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Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. "Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser. Helene Träutlein kam vom Einkaufen zurück. In der Küche stellte sie die beiden vollen Einkaufstaschen auf die Anrichte. Pfarrer Heiner Zandler saß am Küchentisch und trank eine Tasse Kaffee. »Na, Träutlein, was gibt es Neues? Du bist doch drüben bei der Veronika einkaufen gewesen. Was erzählt sie so?« »Net viel! Der Laden war voll. Auf dem Parkplatz hat ein Reisebus gehalten mit einer großen Wandergruppe. Wie ich herausgehört habe, war es ein Sportverein, der seinen Jahresausflug macht. Die sind alle in den Laden gestürzt. Veronika hatte alle Hände voll zu tun. Aber hier habe ich etwas für Sie. Des hat mir die Veronika für Sie mitgegeben.« Sie zog einen Briefumschlag aus dem Seitenfach der Einkaufstasche. »Sie wartet auf eine Antwort.« »So?«, staunte Pfarrer Zandler. Er ging mit dem Umschlag in sein Studierzimmer. In dem Briefumschlag lag nur ein kleiner Zettel.
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Seitenzahl: 132
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Lars stürzte zur Fahrertür seines Wagens und riss sie auf. Bevor er sich ins Auto werfen konnte, hielt Arne ihn zurück.
»Ich fahre«, sagte der junge Bergquist so bestimmt, dass Lars gar nicht erst auf die Idee kam, ihm zu widersprechen. Außerdem wusste er selbst, dass er in seiner momentanen Gefühlslage alles andere als ein guter und vor allem sicherer Fahrer war. Wie sollte er auch? Seine Wenke war verschwunden! Entführt! Karl Aresson hatte sie ihm entrissen! Dieser verschrobene Einsiedler, bei dem Wenke nach ihrem Schiffbruch gestrandet war und vier endlos lange Tage aushalten musste. Er hatte sie wieder in seine Gewalt gebracht! Und irgendwo da draußen fuhr er jetzt mit ihr, auf der Flucht vor seinen Verfolgern…
»Du kennst den Weg zu dieser Landzunge?«, fragte Erik Hellström. Er wollte es sich nicht nehmen lassen, bei der Suche nach seiner Schwester mitzumachen, und hatte auf der Rückbank Platz genommen.
Lars nickte. »Ja, wir brauchen nur Richtung Norden zu fahren, immer der Küstenlinie entlang. In spätestens zwei Stunden müssten wir sie erreicht haben.«
Und dort, da war sich Lars ganz sicher, würde er Wenke aus Karls Händen befreien. Wie hatten sie sich nur so in ihm täuschen können? Obwohl – Lars hatte dieses ungute Gefühl, das bei dem Gedanken an Karl in ihm aufkam, nie verlassen. Deshalb hatte er sogar seinen Freund Magnus Freiberg gebeten, sich diesen Kauz noch einmal näher anzusehen. Doch Magnus hatte schnell Entwarnung gegeben. Als einen harmlosen Spinner hatte er Karl beschrieben, der zwar total vernarrt in Wenke sei, von dem aber keine Gefahr ausginge.
Lars schnaubte auf und schlug mit der Faust frustriert gegen die Beifahrertür. Die beunruhigten Blicke seiner Mitstreiter interessierten ihn nicht.
»Ich hätte besser auf sie aufpassen müssen«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich hätte sie nicht eine Sekunde aus den Augen lassen dürfen! Das ist alles meine Schuld!«
»Hör auf damit!«, blaffte ihn Erik an. »Du weißt, dass das Unsinn ist! Niemand konnte ahnen, dass das passieren würde. Sei lieber froh, dass Tante Greta das Nummernschild am Wagen ausmachen konnte und wir dadurch erfahren haben, dass es Karl war. Ansonsten wären wir und die Polizei noch völlig ahnungslos.«
Helene Träutlein kam vom Einkaufen zurück. In der Küche stellte sie die beiden vollen Einkaufstaschen auf die Anrichte.
