Kapitel 1
Warum dieses Buch?
Ich wollte wissen, wie es wirklich ist.
Bevor ich mit der Recherche für dieses Buch angefangen habe, war ich noch nie im Regenwald. Auch die meisten Leute, die dieses Buch lesen, waren vermutlich nie dort. Warum also interessieren wir uns so für diesen weit entfernten Wald, obwohl es doch auch bei uns zu Hause wunderbare Wälder gibt, für die wir erst seit Kurzem wieder etwas übrighaben? Sind es die Abenteuergeschichten aus der Kolonialzeit, die in unserem kollektiven Gedächtnis verhaftet sind? Vielleicht, aber seitdem ist viel Zeit vergangen, und die Geschichten haben Staub angesetzt. Ist es ganz allgemein unser Interesse an dem Fremden? Aber warum interessieren wir uns nicht im gleichen Maß für die Wüsten dieser Erde? Oder ist es unsere Furcht vor dem Klimawandel?
Wir wissen: Wälder sind wichtig für das Klima, insbesondere Regenwälder, weil sie so viel CO2 speichern. Das tun aber auch Sümpfe und Permafrostböden. Trotzdem wecken sie nicht so eine Leidenschaft in uns wie die Regenwälder. Wir haben den Regenwald romantisiert und zu einem Sehnsuchtsort gemacht. Über die Bäume dort wissen wir so gut wie nichts. Nur dass sie groß sind. Und irgendwo haben wir einmal von den Lianen gehört, die dort überall hängen. Oder ist das nur in den Filmen und Geschichten so? Wir wissen auch kaum etwas über die anderen Pflanzen und Tiere. Nur dass es viele sind. Vielleicht noch, dass dort Pflanzen mit Heilwirkung wachsen – in der Schule haben wir mal etwas über die »Regenwaldapotheke« gelernt.
Seien wir ehrlich. Unser Bild von diesen Wäldern ist, sobald wir uns einmal zwingen, genauer hinzuschauen, ziemlich unscharf. Dennoch spüren wir, dass diese Wälder etwas ganz Besonderes sind. Dass wir sorgsam mit ihnen umgehen und sie schützen sollten. Genährt wird unsere Regenwaldutopie auch durch gut produzierte Dokumentationen. In diesen Dokumentationen lernen wir, dass unser Sehnsuchtsort dabei ist, zerstört zu werden. Das wollen wir natürlich nicht. Schnell ist eine Petition unterschrieben oder ein Kommentar in den sozialen Medien abgeschickt. Das Motto: Besser als nichts.
Und noch eine Frage stelle ich mir: Warum interessieren wir uns für den Wald, aber so wenig für die Menschen, die mit, von und in ihm leben – oder eben genau das nicht mehr tun? Für die Menschen gibt es in unserer Utopie erstaunlich wenig Platz. Manchmal tauchen sie am Rande auf: als Verlierer von Landrechtskonflikten oder als Handlanger von Konzernen bei der Rodung großer Waldflächen. Oder wir stellen sie uns als nomadisierende Naturvölker vor, die mit der Moderne nichts zu tun haben. Selten sehen wir sie als normale Menschen mit Bedürfnissen und Meinungen, Familien, die in Städten oder Dörfern leben, als Bauern, Wachleute, Lehrerinnen, Verkäuferinnen, Männer mit Motorrad, Frauen mit einem nervigen Ehemann, mit einem kranken Kind, das zum Arzt muss, Menschen mit Lust auf Konsum, als Kirchgänger, Imbissbudenbesitzer, als begeisterte Handyfotografen, Buchhalter, Raucher, Schüler.
Ich spitze natürlich zu. Und ich polemisiere. Trotzdem: Mein Eindruck ist, dass wir uns eine zu einfache Sicht auf ein komplexes Thema leisten. Eine Vereinfachung, die nicht nur nichts nützt, sondern schadet.
