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Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. "Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser. Albert Weißgerber war aufgeregt. Er stand vor dem Kleiderschrank und betrachtete sich kritisch in dem großen Spiegel der Mitteltür.Hatte er wirklich an alles gedacht?Er trug eine grüne Leinenhose, darüber ein grün-rot-blau kariertes Sporthemd. Die dünne rote Strickjacke stand vorn offen. Die Rasur noch einmal prüfend, fuhr er sich mit der Hand über Wangen und Kinn. Um ganz sicher zu sein, kämmte er zum x-ten Mal sein Haar. Ein Blick auf die Schuhe bestätigte, dass sie noch genauso glänzten wie vor einer Minute. Auch der Inhalt der Hosentasche war noch derselbe.Nervös schaute er auf die Armbanduhr. Es war so weit.Noch einen Blick in den Spiegel, dann gab er sich einen Ruck und ging hinunter.Neben der Haustür wartete der gepackte Rucksack. Obendrauf hatte er eine Wolldecke geschnürt. Er schulterte den Rucksack, dann setzte er den Hut mit dem Gamsbart auf.Nachdem er die Haustür hinter sich abgeschlossen hatte, ging er auf dem großen Hof auf und ab.Als er Maries kleines Auto näher kommen sah, winkte er. Sie streckte den Arm aus dem Seitenfenster und winkte zurück. Sie wendete, bevor sie das Auto rückwärts im Carport abstellte, sodass es von der Straße aus nicht zu sehen war.Er ging auf das Auto zu.
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Albert Weißgerber war aufgeregt. Er stand vor dem Kleiderschrank und betrachtete sich kritisch in dem großen Spiegel der Mitteltür.
Hatte er wirklich an alles gedacht?
Er trug eine grüne Leinenhose, darüber ein grün-rot-blau kariertes Sporthemd. Die dünne rote Strickjacke stand vorn offen. Die Rasur noch einmal prüfend, fuhr er sich mit der Hand über Wangen und Kinn. Um ganz sicher zu sein, kämmte er zum x-ten Mal sein Haar. Ein Blick auf die Schuhe bestätigte, dass sie noch genauso glänzten wie vor einer Minute. Auch der Inhalt der Hosentasche war noch derselbe.
Nervös schaute er auf die Armbanduhr. Es war so weit.
Noch einen Blick in den Spiegel, dann gab er sich einen Ruck und ging hinunter.
Neben der Haustür wartete der gepackte Rucksack. Obendrauf hatte er eine Wolldecke geschnürt. Er schulterte den Rucksack, dann setzte er den Hut mit dem Gamsbart auf.
Nachdem er die Haustür hinter sich abgeschlossen hatte, ging er auf dem großen Hof auf und ab.
Als er Maries kleines Auto näher kommen sah, winkte er. Sie streckte den Arm aus dem Seitenfenster und winkte zurück. Sie wendete, bevor sie das Auto rückwärts im Carport abstellte, sodass es von der Straße aus nicht zu sehen war.
Er ging auf das Auto zu. Marie stieg aus.
»Grüß Gott, Albert!«
»Grüß Gott, Marie!«
Marie musterte ihn von oben bis unten.
»Du siehst ja fesch aus – geradezu zünftig, wie ihr hier sagt. Hat der Rucksack eine Bedeutung?«
Albert errötete.
»Ich dachte, wir machen heute Abend mal etwas anderes, als drinnen zu sitzen. Es ist so ein schöner Abend.«
Beide schaute hinauf in den wolkenlosen Himmel über Waldkogel. Die Sonne neigte sich langsam den Gipfeln und schneebedeckten Hängen zu.
»Ja, es ist wirklich ein besonders schöner Abend. Was schlägst du vor?«, fragte Marie.
»Ich dachte, wir machen einen Spaziergang, und ich zeige dir meine Lieblingsstelle im Wald, hinten am Bergsee. Dort hatte ich als Bub immer gespielt. Falls du aber lieber hierbleiben willst, dann habe ich natürlich nichts dagegen.«
»Schon gut, Albert! Das ist eine ausgezeichnete Idee. Ist es weit?«
Albert schüttelte den Kopf.
