Baumgeschichten - Rosemarie Zocher - E-Book

Baumgeschichten E-Book

Rosemarie Zocher

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Beschreibung

Rosemarie Zocher blickt im vorliegenden Buch mosaikartig auf ihr Leben zurück. Sehr persönliche und private Einblicke werden gewährt, die das Leben von Rosemarie Zocher beeinflussten, prägten und bis heute emotional nachwirken. Eine Lektüre, die zum Nachdenken anregt über die eigene Familie und deren Befindlichkeit im Wechselspiel mit Natur und Umwelt.

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„Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann.“

Jean Paul

… aber nicht alle Erinnerungen sind paradiesisch.

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Geschichten rund um den Hollerbusch

Ebereschengeschichten

Rund um die Linde

Kastaniengeschichten

Walnussbaumerinnerungen

Die Schicksalspappel

Geschichten unterm Birnbaum

Die Kiefer – sonnige Urlaubserinnerungen

Die Esche

Die Birke – das Frühlingssymbol

Die Platane

Die Eiche

Der Ahorn – lustiger Nasenbaum

Der Pfirsich – auch Persischer Apfel genannt

Der Apfelbaum – Baum der Erkenntnis

Die Buche – ein Baum nicht nur für Romantiker

Der Kirschbaum – nicht alle Blütenträume reifen

Epilog

Quellenverzeichnis für Bilder und Liedauszüge

Prolog

Bäume können mehrere hundert Jahre alt werden. Vorausgesetzt, der Mensch oder die Unbilden der Natur setzen dem Leben der Bäume kein vorzeitiges Ende. Gerade in den letzten Jahren wird immer schmerzlicher bewusst, wie gefährdet die Bäume durch Dürre, Stürme, Überschwemmungen und Abholzungen sind.

Wenn ich mich zurückerinnere, erkenne ich mehr und mehr wie eng und vielfältig mein Leben mit Bäumen verwurzelt war, wie viele schöne aber auch nachdenklich stimmende Erlebnisse und Ereignisse mit ihnen verbunden waren.

Unsere Erinnerungen sind oftmals an bestimmte Dinge geknüpft. Es können Farben, Gerüche, Bilder, Landschaften oder Melodien sein. Bei mir also Baumgeschichten.

Im Winter 1945 geboren und wie so viele Kinder aus jenen Tagen vaterlos aufgewachsen. Meine Mutter heiratete ein zweites Mal. Sie war ebenfalls mit einem Stiefvater aufgewachsen. Ihre Mutter war 1944 Opfer eines Tieffliegerangriffes geworden. Mein Stiefopa heiratete ein zweites Mal, eigentlich meine Stiefoma. Da diese aber jünger war als meine Mutter, nannte ich sie Tante. Es gab also den Opa Zacher und Tante Käthe, Omi Gretchen und Opi Hering – die Eltern meines Vaters, dann die Eltern meines Stiefvaters Oma und Opa vom Lindenhügel, genannt nach ihrem Wohnort.

Ich hatte also drei Opas, zwei Omas und eine Tantenoma. Und dann spielen Großvater und Großmutter in meinen Erinnerungen keine unwesentliche Rolle. Gar nicht verwandt, er ein liebevoller, geduldiger, pensionierter Lehrer, der vertrauensvoll von uns Kindern Großvater genannt wurde. Und seine Frau wurde dann halt zur Großmutter.

Ein langes schicksalsreiches Leben liegt hinter mir. Wenn ich eine Katze wäre, dann hätte ich von dem mir zugedachten sieben Leben schon fünf aufgebraucht, höchste Zeit, Erinnerungen zu Papier zu bringen.

Meine mosaikartigen Lebenserinnerungen wurden in der Zeit der Corona-Pandemie zu Papier gebracht. Die Endlichkeit des Lebens war all gegenwärtig und für mich bedrohlich auch deshalb, weil in aller Öffentlichkeit über die Möglichkeit und Notwendigkeit einer Triage diskutiert wurde.

