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Überraschend, ehrlich und direkt!
Kann man mit einem Podcast in Deutschland erfolgreich wie ein Popstar werden? Max und Jakob können es. Und zwar einfach indem die beiden miteinander darüber reden, was sie bewegt, glücklich macht oder runterzieht. Und große Überraschung: Das hat vor allem mit Frauen, Sex und Beziehungen zu tun. Dabei sind sie so gnadenlos ehrlich und selbstironisch, dass man nicht aufhören kann, ihnen zuzuhören. Weil sie einen zum Lachen und zum Nachdenken bringen. Und weil es in einer Welt voll perfekter Instagram-Accounts und Selbstoptimierungs-Ratgebern einfach wunderbar beruhigend ist, dass wir letztlich doch alle dieselben Hoffnungen, Ängste und Probleme haben.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 340
MAX ist der fleischgewordene Spießertraum mit Freundin, Kindern und Reihenhaus. Ein Leben, das sich jeder vielleicht mal vorgestellt hat, bevor es ganz anders kommt.
JAKOB war bisher bekennender Dandy. Jetzt wurde er von einer Frau und der Nachricht, bald Vater zu werden, überrannt.
Zusammen haben sie den erfolgreichen Podcast »Beste Freundinnen«. Eine Beziehung, die zusammenpasst wie Romantik und Frittenfett, aber durch Herz und Humor verbunden ist.
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Max & Jakob
Kann ich nicht sagen, muss ich nackt sehen.
Was Männer über Beziehungen, Sex und Liebe denken
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Copyright © 2019 Penguin Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Straße 28, 81673 München
Umschlag und Umschlagmotiv: www.buerosued.de
Redaktion: Birthe Vogelmann
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
ISBN 978-3-641-23543-7V002www.penguin-verlag.de
Inhalt
Vorwort
Kennenlernen – aber bitte mit Sahne!
Woran man merkt, ob eine Frau für eine Beziehung infrage kommt
Fünf Fragen für das erste Date
Fünf Fragen für das letzte Date
Netflix und Chill, bumsen er will
Der Tröster – für manche Männer der einzige Weg
Warum manche Frauen Keeper und andere Leaver sind
Wollen Männer erobert werden?
Mein erstes Mal mit Jürgen
Was Männer an Frauen geil finden
Warum Sex ohne Gefühle manchmal einfacher ist
Willkommen im Schlachthaus
Was Männer erotisch finden
Sex in der Erdbeerwoche – ja oder nein?
Ist es für Männer wichtig, wie viele Sexpartner eine Frau hatte?
Augenkontakt bei One-Night-Stands – ja oder nein?
Wenn es nicht funkt
Wenn der kleine Soldat strammsteht
Wenn die Krone dem Sturm nicht standhält
Elf Dinge, die ein Mann über eine Muschi wissen sollte
Gibt es einen Liebestank, und kann dieser leer sein?
21 Fragen über dein Sexleben
Wann sollte man frühestens »Ich liebe dich« sagen?
Hannah
Fragen und Antworten für zwischendurch
Rund ums Seelenficken
Pick-up-Artist vs. Seelenficker
Der Kompass zum Ankommen
Seelenficker de luxe
Seelenverwandt
Was den Seelenficker daran hindert zu lieben
Fünf Unterschiede zwischen Seelenverwandten und Seelenfickern
Warum Männer manche Frauen einfach nur bumsen wollen
Franzi
Mira I – Egoisten leiden am schlimmsten
Mira II – Das wahre Arschloch steckt ganz tief
Lina
Elf Fragen an einen Seelenficker
Wenn sich ein Seelenficker im Spiegel erkennt
Elf Fragen eines Seelenfickers
Janine
Ist Seelenverwandtschaft lebbar?
Fragen und Antworten für zwischendurch
Beziehungen – meistens ohne Sahne
Warum es so wichtig ist, die Wahrheit zu sagen
Warum es besser ist, keine Freundin zu haben
Warum Frauen mehr Nähe brauchen als Männer
NoFap – Wenn die Hand das Schwert nicht anfassen darf
21 random Fragen für zwischendurch
Wenn der Schein trügt
Warum bei manchen Menschen Geld der Motor ist
Was ist Liebe?
Was will ich?
21 Fragen über deine Beziehung
Eifersucht
Absamen auf das eigene Ego
Wer trägt die Verantwortung beim Fremdgehen?
Emotionalität und Rationalität – Oder warum es Frauen und Männern so schwerfällt, einander zu verstehen
Liebt euch selbst
Warum wir streiten
21 Fragen an dich selbst
Warum die Beziehung irgendwann zum Normalzustand wird
Warum ich Angst davor habe, Schluss zu machen
Warum Liebe nicht Hollywood ist
Mama
Ist man jemals wunschlos glücklich?
Elf Fragen über die Freundschaft
Zwei Leben
Wie es ist, ungeplant Vater zu werden
Brief an Jakob
Fragen und Antworten zum Schluss
Manchen Menschen würde man auf die Frage »Wie geht’s?« einfach nur mit »Gut« antworten – egal, ob es tatsächlich so ist oder gerade die Eltern gestorben sind. Wir, Max und Jakob, sind das genaue Gegenteil füreinander. Zwei Männer, die sich das, was wirklich abgeht, immer als Erstes erzählen: beste Freundinnen eben.
Vor vier Jahren haben wir angefangen, unsere Gespräche aufzuzeichnen: über den letzten verkackten ONS, den schlaffen Lachs im Unterhosennetz, die Überlegung, Schluss zu machen, kurze und lange Affären und die Gründe, warum daraus nicht mehr geworden ist, über Seelenficker und Seelenverwandte und schließlich über das Gefühl, ungeplant Vater zu werden.
Entstanden ist einer der bekanntesten Podcasts Deutschlands. Wir reden, als ob keiner zuhört, und schreiben, als ob keiner mitliest. Das heißt nicht, dass ihr uns egal seid. Wir möchten einfach einen ungeschönten Blick in die Welt zweier Männer geben. Damit sorgen wir sicherlich auch für Aufreger – besonders bei Frauen, denn Männer reden eben doch anders, wenn sie unter sich sind. Hat sich der Sturm erst mal gelegt, empfinden es viele HörerInnen und LeserInnen aber so, als würden sie mit uns am Tisch sitzen: dort, wo Gedanken entstehen, bevor sie für die Außenwelt gefiltert werden.
