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Diplomarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Psychologie - Intelligenz und Lernpsychologie, Note: 2, Universität Wien (Institut für Psychologie), Veranstaltung: Lernpsychologie, Sprache: Deutsch, Abstract: Im Rahmen meiner Magisterarbeit ging ich der Frage nach, ob sich Prüfungsangst gerade noch oder schon bei Menschen, die erwachsen sind, den 2. Bildungsweg noch machen müssen und unter Prüfungsangst leiden, sich diese durch den Einsatz von 3 "Progressiven Muskelentspannungssitzungen" nach Jacobs vor und nach einer Prüfungssituation komplett beseitigen läßt oder nicht. Basis für die Arbeit lieferten Wahrnehmungen, denen zu folge, gerade Erwachsene mit deren Prüfungsangst in der öffentlichen Meinungsbildung zu wenig beachtet werden. "Wir wollen auch gehört werden, sagten einige erwachsene Personen, die sich weiter bilden wollten. Uns hört man mit unserer Prüfungsangst zu wenig. Wir bilden uns weiter, werden aber oft nicht gehört vor oder nach Prüfungen." Fragestellung: Leiden erwachsenen Personen weniger unter Prüfungsangst, wenn man ihnen das "Progressive Muskelentspannungstraining von Jacobs"(Kurzprogramm) vor und nach Prüfungssituationen präsentiert? Methode: Als Methode zur Überprüfung obiger Forschungsfrage kam ein Feldexperiment in Frage. Die prüfungsängstlichen Probanden erlernten, wie man progressive Muskelentspannung einsetzt vor Prüfungen und nach Prüfungen. Ebenso wurde ihnen ein Fragebogen zum Thema "Prüfungsangst" zum Ausfüllen vorgelegt. Da es sich um ein Feldexperiment handelte, gab es keine Untersuchung am Markt, die sich ansah, in wie weit sich Prüfungsangst durch den Einsatz eines kurzen Entspannungstrainings nach Jacobs reduzieren läßt, oder nicht. Literaturerfahrungswerte gab es hinsichtlich dieser Frage fast keine. 50 Personen, die prüfungsängstlich waren wurden in 3 Sitzungen vor und nach der Prüfungssituation mit einer Kurzversion der Progressiven Muskelentspannung konfrontiert, ebenso im Vergleich dazu 50 Personen, die nicht prüfungsängstlich waren. Das Experiment fand in den Ausbildungsstätten Wiens, daher Volkshochschule, des Wirtschaftsförderungsinstitutes und anderes statt. Quelle: Jacobs, B. (1982). Das Muskelentspannungstraining. München: Hogrefe - Verlag. Jacobs, B. (2000). Messung der aktuellen Prüfungsangst. Saarlanden: Altavista-Company.
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INHALTSVERZEICHNIS:
0. EINLEITUNG
Sozialer Stellenwert der Ausbildung im Leben eines Berufstätigen
Zweck der Progressiven Muskelentspannung
Streß - die Herausforderung des modernen Lebens
Nicht abgebauter Streß macht krank
I.THEORETISCHER TEIL
1.Theorie der Prüfungsangst in der Erwachsenenbildung und deren allgemeine Bedeutung in der Bevölkerung
1.1 Theorie über den Aufbau von Prüfungsangst und Prüfungsängstlichkeit
1.2 Ursachen der Leistungs- und Prüfungsangst
1.3 Determinanten der Prüfungsangst
1.4 Definition der Prüfungsangst aus klinischer Sicht
1.5 Das Phänomen Angst
1.6 Klassifikation von Ängsten
1.7 Diagnostische Zugangsweisen zur Prüfungsangst
1.7.2Auswirkungen der Prüfungsangst auf die körperliche Gesundheit
2. Erwachsenenbildung in den VHS, WIFI, Bfi, Polycollege
3. Der Beitrag der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobson zur Reduktion der Prüfungsangst
3.1 Die Funktionsweise der Muskelentspannung
3.2 Die muskuläre Tiefenentspannung: Das Grundprinzip
4. Alternative Methoden der Therapie gegen Prüfungspanik
4.1 Entspannungsübungen
4.2 Aromatherapie
4.3 Nervennahrung
4.4 Temperaturtraining und Entspannung
4.5 Die letzte Rettung
4.6 Privates Streßmanagement – Prüfungsangst bewältigen
4.7 Systematische Desensibilisierung
4.8 Hypnose vs. Progressive Muskelentspannung
5. Coping von Prüfungsangst bei berufstätigen Erwachsenen in der Praxis
5.1 Therapie von Prüfungsangst mit Hypnose
5.2 Coping von Prüfungsangst aus kognitionspsychologischer Sicht
6. Persönlichkeitsentfaltung der berufstätigen erwachsenen Studenten in der Erwachsenenbildung
6.1 Bildungsinstitutionelle Maßnahmen und Konsequenzen
6.2 Therapie der Prüfungsangst online
II. EMPIRISCHER TEIL
7. Fragestellung und Zielsetzung der Untersuchung
8. Untersuchungsdesign
8.1 Beschreibung des Untersuchungsdesigns bzw. der Untersuchungsmethode
8.2 Beschreibung des Meßverfahrens
Erinnerungsleistung/Reproduktionsleistung
8.4 Statistische Methoden
9. Statistische Interpretation der Ergebnisse
9.1 Überprüfung des Skalenniveaus der metrischen Variablen
9.2 Interpretation der statistischen Ergebnisse
9.3 Persönlichkeitstypus und Prüfungsangst
10. INTERPRETATION UND DISKUSSION
10.1 Auswirkungen von Leistungs- und Prüfungsangst im Zusammenhang mit dem Alter (1)
10.2 Einfluß des Geschlechts auf die situative und die aktuelle Prüfungsangst (2)
10.3 Einfluß der Bildungsinstitution und der Schicht auf die Prüfungsangst (3)
10.4 Einfluß des Gestreßtseins auf die Prüfungsangst nach den drei Sitzungen mit der Progressiven Muskelentspannung (4)
10.5 Personentypus und Prüfungsangst (5)
10.7 Angst als Wesenszug und Zustand und ihr Zusammenhang mit der Wirkung der Entspannung auf die ängstigende Vorstellung der Probanden in der Prüfungssituation (7)
10.8 Reproduktion von Lerninhalten und Progressive Muskelentspannung (8)
10.9 Die Wirkung der Entspannung auf die Gedächtnisleistung (9)
III.ZUSAMMENFASSUNG
IV.LITERATURVERZEICHNIS
V. VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN
VI. VERZEICHNIS DER TABELLEN
VII. ANHANG
A) Fragebögen
B) Rohdaten
VIII. EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG
IX.LEBENSLAUF
Zu Beginn dieser Diplomarbeit soll vorausgeschickt werden, daß es zum Thema der Therapie der Prüfungsangst mit der Progressiven Muskelentspannung bei berufstätigen Erwachsenen in der Literatur nicht sehr viele empirische Befunde gibt. In der Diplomarbeit wird daher wenig Literatur zu jenem Thema erörtert werden können.
Culler und Holahan (1980) kamen zur Ansicht, „...daß prüfungsängstliche Studenten schlechtere Studientechniken und Schwierigkeiten bei der Informationsverarbeitung haben. Sie sind also von Anfang an in der Fähigkeit, ihre Aufgaben auszuführen, gehandikapt, worüber sie auch Bescheid wissen“(S.16-20).
Nach Smith, Snyder & Handelsman (1982) kann somit gezeigt werden, daß sie durch dieses Defizit in der Informationsverarbeitung ihre schlechten Leistungen entschuldigen sollten. Sie halten somit ihre Ängstlichkeit als Handikap zugute.
