Bathseba und David - Karl-Heinz Knacksterdt - E-Book

Bathseba und David E-Book

Karl-Heinz Knacksterdt

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Beschreibung

Bathseba, die Frau aus dem Hethiterland, und der biblische König David - eine Liebesgeschichte aus alter Zeit, die ihresgleichen sucht. König David, der mit der Frau seines Feldherrn Ehebruch begeht und ihn ermorden lässt, der von seinem Gott gestraft wird. Die vergewaltigte Frau, die an den Hof des Königs befohlen wird. Das Kind, das kurz nach der Geburt stirbt. Die als einstige Geliebte zur Königin erwählte Frau, die ihm noch vier prächtige Söhne gebärt, darunter den späteren König Salomon, und ihn bis an sein Lebensende begleitet. Eine eindrucksvolle Geschichte vor dem Hintergrund biblischer Quellen, voller geschichtlicher und menschlicher Dramatik.

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Karl-Heinz Knacksterdt hat erst nach dem Eintritt in das Rentenalter seine Liebe zum Schreiben romanhafter Literatur entdeckt.

Jahrgang 1941, war er lange Zeit ehrenamtlich in einer Kirchengemeinde in Oldenburg aktiv - Kirchenältester und Lektor waren dort seine Professionen. In seiner beruflichen Laufbahn hat er sich über vier Jahrzehnte mit Problemen der Informationsverarbeitung befasst.

Er ist seit mehr als 50 Jahren mit seiner Frau Annelie verheiratet; zwei verheiratete Kinder und zwei Enkel gehören zur Familie.

Die biblischen Bilderzyklen seiner Frau Annelie als Inspirationsquellen haben ihn motiviert, sich mit großen Frauen der Bibel auseinander zu setzen. Zusätzliche Informationen aus diversen Quellen haben dafür gesorgt, dass seine Arbeiten über das erzählerische hinaus auch historisch und, soweit erforderlich, theologisch korrekt sind.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort der Protagonistin

Personen

Rolle 1 – Urija, der Hethiter

Papyrus 1 - Die Heimat

Papyrus 2 - Hochzeit

Papyrus 3 - Unterwegs

Papyrus 4 - Auf dem Weg nach Jerusalem

Papyrus 5 - Das Ende des Marsches

Papyrus 6 - Zuhause

Papyrus 7 - Urija

Papyrus 8 - An einem Nachmittag

Papyrus 9 - Neugierde

Papyrus 10 - Ein ernstes Gespräch

Papyrus 11 - Die Hungersnot

Papyrus 12 - Das Bad

Rolle 2 – David, der König

Papyrus 13 - Davids Befehl

Papyrus 14 - Begegnung

Papyrus 15 - Die Zeit danach – schwanger

Papyrus 16 - Davids „Kümmern“

Papyrus 17 - Umzug in den Palast

Papyrus 18 - Geburt und Tod

Rolle 3 – Die gemeinsamen Jahre

Papyrus 19 - Salomon

Papyrus 20 - Rebekka

Papyrus 21 - Tamar und Amnon

Papyrus 22 - Davids Reaktion

Papyrus 23 - Absalom und Amnon

Papyrus 24 - Davids Palast

Papyrus 25 - Die Bundeslade

Papyrus 26 - Simeon, der Baumeister

Papyrus 27 - Absaloms Aufstand

Papyrus 28 - Die Volkszählung

Papyrus 29 - David's schwere Zeit

Papyrus 30 - Neuer Schwung

Papyrus 31 - Adonija

Papyrus 32 - Veränderungen

Papyrus 33 - Die Krönung Salomons

Papyrus 34 - Davids Tod

Letzte Gedanken

Notiz des Schreibers

Karte „Stämme Israels“

Das Leben Davids

Davids Frauen

Zwei Karten

Psalm 51

Dieses Buch wurde in Rollen (Bücher) gegliedert, die jeweils aus einer Anzahl Papyri (Kapiteln) bestehen

Vorwort der Protagonistin

Ich merke immer stärker, dass die Erinnerungen an die vergangenen Zeiten dahinschwinden. Die Erinnerungen an meine Jugend, an meinen ersten Mann Uriel und seine Liebe zu mir, die Erinnerungen an meine frühen Jahre im Palast hier in Jerusalem mit David, dem großen König, der nun schon einige Jahre in der Erde ruht.

Von ihm berichten viele Schriften, Verträge, Urkunden, Lieder!

Ich möchte aber, dass dereinst meine Nachfahren auch von mir wissen, dass sie wissen, was ich erlebt habe in guten und in schlechten Zeiten, an Traurigkeiten und Glücksmomenten, an Zufriedenheit und Ungeduld.

So habe ich mir vom König, meinem Sohn Salomon, einen Schreiber schicken lassen, der alles, was ich noch an Erinnerungen in meinem nun doch schon alten Kopf habe, zunächst jeweils auf eine Steintafel und dann in schöner Schrift auf Papyri schreiben soll.