Pfarrer Heiner Zandler saß am Küchentisch und trank eine Tasse Kaffee. »Na, Träutlein, was gibt es Neues? Du bist doch drüben bei der Veronika einkaufen gewesen. Was erzählt sie so?«
»Net viel! Der Laden war voll. Auf dem Parkplatz hat ein Reisebus gehalten mit einer großen Wandergruppe. Wie ich herausgehört habe, war es ein Sportverein, der seinen Jahresausflug macht. Die sind alle in den Laden gestürzt. Veronika hatte alle Hände voll zu tun. Aber hier habe ich etwas für Sie. Des hat mir die Veronika für Sie mitgegeben.« Sie zog einen Briefumschlag aus dem Seitenfach der Einkaufstasche. »Sie wartet auf eine Antwort.«
»So?«, staunte Pfarrer Zandler.
Er ging mit dem Umschlag in sein Studierzimmer. In dem Briefumschlag lag nur ein kleiner Zettel. Darauf stand:
Lieber Herr Pfarrer Zandler!
Ich möchte Sie sprechen. Leider kann ich nur nach Ladenschluss.
Wann kann ich abends mal zu Ihnen kommen?
Bitte geben sie mir Bescheid.
Vielen Dank im Voraus.
Veronika Boller
»Mm«, murmelte Pfarrer Zandler. Er wunderte sich, warum Veronika nicht einfach die Träutlein nach einem Termin gefragt hatte. Es musste etwas Schwerwiegendes sein, das sie nur mit ihm bereden konnte. Er nahm einen Stift und schrieb an den Rand des kleinen Zettels.
Jeden Abend, komm, wann du Zeit hast!
Zandler
Er steckte den Zettel in einen Briefumschlag und klebte ihn zu. Damit ging er zurück in die Küche.
Helene Träutlein hatte inzwischen die Lebensmittel ausgepackt und wischte die Anrichte ab.
»Hier, das ist meine Antwort für die Veronika. Bring es ihr bitte gleich rüber!«
»Das mache ich. Der Laden ist nur zwei Häuser entfernt. Es ist schon ein bisserl verwunderlich, dass die Veronika und Sie jetzt schriftlich verkehren.«
Pfarrer Heiner Zandler schmunzelte. Er sagte nichts und ging in seine Studierstube. Dort setzte er sich hinter den Schreibtisch und dachte nach. Träutlein hatte recht. Es war schon sonderbar, dass Veronika Boller schriftlich nach einem Termin nachfragte. Sie musste etwas auf dem Herzen haben, was ein längeres Gespräch erforderte und nicht kurz besprochen werden konnte.
»Na ja, ich werde es erfahren«, sagte er leise vor sich hin. Dann schrieb er an der Predigt weiter, die er am nächsten Sonntag halten wollte.
Es war am selben Abend. Pfarrer Zandler war gerade mit dem Abendessen fertig, als es an der Tür des Pfarrhauses klingelte.
»Des wird die Veronika sein, Träutlein. Ich gehe aufmachen. Mach uns bitte einen schönen Tee und bring ein paar Plätzchen«, sagte er.
Pfarrer Zandler führte Veronika Boller in die Studierstube. Er wartete mit dem Gespräch, bis Träutlein Tee und Gebäck gebracht hatte. Er schenkte Veronika Tee ein.
»Ich habe mich ein bisserl gewundert, warum du schriftlich um einen Termin gebeten hast. Warum bist du nicht einfach rübergekommen oder hast angerufen?«
Veronika Boller seufzte. »Weil mein guter Mann meint, es sei hirnrissig, und ich würde mir da etwas einbilden. Wir sind wegen der Sache nicht einer Meinung. Wenn ich telefoniert hätte oder vorbeigekommen wäre, hätte er es bemerkt. Heute Abend trifft er sich mit alten Freunden in Kirchwalden. Sie verabreden sich regelmäßig an einem Abend in der Woche.«
»So, dann hast du Heimlichkeiten, hinter dem Rücken deines Mannes?«, schmunzelte Pfarrer Zandler.
»Ja, aber was soll ich machen? Ich kann deswegen schon nimmer schlafen. Die Sache verfolgt mich. Ich habe so ein seltsames Gefühl im Bauch, deshalb muss ich immer daran denken. Nicht nur das, ich habe mich ein bisserl umgehört. Seither bin ich noch mehr beunruhigt. Aber ich musste meinem Franz versprechen, dass ich mich nicht einmische.« Veronika seufzte. »Es ist mir schon klar, dass er sich Sorgen macht. Er denkt, ich könnte da in eine schlimme Sache hineinrutschen. Aber muss man nicht etwas riskieren, wenn man vermutet, jemand sei in Not? Man kann doch nicht einfach die Augen davor verschließen.«
Veronika Boller hatte gerötete Wangen. Sie war sehr aufgeregt. Pfarrer Zandler ließ sie reden, obwohl ihre umständliche Art seine Geduld herausforderte. Doch so war Veronika. Sie kommentierte stets alles, bevor sie zum Wesentlichen kam.