Die von mir zu untersuchende Gruppe der berufstätigen Erwachsenen beherrscht ihre Ängste oftmals genauso gut wie ihre gleichgesinnten Kollegen/innen an der Universität.
Damit Erwachsene lernen, ihre Ängste zur Sprache zu bringen, mit ihren Ängsten umzugehen und sie als Bestandteil ihres Lebens zu begreifen und zu akzeptieren, ist es erforderlich, sie bei diesem Erkenntnis-und Erfahrungsprozeß zu unterstützen.
Vielen Menschen fällt es schwer, sich die Existenz ihrer Ängste einzugestehen, so daß diese eine sehr große Belastung für sie darstellen können. Durch die Verleugnung ihrer Angst geraten sie immer tiefer in Depression und Hilflosigkeit, aus der sie oft nicht wissen, wie sie entfliehen können.
Meine Erfahrungen mit betroffenen prüfungsängstlichen Erwachsenen, die ich durch zahlreiche Trainings gemacht habe in der Erwachsenenbildung, ließen mich auf das Phänomen der Angst und ihrer Verdrängung aufmerksam werden.
Sensibilisiert durch diese Beobachtungen stellte die Verfasserin der Arbeit auch an vielen befragten Erwachsenen Unsicherheiten im Umgang mit Ängsten bis hin zu eigenen Verdrängungsmechanismen fest.
Dies veranlaßte die Verfasserin, sich mit der Problematik Angst und Prüfungsangst in ihrer Diplomarbeit intensiver zu beschäftigen.
Eines jener Phänomene, denen in dieser Arbeit auf den Grund gegangen werden soll, ist jenes, daß erschreckend viele erwachsene berufstätige Studenten und Studentinnen unter Prüfungsangst und Hypernervosität leiden.
Sehr oft können jene Personen, durch diese Ängste verursacht, ihr optimales Prüfungsergebnis nicht erreichen und versagen oft noch, bevor sie sich überhaupt der Prüfungssituation aussetzen. Diesen Leuten kann in den meisten Fällen geholfen werden, ohne daß sie eine Psychotherapie beginnen müssen.
Jacobson beschäftigt sich seit den 60er Jahren mit der Entspannung und hat eine Reihe verschiedenster Entspannungstechniken wie unter anderem die Progressive Muskelentspannung zusammengestellt. Jene Techniken helfen dem Prüfling, Nervosität oder gar Panikgefühle, die ihn in seiner Leistungsfähigkeit stark einschränken, zu vermeiden und so sein individuelles Lernpotential und sein wissen voll auszuschöpfen.
In diesem Absatz soll der Frage nachgegangen werden, welchen sozialen Stellenwert die Ausbildung im Leben eines berufstätigen Erwachsenen haben kann, der sich gerade für eine Zusatzausbildung an einer der für ihn interessanten Ausbildungsstätten hat.
Bei der Diskussion des sozialen Stellenwertes einer Prüfung für den Erwachsenen kommt es manchmal vor, daß für manche Berufstätige die Wahl einer Zusatzausbildung im Berufsleben sehr oft eine nicht freiwillige Angelegenheit darstellt. Die Personen, die die Bildungsmöglichkeiten in Anspruch nehmen, sehen dies oft als Zwang und unter dem Aspekt des „Erledigen-Müssens“ und sträuben sich oft davor, diese vorgeschriebene Ausbildung machen zu müssen und zu wollen. Somit entwickelt der berufstätige Erwachsene oft das Gefühl, daß er nicht freiwillig, sondern unter Druck stehend lernen muß. In seinem Bewußtsein weiß er, daß er für die bevorstehende Prüfung lernen muß und hat oft Angst vor der Prüfung. Da er nicht freiwillig seine Zusatzqualifikation erwerben möchte, sondern sich wegen seiner beruflichen Situation oftmalig weiterbildet und sich daher auch oft umschulen läßt, bedeutet einem berufstätigen Erwachsenen, der die Zusatzausbildung oder Umschulung als Zwang erlebt, die Weiterbildung manchmal vom sozialen Stellenwert her betrachtet nicht sehr viel. Für ihn ist in einem solchen Falle die Bildung Mittel zum Zweck. Die Ausbildung stellt dann oft kein Bildungsgut dar, worauf man stolz sein könnte, in dessen Genuß zur Weiterbildung man gekommen ist, sondern sie stellt oft ein „Muß“ dar. Im Gegensatz dazu gibt es aber ebenso viele berufstätige Erwachsene, die sich darüber freuen, daß sie eine Zusatzqualifikation erwerben können und daher der Ausbildung einen höheren Stellenwert beimessen wie Personen, die die berufliche Umschulung als „Muß-Situation“ erleben. Trotz hohen Stellenwerts der Zusatzqualifikation, die die Personen der Ausbildung und den Umschulungen an den verschiedensten Ausbildungsstätten beimessen, gibt es auch unter dieser Gruppe genügend Leute, die sich trotz der Freude an der Ausbildung vor der Prüfung fürchten und weiterhin an aktueller Prüfungsangst leiden. Jene Personen werden in der Untersuchung der Diplomarbeit ebenso berücksichtigt wie Personen, die sich nicht freiwillig für den Besuch einer Volkshochschule oder für eine andere Institution entscheiden.
Ein ebenso interessantes Phänomen neben der Freiwilligkeit bzw. Unfreiwilligkeit der Entscheidung für eine Zusatzausbildung stellt der bereits erworbene Status der befragten Personen in der Untersuchung dar. Der Status einer Person kann für den sozialen Stellenwert der in Anspruch genommenen Ausbildung nicht unwesentlich für die Sichtweise seiner Prüfungsangst und deren Copingstrategie sein.
Ist z.B. ein berufstätiger Erwachsener in der Position eines Arztes, der stets gewöhnt daran war, sich immer weiterbilden zu müssen, so ist die Aus- und Weiterbildung für diese Berufsgruppe meist mit einem höheren Stellenwert besetzt wie für jemanden, der eine kaufmännische Lehre besucht hat. Die Aus-und Weiterbildung kann, unter Anführungszeichen gesehen, für den Kaufmann nur ein Mittel zum Zweck darstellen und daher für den sozialen Stellenwert nicht so bedeutend sein wie für den Arzt, für den sich durch die Konsumation der Weiterbildung ein besserer Status in der Gesellschaft einstellen könnte. Es sei angemerkt, daß diese Phänomene des Erwerbs eines hohen oder geringen Stellenwertes der Aus-und Weiterbildung auch umgekehrt möglich sein können, daher ein Akademiker die erworbene Ausbildung zum Magister oder Doktor auch nicht gerade sozial hoch einschätzt und für ihn die Bildung mit einem geringeren Stellenwert besetzt ist. Im Vergleich zur Möglichkeit, daß auch ein Arzt seine Aus- und Weiterbildung nicht gerade hoch einschätzt, erlebt vielleicht der Kaufmann seine Ausbildung als etwas Besonderes und mißt ihr einen hohen sozialen Stellenwert bei. Er erinnert sich sehr stolz an die erworbene Ausbildung und ist gerne bereit, sich weiterbilden zu wollen.
Somit kann man meiner Meinung nach in der Diskussion des sozialen Stellenwertes, die Bedeutung des sozialen Stellenwertes der Aus- und Weiterbildung jedes einzelnen berufstätigen Erwachsenen und deren Bedeutung für die berufliche Karriere nicht von der Berufsgruppe und dem damit in der Gesellschaft hohen oder geringen Status abhängig gemacht werden. Jedem einzelnen Erwachsenen soll es damit individuell allein überlassen bleiben, für sich selbst zu entscheiden, der Aus- und Weiterbildung einen geringen oder hohen Stellenwert beizumessen und seine Einstellung der Aus- und Weiterbildung nicht von der gesellschaftlichen Meinung der Bevölkerung abhängig zu machen.
