Bill und die Wunder - Harry Schulze - E-Book

Bill und die Wunder E-Book

Harry Schulze

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Beschreibung

Wunder sind ein sehr interessanter Stoff zum Nachdenken, Vermuten und Gewahrwerden, dass über uns noch andere Dimensionen herrschen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 75

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Über den Autor:

Geboren 1948 in Sachsen-Anhalt, aufgewachsen in Baden-Württemberg. Nach einer Mechanikerlehre und einigen Praxisjahren, in Berlin Maschinenbau studiert. Seit Beginn der Rentenzeit diverse unterhaltsame Geschichten und spannende SF-Romane geschrieben.

Inhalt

Bills Kampfansage

Zurechtweisung

Suche nach Argumenten

Im Strudel der Ereignisse

Man muss was tun!

Ein Wunder

Neue Horizonte

Auf der Suche nach neuem Wissen

Zusammenbruch

Sich befreien

Der Tramper

Die Einladung

Das fehlende Wechselgeld

Das Segelflugzeug

Die Gesetze der Luft

Die geistigen Gesetze

Der kleine Hund

Der Unfall

Geborgenheit im Sein

Abschied

Nachtrag

1. Bills Kampfansage

Es war wieder einmal Sonntag. Einer dieser langweiligen Sonntagmorgen. Bill trottete widerwillig und gelangweilt seinen Eltern hinterher - zur Kirche.

Jedes Mal war es das gleiche Spiel, frühzeitig aufstehen, Stress, Ärger, Eile, sauber anziehen und vor allem brav sein. In der Kirche dann ruhig sitzen, still sein, langweilige Lieder singen, sich eine ermüdende Predigt anhören und dabei ein heiliges Gesicht aufsetzen. Warum muss ich das alles nur ertragen, fragte sich Bill. Warum machen die Leute das nur, es tut ja doch keiner, was der Pastor sagt.

Eigentlich war es ein Sonntag wie jeder andere, doch diesmal wollte Bill sich rächen. Ein grimmiger, listiger Blick lag in Bills Augen, als sie die Kirche wieder verließen. Was passiert eigentlich, wenn man das, was der Pastor sagt wirklich tut, dachte Bill. Gedanken rollten durch seinen Kopf. Er suchte nach Möglichkeiten, wie er seinen Eltern eins auswischen konnte. Schließlich zwangen sie ihn ja jeden Sonntag mit in die Kirche zu gehen. Sollten sie doch sehen, wie sie damit fertig werden. Bill brauchte nicht einmal lange auf die erste Gelegenheit zu warten.

Auf dem Nachhauseweg würden sie an einer Stelle vorbei kommen, an der immer ein Bettler saß. Hatte der Pastor nicht gesagt, man solle mit den Armen teilen, natürlich mit anderen Worten?

Bill dachte nach. Was soll ich denn mit ihm teilen? Mein Taschengeld? Ein Aufschrei kam aus seinem Innern: „Nein - niemals - mein Geld!“ Wie schwer war es doch gewesen, das bisschen Geld seinem Vater abzuschwatzen.

Vielleicht hätte er diesen Gedanken auch sofort wieder aufgegeben, aber er kannte seinen Vater. Das Geld muss immer sinnvoll ausgegeben werden, waren die Worte seines Vaters. Und der konnte sehr ärgerlich werden, wenn dies nicht der Fall war. Aber hatte der Pastor nicht gesagt,... ein grimmiges Lächeln war plötzlich auf Bills Gesicht zu sehen.

Bill ging an der Seite seines Vaters. „Schau mal Papa, ein Bettler, der Pastor hat doch gesagt, wir sollten den Armen helfen.“ Und bevor der Vater etwas antworten konnte, rannte Bill los, hin zu dem Bettler. Sorgfältig zog Bill sein Geld aus der Tasche.

Er achtete auch darauf, dass sein Vater gut sehen konnte, wie viel er dem Bettler gab.

Leicht fiel es Bill nicht, aber diese Chance, seinen Vater mit den Worten des Pastors zu konfrontieren, wollte er sich nicht entgehen lassen. Aus den Augenwinkeln beobachtet Bill die Reaktionen seines Vaters.

Nur mühsam hielt sich dieser zurück Bill zu stoppen. Als Bill dies erkennen konnte gab er noch etwas Geld extra dazu. Das brachte seinen Vater vollends aus dem Häuschen. Aber der musste sich in der Öffentlichkeit, wenn auch unwillig, zusammennehmen.

Der Bettler, der sehr erstaunt war über die großzügige Spende, bedankte sich ein paar mal und rief den Eltern hinterher: „Sie haben einen guten Jungen.“

2. Zurechtweisung

Als sie aus der Hörweite des Bettlers waren, griff sich der Vater Bill: „Hör mal Bill, es geht nicht, dass du das Geld so verschleuderst. Ich muss es hart erarbeiten.“

„Aber Papa“, antwortete Bill, „der Pastor hat doch gesagt...“

„Sei still.“ Fuhr ihm der Vater über den Mund, „ich weiß selbst genau, was der Pastor gesagt hat. Uns fehlt das Geld und der Bettler kauft sich davon doch nur eine Flasche Schnaps.“

„Aber warum gehen wir dann in die Kirche, wenn wir nicht das tun sollen, was der Pastor sagt?“

Als Bill zurückwich und dabei den Kopf einzog, merkte der Vater, dass er seine Hand schon zum Schlag ausgeholt hatte.