Besonders offen und ehrlich ist man ja oft zu Freunden, die selbst die Hosen vor einem herunterlassen und sich nicht zu fein sind, den unrasierten Sack zu präsentieren. Der unrasierte Sack ist so gesehen das Geschenk der Freundschaft. Und weil wir genau das vor euch im Podcast getan haben, bekamen wir völlig unerwartet mehrere tausend Hörer-Mails. Menschen, denen wir ja eigentlich wildfremd sind, vertrauten sich uns an, weil wir eben selbst die Hosen runtergelassen hatten.
Die HörerInnen und LeserInnen teilten ihre Erlebnisse mit uns, und wir besprachen sie, stellten Fragen und bekamen Antworten. Dabei sind wir nicht der Dr. Sommer für Erwachsene. Uns geht es eher um die persönliche Ebene und eine ehrliche Sichtweise.
Dieses Buch ist auch kein Guide, der zeigen soll, wie man eine optimierte Version seiner selbst wird. Wir glauben, dass jeder sowieso die beste Version von sich selbst lebt. Wir bleiben auch gerne weiterhin so scheiße, wie wir sind. Mal rutschen wir mit angezogener Handbremse durch die Kurven unserer schnellen Welt. Mal trifft uns der Schlag, dass es noch ein tieferes Tief gibt, und wir versinken im schwarzen Loch der eigenen Seele. Und manchmal ist das Leben so einfach wie eine Portion Pommes rot-weiß an der nächsten Frittenbude. Aber wer dieses Buch liest, wird sich automatisch mit sich selbst auseinandersetzen – sich die Fragen stellen, die wir uns stellen. Und so an die eigenen dunkelsten und hellsten Orte reisen.
Für diese Reise legen wir uns und euch den besten Rettungsring überhaupt um: Humor.
Ihr seid herzlich eingeladen mitzukommen.
Max & Jakob
Jakob: Früher hat es fünf bis zehn Minuten gedauert, bis ich es wusste. Mittlerweile bin ich da nicht mehr so schnell.
Max: Fünf bis zehn Minuten wären für mich eine Ewigkeit gewesen. Ich hatte eine Checkliste, die aus drei Punkten bestand: Arsch, Brüste und Gesicht. Wenn einer dieser Punkte zutraf, hätte ich mit der Frau geschlafen.
Jakob: Hat es auch nur fünf bis zehn Minuten gedauert, bis du wusstest: Mit der Frau will ich eine Beziehung?
Max: Für mich sind das zwei unterschiedliche Dinge. Eine Frau, die ich bumsen will, ist nicht auch gleich eine potenzielle Partnerin. Allein schon deswegen, weil die drei genannten körperlichen Attribute nicht für die Poleposition »Partnerschaft« ausreichen. Dazu gehört natürlich mehr, als wenn ich nur aus Geilheit eine Frau kennenlernen will.
Jakob: Genau darum geht es ja. Aber es muss doch in irgendeiner Form eine innere Checkliste geben, an der man definiert, dass die Frau, die einem gegenübersteht, potenzielles Beziehungsmaterial ist. Woran machst du das fest, und wie schnell weißt du es?
Max: Ich glaube, das Erste, was mich dazu bewegt, eine Frau als potenzielle Partnerin zu betrachten, ist, dass ich die Checkliste nicht mehr benötige. Einzelne Merkmale werden unwichtig. Was zählt, ist das Gesamtbild, das sich nach und nach zusammenfügt. Und ein Gefühl, das entsteht. Bei meinen bisherigen Beziehungen stellte sich immer ein Gefühl ein. Ich verbrachte gerne Zeit mit dieser Frau, weil alles gut zusammenpasste.
Jakob: Ziemliches Wischiwaschi, was du hier von dir gibst. Kannst du es nicht etwas genauer beschreiben?
Max: Wenn ich es an einer spezifischen Sache festmachen müsste, dann wären das für mich die Gespräche, die ich mit der anderen Person führe. Dadurch lerne ich die Frau nicht nur besser kennen, sondern es stellt sich ein Gefühl der Verbundenheit ein. Wenn das passt, vertraue ich mich ihr an und gebe meine Schwächen zu, genauso wie ich ihre Schwächen kennenlerne. Am Ende ist es dieses Gefühl der Verbundenheit aufgrund gemeinsamer Themen und Einstellungen, das eine Beziehung zu der Frau entstehen lässt.
Jakob: Was du beschreibst, kenne ich sehr gut. Trotzdem fallen nach diesem Kriterium manche Frauen in das Beziehungsraster und andere in das »Kumpelfreundin«-Raster. Ähnliche Erfahrungen und Werte verbinden ungemein, aber fehlen die äußerlich ansprechenden Attribute, bleibt man eher auf der freundschaftlichen Ebene. Bei einer Frau, die potenziell für eine Beziehung infrage kommt, trifft das Gefühl des körperlichen Verlangens auf den Wunsch, sich mit der Frau geistig und – wenn es so was gibt – seelisch zu verbinden. Mit so einer Frau entdeckst du immer wieder etwas Neues, wenn du mit ihr sprichst. Sie muss kein wandelndes Lexikon sein, aber es ist, als ob ihr einen Gedanken mit zwei Gehirnen weiterspinnt.
Max: Du sprichst ein heikles Thema an, das nicht immer die Basis für eine Beziehung sein muss. Eine tiefe seelische Verbindung kann zwar sehr erfüllend sein, ist aber nicht notwendig, um mit einer Frau eine Beziehung zu führen. Manchmal reicht es auch, wenn man jemanden vor sich hat, der einem auf einigen Gebieten das Wasser reichen kann. Wenn eine Frau bei mir nur an wenigen Punkten andocken konnte oder ich nur vereinzelt Interessengebiete mit ihr teilte, ging es eher in Richtung »schnelle Nummer«.
Jakob: Ganz klar zu definieren ist es nicht. Man merkt es einfach. Es ist eine feine Rezeptur aus körperlichen Attributen, Intellekt, Witz und seelischer Verbundenheit.