Was hatte eine alte Frau nach zwei Krebserkrankungen und lebenslangem Stoma, Herzinfarkt und Schrittmacherimplantation mit einem künstlichen Hüftgelenk und einem Schlaganfall bei einer Coronaerkrankung zu erwarten?

„Wenn ein Mensch lange Zeit lebt, sagt die Welt,

es wird Zeit dass er geht …“

Pudys

Durch das Schreiben haben die schwarzen Stunden ihren Schrecken verloren und sind letztendlich überwunden. Geholfen hat mir dabei der feste Wille, mein Vorhaben zu Ende zu bringen.

„Irgendein Ziel muss man haben und ansteuern –

der Sinn des Lebens kann nicht sein,

am Ende die Wohnung aufgeräumt

zu hinterlassen, oder?“

Elke Heidenreich

Die Lebenserinnerungen sollen zudem helfen, mit den Kindern über Vergangenes in der Familie im Gespräch zu bleiben, Fragen zu beantworten, Missverständnisse auszuräumen.

Ich bedaure sehr, dass solche Gespräche mit meiner Mutter nicht mehr möglich sind. Vieles blieb ungesagt, unverstanden und ungeklärt.

Bleiben wir solange es uns möglich ist im Gespräch. (Ver-) Schweigen ist nicht immer Gold.

„Habe keine Angst davor,

dass dein Leben eines Tages endet.

Fürchte lieber, dass du versäumst,

es richtig zu beginnen.“

John Henry Newman

Geschichten rund um den Hollerbusch

In unserem kleinen Garten in der Großstadt hatte sich still und heimlich ein Holunderbusch angesiedelt. Den Wildling ließen wir gern wachsen und erfreuten uns später an den weißen, duftenden Blütendolden. Was konnte man daraus doch Wohlschmeckendes und Erfrischendes herstellen, den von der ganzen Familie beliebten Holundersekt.

Rezept:

Drei Dolden Holunderblüten, vorsichtig abbrausen, in einen Topf legen, dazu 500 g Zucker, ein 8-tel Liter Weinessig und eine in Scheiben geschnittene Zitrone. Alles mit 5 Liter kaltem Wasser auffüllen und 3 Tage stehen lassen. Nun durch ein Sieb schütten und in Flaschen füllen. Nach 10 Tagen ist das prickelnde Getränk zu Genießen bereit. An lauen Sommerabenden eine herrliche Erfrischung.

Einige Zeit später gaben wir den kleinen Garten auf, weil wir uns zu einem Hausbau im Erzgebirge entschlossen hatten. Ein großes Grundstück gehörte nun uns und musste gärtnerisch gestaltet werden. Vieles aus unserem Gärtchen sollte später hierher umziehen. Den Anfang machten der Hollerbusch und eine kleine Gartenbank. Wir hatten die erste Erholungsinsel für uns geschaffen. Der Holunder nahm den Umzug nicht übel und gedieh prächtig.

Unbewusst hatten wir die Aussage einer deutschen Sage befolgt: Pflanze zu einem neuen Haus zuerst einen Hollerbusch. Die darin wohnende Frau Holle hält Ungemach und Unheil von den Bewohnern ab.

Ein schöner Brauch, denn wenn’s vielleicht auch nicht hilft, so hat’s noch keinem geschadet.

Nach über 25 Jahren erfreut uns Frau Holles neuer Wohnsitz. Die Sage lässt sich bis heute noch den Enkeln erzählen. Und wer erinnert sich nicht gern an das Kreisspiel aus Kindertagen:

„Ringel, Ringel Reihe,

wir sind der Kinder Dreie,

wir sitzen unterm Hollerbusch

und rufen alle husch-husch-husch.“

Enttäuschung gab es, weil die schwarzen glänzenden Früchte nicht genascht werden durften, aber als leckeres Gelee ein Gedicht auf frischem Brot für Groß und Klein.