Verlegen zog er die Hand zurück, wobei ihm aber die Zornesröte ins Gesicht stieg. Unbeherrscht brüllte er Bill an: „Wir gehen in die Kirche, weil alle anständigen Menschen in die Kirche gehen. Man geht einfach in die Kirche, das gehört sich so. Was sollen die Nachbarn von uns denken, wenn wir nicht hingehen.“

Bills Mutter versuchte ihren Mann zu beruhigen und schickte Bill schnell mit den Worten weg: „Geh spielen Bill und komm rechtzeitig zum Mittagessen wieder!“

Bill hatte seine Chance genutzt, aber der Kampf war noch lange nicht ausgestanden. Er wollte weitermachen, solange bis sie ihn nicht mehr zur Kirche mitnehmen würden.

Bill verschwand zu seinen Freunden und dachte dabei nach, was der Pastor noch alles gesagt hatte.

Nach einer Weile war es Mittag und es wurde Zeit heimzugehen. Zum Nachmittag hatte sich Verwandtschaft angesagt. Das war auch so eine Sache, die Bill nicht ausstehen konnte.

Seine Eltern wollten dann immer, dass er dabei war. Eigentlich nur, um mit ihm anzugeben, dachte er bei sich. Dabei musste er still sitzen und zu allem Überdruss auch noch zuhören, wie über andere hergezogen wurde.

Wie zum Beispiel: „Weißt du schon, was der Meier von Nebenan wieder angestellt hat? Ich sag’s ja, der kriegt sein Leben nicht auf die Reihe. Warum hat der auch seine Frau so geärgert, dass sie ihm weggelaufen ist.“ Oder: „Habt ihr schon gehört, die Schmitt hat schon wieder einen neuen Kerl. Die sollte sich wirklich mal was schämen. So eine Unmoral.“ und, und, und...

Ein Gedanke blitzte ihm in seinem Gehirn auf.

Ihr sollt nicht sitzen bei den Spöttern, oder so ähnlich hatte der Pastor ihnen heute morgen die Worte der Bibel vorgehalten. Wieder entstand ein grimmiger, listiger Blick in Bills Augen. „Auf in den nächsten Kampf“, sagte er sich und trabte heim.

Sein Vater hatte sich wieder beruhigt und schaute jetzt eher besorgt drein. Bill benahm sich als sei nichts geschehen, versuchte aber trotzdem die Stimmungen seiner Eltern zu erkennen.

Nach dem Essen durfte Bill wieder raus, aber mit der Auflage, pünktlich zurück zu sein, wenn der Besuch kommt.

Der Besuch kam - die Tante und zwei ihrer besten Freundinnen. Wer aber nicht kam, war Bill. Der kam erst zum Abendessen. „Wo warst du“, schimpfte seine Mutter, „wir haben auf dich gewartet?“

„Was soll ich denn dabeisitzen, wenn ihr über andere Leute redet. Ihr macht ja doch bloß alle schlecht. Außerdem hat der Pastor heute morgen gesagt, man soll nicht sitzen, wo die Spötter sitzen.“

Die Mutter war entsetzt. „Bill, das hat doch nichts mit uns zu tun. Wir sind doch keine Spötter!“

„Ihr redet schlecht über andere und macht euch lustig über sie. Und wenn ich nicht tun soll, was der Pastor sagt, dann will ich auch nicht mehr in die Kirche gehen.“

Das hat gesessen. Jetzt stieg seiner Mutter die Zornesröte ins Gesicht. „Händewaschen, Abendessen, dann Abmarsch ins Bett und Ruhe!“, war ihr ganzer Kommentar. Sie packte Bill an der Schulter und schob ihn verärgert den Korridor entlang ins Badezimmer. „In zwei Minuten bist du fertig!“, sagte sie zornig.

Bill spürte, dass er den Nerv seiner Eltern getroffen hatte, und auf dieser Spur wollte er bleiben, bis er nicht mehr zur Kirche brauchte. Dass er frühzeitig zu Bett sollte, störte ihn nicht, denn irgendwo in seinem Zimmer hatte er eine Bibel. Die wollte er suchen, darin lesen und weitere Argumente finden.

3. Suche nach Argumenten

Er suchte nach Aussagen, die er seinen Eltern vorhalten konnte, wenn sie diese nicht beachteten. Kampfesgeist durchströmte Bill.

Eine Stunde suchte er still und leise nach dieser Bibel. Bisher hatte ihn dieses schwarze Buch nicht im geringsten interessiert.

Im hintersten Winkel seines Schrankes fand er sie schließlich. Sie war nicht einmal verstaubt, aber das lag hauptsächlich daran, dass soviel Zeug drüberlag, dass dort kein Staub hinkommen konnte. Eifrig suchte er nach Stellen, in denen etwas stand, was seine Eltern nicht einhielten.

Das wollte er ihnen bei Gelegenheit vorwerfen.

Er dachte, wenn sie schon so eifrig in die Kirche gehen, dann sollen sie auch einhalten, was hier steht und was der Pastor sagt. Bill las, bis ihm die Augen schwer wurden und er einschlief.

Wilde Traumszenen entwickelte er vor seinen geistigen Augen. Er sah sich Schützengräben ausheben, ließ Panzer auffahren, platzierte Scharfschützen in Verstecken, brachte Kanonen in Stellung und kommandierte seine Legionen zur Kampffront. Seine Phantasie ging mit ihm durch, denn es ging im nicht um die Lehren der Bibel, er hatte seinen Eltern den Krieg erklärt. Und diesen wollte er mit der ganzen Kraft seiner Bockigkeit gewinnen.

Seine Eltern saßen derweil entnervt vor dem Fernseher und fragten sich, was in Bill gefahren sei.

Von nun ab hörte Bill in den sonntäglichen Predigten genau zu, was der Pastor sagte. Und je mehr Bill lernte, desto mehr sah er die Unterschiede im Alltagsleben.

„Diese heuchlerischen Leute!“, dachte Bill bei sich, „ich werde es euch schon noch zeigen, ihr sollt bereuen, dass ihr mich jeden