Sie trank einen Schluck Tee, bevor sie endlich auf den Punkt kam. »Also, die Claudia Bader kenne ich gut, vor ihrer Ehe hieß sie Wildmann. Während sie in Kirchwalden in die Oberstufe ging, hat sie oft am Wochenende bei uns im Laden geholfen. Mei, das ist jetzt schon über zehn Jahre her, fast fünfzehn Jahre. Wie schnell doch die Zeit vergeht! Mit der Claudia war ich immer blendend ausgekommen. Sie hatte ein sanftes Wesen und verlor auch bei den launischsten Kunden nie die Geduld.«
»Inzwischen hat sie zwei Kinder, Eva und Nils, und wohnt drüben in Marktwasen. Da fällt mir ein, dass ich sie schon lange nimmer gesehen habe«, sagte Pfarrer Zandler.
Jetzt wurde Veronika noch lebhafter. »Das ist es ja, Herr Pfarrer, die Claudia ist verschwunden. Sie ist wie vom Erdboden verschluckt. Keiner weiß etwas. Die Fensterläden am Haus sind geschlossen. Ich bin mit dem Auto mehrmals vorbeigefahren. Davon weiß mein Mann nix. Ich habe mit der Briefträgerin gesprochen. Sie wirft seit Wochen die Post ein. Aber der Briefkasten ist nicht voll. Das ist doch sonderbar bei der vielen Reklame, die verschickt wird. Irgendjemand muss also den Briefkasten leeren. Die Nachbarn sind es nicht. Das habe ich ausgekundschaftet. Sie wundern sich auch über die geschlossenen Rollläden. Der Rasen ist nicht gemäht, aber die Blumen und das Gemüse im Garten hinter dem Haus gedeihen.«
Veronika Boller sah den Geistlichen ernst an.
»Das passt alles nicht zusammen. Vorgestern waren die Baumberger Geschwister nach der Schule bei mir im Laden. Ich habe sie nach Eva und Nils gefragt. Das habe ich geschickt gemacht. Ich habe Basti und Franzi gesagt, sie sollen den beiden ausrichten, dass die Bücher, die sie bestellt hätten, geliefert worden wären. Der Nils ist so alt wie die Franzi und geht in ihre Klasse. Die Eva ist eine Klassenkameradin vom Basti. Da habe ich erfahren, dass die beiden nicht mehr in Waldkogel zur Schule gehen. Sie seien abgemeldet worden und würden jetzt in München in die Schule gehen, hatte der Klassenlehrer gesagt. Der Basti hat sich sehr darüber gewundert, denn die Eva hatte ihm nichts gesagt. Des Madl hat nix davon gewusst, da bin ich mir sicher. Sophie, Evas beste Freundin, hatte Geburtstag, Eva hätte bestimmt gesagt, wenn sie nicht zur Feier kommen würde. Sie hat sich seither bei Sophie auch nicht gemeldet, kein Anruf, kein Brief, keine E-Mail, kein gar nichts. Das alles hat mir der Basti erzählt. Finden Sie das nicht auch etwas seltsam, Herr Pfarrer? Nimmt man alles zusammen, dann kann man schon ins Grübeln kommen.«
»Vielleicht sind die Baders umgezogen?«, sagte Pfarrer Zandler.
Veronika Boller schüttelte den Kopf.
»Naa, wie kann jemand umziehen, ohne dass die Nachbarn etwas mitbekommen? Naa, Herr Pfarrer, da stimmt etwas nicht. Das sagt mir mein Gefühl. Außerdem hat die Claudia Verwandte in Waldkogel, ihre Eltern, ihr Bruder mit seiner Familie und ihre jüngere Schwester. Keiner von denen, wirklich keiner, war in den letzten Wochen bei uns einkaufen. Dabei hatten sie immer bei uns eingekauft. Da geht etwas nicht mit rechten Dingen zu.«
»Und das raubt dir den Schlaf, Veronika?«
»Genauso ist es! Ich habe der Claudia schon mehrmals heimlich auf den Anrufbeantworter gesprochen, immer, wenn mein Mann sich mit seinen Freunden trifft. Aber sie hat nie zurückgerufen.«
Pfarrer Zandler rieb sich das Kinn.
