9,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 8,99 €
Woran erkennen Männer ihre Traumfrau? Zählt Sex mit der Ex wirklich als Fremdgehen, oder gilt der nicht, weil man mit ihr ja schon mal was hatte? Und wie gerät eine Frau eigentlich in die Kumpelecke?
Max und Jakob, zwei Freunde Anfang dreißig, unterhalten sich über Frauen, Liebe, Sex und die großen Fragen des Lebens und sprechen aus, was Männer wirklich denken. Dabei sind sie lustig, nachdenklich, provokant und ehrlich - manchmal so sehr, dass es weh tut. Wer sich auf die beiden einlässt, lernt Männer zu verstehen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 315
Worauf achten Männer als erstes, wenn sie auf der Suche nach ihrer Traumfrau sind? Zählt Sex mit der Ex wirklich als Fremdgehen oder gilt der nicht, weil man mit ihr ja schon mal was hatte? Und wie gerät eine Frau eigentlich in die »Kumpelecke«? Max und Jakob, zwei Freunde Anfang dreißig, unterhalten sich über Frauen, Liebe, Sex und die großen Fragen des Lebens und sprechen aus, was Männer wirklich denken. Das ist für Frauen nicht immer schön zu hören, dafür aber umso erhellender, wenn sie wissen möchten, was in ihnen vorgeht.
Max ist Mitte dreißig, frischgebackener Großstadtfamilienvater und arbeitet im sozialen Bereich. Jakob ist Anfang dreißig, Single und arbeitet im unsozialen Bereich: den Medien. Beide leben und lieben in Berlin. Seit Januar 2015 betreiben sie ihren Podcast Beste Freundinnen, der von Tausenden gehört wird.
MAX & JAKOB
BESTE FREUNDINNEN
Wenn Männer über Frauen, Sex und den Sinn des Lebens reden
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe
des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
Originalausgabe
Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln
Textredaktion: Tobias Schumacher-Hernández
Titelillustration: © Martina Hoffmann
Umschlaggestaltung: www.buerosued.de
Datenkonvertierung E-Book:
hanseatenSatz-bremen, Bremen
ISBN 978-3-7325-3997-0
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Hallo, mein Name ist Jakob. Also fast. Mein richtiger Name ist auch aus der Bibel, aber ein wenig anders. Dazu später mehr. Schön, dass du dir dieses Buch online bestellt, in der Buchhandlung deines Vertrauens gekauft, bei Freunden geliehen, eine Raubkopie aus dem Internet gezogen hast oder vielleicht gerade vor dem Regal stehst und erst mal nur überlegst, ob es etwas für dich ist. Wir freuen uns jedenfalls, dass du das Buch in den Händen hältst, ganz egal, wie es dort hingekommen ist.
Ich persönlich hasse Vorworte. Deshalb überspringe ich sie auch in den meisten Fällen rigoros, weil es mich wenig interessiert, ob Autor XY seiner Frau dankt, dass sie ihm bei Schreibblockaden und der Strukturierung geholfen hat. Aber um dir ein Gefühl dafür zu geben, worum es uns in diesem Buch überhaupt geht, ist ein Vorwort vielleicht ganz nützlich.
Selbst wenn ich nur ein Jahr zurückgehe, hätte ich nie gedacht, dass ich einmal ein Buch schreiben würde. Geschweige denn mit meinem besten Freund Max, der übrigens mal wieder unter einer Männergrippe leidet und dem Vorwort deshalb nur indirekt durch mich und meinen Blick auf ihn beiwohnen kann.
Alles fing damit an, dass Max und ich einen Anlass suchten, uns regelmäßig zu treffen. Ich neige nämlich dazu, die Dinge, die ich wirklich gerne mache, hinter die tausend Sachen zurückzustellen, die ich für mein berufliches Vorankommen erledigen muss. Wenn es aber einen guten Grund gibt, sich zu treffen, können sich all die Alltagsverpflichtungen nicht mehr so schnell dazwischendrängen.
Speziell unter Männern stelle ich immer wieder fest, dass gemeinsame Hobbys zusammenschweißen. Ich blickte auf unsere zehnjährige Freundschaft zurück und stellte fest, dass Max und ich schon immer eine Verbindung hatten, die ich mit nur sehr wenigen Menschen teile. Dass es ihm mit mir genauso geht, lallte er mir auch einmal im leicht berauschten Zustand ins Ohr. Diese Verbindung ist: Wir können extrem gut miteinander reden und finden auf einer besonderen Ebene zueinander. Wenn einer von uns im Gespräch einen Gedanken anstößt, weiß der andere meist schon, wie es weitergeht. Und ob wir nun gegenseitig unsere Gedanken zu Ende denken oder neue Perspektiven beisteuern: Es fühlt sich immer so an, als ob wir einander extrem gut verstehen.
Ich glaube, in einer Freundschaft geht es oft um das Potenzial des gegenseitigen Verständnisses und Vertrauens. Und mit Vertrauen meine ich nicht, dass man davon ausgeht, dass der Freund für einen da ist, wenn der nächste Umzug in den fünften Stock ansteht, und man niemals mit seiner Freundin schlafen würde. Das sind Sachen, die sich in der Praxis zeigen und zum Fundament gehören.