Welchen Stellenwert hat demnach die Zusatzausbildung für die Gruppe der erwachsenen Berufstätigen zwischen 30 und 70 Jahren aus dem oben Gesagten wirklich für diese Zielgruppe, wenn sie von einigen befragten Personen in der Untersuchung als „Muß“ und von einigen anderen Personen als „Zwang“ und von einigen als „freiwilliges Tun und Freude“ erlebt wird?
Die Zusatzausbildung soll, geht es nach den Interessen der Arbeitnehmer, dem beruflichen Fortkommen dienen und wird von den Akademikern (z.B. den Ärzten) oder von den anderen berufstätigen Personen der Angestellten-und Arbeiterschicht, die sich ebenso auf freiwilliger Basis weiterbilden, oft als Bereicherung ihres bestehenden Wissens wie auch ihrer gebildeten Person gesehen. Für den Arzt, der sich demnach verpflichtet, sich weiterbilden zu müssen und keine Qual darin erlebt, wenn er an seine Prüfungsangst in Prüfungssituationen denkt, ist die Angst als solche oft mit anderen Werthaltungen oder Vorstellungen besetzt wie z.B. für einen ausgebildeten Schlosser. Der Schlosser wird oft dazu aufgefordert, sich nach der Lehre den Gegebenheiten der Arbeitswelt anzupassen und Prüfungen für den Aufstieg in eine bessere Abteilung zu schaffen. Jener Schlosser erlebt demnach die Ausbildung oft als „Qual“ und im Gegensatz zum „angstfreien“ Arzt, der gewöhnt ist, viele Prüfungen zu machen, ist der Arbeiter bei Prüfungen wegen seiner ängstlichen Vorstellung oft extremeren Prüfungsängsten ausgesetzt wie der Akademiker. Die Ausbildung hat somit für den Arbeiter einen anderen Stellenwert im Leben wie z.B. im Gegensatz dazu für jemanden, der sich nur aus eigenem Interesse in seiner Freizeit weiterbilden möchte. Personen, die sich in ihrer Freizeit aus eigenem Interesse weiterbilden, sehen die Aus- oder Weiterbildung nicht als Muß, sondern bilden sich gerne weiter. Die Prüfung hingegen, die der Schlosser z.B. über Word ablegen muß und vom Arbeitgeber im Sinne und als Zweck eines betriebsinternen Weiterbildens gesehen wird, dient dem Arbeitnehmer sehr oft als Mittel zum Zweck und hat somit keine weitere inhaltliche oder persönliche Bedeutung für den Arbeitnehmer. Dient die Prüfung nur dem Mittel zum Zweck des beruflichen Fortkommens des Arbeitnehmers, so kann es sein, daß der prüfungsängstliche Arbeiter sich oft mehr vor der Prüfung fürchtet wie z.B. der Arzt, der eine zusätzliche Unternehmensprüfung macht, um sich weiterzubilden und sich nicht vor den bevorstehenden Prüfungen fürchtet. Der Arzt kann in solchen Fällen z.B. weniger Angst davor haben, eine Prüfung abzulegen wie z.B. der Angestellte, der in der Firma beschäftigt ist und für den die bestandene Prüfung eine Bewährungsprobe für das Bleiben in dem Betrieb bedeuten könnte. Der Arzt ist in diesem Falle als Selbständiger unabhängiger wie der Arbeiter, dessen Existenz von dem Schaffen der Prüfung abhängen könnte und braucht sich demnach nicht so sehr zu fürchten vor dem Nicht-Schaffen der Prüfung wie der Arzt, für den das Nicht-Schaffen der Prüfung nicht den existentiellen Verlust seiner Position bedeuten könnte.
Geht man noch konkreter auf den Sachverhalt des Stellenwertes der Aus- und Weiterbildung des prüfungsängstlichen Klienten ein, so kann man ebenso der Frage nachgehen, wie sehr sich die einzelnen Copingstrategien der berufstätigen Personen in deren Therapie im einzelnen voneinander unterscheiden. Die wissenschaftliche Forschung beobachtet, die diversen Coping Strategien zusammengefaßt, sehr oft das Phänomen, daß z.B. ein Arzt in seiner Person in der Öffentlichkeit weniger gerne zugibt, daß er sehr stark prüfungsängstlich ist. Im Gegensatz dazu steht ein Schlosser, der es als öffentliche Blamage sehen würde, wenn er vor den Bekannten oder Verwandten zugeben würde, daß er Angst in Prüfungen hat, zu seiner Prüfungsangst und versucht, diese zu überspielen und keine Angst vor den anderen zu zeigen. Der Arzt entwickelt in solchen Fällen jedoch oft als geeignete Copingstrategie die Ausrede. Er negiert in der Öffentlichkeit leichter, daß er prüfungsängstlich ist und sieht es als persönliche Schwäche an, wenn er vor anderen zugibt, daß er prüfungsängstlich ist. Sein sozialer Stellenwert als vorbildlicher Arzt in der Gesellschaft könnte damit leicht bedroht sein, wenn er die Prüfung nicht schafft. Er verwendet die Ausrede dafür, um sich nicht vor anderen blamieren zu müssen. Der Schlosser z.B. negiert diese Angst nicht, sondern behält sie in diesem Falle oft für sich und versucht, so gut es geht, eine Copingstrategie für die Angst zu entwickeln.
Er besucht einen Psychologen oder einen Arzt und fragt diesen um Rat. Für ihn bedeutet die Angst gesellschaftlich und statusmäßig nicht so sehr einen persönlichen Imageverlust wie für den Arzt. Er sieht in der Angst vor Prüfungen und dem damit verbundenen Risiko weniger eine persönliche Niederlage wie der Arzt, weiß er doch, daß er jederzeit die Firma wechseln kann und so vielleicht eine Firma findet, die ihn nicht zur Weiterbildung und Ausbau seiner Zusatzqualifikation zwingt. Die Angst des Arbeiters vor der Angst, oft nicht zu wissen, welche Copingstrategie er einsetzen kann, um die Prüfungsangst zu eliminieren, verhindert oft, daß er weiterdenken kann und sich überlegen kann, wie er die Angst beseitigen kann, daraufhin manchmal resigniert und oft lieber die Notstandshilfe bezieht, anstatt daß er gerne arbeiten ginge und die Weiterbildung als einen guten Zweck sehen würde, um beruflich Karriere machen zu können.
Die von dem Schlosser entstandene Reaktion der Angst und der Ausrede des Arztes als gezeigte mögliche Copingstrategie und Antwort dieser Ängste läßt sich naturgemäß erweitern auf eine Vielzahl anderer Copingstrategien. Daß die Wahl der geeigneten Copingstrategie nicht so sehr von der Schicht in Abhängigkeit zu sehen ist, soll an dieser Stelle betont werden. Der Zusammenhang von Schicht und Ausmaß der positiven und negativen Einstellung auf die Prüfungsangst bietet jedoch in der Arbeit eine gute Möglichkeit an, um den Unterschied des sozialen Stellenwertes der Aus-und Weiterbildung eines Akademikers im Vergleich zu einem Arbeiter mit einem abgeschlossenen Lehrberuf oder eines Vertreters eines anderen Berufsstandes wie z.B. eines selbständigen Unternehmers demonstrieren zu können und deren unterschiedliche Einstellung zur Prüfungsangst aufzuzeigen. Die Klassifikation in Akademiker, Lehrabsolventen, Hauptschüler und Volksschüler soll dabei die Berufstätigen in ihrer Position nicht ab-und /oder aufqualifizieren. Jeder Berufstätige hat, wie schon erwähnt worden ist, eine unterschiedliche Auffassung darüber, wie er glaubt, die Prüfungsangst bewältigen zu können.
Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist es auch, eine präzisere Vorstellung davon zu bekommen, welchen Einfluß Prüfungsängstlichkeit auf die Leistung der Personen in den Ausbildungen der von ihnen gewählten Ausbildungsinstitutionen des WIFI, der Volkshochschule oder anderen Ausbildungsinstitutionen einnimmt und wie man das Phänomen der Prüfungsangst attributionstheoretisch aus der Sicht der Prüfungsängstlichen sehen kann und welche Methoden des Copings für Erwachsene es in diesem Bereich geben kann.
Die empirisch dazu eruierten wissenschaftlichen Befunde setzen sich zusammen aus Diskussionsbeiträgen, die die Attributionsstile der Prüfungsängstlichen aus sozialpsychologischer Sicht gesehen beschreiben, die Theorie der Prüfungsangst aus kognitions-und lernpsychologischer Sicht gesehen betrachten und belegen und Selbstwerttheorien zur Erklärung der Prüfungsangst heranziehen. Auf jene Beiträge wird in dieser Arbeit noch näher eingegangen.
Ziel und Zweck dieser Arbeit soll es ebenso sein, auf die Progressive Muskelentspannung als neue Therapieform gegen Prüfungsangst einzugehen und deren Konzept kurz vorzustellen. Da jene Methode aus der Klinik der Forschung der Disziplin Psychologie zur Beseitigung der Prüfungsangst noch nicht öffentlich untersucht und diskutiert worden ist, soll die Auseinandersetzung mit dem Thema auf eine sehr intensive Weise erfolgen und versucht werden, viele Zusammenhänge von Variablen, die für die Entstehung von Prüfungsangst verantwortlich zu sehen sind, aufzuzeigen und zu erklären.
Um Informationen darüber zu erhalten, welchem Zweck jene Methode der Progressiven Muskelentspannung für die prüfungsängstlichen berufstätigen Erwachsenen dient, ist es erforderlich, diese Methode in einem speziellen Kapitel der Arbeit vorzustellen und zu erklären.
Mittels der Progressiven Muskelentspannung soll dem Zwecke nach, so die Autoren vieler veröffentlichter Arbeiten zur Progressiven Muskelentspannung, durch gezielte Entspannung ein neues Lebensgefühl erreicht werden können. Eines der wirksamsten Mittel gegen Streß ist demnach das Erreichen des Zustandes einer tiefen Entspannung für den Prüfungsgestreßten. Ziel und Zweck der Progressiven Muskelentspannung ist es demnach, daß man mit jener Methode als Prüfungsängstlicher gut erlernen kann, daß man sich innerhalb weniger Minuten erholt fühlt und neue Kraft für die Prüfung schöpft. Jene positive Kraft soll dazu verhelfen, sich in der Prüfungssituation, in der der Prüfling einer Streßsituation ausgesetzt ist, besser konzentrieren zu können und eine bessere Leistung zu erbringen.
Mit der Beherrschung der Progressiven Muskelentspannung kann es damit dem prüfungsängstlichen Kandidaten besser gelingen, zu erlernen, mit Streßsituationen wie einer Prüfung gelassener umgehen zu können. Nach der muskulären Tiefenentspannung in der prüfungsängstlichen Situation fühlt sich jener Kandidat erholt, entspannt und fit genug, um freudevoll in die Prüfung hineinzugehen.
Jene erlernte Technik kann der Betreffende auch für andere Lebenssituationen erlernen und anwenden.
Um zu verstehen, warum die Progressive Muskelentspannung so leicht zu erlernen ist, möchte die Verfasserin kurz das Prinzip der muskulären Tiefenentspannung erläutern.
NachBorkovec (1990) ist dieses Prinzip für jeden
Erwachsenen wie auch für jeden jungen Menschen leicht erlernbar:
Durch die gezielte Lockerung aller Muskeln wird ein tiefes Entspannungsgefühl in Körper und Seele erreicht. Die Übungen sind problemlos zu erlernen: Hektik und Erfolgsdruck, die durch das berufliche Weiterkommen oftmalig erzwungen werden, führen oft zu belastendem Streß, so daß es in der Folge leicht zu einer Verspannung der Muskelgruppen im Schulter-und Nackenbereich kommen kann. Nacheinander werden beim Erlernen der Technik alle Muskelgruppen im Körper angespannt und wieder entspannt. Durch die Anspannung wird gezielt die Aufmerksamkeit auf die Muskeln gelenkt. Durch das Lösen der Anspannung wird die Entspannungsphase eingeleitet. Durch die Wahrnehmung des Unterschieds zwischen An-und Entspannung wird die Entspannung erfühlt und vertieft. Die ängstlichen Prüflinge bauen so Anspannungen in Körper und Seele ab. Ihr Kopf wird wieder frei. Sie fühlen sich erholt und vom Streß befreit. (S.16ff)
Diese Entspannungstechnik ist eine Fortentwicklung der bewährten Progressiven Muskelrelaxation nach Jacobson. Einer ihrer besonderen Vorteile liegt darin, daß die Probanden feststellen werden, daß die Übungen schon nach der ersten Durchführung ein deutliches Gefühl der Entspannung bewirken. Mit zunehmender Übung werden die prüfungsängstlichen Kandidaten das Gefühl der Entspannung auch in schwierigen Situationen gezielt erreichen und vertiefen können.
Unsere moderne Gesellschaft erfordert in vielen Lebensumständen und Berufen einen Lebensstil, der die sogenannten Zivilisationskrankheiten begünstigt und dem Streß der heutigen Zeit standhalten kann. Einerseits ist jeder Einzelne von uns in Beruf, Familie und Alltag hohen individuellen Anforderungen ausgesetzt, die er bestehen muß. Zeit-und Termindruck in Prüfungssituationen bestimmen im Falle einer Weiterbildung oft den Tagesablauf vieler Erwachsene, die sich für eine Zusatzausbildung entscheiden. In vielen Berufen wächst der Konkurrenz–und Leistungsdruck so stark, daß für die eigentliche Ausbildung von den berufstätigen Erwachsenen sehr viel Zeit investiert werden muß und die Personen sich oft überfordert fühlen. Andererseits kann dieser Streß nicht unmittelbar mit körperlicher Aktivität ausgeglichen werden, wie es die natürliche Reaktion unseres Körpers eigentlich vorsieht.
Die Streßreaktion des Körpers ist eine sinnvolle Reaktion des Körpers bei drohender Gefahr. Vor einigen tausend Jahren hatte der Mensch noch Gefahrensituationen zu bestehen, in denen Flucht oder Kampf die einzigen lebensrettenden Alternativen darstellten. In diesen Augenblicken war es unerläßlich, daß der Körper alle verfügbare Energie bereit stellen konnte. Der Körper reagierte damals nicht anders als heute, wenn ein Mensch Streß empfindet. Im Streßmoment wird Adrenalin ausgeschüttet, dadurch erhöht sich der Herzschlag und die Blutgefäße verengen sich. Der Körper stellt Glucose (Zucker) bereit, um die Muskeln mit mehr Energie zu versorgen. Die Atemwege werden erweitert, um die Sauerstoffzufuhr zu erhöhen -alles zu dem einen Zweck, augenblicklich höchste, unter Umständen lebensrettende Leistungsfähigkeit zu ermöglichen.
