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"Bibliolog" is a method to experience the bible as alive and important for one?s own life. A group, congregation or school class discovers the stories of the bible, interprets them by placing themselves into the minds of the biblical figures and answer questions that the text leaves open. Discovered by the American Jew Peter Pitzele this approach has its roots in the Jewish tradition of Midrash. Whether we have been socialised by the church or not, we are quickly touched and moved by the biblical texts and directly experience the actuality. Bibliolog has quickly spread through the German speaking regions and the growing experience with this approach throughout Europe has lead to its presentation in two volumes. The first volume presents the basic forms that can be conducted in groups of any size over a short time period. The second volume presents forms that allow for more intense encounters with the biblical text.
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Seitenzahl: 334
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Bibliolog ist ein Weg, die Bibel als lebendig und bedeutsam für das eigene Leben zu erfahren. Eine Gruppe, Gemeinde oder Klasse entdeckt die Geschichten der Bibel und legt sie aus, indem sie sich in biblische Gestalten hineinversetzt und als solche auf Fragen antwortet, die der Text offen lässt. Erfunden von dem jüdischen Nordamerikaner Peter Pitzele, ist dieser Zugang in der jüdischen Tradition des Midrasch verwurzelt. Faszinierend ist beim Bibliolog vor allem, wie rasch es gelingt, dass Menschen - ob kirchlich sozialisiert oder nicht - sich von den biblischen Texten bewegen und berühren lassen und ihre Aktualität ganz unmittelbar erfahren. Bibliolog hat sich im deutschen Sprachraum rasch verbreitet und wird mittlerweile an vielen Orten praktiziert. Die zunehmende Erfahrung mit diesem Zugang in Europa und seine Weiterentwicklung haben dazu geführt, dass seine Darstellung jetzt in zwei Bänden erfolgt. Der erste Band stellt die Grundformen vor, die in kurzer Zeit mit beliebig großen Gruppen durchführbar sind, der zweite die Aufbauformen, die eine intensivere Begegnung mit dem Bibeltext ermöglichen.
Prof. Dr. Uta Pohl-Patalong lehrt Praktische Theologie an der Universität Kiel.
Uta Pohl-Patalong
Bibliolog
Impulse für Gottesdienst, Gemeinde und Schule
Band 1: Grundformen
3. Auflage
Verlag W. Kohlhammer
Umschlagabbildung:
Marc Chagall: Jakobs Traum, 1931
© VG Bild-Kunst, Bonn 2013
Alle Rechte vorbehalten © 2013 W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Reproduktionsvorlage: Textwerkstatt Werner Veith München Gesamtherstellung: W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG, Stuttgart Printed in Germany
Print: 978-3-17-024055-1
E-Book-Formate
pdf:
978-3-17-024056-8
epub:
978-3-17-024057-5
mobi:
978-3-17-024058-2
Geleitwort von Peter Pitzele
Vorwort: Entstehung, Inhalt und Gebrauch dieses Buches
1. Bibliolog – eine Einführung
1.1 Drei Bibliologe zur Einstimmung
1.2 Das Geschehen im Bibliolog
1.3 Die Leitung im Bibliolog
1.4 Bibliolog und die religiöse Situation der Gegenwart
1.5 Wurzeln und Entstehung des Bibliologs
1.6 Bibliolog und Bibliodrama
2. Die Praxis des Bibliologs
2.1 Die Auswahl des Textes
2.2 Die Vorbereitung eines Bibliologs
2.3 Die Rollen im Bibliolog
2.4 Das echoing
2.5 Das interviewing
2.6 Der Prolog
2.7 Die Hinführung
2.8 Der Epilog
2.9 Die Weiterarbeit nach dem Bibliolog
2.10 Rahmenbedingungen und Ressourcen
2.11 Umgang mit Unerwartetem und Störungen
3. Hermeneutische Grundlagen des Bibliologs