»Nein, es ist nicht weit, jedenfalls nicht, wenn wir das Boot nehmen.«
»Großartig, eine abendliche Bootspartie auf dem Bergsee, das ist eine ausgezeichnete Idee!«
Albert strahlte. Marie holte ihre Jacke aus dem Auto. Irgendwie hatte sie eine Ahnung, dass es spät werden würde, und nachts war es in den Bergen immer kühl.
»Aufi, Marie, dann lass uns gehen«, sagte Albert.
Sie gingen nebeneinander zwischen den Maschinenhallen durch. Albert führte Marie über das Gelände des Holzlagers. In langen Reihen waren Baumstämme gestapelt.
Marie blieb stehen und schloss die Augen.
»Wie gut die frisch gesägten Stämme riechen! Das ist ein Duft, den ich besonders liebe.«
»Das freut mich«, sagte Albert, er lächelte wieder, »denn den Duft liebe ich auch sehr.«
Sie gingen weiter. Bald erreichten sie den Bergsee.
Albert bot Marie die Hand, als sie über den langen, schmalen Steg gingen, an dessen Ende ein Ruderboot angebunden war.
Er stieg zuerst ein und ließ seinen Rucksack von den Schultern gleiten. Dann hielt er Maries Hand, als sie das schwankende Boot betrat.
»Setz dich dorthin! Dort auf das Kissen!«
»Ich sehe, du hast an alles gedacht«, lächelte Marie.
Sie setzte sich. Albert stieß das Ruderboot ab. Mit kräftigen Ruderschlägen steuerte er das Boot in Richtung Seemitte, dann änderte er die Richtung und ruderte weiter. Dabei schaute er immerzu Marie an und lächelte.
»Das ist ein sehr schönes Boot«, sagte Marie. »Es sieht aus, als sei es frisch gestrichen.«
»Das Boot ist sehr alt. Wie alt es ist, kann ich dir nicht genau sagen. Als ich ein kleiner Junge war, war es schon da. Es lag lange abgedeckt in der Halle. Ich hatte es Jahrzehnte lang nicht mehr benutzt.«
Albert lächelte verlegen.
»Ich habe es in den letzten beiden Wochen neu gestrichen.«
»Hast du das gemacht, weil du mich zu dem Ausflug einladen wolltest?«
Albert errötete.
»Ja, das war der Grund.«
»Albert, ich fühle mich sehr geschmeichelt und bin gerührt«, sagte sie.
Dann schwiegen sie.
Albert ruderte, Marie schaute über den See. Immer wieder warfen sie sich kurze Blicke zu. Sie merkten beide, wie es zwischen ihnen mächtig knisterte.
Nach fast einer Viertelstunde erreichten sie eine kleine Bucht mit einem Steg. Marie sah, dass er neu war.
Er hat etwas vor, dachte sie, und ihr Herz schlug schneller.
Albert machte das Boot fest. Er hob den Rucksack auf den Steg, kletterte aus dem Boot und half Marie heraus.
Auf dem Weg über den langen Steg hielt er ihre Hand fest. Er ließ sie erst wieder los, als sie beide auf festem Boden waren.
Marie schaute sich um.
»Welch eine herrliche Lichtung am Seeufer!«, sagte sie.
»Freut mich, dass es dir hier gefällt. Man kann sagen, der Wald gehört seit Jahrhunderten den Weißgerbers. Wir haben immer darauf geachtet, dass der Platz hier am Bergsee nicht zuwuchs. Die erste Reihe der Bäume dort wird erst gefällt, wenn die zweite Reihe hoch gewachsen ist. Gleich nah dem Fällen werden neue Bäume gepflanzt.«
»Ich verstehe«, sagte Marie.
Albert breitete die Decke aus.