Mit Vertrauen meine ich, dass man dem anderen zutraut, einen verstehen zu können und Gedanken mitzugeben, die für einen selbst genauso wertvoll sind wie die eigenen. Zwischen Max und mir ist das definitiv so. Mit Vertrauen meine ich auch, dass man sich einander anvertraut. Vielleicht ist das sogar die wichtigste Sache in einer Freundschaft. Und das machen wir schon seit Anbeginn so – wir sind ziemlich offen und ehrlich. Wir können uns alles erzählen, und auch wenn mal ein abwertender oder dummer Spruch vom anderen kommt, wissen wir beide doch, dass wir niemals die Freundschaft infrage stellen.
Hinzu kommt, dass wir beide die Jamie Olivers der Küchenpsychologie sind und uns immer wieder begeistert in verschiedenen selbstgebackenen Handlungsmotivationstheorien verlieren. Im Nachhinein ist es naheliegend, dass wir unserer Leidenschaft mit dem Podcast einen Rahmen gegeben haben. Laut Max gibt es diese besondere Ebene nur zwischen gleichgeschlechtlichen Freunden. In unserem Fall heißt das plakativ: Wahre Freundschaft gibt es nur zwischen Männern – und so war »Beste Freundinnen« geboren.
Der Entschluss war gefasst, wir zögerten nicht lange und nahmen eine Woche nachdem wir die Idee besprochen hatten, die erste Folge auf. Doch natürlich ist es etwas anderes, nur miteinander zu quatschen oder zu wissen, dass das Gespräch aufgezeichnet wird. Um wirklich ehrlich miteinander in der Öffentlichkeit reden zu können, ohne den Druck der Bewertung durch andere, entschieden wir uns deshalb für Pseudonyme. Dass wir die wirklich brauchen würden, hätten wir nie gedacht, weil wir nicht damit rechneten, dass irgendwer sich für unseren Podcast interessiert.
In der ersten Folge ging es um das Thema »Traumfrau«. Es war mehr wie ein Interview, in dem ich Max ausquetschte. Es drehte sich vor allem um die Frage, ob seine Freundin seine Traumfrau ist, und von da aus ging es immer weiter bis hin zu den großen Lebensfragen. Max gefielen meine Fragen gar nicht, und er wollte sich aus der Situation rauswinden wie ein Wurm. Aber mein messerscharfer Spaten hatte ihn gepackt, und er stand ehrlich und offen Rede und Antwort. Und ich tat es ihm gleich. Von da an sprudelten die Themen nur so aus uns heraus, und wir hatten gleich eine ganze Batterie an weiteren Ideen für die nächsten Folgen.
Gemeinsam mit meinem besten Freund an einer Sache zu arbeiten fühlte sich gut an. Wir wussten nicht, ob es sich jemand anhören würde, aber es war uns auch egal. Es ging um die gemeinsame Aktion und nicht um die Aufmerksamkeit. Wie Tagebuch schreiben oder meinetwegen auch eine Therapiesitzung. Jemand anders ist da und spiegelt die Gedanken. Andere Menschen sind immer auch Projektionsfläche für die eigenen Gedanken und das Selbst. Mit dem Podcast hatten wir den Spiegel vergrößert. Um wie viel, konnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht erahnen.
Unser Plan mit dem gemeinsamen Hobby ging voll auf: Wir trafen uns Woche für Woche und nahmen Folge um Folge auf. Irgendwann sprach ich Matze Hielscher von Mit Vergnügen an, ob er nicht Bock hat, das Teil auf seiner Seite hochzuladen.
Eine Eigenschaft, die beruflich erfolgreiche Menschen oftmals teilen, stellte ich auch bei Matze fest: Sie zögern nicht wahnsinnig lang, sondern machen einfach. Eine Woche später war der Podcast online und wir überrascht von der Resonanz. Im Postfach ploppten seitenlange E-Mails auf – mit Kommentaren, Fragen und Themen, die unsere Zuhörer beschäftigten. Menschen, die weder uns kannten noch wir sie. Auf sonderbare Weise hatte der Podcast eine Ebene geschaffen, die das Vertrauen zwischen Max und mir auch auf unsere Hörer ausdehnte. Und das war und ist ein wirklich großes Gefühl. Sich mit einem solchen Medium mit anderen zu verbinden und in aller Unterschiedlichkeit doch festzustellen, dass viele Menschen – egal welchen Geschlechts, welcher sexueller Orientierung und Sozialisierung – sich tief im Inneren mit ähnlichen Themen beschäftigen oder rumschlagen. So unterschiedlich, wie es manchmal scheint, sind wir gar nicht. Zum Glück.
Im Podcast formulierten wir ganz unverblümt Gedanken, die wir nicht nach gängigen Konventionen und Verhaltensregeln bewerteten. Um zu verstehen, was in einem anderen vorgeht, ist es wichtig, ungefiltert zu hören, wie er über gewisse Dinge denkt oder was er sagen würde, wenn er ersten Impulsen folgt. Es sind meist unbewusste Gedanken und Überzeugungen, die unser Weltbild und Handeln beeinflussen, aber niemals unter dem Hammer der Be- und Abwertung zum Vorschein kommen würden. Ich glaube, es ist viel spannender, genau über diese Gedanken zu diskutieren und daran zu arbeiten, weil sie so viel mehr über die Weltsicht aussagen als gefilterte Ansichten, die gesellschaftlich akzeptiert sind. Es ist nicht alles richtig, was man da sagt, und es ist bestimmt nicht alles schön. Aber es ist die Grundlage für eine ehrliche Diskussion.