In den letzten Jahren hatte ich reichlich Gelegenheit, die öffentliche Debatte zu verfolgen. Und mein Beobachtungsposten war gut: Ich habe in der Unternehmenskommunikation eines Motorsägenherstellers gearbeitet. Ich kenne die Berichte zu diesem Thema, die bereits erwähnten Dokumentationen, Kampagnen von Nichtregierungsorganisationen, Petitionen, aufwallenden und abklingenden Empörungswellen in den sozialen Medien, Schuldzuweisungen und Forderungen an Politik und Unternehmen, Aufrufe zum Boykott, zu Protest oder zu Spenden.
Was ich sagen kann: Niemand möchte, dass der Regenwald verschwindet. So weit sind sich (fast) alle einig. Aber schon bei der Frage, wie das Verschwinden gestoppt werden kann, ist die Einigkeit dahin, und konkrete Vorschläge sind rar. Es klingt so einfach: Man sollte das Abholzen sein lassen, illegale Rodungen strenger ahnden und keine Holzeinschlagsgenehmigungen an Unternehmen vergeben. Außerdem sollte man wiederaufforsten, oder?
Schon lange waren mir Natur- und Umweltthemen wichtig. So wie viele andere auch habe ich mehr oder weniger erfolgreich versucht, die richtigen Dinge zu tun und die falschen zu lassen. Das Regenwaldthema fesselte mich. Bald schon mehr, als es für meine Arbeit nötig gewesen wäre. Ich las alles, was ich dazu finden konnte. Lernte, dass guter Wille allein nicht reicht, dass viele Projekte scheitern oder nach einer Laufzeit von ein paar Jahren versanden. Selten stand in diesen Texten, wie Projekte aussehen sollten, die eine echte Verbesserung der Situation bedeuten.
Mir wurde immer klarer, was für eine mitteleuropäische, unterkomplexe Vorstellung ich gehabt hatte und wie weitreichend die Ursachen und Auswirkungen der Entwaldung waren. Bis mich mein neues Wissen lähmte. Völlig verrückt, unter diesen Umständen überhaupt ein Projekt auf die Beine zu stellen, dachte ich. Wer tut sich das freiwillig an?
Am liebsten hätte ich alle Bücher zugeschlagen und das Thema vergessen. Zum Glück gibt es Menschen, die sich nicht abschrecken lassen und anpacken. Einige davon durfte ich kennenlernen. Unter diesen Menschen waren auch Johannes1) und seine Kolleginnen und Kollegen von Fairventures.
Sie machen das, was mir nach allem, was ich bisher gelernt hatte, als gangbarer Weg übrig zu bleiben schien: Sie errichten keine Schutzgebiete und versuchen auch nicht, den Regenwald dort, wo er abgeholzt worden ist, wieder nachzupflanzen. Sie ignorieren nicht das eng gewobene Netz aus Globalisierung und Kapitalismus, das unsere Welt umspannt und sich wohl auch nicht mehr einfach durchtrennen lassen wird. »Zurück in die Vergangenheit« ist einfach keine Option. Und vor allem begreifen sie den Wald nicht als ein vom Mensch losgelöstes System. Sie wollen keinen Naturschutz trotz der dort lebenden Menschen betreiben, sondern mit ihnen.
Das erfordert eine klare Orientierung an den menschlichen Grundbedürfnissen. Viele davon lassen sich inzwischen fast überall auf der Welt – auch auf Borneo – im Tausch gegen Geld befriedigen. Also muss ein ökonomischer Ansatz zugrunde gelegt werden. Diese und viele weitere Überlegungen flossen in das »One Million Trees for Borneo«-Projekt der Organisation ein, das ich in diesem Buch genauer beleuchten werde. Johannes, seine Kolleginnen und Kollegen und die Menschen, die sich auf Borneo oder in Deutschland an dem Projekt beteiligen, sind sich darüber im Klaren, dass sie Abstriche machen müssen, um ihre Ziele verwirklichen zu können. Nur so gelingt es, in diesem komplexen Umfeld teilweise widerstreitende Bedürfnisse auszutarieren und voranzukommen.