Schreiber, schreib er. Und füge nichts hinzu und lasse nichts weg, alles ist mir wichtig!

Mein Name ist Bathseba. Der Name bedeutet „Bat Scheva“ („Tochter des Schwures“)1. Warum mein Vater Ammil2 mich so genannt hat, weiß ich leider nicht. Aber ich finde den Namen sehr hübsch, und er passt zu mir, wie man noch lesen wird.

Ich bin im Jahre 2746 (1015 vor Ihrer Zeitrechnung) in einem kleinen Dorf im Lande Gilead, nahe der Grenze zum Ammoniterland geboren und stamme aus einer in unserem Dorf sehr angesehenen Handwerker-Familie.

Vielleicht bin ich Ihnen schon bekannt aus der Bibel oder anderen wichtigen Büchern. Manche halten mich vielleicht für eine zutiefst unmoralische Frau, manche vielleicht auch für das bedauernswerte Vergewaltigungs-Opfer, das dann doch irgendwie zu seinem Recht, sogar zu Ehren gekommen ist. Für viele bin ich vielleicht aber auch einfach nur eine Frau, über die zu Reden eigentlich nicht wichtig ist.

Viele „Vielleicht“, kein „So war es“!

Deshalb will ich aus meiner Welt und aus meinem Leben erzählen, wie es war, wie es hätte sein können.

Dieses Erzählung, sozusagen mein Lebensbericht, möchte zeigen, wie mein Leben verlaufen ist, was ich erlebt und erlitten habe, was wunder - bar war in meinem Leben und was bedrückend.

Ich bin Bathseba.

Die einzige Tochter des Hethiters Amil.

Die Witwe des Kriegers Urija.

Die Frau König Davids.

Mutter des großen Königs Salomo.

Aber ich bin vor allem eine:

Bathseba

1 lt. Wikipedia, Artikel „Bathseba“, Stand 03.2015

2 2. Sam. 11,3 (Einheitsübersetzung der Bibel)

Personen

Bathseba

Unsere Hauptperson, Hethiterin

Ammil

Ihr Vater, Hethiter

David

König in Israel

Urija

Bathsebas Ehemann, Hethiter, Soldat

Alidja

Bathsebas Dienerin aus dem Aramäerland

Machian

Diener Urijas

Miriam

Zweitfrau Urijas

Saphira

Zweite, langjährige Dienerin Bathsebas

Damaris

Dienerin Davids

Tamar

Tochter Davids (mit Machaa)

Absalom

Ältester Sohn Davids (mit Machaa aus Geschuur)

Lileab

Zweiter Sohn Davids (Abigajil aus Maon)

Anihoam

ältere Ehefrau Davids (aus Hebron)

Amnon

Dritter Sohn Davids (mit Anihoam)

Rebekka

Nebenfrau Davids, Freundin Bathsebas

Merib-Baal, auch

Mefi-Boschet; von David angenommener Neffe Sauls (seit 996 bei David)

Arnuwanda

Jüngster Bruder Bathsebas (heth.Name)

Adonija

Vierter Sohn Davids (mit Haggith aus Hebron)

Abischag

Letzte Frau (aus Schunem)

Selcha

Ein heilkundiger Priester

Sigalit

Bathsebas letzte Dienerin

Rolle 1

Urija, der Hethiter

Papyrus 1

Die Heimat

Erzähler:

Ich erzähle aus einer alten Zeit, in der es in Israel und allen Ländern ringsum viele, viele Kriege gab.

Es war eine unruhige Zeit damals ...

König David hatte erst im Jahr 1004 Jerusalem erobert, und es dauerte bis zum Jahr 1000, bis er zum König über Israel und Juda gekrönt wurde. Es war eine Zeit, die geprägt war von Eroberungen und Niederlagen, Leid und Not, Stolz und Erniedrigung der Menschen im gelobten Land, dem Land, das Mose einst von Gott gegeben wurde.

„Ich will euch aus dem Elend Ägyptens führen in das Land der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter, in das Land, darin Milch und Honig fließen.“

So war die Zusage Gottes3 an Moses.

Sein Volk wurde von Gott in dieses verheißene Land geführt, aber es galt, viele Kriege zu führen. Die Menschen, die ursprünglich dort wohnten, waren nicht gewillt, ihre Heimat kampflos aufzugeben...

Und auch jetzt, um das Jahr 1000 herum, waren die Kriege noch nicht beendet. Gerade war ein Kampf mit den Aramäern in der Gegend von Maachur zu ende gegangen; die Soldaten Davids hatten gesiegt und den Feind bis weit in den Norden zurückgetrieben.

Bathseba: Ich entstamme, wie schon gesagt, einer hethitischen Familie aus einem Land, das einst von den Israeliten erobert wurde und um das es viele Kriege gab. Wir leben in der Gegend von Gadara, einem unbedeutenden Ort in der Nähe der Grenze zum Ammoniterland im Osten und dem Aramäerland im Norden.