1. Wohin willst du als Nächstes in den Urlaub? Wo warst du zuletzt?
2. Hast du schon mal an plastische Chirurgie gedacht? Was würdest du machen lassen?
3. Welcher deiner Kumpels/Freundinnen hat dich am meisten geprägt?
4. Hörst du eher auf deinen Bauch oder deinen Kopf?
5. Bist du ein Mama- oder Papa-Kind? Warum?
1. Mit welchem meiner Freunde würdest du am liebsten schlafen?
2. Was war der schmutzigste Porno, zu dem du masturbiert hast?
3. Was war die längste Zeit, die du nicht geduscht hast?
4. Wenn du wählen müsstest: Fußpilz oder Läuse – was würdest du nehmen?
5. Wovon musstest du das letzte Mal brechen (außer bei diesen Fragen)?
Lieber Max, lieber Jakob,
ich habe in drei Tagen ein Date mit einem Typen, der mich auf der Straße angesprochen hat. Er will sich zum Netflix-Gucken bei mir zu Hause treffen. Heißt das automatisch, dass er auf Sex aus ist?
Eure Lara
Jakob: Ein Mann, der so vor Kreativität strotzt, dass er gleich beim ersten Date Netflix und Chill vorschlägt, hat auf jeden Fall für den Rest eures möglichen Beziehungslebens noch einige Überraschungen in petto. Not.
Max: Deine Antwort ist für mich wie eine Offenbarung, gehörte doch das »Netflix-Date« zu einer meiner Spezialitäten. Hier bin ich daheim, hier darf ich rein. Es gab eine Zeit, in der ich mir jedes zweite Date versaut habe, weil ich den Vorschlag gemacht habe, bei mir zu kochen und dann einen Film zu gucken. Bisher war mir nicht bewusst, dass es damit zusammenhängen könnte, dass die Frau dachte, mir ginge es nur um Sex. Ich muss aber zugeben, dass jedes Mal, wenn ich dieses Date vorgeschlagen hatte, mein Kopfkino schon an dem Punkt angelangt war, dass die Frau zwischen meinen Beinen an meinem Schwanz lutschend vor mir kniete, während ich weiter den Film guckte.
Jakob: Dieses Bild hatte ich auch immer, wenn ich Netflix und Chillen vorschlug, und denke, die meisten Männer wären der Vorstellung nicht abgeneigt. Es ist jedoch noch kein gängiges und eingetragenes Synonym für Bimsen. Die meisten Frauen setzen nicht sofort die Klinge an, um die neue Intimfrisur zu gestalten, wenn sie N&C lesen. Der Mann würde aber direkt den Lachs polieren.
Liebe Lara, überleg dir, was du von ihm möchtest. Wenn du Bock auf einen Film und einen Penis hast, dann nimm das Angebot an. Wenn du Lust auf mehr Kreativität hast, dann könnte der Typ generell nicht passen.
Max: Eins steht fest: Wir hassen Tröster. Vor allem ich, weil ich schon oft einer gewesen bin.
Jakob: Tröster täuschen eine Freundschaft zwischen Mann und Frau vor. Meistens ist das Attraktivitätsgefälle ziemlich groß, und der Tröster weiß genau, dass er auf normalem Weg nie bei seiner »Freundin« landen würde. Der Tröster hat generell für sehr vieles Verständnis. Die Geschichten über den Ex, die durchgeheulten Nächte und das Klagen über die kleinen Makel am eigenen Körper. Der Tröster hat die Geduld einer Spinne. Er schlägt zu, wenn sein Opfer geschwächt in sein Netz – getarnt als die Schulter zum Ausheulen – getaumelt kommt. Gerne nachdem die Frau am Ende einer Beziehung zerstört ist und der Tröster seinem Namen gerecht werden kann. Bei der »platonischen« Umarmung spannt er seine Arme ein bisschen weiter und berührt mit den Fingerspitzen ganz leicht die Brustkante der Frau. Hier kann sich die Frau entscheiden, ob sie eine klare Grenze zieht oder bereit ist, sich auf mehr einzulassen. Entscheidet sie sich für mehr, hat die Spinne zugeschlagen.
Max: Die Frau ist meist ganz unten angekommen. Sie hat sich schon Tage im Netz der Emotionen abgekämpft. Eigentlich ist die Beute viel zu groß für den Tröster – es ist, als ob eine Vogelspinne ein Kaninchen verspeisen wollte. Aber die Frau ist so kraftlos, dass sie sich der Spinne hingibt. Das Gift des Trösters ist seine vorgetäuschte Empathie. Sein Faden schießt direkt aus seinem Glied und spinnt das Opfer ein. Wenn die Frau wieder bei Kräften ist, wird sie merken, was passiert ist, aber dann ist es zu spät.
Jakob: Wo ist man da als Mann angekommen, wenn man seine Würde gegen Bimsen eintauscht?
Max: Ich muss jetzt hier mal eine Lanze für alle Tröster brechen. Wir sind weder hinterhältige Spinnen, noch geht es uns in erster Linie ums Bimsen. Auch wir wollen nur geliebt werden, haben aber gelernt, dass wir mit fairen Mitteln nichts erreichen können. Deine beschriebene Situation ist auch das absolute Extrem. In der Regel wollen wir Tröster das sein, was das Wort bedeutet. Ein emotionaler Hafen, in das Schiffe bei Sturm einlaufen können. Natürlich helfen wir lieber Menschen, die wir sexuell anziehend finden. Denn wir genießen es, uns in der Nähe von hübschen Frauen aufhalten zu dürfen. Wir genießen es aber auch, ernst genommen zu werden, denn in Situationen der Not haben wir das Gefühl, gebraucht zu werden. Sind wir nicht alle am Ende soziale Wesen, die jemanden suchen, mit dem wir Zeit verbringen wollen? Und wenn sich im Sturm ergibt, dass ein in Seenot geratenes Schiff abgeschleppt werden muss, machen wir das natürlich gern. Wir wollen auch gebumst werden. Meistens fühlen wir uns danach ein bisschen schlecht, aber nur kurz, denn der nächste Sturm kommt bestimmt.