Jede Frau weiß, dass sich die Art und Weise ändert, wie man miteinander redet, wenn eine andere Frau den Raum betritt. Geschlecht hat einen Einfluss auf die Kommunikation. Wenn dann ein Mann den Raum betritt, ändert sich wieder die Art, wie diese Gruppe von Frauen miteinander redet. Die Dynamik verändert sich, weil – evolutionär gesprochen – ein potenzieller Paarungspartner den Raum betritt und man sich alle Möglichkeiten offenhalten möchte. Dieser Prozess läuft mehr oder weniger unterbewusst ab.
Falls du jetzt denkst: Ich mache da keine Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Personen, kann ich nur sagen: Herzlichen Glückwunsch zur Ankunft im Nirwana der sexuellen Neutralisierung! Da bin ich noch nicht. Und Max auch nicht.
Wir werden von der Gesellschaft sozialisiert, von unseren Vätern und stärker vielleicht noch von unseren Müttern sowie von unseren Freunden. Am Ende muss alles durch einen Filter, der aus der Summe unserer Erfahrungen besteht. Gedanken kann man kritisieren, verachten und verwerflich finden, aber sie sind nun mal da. Wir wissen, dass einige davon provokativ und vielleicht sogar verletzend sind. Wer nicht wissen möchte, wie oberflächlich und in Machogebärden Männer oft reden und andererseits sensibel und offen miteinander umgehen, für den ist dieses Buch vielleicht ein reiner Aufreger, das man immer dann zur Hand nehmen kann, wenn man mal wieder einen Puls im dreistelligen Bereich braucht, ohne dafür Sportklamotten anziehen zu müssen. Für alle anderen soll es ein authentischer Einblick in die Gedankenwelt von zumindest zwei Exemplaren der Gattung Mann sein. Wobei ich merke, wenn ich mit Freunden und Bekannten spreche, dass sie viele Dinge sehr ähnlich sehen. Wir sind bestimmt nicht alle Männer, aber vielleicht sprechen wir für mehr als nur uns beide.
Nachdem der Podcast etwa ein Jahr lief, erhielten wir eine E-Mail von einer Lektorin. Sie schrieb, dass sie den Podcast sehr mag. Ob wir nicht Lust hätten, ein Buch zu schreiben. Erst mal packte mich großes Unbehagen bei dem Gedanken daran. Ich hatte gerade meine Masterarbeit in Psychologie abgeschlossen und war froh, den unangenehmen Schreibprozess beendet zu haben. Außerdem wusste ich um die Schwierigkeit, den lieben Max zur Arbeit zu motivieren.
Wir nahmen das Angebot erst wahr wie das eines charmanten Mannes an eine attraktive Frau, die sich zwar geschmeichelt fühlt, aber letzten Endes dankend ablehnt. Doch nach einigen Gesprächen freundeten wir uns immer mehr mit dem Gedanken an, obwohl manches stark dagegen sprach, nicht zuletzt Max’ Freundin, die noch nicht mal wusste, dass wir den Podcast machten. Aber wir hatten das Gefühl, dass der Stein ohnehin schon am Rollen war, vielleicht auch, weil sich so eine große Gemeinschaft aufgetan hatte, von der wir weiterhin Teil sein wollen. Deshalb ist uns neben den eigenen Themen auch sehr wichtig, in diesem Buch Hörerfragen zu beantworten, die im Podcast aufkamen und die wir hier gründlicher und intensiver beantworten können. Das fühlt sich ein bisschen an wie Dr. Sommer für Erwachsene. Hörerfragen, unsere eigenen Gedanken und ganz persönliche Texte aus der reinen Max- oder Jakob-Perspektive. Wir haben im Prozess des Schreibens gemerkt, dass ein Buch noch mal andere Sachen zum Ausdruck bringt und eine größere Tiefe zulässt, die uns in der Schnelligkeit der gesprochenen Sprache nicht möglich ist.
Wir hoffen, dass du dich von unserem Buch nicht nur verstanden fühlst, sondern auch und vor allem neue Erkenntnisse gewinnst, dich aufregst, an unseren Gedanken reibst, dich wieder mit uns versöhnst und am Ende deinen Blick auf Männer, Frauen und alles, was zwischen ihnen passieren kann, ein wenig erweitern konntest. Wie das bei einem Gespräch unter besten Freundinnen eben so ist. – Wir freuen uns über deine Rückmeldung.
Wenn du etwas auf dem Herzen hast, schreib uns immer gerne an [email protected]
Und jetzt viele Emotionen beim Buch!
Max’ Kontaktanzeige auf der letzten Seite eines Magazins für rüstige Damen würde ich wohl so aufgeben:
»Mittelgroßer, gut gebauter, braunhaariger Bärchentyp mit großem Herz. Manchmal grummelig, aber nur weil er keine Lust hat, seine wahren Gefühle zu zeigen. Verlässlich, aber faul. Auf der Suche nach dominanter Frau, um Reibungspunkte zu schaffen.«
Es ist schwer, jemanden zu beschreiben, der einem so nahesteht.
Oberflächlich betrachtet gibt es gar nicht so viel, was uns verbindet. Max arbeitet im sozialen Bereich und ist ein richtiger Spießer mit Freundin und Kind im Reihenhaus, dessen Leben um Hochbeete und Fahrradtaschen kreist.
Eigentlich das normale 08/15-Leben, das man vielen Menschen von außen andichten kann, wenn man sie nicht besser kennt. Ehrlich gesagt würde ich mir meistens nicht mal die Mühe machen, sie kennenzulernen, weil mir das einfach zu langweilig ist. Aber bei Max war es anders – und ich bin sehr froh darüber.