Wir Hethiter sind ein stolzes Volk. In der Vergangenheit haben fremde Mächte, wie bei uns im Dorf erzählt wurde, das große Reich zerstört, aber unseren Stolz haben sie nicht brechen können, und unsere Lebensart hat sich über alle Zeiten erhalten. Wir sind nicht nur stolz, wir sind auch unbeugsam, wenn es gilt, unsere Rechte durchzusetzen, und wir halten die Treue allen, die zu uns gehören.

Jetzt, und unser Dorf liegt im südlichen Zipfel des ehemaligen großen Reiches, haben wir keinen eigenen König mehr und sind auf Gedeih und Verderb unseren neuen Herren ausgeliefert, aber davon später mehr.

In den vergangenen Jahren und Monaten waren immer wieder Soldaten Israels durch unsere Gegend gezogen, um den Feind im Norden, die Aramäer, zu vertreiben und wieder Ruhe bei uns einkehren zu lassen. Auch deren Volk war von den Israeliten besiegt worden, trotzdem ereigneten sich immer wieder Aufstände.

Unser Dorf war nicht sehr groß, nur so etwa vierzig oder fünfzig meist sehr kleine Häuser reihten sich an der langen, zumeist staubigen Dorfstraße entlang. Wir waren glücklicherweise bisher immer vom Krieg verschont geblieben, aber aus anderen Orten hatten wir schlimme Dinge gehört, denn um uns herum wurden schon viele Jahre lang immer wieder Kämpfe austragen, Israel gegen die Aramäer, gegen die Ammoniter, gegen die … ich weiß nicht, gegen wen sonst noch.

Nun einige Worte zu meiner Familie.

Wir waren insgesamt fünf Kinder, die meine Mutter geboren hatte; mein Vater hatte sein Leben lang auf weitere Frauen verzichtet, was bei den anderen Männern im Dorf zu großer Verwunderung geführt hatte. Ich war das jüngste Kind, das einzige Mädchen.

Zwei meiner Brüder arbeiteten im Dorf als Ledermacher und Schmiede, sie konnten ganz wunderbare Sachen aus Leder herstellen, Taschen, Westen, Schurze, sogar manchmal, wenn eine Tierhaut besonders fein und weich war, ein Gewand für unsere Mutter, und die Eisenwaren von Vater und Brüdern waren ebenfalls von ausgezeichneter Qualität. Natürlich haben sie das Leder aus den Tierfellen, die sie von den Bauern im Lande ringsumher kauften, selbst bereitet, geschoren, gegerbt, zugeschnitten und genäht. Die eisernen Waren, die Schwerter, Haken und auch die Gerätschaften für die Bearbeitung der Felder, aber auch die Ledersachen waren bei unserer Dorfnachbarn und sogar in den Nachbarorten sehr beliebt, so dass wir alle durch den Handel 'Waren gegen Feldfrüchte' gut leben konnte. Die beiden anderen Brüder, der Älteste und der Jüngste, waren allerdings häufig unterwegs, um für Vaters Eisenschmiede das Material zu kaufen, lange Stangen aus schwerem Eisen, die ihre kleinen Karawanen, aus mehreren Eseln bestehend, aus dem Norden, wo es das Eisen gab, heranbrachten.

Die ganze Familie wohnte in einem für unsere Dorf ziemlich großen Haus aus Lehmziegeln, wie es in unserer Gegend üblich war. Lehm wurde gestampft, mit Strohabschnitten vermengt, zu Ziegeln geformt und in der Sonne getrocknet. Nicht nur Vater und Mutter und ich, auch die Brüder mit ihren Frauen und Kindern waren hier zu finden. Immer, wenn ein neues Familienmitglied dazu kam, wurde wieder ein Stück an das Haus angebaut.

Als einziges Mädchen in der ganzen großen Familie, denn meine Brüder hatten entweder noch keine Kinder oder nur Söhne, habe ich viel Freude und, wenn ich es so bedenke, auch ein sehr gutes Leben gehabt.

Am Abend vor dem Tag, von dem ich gleich berichten möchte, sagte Vater zu uns beim Abendessen:

„Es sind viele Soldaten in der Gegend. Lasst uns morgen auf den Marktplatz gehen und unsere Waren anbieten, vielleicht machen wir ja gute Geschäfte mit den Fremden!“

Am nächsten Morgen ganz in der Früh waren wir schon auf den Beinen, um unsere Waren auf dem Transportkarren zu verstauen. Meine Brüder, denen zu dieser Zeit keiner auf Reisen war, verluden die vielen schweren Eisenteile, Äxte, Schilde, auch eiserne Töpfe und Pfannen mit ledernen Griffen und so manches mehr, und ich kümmerte mich um die Sachen aus Leder. Der Esel wurde angeschirrt; Vater und ich konnten losgehen.

