Kaleidoskop - Karl-Heinz Knacksterdt - E-Book

Kaleidoskop E-Book

Karl-Heinz Knacksterdt

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Beschreibung

In diesem kleinen Band stelle ich Ihnen, den Leserinnen und Lesern, eine Sammlung von Gedanken, Gedichten und Geschichten vor, ein buntes Kaleidoskop. Diese Texte haben sich über die letzten zehn Jahre angesammelt und umfassen auch neue Geschichten, die ich bewahren und mit Ihnen teilen möchte.

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Vorwort

Eine Sammlung von Gedanken, Gedichten und Geschichten präsentiere ich Ihnen und Euch, den Leser*innen, mit diesem Bändchen – ein buntes Kaleidoskop. Es sind Tefite, die sich im Verlauıe der letzten et‚a zehn Jahre angesammelt haben und auch neue Geschichten, die ich nicht in der Versenkung versch‚inden lassen ‚ollte – vielleicht haben Sie / habt Ihr ein ‚enig Freude daran, ich ‚ünsche es mir.

Vita

Karl-Heinz Knacksterdt, Jahrgang 1941, hat erst nach dem Eintritt in das Rentenalter seine Liebe zum Schreiben romanhafter Literatur entdeckt.

Er war lange Zeit ehrenamtlich in einer Kirchengemeinde in Oldenburg aktiv – Kirchenältester und Lektor waren dort seine Professionen. In seiner beruflichen Laufbahn hat er sich über vier Jahrzehnte mit Anwendungen der Informations-Verarbeitung befasst. Er ist seit nun 59 Jahren mit seiner Frau Annelie verheiratet zwei verheiratete Kinder und zwei Enkel gehören zur Familie.

Bücher

Maria. Frau. Mutter. Heilige. 2014

Bathseba und David 2015

Eva und Adam 2017

im schwarzen kokon 2017

Im Netz der Algorithmen 2018

Der Soldat Jeremy Martinsen 2019

Robots Welt 2020

Gescheiterte Pläne 2020

Der Tote im Turm 2021

Der Tod kommt mit Linie 304 2022

Inhaltsverzeichnis

Vom Wesen der Bücher

schwarze vögel

Der Wechsel

6 Stunden 23 Minuten

Der schwarze Tod in der Stadt

in ferner zeit

Einsatz

zeichen

Der Nach-Denker

nachtwache

In dieser Nacht

nachtgedanken

Werkstattmord

Schweigen

Alien

Nur so ein Gedanke

„Eiszeit - Eiszeit …“

haiku - herbststimmungen

Schreibblockade

erinnerungen

Die Uhr

Medizin für Alles

Zukunftsgedanken

Vom Wesen der Bücher

Ich möchte etwas über eine Welt voller Wunder erzählen, die Welt der Bücher.

Ein Universum der Bücher – etwas kaum Vorstellbares, aber es wäre eines voller Wunder! Nein, der Konjunktiv ist falsch, es gibt sie wirklich, diese Wunderwelt!

Bücher, die ganze Regalwände im Haus füllen, was sage ich da, sie füllen Säle, ja ganze Gebäudekomplexe. Und es gibt schier unendliche Universen der Bücher: Schöne alte und junge Gebäude, von Bibliotheken wie der British Library London bis zur Anna Amalia in Weimar und in vielen anderen Orten der Welt, alle voller Bücher! Die Existenz dieser Riesenmengen handgeschriebener oder gedruckter alter, von Hand erstellter Bücher und Folianten in ihrer Schönheit und auch die Zahl von 80.000 jährlicher Neuerscheinungen allein in unserem Land – sie übersteigt zumeist unsere Vorstellungskraft.

In Büchereien und Bibliotheken findet man wahre Schätze, aber ebenso in vielen Wohnungen! Wertvolle Bücher, schön und sicher präsentiert in gläsernen Vitrinen. Viele, viele wohlgeordnet in Regalen, meterhoch und -breit, auf großen Tischen deponiert zur Sichtung, auf Fußböden gestapelt. In Kartons zwischengelagert, unter Bettdecken versteckt, in Taschen gequetscht oder unter den Arm geklemmt – Bücher überall, unübersehbar!