Vielleicht ist es seine Ehrlichkeit. Er ist nicht der Typ, der irgendwas schönredet. Auch wenn ich emotional am Boden zerstört bin, kann ich immer auf seine Meinung zählen. Manchmal ist das zwar wie ein Tritt in das Hofgelege, aber es hilft mir, immer wieder einen klaren Blick auf die Dinge zu bekommen.
Max ist das fleischgewordene MRT der Seele. Er durchleuchtet schnell den Charakter von Menschen und ist an ihren grundlegenden Motivationen interessiert – das verbindet uns. Ich habe bisher nur wenige Menschen getroffen, die ebenfalls davon getrieben und begeistert sind.
Der Hang dazu, stets das Süppchen der Küchenpsychologie am Köcheln zu halten, liegt wohl in unserer Sozialisation begründet. Max ist mit einer stets melancholisch angehauchten Mutter aufgewachsen, mit der er viele und vor allem analytische Gespräche über Emotionen, Situationen und ihre Zusammenhänge führte. Schon Max’ Mama wollte den Dingen auf den Grund gehen. Für manche Menschen ist es eine Form, eine Verbindung zu schaffen. Auch meine Mutter hatte den Hang dazu, sich über die Analyse von Gefühlsprozessen mit ihren Kindern zu verbinden, und die Kindheit, die Zeit, in der man sich am meisten zu Hause fühlt, ist ja bekanntlich prägend.
Vor diesem Hintergrund erscheint die Idee, im Podcast über Dinge zu sprechen, die Männer bewegen, nur logisch. So ergeben die nicht immer ganz einfachen langen Gespräche mit unseren Müttern und deren gefühls- und kommunikationsbetonte Erziehung immerhin noch einen Sinn.
Max ist in Sachen Freundschaft meine bessere Hälfte. Er hat immer wieder inspirierende Einfälle, die ich sehr schätze. Aber bevor ich ihn hier über die Maße in den Himmel lobe, muss ich natürlich auch einige Sachen loswerden, die ich an ihm zum Kotzen finde. Dazu gehören ganz besonders seine lethargische Art und seine Passivität. Ich habe selten einen so talentierten Menschen gesehen, der seine Fähigkeiten so wenig nutzt – zumindest in materieller Hinsicht. Aber das ist ihm einfach nicht so wichtig. Und genau das mag ich ja wiederum an ihm. Max hält sich nicht mit Oberflächlichkeit auf – da kann ich noch was von ihm lernen. Und vielleicht ist genau deshalb alles gut, wie es ist.
Jakob ist wie ein Barkeeper, der auch zu Hause eine großzügige Minibar hat: Er vermischt gerne seinen Beruf mit seinem Privatleben. Das ist mal anstrengend, mal hilfreich, aber immer lustig und bereichernd.
Jakob ist ein sehr überlegter und reflektierter Mensch. Sein Perfektionismus lässt wenig Spielraum für Fehler anderer, aber am Ende ist er selbst sein größter Kritiker. Er macht keine halben Sachen, und jedes Projekt wird entweder richtig gemacht oder gar nicht.
Das überträgt sich auch auf seine Beziehungen zu Frauen. Freundschaften oder Beziehungen gehen bei ihm immer nur über tiefe und intensive Emotionalität. Dabei muss die Auserwählte nur aufpassen, nicht zur Patientin des Psychologen zu werden und sich kein schweres Vatertrauma andichten zu lassen – Jakob hat wirklich gerade sein Psychologiestudium abgeschlossen. Er ist, wie man so schön sagt, kein Kind von Traurigkeit. Auch in diesem Punkt macht er keine halben Sachen.
Wir sind sehr verschieden und bewegen uns in komplett unterschiedlichen Welten, das macht unsere Beziehung so spannend. Ich bin der gediegene Familienmensch mit fester Arbeit, Kind und Partnerin – und er der Zielstrebige, nach außen wirkende Medientyp mit Qualifikationen in allen Bereichen.
Was mich mit ihm verbindet, sind mindestens vier Dinge: seine sensible Art, seine Ehrlichkeit, seine Verlässlichkeit und seine Fähigkeit, mich immer wieder aus meinen bequem gewordenen Rückzugsorten zu locken. Er stürmt regelmäßig die Festung meiner Komfortzone und sorgt dafür, dass ich wieder mehr von dem mitbekomme, was außerhalb dieser Mauern so abgeht.
Seine weiche Seite blitzt in besonderen Momenten auf. Meistens überdeckt er die aber mit lässigen Sprüchen, die er als lässiger Typ natürlich stets parat hat. Und auch in unserer Biografie gibt es viele Überschneidungen, die zu unserer Nähe beitragen. Jakob ist ähnlich wie ich größtenteils von seiner Mutter sozialisiert worden, bei der er gelebt hat, bis er vierzehn war. Mit ihr hat er früh angefangen, über Gefühle zu sprechen – seine und die der anderen. Nach all den Jahren fällt es ihm trotzdem immer noch ein bisschen schwer, das auszudrücken, was er auf dem Herzen hat. Aber er ist auf einem guten Weg.
Jakob: Wahrscheinlich ist es das größte Thema für Männer und Frauen gleichermaßen: die eine große Liebe. Klar gibt es auf dem Weg dahin meist mehrere Zwischenstopps, aber der Wunsch ist auf jeden Fall da, irgendwann zur Ruhe zu kommen und bei der Einen zu bleiben. Das treibt Männer an.
