Hochzeitsglocken für Ole und Erika! - Friederike von Buchner - E-Book

Hochzeitsglocken für Ole und Erika! E-Book

Friederike von Buchner

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Beschreibung

Auf Tonis und Annas romantischer Berghütte haben sie schon so manchem Paar den Weg ins Glück geebnet. Aber an die Tatsache, dass die Kinder ihrer Patchwork-Familie erwachsen werden, müssen sie sich erst noch gewöhnen. Toni schmerzt das Herz, wenn er an das Lebens- und Liebesglück seiner Tochter Wendy und der geliebten Adoptivkinder denkt. Wird Franziskas erste große Liebe ihr großes Glück oder großen Kummer bringen? Wozu wird sich Sebastian entscheiden, - übernimmt er eines Tages die Berghütte? Und dann gibt es auch im engsten Freundeskreis ungewohnte Aufregung – in mehreren Ehen kriselt es. Toni und Anna können da nicht untätig zusehen! Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. Adele Krämer saß auf der Terrasse der Berghütte und schaute über das Tal. Sie war Henks Großtante und Erbtante. Henk war sehr spät aufgestanden und holte sich in der Küche einen Becher Kaffee. Dort waren Alois, Anna und Toni damit beschäftigt, das Mittagessen vorzubereiten. »Alois, heute keine Plauderei mit Addi?«, fragte Henk und schmunzelte. Sonst saßen Adele und Alois fast den ganzen Tag auf dem Holzplatz hinter der Berghütte und plauderten. Die beiden Alten verstanden sich gut und waren sich sehr zugetan. »Naa, heute nicht. Deine Tante muss nachdenken, sagt sie. Da lasse ich sie besser allein«, antwortete Alois. »Es scheint etwas Ernstes zu sein.« Henk nippte an seinem Kaffee. »Ja, so sieht es aus. Ich habe ihr ein Guten Morgen! zugerufen und sie gab mir keine Antwort.« »Sie wird dich nicht gehört haben. Wahrscheinlich ist sie mit ihren Gedanken weit weg.« »So wird es sein, Alois.

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Leseprobe: Der zweite Ring

Lars stürzte zur Fahrertür seines Wagens und riss sie auf. Bevor er sich ins Auto werfen konnte, hielt Arne ihn zurück.

»Ich fahre«, sagte der junge Bergquist so bestimmt, dass Lars gar nicht erst auf die Idee kam, ihm zu widersprechen. Außerdem wusste er selbst, dass er in seiner momentanen Gefühlslage alles andere als ein guter und vor allem sicherer Fahrer war. Wie sollte er auch? Seine Wenke war verschwunden! Entführt! Karl Aresson hatte sie ihm entrissen! Dieser verschrobene Einsiedler, bei dem Wenke nach ihrem Schiffbruch gestrandet war und vier endlos lange Tage aushalten musste. Er hatte sie wieder in seine Gewalt gebracht! Und irgendwo da draußen fuhr er jetzt mit ihr, auf der Flucht vor seinen Verfolgern…

»Du kennst den Weg zu dieser Landzunge?«, fragte Erik Hellström. Er wollte es sich nicht nehmen lassen, bei der Suche nach seiner Schwester mitzumachen, und hatte auf der Rückbank Platz genommen.

Lars nickte. »Ja, wir brauchen nur Richtung Norden zu fahren, immer der Küstenlinie entlang. In spätestens zwei Stunden müssten wir sie erreicht haben.«

Und dort, da war sich Lars ganz sicher, würde er Wenke aus Karls Händen befreien. Wie hatten sie sich nur so in ihm täuschen können? Obwohl – Lars hatte dieses ungute Gefühl, das bei dem Gedanken an Karl in ihm aufkam, nie verlassen. Deshalb hatte er sogar seinen Freund Magnus Freiberg gebeten, sich diesen Kauz noch einmal näher anzusehen. Doch Magnus hatte schnell Entwarnung gegeben. Als einen harmlosen Spinner hatte er Karl beschrieben, der zwar total vernarrt in Wenke sei, von dem aber keine Gefahr ausginge.

Lars schnaubte auf und schlug mit der Faust frustriert gegen die Beifahrertür. Die beunruhigten Blicke seiner Mitstreiter interessierten ihn nicht.