»So, jetzt kannst du dich setzen, wenn du magst.« Er lächelte. »Als Bub habe ich immer davon geträumt, hier eine kleine Holzhütte zu errichten, mit einer Terrasse. Ich hatte mir fest vorgenommen, eine solche Hütte zu bauen.« Er zuckte mit den Schultern. »Dann habe ich es immer wieder hinausgeschoben. Es gab Jahre, da dachte ich überhaupt nicht mehr daran. Jetzt ärgere ich mich darüber. Wenn ich die Hütte gebaut hätte, mit einer Terrasse und Tisch und Stühlen darauf, wäre es bequemer für dich.«
»Es ist doch alles wunderbar, Albert«, sagte Marie. Sie duzten sich seit einer Weile. »Außerdem, was nicht ist, das kann noch werden.«
»Das denke ich auch. Dann setze ich die Hütte auf meine Liste. Seit meiner Kindheit bewahre ich die Pläne dafür in einem alten Notizbuch auf.«
»Vielleicht zeigst du mir die Skizzen? Ich würde mich freuen. Ich hoffe, mein Wunsch ist nicht zu aufdringlich?«
»Auf keinen Fall«, sagte Albert.
Er öffnete die Vortasche seines Rucksacks, zog ein altes Notizbuch heraus und reichte es ihr. Dabei errötete er wie ein Schulbub.
Marie lächelte, als sie das Büchlein aufschlug. Es war voller Skizzen. Sie schlug Seite für Seite um. Albert hatte darin die Hütte von allen Seiten skizziert und sogar Innenansichten gezeichnet.
»Das ist keine Hütte, das ist ein kleines Haus mit Küche, Wohnraum, Schlafecke und Waschraum. Das wird sehr schön werden, Albert. Hast du dich jetzt dazu entschlossen, die Hütte zu errichten?«
»Ja, ich dachte daran.«
»Oh, dann hast du mich deshalb hierhergebracht, um mir den Bauplatz zu zeigen und die Pläne? Ich fühle mich geehrt.«
Albert lächelte verlegen.
»Ja, ich wollte dir den Platz zeigen und mit dir über die Hütte sprechen. Manchmal finde ich es albern, wenn ich daran denke. Es war ein Kindheits- und Jugendtraum. Doch seit damals bin ich ein paar Jährchen älter geworden.«
Marie sah ihn zärtlich an.
»Albert, man ist immer so alt, wie man sich fühlt. Außerdem gibt es viele Dinge, die man sich in jungen Jahren nicht erfüllen kann, weil einem die Zeit fehlt, es an Geld mangelt, weil man beruflich angespannt ist oder es Ereignisse gibt, die einen zwingen, seine Träume erst einmal in einem Notizbuch zu verschließen. Die meisten fragen sich wohl später, was soll es? Warum soll ich diese alten Träume jetzt noch verwirklichen? Es ist so lange her. Sie schämen sich ein wenig, es zu tun. Sie haben Angst, dass jemand ihnen nachsagt, sie würden auf jugendlich machen. Aber das ist alles Unsinn. In jedem Alter darf man seine Träume verwirklichen. Ich fände es toll, wenn du die Hütte baust. Du wirst sehr viel Freude daran haben.«
Albert lächelte. Er schaute auf seine Schuhe.
»Marie, ich hoffe, dass du auch Freude daran haben wirst«, sagte er leise.
»Ich werde gern mitkommen, wenn du willst. Ich kann dir auch Vorhänge nähen und was sonst noch zu machen ist.«
»Das wäre sehr schön«, sagte Albert. Er strahlte.
»Du musst mir nur sagen, wie du sie haben willst.«
»Wie ich sie haben will, das ist nicht wichtig. Mach alles so, wie es dir gefällt, dann wird es mir auch gefallen.«
»Dein Vertrauen ehrt mich. Du kannst dich auf mich verlassen, Albert. Doch zuerst musst du die Hütte bauen, vielmehr das kleine Haus.«
»Gleich morgen fange ich damit an. Das Holz liegt schon, fertig zugeschnitten, auf dem Lagerplatz. Ich habe bereits mit meinen Männer gesprochen. Nach der Arbeit packen sie alle noch ein paar Stunden mit an, bis es dunkel wird. Morgen bereiten wir das Fundament vor und legen die Trägerbalken für den Boden drauf. Dann geht es weiter. Bis zum Ende der Woche sind wir fertig. Dann muss das Holzhaus noch angestrichen und eingerichtet werden.«
»Die Freude steht dir ins Gesicht geschrieben«, sagte Marie.