Ich saß neulich mit einem Kumpel zusammen, und der hat mir eine Frage gestellt, über die ich mir noch nie bewusst Gedanken gemacht habe. Und das ist ziemlich erschreckend für mich gewesen, weil die Frage so auf der Hand liegt: Was wünschst du dir von deiner Partnerin?
Und damit ist nicht gemeint, ob sie dicke Brüste, immer Bock auf Blasen oder einen geilen Arsch hat. Sondern was ich mir persönlich von Herzen wünsche. Mehr auf der seelischen Ebene.
Max: Ein geiler Arsch ist natürlich auch wichtig. Vor allem brauch ich dann nicht gleich so abrupt meinen seelischen Wühlkasten aufmachen. Da willst du ja auch gleich rein mit deinen Skalpellfragen.
Jakob: Genau, Max, aber ich schieb dir das nicht trocken rein. Wir beide tasten uns so langsam ran an das Thema. Alles über die Traumfrau, von außen nach innen.
Geiler Arsch oder etwas, das mich optisch anspricht, ist wichtig. Es muss schließlich immer den Anfangsimpuls geben, warum ich überhaupt auf einer Party über eine Frau sage: Ja, die gefällt mir, ich hätte Lust, sie anzusprechen. Offensichtlich laufe ich nicht immer mit dem Gedanken im Hinterkopf rum: Was wünsch ich mir von einer Partnerin? Erst mal ist da einfach: Gesicht, Lächeln, Augen, Brüste, Arsch, gefällt mir, will ich ansprechen. Welche Frauen lösen denn deinen Ansprechimpuls aus?
Max: Für mich gibt es da unterschiedliche Kategorien. So schäbig es sich vielleicht anhört: Es gibt die Frauen, die will ich einfach bumsen. Das gibt es ganz selten. Vielleicht kennst du das, im Sommer, wenn eine Frau an dir vorbeigeht und es kommt dir so vor, als würde sie beim Vorbeilaufen dein Gesicht mit ihrer Hand sanft in Richtung Arsch lenken und sagen: Hier, schau mal da hin. Das würde dir gefallen.
Jakob: Ich glaube, das kennt jeder Mann.
Max: Ja, und so eine Frau könnte mich in dem Moment an der Hand nehmen, ins nächste Gebüsch schleifen, und wir würden an Ort und Stelle Sex haben.
Jakob: Ja, das geht mir auch so. Das ist also die Kategorie der geilen Frauen. Mit denen stelle ich mir aber komischerweise nie wirklich eine Beziehung vor, mit denen will ich höchstens eine Affäre haben. Vielleicht könnte man mit denen auch eine gute Beziehung führen, aber irgendwie wird alles vom Körper so überstrahlt und dann natürlich von meiner Notgeilheit, dass ich daran überhaupt nicht denke. Das ist Fluch und Segen von geilen Frauen zugleich – aber auch für die geilen Frauen selbst. Das Leid der geilen Frauen – der neue Film von Rosamunde Pilcher.
Max: Ich habe den Verdacht, dass diese Frauen bestimmte Dinge einfach nicht weiterentwickeln. Jeder Mensch strebt ja nach Anerkennung, und wenn du merkst, du wirst immer bewundert, nur weil du ein kurzes Kleid trägst und mit deinem geilen Arsch ein bisschen wackelst, hast du nicht so einen Entwicklungsdruck in anderen Bereichen. Die bleiben dann quasi rudimentär ausgeprägt.
Jakob: Vielleicht erklärt das, warum geile Frauen manchmal ein bisschen dümmlich wirken.
Max: Das ist auch gewollt. Das macht mich sogar ein bisschen an.
Jakob: Ja, aber das ist es auch, was du in Dümmlich-Sein reininterpretierst. Das Leidenschaftliche. Die Naivität. Das »Ich kann meinen Kopf total ausschalten und mich hundertprozentig gehen lassen« – das geht ja umso besser, wenn da gar nicht so viel auszuschalten ist.
Max: Ich glaube, es ist eine Mischung aus beidem. Einmal werden wir geblendet durch unsere Geilheit, und manche geilen Frauen haben eben bestimmte intellektuelle Fähigkeiten nur rudimentär ausgebildet, weil es bisher keinen Entwicklungsdruck gab. Kommt spätestens im Alter, aber dann kann es auch schon zu spät sein. Das ist das Blöde mit der Geilheit. Wenn die Brust dann irgendwann über dem Bauchnabel hängt, ist es für die Entwicklung anderer Qualitäten zu spät.
Jakob: Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich mich eher an anderen Frauen orientiere, wenn es um das Thema Beziehung geht.
Für mich gibt es noch drei weitere große Kategorien von Frauen, die ich ansprechen würde, wenn wir jetzt vom ersten Eindruck ausgehen.
Max: Schöne Frauen.
Jakob: Ja. Die wirken auf mich am elegantesten. Das sind auch keine Frauen, die ich mit purer Geilheit verbinde. Gleichmäßige Gesichtszüge. Tendenz ins Langweilige oder, positiv ausgedrückt: ins Modelhafte. Manchmal fehlt es den Frauen sogar an Geilheit, aber der große Vorteil, den ich diesen Frauen zuschreibe, ist: Sie sehen auch im Alter noch wahnsinnig gut aus.
Eine weitere Kategorie sind intelligente Frauen.