Jakob: Ich stelle mir hier gerade vor, wie eine Horde ungeduschter Tröster hinter ihren Computern auftaucht, mit Tastatur und Maus bewaffnet, bereit, in den tröstenden Krieg der Liebe zu ziehen. Allen voran ihr Anführer Max Wallace, der eine berühmte Trösterrede hält: »Ja, sie mögen uns unsere Zeit nehmen, aber niemals nehmen sie uns … unsere Geilheit!« Ich finde einfach, Tröster sollten auf ihrem Schlachtfeld bleiben.
Max: Letztlich ist es auch Sache der Frau, einen Tröster früh zu erkennen und ihn rechtzeitig in seine Schranken zu verweisen.
Jakob: Aber wie ein Masthahn manchmal dem sicheren Tod durch ein Loch im Zaun entkommt, so schlüpft der wendige Tröster durch die Freundschaftsprüfungen der Frau. Alkohol kann hier das Zünglein an der Wahrheit sein. Einfach mal die vermeintlich gute Freundin abfüllen und dann minimal eindeutig-zweideutig werden. Eine etwas längere Umarmung, mal über den Rücken streichen oder ein kleines freundschaftliches Gerangel, dann der versehentliche Griff an die Brust. Ups.
Max: Ich finde, die Frau sollte versuchen, von vornherein eine klare Grenze zu ziehen, Körperlichkeiten auf ein Minimum zu reduzieren und sich gut zu überlegen, in welchen Situationen sie sich des Beistands des Trösters bedient. Es kann passieren, dass der Tröster ab einem gewissen Punkt in die Erwartungshaltung kommt, dass er eine Gegenleistung erwarten dürfe für die vielen Stunden, in denen er sich das Geheule seiner Freundin anhören musste. Es ist wichtig, dass die Frau es schafft, hier eine gute Balance zu schaffen, sodass der Tröster immer das Gefühl hat, sich zumindest emotional auf gleicher Augenhöhe zu bewegen. Vergiss nicht, du bist hier die bessere Partie, der Tröster dient nur deiner Aufwertung. Er ist der Hofnarr deiner emotionalen Bedürftigkeit.
Hey Max und Jakob,
ich habe neulich mit zwei Freundinnen gequatscht, und sie haben sich permanent darüber ausgelassen, dass Männer heutzutage nur das Eine wollen. Im Gespräch ist mir aufgefallen, dass ich dazu gar nichts beitragen konnte. Tatsächlich habe ich diese Erfahrung bisher so gut wie nie gemacht, sondern eher, dass die meisten Männer schon eine Beziehung wollen. Nun frage ich mich, woher diese unterschiedlichen Wahrnehmungen kommen.
Was unterscheidet Frauen, mit denen Männer was Ernstes wollen, von Frauen, mit denen Männer nur ins Bett wollen? Ist es das Aussehen? Der Charakter? Die Art, wie sie sich selbst positionieren, also deutlich machen, dass sie nur für etwas Ernstes zu haben sind? Ich würde mich freuen, wenn ihr in eurem Podcast mal darauf eingehen könntet!
Liebe Grüße
Marina
Jakob: Liebe Marina, wenn wir in einer amerikanischen Serie wären, würden die Hugo trinkenden blondierten Frauen dir lachend auf die Schulter tippen und sagen: »You are such a keeper.« Das Gegenteil ist meines Wissen nicht wirklich definiert, weil es so viele unterschiedliche Faktoren gibt, warum ein Mann keinen Bock hat, sich auf eine Beziehung einzulassen, oder nur mal kurz einen wegstecken will. Nennen wir es »Leaver«. Was ich definitiv sagen kann: Es ist nicht primär das Aussehen, weil man sich daran schnell sattsieht. Das relativiert sich einfach.
Max: Für mich ist es immer eine Frage der Haltung und Einstellung. Wenn eine Frau gleich zu Beginn ausstrahlt, dass sie für kurze Techtelmechtel nicht zu haben ist, wird sie auch nicht so oft auf Männer stoßen, die nur das Eine wollen, oder sie lässt sie gekonnt abblitzen. Wenn diese Formel aufgeht, gibt es für diese Frauen am Ende nicht so viel, worüber sie sich bei den Männern beschweren müssten. Das führt dazu, dass in den Lästergesprächen mit den Freundinnen die eigene Geschichte oftmals langweilig ist und es eigentlich auch gar nichts zu erzählen gibt. Denn es läuft für sie – in diesem Fall für dich – ja augenscheinlich gut.
Jakob: Für mich ist es definitiv auch die Haltung der Keeper-Frauen, das Gefühl, das sie ausstrahlen: Es ist zwar schön, dass du da bist, aber ohne dich wäre es genauso schön. Das gibt mir das Gefühl von völliger Freiheit. Den Eindruck, dass die Frau genügend für ihr eigenes Glück sorgen kann und sie die Zeit mit mir zwar genießt, aber dass ich erst mal keine so große Bedeutung in ihrem Leben einnehme und sie auch ohne mich klarkommt. Diese Art von Unabhängigkeit ist für mich eine fundamentale Voraussetzung für eine Beziehung. Wenn ich merke, dass ich für eine Frau sehr schnell zum Zentrum werde, verliert sie ihre Anziehung.
Jakob: Ich glaube, Frauen erobern eigentlich die ganze Zeit. Ich laufe wie ein Blindfisch durch die Gegend, wenn ich meine Kontaktlinsen nicht trage. Sobald ich sie reinmache, sehe ich die vielen Signale, die Frauen senden. Das ist eine Form der Eroberung. Frauen senden die Signale, Männer müssen sie nur lesen können.
Max: Meine Augen sind scharf wie die eines Adlers, und trotzdem kann ich diese Signale nicht sehen. Ich glaube, deine Blindheit hat dich die Welt neu erfahren lassen, und du hast jedes Signal als Anmachversuch gedeutet. Auch die Kassiererin im Supermarkt, die dich aus Höflichkeit eine Millisekunde zu lange angeschaut hat, will dich natürlich erobern.