Aufforstungsflächen zwei Jahre nach Beginn des Projektes
Klingt gar nicht so idealistisch, sondern eher pragmatisch? Das ist es auch, und es ist genau dieser Pragmatismus, der mich von Anfang an für dieses Projekt eingenommen hat. Ich glaube, oft stehen Romantisierung und Idealisierung einer Verbesserung der Situation im Weg. Entweder fängt man dann gar nicht erst an, wenn keine Lösung gut genug ist, oder einem Vorhaben liegen unrealistische Annahmen zugrunde, sodass ein Scheitern des Projekts schon vorprogrammiert ist. Pragmatismus erfordert Mut zur schonungslosen Ehrlichkeit. Bevor man anfängt und auch danach. Und Pragmatismus bringt Ergebnisse: Ich sah die Drohnenaufnahmen von Flächen, die jahrelang nach dem Verschwinden des Waldes brach gelegen hatten. Jetzt wuchsen dort wieder Bäume. Hunderte Bauern hatten sich dem Projekt angeschlossen und pflanzten auf ihren Feldern etwas wie Gemüse. In einem degradierten Gebiet entstand eine Art grüner Korridor entlang des Flusses. Gibt es einen Widerspruch zwischen der Ablehnung von Vereinfachung und dem Lob von Pragmatismus? Meiner Ansicht nach nicht. Ich glaube, dass man zuerst die Komplexität einer Situation erfasst haben muss, um dann effektiv pragmatisch sein zu können.
Meine erste Begegnung mit Johannes und seinen Kolleginnen und Kollegen fand im November 2017 statt, als sie die Firma besuchten, bei der ich arbeitete. Und zwar gemeinsam mit Gästen aus Indonesien, genauer gesagt, Borneo. Fairventures hatte einige Mitarbeiter aus seinem Projektgebiet nach Deutschland eingeladen. Sie fanden, es sei eine gute Gelegenheit, um sich besser kennenzulernen, und wollten ihren Gästen als Teil ihres Reiseprogramms die Produktion eines deutschen Maschinenbauunternehmens zeigen. Ich war neugierig, wie es sein würde, zum ersten Mal Menschen zu treffen, die tatsächlich in der Region lebten, über die ich so viel gelesen hatte. Und ich war nervös: Würde das nicht ein sehr schwieriger Tag für uns alle werden? In meinem Kopf ging ich bereits mögliche Diskussionen durch.
Zu meiner Überraschung war dieser Besuch kein bisschen kompliziert. Unsere Gäste aus Borneo entpuppten sich als quirliger, aufgeweckter Haufen. Sie begeisterten mich mit ihren Witzen, ihrer Energie und ihren direkten Fragen, die sich bald von meiner Arbeit für das Unternehmen wegbewegten. Sie wollten wissen, wie viel ich verdiente, aber auch, ob ich bei meiner Familie lebte, ob ich einen Freund hatte und ob ich selbst Gemüse anbaute. Und sie erzählten mir von zu Hause. Sie zeigten mir Fotos von ihren Kindern und Frauen, von Festen und von den Bäumen in verschiedenen Wachstumsstadien. Auf einem Bild war eine mehrere Meter lange Schlange zu sehen, der sie bei einem Kontrollgang durch eine einjährige Baumpflanzung begegnet waren. Sie erzählten, dass ihnen hier Nasi – also Reis – zum Frühstück fehle, und alle waren sich darin einig, dass es furchtbar kalt in Deutschland sei. Nach diesem Tag hatten die Leute, von denen ich bislang nur gelesen hatte, ein Gesicht, eine Stimme und einen sehr aktiven Facebook-Account.
Damals hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ich mich ein Jahr später selbst nach Borneo aufmachen würde. In dem Jahr, das zwischen meiner verstärkten Auseinandersetzung mit diesem Thema und meiner Abreise lag und in dem ich wenig verstanden hatte, trieb mich vor allem eines an: Ich wollte lernen, was mit diesem Regenwald wirklich los ist, was von Palmöl und den anderen Entwaldungstreibern zu halten ist und was passieren müsste, damit sich die Situation tatsächlich verbessert oder zumindest nicht weiter verschlechtert.
Gleichzeitig beschäftigte mich aber auch der Widerhall dieses Themas in der öffentlichen Wahrnehmung. Und das »One Million Trees«-Projekt, dessen Umsetzung ich mir trotz intensiven Lesens und regen Austauschs nicht so recht vorstellen konnte. Woher kamen die degradierten Flächen? Warum waren sie vorher nicht genutzt worden? Wie konnte die Organisation sicherstellen, dass die Landrechte bei den Kleinbauern blieben? Und dass die gepflanzten Bäume später nicht heimlich von wem auch immer gefällt würden?