Max: Aber es geht doch um den ersten Eindruck. Intelligenz merkt man einer Frau nicht sofort an.
Jakob: Ich finde schon. Das ist eine bestimmte Wirkung, die eine Frau hat. Das hört sich vielleicht bescheuert an, aber manche Frauen wirken einfach intelligent, und dann, wenn man sich mit ihnen näher unterhält, bestätigt sich das. Gleich in den ersten Gesprächen tut sich ein ganzes Spektrum an Themen auf.
Max: Ich merke das oft am Humor einer Frau. Wie viel Ironie sie hat.
Jakob: Oh ja, Humor ist ein ganz wichtiges Thema. Auch ein ganz schwieriges Thema. Aber das führt jetzt zu weit. Die vierte und vielleicht letzte Kategorie sind die süßen Frauen. Das sind für mich welche, die ich nicht auf Anhieb bumsen will. Bei denen kann ich mir das zwar schon vorstellen, aber das gerät erst mal in den Hintergrund.
Max: Okay, wenn dir eine süße Frau, die du kennenlernst, gleich Sex anbieten würde, sag mir nicht, dass du nicht sofort Ja sagen würdest.
Jakob: Weiß ich nicht. Bei manchen denke ich gleich längerfristig. Das ist ganz komisch. Da kann ich auf den schnellen Spaß verzichten, weil ich an das größere Projekt denke. Das wirkt bei mir wie ein Hemmer. Also Hemmer im positiven Sinne. Ich will es mal so beschreiben: Manche Frauen sitzen neben dir, und du denkst, während sie erzählen, an Sex und suchst nach der Vorspultaste. Dann gibt es Frauen, da interessiert es dich wirklich wahnsinnig, was die sagen. Weil du an ihnen als Mensch interessiert bist. Sexuell wirken die auch manchmal gar nicht so anziehend auf mich, weil das andere übergeordnet ist.
Und die Frauen, die ich bislang potenziell als Traumfrau einstufte, waren meist niedliche Frauen mit Komponenten aus den anderen Bereichen. Manchmal hat es dann zu Anfang an Geilheit gefehlt. Vielleicht weil ich mich dafür emotional hätte öffnen müssen. Und das konnte ich nicht.
Max: Klar, da spürst du, dass die dir viel näher kommen und auch potenziell gefährlicher für dich werden könnten, wenn du dich aufmachst.
Jakob: Ja, das kann ein Grund sein. Vielleicht haben aber auch unsere Pheromone einfach nicht zusammengepasst. Irgendwie hat etwas gefehlt. Und schon sind wir wieder bei unserer Frage vom Anfang: Was wünsche ich mir eigentlich von meiner Traumfrau beziehungsweise von einer Partnerin?
Max: Die anfängliche Anziehungskraft hast du ja ganz gut aufgesplittet.
Jakob: Aber was danach kommt. Da stehe ich verloren im Wald. Als mich das dieser Kumpel gefragt hat, wusste ich darauf keine Antwort. Auch nicht, nachdem ich mir etwas länger darüber Gedanken gemacht habe. Da habe ich mich wirklich vor mir selbst erschrocken. Ich habe zwar ein ziemlich klares Bild davon, was mich optisch anspricht, aber der Rest … keine Ahnung.
Und dann ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen: Wie soll ich finden, was ich brauche, wenn ich nicht weiß, wonach ich suche? Wenn ich auf mein Beziehungsleben der letzten Jahre zurückblicke, war ich erstens eigentlich nie alleine und zweitens die meiste Zeit davon in undefinierten Beziehungsaffären; vielleicht ist das der Grund dafür, dass ich nie so richtig wusste, was ich mir von einer richtigen Beziehung wünsche. Weißt du es denn für dich?
Max: Oh Mann. Können wir das nicht als philosophische Frage stehen lassen?
Jakob: Ich weiß, dass dir das unangenehm ist, aber genau deswegen will ich meinen Salzfinger in deine Wunde bohren.
Max: Über diese Grundfrage bin ich einfach schon lange hinaus. Die Wünsche bleiben eben nicht dieselben. Da verändert sich eine ganze Menge durch alles, was so im Leben passiert. In einer Beziehung bekommt vieles mit der Zeit eine andere Gewichtung. Du hast dieses Dating-Game nicht mehr und die Ansprüche, mit denen du in eine neue Partnerschaft gehst.
Am Anfang, wenn du eine Frau siehst, projizierst du noch tausend Wünsche und Träume auf sie. Wenn du dann in der Realität mit ihr zusammenkommst und ihr die Beziehungspraxis lebt, müssen sich die Idealvorstellungen an dem, was ist, messen. Du merkst, das eine oder andere ist vielleicht nicht so, wie du es dir immer erträumt hast. Wie zum Beispiel der angesprochene Sex: Du hast irgendwann immer weniger Lust auf deinen Partner. Aber dafür sind andere Sachen wahnsinnig intensiv, dass du zum Beispiel jemanden hast, auf den du dich zu 100 Prozent verlassen kannst und bei dem du dich geborgen fühlst.
Das ist ein Prozess, und in dem stecke ich jetzt schon länger drin. Nach ein bis zwei Jahren sind in der Beziehung alle Fronten geklärt.
Bei mir heißt die Frage also nicht: Was wünsche ich mir in einer Beziehung, sondern: Wie stelle ich mir meine Zukunft in den nächsten fünf bis zehn Jahren vor?
Jakob: Super, dann bist du auch wieder bei null. Man ist eigentlich jeden Tag bei null.