Jakob: Sorry, dass dir die feinen Unterschiede im Verborgenen bleiben. Entweder bist du ein Flirtlegastheniker, oder Frauen sind bei dir sehr sparsam im Senden von Signalen, damit sie nicht Gefahr laufen, tatsächlich von dir angesprochen zu werden. Kommen wir mal zu eindeutigen Übergriffigkeiten. Mir wird öfter mal von Frauen auf den Arsch gehauen, mehr als Spaß gemeint, aber doch mit einer kleinen Prise Sexualität, und diese Prise kommt nicht aus dem Streuer meiner Einbildung. Wenn ich mich dann umdrehe, muss ich meist dankend ablehnen. Das sind dann immer Frauen, die 2,8 Promille im Turm haben und auch optisch jenseits von Gut und Böse sind.
Max: Wenn du schon in die sexistische Richtung gehst, würde ich gerne auch auf Klischees zurückgreifen. Ich sehe das Ganze eher klassisch. Männer wollen nicht erobert werden, weil sie die Eroberer sind.
Jakob: Mein Steinzeit-Ich sieht das genauso. Ich will erobern, und nicht andersherum. Aber ich frage mich oft, wieso. Ist es, weil ich mir sonst nicht mehr so toll vorkommen würde? Nach dem Motto: Schaut her, ich habe erobert. Oder würde es mich verunsichern? Oh, wenn sie das bei mir macht, macht sie das bestimmt auch bei anderen. Kann mein Ego in diesen Momenten nicht ertragen, womöglich nicht der Einzige zu sein?
Mein modernes Neuzeit-Ich findet es im Gegenzug schön, wenn Frauen den ersten Schritt machen und sich holen, was sie wollen. Meistens haben es bei mir leider oft die »falschen« Frauen versucht und gingen leer aus. Aber es gab auch Situationen, in denen mich Frauen angesprochen haben, die in meinen Augen echt attraktiv waren, was ich sehr cool fand.
Max: Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass die seltenen Male, die ich von einer Frau angesprochen wurde, nicht immer positiv waren. Ich musste mich zusammenreißen, um der Frau nicht eine abfällige Abfuhr zu erteilen. Ich fühlte mich wie ein Stück Fleisch in der Supermarkttheke, als wäre ich im Angebot. Und die Frauen griffen zu. Da entwickelte ich großes Mitgefühl mit all den Frauen, die sich täglich so fühlen, als lägen sie in der Supermarkttheke des Lebens. Manche Männer sind tatsächlich immer am Shoppen, sei es auch nur mit ihren gierigen Blicken.
Jakob: Letztlich kann es aber auch einfach ein Kompliment sein. Ich habe mich oft gut gefühlt, nachdem mich eine Frau angesprochen hat. Meist passierte es auch nicht in der plumpen Manier eines Mannes. Als Frau sollte man versuchen, stets aus seinem Bauch heraus zu agieren. Schnappt ihn euch, Tigerinnen!
Jakob: Meine damalige Freundin hatte sturmfrei, und alles in dem Haus ihrer strengen Mutter Beate und ihres cholerischen Vaters Jürgen war für den anstehenden Koitus dekoriert. Als ich bei ihr ankam, waren Kerzen angezündet, das Licht gedimmt, und die Zimmertemperatur war angenehm wohlig, sodass man gut mal sechzig Minuten mit dem baumelnden Lachs durch die Gegend laufen konnte.
Als Erstes bedienten wir uns im Weinkeller. Natürlich fiel die Wahl auf das staubigste Exemplar, das schon lange in Vergessenheit geraten zu sein schien. Wer lässt sonst gute Flaschen einstauben? Die Flasche schlief dort wahrscheinlich schon seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, und wartete auf ihren großen Auftritt. »1969« stand auf dem Etikett. Das konnte kein Zufall sein. Wenn ich eine Weinflasche wäre, würde ich mir wünschen, von zwei Jugendlichen aus dem Regal gezogen zu werden, die auf ihr erstes Mal anstoßen. Die Flasche sah das anders: Sie ließ sich schwer entkorken. Die Hälfte ihres trockenen Verschlusses rieselte in den vergorenen Traubensauft. Gelbe Brocken auf rotem Grund. Hoffentlich kein böses Omen für den Abend. Wir leerten die Flasche trotzdem und suchten einen geeigneten Ort.
Ich war mir unsicher. Kein Platz schien richtig für unser Vorhaben, vielleicht auch deshalb, weil mir das erste Mal mit ihr so nicht richtig erschien. Ich fühlte mich trotz meiner siebzehn Jahre wie ein legospielender Grundschüler. Die Hausherrin entschied, und ich zuckte innerlich zusammen, als die Wahl auf die gelbe Ledercouch im Wohnzimmer viel. Die briefkastenfarbene Lederspielwiese schien direkt aus einem schlechten BDSM-Porno zu kommen und thronte in der Mitte des Raumes, der gefühlt die Größe eines Olympiastadions hatte. Sofort kam mir der cholerische Jürgen in den Sinn. Wie er wohl reagieren würde, wenn er nach Hause kam und ich in dieser Sitzmulde seine Tochter penetrierte?
In dem Moment, als wir den Gang zur Couch antraten, suchte ich das Wohnzimmer nach Fluchtmöglichkeiten ab, für den Fall, dass Jürgen uns erwischen würde. Es gab nur eine Möglichkeit: die Kellertreppe. In meinen Gedanken ging ich eine mögliche Flucht durch: In circa drei Sekunden könnte ich sie von der Couch aus erreichen. Plus zwei Sekunden fürs Rausziehen und Während-des-Rennens-die-Hose-hochziehen. Ich konnte es also auf keinen Fall riskieren, meine Hose ganz auszuziehen. Ich würde eine Armlänge vor Jürgen die Stufen erreichen, der etwa sechs Sekunden von der Haustür bis zur Kellertreppe brauchen würde. Wenn ich immer zwei Stufen auf einmal nähme, könnte ich die Armlänge Abstand halten. Dann wären wir im Kellergewölbe. Heimvorteil für Jürgen. Doch seine Irritation wegen der fehlenden Flasche Wein würde den Moment der Unaufmerksamkeit auslösen, der mir ermöglichte, aus der Kellertür ins Freie zu entschwinden. Natürlich stünde in der ganzen Aufregung noch immer die Eingangstür offen, und ich könnte meine Schuhe einsammeln.