Viele Menschen können Streß nicht mit unmittelbarer körperlicher Aktivität ausgleichen und werden oft krank. Ihr parasympathisches Nervensystem schafft es dann nicht mehr so leicht, die gestressten prüfungsängstlichen Personen entspannen zu lassen. Somit sind alle sympathischen Aktivitäten wie z.B. Aktivität und schneller Herzschlag in Bewegung. Vor dem Haushalt und den Kindern können viele Berufstätige nicht einfach davonlaufen. Bei einer Rüge seitens ihres Vorgesetzten können sie nicht mit einem körperlichen Gegenangriff oder wildem Toben reagieren. Der Streß wäre zwar wirkungsvoll abgebaut, aber die Folgen würden nur neuen schlimmeren Streß heraufbeschwören. Doch wer von den prüfungsängstlichen Personen sich unter Druck gesetzt fühlt und den Ärger immer in sich hineinfrißt, kann auf lange Sicht körperliche Krankheiten wie z.B. einen Herzinfarkt, Blutdruck und Schlaganfall bekommen.
Der allgemeine Teil dieser Arbeit kommt nun auf die Theorie der Prüfungsangst und deren Bedeutung für die Erwachsenenbildung zu sprechen. Jene theoretischen Erörterungen sollen in dieser Arbeit einen wesentlichen Beitrag für das Verständnis des Phänomens der Prüfungsangst darstellen und erklären, nach welchen Kriterien Prüfungsangst aufgebaut ist und wie sie von den prüfungsängstlichen, berufstätigen Erwachsenen empfunden wird.
In Gesprächen mit der zufällig gewählten Stichprobe der befragten 100 berufstätigen Personen, die unter Prüfungsangst leidet, wird diese Angst, ebenso wie sie in der Bevölkerung oft gesehen wird, in der Ausbildungszeit von jenen mehr als Ansporn zu guten Leistungen und diszipliniertem sozialem Verhalten angesehen und manchmal als zur Entwicklung eines reifen Menschen dazugehörend empfunden. Sie wird dabei von vielen als weniger störend auf deren Wohlbefinden empfunden und von einigen als sehr negativ beeinflussend erlebt. Trotz der reifen Einstellung eines Teils der befragten Population zu dem Thema, gibt es dennoch sehr viele Personen, denen der Ansporn und Leistungsdruck oft zu viel wird und die umso mehr mit Ängsten vor, während und nach Prüfungen als Reaktion auf den erhöhten Leistungsdruck der Gesellschaft reagieren.
Sich öffentlich in der Kursgruppe oder auch privat in der Familie der befragten Personen der Untersuchung dazu zu bekennen, daß man keine Prüfungsangst haben muß, fällt vielen Leistungsorientierten wie auch weniger Leistungsorientierten nicht immer leicht. Da muß man durch, es wäre peinlich, wenn man als erwachsene Person nicht durchkäme, alles Aussagen, die mir von Erwachsenen, befragt nach deren Prüfungsängsten, entgegnet wurden. Dieser Leitsatz wird in der Literatur zur Erwachsenenbildung auch oft vertreten. Die Erwachsenenbildung hat sich zwar zum Ziel gesetzt, über diese Probleme öffentlich nachzudenken, jedoch konnten in den letzten Jahren noch keine konkreten Lösungsvorschläge eingebracht werden. Aufgrund dieser Aussagen kann man, wie ich meine, ganz gut erkennen, daß die Erwartungshaltung der prüfungsängstlichen Personen gegenüber Prüfungen und des Bestehens dieser Prüfungen eine hohe ist und die Personen oft weniger gerne sehen wollen, daß sie prüfungsängstlich sind.
Kaum jemand der befragten Personen der Untersuchung wie auch andere Personen aus der Bevölkerung, die mit Prüfungsangst bereits konfrontiert worden sind, wird jedoch Situationen vergessen haben, in denen er selbst, oder auch als Mitschüler aus Angst vor bestimmten schulischen und Leistungs- Situationen Gefühle der Hilflosigkeit, Verzweiflung und Panik durchlebte. Ist es also selbstverständlich, daß nicht nur Erwachsene in der Prüfungssituation selbst Ängste entwickeln können, sondern ihnen ebenso der Erfolgsdruck der Ausbildungsstätten wie des Berufsförderungsinstitutes, der Volkshochschule oder des WIFI, Angst machen können und sich jene Leute oft davor fürchten, wenn sie nur an das Betreten des Gebäudes und/oder z.B. das Bestehen einer Prüfung in solchen Institutionen denken?
Handelt es sich demnach bei der Theorie der Prüfungsangst nur um Zustandsängste, von denen der prüfungsängstliche Klient der Untersuchung wie auch der Bevölkerung gerade eingeholt wird, oder auch um institutionelle Ängste, und wenn ja, stellt sich dann nicht automatisch die Frage, wie Therapeuten aus Disziplinen wie der Psychologie, Medizin oder auch z.B. der Psychiatrie dem einzelnen Prüfungsängstlichen in der heutigen Zeit helfen können, jene Ängste individuell zu überwinden.
Angesichts der von mir durchdachten und formulierten Fragestellungen dieser Untersuchung ist es sehr erstaunlich, daß ich in der Literatur der Erwachsenbildung oftmalig feststellen konnte, daß sich weder die Pädagogik noch die Psychologie dieses Problems der Prüfungsangst und deren verschiedenen Erscheinungsformen und dem Coping hinreichend genau aus aktuellen oder bildungspolitischen Anlaß, angenommen hat und Lösungsvorschläge für dieses Thema präsentiert hat. Liest man sehr viele Zeitschriften wie z.B. das „Journal for Psychiatry“ aus Großbritannien oder andere Publikationen zum Thema der Prüfungsangst, so wird erst seit den letzten zwei Jahrzehnten das Phänomen der Prüfungsangst als psychiatrisches Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit ernsthaft thematisiert und überlegt, wie man das Thema mit den staatlichen und finanziellen Mitteln der Medizin und Psychologie bearbeiten und eine zufriedenstellende Lösung für die Problematik finden kann.
Das Aufgreifen jener Thematik wird somit für die Öffentlichkeitsarbeit und für die Bevölkerung der Jetztzeit zunehmend wichtiger und bedeutender hinsichtlich der Behandlung der Prüfungsangst in der Öffentlichkeit. Gerade die Frage nach den Auswirkungen der Angst auf die Lernleistungen von Prüfungskandidaten macht die Notwendigkeit der intensiven Beschäftigung mit der Thematik Prüfungsangst und der Erarbeitung von Lösungsansätzen gerade auch für Pädagogen, Psychologen wie auch für jeden Einzelnen deutlich und wichtig für die Erörterung seiner Problematik.
Versucht man weiters eine Definition für Angst zu finden, so wurde in der Wissenschaft der Angstforschung oftmalig festgestellt, daß Angst ein Warnsignal vor Gefahren darstellt, die von allem Neuen und Unbekannten ausgeht. Sie sensibilisiert uns für diese Gefahren und befähigt uns, sich mit voller Aufmerksamkeit gefährlichen Situationen zu stellen und diese zu meistern. Angst kann unsere Handlungen einerseits blockieren, andererseits jedoch auch als motivierender Impuls wirken, sie zu bewältigen. Die Frage, die aus obiger Erkenntnis gezogen wird, ist jene, welche Erscheinungsform die Angst in der jeweiligen Prüfungssituation annimmt, so daß jener prüfungsängstliche und berufstätige Erwachsene die Möglichkeit hat, seine Prüfungsangst einmal richtig zu klassifizieren und dementsprechend den Schweregrad seiner Problematik einstufen und bewerten zu können.