„Meine Söhne, ihr bleibt hier am Haus und in der Werkstatt und geht eurer Arbeit nach, während Bathseba und ich zum Markt fahren. Wenn ich euch benötige, werde ich nach euch schicken!“

So wurde es gemacht, denn es gab keinen Widerspruch gegen Vaters Wort durch meine vier Brüder und mich; der einzige Widerpart in unserer Familie durfte meine Mutter sein. Sie wagte furchtlos auch schon einmal, unserem Vater zu widersprechen.

Der Weg war nicht sehr weit bis zum Marktplatz, der so ungefähr in der Mitte des Dorfes lag; unser Haus hingegen stand am südlichen Dorfrand.

Der kleine Marktstand aus einigen Holzlatten und Tierfellen war schnell von Vater und mir aufgebaut; die meisten Waren wurden sowie so direkt vom Karren verkauft. Der Esel wurde ein kleines Stück seitwärts an eine Tamariske gebunden, dort hatte er auch ein wenig Schatten, falls der Markttag über die Mittagszeit dauern sollte ...

Die Sonne war kaum am Horizont aufgetaucht, da begann schon unsere Arbeit.

Die ersten Dorfbewohner, wir kannten sie natürlich alle, kamen ebenfalls zum Markt, um die Früchte ihrer Feldarbeit anzubieten, und auch einige Waren bei uns zu kaufen. Fröhliche Worte flogen zwischen den Marktleuten hin und her, und so mancher kleine Handel wurde vereinbart.

Die Sonne stand noch fast im Osten, als ein Soldat, anscheinend ein Anführer, in Begleitung mehrerer anderer Soldaten, wohl niederen Ranges, auf den Dorfplatz kam und an unseren Karren trat, als Vater und ich gerade fertig waren mit dem Aufbau der Waren.

Auch wir hatten Früchte des Feldes anzubieten, wenn auch nicht sehr viel, und natürlich Bekleidung aus Leder, eiserne Äxte und andere schwere Gerätschaften, dazu die kleineren Dinge, die meine Vater und meine Brüder hergestellt hatten. Wir Hethiter verstanden uns auf die Kunst der Eisen- und auch der Lederbearbeitung, wie ich schon berichtete.

Trotz meiner Jugend fand ich den Mann sehr beeindruckend! Eine große, imposante Erscheinung. Seine Kleidung war sorgfältig gepflegt, soweit das bei einem Krieger möglich ist, seine Haare ordentlich gestutzt. Am stärksten jedoch haben mich seine Stimme, seine Art zu Reden und seine tiefschwarzen Augen beeindruckt!

„Ich bin Urija, ein Heerführer des israelitischen Königs David. Wir kommen gerade aus dem Kampf mit den Aramäern“. So stellte er sich meinem Vater vor. „Und wer seid ihr?“

Er sprach hethitisch, nicht israelitisch, unsere Zugehörigkeit zum hethitischen Volk hatte er sofort erkannt (schließlich waren wir ja auch um Hethiterland!), schließlich war er selbst, wie ich später erfuhr, Hethiter.

„Mein Name ist Ammil, und dort ist meine einzige Tochter Bathseba. Ihr könnt gern in eurer Sprache mit uns sprechen, wir beherrschen sie ebenfalls, nicht nur unsere Muttersprache!"

Ein langer Blick aus den tiefen Augen des Soldaten streifte erst Vater und dann mich. Dann sprach er, hethitisch, weiter:

„Man erzählte in den Dörfern, dass hier in eurem Dorf Gutes aus Eisen zu kaufen ist, und wir haben viele Waffen in unserem Kampf verloren, die jetzt ersetzt werden müssen. Und frische Verpflegung müssen wir ebenfalls haben. Lasst einmal sehen, was ihr uns zu bieten habt!"

„Bathseba, lauf zu den Nachbarn, die Brot und Gemüse zu verkaufen haben, sie sollen sofort zu uns hier kommen!“

Ich war natürlich mit Freude sofort unterwegs, unsere Leute im Dorf hatten viele gute Dinge anzubieten.

Es dauerte nicht lange, das waren noch mehr Dorfleute mit ihren Waren auf dem Marktplatz, mit Brot, Früchten, Kleidern, und ich half wieder meinem Vater.

„Die Äxte haben meine Söhne und ich selbst geschmiedet und geschliffen, beste Qualität!“ pries mein Vater seine Arbeit an.

Der Fremde trat näher zum Karren. Bedächtig prüfte er die Angebote, nahm immer wieder das eine oder andere Stück in die Hand, prüfte die Klingen der Äxte, die Qualität des Leders, die Frische der Früchte, das Brot.

Mit tiefer, energischer Stimme gab er seine Wünsche an Waren auf und zahlte, ging hinüber zu den anderen Händlern, bei denen er auch noch viele Dinge für seine Soldaten kaufte, vor allem natürlich Früchte und Brot, auch lebende Hühner waren dabei.