Ich schob die Gedanken beiseite. Wir legten auf der Couch mit dem Vorspiel los. Meine Gedanken waren bei Jürgen. Mit wem hat man dann eigentlich Sex: mit dem, an den man denkt, oder mit der Person, die physisch vor einem liegt? Vielleicht mit beiden ein bisschen. War mein erstes Mal also ein Dreier? Ein ziemlich schmutziger obendrein?
Das Vorspiel lief mechanisch ab. Zum einen wegen Jürgen und zum anderen, weil ich mit meinen siebzehn Jahren so viel Wissen über die weibliche Anatomie hatte, wie Jürgen vermutlich über meine aktuellen Betätigungen.
Jeder Griff, ob an Brust, Po oder Hals – Zonen, die ich als erogen in meinem Arbeitsgedächtnis abgespeichert hatte –, fühlte sich an wie eine schlecht sitzende Choreografie. Jeder Bewegung ging eine kurze Überlegung voran, und entsprechend hölzern wurde das Ganze. Nach fünfzehn Minuten Fummelei gaben wir das Vorspiel auf, und ich holte ein Kondom aus meinem Portemonnaie, bei dessen Anblick ein Raunen durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gegangen wäre. Das Kondom schlummerte bereits zwei Jahre in seinem Versteck zwischen der Ikea-Family-Card und dem Bibliotheksausweis und wartete auf seinen großen Auftritt. Jede Quetschung, jeden Stoß von Kleingeld hatte es schnaufend in Kauf genommen, um einmal im Rampenlicht zu stehen. Es wusste, es hatte nur diese eine Gelegenheit, so wie der Konfirmationsanzug, der höchstens noch einmal bei einer Beerdigung getragen wird.
Ich machte mich also daran, die Bühne für den zweiten Akt zu betreten.
In meinen Gedanken hatten sich alle Karten gekauft, und Jürgen saß noch immer in der ersten Reihe. Während ich die Brust meiner Freundin einhändig knetete und mit der anderen Hand versuchte, das Kondom über meinen halb schlaffen Lachs zu rollen, flackerten Inception-artige Bilder vor meinem Auge auf: Die wohlgeformte Brust meiner Freundin wurde immer wieder kurz zu Jürgens haariger Brust. Ich versuchte, diese Bilder abzuschütteln und den Fokus auf mein bestes Stück zu legen. Es half nichts. Für diese Aufgabe mit besonderen feinmotorischen Ansprüchen brauchte ich meine zweite Hand. Schuhe zubinden macht man ja auch nicht gleich am Anfang einhändig.
Da meldete sich in meinem Kopf mein Biologielehrer, von allen nur »Silberrücken« genannt, was seiner opulenten Körperbehaarung geschuldet war. Ich hörte wieder seine Worte aus dem Sexualkundeunterricht: »Probiert das mal zu Hause aus!« Gelacht hatte ich, als ich peinlich berührt den kleinen Mantel aus Silikon in meiner Tasche verschwinden ließ. Die Vorstellung, mir unter meiner Bettdecke ein Kondom zu Übungszwecken überzurollen, war mir absurd erschienen. Wie sich jetzt aber zeigte, war Silberrückens Tipp gar nicht so abwegig gewesen und hätte mir vielleicht dieses einhändige Debakel erspart. So aber nahm ich eben beide Hände zu Hilfe und fummelte mir das Ding über. Christo hat den Reichstag schließlich auch nicht alleine verpackt.
Die erste Stellung: Doggystyle. Auch hier entschied die Hausherrin. Mein kleiner Reichstag näherte sich nun der Wunderhöhle, die in vielen Filmen meines Kopfkinos die Hauptrolle gespielt hatte. Doch nun war es eher, als ob der Weiße Hai auf ein kleines, im Ozean treibendes Schlauchboot zuschwimmt. Sex schien mir auf einmal so brutal. Eine kleine Höhle, die sonst gerade mal ein o.b. Mini in sich aufnimmt, soll nun den Hai schlucken?
Das Köpfchen dockte an der Flussmündung an, und zum Glück hatte das Vorspiel keine Dürreperiode verursacht. Der Lachs beugte noch einmal missmutig den Kopf nach links, dann nach rechts, bevor er sich flussaufwärts kämpfte. Ich hatte mich wohl überschätzt in meinem Größenwahn.
Und los ging’s: Vor, zurück, vor, zurück, mechanisch wie Liegestütze im Sportunterricht. Sie wies mich an, ihr auf den Arsch zu hauen. Wozu? Na gut. Bleib im Takt. Und jetzt – ich hatte mir ein schnittiges Klatschen erhofft, aber es wurde nur ein dumpfes Ploppen. Sex wie im Softporno. Ich war am Ziel meiner Träume. Doch wie so oft entsprach die Vorstellung nicht der Realität. Während in meiner Fantasie Sex ein unendlich geiles Gefühl gewesen war und das Ziel der Orgasmus, war das Ganze in der Realität eine mehr als holprige Angelegenheit. Zwar war das Gefühl fest und warm, aber die Synapsen, die »Geilheit« und »schönes Gefühl« mit dem verknüpfen sollten, was gerade passierte, waren wohl gerade im Urlaub.
Nach zehn Minuten gleichmäßigen Hämmerns wie auf einem Ölförderfeld in Texas wechselten wir die Stellung. Sie wollte oben sitzen. Okay, dachte ich, hier kann nicht viel schiefgehen. Eingefädelt, und weiter ging es. Ich relaxte mich und machte den Seestern. Mit jedem Ruckeln an meinem Körper wurde die Frage lauter, warum Menschen so ein großes Bohei um den Liebesakt machten. Wie konnte eine Milliarden-Dollar-Industrie um dieses einfache Rein-Raus herum entstehen? Ich dachte an Sachen, die ich lieber machte als bimsen: Snowboard fahren, essen, mit Freunden Musik machen, in die Sauna gehen, im Atlantik schwimmen, schnorcheln gehen. Die Liste in meinem Kopf wurde von einem Klopfen an der Haustür unterbrochen. Jürgen?
Cholerik-Jürgen würde nicht klopfen. Das hier war sein Revier. Wir beide zuckten zusammen. Das Klopfen wiederholte sich, gefolgt von einem Rufen. Ich war erleichtert: Eine freundliche Stimme rief, dass die Pizza da sei. Meine Freundin zog die Jeans an, warf mein T-Shirt über und nahm mit einem gut durchbluteten Bumsgesicht die Pizza entgegen. Wir hatten simultan vergessen, dass wir uns ein fettiges Abendmahl bestellt hatten.
Ich verharrte die ganze Zeit als Riesenseestern auf meinem gelben Korallenriff. Die Taucherin kam zurück, um mich zu pflücken. Ich hatte kurz gehofft, wir könnten uns nun der Pizza widmen. Aber nichts da. Sie wollte die Sache zu Ende bringen und gab den Takt an, den gleichmäßigen Rhythmus. Es war weder schlimm noch schön. Es fühlte sich eher an wie eine lang aufgeschobene Sache, die zu erledigen war. Wie die Bachelorarbeit, die man eigentlich im fünften Semester anfangen wollte, und jetzt war man im siebten und hatte immer noch kein Thema.
Irgendwann wurden die Stöße auf mein Becken langsamer, und sie hörte auf. Wir schauten uns an und wussten: Das hatte so keinen Sinn. Sie stieg ab von ihrem dösenden Pferd. Der Ausritt war zu Ende, und ich war zufrieden, wieder in meine Box zu kommen. Der Wald war noch nichts für mich. Zu unsicheres Terrain. Mein nächster Ausritt ließ nicht lange auf sich warten, aber das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Und dann widmete ich mich erst einmal dem, worauf ich mich die letzten zehn Minuten gefreut hatte: Endlich Pizza. Guten Appetit.
Max: Darüber möchtest du dich jetzt ernsthaft ein ganzes Buchkapitel lang auslassen? Was gibt es da schon groß zu sagen? Es ist die bekannte Trilogie: Arsch, Brüste, Beine – fertig. Vielleicht noch ein hübsches Gesicht, das muss reichen.
Jakob: Bei mir sind es tatsächlich die Zähne einer Frau. Das fing schon ziemlich früh an. Ich habe während der gesamten Schulzeit Spott und Häme von meinen Kumpels für diesen Fetisch geerntet. Ich habe jetzt keine Fantasien, dass ich gerne mal meinen Lachs auf ihnen parken würde, aber irgendwie machen Kleider Leute und Zähne Gesichter. Sie müssen aber echt sein. Veneers zählen nicht. Das ist wie ein Sportauspuff an einem 65-PS-Auto.
Max: Mich wundert es nicht, dass du auf Zähne stehst, ist es doch das Einzige, was in deinem Gesichtsfasching einigermaßen gerade ist. Aber vermutlich liegt der Ursprung darin, dass du als verarmter Bengel aufgewachsen bist und Zähne ein Zeichen für Wohlstand waren. Dein Leben verbringst du nun damit, diesem Idealbild hinterherzurennen. Bei mir muss das Gesamtpaket stimmen. Vom Gesicht bis zu den Füßen muss alles passen. Wenn ich mir ein Sahnestück bei der Frau aussuchen dürfte, dann wären es die Brüste.
Jakob: Deine Antworten sind so kreativ wie die Erlebniswünsche eines Pauschalurlaubers. Ich finde, man merkt, ob eine Frau zufrieden mit sich und ihrem Körper ist. Das strahlt sie mit jedem Schritt aus, wenn sie über eine gerade rot gewordene Ampel stolziert. Das signalisiert dem Mann: Du kannst gucken, aber für mehr musst du dich ziemlich anstrengen. Manchmal sogar: Gucken darfst du, aber mehr geht nicht.
Max: Also schließe ich daraus, dass es dich geil macht, wenn eine Frau nicht nur weiße und gerade Zähne hat, sondern auch entsprechend selbstbewusst zu ihrem Körper steht. Was ist es genau, das dich an dieser Frau geil macht? Ihre Selbstsicherheit oder die vermeintlich objektive Attraktivität? Nach deiner Aussage ist es das Selbstbewusstsein, das dich an einer Frau anzieht, und das überstrahlt alles, zum Beispiel auch kleine Makel an der Figur.
Jakob: Irgendwie mag ich es, wenn Frauen nicht zu hundert Prozent perfekt sind. An einer glatten Zehn hat man sich so schnell sattgesehen. Wie ein Tischler, der an einem Werkstück arbeitet: Ist noch hier und da etwas zu feilen, wird das Holz ihm noch lang zur Seite weilen. Erst wenn die Arbeit getan ist, legt er es weg.
Max: Du arroganter Schnösel. Du willst mir also sagen, dass du so satt bist von all den attraktiven Frauen, die du gebimst hast, dass du dir jetzt welche suchen musst, die nicht perfekt sind? Woher kommt diese Überheblichkeit, oder bist du einfach in die Jahre gekommen und dein Geschmack hat sich verändert?
Jakob: Meine Präferenzen haben sich tatsächlich ein bisschen verschoben. Ich war früher niemand, der auf Beine stand, aber mittlerweile bin ich das Reh im Scheinwerferlicht, wenn ein Paar schöne Beine an mir vorbeistolziert. Für mich muss schön nicht immer lang sein. Ich mag es, wenn sich die Wade bei einer Frau abzeichnet und es nicht einfach ein fließender Übergang zur Fessel ist. Vielleicht drückt das Bild bei mir unterbewusst den Kumpel-Knopf: nicht nur attraktiv, sondern auch jemand, mit dem du dich sportlich betätigen kannst.
Max: Ich weiß gar nicht, wo du hier mit mir hinwillst. Das Thema war doch, wieso wir Frauen so geil finden. Ich habe bei dir das Gefühl, du säuselst – von Rotwein beschwipst – das Drehbuch von einem erotischen Stummfilm vor dich hin. Beine, bei denen sich zart die Wade abzeichnet? Was soll denn daran geil sein? Für mich ist das eher etwas Ästhetisches, aber wenig Sexuelles. Männer finden an Frauen vor allem die spezifisch weiblichen Körperteile geil.