Er lächelte verlegen.
»Ich freue mich auch sehr, Marie. Die Abende dort werden schön werden. Die Aussicht auf den See und den Sonnenuntergang ist atemberaubend. Wir werden auf der Terrasse sitzen und es genießen. Ich freue mich schon darauf.«
Marie schaute Albert an und schmunzelte.
»Du beziehst mich in deine Überlegungen ein?«
»Ja, das tue ich. Mein Leben hat sich sehr verändert, seit du mich fast jeden Abend besuchst.«
Er schaute sie nicht an, sondern blickte über den See.
»Marie, ich war sehr einsam. Ehrlich gesagt, mir grauste vor den langen Abenden. Im Sommer war es weniger schlimm, dann bin ich oft spazieren gegangen. Aber die Winterabende, die können sich endlos ziehen. Ich mache die Hausarbeit – als Mann bin nicht sehr geschickt darin und brauche bestimmt länger als eine Hausfrau, – aber der Abend ist dann immer noch nicht herum. Ich bin ich auch nicht jemand, der oft ins Wirtshaus geht. Zum Stammtisch beim Xaver gehe ich selten.«
Jetzt sah er Marie an.
»Die Abende mit dir sind wunderschön. Ich genieße es, dass ich mit dir über alles reden kann. Ich weiß, dass du verschwiegen bist. Außerdem bist du ehrlich und redest niemandem nach dem Mund. Welch ein Glück, dass du als neue Gemeindehelferin nach Waldkogel gekommen bist! Du bist zwar noch in der Probezeit, aber ich hoffe, du bleibst hier?«
»Ja, ich bleibe hier, Albert. Ich habe schon mit Graf Tassilo gesprochen. Gerade heute Nachmittag war ich bei ihm. Ich habe ihm gesagt, dass ich sein Angebot annehme und gerne in das alte Gärtnerhaus ziehe.«
Jetzt errötete Albert.
»So, du bist schon bei Tassilo gewesen … Hast du nicht daran gedacht, dass es noch eine andere Möglichkeit gibt? Ich meine, dann müsstest du nicht in sein altes Gärtnerhaus ziehen.«
Marie wusste genau, auf was er anspielte. Sie überlegte kurz. Ihr Herz war voller Liebe, und sie sah, wie er sich quälte. Sie lächelte ihn an.
»Albert, sicherlich gibt es noch eine andere Möglichkeit. Daran gedacht habe ich auch schon.«
Er sah ihr Lächeln und fasste sich ein Herz: »Du kannst schon morgen bei mir einziehen, Marie. Wenn du willst, schon heute! Deine Sachen können wir schnell aus dem Gasthof holen. Das Haus ist für mich allein viel zu groß. Dann wäre ich nicht mehr so einsam und du auch nicht.«
»Gut, ich nehme dein Angebot an, Albert.« Marie schmunzelte. »Außerdem bin ich ohnehin schon fast jeden Abend bei dir, dann spare ich mir den Heimweg.«
»Genauso ist es. Jetzt ist es Sommer, aber wenn im Winter Schnee liegt und alles vereist ist, ist der Weg ins Dorf nicht ungefährlich.«
Dabei sprachen seine Augen noch von etwas ganz anderem.
Marie lächelte ihn an.
»Und wenn die Leute dumm reden, setzen wir uns einfach darüber hinweg. Du weißt, sie reden jetzt schon. Es hat sich herumgesprochen, dass ich dich fast jeden Abend besuche. Ist es dir auch schon zu Ohren gekommen?«
Albert nickte. »Ja, so sind die Leute eben, Marie.« Er rieb sich verlegen das Kinn. »Marie, ich denke, es gibt einen Weg, wie man dieses Gerede abstellen könnte. Ich habe lange darüber nachgedacht. Also, ich für meinen Teil, würde es gern sehen, dass wir dem Gerede ein Ende setzen. Allerdings weiß ich nicht, wie es bei dir ist?«
Marie brach in lautes, fröhliches Lachen aus.