Mein Vater und ich, und mit uns unsere Nachbarn, wir alle freuten uns über die guten Geschäfte. „Ein guter Tag ist das heute“, meinte mein Vater. Die Soldaten hatten alle Streitäxte aus gehärtetem Eisen, die wir mitgebracht hatten, und noch vieles Andere mehr gekauft und auch bezahlt, was in jener Zeit leider nicht immer der Fall war.

Ein Kommando Urija's an einen Soldaten, und der eilte sofort davon, noch mehrere Karren kommen zu lassen, denn es war ein sehr großer Einkauf zu transportieren …

Die Soldaten Urijas luden die Waren auf ihre Transportkarren und marschierten davon, als er sich, ebenfalls schon im Gehen, noch einmal umwandte: „Übrigens, Ammiël, sag mir den Brautpreis für deine schöne Tochter. Ich will sie bei meinem nächsten Besuch hier in etwa zwei Wochen mitnehmen nach Jerusalem als meine Hauptfrau und auch den Brautpreis dafür mitbringen. Ziegen und Schafe besitze ich nicht, aber Gold aus der Beute des Krieges dürfte dafür genügen ...“.

Sprach's und ging.

Mein Vater und ich sahen uns erstaunt, ja erschreckt an. Ich – heiraten? Das war eine Sache, die uns noch nie ein Gespräch wert war! Natürlich, mit vierzehn Jahren war ich durchaus schon im heiratsfähigen Alter.

Ja, ich hatte ein ganz hübsches Gesicht und eine gute Figur, was mir regelmäßig die Blicke der jungen (und manchmal auch der älteren) Männer im Dorf einbrachte, aber heiraten?

Viele meiner etwa gleichaltrigen Freundinnen waren natürlich schon von ihren Vätern gegen einen guten Brautpreis einem Mann gegeben worden, meist waren sie aber Nebenfrauen in einem größeren Haus und lebten hier in unserem oder einem anderen Dorf in der Nachbarschaft. Ich war aber die einzige Tochter meiner Eltern und noch dazu das jüngste Kind; da tat sich mein Vater schwer, zu dem Wunsch Urijas etwas zu sagen.

In der Tat: ich war noch sehr jung, als mich mein Vater Ammiël dem Urija zur Frau gab, der nur wenige Wochen später, diesmal nur in Begleitung einiger Freunde, wieder in unser Dorf kam.

Diesmal nicht auf den Markt, sondern in das Haus meines Vaters.

Neidisch und neugierig standen alle meine Freundinnen an der nächsten Straßenecke. „Hat die Kleine ein Glück!“ sagten sie zueinander. „So ein toller Mann, wenn ich da an meinen denke ...“

3 2. Ms 3,17

Papyrus 2

Hochzeit

Erzähler:

Der Kauf einer Frau war in dieser Zeit natürlich eine ganz normale Angelegenheit. Wenn der Brautpreis mit dem Brautvater ausgehandelt war, ging die Frau, normalerweise das Mädchen, das natürlich Jungfrau sein musste, in das Eigentum des Mannes über.

Bathseba: „Lasst uns die Hochzeit vorbereiten, ich habe nur wenige

Tage Zeit, und danach nehme ich deine Bathseba mit mir!“ Nach Jerusalem! Ich, die unscheinbare, kleine Bathseba aus dem Hethiterland, nach Jerusalem!

Urija hatte seine Soldaten einen halben Tagesmarsch entfernt im Lager zurückgelassen; hier wären diese wilden Gesellen ja wirklich nicht so richtig willkommen gewesen …

Trotz der Kürze der Zeit und den leider nicht mitgekommenen Frauen von Urijas Freunden, schließlich war der Krieg gerade erst vorbei, wurde meine Hochzeit ein rauschendes Fest. Die Männer sangen, tranken und tanzten drei Tage und drei Nächte lang, und die Frauen und Mädchen aus dem Dorf, sogar aus Nachbardörfer, feierten mit mir in einem anderen Zelt.

Mein Vater und meine Brüder hatten das Fest ganz wunderbar vorbereitet, und alle waren fröhlich und glücklich.

Am zweiten Abend des Festes ließ mich Urija zu sich rufen in das Brautzelt, das etwas abseits der Hochzeitsgesellschaft aufgebaut war.

Ich war schrecklich aufgeregt über das, was jetzt auf mich zukam.

Er erwartete mich. Das Innere des Zeltes war geschmückt mit Tüchern und Kissen, sogar Blumen hatten meine Brüder besorgt! Ich selbst war von meinen Freundinnen sehr hübsch gekleidet worden. Meine Augen waren mit schwarzem Strich betont worden, das Gesicht mit etwas rötlicher Farbe sehr schön geschmückt, die Oberseiten der Hände mit Ornamenten aus roter Erde verziert.