Max: Ja, das stimmt. Ich kann dir nur sagen, wie es im Moment ist, und da läuft alles extrem gut. Ich fühle mich wohl, obwohl es auch immer mal wieder Streitigkeiten gibt und die meistens wegen kleinen Scheißsachen. Wir streiten zum Beispiel über das Autofahren, dass ich nicht sicher und zu schnell fahre, pah.
Aber insgesamt ist es ein wärmendes Wohlgefühl, das sich ausbreitet, das ich aber nicht unbedingt an einzelnen Punkten festmachen kann. Wenn ich dich immer reden höre, was du dir von einer Frau wünschst – »Ich wünsche mir, dass ich mit ihr Gespräche führen kann, dass man sich geistig auf einem hohen Level austauscht, dass man miteinander wachsen kann …« –, dann denke ich, ja, das ist alles wichtig, aber in meiner Beziehung merke ich, dass nicht die einzelnen Punkte so entscheidend sind. Es wird eher alles zusammengepresst zu einem Gesamtbild, und da ist wichtig, was du am Ende fühlst.
Jakob: Das kann ich gut verstehen. Ich war trotzdem extrem verunsichert, dass ich nicht klar benennen konnte, was ich mir von einer Beziehung erhoffe. Meine Vorstellung war wirklich rein an äußere Bilder geknüpft. Die Frau als kleines Prestigestück an meiner Seite. Also Haarfarbe und so weiter meine ich damit nicht, aber sie muss ein gewisses optisches Level haben.
Max: Das ist aber ganz normal, glaube ich. So war es bei mir auch. Da sind wir bei »Männer verlieben sich über die Augen und Frauen über die Ohren«, so ist es doch bei jedem. Das ist eine Art Schubladen- oder Facettendenken. Ich will eine Frau, die so und so ist. Ich will ein Auto, das so und so aussieht und so viel PS hat. Ich will ein Boot, Fernseher, Haus …
Und auch in einer Beziehung ist es so, dass man sagt: Ich will die und die Punkte unbedingt haben: gutes Bindegewebe, große Brüste oder worauf man auch immer steht, und wenn die Dinge nicht da sind, dann geht es einfach nicht mit der Partnerin. Vielleicht findest du eine Frau, die diese Punkte erfüllt oder zumindest zu einem gewissen Maße, aber erst durch das Zusammenleben und den Alltag entwickelt sich alles Weitere. Es ist dann ja nicht mehr so, dass du alleine bist und der andere ist alleine und man trifft sich nur an gewissen Schnittpunkten. Durch die Erfahrungen, die man miteinander macht, sei es der Abend auf der Couch, die Reise nach Vietnam oder das gemeinsame Einschlafen und Aufwachen, baut man sich zusammen eine Wirklichkeit auf, in der man miteinander lebt. Geiles Bindegewebe und andere optische Reize wie schöne Brüste sind da nur noch Nebenschauplätze, die sich immer mehr vermischen und verschwimmen.
Es entsteht etwas, das größer ist und echter: die gelebte Beziehungsrealität. Das Vertrauen und die Geborgenheit, aber auch die Scheißzeiten, die Streits und die langweilige Routine. An die denkst du ja erst mal nicht, wenn du eine neue Partnerin kennenlernst. Und auch die blöden Sachen müssen ausgehalten werden und eine bestimmte Qualität haben. Wenn ich bei meiner Beziehung die Plus-Minus-Rechnung mache, habe ich ein gutes Gefühl. Ich fühl mich geborgen.
Jakob: Was löst denn konkret dieses Gefühl aus? Beschreib das doch mal.
Max: Mir wird das immer wieder klar, wenn ich merke, dass ich mich null verstellen muss.
Jeder Mann hat doch diese Phasen, in denen er sich seine Singlezeit zurückwünscht. Gerade in einer langjährigen Beziehung, sodass er sagt: »Damals, das war aber eine freie Zeit.« Wenn diese Gefühle in der Beziehung aufleben dürfen, ohne dass ich das Gefühl habe: Oh Mann, ich muss wegrennen, sondern ich kann bleiben und das Gefühl auch hier leben. Solche Phasen habe ich in meiner Beziehung immer wieder mal, und trotzdem denke ich nicht: »Ich muss raus!« Und das beschreibt das Gefühl, angekommen, geborgen zu sein, sich wohlzufühlen. Zumindest in dem Moment.
Jakob: Beim Thema »Geborgenheit« habe ich ein spezifisches Bild vor Augen: dass mich die Frau umarmt und ich mich in die Umarmung fallen lassen kann. Umarmen ist eh ein ganz schwieriges Thema: mit welchen Menschen man sich richtig intensiv umarmt.
Also bei uns in der Familie umarmt man sich zwar zur Begrüßung oder beim Abschied, aber das ist nur so ein kurzer Umarmer. Gerade mit meinem Vater. Das ist, als ob kurz zwei Feuersteine aneinanderprallen, und so schnell wie die Hinbewegung ist auch die Rückbewegung. Und sogar das kann ich – und ich glaube, es geht ihm ähnlich – nur ganz schwer aushalten. Klar, man muss sich nicht jedes Mal umarmen, als hätte man sich 120 Jahre nicht gesehen, doch locker und entspannt sollte es schon gehen. Umarmungen sind für mich manchmal ganz schön schwer auszuhalten. Es gibt da sogar verschiedene Therapieformen: Umarmen, bis man sich entspannt, und dicht davon gefolgt, aber eher was für die Partnerschaft: sich beim Sex intensiv und die ganze Zeit über in die Augen schauen. Dadurch erzeugt man wirklich Intimität. Na ja, ich hab das mal ausprobiert: Wenn ich ehrlich bin, war es den Frauen total unangenehm.