3.1 Der Zugang zu biblischen Texten
3.2 Der Vorgang des Verstehens
3.3 Die Mehrdeutigkeit biblischer Texte
3.4 Das „schwarze Feuer“ als Grenze der Interpretation
3.5 Die Subjekte der Auslegung
3.6 Bibliolog als Dekonstruktion von Geschlechterrollen
3.7 Bibliologische Fragen an die klassische Predigt
4. Bibliolog in unterschiedlichen Handlungsfeldern
4.1 „Ich singe und bete gegen meine Angst an“ Bibliolog im Sonntagsgottesdienst
4.2 „So abhauen wie der, das möchte ich auch manchmal!“ Bibliolog in Gemeindegruppen
4.3 „Schon stark, einfach hierher zu kommen und zu sagen: Kommt mit...“ Bibliolog im Konfirmationsunterricht
4.4 „Hey cool, jetzt machen wir die Bibel wieder lebendig“ Bibliolog im Kindergottesdienst
4.5 „Ist der verrückt? – Und das im Tempel!“ Bibliolog im Religionsunterricht
4.6 „Ich ziehe mir ein schönes Kleid an, ein weißes ...“ Bibliolog im Altenheim
4.7 „Es war plötzlich so heilig hier drin …“ Bibliolog in säkularen Handlungsfeldern
4.8 „… das sind ja Geschichten für heute!“ Bibliolog in jüdischen, säkularen und interreligiösen Kontexten
4.9 „Weil ich ihnen zeigen will, dass dies nicht das letzte Wort ist über unser Leben!“
4.10 „Aus der Burg heraus kommen“ Bibliolog und Exerzitien
4.11 „Ich bin doch keine Prophetin“ Bibliolog in der Vikariatsausbildung
4.12 „Schön, dass wir Jesus so wichtig sind“ Bibliolog in der Ausbildung von Prädikantinnen und Prädikanten
4.13 „Ich habe etwas erlebt und etwas gelernt“ Bibliolog in der Erwachsenenbildung mit Erzieherinnen
Nachwort von Peter Pitzele: Was ich Bibliolog in Europa wünsche
Fortbildungen und Organisation
Übersetzung aus dem Englischen: Cornelia Blum
Ein Mann von großem Format in der zeitgenössischen jüdischen Welt, Ismar Schorsch, Kanzler des Jewish Theological Seminary of New York, schrieb kürzlich, dass er, obwohl von Haus aus Historiker, im reifen Alter von 70 Jahren „die Bedeutung der Phantasie für die Erneuerung der Torah“ schätzen gelernt habe.
Ah, die Phantasie1, dieser oft unwillkommene Gast des religiösen Festes, mit Bedenken und Furcht betrachtet! Wo unter den Symposien, Konferenzen, den kirchlichen Synoden, den Gesprächen innerhalb der Gemeinden, wo nur kann man religiöse Phantasie finden? Unsere Pastorinnen und Pastoren, Priester, Lehrende und Laien befürchten, die Phantasie könne das Heiligtum beschmutzen, sie könne die Frommen von ihren Gebeten ablenken, sie könne hinweisen auf das, was verboten ist, das Unsichtbare abbilden wollen oder die Ruhe anerkannter Methoden mit der Unruhe widersprüchlicher Interpretationen stören. Ein wenig Phantasie, ja. Vielleicht. Aber ungezügelte Phantasie? Nein danke.
Weshalb diese Furcht vor der Phantasie, die so tief in der Religion verankert scheint?
Man könnte sagen, sie war von Anfang an da, im Garten Eden, als die Schlange Eva einlädt, die Möglichkeit zu erwägen, dass der Baum im Garten nicht das ist, was er zu sein scheint. „Wer hat dir gesagt, dass der Baum dir den Tod bringt?“, fragt die Schlange. Nun, Eva beruft sich auf die Autorität ihres Mannes, und der wiederum beruft sich auf Gott. „Ach, wirklich?“, sagt die Schlange. „Vielleicht gibt es hier noch eine andere Sichtweise.“ Eine andere Sichtweise? Ist das möglich? Und so spricht die Schlange nicht den Verstand an, nicht das, was Ordnung schafft, sondern das Begehren, den Bereich der Möglichkeiten, das Unbekannte. Die Schlange ist Wahrzeichen der Phantasie, und bis auf den heutigen Tag streiten sich religiöse Auffassungen darüber, ob die Schlange der Teufel im Tarngewand oder ein Instrument göttlicher Liebe ist.