»In der Tat, das ist mehr als seltsam, darauf kann ich mir auch keinen Reim machen, Veronika«, sagte er nachdenklich.
»Sehen Sie, Sie sagen es auch! Da stimmt etwas nicht. Also ich bin mit meinem Latein am Ende. Können Sie etwas unternehmen? Ich habe wirklich Angst um Claudia. Und außerdem …«
Veronika Boller brach den Satz ab. Das war selten bei ihr, da sie sonst wie ein Wasserfall redete.
»Außerdem was?«, fragte Pfarrer Zandler nach.
Veronika Boller seufzte.
»Außerdem hatte die Claudia sehr schlecht ausgesehen, als sie vor Wochen bei mir im Laden war. Sie kaufte nur Haferflocken, sonst nix, aber alle Packungen, die im Regal standen. Höchstens zur Weihnachtszeit kauft jemand so viele Haferflocken, um Haferflockenplätzchen zu backen. Als ich sie fragte, ob sie backen wollte, gab sie keine Antwort. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen. Ich denke, die Augen waren rot, weil sie geweint hat. Des war keine Bindehautentzündung. Es ist schon Monate her, da hat sie einmal eine Andeutung gemacht über ihren Mann. Sie sagte, der Albin mache ihr Kummer. Heute denke ich, dass sie vielleicht ihr Herz hatte ausschütten wollen. Aber es kam Kundschaft und sie ging schnell fort.«
Veronika trank einen Schluck Tee und schaute Pfarrer Zandler ernst an.
»Sie machte eine Andeutung, ihr Mann sei in schlechte Gesellschaft gekommen oder seine Arbeitskollegen wären üble Burschen. Oder so. An den genauen Wortlaut kann ich mich leider nimmer erinnern.«
»Ich werde mir überlegen, wie ich Licht in das Dunkel bringen kann. Ich verspreche dir, dass ich ganz vorsichtig sein werde.«
»Und Sie halten mich da heraus?«
»Sicher halte ich dich heraus, Veronika. Auf jeden Fall danke ich dir, dass du mir einen Hinweis gegeben hast. Du hast recht, da gibt es etliche Ungereimtheiten. Es kann aber auch alles ganz harmlos sein.«
»Ich hoffe es, Herr Pfarrer. Ich habe die Claudia wirklich in mein Herz geschlossen.«
»Und jetzt mache dir keine Sorgen mehr! Ich kümmere mich darum, Veronika! Sobald ich etwas weiß, gebe ich dir Nachricht.«
»Danke, das beruhigt mich sehr, Herr Pfarrer. Dann war es richtig, dass ich hergekommen bin, um Ihnen alles zu erzählen?«
»Das war goldrichtig, Veronika.«
»Da fällt mir ein Stein vom Herzen«, seufzte Veronika.
Pfarrer Zandler beruhigte sie noch einmal und brachte sie zur Tür.
Er blieb einen Augenblick an der Haustür stehen. Dabei sah er, wie Bürgermeister Fritz Fellbacher ins Rathaus ging. Zandler zog hinter sich die Tür zu und eilte über den Marktplatz.
»Grüß Gott, Fritz! Machst du Überstunden?«
»Grüß Gott, Heiner! Ja, ich will in Ruhe noch einige Papiere durchsehen.«
»Hast du trotzdem einen Augenblick Zeit für mich?«
»Ich bitte dich, Heiner! Du bist mein bester Freund und unser Pfarrer. Selbst wenn ich wenig Zeit hätte, würde ich mir für dich immer Zeit nehmen.«
»Gut, dann lass uns reingehen. Ich habe eine Frage.«
Die beiden Freunde betraten das Rathaus und gingen in das Amtszimmer.
»Magst du einen Obstler?«, fragte Fellbacher.
»Da sage ich net nein.«
Bürgermeister Fellbacher holte die Flasche mit dem Obstler und zwei Gläser. Er schenkte ein, und sie tranken.
»So, Heiner, was hast du auf dem Herzen?«, fragte Fellbacher.
