Ungekürzte E-Book-Ausgabe der bei SchneiderBuch, Egmont Verlagsgesellschaften mbH erschienenen Buchausgabe:©2015 KIDDINX Studios GmbH, BerlinLizenz durch KIDDINX Media GmbHLahnstraße 21, 12055 BerlinRedaktion KIDDINX Studios: Susanne StephanISBN der E-Book-Ausgabe: 978-3-95918-004-7 E-Book-Produktion: rombach digitale manufaktur, Freiburg© 2014 für die Buchausgabe bei Schneiderbuchverlegt durch Egmont Verlagsgesellschaften mbH,Gertrudenstraße30–36,50667KölnAlle Rechte vorbehaltenTitelbild: Linda KohlbaumTitelgestaltung: musterfrauen, BerlinSatz: Achim Münster, OverathPrintedintheE.U.(675292)ISBN978-3-505-13396-1
Illustriert von Linda Kohlbaum
FreitagIRGENDWANN VERHEX ICH SIEDOCH NOCH!!!Papi sagt zwar immer, dass jeder Mensch seine Stärken hat, aber bei Frau Müller-Riebensehl bin ich mir nicht sicher – so wahr ich Bibi Blocksbergheiße. Auf Anhieb fallen mir bei Frau Müller-Riebensehl bloß Schwächen ein: Außerdem ist ihr Name viel zu lang. In Zukunft schreibe ich hier nur Frau M.-R., sonst krieg icheinen Schreibkrampf!4
Na ja, aber eine Sache kann Frau M.-R. jeden-falls gut, das muss ich zugeben: böse Über-raschungen! Die sind wirklich ihre Spezialität.Heute zum Beispiel kommt sie ins Klassenzimmer und sagt:”So, Kinder! Hefte und Bücher vom Tisch. Wir schreiben einen Mathetest.“ Dass sie vor unserer Klassenfahrt noch einen Test schreiben lässt, damit hätte wirklich keiner gerechnet! Denn am Montag fahren wir ja schon los. Und Frau M.-R. hatte versprochen, uns heute mit dem Reiseziel zu überraschen. Die ganze Klasse hat sich darauf gefreut, endlich zu erfah-ren, wohin es eigentlich geht. 5
Drei Tage voller Spaß und Abenteuerin einergroßen Stadt!Das war die Idee! Ich meine, in Neustadt, wo meine Schule ist, ist es auch schön. Aber vieles kennen wir hier schon. Deshalb haben wir uns gewünscht, in eine große Stadt zu fahren.6
Als der Mathetest vorbei war, rückte Frau M.-R. endlich damit heraus: ”Und jetzt darf ich euch mitteilen, dass wir nächste Woche drei Tage in KLEINSPITZENSTEINverbringen werden!“NIEMAND!!!von uns hattejemals von KLEINSPITZENSTEINgehört!Das klang nicht gerade nach großer Stadt und Abenteuer! Ein Stöhnen ging durchdie ganze Klasse.7
Frau M.-R. hat dann ganz begeistert erzählt:KLEINSPITZENSTEIN ist ein kleines Dorf in den Bergen.In unberührterNatur.Mit frischer Luft.Wo man toll wandern kann.Kleines Dorf? Unberührte Natur?Frische Luft? Wandern? 8
Das hatten wir uns wirklich anders vorgestellt!Nach dem ersten Schock wollte Dennis wissen, obes in KLEINSPITZENSTEINwenigstens ein Kinogibt.Dennis hat seit Kurzem orangefarbene Haare (ich habe sie ihm nicht gehext), spielt in einer Band und ist nicht gerade ein Lieblingsschüler von Frau M.-R.Sie hat ihm gar nicht richtig zugehört.9
Nicht richtig zuhören – das kann Frau M.-R. übrigens auch gut.Was sie nicht hören will, das hört sie nicht.Aber wenn jemand mal was sagt, das sie nicht hören soll, dann hört sie es bestimmt.Wie macht sie das bloß?Jedenfalls wollte Laura dann wissen, ob es in KLEINSPITZENSTEINein interessantes Museum gibt.Frau M.-R. mag Laura, obwohl sie in Mathe nicht so besonders gut ist.10
Aber Laura geht gern in Museen, und sie liest auch furchtbar gern. So etwas gefällt Frau M.-R.! Ich meine, mir machtLesen auch Spaß, aber Laura hat wirklich in jeder freien Minute ein Buch vor der Nase! ”In KLEINSPITZENSTEIN gibt es leider kein Museum“, hat Frau M.-R. zu ihr gesagt.Laura war richtig enttäuscht,für sie war das eine furchtbar schlechte Nachricht.11