Mir fiel auf, wie schwer es für andere Unbeteiligte war, sich überhaupt ein Bild von den Verhältnissen und dem Projekt zu machen. Zwischen Forstwissenschaftlern und Experten für Entwicklungszusammenarbeit und den Menschen, deren Leben sich nicht primär um solche Themen dreht, klaffte eine riesengroße Lücke. Das ist wohl bei jedem Fachgebiet so, aber in diesem Fall schien es mir besonders auffällig. Ich gehörte, auch nach all dem Lesen und Fragenstellen, zu der zweiten Gruppe. Obwohl das »One Million Trees«-Projekt nicht ganz unkompliziert war, hatte ich immer mehr den Eindruck, dass das nicht an seiner Komplexität lag, sondern an den fehlenden Wissensgrundlagen.
Und genau deshalb fassten Fairventures und ich irgendwann gemeinsam den Entschluss, das Ganze näher zu uns heranzuholen. Wir wollten erzählen, in aller Ruhe. Wir brauchten ein Format, das Zeit gewährt: ein Buch. Aber kein Fachbuch über Agroforstsysteme2), sondern eines, das die Menschen in den Mittelpunkt rückt und ihre Geschichten erzählt: vor allem natürlich die Menschen auf Borneo, aber auch Menschen wie Johannes und seine Freunde, die das Projekt ins Leben gerufen haben, und auch mich, stellvertretend für alle, die mehr verstehen wollen.
Der Zeitpunkt war günstig. Ein paar Monaten später sollte der eine millionste Baum gepflanzt werden. Ein Meilenstein, auf den Johannes und seine Freunde die letzten fünf Jahre hingearbeitet hatten. Unser Plan: Ich würde hinfahren, mir alles mit eigenen Augen anschauen, mit so vielen verschiedenen Leuten wie möglich sprechen und meinen Nichtexpertenstatus nutzen, um ein Buch für andere Nichtexperten zu schreiben. Ich würde alles fragen, was mir in den Sinn kam, genauso, wie es die Indonesier bei mir gemacht hatten. Anfangs war ich etwas besorgt, ob ich wirklich so ungefiltert drauflosfragen könnte. Johannes sagte dazu nur: »Einen Dayak darfst du auch nach der Farbe seiner Unterhose fragen.« Stimmt, das kann ich jetzt, einige Monate später, bestätigen.
Wir planten meine Recherchereise auf die indonesische Art – ganz grob, mit so wenig konkreten Details, dass die Deutsche in mir kaum zur Ruhe kam. Man sagte, ich solle einfach darauf vertrauen, dass sich kurz vorher schon alles regeln würde. Das musste ich erst lernen, aber es funktionierte wunderbar.
Ich war viel unterwegs: nicht nur in Indonesien, sondern zum Beispiel auch in Berlin, um Wolfgang, den ersten Mitarbeiter des Projekts, kennenzulernen, oder bei der Missionsgesellschaft in Basel, um die Wurzeln des Projekts besser zu verstehen. Dort durfte ich in Dokumenten aus 200 Jahren Missionsgeschichte lesen, wie die ersten Missionare damals Borneo, den Wald und die Stämme der Dayak erlebten.
Noch ein paar Worte zu mir: Ich bin keine Forstwissenschaftlerin, keine Expertin der Entwicklungszusammenarbeit, nicht einmal eine Kulturwissenschaftlerin mit Schwerpunkt Südostasien. Ich bin eine interessierte Beobachterin, und ich habe die unglaubliche Chance bekommen, beim Beobachten näher hinzuschauen, als es vielen anderen möglich ist. Was ich gesehen habe, möchte ich teilen. Ich möchte jedem, der dieses Buch liest, anbieten, gemeinsam mit mir zu lernen und zu erleben. Denn ich bin mir sicher, dass wir uns ähnliche Fragen stellen.