»Es geht ein Gerücht um, Claudia Bader, ihr Mann Albin und die Kinder seien fortgezogen.«
»So?«, staunte Fellbacher. »Naa, die wohnen noch immer hier in Marktwasen.«
»Aber die Kinder sollen in der Schule abgemeldet worden sein«, sagte Pfarrer Zandler.
»Davon ist mir nichts bekannt. Wer sagt denn so etwas?«
Pfarrer Zandler zog die Augenbrauen nach oben. »Fritz, ich bin nicht offiziell bei dir. Verstehst du?«
»Naa, ich verstehe nix. Aber wenn du das sagst, dann ist des so. Das heißt, ich soll unser Gespräch für mich behalten.«
»Genau! Jedenfalls wäre das vorläufig klug. Doch sollte ich deine Hilfe benötigen, dann hörst du von mir, ganz offiziell.«
»Heiner! Willst du mir nicht eine klitzekleine Andeutung machen, um was es geht?«
»Fritz, gib Ruhe! Ich werde dir nix andeuten. Sei brav und zu niemanden ein Wort!«
»Gut, ich stelle keine Fragen.« Bürgermeister Fritz Fellbacher schaute seinen Freund ernst an. »Heiner, als Bürgermeister liegt mir das Wohl und Wehe der Leute genauso am Herzen wie dir.«
»Das weiß ich, Fritz. Deine Auskunft hat mir schon geholfen. Dafür danke ich dir. Die Baders sind also immer noch hier gemeldet.«
»Warte!«
Bürgermeister Fellbacher ging ins Vorzimmer und holte einen Ordner aus dem Regal hinter Ginas Schreibtisch.
»Hier kannst du es selbst sehen. Das ist die Liste der Bürger Waldkogels. Da stehen alle drin. Gina hat zwar alles in den Computer eingegeben. Die Liste ist für mich, falls sie nicht da ist.«
Bürgermeister Fritz Fellbacher blätterte.
»Siehst du, da haben wir sie! Das Ehepaar Albin Bader und Claudia Bader, geborene Wildmann, mit den Kindern Eva und Nils, wohnhaft in Marktwasen«, sagte Fellbacher und deutete mit dem Finger darauf.
»Gut, dann ist des amtlich!«
Die beiden Freunde tranken noch einen Obstler. Dann verabschiedete sich Pfarrer Zandler. Er ging nicht ins Pfarrhaus, sondern machte einen Spaziergang, der ihn nach Marktwasen führte.
*
Gaby öffnete die Tür.
»Willkommen! Mei, ich freue mich so, dich zu sehen, Kim!«
»Und ich freue mich erst!«
Die beiden Schulfreundinnen lagen sich in den Armen. Gaby bat Kim herein.
»Deinen Koffer kannst du gleich in das Zimmer dort stellen. Hinter der blauen Tür ist das Badezimmer, wenn du dich frisch machen willst.«
»Wunderbar! Im Zug war es sehr heiß. Ich dachte, ich lasse bei der Hitze mein Auto stehen und fahre bequem mit dem Zug, von wegen Klimaanlage und so. Pustekuchen!«
Gaby ging voraus ins Badezimmer und reichte Kim ein Badetuch.
»Dort sind Duschgels und Föhn. Ich mache uns einen Imbiss und einen Saft mit viel Eis.«
»Klingt traumhaft!«
Nach einer Weile kam Kim auf die Terrasse. »Wow, das ist eine Aussicht!«
Gaby lachte laut. »Die Aussicht musste man mitbezahlen. Die Wohnung gehört Laura.«
»Dann wohnt ihr immer noch zusammen?«, sagte Kim.
Gaby schenkte frisch gepressten Orangensaft ein, in dem Eiswürfel schwammen. »Ja, Laura und ich wohnen zusammen, eine praktische Zweckgemeinschaft. Ich passe auf Lauras Wohnung auf und bezahle nur Nebenkosten. Sie ist selten hier. Es ist ihr Zimmer, in dem du übernachtest.«
»Soll ich nicht lieber ein Hotel nehmen oder auf der Couch schlafen?«
»Schwachsinn! Von dreihundertfünfundsechzig Tagen im Jahr ist Laura höchstens zwei Wochen hier, wenn ich die einzelnen Tage zusammenrechne.«
»Arbeitet sie immer noch für diesen Santen?«