Ich kann nicht mit Autorität über das Christentum sprechen, aber ich weiß, dass das Judentum seine eigenen Vorbehalte hat gegenüber der Phantasie. Wir lesen in Genesis 6,5, dass Gott, der Menschen überdrüssig, die Welt mit einer Flut zerstört, weil Gott sah, „dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens [Hebräisch yetser/jetsär] nur böse war immerdar.“ Hier haben wir den Menschen, nach dem Ebenbild Gottes geschaffen, aber bereits diese Eigenschaft der Ebenbildlichkeit des Menschen ist mit dem Bösen verbunden. So verbünden sich Recht, Brauchtum und wörtliche Auslegung, um die abschweifenden Tendenzen der Phantasie zurückzudrängen.
Unsere Kultur ist seit vielen Jahrtausenden im Schatten dieser Unterdrückung gewachsen und hat die Phantasie mit ihren Zuarbeiterinnen verdrängt: Den Körper, das Weibliche, die Erotik, die Musik der Erde sowie die fruchtbare, sich ständig weiterentwickelnde Verschiedenheit menschlicher Erfahrung. Diese Tendenz zum Verdrängen ist so weit gediehen, dass ein Ältester des jüdischen Volkes, Kanzler Schorsch, feststellt, dass er in seinem hohen Alter wie mit der Wucht einer Offenbarung erkennt, wie notwendig die Phantasie ist, um die Torah zu erneuern. Bei der menschlichen Suche nach Sinn und Bedeutung hat die Phantasie einen Schlüssel, den Geschichte, Etymologie, Analyse und Theologie nicht haben. Die Phantasie ist diesen Zugängen nicht überlegen, aber sie gibt ihnen Informationen und verdient ihren eigenen Entfaltungsraum.
Einige unter uns haben dies schon lange gewusst. Andere haben beharrlich, respektvoll nach Wegen gesucht, der Phantasie Zugang zum religiösen Fest zu verschaffen. Manche von uns wissen, was die Schlange weiß, nämlich dass es andere Sichtweisen, andere Interpretationen gibt. Wir erkennen, dass die Religion entweder dem Pfad der ausschließlichen Interpretation folgt, indem sie die Bandbreite der möglichen Interpretationen eines Textes oder einer Erzählung auf eine einzige Sichtweise reduziert. Oder sie verhält sich inklusiv und dehnt die Interpretationsmöglichkeiten ins Unendliche. Meinen die Rabbiner es ernst, wenn sie sagen, dass wir „die Torah hin- und herwenden sollen, weil sie alles enthält?“ Alles? Auch dich und mich?
Sei also willkommen, liebe Leserin, lieber Leser, zum Bibliolog, den ich einst „das Psychodrama der Bibel“ nannte, später „Bibliodrama“, und der viele andere Namen bekommen hat und noch bekommen wird. Es ist ein Etikett, wie der Name der Frucht, die an dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen wächst. Du stehst an genau dem gleichen Punkt, an dem Eva gestanden hat, und ich bin die Schlange und spreche dich an: „Was hat man dir über den Baum gesagt? Wer hat das gesagt? Und ist das möglich, dass es auch eine andere Sichtweise dazu gibt? Wie wirst du das herausfinden?“
Wir stehen im Mythos immer an diesem Punkt. Wir sind immer Eva – kühn, leichtgläubig, begehrend, ängstlich, tapfer, töricht, neugierig, gelangweilt, trotzig. Nichts wird nach diesem Tun so sein, wie es war. Wie sie wirst du lernen, mit deinen eigenen Augen zu sehen. Du wirst an Autorität gewinnen, über deine eigene Erfahrung zu sprechen. Du wirst einen Bund geschlossen haben mit deiner Phantasie, und du wirst herausfinden, dass es ein heiliger Bund ist.