Bei meinem Eintreten in das Zelt, vor dem die Freundinnen, die mich dorthin geleitet hatten, weiterhin warteten, stand mein künftiger Mann mit ausgebreiteten Armen in der Mitte des Raumes. Mit heiserer Stimme bat er mich zu sich, umarmte mich, zog mich hinab auf das Lager aus Kissen und weichen Tierfellen.

„Bathseba, meine Wüstenblume! Ich möchte dir etwas sagen, etwas versprechen, was ich noch nie zu einer Frau gesagt habe: Ganz gleich, was immer geschieht, du weißt, das ich Soldat bin. Aber ich werde stets Sorge dafür tragen, dass es dir gut ergeht. Mein Haus soll dein Haus sein. Und du wirst unter meinem Schutz stehen, so lange ich lebe!"

Ich war wie benommen, als er sich anschließend über mich beugte und mich vom Mädchen zur Frau machte.

Die Stunden mit Urija waren für mich erschreckend und zugleich wunderschön. Seine sanfte Stimme, die so ganz anders war als bei unserer ersten Begegnung, seine liebevollen, so gar nicht energischen Worte, seine zärtlichen Berührungen führten mich in eine mir bis dahin unbekannte, neue Welt voller Glück und Seligkeit.

Als wir nach unseren gemeinsamen Stunden das Zelt verließen, stand da die ganze fröhliche Hochzeitsgesellschaft. Ein Riesenjubel brach aus, die Frauen warfen Blumen, umarmten und küssten mich! Ich war so glücklich!

Mein Mann Urija (welch ein für mich noch fremdes Wort!) wurde von den Männern ebenfalls mit Freudenrufen und Schulterklopfen empfangen; danach ging für alle das fröhliche Fest meiner Hochzeit weiter, bis zum Abend des nächsten Tages.

Am Morgen darauf drängte Urija zum Aufbruch. „Wir haben einen langen Weg vor uns, zuerst zu meinen Männern, dann nach Jerusalem. Der Krieg ist endlich vorbei und glücklich gewonnen, nun aber müssen wir zum König und berichten, und zu unseren Familien – ich habe ja gerade erst begonnen mit meiner Familie, in meinem Haus wartet bisher noch keine Frau auf mich ...“.

Es gab für mich nicht Vieles, das ich einzupacken hatte. Kleider, einen warmen Umhang, Leibwäsche für warme und für kalte Tage, Schuhe aus unserem guten Leder, Geschenke, die ich zur Hochzeit bekommen hatte, den kleinen Hund aus Leder, den mir mein jüngster Bruder geschenkt hatte...

Der Abschied von meinen Leuten fiel mir nicht leicht, ging ich doch in eine sehr ungewisse Zukunft. Meine Mutter weinte, meine Brüder und ihre Frauen, selbst die Kinder umarmten mich ein letztes Mal, auch meinem sonst so verschlossenen Vater quollen ein paar Tränen aus den Augen, bis wir dann von ihnen nicht mehr zu sehen waren.

Papyrus 3

Unterwegs

Erzähler:

Der Krieg zwischen Israel und den Aramäern war gerade erst vorbei, und Urijas Männer hatten den Feind weit nach Norden hin vertrieben. Reiche Beute war gemacht worden, und wenn auch viele der Israeliten im Kampf getötet wurden, war doch eine sehr gute, fast überschwängliche Stimmung in der Truppe.

Der Weg vom Lande Gilead bis nach Jerusalem war weit und anstrengend. Urija, seine Soldaten und alle anderen, die mit ihm gemeinsam auf dem Weg waren, kannten solche Märsche, die sie immer wieder von der Hauptstadt Israels in die kriegerischen Provinzen und wieder zurück führte. Das karge Land, die sengende Sonne im Sommer und die Kälte mit ihren Stürmen und dem Regen im Winter konnte ihnen nicht viel anhaben, sie waren im wahrsten Sinne des Wortes sturmerprobt.

Für eine junge Frau hingegen muss, auch wenn es erst Frühjahr war, der Weg eine Hölle gewesen sein! Mittags heiße Sonne, dann wieder Regen, der die Wege in eine schlammige Wüste verwandelte, nachts Kälte bis an den Gefrierpunkt: keine einladende Zeit, um eine Hochzeitsreise zu machen. Aber so etwas kannte man damals ja so wieso nicht …

Bathseba: Der Weg nach Jerusalem war für mich ein sehr anstrengendes Abenteuer.

Wir zogen zunächst, ich erkannte es am Stand der Sonne, nach Westen, dem Sonnenuntergang entgegen. Später, in den nächsten Tagen, sollte es weitergehen gegen Mittag über die Berge, immer weiter Richtung Jerusalem.