Die Welt der Bibliotheken und nicht zu vergessen auch der Buchhandlungen besteht also aus Schätzen, die bereits gehoben wurden und jetzt den Menschen zur Verfügung stehen. In ihren Lesesälen, an Leseplätzen in guten Büchereien finden wir schweigende, nachdenkliche, sich am Wort erfreuende, in die vor ihnen liegenden Werke vertiefte Menschen. Oftmals reisen einzelne Bücher (ob sie neugierig auf fremde Menschen sind?), sie werden also unterschiedlichsten Menschen zur Verfügung gestellt, um dann irgendwann (hoffentlich) wieder ihren angestammten Platz zu finden. Viele werden auch erworben und dann in ein anderes Regal gestellt. Eines ist dabei ganz toll: Wo ein Buch ist, kann keine Handgranate liegen, deshalb mein Aufruf an alle Waffenhersteller: Produziert Bücher statt Panzer und die Welt wird deutlich friedlicher!

Die Bücher werden in unterschiedlichster Weise geordnet, verwaltet, katalogisiert. Sie werden zum Beispiel, wie bereits gesagt, in Bibliotheken gehalten (so ungefähr wie in einer Legebatterie für Hühner, aber oftmals klimatisiert), mit geheimnisvollen Buchstaben- und Ziffernkombinationen beschriftet, die kein Mensch deuten kann, so meine ich jedenfalls, aber korrigieren Sie mich ruhig, wenn ich damit falsch liege. Aber es soll ja diese schlauen Geräte wie Computer (die im Gegensatz zu den ähnlich zu rufenden Tieren nicht essbar sind) geben, die sie zu deuten wissen. Wenn man einen dieser Computer mit solch einem geheimnisvollen Code füttert, bedankt er sich nicht einmal dafür, zeigt aber in seinem Gesicht, dem Bildschirm den Namen des Buches und seines Autors oder seiner Autorin (dazu komme ich später).

Ein Buch ist ein zusammengepappter, mehr oder weniger sinnhaft beschrifteter Stapel Papier. Dieser Stapel wird zumeist vorn und hinten mit einem Deckel versehen und an einer Seite zusammengenäht oder auch nur geklebt oder beides. Der vordere Deckel ist zumeist nett anzusehen oder es steht nur etwas darauf, nämlich der Titel, hinten steht eigentlich immer ein längerer Sermon, den sich ein kluger Mensch in einem sogenannten Verlag (siehe weiter unten) hat einfallen lassen.

Alle Bücher, die es gibt, wurden von einem Autor oder einer Autorin erfunden, in einen Computer (siehe oben) oder einen Laptop (welche Verballhornung des schönen Wortes ‚TOPfLAPpen‘) eingetippt und dann zu einem Verlag geschickt. Bei den alten Büchern, als die Com-Puter noch nicht lebten, schrieb man mit der Hand und so weiß man manchmal nicht, wer es geschrieben hat (wegen der schlechten Handschrift, damit kommt kein Grafologe zurecht, aber die hatten damals beim Schreiben auch keinen Laptop!).

Das Buch, wenn es sich um ein jüngeres handelt und es nicht schon mehrere Jahrhundertwenden auf dem Buckel, Verzeihung, dem Buchrücken hat, wird zumeist von einem Verlag herausgegeben. Der Verlag heißt so, weil Mitarbeitende dort manchmal etwas verschusseln, eben verlegen, es dann längere Zeit suchen müssen, bis sie es wiederfinden und das Buch dann gnädig, nach einer gewissen Wartezeit selbstverständlich wegen der Spannung, an Leute kostenpflichtig herausgegeben wird, was oftmals als große Gnade empfunden werden darf.

Es gibt wie bereits gesagt alte und neue, wertvolle und weniger wertvolle Bücher. Der Wert eines Buches wird sehr unterschiedlich bemessen. Bei den sehr alten Büchern, bei denen das Papier schon ganz gelb und der Deckel aus Leder ist, geht der Wert, glaube ich, nach Gewicht, denn sie sind zumeist sehr groß und dick und schwer, manchmal scheint auch der Jahrgang dabei eine Rolle zu spielen. Viele von den ganz alten Büchern sind innen auch hübsch angemalt. Der Nachteil dieser Bücher ist, dass man sie nur besitzen, aber nicht lesen kann, weil die Schrift so verschnörkelt ist.

Jetzt möchte ich etwas zu Bücherbesitzern sagen, bevor ich mich zu den Verwendungsmöglichkeiten von Büchern äußere.