1 Im Englischen „imagination“, das noch stärker als „Phantasie“ die schöpferische Kraft der Vorstellung ausdrückt.
Bibliolog ist ein Weg, gemeinsam mit einer Gruppe, Gemeinde oder Schulklasse einen biblischen Text zu entdecken und auszulegen. Vor etwa 25 Jahren von dem jüdischen Nordamerikaner Peter Pitzele erfunden, hat sich Bibliolog im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus in Europa in den letzten Jahren etabliert und erfreut sich wachsender Beliebtheit. Bibliolog nimmt die jüdische Auslegungsweise des Midrasch auf, biblischen Texten (dem „schwarzen Feuer“) dadurch näher zu kommen, dass die Zwischenräume der Texte (das „weiße Feuer“) erzählend und kreativ gefüllt werden. Bibliolog ist mit jeder Gruppe möglich, die sich mit der Bibel beschäftigt, und sowohl im Gottesdienst als „Predigt mit der ganzen Gemeinde“ als auch im Religionsunterricht und Konfirmationsunterricht sowie in allen gemeindlichen Gruppen einsetzbar. Er ist einer der wenigen Zugänge zur Bibel, die Menschen unterschiedlicher Generationen und Frömmigkeitsstile sowie unterschiedlicher Vertrautheitsgrade mit der Bibel (bis hin zum Erstkontakt) verbinden.
Dieser Band stellt die Grundform des Bibliologs in Theorie und Praxis vor, die mit Gruppen beliebiger Größe in relativ kurzer Zeit durchführbar ist. Sein Inhalt entspricht den Bibliolog-Grundkursen, in denen dieser Zugang vermittelt wird. Ein zweiter Band wird sich weiterführenden und vertiefenden Aufbauformen widmen, die methodisch in den Aufbaukurs-Modulen verortet sind. Die Zweiteilung trägt der raschen Entwicklung und Ausdifferenzierung des Bibliologs in den letzten Jahren Rechnung. Der 2005 in erster und 2007 in zweiter Auflage erschienene Vorgängerband „Bibliolog. Gemeinsam die Bibel entdecken in der Gemeinde – im Gottesdienst – in der Schule“ hatte den Schwerpunkt auf die Grundformen gelegt und die Aufbauformen in einem eigenen Kapitel kurz skizziert. Doch auch die Darstellung der Grundform in ihrer praktischen Umsetzung und ihren theoretischen Hintergründen hat sich mit zunehmender Erfahrung und den vielen in den letzten Jahren durchgeführten Bibliolog-Kursen weiterentwickelt, so dass eine Neufassung des gesamten Werkes in zwei Bänden sinnvoll erscheint. Besonders dieser erste Band basiert dabei inhaltlich auf dem Vorgängerwerk. Er wurde jedoch um neue Einsichten und Erfahrungen erweitert, gründlich überarbeitet und neu formuliert. Auch diese Neufassung bezieht sich immer wieder auf das von Peter Pitzele in englischer Sprache verfasste Buch „Scripture Windows“, in dem er seinen Ansatz – im nordamerikanischen Kontext unter dem Begriff Bibliodrama – vorstellt und mit diversen Beispielen aus seiner Praxis illustriert.2 Im europäischen Raum stellt sich jedoch manches anders dar, zumal in Deutschland viele Menschen mit dem – dem Bibliolog verwandten – Bibliodrama vertraut sind. Während Peter Pitzele kürzere und längere Formen ineinander übergehen lässt und sich aus seiner langjährigen Erfahrung und geschulten Intuition heraus spontan für bestimmte methodische Schritte entscheidet, hat es sich im europäischen Raum bewährt, zunächst von der Grundform auszugehen und diese später um andere Formen zu erweitern. Dies entspricht einerseits der typischen Systematisierung, mit der neue Ideen sinnvoll in größerem Rahmen weitergegeben werden. Andererseits wird in dieser Form das Neue, das Bibliolog gegenüber dem in Europa wesentlich bekannteren Bibliodrama bietet, besonders deutlich. Nicht zuletzt ist diese Grundform gut im Gottesdienst durchführbar.