Borneo steht exemplarisch für viele Regionen auf der Erde. Auch in Brasilien oder im Kongo stehen Wald, Flächenbedarf, indigene Bevölkerungsgruppen und die Bedürfnisse einer globalisierten Welt in vergleichbarem Spannungsverhältnis. Auch dort sind die Ursachen für die Entwaldung komplex. Und das »One Million Trees«-Projekt ist ein Beispiel für einen – sicher nicht den einzigen – Weg, um trotz der Vielfalt der Herausforderungen etwas zu verbessern. Das ist ein Ansatz, der mich überzeugt hat.
Ich denke, dass wir am Beispiel Borneo eine realistischere Vorstellung gewinnen können, wie unser geliebter Sehnsuchtsort Regenwald sinnvoll geschützt werden kann.
Bevor es richtig losgeht
Als ich nach meiner Rückkehr aus Indonesien wieder zu Hause in unserer Stuttgarter Wohnung sitze, ist mein Kopf unglaublich voll. Es ist das erste Mal seit über einem Monat, dass neue Eindrücke nicht sofort von noch neueren Eindrücken überlagert werden. Bilder und Gesprächsfetzen von der Reise quellen unzusammenhängend aus mir hervor: ein älteres Dayakpärchen, das mir in einer Kautschukplantage zeigt, wie man die Rinde des Baums richtig anritzt. Kinder, die ihre Väter in der Goldmine besuchen kommen. Die Baumschule, in der Hunderte von Setzlingen darauf warten, in der nächsten Pflanzphase in die kargen Böden gepflanzt zu werden. Sepines Großmutter, die ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn zuhört, wie sie von der Arbeit mit ihren Bäumen schwärmen.
Ich habe Fieber. Ein schönes Mitbringsel, das mir im kalten vorweihnachtlichen Deutschland ein bisschen das Gefühl gibt, immer noch in den Tropen zu sein. Aber auch als das Fieber endlich sinkt, wird es in meinem Kopf nicht viel ordentlicher.
Nach längeren Überlegungen habe ich mich für folgende Reihenfolge entschieden. Ich beginne mit einem Überblick über das Land und die Insel. Auch wenn das hier kein klassisches Sachbuch ist, möchte ich diese Verortung anbieten. Wer diese Informationen nicht braucht, blättert weiter zum nächsten Kapitel: einem kurzen Abriss der Missionsgeschichte in Borneo. Aus meiner Sicht hilfreich, um die Strukturen, die Wurzeln der Entwicklungszusammenarbeit auf Borneo und die Rolle der Kirche heute zu verstehen. Auch das »One Million Trees«-Projekt steht in der Tradition früherer Missionsprojekte.
Weiter geht es mit der Entstehungsgeschichte dieses Projekts von den 1990er-Jahren bis heute. Eine für mich faszinierende Verbindung von Menschen mit großer Motivation, über Kontinente und Jahrzehnte hinweg.
Anschließend schildere ich meine Reise vor Ort, die mir gezeigt hat, warum der Projektansatz funktioniert und wie herausfordernd die Arbeit daran trotzdem ist. Ich werfe Schlaglichter auf das traditionelle Leben der Dayak, den Wald und verschiedene Entwaldungstreiber.
Dabei lasse ich vor allem die Menschen zu Wort kommen. Sie sind die besten Erzählerinnen und Erzähler. Sie berichten, wie ihr Leben früher war, was sich seitdem geändert hat, was sie von dem Projekt halten und wie sie angefangen haben, Bäume zu pflanzen.
Das Buch endet mit der Pflanzung des eine millionsten Baums und einer Vision für die Zukunft. Denn bei einer Million Bäume soll es nicht bleiben.
Los geht’s.
1) Warum nenne ich keine Nachnamen? Viele Dayak – und um sie geht es in diesem Buch schließlich – haben keinen Nachnamen. Wenn man sie formell adressiert, stellt man ihrem Namen ein »Pak« (Herr) oder »Ibu« (Frau) voran. Um keine Hierarchien aufzumachen, habe ich entschieden, alle in diesem Buch vorkommenden Personen nur beim Vornamen zu nennen.
2) Was ein Agroforstsystem ist, wird in Kapitel 6 erklärt und in den nachfolgenden Kapiteln vertieft.