Ich fand es nicht so schlimm, weil Museums-besuche mit Frau M.-R. meistens langweilig sind.Aber Florian hat plötzlich gesagt, dass er auchgern in ein Museum gehen würde. Museen zu besuchen wäre wichtig, um zu erweitern! Da habe ich mich schon gewundert, denn Florian ist mein bester Freund, und wir kennen uns schon ewig. Aber dass er so gern ins Museum geht, ist mir neu.Aber vielleicht hat Florian das auch nur gesagt, um Laura zu gefallen? Ich glaube nämlich, Flori ist ein bisschen in Laura verliebt.12
Seit einiger Zeit schaut er sie immer so seltsam an. In den Pausen sitzt er neben ihr auf einer Bank im Schulhof. Laura merkt das garnicht, weil sie dau-ernd in einemihrer Romane liest. Neuer-dings liest Flori auch Romane! Dann sitzen die beiden zusammen auf der Bank, und jeder liest in seinem Buch.Also, man kann lustigere Sachen in den Pausen machen,oder?Marita, meine beste Freundin, die neben mir sitzt,glaubt auch, dass Flori in Laura verliebt ist. Na, jedenfalls: Frau M.-R. hat alle Diskussionen über unser Reiseziel sofort beendet.13
”Wir fahren nach KLEINSPITZENSTEIN, und damitbasta!“, hat sie gesagt. ”Für Kinder ist es wichtig, sich an frischer Luft zu bewegen. Wir werden wandern, früh schlafen gehen und zeitig aufstehen. Und nun habe ich eine weitere erfreulicheN achricht füreuch.“Alle in der Klasse sind zusammengezuckt. Wenn Frau M.-R. sagt, dass sie eine erfreulicheNachricht hat, muss man sich auf gefasst machen.14
In dem Augenblick kam – wie auf Kommando – der Direktor zur Tür herein. Als hätte er draußen gestanden Vielleicht war es sogar wirklich so.hat er gesagt.Er redet oft sokomisch. Ich frage mich, ob man als Direktor vielleicht keine ganz normalen Sätze sagen darf?15
Vielleicht muss man als Direktor immer ein bisschen anders reden als normale Leute, damit jeder gleichweiß, dass man der Direktorist?Jedenfalls war das schon wiedereine Enttäuschung. Eigentlich hatten wir alle gehofft,dass Loni Laufer mitkommt, unsere Sportlehrerin. Mit Loni kann man gut auskommen und auch mal richtig Quatsch machen! Vonunserem Direktorund Frau M.-R. kann man das nicht behaupten! Aber das alles war ja noch nicht das Schlimmste!Das Schlimmste kam erst noch.16
Ich meine die Sache mit dem Der Direktor hat uns erzählt, dass wir in KLEINSPITZENSTEINin einem Landschulheim untergebracht sind, das früher mal eine Ritterburg war. Dort lebten der RitterBrunovon KLEINSPITZENSTEIN und seine GemahlinBrunhilde, und angeblich sollen die beiden heute noch als Gespenster dort herumspuken.
Einealte Burg, in der es spukt –das hörte sich nicht schlechtan!Aber Frau M.-R. meinte gleich, das mit dem Spuksei nur eine Sage. In Wirklichkeit gebe es selbstverständlich keine Gespenster – weder inKLEINSPITZENSTEIN noch sonst irgendwo. Da habe ich mich schon gefragt, woher Frau M.-R. das so genau wissen will! Papi sagt nämlich immer: ”Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht!“18
Und bloß weil man selbst noch nie ein Gespenst gesehen hat, ist das noch lange kein Beweis dafür, dass es keine Gespenster gibt. ”Wenn ich nicht zufällig eine Hexe wäre, würdeFrau M.-R. bestimmt auch nicht glauben, dasses Hexen gibt“, habe ich leise zu Marita gesagt.Und das war mal wie-der einBeispiel dafür, dass Frau M.-R. alles hört, was sie nicht hören soll. Obwohl ich nur geflüstert habe!”Gut, dass du mich daran erinnerst, Bibi Blocks-berg!“, hat sie gesagt. ”Bei unserer Klassenfahrt herrscht selbstverständlichHexverbot!Ist dasklar?“19
So, wie sie das gefragt hat, wusste ich gleich, dass es nicht als Frage gemeint war.Es war eine dieser Fragen, bei der dieAntwort von vornherein feststeht. Dabei war mir DASüberhaupt nicht klar!!! Ich meine, einer Hexe das Hexen zu verbieten ist so ähnlich wie einer Blume das Blühen zu verbieten oder einem Löwendas Brüllen.Und dann auch noch drei Tage lang! 20
GANZE DREITAGE! UNUNTERBROCHEN!Doch Frau M.-R. hat darauf bestanden, dass ich ihrversp