Dieser Band kann sowohl als Begleitung eines Bibliolog-Grundkurses und zum späteren Nachschlagen als auch als erster Einblick und Information für Interessierte sowie als Entscheidungshilfe, ob man Bibliolog lernen möchte, gelesen werden. Keinesfalls stellt er jedoch einen Ersatz für den Besuch eines Grundkurses dar. Vor allem bibeldidaktisch versierte Menschen könnten dem Missverständnis erliegen, man könne sich mit diesem Buch Bibliolog theoretisch aneignen und das Gelesene dann im Experiment umsetzen. Dies verkennt die Komplexität des Zugangs und die Bedeutung von Details, die für das Gelingen des Bibliologs wesentlich sind. Erfahrungsgemäß stößt der Versuch, Bibliolog zu leiten, ohne ihn gelernt zu haben, sehr rasch an Grenzen. Im besseren Fall werden die Chancen dieses Ansatzes nicht genutzt oder Irritationen bei den Teilnehmenden hervorgerufen, im schlimmeren Fall machen Menschen mit dem Bibliolog oder gar mit biblischen Texten eine schlechte Erfahrung. In der Regel kann Bibliolog in einem einwöchigen Kurs (der auch in zwei Teilen stattfinden kann) so gelernt werden, dass man anschließend damit arbeiten kann. Der Aufwand für einen vielfältig einsetzbaren und das Gemeindeleben und den Religionsunterricht sehr bereichernden Zugang zur Bibel ist damit im Verhältnis zum Ertrag gering und wird in den Kursen immer wieder als unabdingbar bestätigt. Alle Kurse im europäischen Raum sind zu finden unter www.bibliolog.de.
Noch ein Wort zu mir als Autorin: Ich habe Bibliolog in mehreren Workshops seit 1999 von Peter und Susan Pitzele kennen gelernt und stehe seither mit ihnen in Kontakt. Seit 2004 gebe ich, von beiden autorisiert, Bibliolog-Kurse und habe das Fortbildungskonzept entworfen und in diversen Kursen weiterentwickelt, auf dem dieses Buch basiert. Meine Freude und mein Spaß daran, Bibliolog zu praktizieren und in ihm auszubilden, sind ungebrochen. Es ist faszinierend und beglückend für mich, wie viele Menschen sich von Bibliolog und auf diesem Weg von der Bibel wieder oder ganz neu begeistern lassen. Mit mir bilden mittlerweile auch andere Trainerinnen und Trainer in diesem Zugang zu biblischen Texten aus. Gemeinsam gestalten wir gegenwärtig über 35 Grundkurse und 10 Aufbaukurse jährlich mit immer noch steigender Tendenz. 2006 haben wir das Bibliolog-Netzwerk gegründet, als dessen Sprecherin ich für die interne und externe Kommunikation zuständig bin. Gemeinsam mit den anderen Trainerinnen und Trainern ist es mir ein wichtiges Anliegen, Bibliolog in Europa weiter zu verbreiten und möglichst vielen Menschen die Chancen dieses Zugangs zu biblischen Texten zu eröffnen.
Um einen Eindruck von der Vielfalt der Verwendbarkeit von Bibliolog, aber auch von den unterschiedlichen Stilen, die im Umgang mit diesem Zugang entwickelt werden, zu vermitteln, habe ich für das letzte Kapitel Kolleginnen und Kollegen gebeten, ihre Erfahrungen mit dem Bibliolog in bestimmten Handlungsfeldern vorzustellen. Einige der Beiträge sind schon im Vorgängerband erschienen und teilweise für dieses Buch überarbeitet worden, andere sind hinzugekommen.