Rezept: 2,5 kg Holunderbeeren mit Stielen nach dem Waschen tropfnass in einen großen Topf legen, mit Deckel verschließen und etwa 25 Minuten köcheln lassen. Eine Birne schälen, halbieren, Kerngehäuse entfernen und die Birnenhälften quer in dünne Scheiben schneiden. Nun die Holunderbeeren durch ein Tuch passieren, ein Liter Saft abmessen, mit 500 g Gelierzucker, den Birnenscheiben und mit dem Saft einer halben Zitrone zum Kochen bringen. Nach einer Minute das Gelee sofort in Gläser füllen und fest zuschrauben.

Nicht nur Leckereien hatte der Holunder zu bieten. Wenn ich zurück denke und mich an die Sangeskünste meiner Schwiegermutter erinnere, dann fällt mir ein Lied ein, das sie besonders gern ihren Enkelkindern vorsang.

Ich hatte in eine musikalische Familie eingeheiratet. Hausmusik wurde gepflegt, Schwiegervater spielte Geige, mein Rainer Klavier, Schwiegermutter zupfte die Mandoline oder sang. Noch heute spielt Rainer den Schlager vom „Weißen Holunder“ gern wenn unser Hollerbusch jedes Jahr blüht und herrlich duftet.

So viel schöne Erinnerungen an ein Bäumchen, das vor mehr als 30 Jahren den Weg zu uns gefunden hat und uns ein treuer Begleiter geblieben ist.

Eine Bastelei aus meiner Kindheit hätte ich fast vergessen. Aus einem Holunderast konnte eine kleine Flöte entstehen. Ganz einfach: In die Rinde in einer Reihe kleine Löcher bohren, dann das weiche Holundermark herauspuhlen. Fertig.

Seit kurzem wächst auf unserem Nachbargrundstück, nur durch den Dorfbach getrennt, ein kleiner Holunder. Ganz sicher ein Kind von unserem Wildling. Schon jetzt freuen sich die Kinder auf leckere Gaben des Hollerbuschs. Für Nachschub ist also bestens gesorgt. Nicht nur die Blüten und Beeren sind ein Genuss und sehr gesund, sondern selbst seinen Blättern und der Rinde werden heilende Kräfte zugeschrieben.

Die Sage um Frau Holle und ihren Hollerbusch wird in Erzählungen weiterleben, wie die Sage um den Wagen der Frau Holle, die sich in Thüringen zugetragen haben soll.

„Spät in der Nacht fuhr ein Wagen in welchem eine Fremde ungekannte Dame saß durch den Wald auf einem sehr sumpfigen und morastigen Weg. Es geschah, dass ihr Wagen im Schlamm stecken blieb und ein Rad zerbrach. Zu ihrem Glück kamen gerade einige Holzhauer des Weges daher, die von ihrer Arbeit nach Hause gingen. Die unbekannte Dame bat die Leute, ihr zu helfen. Zugleich standen die Holzhauer der Dame bei, zogenden Wagen aus dem Sumpf und reparierten das Rad. Die Dame bedankte sich bei den Leuten und bot die umherliegenden Späne als Lohn für die Mühe und Arbeit an. Unwillig kehrten die Arbeiter ihr den Rücken, nur einer von ihnen hat gedankenlos einige wenige Späne aufgerafft und in seine Tasche gesteckt. Als er diese zu Hause aus der Tasche hervorholen und in den Ofen werfen will, sind sie in pures Gold verwandelt. Nun bedauerte er den Verlust der übrigen Späne, aber zu spät. Als er umkehrte, die übrigen Späne zu suchen und zu holen, war alles verschwunden.“

Übrigens … Udo Lindenberg malt seit vielen Jahren skurrile Bilder, u.a. mit Eierlikör. Eine alkoholfreie Variante ist das Malen mit Holundersaft, wobei sehr stimmungsvolle Kunstwerke entstehen können.

Ebereschengeschichten

Sehr vielen von uns ist die Eberesche durch das Lied vom Vogelbeerbaum bekannt. Es gab auch die Warnung, die verlockenden roten Beeren nicht zu naschen, denn sie seien nur für Vögel ungiftig.

Ich kannte das Lied schon, bevor ich den Vogelbeerbaum bewusst gesehen hatte. Der Text des schon fast als Volkslied geltenden „Vuglbärbaam“ stammt vom Förster und Mundartdichter Max Schreyer. Die Melodie geht auf eine österreichische Volksweise zurück. Meine Oma hat es mir oft vorgesungen, zwar weit weg vom Erzgebirge im norddeutschen Mölln, aber ihre Sehnsucht galt dem sagenumwobenen Erzgebirge. Ein unerfüllter Traum, denn Anfang der 1950-er Jahre war eine Reise von hüben nach drüben schier unmöglich. Eine Postkarte aus diesen Sehnsuchtszeiten ist erhalten geblieben und wurde sorgsam gehütet. Durch sie kann man sich noch heute mit dem Erzgebirgsdialekt vertraut machen.

Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, später mal im Erzgebirge zu leben. Aber 45 Jahre später stand unser Haus fertig zum Einzug. Schon während des Bauens gestaltete ich, soweit das schon möglich war, den Garten. In gebührender Entfernung, aber doch in Nachbarschaft pflanzte ich zum Holunder eine Eberesche, den Erzgebirgsbaum seit alten Zeiten.

Ein herrlicher Anblick, wenn Holunder und Vogelbeere ihre weißen duftenden Blütenschirmchen im Frühjahr aufspannten. Ein Fest für unsere Sinne, aber auch eine Freude für Bienen und Hummeln. Das Summen und Brummen war nicht zu überhören. Im Spätsommer wetteiferten dann die Beeren um Aufmerksamkeit. Schwarzviolet die Holunderbeeren und im kräftigen Orangerot die Vogelbeeren. Als Ornithologe hätte mein Opa seine Freude daran gehabt, die zahlreichen Vögel zu beobachten, wie sie geschickt die Beeren abpickten.

Für mich auch immer eine Freude, nur nicht gerade, wenn weiße Wäsche auf der Leine hing. Oftmals war sie mit blauvioletten Sprenkeln verziert, eine undankbare Hinterlassenschaft der gefiederten Gäste.

Ach übrigens, zu einer Zeit als Dialekte etwas verpönt waren, „übersetzten“ die aus Sachsen stammenden Jacob-Sisters das Lied ins Hochdeutsche, aber „dar Vuglbärbaam“ hat seit 1900 überlebt.

Ein naher Verwandter unserer Eberesche kam als Geschenk zu uns – eine Schwedische Mehlbeere. Sie bildet das Sonnendach oder den Regenschirm für unsere kleine Sitzecke am Dorfbach. Die orangefarbenen Beeren können zu Marmelade verarbeitet werden. Bei uns blieben sie jedoch für die Vögel als Winterspeise am Baum. Ein zauberhafter Anblick, wenn die farbenfrohen Beeren eine weiße Schneehaube tragen.

Im Sommer haben wir einen wunderbaren zauberhaften Nebeneffekt: die Mehlbeere als Kletterhilfe für eine Rose. Einfach märchenhaft, Erinnerungen an Dornröschen werden wach.

Übrigens … Eine Spezialität aus dem Erzgebirge ist der Vuglbär-Likör, ein Genuss für Kenner.

Rund um die Linde

Als wir unter der Dorflinde auf dem Heimweg von einem fröhlichen Tanzabend eine kleine Rast einlegten, kannten wir das Lied von Walther von der Vogelweide „unser zweier Bette unter den Linden“ nicht, aber hier begann unsere Zweisamkeit, die nun schon 60 Jahre währt, mit einem ersten scheuen zaghaften Kuss.