Bücherbesitzer (muss ich jetzt *innen schreiben, nur weil es Frauen und Männer, sogar Kinder sein können?), nein, ich hab’s, Bücherbesitzende(!) sind glückliche Menschen, ich denke, auch friedliche, meistens jedenfalls (jedenfalls, solange sie gerade lesen). Wenn diese Menschen ein Buch in der Hand haben, sitzen sie gemeinhin auf einem Stuhl, einer Bank, im besten Falle gemütlich in einem Sessel oder sie liegen im Bett. Schon allein diese Körperpositionen verhindern oftmals, aggressiv anderen Personen in ihrer Nähe körperlich Leid zufügen zu können, oder kann man sich eine Schlägerei im Bett vorstellen? Lesende sind neugierig auf alles, was ihnen in einem Buch gesagt wird, fiebern mit den Protagonisten mit, lachen, weinen, zittern manchmal vor Aufregung. Sie gruseln sich in Thrillern, träumen mit Liebenden, weinen mit Traurigen – kurzum die ganze Welt der Emotionen spiegelt sich (Ausnahmen gibt es immer!) in den Lesenden wider.

Es gibt Menschen, für die sind Bücher Dekorationsobjekte. Sie kaufen, um ihren hohen Bildungstand zu dokumentieren, ganze Bücherwände einschließlich Inhalt, ohne jemals ein Buch in die Hand nehmen zu wollen (mit Ausnahme ihres Scheckbuches). Andere wiederum, die im Verlaufe ihres Lebens wahre Schätze an Büchern sammeln konnten, sind nicht in der Lage, sich dauerhaft von ihren Lieblingen zu trennen. Die/der normale Lesende aber liegt irgendwo in der Mitte: Er oder sie beschafft sich Bücher durch Kauf oder Schenkung oder Ausleihe, liest es mit mehr oder weniger Interesse und entsorgt es durch Weitergabe oder in einen Papiercontainer, der aber mit dem Inhalt eines Buches wirklich nichts anfangen kann, er ist also der definitiv falsche Empfänger!. Nicht gut betuchte Menschen hingegen freuen sich über jedes Buch, das sie erhalten und gewinnen es lieb. Wieviel Freude würde es solchen Menschen machen, in einem Buchladen zu stöbern und sich in von ihnen bisher Ungelesenes vertiefen zu dürfen, ohne sich dafür in irgendeiner Hinsicht einschränken zu müssen!

Jetzt folgen einige wenige Worte zum Thema ‚Verwendungsmöglichkeiten für Bücher‘. Generell kann man sagen, dass ein Buch ein Kulturgut ist, selbst wenn es subjektiv oder auch objektiv betrachtet inhaltlich nicht gut ist (wobei, wie immer in der Kunst, der Wert im Geiste des Betrachtenden respektive Lesenden liegt). Wenn man ein Buch in Besitz nimmt, das man als für sich nicht geeignet hält, sollte man es entweder a) ins Regal zurückstellen und später wieder zur Hand nehmen oder b) an jemanden weitergeben, der es zu schätzen weiß, denn jedes Buch verdient es, gelesen zu werden, schließlich hat die/der das Buch Schreibende viel Arbeit darin investiert.

Manches wurde von mir ja bereits gerade zum Thema ‚Verwendung‘ gesagt, es dient bekanntermaßen der Unterhaltung oder der Bildung oder beidem. Aber es gibt weitere Verwendungs-/Einsatzmöglichkeiten für Bücher, die ich hier zum Abschluss noch kurz empfehlen möchte:

Da ist der Einsatz zu Dekorationszwecken (siehe oben), bei dem zumindest der Buchrücken einen gewissen Wert für mögliche Betrachter darstellt. Ein anderer Zweck kann sein, ein einzelnes Buch unter einen wackligen Tisch zu legen, um dessen Stabilität wieder herzustellen. Denkbar ist auch ein Bücherstapel (Achtung, Formate beachten) als Podest für eine Topfpflanze, allerdings schadet das Gießen der Pflanze u.U. den Büchern. Letzter von mir hier genannter Verwendungszweck ist die Verwendung als Wurfgeschoss im Streitfall, hier sollte darauf geachtet werden, dass sich in der Flugbahn keine gefüllten Blumenvasen befinden. Ach ja, man kann Bücher auch lesen, echte Bücherwürmer verschlingen sie sogar!

schwarze vögel

sie sitzen im baum

auf der anderen seite der

straße

sehen zu mir herüber

beobachten mich mit starrem

blick

einzelne fliegen auf

umrunden mich im abstand

setzen sich wieder in das geäst

lautes krächzen

krah, krah, krah, krah

ein wenig angst steigt in mir auf

hitchcock's vögel

kommen mir in den sinn

was wäre

wenn diese vögel

die herrschaft über uns bekämen?

sie sitzen im baum

auf der anderen seite der straße

ganz nahe bei mir, bei uns

herr, erlöse uns von dem bösen

Der Wechsel

Sein Kopf brummte noch von dem reichlichen Alkoholgenuss am gestrigen Abend und jetzt war er irgendwie, irgendwo! Ein totaler Blackout hatte alle Erinnerungen an den Abend und die Nacht getilgt …