Viele Menschen sind direkt oder indirekt an der Entstehung des Buches beteiligt. Danken möchte ich zunächst allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern meiner Bibliolog-Kurse, die mit ihren neugierigen und konstruktiv-kritischen Fragen und ihren Ideen zur Praxis des Bibliologs, vor allem aber zu seiner hermeneutischen und theologischen Fundierung beigetragen haben. Danken möchte ich auch den Bibliolog-Trainerinnen und -Trainern, mit denen zusammen ich Kurse geleitet habe oder im Bibliolog-Netzwerk verbunden bin. Sie haben wesentlich zur Weiterentwicklung des Bibliologs in Theorie und Praxis beigetragen und tun dies weiterhin. Danken möchte ich sodann allen, die sich bereit erklärt haben, ihre Erfahrungen mit Bibliolog in einem bestimmten Handlungsfeld für dieses Buch zur Verfügung zu stellen. Und nicht zuletzt danke ich meiner Familie, die die Arbeit an diesem Buch während unseres gemeinsamen Urlaubs auf Gomera toleriert hat.
Aus dem Vorgängerband sind wertvolle Hinweise von Iris Weiss, Jens Uhlendorf und Maria Elisabeth Aigner sowie Übersetzungshilfen von Cornelia Blum und Lydia Martin in dieses Buch eingeflossen, für die ich erneut herzlich danke. Besonders aber danke ich Peter und Susan Pitzele – für ihre wunderbare Freundschaft, für ihre großzügige Bereitschaft, ihre Entdeckungen weiterzugeben und mit allen neugierigen und offenen Menschen zu teilen – und für das Geschenk Bibliolog, das sie uns in Europa gemacht haben!
El Cabrito/Gomera 2009, Uta Pohl-Patalong
Dass so rasch eine Neuauflage nötig geworden ist, zeigt das große Interesse, das der Bibliolog erfährt. Es ist beglückend wahrzunehmen, wie viele Menschen der Bibliolog begeistert und sie einen Weg entdecken lässt, biblische Texte zu erschließen und zu erleben.
Hamburg 2010, Uta Pohl-Patalong
2 Vgl. Peter A. Pitzele: Scripture Windows. Toward a Practice of Bibliodrama, Los Angeles 1998.
Bibliolog erschließt sich am besten, wenn man ihn erlebt. Als Lektüre kommt es dem Erleben am nächsten, einige Bibliologe nachzuerzählen, die in unterschiedlichen Kontexten durchgeführt worden sind. Die ausgewählten Rollen, in die die Teilnehmenden geschlüpft sind, und die Fragen an sie habe ich meinen schriftlichen Aufzeichnungen entnommen. Die Äußerungen der Teilnehmenden und meine Wiedergabe im so genannten echoing sowie meine Nachfragen im interviewing sind aus dem Gedächtnis verfasst.3 Zum besseren Verstehen ist alles, was ich als Bibliologin in wörtlicher Rede sage, kursiv gedruckt.
Liebe Gemeinde,
predigen bedeutet ja üblicherweise, dass die Predigerin sich in ihrer Predigtvorbereitung ausführlich mit einem biblischen Text befasst und das Ergebnis ihrer Beschäftigung dann der Gemeinde mitteilt. Diese hört zu und macht sich ihre Gedanken zu dem, was die Predigerin sagt. Ich bin eingeladen worden, die Predigt heute einmal anders zu gestalten: Statt Ihnen von meiner Beschäftigung mit dem Text zu erzählen, möchte ich Sie mit hineinnehmen in den Text und ihn mit Ihnen zusammen von innen heraus erkunden – wenn Sie so wollen, mit Ihnen gemeinsam „predigen“. Dies möchte ich auf einem Weg tun, der sich „Bibliolog“ nennt, weil er in einen Dialog mit der Bibel tritt.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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