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»Niemals sind wir ungeschützter gegen das Leiden, als wenn wir lieben, niemals hilfloser unglücklich, als wenn wir das geliebte Objekt oder seine Liebe verloren haben« – der Hamburger Familientherapeut Harry Willich ist zwar kein zweiter Sigmund Freud, aber auch er erkennt die Not seiner Patienten. Und die endet nicht selten in einer Katastrophe ... »Da treibt jemand«, rief er. Über sein Handy wählte er den Polizeiruf. »Bleiben Sie ruhig«, sagte der Polizist. »Ich habe parallel schon den Notarztwagen alarmiert.« »Ich bin ruhig.« Der andere Autofahrer klappte seinen Kofferraum auf und holte eine Angel heraus. Er traf mit dem ersten Wurf und zog den Körper zum Ufer. »Bleiben Sie vor Ort, wir kommen«, sagte der Polizist. »Schon lange tot«, rief der andere Autofahrer zu ihm hinauf. »Der Mann ist tot«, sagte Harry ins Telefon. »Ich kann nicht bleiben. Ich hab einen Termin.« Einer Leiche kann Harry Willich wahrlich nicht mehr helfen, seiner labilen Patientin hoffentlich schon – auch in Olga Harms’ Ehekrise geht es um Leben und Tod. Ihre Ehe steht vor dem Aus, und Harry will unter allen Umständen ein Unglück verhindern. Doch das ist gar nicht so einfach, wenn man auf einmal Hauptverdächtiger in einem Mordfall ist. Das menschliche Treibgut nämlich ist Harry nicht unbekannt, und die Polizei zweifelt am Zufallsfund – laut Freud zu Recht. Denn: »Auf die Dauer kann der Vernunft und der Erfahrung nichts widerstehen«. »Bergedorfer Therapie« ist der dreißigste Band der Kurzkrimi-Reihe hey! shorties – ab auf die Couch!
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Seitenzahl: 57
Copyright der eBook-Ausgabe © 2014 bei Hey Publishing GmbH, München
Originalausgabe © 2004 by Hamburger Abendblatt in der Reihe Schwarze Hefte erschienen, herausgegeben von Volker Albers
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Coverabbildung: FinePic®, München
Autorenfoto: © privat
ISBN: 978-3-942822-95-4
Bergedorfer Therapie ist der dreißigste Band der Krimireihe hey! shorties. Jede Folge ist in sich abgeschlossen. Eine Auflistung der bereits erschienenen Titel befindet sich am Ende dieses eBooks (bitte hier klicken).
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Bergedorfer Therapie
»Niemals sind wir ungeschützter gegen das Leiden, als wenn wir lieben, niemals hilfloser unglücklich, als wenn wir das geliebte Objekt oder seine Liebe verloren haben« – der Hamburger Familientherapeut Harry Willich ist zwar kein zweiter Sigmund Freud, aber auch er erkennt die Not seiner Patienten. Und die endet nicht selten in einer Katastrophe …
»Da treibt jemand«, rief er.
Über sein Handy wählte er den Polizeiruf.
»Bleiben Sie ruhig«, sagte der Polizist. »Ich habe parallel schon den Notarztwagen alarmiert.«
»Ich bin ruhig.«
Der andere Autofahrer klappte seinen Kofferraum auf und holte eine Angel heraus. Er traf mit dem ersten Wurf und zog den Körper zum Ufer.
»Bleiben Sie vor Ort, wir kommen«, sagte der Polizist.
»Schon lange tot«, rief der andere Autofahrer zu ihm hinauf.
»Der Mann ist tot«, sagte Harry ins Telefon. »Ich kann nicht bleiben. Ich hab einen Termin.«
Einer Leiche kann Harry Willich wahrlich nicht mehr helfen, seiner labilen Patientin hoffentlich schon – auch in Olga Harms’ Ehekrise geht es um Leben und Tod. Ihre Ehe steht vor dem Aus, und Harry will unter allen Umständen ein Unglück verhindern. Doch das ist gar nicht so einfach, wenn man auf einmal Hauptverdächtiger in einem Mordfall ist. Das menschliche Treibgut nämlich ist Harry nicht unbekannt, und die Polizei zweifelt am Zufallsfund – laut Freud zu Recht. Denn: »Auf die Dauer kann der Vernunft und der Erfahrung nichts widerstehen«.
»Bergedorfer Therapie« ist der dreißigste Band der Kurzkrimi-Reihe hey! shorties – ab auf die Couch!
1
»Gut, ich werde da sein«, sagte Harry Willich ins Telefon. »Elf Uhr.«
Er legte den Hörer auf und rieb sich das Gesicht mit beiden Händen. Sein krauses Haar lud sich elektrisch auf, knisterte.
Seine Frau Hilde kam über die Terrasse aus dem Garten. Sie hielt einen Strauß Wiesenblumen wie ein Baby im Arm. Sie hob die Gartenschere in die Höhe. »Was meinst du, kann man damit jemand umbringen, den Hals durchschneiden?«
»Wer soll es denn sein?«
»Die Nachbarin hat sich beschwert, weil ich einen ihrer Büsche, die zu uns rüberragen, beschnitten habe. Sie hat mich beschimpft, bedroht und ist wütend ins Haus gerannt.«
»Wenn ein Busch über den Zaun ragt, dann …«
»Ach, das ist doch lächerlich. Weißt du, ich frage mich schon die ganze Zeit, ob ihr Gewächshaus nicht zu dicht an unserm Grundstück steht. Ich werfe ihr die Scheiben ein!«
Vor sechs Monaten waren sie von der Wentorfer Straße in die Vierlande gezogen. Ein lang gehegter Wunsch. Für das kleine Häuschen am Neuengammer Hausdeich würden sie für den Rest ihres Lebens Hypotheken abzahlen. Der Mercedes musste auch verkauft werden. Doch zum Ausgleich reichte ihr Garten dafür bis an die Dove-Elbe heran.
Hilde stampfte knurrend in die Küche und kam mit zusammengekniffenen Augen zurück. Sie ließ die Gartenschere klappern. »Es war mir nicht möglich, normal mit ihr zu sprechen. War sie das etwa am Telefon?«
»Nein, die Sekretärin hat aus dem Büro angerufen und mich mit einer neuen Klientin verbunden. Olga Harms. Sie wollte sofort einen Termin.«
Die Verlegung der Praxis hatte sich gelohnt. Seit er mit einem Steuerberater am Sachsentor eine Bürogemeinschaft gebildet hatte, gab es Laufkundschaft.
Hilde legte die Gartenschere auf den Tisch und drehte sie mit einem Finger. »Ich werde die Nachbarin anrufen. Wie heißt die Ziege noch mal?«
»Warte, bis sie sich beruhigt hat und du dich auch.«
»Ich will mich nicht beruhigen.« Sie zog das Telefonbuch aus dem Regal und ließ es knallend auf den Tisch fallen.
»Ich muss in die Praxis. Diese Olga Harms kommt um elf Uhr. Falls es dann nicht schon zu spät ist.«
Seine Frau lachte. »Die meisten kommen erst in die Therapie, wenn es zu spät ist.«
»Olga Harms befürchtet, ihr Mann wolle sie umbringen.«
»Dann ist es ein Fall für die Polizei und nicht für einen Familientherapeuten.«
»Na ja, so deutlich hat sie es nicht gesagt. Es ist mehr mein Gefühl.«
Harry stand auf und rieb sich wieder sein Gesicht.
»Hör auf«, sagte Hilde. »Du sprühst sonst wieder Funken.«
Er strich sich über den Kopf. Das Haar legte sich nicht.
»Nimm den Wagen, und bring doch bitte vom Bergedorfer Markt frischen Fisch und Äpfel mit, und vielleicht gibt es schon Kirschen, vielleicht auch … Warte, ich schreibe dir eine Liste.«
Sie ging in die Küche und kam mit einem Zettel zurück. Er steckte ihn in die Jackentasche. Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. Ein elektrischer Funke sprang über.
»Au!« Sie rieb sich die Lippen. »Du bist wieder elektrisch.«
»Tut mir leid.«
Sie begleitete ihn bis zur Tür. »Ach, und sollte ich, wenn du zurückkommst, tot im Garten liegen, weißt du, dass es die Nachbarin war.«
2
Zu seiner Überraschung war der Parkplatz hinter der Post plötzlich gebührenpflichtig. Die wachsende Stadt. Er hatte gehofft, auf einem solchen Platz Interessenten für den Wagen zu finden, und ein Verkaufsschild an die Seitenscheibe geklebt.
Er fuhr weiter bis zur ehemaligen Stuhlrohrfabrik. Dahinter am Schleusengraben war das Parken noch gratis. Es gab keine Absperrung zum Wasser. Vorsichtig manövrierte er rückwärts zwischen zwei Autos. Ein Druck aufs Gaspedal, und er würde in den Kanal stürzen. Er stieg aus und ging um den Mercedes herum. Er hatte sich verschätzt, das Heck hing bereits über dem Wasser. Das kam dabei raus, wenn er fast nur noch mit dem Fahrrad fuhr.
Er betrachtete die Wasseroberfläche. Jemand hatte Abfall hineingeworfen. Alte Kleidungsstücke. Eine Jacke schwamm im Wasser. Er ging ein paar Schritte den Kampdeich entlang und wusste plötzlich, dass in der Jacke noch ein Mensch steckte. Er stieg auf die Fußgängerbrücke. Von oben waren jetzt deutlich Gesicht und Hände zu sehen. Er winkte einem anderen Autofahrer, der gerade aus seinem Wagen stieg. »Da treibt jemand«, rief er.
Über sein Handy wählte er den Polizeiruf.
»Bleiben Sie ruhig«, sagte der Polizist. »Ich habe parallel schon den Notarztwagen alarmiert.«
»Ich bin ruhig.«
Der andere Autofahrer klappte seinen Kofferraum auf und holte eine Angel heraus. Er traf mit dem ersten Wurf und zog den Körper zum Ufer.
»Bleiben Sie vor Ort, wir kommen«, sagte der Polizist.
»Schon lange tot«, rief der andere Autofahrer zu ihm hinauf.
»Der Mann ist tot«, sagte Harry ins Telefon. »Ich kann nicht bleiben. Ich hab einen Termin.«
»Sie müssen bleiben, Herr Willich. Sie haben uns angerufen, Sie sind ein wichtiger Zeuge.«