»Albert! Was redest du um den heißen Brei herum? Du bist doch sonst ein Mann, der zupacken kann.«
»Das stimmt schon. Aber in der Sache bin ich eben unsicher. Ich weiß nicht, wie es um dein Herz steht, Marie. Du hast mir erzählt, dass du deinem verunglückten Mann die Treue gehalten hast. Ich will dich nicht bedrängen. Sei mir nicht böse, wenn ich dir jetzt etwas sage, weil ich es einfach sagen muss. Ich halte es nicht mehr aus. Wenn du danach mit mir kein Wort mehr redest, dann ist das mein Pech.«
Albert holte tief Luft.
»Marie, ich habe mich in dich verliebt. Marie, ich liebe dich!«
Marie lächelte Albert an. »War das so schwer? Ich lese es seit Wochen in deinen Augen. Hast du nicht gespürt, dass ich dich auch liebe? Glaubst du, ich hätte dich sonst jeden Abend besucht? Albert, ich habe mich in dich verliebt. Deine Sorgen sind unbegründet. Ich gebe zu, ich wollte mich nicht verlieben. Ich hatte es nicht geplant. Es ist einfach geschehen. Ich habe viel nachgedacht. Es musste wohl alles so kommen, damit wir beide nicht mehr so einsam sind. Du wolltest nie mehr eine Frau ansehen, und doch hast du mich vom ersten Augenblick an verliebt angesehen.«
Albert griff nach ihrer Hand.
»Ja, so war es. Meine Herzenstür, die ich fest verschlossen hatte, wurde aufgerissen, als ich dich sah. Es gab einen gewaltigen Knall. Dagegen war ich machtlos. Ich wehrte mich nicht. Ich empfand wieder Liebe zu einem Madl, das war ein lange verdrängtes Gefühl und so schön. Was sage ich da? Es war kein Madl. Du warst es. Eine Frau. Aber ich hatte meine Zweifel und fragte mich, ob ich nicht schon zu alt bin. Ich war so unsicher. Aber jetzt ist es gut. Jetzt ist es heraus! Ich bin so erleichtert, Marie! Ich liebe dich so!«
Er zog Marie zu sich und legte die Arme um sie. Sie schauten sich tief in die Augen.
»Wir sind beide nicht mehr die blutjungen, übermütigen Turteltäubchen, Albert. Deshalb tun wir uns etwas schwer. Aber jetzt haben wir uns gesagt, was wir beide in unseren Herzen schon lange wissen, nämlich, dass wir uns lieben.«
»Hast du jemals daran gedacht, wieder zu heiraten?«, fragte Albert.
Marie streichelte ihm die Wange.
»Daran habe ich gedacht, aber erst, seit ich dich kenne.«
»Wir können heiraten, Marie. Willst du mich? Nimmst du mich alten …, mich alten Knochen?«
Marie lachte herzhaft.
»Natürlich nehme ich dich. Sag nie mehr, du seiest ein alter Knochen, sonst werde ich böse. Du bist im besten Mannesalter. Es sind noch einige Jahre bis zu deinem fünfzigsten Geburtstag. Außerdem bist du ein fescher Bursche, dem man das Alter nicht ansieht.«
»Du bist ein fesches Madl, Marie. Ich liebe dich so sehr! Ich bin so glücklich!«
»Albert, rede nicht so viel! Nimm mich in den Arm und küss mich endlich!«
»Ich habe seit zwanzig Jahren nimmer geküsst. Erwarte nicht zu viel, Marie. Ich bin unbeholfen, was die Liebe angeht.«
»Ach, da kannst du dich auf mich verlassen. Ich biege dich mir schon zurecht«, lachte Marie.