»Ich hätte besser auf sie aufpassen müssen«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich hätte sie nicht eine Sekunde aus den Augen lassen dürfen! Das ist alles meine Schuld!«

»Hör auf damit!«, blaffte ihn Erik an. »Du weißt, dass das Unsinn ist! Niemand konnte ahnen, dass das passieren würde. Sei lieber froh, dass Tante Greta das Nummernschild am Wagen ausmachen konnte und wir dadurch erfahren haben, dass es Karl war. Ansonsten wären wir und die Polizei noch völlig ahnungslos.«

Toni der Hüttenwirt (ab 301) – 312 –

Hochzeitsglocken für Ole und Erika!

Und nicht nur bei ihnen singt die Liebe ..

Friederike von Buchner

Adele Krämer saß auf der Terrasse der Berghütte und schaute über das Tal. Sie war Henks Großtante und Erbtante.

Henk war sehr spät aufgestanden und holte sich in der Küche einen Becher Kaffee. Dort waren Alois, Anna und Toni damit beschäftigt, das Mittagessen vorzubereiten.

»Alois, heute keine Plauderei mit Addi?«, fragte Henk und schmunzelte.

Sonst saßen Adele und Alois fast den ganzen Tag auf dem Holzplatz hinter der Berghütte und plauderten. Die beiden Alten verstanden sich gut und waren sich sehr zugetan.

»Naa, heute nicht. Deine Tante muss nachdenken, sagt sie. Da lasse ich sie besser allein«, antwortete Alois. »Es scheint etwas Ernstes zu sein.«

Henk nippte an seinem Kaffee. »Ja, so sieht es aus. Ich habe ihr ein Guten Morgen! zugerufen und sie gab mir keine Antwort.«

»Sie wird dich nicht gehört haben. Wahrscheinlich ist sie mit ihren Gedanken weit weg.«

»So wird es sein, Alois. Sie träumt sicher von ihrer Almhütte. Ich gehe zu ihr«, sagte Henk.

Adele sah Henk erst an, als er schon bei ihr am Tisch saß. »Guten Morgen, Henk!«, lächelte sie. »Sitzt du schon lange hier?«

»Ein paar Minuten schon. Du bist in Gedanken gewesen, Tante Addi.« Er stand auf, ging auf die andere Seite des Tischs und hauchte ihre einen Kuss auf die Wange. »Hast du an deine Almhütte gedacht?«, fragte er. »Hast du vor dich hingeträumt? Du bist wohl ungeduldig. Aber dir bleibt nur übrig zu warten, bis Tassilo die Sache mit der Familie Hirscher eingefädelt hat. Dass dir das schwerfällt, kann ich mir lebhaft vorstellen. Du bist eben jemand, der alles gleich anpacken will. Aber wie Toni so schön sagt, in schwierigen Fällen bringt es mehr, weniger zu tun. Also, liebe Tante Addi, übe dich in Geduld!«

»Henk, du bist Tierarzt und kein Oberlehrer«, sagte sie. »Nein, das mit der Hirscher Almhütte lasse ich auf sich beruhen. Tassilo hat da bessere Möglichkeiten als ich. Ich könnte nur die Hirschers direkt fragen, ob sie mir die Hütte verkaufen. Was sie ablehnen würden, wie sie bisher jedes direkte Angebot abgelehnt haben. Also verlasse ich mich auf Tassilo.«

Henk trank einen Schluck Kaffee. Er frühstückte morgens selten. Eine Tasse Kaffee genügte ihm. Der Hunger kam später. »Okay, wenn du dir keine Gedanken über die Almhütte machst, dann kann dich nur mein Liebesleben zum Grübeln bringen, vielmehr mein nicht vorhandenes Liebesleben.«

Adele seufzte. »Henk, es muss sich nicht immer alles um dich drehen. Klar würde ich mich freuen, wenn du ein liebes Madl an deiner Seite hättest. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Sandy war eben nicht die Richtige für dich.«

»Liebe Tante Addi, lassen wir Sandy aus dem Spiel. Wer war Sandy? Ach, da war mal etwas, ist lange her«, grinste Henk.

Adele wusste, dass er ihr etwas vormachte. Er war noch lange nicht über seinen Liebeskummer hinweg. Aber sie mied das Thema.

»Wenn du nicht über mich und Sandy sinnierst, über was dann?«, fragte Henk interessiert.