So schrecklich unbequem war das Möbel nicht, auf dem man ihn fixiert hatte, es schien einer der modernen Relax-Sessel zu sein – dennoch, in der Finsternis ohne jedes Außengeräusch, ohne jede Art von Kommunikation zu sein, war schon ein wenig belastend, um es vorsichtig auszudrücken. Hinzu kam, dass er keine Ahnung hatte, weshalb und von wem er nach hier verschleppt worden war! Sollte er erpresst werden? Sinnlos, bei ihm als kleinem Büroangestellten war nichts zu holen, also schied das aus. Hatte er etwas Verbotenes getan? Ihm war nichts bewusst, was für eine Entführung hätte reichen können – ja, die kleinen Mogeleien in der Firma vielleicht, aber … Oder gestern mit den Kumpels die Sauferei? Er konnte sich allerdings nicht mehr an alles erinnern, nicht einmal, wie er schließlich wieder in seiner kleinen Wohnung gelandet war.

Wie viele Stunden er so in der Laut- und Lichtlosigkeit bisher verbracht hatte, konnte er nicht abschätzen, waren es zwei oder drei oder gar mehr Stunden? Seine Erinnerung hatte in seiner Situation schon etwas gelitten, hinzu kam das wirklich penetrante Tropfen eines Wasserhahnes – oder war das Dach undicht? Er konnte es nicht feststellen. Aber dass es um die Mittagszeit war, als man ihn mit brutaler Gewalt in den schwarzen Kombi gezerrt hatte, das erinnerte er. Er erinnerte auch, dass die Männer schwarze Overalls und Sturmmasken getragen hatten, wie zu dem Zeitpunkt unschwer von ihm zu erkennen war, bevor man ihm die Augen verbunden und den Mund verklebt hatte.

Die Fahrt mit dem Kombi hatte nur etwa dreißig oder vierzig Minuten gedauert, dann hatte man ihn in diesen Raum gebracht und auf dem Sessel fixiert, die Augenbinde und den Klebestreifen vom Mund abgenommen. Er hatte versucht, mit seinen Entführern ins Gespräch zu kommen – alle Versuche liefen ins Leere und jetzt saß er seit einer gefühlten Ewigkeit hier in dieser dunklen Stille, vom Tropfen eines Wasserhahns einmal abgesehen.

Irgendwann war eine sanfte Frauenstimme zu hören:

„Hallo, sind Sie wach?“, sagte sie, „bitte sagen Sie mir Ihren Namen!“

Er brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass jemand mit ihm sprach, dann meinte er mit Ärger in der Stimme: „Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, sollten Sie sich vielleicht zunächst vorstellen, denke ich, da ich in dieser misslichen Lage bin und nicht Sie!“

„Oh, Verzeihung, wie unhöflich von mir“, säuselte die Stimme, „ich bin Gwendela und für die nächste Zeit Ihre Betreuerin. Aber jetzt sagen Sie mir bitte Ihren Namen.“

Er war, sich der jüngsten Ereignisse erinnernd, verwundert, eigentlich hatte er in seiner Situation eine energische, grobe Männerstimme erwartet: „Gwendela, ich darf Sie doch so anreden? Also, Gwendela, mein Name ist Gerold A. Paulsen.“

„Ach, Paulsen? Und wieso Gerold A.? Stimmt nicht!“

„Ich lüge Sie nicht an, schauen Sie in meinen Ausweis, da steht es schwarz auf weiss. Das ‚A‘ steht bedauerlicherweise für Adolf.“

„Sehr interessant, wir hätten auch das ‚A‘ gewählt, wenn wir vor dem Problem gestanden hätten. Also Gerold Adolf Paulsen? Fake, mein Herr, warum lügen Sie mich an? Ihr Ausweis wurde von uns genauestens überprüft“, säuselte die sanfte Stimme, „er wurde gefälscht, zwar sehr gut gemacht, aber es ist eine Fälschung! Wie ist Ihr richtiger Name?“

Er begann, verärgert zu werden, warum hätte er einen gefälschten Ausweis haben sollen, schließlich hieß er schon seit seiner Geburt so: „Gerold A. Paulsen! Ich weiß nicht, weshalb ich hier gefangen gehalten werde und was Sie von mir wollen, ich will sofort hier raus. Was immer Sie von mir denken – es ist FALSCH im Gegensatz zu meinem Ausweis – der ist nämlich echt!“ Bei seinen letzten Worten war er ziemlich laut geworden.