In seiner Entwicklung wird der Mensch immer wieder neuen, unvertrauten und damit angstauslösenden Situationen ausgesetzt. Die Angstüberwindung läßt ihn reifen und bereitet ihn auf die nächste Entwicklungsstufe vor. In diesen Zusammenhang ist auch die Angst des Kursteilnehmers vor der Bildungsinstitution einzuordnen. Kursstätten, Colleges oder andere Bildungsinstitutionen im zweiten Bildungsweg, die als Institution an den Erwachsenen neue soziale und kognitive Anforderungen stellen, erzeugen bei den Erwachsenen immer öfters Angst. Diese Angst wird dadurch erzeugt, daß der Ausbildungsleiter sich nicht mehr ausreichend Zeit für die betreffende Prüfungsangst des Kursteilnehmers nimmt. Der Ängstliche kann, wie oben schon eingangs erwähnt wurde, keinen Psychologen in der Institution wählen, um über seine Ängste zu reden. Nimmt Prüfungsangst jedoch einen krankhaften Charakter an, ist es für wirkungsvolle Gegenmaßnahmen häufig schon zu spät.
Eine wichtige angstauslösende Situation in der Bildungsinstitution ist oft die „Prüfung“. Jeder kennt diese Situation: man geht gut vorbereitet an eine Prüfung und sobald man an seinem Platz sitzt und die ersten Fragen liest, sind die Gedanken wie weggeblasen. Die Prüfung wird heutzutage von der Bevölkerung oft als besondere Leistungssituation gesehen. Sie steht für ein Endziel, das verlangt, den gelernten Stoff wiederzugeben und wird meist als etwas sehr Belastendes erlebt. Bei fast allen prüfungsängstlichen Kursteilnehmern der gebuchten Kurse des WIFI, der VHS, oder einer anderen Institution erzeugen bevorstehende Prüfungen unangenehme Gefühle oder psychophysische Spannungszustände.
Nach Spandl (1979) kommen zur psychischen Belastung häufig somatische Beschwerden hinzu: Magenschmerzen, Herzklopfen, weiche Knie, Mattigkeit, Erbrechen, Übelkeit, trockene Kehle und Diarrhöe.
Jeder kennt wie schon erwähnt die Situation der Prüfungsangst: man geht gut vorbereitet an eine Prüfung und sobald man an seinem Platz sitzt und die ersten Fragen liest, sind die Gedanken wie weggeblasen. Vielleicht bin ich ein Versager, denkt sich dann vielleicht ein prüfungsängstlicher Kandidat! Jeder, der schon einmal vor einer für ihn wichtigen Prüfung stand, kann diese Gefühle nachempfinden. Jedoch hat nicht jeder, der vor Prüfungen aufgeregt ist, unbedingt Prüfungsangst.
Für manche ist eine gewisse Erregung notwendig, um sich für Lernmarathons zu motivieren und das Optimale an Leistung zu erbringen.
Ist das Erregungsniveau jedoch zu hoch, läuft gar nichts mehr. Das mühselig am Tag Eingepaukte ist am Abend wieder verschwunden, dabei nahm man sich vor, viel erledigen zu wollen. Tausend Ausreden werden herangezogen, um sich nicht mit dem Prüfungsstoff zu beschäftigen. Selbst die sonst so verpönte Hausarbeit wird vorgezogen, nur um beim Lernen nicht wieder einen Mißerfolg zu erleiden. Jedoch, je mehr das Notwendige hinausgeschoben wird, desto größer wird der Druck. Magenbeschwerden oder Kopfschmerzen machen dem Prüfling zu schaffen. Der Selbstwert sinkt auf Null. Nun kann nur noch ein ärztliches Attest das Unheil aufhalten, ein ärztlich bewilligter Krankenstand muß her, die Prüfung wird verschoben, bis dann in einem halben Jahr alles wieder von vorne beginnt. Die Knie werden weich und an irgend einem Körperteil verspürt man eine Spannung. Nervosität macht sich breit, und das schlechte Resultat ist vorprogrammiert. Prüfungsangst ist heute weit verbreitet. Im Sport wird heute die weitverbreitete Technik des mentalen und autogenen Trainings angewendet, um Höchstleistungen erbringen zu können. Ebenso kann man jenes Prinzip des autogenen Trainings auch an den weiterbildenden Institutionen anbieten. Aus dem Gesagten läßt sich erkennen, daß die Diskussion zur Prüfungsängstlichkeit in der Erwachsenenbildung ein wichtiges Thema darstellt und auch allgemein in der Bevölkerung ein großes Diskussions- und Problemfeld charakterisiert.
Im Anschluß an das Kapitel über die Bedeutung und Theorie der Prüfungsangst für berufstätige Erwachsene in der Erwachsenenbildung wird auf die eigentliche Auseinandersetzung mit der Prüfungstheorie eingegangen und versucht, den Begriff der Prüfungsangst terminologisch zu definieren. Ebenso werden Ergebnisse wissenschaftlicher Studien betreffend den Unterschied zwischen der Leistungs- und Prüfungsangst in der Literatur, deren Ursachen, Determinanten sowie deren Klassifikation in der Diagnostik der Psychologie, Medizin und Psychiatrie und auf deren Reduktion in der Praxis erläutert.
1.1.1 Begriffliche Klärung des Terminus der Prüfungsangst
Unter Prüfungsangst werden grundsätzlich alle Symptome verstanden, die der prüfungsängstliche Kandidat als Folge negativer Emotionen, Beeinträchtigungen oder Bedrohungen im Zusammenhang mit der Bildungsinstitution erlebt hat. Dabei kann die Bedrohung entweder nur fiktiv, real existierend oder erst in der Zukunft liegend definiert sein. Durch Vermeidungsreaktionen wie Flucht, in diesem Fall auch Schwänzen an der Bildungsinstitution in den einzelnen Ausbildungsstätten, der Erwachsenenbildung oder der Aggression gegen den Lehrer versucht der prüfungsängstliche Kandidat der Gefahr der Prüfung aus dem Weg zu gehen. Unter diesen Umständen ist das Schwänzen als eine verständliche Reaktion zur Vermeidung der gefürchteten Situationen in der Bildungsorganisation zu sehen, in der sich der prüfungsängstliche Kandidat immer als der Kleine und Unterlegene empfindet. Auf eine wiederholt schlechte Benotung, welche für den Kandidaten den Angstauslöser darstellt, reagiert dieser häufig nicht aktiv mit Aggression oder ähnlichem Verhalten, sondern mit Resignation und Schweigen. Der prüfungsängstliche Kandidat empfindet dabei zwar Gefühle von Hilflosigkeit, jene sind für den Betrachter jedoch kaum erkennbar.
Nach Seligmann (1979, zit. nach Speichert, 1977) läßt „...das Verhalten des prüfungsängstlichen Kandidaten oft erkennen, daß er sich mit seinen negativen Leistungen an der Organisation mittlerweile abgefunden hat“(S.88).
Hier spricht der Autor oft von „erlernter Hilflosigkeit“, weil der ängstliche Kandidat der eingetretenen Konsequenz und der schlechten Note machtlos gegenübersteht, obwohl er sich schon seit langer Zeit vergeblich um eine bessere Note bemüht.
Der Autor Seligmann (1979,zit. nach Schwarzer, 1993)ist der Meinung,
daß gelernte Hilflosigkeit demnach ein motivationaler, kognitiver und emotionaler Zustand ist, der auf der wiederholten Erfahrung von Unkontrollierbarkeit beruht.
Unkontrollierbarkeit ist dabei erst dann gegeben, wenn alle dem Schüler zur Verfügung stehenden Reaktionen fehlgeschlagen sind. Die erlebte Ohnmacht, die der Schüler als Folge des gescheiterten Kontrollversuches hinnehmen muß, ergibt eine starke subjektive Beeinträchtigung. Die Stabilität sowie die Intensität der Hilflosigkeit ist von der Art des Kontrollverlustes abhängig. Dieser kann variabel, also nur von kurzer Dauer sein. Dagegen tritt eine chronische Hilflosigkeit ein, wenn eine zeitstabile Ursache zugrunde liegt.(S.15 und S.145)
Der Begriff der Leistungsangst wird besonders durch Schwarzer hervorgehoben.