Max: Ja, na klar. Ist ja auch creepy.
Jakob: Mir war es genauso unangenehm, aber ich fand es auch ein bisschen lustig. Schon krass eigentlich: Man macht die intimste Sache der Welt, die Frau öffnet sich, und dann ist es uns unangenehm, sich dabei in die Augen zu schauen. Ich glaube, das ist eher etwas für eine Partnerschaft, wenn man sich länger kennt und schon länger miteinander absext.
Aber zurück zu meinem Bild von Geborgenheit in einer Partnerschaft. Wenn ich es mir genau überlege, ist es das, was ich mir von meiner Traumfrau wünsche: Sie umarmt mich, und in ihrer Umarmung fühle ich mich ganz leicht, als ob ich hinten meine Füße hochheben kann und schwebe. Vielleicht ist meine Traumfrau dann eher ein Mannsweib. Hat so etwas Butchiges in der Beschreibung – sonst könnte die mich ja auch nicht anheben, zumindest nicht so, dass ich ein sicheres Gefühl dabei habe.
Es ist eher so ein mütterliches Gefühl der Umarmung, und ich habe darüber nachgedacht, wie oft ich das als Kind hatte. Nämlich fast nie oder zumindest gefühlt nicht oft genug. Und damit meine ich nicht die rein körperliche Umarmung, sondern das Gefühl von »Ich lege meine schützenden Arme um dich, und alles ist gut. Mach du mal unbekümmert dein Ding.«
Das soll sich nicht so anhören, als wäre ich als Kind zutiefst traumatisiert worden. Aber meine Ma hat mit mir schon ab dem Kleinkindalter ihre nicht ganz so rosige finanzielle Situation besprochen. Dadurch hatte ich immer das Gefühl, dass es in meiner Verantwortung liegt, diese Situation zu ändern. Obwohl das nie die Intention meiner Mutter war. Davon gehe ich zumindest aus.
Das Gefühl von Entspannung und Geborgenheit vermisse ich deswegen ein bisschen. In meinem Wesen ist seither diese Person, die Verantwortung übernimmt, abgespeichert. Für mich wäre das ein schönes Gefühl, wenn meine Partnerin das in einer Weise auch machen würde. Dass ich mich einfach auf sie verlassen kann.
Max: Wenn ich das so höre, suchst du für dich eine Mutter.
Jakob: Auf keinen Fall.
Max: Doch klar, reife Frauen ab fünfzig! Das könnte was für dich sein. Da gibt es doch so Hotlines. Jetzt mal ohne Ironie: Du bist wie Moses, der das Frauenmeer teilt und genau in der Mitte durchläuft. Links sind die ganzen Jungen, die du attraktiv und geil findest, und rechts sind die Älteren, die ihre Arme ausstrecken und dich halten können, aber die du nicht willst, weil sie dir optisch nicht gefallen. Da wartet nur noch das andere Ufer. Vielleicht ist das die einzige Lösung. Da gibt es auf jeden Fall eine Menge starke Arme, die dich halten könnten, mit Anker auf dem Oberarm und Haaren auf der Brust. Dafür ist das Bindegewebe super.
Jakob: Klingt ganz großartig, ich überleg mir das mal. Die Wünsche, die man an eine Partnerschaft hat, haben auf jeden Fall oft etwas mit den Sachen zu tun, die man in der Kindheit erlebt hat. Ich habe da eine Theorie: Das Gefühl von »zu Hause angekommen sein« vermittelt sich auch in der Partnerschaft viel über das Gefühl, das ich als Kind in meiner Erlebniswelt abgespeichert habe. Wenn ich als Kind viel geschlagen wurde, kann es sein, dass ich mir einen Partner suche, der mich schlägt, weil mir das auf eine ganz perfide Art und Weise das Gefühl von Zuhause vermittelt oder zumindest suggeriert.
Das muss nicht immer so krass sein, also auf dem Level häuslicher Gewalt. Es gibt ja Frauen, und man munkelt auch Männer, die haben ein totales Problem mit Nähe. Es kann sein, dass sie dieses Gefühl von Geborgenheit nie mitbekommen haben und dessen Entzug mit Heimat verbinden. Welche Verbindung die Neuronen auch immer geknüpft haben mit dem Gefühl Heimat.
Von der Traumfrau zum Trauma, so schnell kann es gehen. Aber wenn ich das Thema für mich bearbeitet habe, ist die Chance größer, eine gesunde Partnerschaft zu führen, weil ich meine Muster und Reaktionen kenne. Das ist wie eine Brille mit zwei unterschiedlichen Gläsern, die man trägt, wenn man seinen Traumpartner vorm inneren Auge sieht: das, was man hatte, und das, was man nie bekommen hat. Nur das eine wäre zu einfach. Es muss ein bisschen kompliziert bleiben. Stell dir mal vor, du könntest alles vorhersagen und analysieren.
Max: Wäre auch ein bisschen langweilig. Am Ende bleibt das Thema Traumfrau doch ziemlich komplex. Schon alleine der Anfang: In wen verliebt man sich und warum? Das ist ja teilweise abhängig von Tagesform und Lebensabschnitt.
Jakob: