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Keiner kennt das Werk von Siegfried Lenz so gut wie Hanjo Kesting. Und mit keinem anderen Autor hat sich Kesting so anhaltend und intensiv beschäftigt wie mit Siegfried Lenz. Siegfried Lenz, einer der herausragenden und bestimmenden Autoren der deutschen Nachkriegsliteratur, wäre im März 2016 neunzig Jahre alt geworden. Er hat vierzehn Romane veröffentlicht, die eine große und beständige Leserschaft gefunden haben und in viele Sprachen übersetzt worden sind, darunter Werke wie »Deutschstunde" und »Heimatmuseum", die ihm Weltruhm brachten. Seine über hundertfünfzig Erzählungen und Kurzgeschichten weisen ihn aber auch als grandiosen Geschichtenerzähler und Meister der kurzen Form aus. Sein Werk ist tief geprägt von der norddeutschen Landschaft und der Gegenwart des Wassers, Ebbe und Flut bestimmen den Rhythmus seiner Bücher, Inseln, Küsten, Fjorde, große und kleine Schiffe bilden ihre Schauplätze. Und ihr Personal besteht zu großen Teilen aus Menschen, die am Wasser und vom Wasser leben: Fischer, Angler, Taucher, Matrosen, Hafenarbeiter, Schauerleute. Hanjo Kesting hat das Schaffen von Siegfried Lenz ein Leben lang begleitet und ist mit seinem Werk vertraut wie kaum ein anderer. In zahlreichen Aufsätzen, Vorträgen und Radiobeiträgen hat er sich immer wieder mit diesem Autor und seinen Büchern beschäftigt, hat Gespräche mit ihm geführt, Anthologien und Hörbücher zusammengestellt und das umfangreiche Rundfunkwerk herausgegeben. In diesem Band versammelt er die wichtigsten Aufsätze und Gespräche aus vierzig Jahren, ergänzt durch Tagebuchnotizen, in denen er seine Begegnungen mit Siegfried Lenz in sehr persönlicher Weise festgehalten hat. So entsteht ein ebenso facettenreiches wie umfassendes Bild des Autors und seines Werks.
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Seitenzahl: 293
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Hanjo Kesting
Begegnungen mitSiegfried Lenz
Essays, Gespräche, Erinnerungen
Wallstein Verlag
Für Frau Hanjo
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© Wallstein Verlag, Göttingen 2016
www.wallstein-verlag.de
Vom Verlag gesetzt aus der Stempel Garamond
Umschlaggestaltung: Susanne Gerhards, Düsseldorf unter
Verwendung eines Fotos von © Barbara Morgenstern
ISBN (Print) 978-3-8353-1842-7
ISBN (E-Book, pdf) 978-3-8353-2961-4
ISBN (E-Book, epub) 978-3-8353-2962-1
I Annäherungen
Die Welt in Geschichten.Der Erzähler Siegfried Lenz
Wasserwelten. Von Meer und Küste, Fluss und Hafen,Wracks und Tauchern und dem Glück, einen Fisch zu fangen
Die Sensation des Zuhörens. Das Rundfunkwerk
Etwas sehr Seltenes. Siegfried Lenz & Helmut Schmidt
II Gespräche
Auf der Höhe des Lebens. Gespräch zum 50. Geburtstag (1976)
Deutschstunde. Gespräch zum 60. Geburtstag (1986)
Wir lebten vom Rundfunk. Expeditionen in die Rundfunkkultur (1986)
Am Rande des Friedens. Gespräch zum Friedenspreisdes deutschen Buchhandels (1988)
Mein unerträglich schlichtes Prinzip: Weitermachen. Gespräch zum 75. Geburtstag (2001)
III Chronik eines Tagebuchs
IV Man muss seinen Garten bebauen. Kleine Gedenkrede auf Siegfried Lenz
Bibliografie
Nachweise
Schreiben, hat Siegfried Lenz einmal gesagt, sei Rechenschaft geben vom eigenen Leben, Rechtfertigung der eigenen Existenz. Irgendwo, hat er hinzugefügt, hänge sein »düsteres Bild«, the picture of Dorian Gray, jenes Bild, das sein wahres Gesicht zeige. »Denn natürlich hat man fast fünfzig Jahre lang gearbeitet. Das hat Spuren hinterlassen.«
Lenz sprach hier von den Spuren des Alters. Ein Autor, der in seinen Büchern so beharrlich die Erfahrung des Scheiterns umkreiste, wird auch das Altern als ein teilweises Scheitern begriffen haben. In dem späten Aufsatz »Die Darstellung des Alters in der Literatur« hat er der Neigung, das Alter bei Künstlern zu verklären – berühmte Beispiele dafür sind »der späte Beethoven« und »der alte Fontane« –, widerstanden und sogar widersprochen: »Auch wenn hier und da bemerkenswerte sogenannte Spätwerke dagegen sprechen«, heißt es da, »im allgemeinen verhilft das Alter – im Sinne einer Steigerung – nicht zur Vollkommenheit …« Es wird sogar das Gegenteil konstatiert: »Das Alter wird zu einer langsamen Enteignung des Lebens, und da jede Auflehnung dagegen nutzlos ist, wird in Frage gestellt, woran man einst geglaubt hat.«
Das klingt nüchtern, um nicht zu sagen desillusioniert. Und die Erfahrung des Scheiterns wird auch nur teilweise gemildert durch das Bewusstsein des Vollbrachten, der Arbeit, des Werks. Für Siegfried Lenz war das Aushalten, das Durchhalten das Beste und Höchste, was dem Menschen zu erreichen möglich ist. Schon in dem frühen Roman »Duell mit dem Schatten« erklärt der Protagonist: »Am Aushalten … erkennt man den Grad der Mündigkeit … Aushalten, das heißt, dem Gleichmut der Welt seinen eigenen Gleichmut entgegensetzen.«
Der Satz ist ein Schlüsselsatz für Lenz, die Konfession eines Autors, der lebenslang geschrieben und »ausgehalten« hat: den Gleichmut der Welt und ihre Widerstände. Wenn zur Vollendung eines Schriftstellers, mit Goethe gesprochen, die Fülle gehört, die Stetigkeit in verschiedenen Lebensphasen, dann gab es dafür in unserer Literatur kein besseres Beispiel als Siegfried Lenz. In fünfundsechzig Jahren hat er ein Werk von erstaunlichem Umfang und imponierender Vielfalt hervorgebracht: vierzehn Romane (ein fünfzehnter, nachgelassener, soll demnächst erscheinen), über hundertfünfzig Erzählungen, Theaterstücke, Hörspiele, Essays, Reden, Rezensionen, politische Einmischungen und die vielen Forderungen des Tages, denen er sich nicht entzogen hat. Er gehört, gemessen nicht nur an Auflagenziffern und internationalem Ansehen, zu den bestimmenden und herausragenden Autoren der deutschen Nachkriegsliteratur wie neben ihm nur Heinrich Böll und Günter Grass. Dabei ist er nie der Gefahr erlegen, als Schriftsteller zum »Oberkellner der Aktualität« zu werden, wie eine von ihm gern verwendete Formel lautete. Literatur war für ihn »das kollektive Gedächtnis der Menschen«. Er schrieb: »Sie ist der Speicher, die umfassendste Sammlung von Erlebtem und Gedachtem, sie ist ein einzigartiger Vorrat an Welterfahrung. Alles ist in ihr aufbewahrt, aufgehoben; alles, was erduldet und angenommen, was versucht und beklagt wurde in Jahrtausenden, hat in ihr seinen Ausdruck gefunden.«
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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