Wie konnten wir uns hier im Brandenburgischen überhaupt treffen und kennenlernen? In den 60-er Jahren war es üblich, dass die Studenten im Herbst zur Hilfe und Unterstützung der LPG-Bauern aufs Land geschickt wurden zur Kartoffelernte. Und so fügte es der Zufall, dass Studenten der TU Dresden und Studentinnen aus Gotha in benachbarten Dörfern zum Einsatz kommen. Ein Bauer ließ bei den Jungs aus Sachsen die Bemerkung fallen: „Na hier ist ja man nicht viel los, aber im Nachbardorf gibt’s hübsche junge Mädchen“. Das ließen sich die Jungs nicht zweimal sagen und starteten bald eine Erkundungsfahrt. Sehr wohlwollend wurden sie aufgenommen und fürs Wochenende wurde eine Fete geplant. Und weil es für alle eine gelungene Abwechslung gewesen war, wurde gleich ein zweites Treffen vereinbart. Ziemlich schnell hatten sich Tanzpaare gefunden, die das erneute Fest kaum erwarten konnten. Nun muss man sich keine rauschende Disco-Nacht vorstellen, man schrieb das Jahr 1963 in einem 200-Seelendorf in Brandenburgs Sandwüste. Die Tanzmusik war live, Marlies spielte meisterhaft Akkordeon und Ekki dazu nicht weniger gekonnt Gitarre. Und wir anderen? Wir sangen laut die eingängigen Schlager mit. Und das waren nur die heißgeliebten Westschlager. Hier mussten wir uns nicht an die 60 zu 40 – Prozentregel halten, die besagte, dass in öffentlichen Veranstaltungen 60 Prozent DDR-Musik und 40 Prozent Westmusik zu spielen sind. Verstöße konnten bestraft werden.

Aber hier waren wir allein auf dem riesigen Saal, der bestimmt schon bessere Zeiten erlebt hatte. Wir genossen die hausgemachte Musik und vermissten die „Konsumschlager“ nicht. Eindeutige Favoriten waren: „Oh my Darling Caroline“, „Ramona“, „Marina“, „Junge komm bald wieder“ … Diese Titel liefen in Endlosschleife fröhlich und ausgelassen.

Und wie schon erzählt auf dem Heimweg kam es dann zum ersten Kuss unterm Lindenbaum, der zugleich ein Abschiedskuss war. Für die Jungs war die Ernteeinsatzzeit geschafft, wir Mädels mussten noch einige Zeit länger bleiben. Nicht gerade angenehm, denn im Oktober schlug das Wetter um, nass und kalt war es ständig. Unsere Arbeitssachen wurden gar nicht mehr trocken. Warmes Wasser gab’s nicht. In einem Stallgebäude wurden ein paar Schüsseln mit kaltem Wasser bereitgestellt. Für junge Mädchen nicht gerade ideal, aber wir haben alle das gut überstanden. Im Gegensatz zu den Jungs haben wir nicht einen Pfennig persönlich verdient.

Die Erinnerung an den Kuss unterm Lindenbaum nahm ich mit in mein weiteres Leben. Unsere Studentenbekanntschaft hielt und wir wurden ein Paar. Bei vielen Anlässen hatten wir jetzt gemeinsam Muse, uns an diese Zeit zu erinnern. So, wenn wir mit unseren Kindern für den Chor übten „Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum“. Vielleicht träumten wir unter dem Lindenbaum auch einen süßen Traum.

Bei einem Besuch in der Thüringer Heimat verlebten wir ein paar Urlaubstage im Naturpark Hainich mit seinem berühmten Baumwipfelpfad. Jede Baumart wird hier mit einem ausführlichen Stammbaum beschrieben. Uns hatte es besonders die Linde angetan, die hier sehr anschaulich gewürdigt wird, als Heilpflanze, als Honiglieferant und besonders als ein Baum, der sehr alt werden kann – bis tausend Jahre. In Sagen und Überlieferungen spielt die Linde eine große Rolle, als Versammlungsort unserer Vorfahren, als Treffpunkt und als Richtplatz. Für romantische Gemüter sind die herzförmigen Blätter ein liebevolles Glückssymbol. Sehr vergnüglich ging es in den Tanzlinden zu. Solch ein prächtiges Exemplar gibt es in meiner Thüringer Heimat in Sachsenbrunn.