Es handelt sich nach Schwarzer (1981) um „...die Besorgtheit und Aufgeregtheit angesichts von Leistungsanforderungen, die als selbstwertbedrohlich eingeschätzt werden“(S.193).
Er nimmt damit Bezug auf Leistungssituationen, die besonders im sozialen Umfeld der Universität in Form von Klausuren, Tests und mündlichem Abfragen für den Kandidaten unumgänglich sind. Das Gefühl, der Leistungsanforderung nicht gerecht werden zu können, resultiert meistens aus einer Fehleinschätzung der persönlichen Leistungsfähigkeit. Gesellen sich zu dieser Fehleinschätzung beispielsweise die besorgten Gedanken, daß der Lehrer den/die Studenten/in als Folge seiner geringen Leistung vor der Klasse in der Bildungsinstitution bloßstellen könnte, wird vom Studenten eine starke Selbstwertbedrohung empfunden. Die kognitive Komponente „Besorgnis“ kennzeichnet in diesem Zusammenhang also die Gedanken der leistungsängstlichen Person über die möglichen Folgen des Versagens, wobei Aufgeregtheit (oder auch Emotionalität) durch körperliche Reaktionen wie beispielsweise Unruhe, Schwitzen, Zittern und unangenehme Gefühle der Hilflosigkeit zum Ausdruck kommen.
Die Problematik des leistungsängstlichen Studenten läßt sich konkret in der subjektiv empfundenen Unüberwindbarkeit der geforderten Leistung erkennen. Ein möglicher Mißerfolg sorgt beim Studenten für eine große Enttäuschung und -wie oben erwähnt- für eine Selbstwertminderung, da der Schüler die mangelnde Leistung als negative Einschätzung der eigenen Person durch einen anderen Menschen ansieht.
Nach Schwarzer (1981) wurde „... diese Reaktion vor allem bei hochängstlichen Kindern beobachtet, wobei Niedrigängstliche die Ursachen ihres Scheiterns in der Beschaffenheit der Aufgabe oder in ungünstigen Prüfungsbedingungen fanden“(S.94).
Daraus ließe sich ableiten, daß der ängstliche, besorgte Student in Leistungssituationen mehr mit seinem Inneren als mit der eigentlichen Aufgabenstellung beschäftigt ist und im Gegensatz zum aufmerksamen Nichtängstlichen häufig schlechter abschneiden wird.
Mandler und Sarason (1941, zit. in Miller und Dollard, 1952) haben Ängstlichkeit auf Prüfungssituationen eingegrenzt und festgestellt, dass sowohl ein Trieb, ein starker und spezifischer Reiz und Ängstlichkeit eine Reaktion auf einen starken internalen Reiz, der aber auch durch situative Hinweisreize ausgelöst wird, einleiten.
In Prüfungssituationen sind zwei gelernte Triebe wirksam: der Aufgabentrieb (task drive) und der Ängstlichkeitstrieb (anxiety drive). Aufgabentrieb: Er umfaßt alle Motivationstendenzen zu erfolgreicher Aufgabenbearbeitung, die die entsprechenden erlernten Reaktionen hervorrufen. Dieser Trieb trägt zur Aufgabenerledigung bei und reduziert so die Ängstlichkeit. Ängstlichkeitstrieb: Er umfaßt alle Ängstlichkeitsreaktionen, die bis zu diesem Zeitpunkt in Prüfungssituationen erworben worden sind. Die Ängstlichkeit erzeigt Reaktionen zu ihrer Verminderung. Der Trieb stört die Aufgabenbearbeitung. Gefühlsinhalte, die den Selbstwert in den eigenen oder in den Augen anderer herabsetzen, sowie Tendenzen, der Prüfungssituation auszuweichen, kennzeichnen diesen Trieb.
Nur für den Ängstlichkeitstrieb wurde ein Meßinstrument entwickelt, welches als Test Anxiety Questionnaire (TAQ) bekannt ist. Weitere Instrumentarien sind: Test Anxiety Scale (TAS) und der Achievement Anxiety Test (AAT).
Nach Sarason u.a. (1960, zit. nach Schwarzer, 1981) widerlegen jene diese Schlußfolgerung anhand der Feststellung, daß Hochängstliche im Vergleich zu Nichtängstlichen eine gleich gute Leistung erbringen können. Durch angeeignete Handlungskognitionen gelingt es dem hochängstlichen Studenten, seine aufkommende Leistungsangst dahingehend zu bewältigen, daß ihm eine konzentrierte Bearbeitung der gestellten Aufgaben möglich wird.
Schwarzer (1981) stellt ergänzend zu diesen Ergebnissen fest, daß die Leistungsfähigkeit von Hochängstlichen durch eine ausreichend frühe Ankündigung von Hausarbeiten gesteigert werden kann, weil den zu bearbeitenden neuen Aufgaben durch eine längere Vorbereitungszeit der angsteinflößende Aspekt des Unbekannten genommen wird.
Jener Aspekt kann somit für den Bereich der Prävention von Prüfungsangst hervorragend eingesetzt und den Lehrern in deren eigener Ausbildung an den diversen Ausbildungsinstitutionen vermittelt werden und ihnen helfen, sich Strategien zu überlegen, die es leichter gestatten, den berufstätigen Erwachsenen die Angst in Prüfungssituationen zu nehmen.
Die Prüfungsangst umfaßt neben den leistungsbezogenen Aspekten des Lernprozesses ebenfalls eine soziale Komponente. Ebenso wie sich der vor einer Prüfung stehende berufstätige Erwachsene vor den leistungsbezogenen Situationen der Bildungsinstitution wie beispielsweise einer Prüfungsarbeit fürchtet, können Probleme im Umgang mit den Mitkollegen oder das Verhalten des Lehrers als eine konkrete Bedrohung empfunden werden und das Ausmaß der Prüfungsangst erhöhen.
Mit Blick auf die Literatur läßt sich erkennen, daß die beiden vorgestellten Aspekte der Prüfungsangst nicht isoliert voneinander betrachtet werden können, da die Institution der Erwachsenenbildung sowohl den Leistungsanspruch als auch einen sozialen Anspruch an die Studenten stellt.
Löser (1988, zit. nach Sörensen, 1992) unterstreicht diesen Gedanken, indem er die „...Prüfungsangst als eine umfassende Erfahrung bezeichnet, bei der die soziale Bedrohung im Vordergrund steht “(S.203 und S.76).
Da das Umfeld des Studenten in der Bildungsinstitution besonders durch die sozialen Beziehungen zu den Kollegen bestimmt wird, können Spannungen im zwischenmenschlichen Bereich weitreichende Folgen auf die Leistungen einzelner Studenten haben. Häufig wird der Vergleich der eigenen Person mit der Kollegen als selbstwertbedrohend empfunden, was bei einer negativen Selbsteinschätzung dazu führt, daß der Student sich gegenüber seinen Altersgenossen als minderwertig beurteilt.
Weiterhin findet sich in der Literatur eine unterschiedliche Bezeichnung für Ängste im Bildungsbereich. Sowohl der Begriff der Leistungsangst als auch der der Prüfungsangst bezieht sich auf die Angst vor Leistungen, die entweder im Rahmen von ausdrücklich angekündigten Prüfungen oder in Form von mündlichen Abfragen abverlangt werden.
Die Literatur berücksichtigt also in den häufigsten Fällen keine einheitliche begriffliche Trennung zwischen Leistungs- und Prüfungsangst.
Autoren wie Weiß (1989) und Spielberger (1980) bezeichnen die Angst vor Leistung ausschließlich als Prüfungsangst, während Schwarzer (1981) diese als Leistungsangst definiert.
Als Objekte und Situationen der Prüfungsangst können demnach allgemein folgende gesehen werden:
private Angstbedingungen
Bemerkungen zur Prüfungsangst
1) Situation in der Organisation der Bildungsinstitution
Mündliche u. schriftliche Prüfungen
Noten und Verweise (Zeugnis)
Hausaufgaben (vergessen)
Leistung allgemein
Qualifizierter Abschluß (für Beruf)
zu spät kommen
der erste Tag einer Bildungsveranstaltung
2) Lehrerverhalten
Brüllen und lautes Schimpfen
allgemeine Angst vor Lehreraktivität
Bloßstellen vor studentischen Kollegen / vor anderen
Lehrer schlägt, wirft mit Schwamm
Lehrer gibt zu viele Hausaufgaben
Lehrer kündigt Hausarbeiten nicht an
Lehrer bemißt Zeit zu knapp (Unterricht, Klassenarbeiten, ...)
Die angstinduzierende Haltung des Lehrers läßt erkennen, daß er beispielsweise durch das Bloßstellen von Studenten versucht, eine Abwehr gegen bestehende und aufkommende Konflikte in seiner Klasse aufzubauen. Er beugt Konfliktsituationen vor, in denen er den Angriffen seiner Studenten hilflos ausgesetzt wäre, indem er den Studenten durch Disziplinarmaßnahmen seine Autorität beweist.
Andreas(1976) und Richter (1972) sehen diesesLehrerverhalten als ein Weitergeben von Bedrohungen, um sich von seiner eigenen negativen Identität, die unter anderem durch die geringe Anerkennung des Lehrerberufes zustande kommt, zu distanzieren:
Der unsichere und hilflose Lehrer versucht durch übersteigertes autoritäres Auftreten den Kollegen seine Stärke zu beweisen, damit diese ihn ernst und wichtig nehmen. Da die Kollegen sein Verhalten nicht verstehen, können sie mit wiederholten Störungen des Unterrichts, die vom Lehrer mit Strafen belegt werden, reagieren.(S.36).
Leibold (1986) unterscheidet den „...strengen, unbeliebten, aber von den Kindern respektierten Lehrer von demjenigen, der den Schülern und damit auch anderen Personen, die eine Ausbildung in Anspruch nehmen wollen, ein guter Freund sein will“S.44).
Viele Lehrer beschränken sich auf die Vermittlung von Wissen, ohne sich dabei um die individuellen Probleme der Kinder im Schulbereich zu kümmern. Ebenso kann dieser Sachverhalt auch im Bereich der Erwachsenenbildung angesetzt sein.
3) Kameraden in der Bildungsinstitution
an der Tafel stehen, etwas vorspielen
Bloßstellen
4) Keine Angst
und Ausreden wie: „Ich habe keine Angst, weil ich fleißig bin."
1.1.2 Der Zusammenhang zwischen Leistung und Prüfungsangst
Dieser Abschnitt widmet sich der Frage nach der Wirkung von Angst auf die Leistung bei einer Prüfung. Das Kapitel liefert neben einer Übersicht über die Begrifflichkeiten institutionelle, Leistungs- und Prüfungsangst auch empirische Ergebnisse aus der Literatur über deren Zusammenhang.
Prüfungsangst ist ein vom Beginn der Schulzeit her bekanntes Phänomen. Neben der Angst vor der bevorstehenden Prüfung gibt es aber auch oft das Phänomen, daß sich die prüfungsängstlichen Personen nicht nur vor der Prüfung, sondern auch vor der Institution fürchten können.
Diese institutionelle Angst ist dann oftmalig dadurch charakterisiert, daß die Personen sich vor der Universität Wien wie auch vor anderen Ausbildungsstätten des WIFI, der VHS oder anderen Organisationen, die mit Bildung betraut sind, fürchten. Studenten und Kursteilnehmer aller Disziplinen der Ausbildungsinstitutionen können die Angst entwickeln, sich davor zu fürchten, wenn sie das Kursgebäude betreten müssen.
Die Angst der berufstätigen Erwachsenen vor der Universität, dem Bfi, dem WIFI, der Volkshochschule oder anderen Ausbildungsinstitutionen, die als Ursachen die unterschiedlichsten leistungsbezogenen oder sozialen Motive haben können, sind jedem Prüfungskandidaten bekannt. Ausbildungsstätten in der Erwachsenenbildung, gedacht als eine Institution, die vom prüfungsängstlichen Kandidaten Leistungen abverlangen, sorgen immer für ein bestimmtes Maß an Angst, das sowohl für den berufstätigen Erwachsenen als auch für den Lernerfolg nicht hinderlich sein muß, aber sein kann.
Nimmt die Angst jedoch überhand, so daß der prüfungsängstliche Kandidat an seiner Organisation mit Angstzuständen sowie Depressionen zu kämpfen hat, oder im schlimmsten Fall sogar den Suizid nur als einzigen Ausweg sieht, läßt dies eindeutig auf das Krankheitsbild der pathogenen Prüfungsangst schließen.
Leibold (1986) bezeichnet die Prüfungsangst als „...die neue Krankheit, die nicht nur Schüler, sondern auch andere Zielgruppen wie z.B. die Erwachsenen betrifft und immer größere Kreise von Personen aller Schichten anzieht“(S.11).
Er stellt fest, daß bereits 40% bis 60% der Bildungsinanspruchnehmenden aller Altersstufen mit psychischen Problemen zu kämpfen haben und diese Zahlen eine eher zunehmende als rückläufige Tendenz aufweisen.
Auch Krohne (1996) betrachtet die Bildungsinstitutionen „...als einen der häufigsten Angstauslöser bei erwachsenen Studenten im Zusammenhang mit dem Erbringen der Leistung und dem Ausmaß der Prüfungsangst, die weitreichende Auswirkungen auf ihre weitere Entwicklung haben können“(S.11).
Somit ist nicht nur die Prüfungsangst von zentraler Bedeutung, sondern auch die Leistungsangst steht im Mittelpunkt der Diskussion zu dem Thema der Prüfungsangst. Die Frage, inwieweit Leistungsängste dazu beitragen, den Nährboden für die Entstehung der Prüfungsangst zu liefern, konnte mit empirischen Ergebnissen aus der Literatur nicht abgesichert werden. Der Autor berücksichtigt neben der Auswirkung der Prüfungsangst auf die Leistungsangst besonders die Auswirkungen auf den Selbstwert des prüfungsängstlichen Kandidaten, der, wenn er besonders niedrig angesehen wird, die Stabilisierung der Schul- und Prüfungsängstlichkeit unterstützt.
Die Recherchen in der Literatur ergaben, daß keine konkreten Zusammenhänge zwischen Leistungsangst und Prüfungsangst zur Erklärung des Begriffes der Prüfungsangst aufgrund überlappender Faktoren gefunden werden konnten. Krohne (1976) ordnet der Prüfungsangst „...jedoch mindestens drei Merkmale zu, die wie folgt bezeichnet werden:
a) die prüfungsängstliche Person
b) die Prüfungssituation
c) die Charakterisierung von Angst als Gefahrensignal“(S.313-314).
Jene drei Merkmale, so die wissenschaftliche Lehrmeinung, sind in jedem Fall wichtig, um das Phänomen der Prüfungsangst erklären zu können. Es gehört, wenn man von Prüfungsangst im Alltäglichen spricht, immer eine prüfungsängstliche Person und die Prüfungssituation selbst dazu. Wie sich der prüfungsängstliche Kandidat in jener Situation sieht und wohl fühlt und wie er seine Angst bewertet, ob als „Gefahrensignal“ oder „gesunde“ Angst, gehört zur Definition der Prüfungsangst dazu.