Glück und ihre Freude.

»Oh mein Gott«, zischt Rachelle plötzlich und stößt mir aus dem Nichts ihren Ellenbogen in die Rippen.

»Was zur Hölle ...?«, keuche ich und halte mir die Seite. Mit Sicherheit werde ich einen blauen Fleck davontragen.

»Oh Gott. Oh mein Gott, er kommt rein!«, ruft sie, und ich schaue zur Tür, um zu sehen, welcher der dutzenden Jungs von ihrer Highschool den Laden betritt.

Mein Magen rutscht mir in die Kniekehlen, als ich erkenne, dass es keiner dieser Jungs ist, sondern Gaston ... verschwitzt und in Laufschuhen sowie einer kurzen Laufhose und einem Hoodie.

»Bitte sag, dass er nicht zu alt für mich ist«, haucht sie.

»Warum siehst du nicht nach, ob Aubrey hinten Hilfe braucht? Die Muffins müssen auch aus dem Ofen.«

»Meine Eltern finden, dass ich für siebzehn ziemlich reif bin. Ob das auch bedeutet, dass sie kein Problem damit hätten, wenn ich einen älteren Mann date?«, flüstert sie laut genug, dass ich es hören kann.

Ich verbeiße mir ein Lachen. »Rachelle, geh nach hinten, bevor ich deinen Vater anrufe.«

»Oh, na gut«, gibt sie nach und checkt Gaston auf dem Weg in die Küche noch einmal ab. Als ich die Augen verdrehe, zuckt sie nur mit den Schultern, dann spüre ich, dass sich Gaston der Verkaufstheke nähert.

Sobald Rachelle außer Sichtweite ist, drehe ich mich in seine Richtung und all meine rationalen Gedanken lösen sich in Luft auf. Was auch immer ich möglicherweise sagen wollte, bleibt mir im Halse stecken, denn ein elektrisierendes Knistern breitet sich zwischen uns aus und lässt die Härchen an meinen Armen und in meinem Nacken zu Berge stehen. Erneut mit seinem guten Aussehen konfrontiert zu sein – dieses Mal im hellen Tageslicht –, verschlägt mir die Sprache. Ich habe nicht vergessen, wie attraktiv er ist, nahm aber an, dass mein betrunkener Verstand ihn für sexyer hielt.

»Hey«, bringe ich hervor, während er mir unverwandt in die Augen sieht.

»Hast du eine Minute?«

Ich schaue mich um, um sicherzugehen, dass der Laden leer ist. »Ist es okay, wenn wir hier reden?«

»Ja, ist gut.« Er hebt die Hand und fährt sich mit den Fingern durch das feuchte Haar. »Du hast nicht angerufen.«

Ich wehre mich gegen den Drang, bei seinem Ton zusammenzuzucken, und räuspere mich. »Entschuldige, ich hätte anrufen und dir für die Blumen danken sollen. Sie waren sehr schön. Genau genommen sind sie das immer noch.«

»Von so einem Anruf spreche ich nicht, sondern davon, dass du mich überhaupt nicht angerufen hast. Bist du mit jemandem zusammen?«

Die unterschwellige Frustration in seiner Stimme überrascht mich und ich schüttle den Kopf. »Nein.«

»Findest du mich attraktiv?«

»Was?« Wer fragt so etwas?

»Ich versuche, herauszufinden, warum ich nichts von dir gehört habe.« Noch immer starrt er mich an und eine deutliche Verärgerung spiegelt sich in seinen Augen. »Ich dachte, zwischen uns hätte es klick gemacht. Niemand hat mich je so zum Lachen gebracht wie du. Ich weiß, dass du dich zu mir hingezogen fühlst, selbst wenn du das Gegenteil behauptest, und ich bin absolut sicher, dass ich mich zu dir hingezogen fühle.«

Ist es heiß hier drinnen? Es fühlt sich verdammt so an. Der Drang, meine glühenden Wangen abzutasten, ist so groß, dass ich kaum widerstehen kann.

»Warum hast du mich nicht angerufen?«

»Soll ich ehrlich sein?«

»Ja, das wäre mir lieber. Die Vorstellung, dass du mich anlügst, gefällt mir nicht besonders«, gibt er trocken zurück, dennoch bemerke ich ein amüsiertes Funkeln in seinen Augen.

Ich kann ein leichtes Lächeln nicht zurückhalten. »Ich habe hin und her überlegt, ob es klug wäre, mich bei dir zu melden.«

»Klug?« Verwirrt runzelt er die Stirn.

»Ja. Ich kenne Männer und ihre Spielchen. Liegt ihnen eine Frau nicht gleich zu Füßen, wollen sie sie für sich gewinnen, und haben sie diese erst um den Finger gewickelt, ist die Sache für sie erledigt. Woraufhin sich besagte Frau fragt, was passiert ist und an welcher Stelle das Ganze falsch gelaufen ist.«

Er beugt sich über die Theke zu mir rüber und mir bleibt die Luft weg, als er seinen Finger um meine Haarsträhne wickelt, die sich aus meinem Pferdeschwanz gelöst hat, und sie langsam hinter mein Ohr schiebt. »Verwechsle Männer nicht mit Jungen, Sweetheart.« Er senkt die Stimme. »Verurteile mich nicht, bevor du mir nicht eine Chance gegeben hast. Und lass mich dir zeigen, welche Art von Mann ich wirklich bin.«

Eine Gänsehaut breitet sich auf meinem Körper aus, die durch sein tiefes Knurren und den dunkler werdenden Ausdruck in seinen Augen noch verstärkt wird. Sein Blick richtet sich auf meinen Mund, und mein Puls überschlägt sich förmlich vor Verlangen. »Möchtest du einen Cookie?«

Er blinzelt irritiert und lehnt sich zurück, wodurch ich wieder normal atmen kann. »Hast du gerade gefragt, ob ich einen Cookie will?«

»Ähm ... ja. Du scheinst ein bisschen aufgebracht zu sein. Vielleicht ist dein Blutzucker zu niedrig.«

Seine Lippen verziehen sich zu einem strahlenden Lächeln und bei dem Anblick wird mir ein wenig schwindelig. »Hast du heute Abend schon was vor?«

»Warum?«

»Weil ich dich zum Essen einladen oder einen Kaffee mit dir trinken möchte. Ehrlich gesagt ist es mir egal, was wir tun, solange ich Zeit mit dir verbringen kann. Nur wir beide. Ohne dass einer von uns arbeitet.«