Die Truppe war sehr zügig unterwegs, die Soldaten, und mit ihnen mein Mann, wollten nach den Anstrengungen des letzten Krieges gegen die Aramäer möglichst schnell wieder in die Stadt, zu ihren Frauen und ihren Liebsten, und zu ihren Kindern. Hin und wieder, wenn meine Kräfte zu sehr nachließen, durfte ich auf einem der Geräte- und Verpflegungskarren mitfahren und mich ein wenig ausruhen, aber zumeist war ich, wie die Soldaten, zu Fuß unterwegs.

Wir durchwateten den Jordan, der an dieser Stelle glücklicherweise nicht besonders tief war; ich durfte auf einem Karren, den vier Soldaten zogen, sitzen. Zum Abend erreichten wir einen Brunnen, und die Männer lagerten sich in ihren einfachen Zelten aus Tierhäuten auf dem freien Feld.

Die Frauen, alles Sklavinnen aus dem Land Aram, die uns, wenn auch unfreiwillig, begleiteten, hatten für das leibliche Wohl zu sorgen. Sie mussten über Tag die Karren mit dem erbeuteten Getreide und mit den Reibsteinen ziehen, die ebenfalls mitgenommenen Schafe und Ziegen treiben - das Schlachten der Tiere übernahmen dann Soldaten. Am Abend waren die Sklavinnen dann für das Anzünden der Feuer, das Mahlen der Körner auf den Reibsteinen und die Zubereitung des Essens zuständig.

Das waren natürlich Arbeiten, die ich auch aus meinem Elternhaus kannte, dort habe ich auch Hirse zu Mehl gemahlen und daraus Fladenbrote gebacken.

Die Zeit wurde mir lang - ich wollte deshalb mithelfen, Essen zuzubereiten, an die Soldaten zu verteilen und anschließend wieder für Ordnung zu sorgen. Mein Mann Urija verbot es mir schlichtweg!

„Du wirst nicht beim Zubereiten der Mahlzeiten helfen und auch bei anderen Arbeiten, ich verbiete es dir! Du bist doch keine Sklavin! Du bist die Frau eines Anführers! Geh in unser Zelt und warte. Ich werde dir eine der Frauen schicken. Sie soll dir dienen, dich mit Essen und Getränken versorgen und sich auch sonst um dich kümmern. Ich werde derweil zu meinen Männern gehen, es ist so Brauch!"

Seine energischen Worte, ja, diese befehlende Art auch mir gegenüber war mir bisher fremd an ihm, aber natürlich hatte er recht! Schließlich war ich junges unerfahrenes Ding jetzt eine angesehene Frau, die Frau eines Heerführers! Trotzdem bedrückten mich seine energischen Worte. Bisher hatte ich immer nur die freundliche, ja liebevolle Seite meines Mannes kennengelernt. Aber eigentlich kannte ich ihn ja auch noch gar nicht, wir waren schließlich erst wenige Tage miteinander verheiratet, und davor hatte ich ihn ja nur einmal gesehen, als er bei Vater eingekauft hat ...

In meinem Heimatdorf gingen die Männer, und da war mein Vater eine Ausnahme, ohnehin mit ihren Frauen um wie mit allem anderen, das sie besaßen. Frauen waren Besitz ihrer Männer und hatten zu gehorchen, Kinder zu bekommen und zu arbeiten, und Töchter mussten ein vernünftiges Brautgeld bringen; da hatte ich es, davon ging ich aus, doch sehr viel besser getroffen mit meinem Urija!

Also hielt ich mich im Zelt auf, bis schließlich, nach langem Warten, eine junge Frau eintrat, etwa zehn Jahre älter als ich.

Mit traurigen Augen sah sie mich an; ich konnte sehen, dass sie Kummer hatte.

„Ich bin Alidja aus Aram und soll mich um dich kümmern als deine Dienerin. Das hat Urija so angeordnet! Bitte sag mir deine Wünsche.“

„Ich grüße dich, Alidja! Ich bin Bathseba, du weißt es sicher. Und jetzt brauche ich dringend etwas zum essen und zum trinken. Kannst du dich darum kümmern? Urija hat mir ja verboten, im Lager etwas zu arbeiten, sonst wäre ich längst bei euch anderen Frauen!"

„Ich werde sofort holen, was du wünschst, Herrin. Warte nur ganz kurze Zeit.“

„Sag bitte nicht 'Herrin' zu mir! Daran kann ich mich nicht gewöhnen. Ich bin Bathseba!“

„Ja, He... Bathseba!“

Sprach's und ging schnell hinaus.

Der Hirsebrei mit darin enthaltenen einzelnen Fleischstückchen war zwar nicht gerade das, was ich mir als Mahlzeit erhofft hatte, aber die Männer in unserer Truppe hatten auch nichts Besseres, und das Wasser aus dem Brunnen war erfrischend.

„Soll ich dir noch etwas Gesellschaft leisten, Herrin?“ fragte meine neue Dienerin. Ich warf ihr einen strengen Blick zu.