Adele sah über das Tal. Es dauerte eine Weile, bis sie antwortete. »Henk, ich mache mir Gedanken über Frau Pfeifer.«

»Was ist mir ihr?«

»Das ist es doch gerade, was mir Sorgen macht. Ich weiß es nicht. Sie hat sich verändert. Sicherlich, sie macht ihre Arbeit so perfekt, wie sie sie all die Jahrzehnte gemacht hat. Daran ist nichts auszusetzen. Dennoch ist sie anders. Wenn wir miteinander telefonieren, höre ich es an ihrer Stimme. Es sind nur Nuancen. Aber ich habe ein feines Gespür dafür.«

»Das musst du mir näher erklären Tante Addi.«

»Aber das ist es doch, Henk. Ich kann es nicht beschreiben. Am Telefon kam sie mir verändert vor. Ich denke, sie verbirgt etwas vor mir. Die große Menschenkennerin bin ich nicht, aber Frau Pfeifer kenne ich jetzt schon eine Ewigkeit. Mit ihr stimmt etwas nicht.«

Henk rieb sich das Kinn. »Vielleicht vermisst sie dich?«

Adele nickte. »Und dich, Henk! Aber das alleine kann es nicht sein. Ich habe es genau analysiert. Wir beide waren schon oft zusammen länger in Urlaub. Wenn ich sie dann anrief, war sie wie immer. Aber jetzt ist es anders.«

»Was vermutest du?«

»Im schlimmsten Fall will sie kündigen. Sie könnte auch krank sein und in Rente gehen wollen«, zählte Adele auf. »Vielleicht mache ich mir auch unnötigerweise Sorgen.«

»Seit wann ist dir aufgefallen, dass sie sich verändert hat oder sich anders verhält?«

»Henk, Frau Pfeifer ist heute im Chalet in Kirchwalden. Sie hat mich angerufen. Wie du weißt, sieht sie die Post durch und ruft mich an und sagt mir, wer mir geschrieben hat. Heute Morgen empfand ich plötzlich, dass etwas anders war. Ich dachte nach und mir wurde klar, dass dies schon länger so geht. Ich hatte es einfach nicht wahrgenommen. Und falls du meinst, ich renne Hirngespinsten nach, verwehre ich mich dagegen ganz nachdrücklich.«

»Ich könnte jetzt beleidigt sein, Tante Addi. Ich unterstelle dir gar nichts. Wenn du mir sagst, dass dir an Frau Pfeifers Verhalten etwas merkwürdig erscheint, dann ist es so.«

»Danke, Henk! Die Frage ist, was mache ich? Ich möchte keine andere Haushälterin haben. Es ist mir ein schrecklicher Gedanke, ich müsste ohne Frau Pfeifer auskommen. Sie weiß über alles Bescheid. Eine Neue brächte nur Unruhe.«

»Das stimmt, auch mir würde das ganz und gar nicht gefallen.«

»Siehst du, Henk, da sind wir uns schon mal einig. Aber was machen wir?«

»Frage sie, was mit ihr los ist! Du bist ihre Arbeitgeberin und führst ein Personalgespräch mit ihr.«

»Henk, das ist ein hirnrissiger Vorschlag«, brach es aus Adele hervor. »Frau Pfeifer war und ist das, was man früher eine Perle nannte. Sie ist loyal, freundlich, diskret, zuverlässig und in ihrer Art liebenswert. Wenn du irgendwo mal wieder Praxisvertretung machst, werde ich froh sein, dass sie da ist. Dann bin ich nicht so einsam.«

»Tante Addi, entschuldige, so habe ich das nicht gemeint, als ich dir geraten habe, ein Personalgespräch mit ihr zu führen. Sprich mit ihr und sage ihr, welche Gedanken dir im Kopf herumgehen. Dann wirst du sehen, wie sie reagiert. Ich schätze Frau Pfeifer sehr. Mehr noch! Ich empfinde es so: sie gehört zu uns – wie eine weitläufige Verwandte. Du kannst dich hundertprozentig auf sie verlassen. Sie hegt und pflegt die Villa in München und das Chalet in Kirchwalden, wenn du nicht dort bist, als wäre es ihr Eigentum.«

»Das stimmt. Ich schätze sie mehr als alle meine sogenannten Freundinnen. Im Gegensatz zu ihnen ist sie immer ehrlich und macht keine Spielchen.«

»Dann gibt es nur einen Weg«, sagte Henk. »Fahre ins Chalet und sprich mit ihr.«

Adele dachte nach. »Du hast recht«, sagte sie nachdenklich. »Vorher habe ich doch keine Ruhe.«

Henk schaute auf die Uhr. »Es ist noch nicht mal Mittag. Du kannst am Abend wieder zurück sein.«

Adele schüttelte den Kopf. »Nein, wenn ich fahre, dann bleibe ich mindestens eine Nacht. Ich muss eine gute Gelegenheit abwarten, um mit ihr zu reden. Wenn du mir abends nicht Gesellschaft leisten kannst, dann sitzt sie bei mir. Also, dann fahre ich. Das heißt, du kannst mich fahren. Du hast doch sicher noch etwas in Kirchwalden zu erledigen?«

»Nein, aber ich könnte nach München fahren.«

»Gute Idee! Du machst dir einen schönen Tag in München und auf dem Weg dahin setzt du mich in Kirchwalden ab.«

Sie tranken den Kaffee aus. Dann standen sie auf und gingen in ihre Kammern, um sich umzuziehen.

Toni war nicht erstaunt, als er erfuhr, Adele werde eine Nacht in Kirchwalden in ihrem Chalet verbringen und Henk in München nach der Villa sehen. Er hoffte, dass es Frau Pfeifer gut ging.

»Also, ich kenne das, Adele«, sagte er. »Oftmals hatte ich ein seltsames Bauchgefühl und bin der Sache nachgegangen, obwohl es dafür keinen erkennbaren Grund gab. Und ich hatte immer Recht. Mein Bauchgefühl hat mich nicht getäuscht. Unser Unterbewusstsein nimmt oft Veränderungen wahr, die unser Bewusstsein nicht erkennt.«

»Das stimmt, Toni«, sagte Adele eifrig. »Das war damals auch so, als Sandy aus Amerika kam. Sie schwelgte in den höchsten Tönen, was Amerika betraf. Aber sie verbarg etwas, wie sich bald herausstellte. In ihrer Stimme und in ihren Gesten schwang etwas mit, was nicht zu dem passte, was sie sagte.«

Sie tauschten noch einige Erfahrungen aus. Dann verabschiedeten sich Adele und Henk. Sie wanderten ins Tal und fuhren nach Kirchwalden.

*

Frau Pfeifer kam aus dem hinteren Teil des Gartens, als sie Adeles Auto hörte. »Frau Krämer, ich hatte Sie nicht erwartet. Jetzt habe ich nichts vorbereitet. Ich hätte Essen gemacht und auch ein paar Obsttörtchen, die Sie so gern mögen«, sagte sie und wischte sich verlegen die Hände ab.

Adele lachte. »Beruhigen Sie sich, Frau Pfeifer! Erst mal ein herzliches Grüß Gott!«

»Oh ja, natürlich! Grüß Gott, Frau Krämer! Hallo, Henk!«, sagte sie verlegen. »Haben Sie Gepäck?«

»Nein, wozu? Dann müsste alles wieder auf die Berghütte hinaufgeschleppt werden.« Adele wandte sich an ihren Großneffen. »Henk, wann bist du aus München zurück?«

»Das weiß ich nicht. Es kann spät werden. Ich will mich mit Freunden treffen.«

»Dann übernachtest du am besten in der Villa und kommst mich morgen hier abholen. Sicherlich werdet ihr etwas trinken.«

Henk lächelte. Er umarmte Adele kurz, gab ihr einen Kuss auf die Wange und fuhr davon.

Die beiden Frauen gingen ins Haus.

»Frau Pfeifer, machen Sie uns einen Kaffee. Ich gehe schon mal vor in den Salon.«

Die Haushälterin nickte und verschwand Richtung Küche.

Adele öffnet die beiden Flügel der großen Tür und ließ sie offen. Sie schaute sich um. Alles war so, als wären sie und Henk nicht verreist. In den Vasen standen Blumen. Die Bonboniere war gefüllt mit Pralinen, die Henk so gern naschte.

Adele setzte sich in einen der Sessel am Kamin.

Es dauerte nicht lange, dann brachte Frau Pfeifer das Tablett mit dem Kaffee.

»Setzen Sie sich zu mir!«, sagte Adele lächelnd.

Frau Pfeifer lächelte zurück. Sie schenkte Kaffee ein. Die beiden Frauen warfen sich einen Blick zu und tranken.

Adele sah, dass Frau Pfeifer etwas unruhig war. Sie tat, als bemerke sie es nicht. »Wissen Sie, Frau Pfeifer, mir hat es von Anfang an in Waldkogel sehr gut gefallen. Das war gleich, als ich Henk besuchte, während er Vertretung in der Tierarztpraxis machte, wie Sie wissen. Die Waldkogeler sind sehr freundlich und offen. Aber seit ich auf der Berghütte bin, habe ich noch mehr Kontakt.«

»Aber die Berghütte liegt doch hoch oben und abseits von allem?«, wunderte sich Frau Pfeifer.

»Das stimmt schon. Aber Henk und ich gehörten schnell zum engeren Freundeskreis von Toni, Anna, Alois und Wendy. Wendy Hansen ist Tonis älteste Tochter, aus einer sehr frühen und innigen Beziehung, die leider tragisch endete. Das erzähle ich Ihnen bei Gelegenheit ausführlich. Wendy bewirtschaftet die Alm unterhalb der Berghütte. Neben Wendys Alm gibt es eine Alm, die nicht mehr bewirtschaftet wird. Die Wiesen sind verpachtet oder liegen brach. Ich hoffe, ich kann sie eines Tages kaufen. Einfach ist es nicht, da die alten Leute sich bisher standhaft geweigert haben, die Alm in andere Hände zu geben oder sie ganz zu verpachten. Die Almhütte wollten sie auch nie vermieten oder verkaufen. Wie gesagt, ich habe ein Auge darauf geworfen. Toni und vor allem der alte Alois haben Kontakt zu Tassilo hergestellt.«

»Das ist doch der Graf?«, fragte Frau Pfeifer nach.

»Genau, Tassilo Graf von Teufen-Thurmann heißt er mit vollem Namen. Aber keiner spricht ihn so an. Er hat mir sofort das Du angeboten. Wie Sie wissen, sind die Waldkogeler untereinander alle per Du. Es ist eben eine große, wunderbare Gemeinschaft.« Adele lachte. »Okay, es kann auch mal Streit geben und Ärger. Aber dann wird darüber geredet und es ist wieder gut. Niemand ist auf die Dauer nachtragend. Jedenfalls ist das eine wunderbare Erfahrung für mich. Außerdem, wenn die Waldkogeler sich in den Herzen so nahe sind, warum sollten sie sich nicht duzen? Übrigens, ich habe darüber nachgedacht. Sie sind jetzt schon so viele Jahre bei mir. Sie sind mir Vertraute und Freundin zugleich geworden. Darf ich Ihnen das Du anbieten, Frau Pfeifer?«

Adeles Haushälterin errötete. Sie stellte schnell ihre Kaffeetasse ab und schaute Adele Krämer mit großen Augen an.

»Himmel, nun sagen Sie schon etwas!«, lachte Adele. »Sie müssten Ihr Gesicht sehen.«

»Ja, ja, ich bin nur so überrascht«, sagte Frau Pfeifer.

»Gut, dann bin ich ab sofort für dich ›Adele‹. Einverstanden? Addi kannst du nicht sagen. Tante Addi ist Henk vorbehalten.« Adele streckte Frau Pfeifer die Hand entgegen.

»Einverstanden, ich bin Gerda«, sagte Frau Pfeifer mit hochrotem Kopf.

»Fein, Gerda! Darauf stoßen wir an und zwar mit einem Obstler.«

Frau Pfeifer wollte die Flasche und Gläser holen.

»Gerda, bleib sitzen! Ich mache das«, sagte Adele.

Augenblick später prosteten sich die beiden Frauen zu.

»Da wird Henk staunen, dass wir uns duzen«, schmunzelte Adele.

»Meinen Sie? Entschuldige, meinst du, – ich muss mich erst an das Du gewöhnen, – dass Henk etwas dagegen hat?«

»Schmarrn! Was sollte er dagegen haben? Allerdings hätte er etwas dagegen, wenn ich dir erlaubt hätte, mich Addi zu nennen.«

»Adele, das weiß ich doch«, stimmt ihr Gerda zu. »Wie er reagiert, werden wir feststellen, wenn er aus München zurückkommt.«

»Er wird morgen bestimmt erst am Nachmittag kommen. Er wird in der Villa übernachten und ausschlafen. Das ist wirklich besser, als nach einem feuchtfröhlichen Abend mit seinen Freunden hierher zu fahren.«

»Wie geht es ihm eigentlich? Ich meine, nach der Sache mit Sandy? Darf ich das fragen?«

»Natürlich darfst du fragen, Gerda. Oh, es war für ihn eine harte Entscheidung, die Verlobung mit Sandy zu lösen. Er hat nicht geklagt. Aber einfach war es nicht. Jetzt ist er wieder allein. Gerda, ich hoffe, er verliebt sich bald wieder.«

»Liebe kann man nicht erzwingen. Sie hat ihre eigenen Gesetze.«