Jakob: Du hast völlig recht: Wenn wir hier von »Ich bin ein Affe auf dem Baum«-Geilheit sprechen, dann sind es andere Attribute. Dann finde ich auch manchmal so leicht prollige Frauen geil. Gerne mit pinkem Badeanzug und Tattoos. Schön braun. Bei aufgeklebten Fingernägeln schmiert mir allerdings die Lanze ab. Das fand ich nie schön, und es war mir schon immer ein Rätsel, wer darauf steht. Vielleicht Männer, die ihre Samstagabende am Sauger bei der Lieblingstanke um die Ecke verbringen.
Max: Endlich sprichst du wieder meine Sprache. Für einen kurzen Moment dachte ich, Alice Schwarzer wäre vorbeigekommen und hätte unser Buch lektoriert. Du führst da einen wichtigen Punkt an: Geile Frauen haben oft auch etwas leicht Billiges. Das muss nicht immer so sein, aber wenn das Billige sich wie ein leichter Hauch über die Frau legt, hat man als Mann das Gefühl, die wird im Bett abgehen wie die Frauen aus Pornos. Eigentlich ist es eher eine Fantasie, die entsteht. Die muss noch nicht mal erfüllt werden, aber für einen kurzen Moment blitzt ein Wunsch auf, von dem man noch nicht mal wusste, dass man ihn hat. Vielleicht ist es am Ende das, was Männer an Frauen geil finden: die Vorstellung, was sie mit dieser Frau im Bett anstellen könnten, wenn sie sie in diesem Moment bumsen könnten.
Jakob: Es gibt aber auch hier eine feine Grenze: Obwohl »billig« oft mit »dumm« gleichgesetzt wird, müssen leicht billig wirkende Frauen nicht dumm sein. Sind sie es doch, fallen sie aus dem Raster der Geilheit. Zumindest aus meinem. Ich weiß noch, dass ich mal im Klub eine Frau angesprochen habe, die ziemlich hell blondierte Haare hatte, dazu ein paar straffe Silikonbrüste, gebleachte Zähne und eine Vorliebe für neonfarbene bauchfreie Tops. Naheliegend wäre jetzt gewesen zu glauben, dass sie nicht die hellste Kerze auf der Torte war. Sie fand es aber einfach lustig, mit der Einfachheit der Männer zu spielen. Ob man bei diesem Spiel so weit gehen muss, sich einer OP zu unterziehen, sei einmal dahingestellt. Geil war sie allemal.
Max: Diese Frau macht mich direkt ein bisschen geil. Film ab – auf der Leinwand ist zu sehen, was alles mit dieser »billigen« Frau möglich wäre. Auf der anderen Seite sprichst du einen weiteren wichtigen Aspekt an, nämlich Dummheit. Genauso wie ein Hauch von »billig« uns geil machen kann, schmiert jedem halbwegs intelligenten Mann sofort die Lanze ab, wenn die Frau keinen geraden Satz zustande kriegt. Dabei ist es dann auch egal, ob sie die geilste Frau der Welt ist und mit körperlicher Vollkommenheit überzeugen kann. Dummheit ist etwas, wofür ich nur wenig Verständnis aufbringen kann.
Jakob: Ganz abstoßend finde ich es, wenn Frauen unbedingt ihre Gruppenzugehörigkeit zum Ausdruck bringen wollen und ihre Sprache so übertrieben daran anpassen. Das macht misch gar nicht an. Disch etwa?
Allgemein sind Männer aber ziemlich einfach gestrickt, wenn es um die rohe Geilheit und nicht um Erotik geht. Erotik wäre ein anderes Kapitel.
Jakob: Unverbindlicher Sex ist eigentlich ein Oxymoron, weil Sex ja immer etwas Verbindendes hat. Trotzdem begleitet mich dieses spezielle Oxymoron fast mein halbes Leben. Abende, die immer einem ähnlichen Ablauf folgen: Ich gehe zusammen mit Freunden feiern. Irgendwann verliert man sich in den Bässen, dem Nebel und der Dunkelheit des Abends, und so streune ich ohne ein Ziel im Klub herum. Meist tue ich nur, als wäre ich ziellos, aber eine grobe Wunschvorstellung, was an dem Abend noch passieren könnte, habe ich im Hinterkopf. Genau dahinten gehört die Wunschvorstellung auch hin, denn wenn einem »horny« auf die Stirn geschrieben steht, endet der Abend meist alleine.
Beim Gang über die Tanzfläche sauge ich das Gefühl von tausend Menschen ein, die heute zusammengekommen sind, um sich gleichmäßig im Takt zu etwas zu bewegen, das irgendwer mal an irgendeinem Computer gebastelt hat.
Im Klub gibt es ein paar Wege, um nach Rom zu gelangen. Nicht alle sind meine. Der Antänzer war ich zum Beispiel nie. Schon bei der Beobachtung solcher Balztänze entsteht bei mir immer sofort ein Würgereiz. Alles am Antanzen erscheint mir wie aus einem Jennifer-Lopez-Musikvideo: die Bewegungen, die Gesichtsausdrücke, die Körperhaltungen, das Rausstrecken der sekundären Geschlechtsmerkmale, alles völlig übertrieben. In einem solchen Video wollte ich nie mitspielen, vielleicht auch, weil ich mit meinen verkrüppelten Moves nie die erste Castingrunde überlebt hätte. Stattdessen: Blickkontakt! Dabei reicht manchmal auch schon der einseitige. Also meiner.
Sobald ich eine Frau sehe, die mir gefällt, weiß ich, dass mir jetzt noch fünf Sekunden bis zum Ansprechen bleiben, die Alarmanlage ist aktiviert. Das periphere Sichtfeld von Frauen scheint größer als bei Männern zu sein, und wenn man irgendwo in der Ecke rumlungert und ewig in ihre Richtung starrt, hängt die Latte einer gelungenen Anmache doppelt so hoch. Keine Frau will von einem creepy Voyeur angesprochen werden, der erst mal eine halbe Stunde lang immer wieder Pfeile der Lust in ihre Richtung schießt. Leider habe ich beim Ansprechen im Klub einen entscheidenden Nachteil: Da ich -1,25 Dioptrien auf beiden Augen habe, kann ich die Attraktivität einer Frau eigentlich erst dann beurteilen, wenn es schon zu spät ist und ich bereits zwei Meter vor ihr stehe.