„Ich heiße Bathseba! Gern, wenn du nicht anderweitig zu tun hast. Aber nur, wenn du mich nicht mit 'Herrin' anredest!“

„Ich will es mir merken! Aber für mich ist auch alles neu und fremd! Ich habe keine anderen Aufgaben, bin nur für dich da!"

„Das heißt, du bist jetzt so richtig meine Dienerin? Ganz für mich allein?

Das kann ich mir noch gar nicht so richtig vorstellen! Und – hast du so eine Arbeit schon einmal gemacht?“ „Nein, du bist meine erste Herrin! Ich hoffe, dass ich es dir immer recht machen kann und du mich nicht einmal für einen Fehler bestrafen musst ...“ „Da brauchst du dir keine Sorgen machen! Bis vor wenigen Tagen habe ich ja noch im Hause meiner Eltern gelebt, zusammen mit meinen Brüdern. Und wenn da einmal jemand einen Fehler gemacht hatte, gab es auch keine Strafen! Mein Vater hat dann nur immer von uns verlangt, dass wir ehrlich sind und unseren Fehler eingestehen, dann wurde alles ganz schnell wieder vergessen.“

Alidja und ich sprachen noch sehr lange Zeit über uns und unser bisheriges Leben, die Zeiten bei unseren Eltern und mit unseren Geschwistern, die kleinen Freuden und Abenteuer der Kinderzeit. Jetzt aber waren wir erwachsen, ich sogar verheiratet …

„Sag, Alidja, hattest du in Aram einen Mann?“

Erschreckt und traurig antwortete sie.

“Oh ja! Einen wunderbaren Mann! Und dann kamen Urija und seine Soldaten und haben ihn und viele, viele andere gute, tapfere Männer getötet. Sie haben mich und viele Frauen mitgenommen, du hast sie ja auf dem Weg und in unserem Lager gesehen! Wie gut, dass mein Mann und ich noch keine Kinder hatten. Die Frauen, die du hier gesehen hast, sind jetzt Sklavinnen, die für euren König bestimmt sind!" Die Tränen liefen ihr jetzt über das Gesicht. „Verzeih bitte, aber es schmerzt so sehr ...“ Ich hätte sie gern in die Arme genommen, ein wenig getröstet, aber sie wies mich zurück.

„Die Dunkelheit bricht herein, in ganz kurzer Zeit wird es Nacht sein. Soll ich dir jetzt beim Auskleiden helfen?“ Sie wollte sofort an die Arbeit gehen.

Ich konnte mir ein kleines Lachen nicht verkneifen, schließlich war ich erst vierzehn Jahre alt. „Bin ich schon so alt, dass ich mich schon nicht mehr allein auskleiden kann? Nein, geh du nur jetzt in dein Zelt, ich komme gut allein zurecht. Morgen früh sehen wir uns dann wieder. Gute Nacht!"

„Gute Nacht!" Alidja verließ, leicht verwundert, mein Zelt und ging zu den anderen Frauen, den anderen erbeuteten Sklavinnen.

Eigentlich wollte ich noch auf meinen Mann Urija warten, aber die Augen wurden mir schwer von der Anstrengung des Tages.

Ich kleidete mich aus, zog mein Nachtgewand an und legte mich auf das Lager. Mit dem Gedanken an meine Hochzeit schlief ich schon nach ganz kurzer Zeit ein.

Als ich irgendwann erwachte, war es finsterste Nacht um mich herum.

Das Lager neben mir war immer noch leer!

Meine Gedanken begannen zu schweifen ...

Welch eine neue Welt hatte sich für mich aufgetan! Gestern noch sah ich mich als junges, unschuldiges Mädchen am Marktkarren meines Vaters, Früchte und Ledersachen verkaufend, und heute liege ich als Frau eines Heerführers in dessen Zelt und warte darauf, dass mein Mann zu mir kommt! Irgendwie ist das alles unwirklich!

Ein wenig vermisse ich schon jetzt meine Eltern und meine Brüder, auch meine Freundinnen, und meinem Vater grolle ich, weil er mich so schnell an den ersten Mann gegeben hat, der nach mir fragte!

Gut, der Brautpreis war sehr anständig, wie meine Vater gesagt hat. Aber mich hatte niemand gefragt. Ja, der Mann, der eigentlich jetzt an meiner Seite ruhen sollte, war sehr freundlich und sogar liebevoll zu mir, aber wo blieb er denn nur?

Im Lager herrschte eine fast vollständige Ruhe, nur hin und wieder waren Schritte eines Soldaten zu hören, der in die Wüste stolperte.

Ich lag lange wach, bis ich am Zelteingang ein Geräusch hörte.

„Urija?“ „Ja, schlaf weiter, Frau!“ brummte er und legte sich, voll bekleidet wie er war, auf unser Lager neben mich. Schon nach ganz, ganz kurzer Zeit war er eingeschlafen.

Am Morgen, als ich erwachte, war er schon wieder im Lager unterwegs.

„Guten Morgen, Herrin!“