Odysse durch die Galaxis - Harry Schulze - E-Book

Odysse durch die Galaxis E-Book

Harry Schulze

0,0

Beschreibung

Wir sind Bürger unseres Universums, eine Welt unter vielen uns noch unbekannten Welten. Mit unserem Planeten durchstreifen wir unsere Galaxis, schon seit langer Zeit. Mit unserem Geist haben viele von uns das schon längst gemacht. Wir werden uns Geräte bauen und in alle Richtungen hinausfliegen, um die Welten mit eigenen Augen zu sehen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 503

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Über den Autor:

Geboren 1948, in Sachsen-Anhalt, aufgewachsen in Baden-Württemberg. Facharbeiterlehre als Industriemechaniker und ein paar Praxisjahre in Baden-Württemberg. In Berlin Maschinenbau studiert.

Leitlinien:

Kein Ausmalen von Grausamkeiten und ein gutes Ende der jeweiligen Geschichte.

Motivation

Oft kam ich mir in den vergangenen Jahrzehnten wie ein Fremdling in dieser Welt vor. Ich habe sie bis heute nicht wirklich verstanden. Wir haben einen wundervollen Planeten mit großen, weiten Ozeanen, ausreichenden Landflächen, einer wundervollen Tier- und Pflanzenwelt und in der Nähe der Erde diverse Planeten und Monde, die wir mit unserer Technik und Wissenschaft nutzen könnten, aber um eine Handvoll Erde, führen wir lieber Kriege.

Vor über zehn Jahren hatte ich begonnen meine Motivation, Emotion und Fantasie fließen zu lassen und heraus kam dieser Roman. Ich hoffe er hilft dem einen oder anderen seinen Geist und seine Seele aufzumachen, denn die Grenzen, die wir überwinden wollen und müssen, liegen nicht außerhalb unserer selbst.

Vorbemerkung

Lieber Leser, dieses Buch soll ein interessanter Roman, und kein fehlerfreies Deutschlehrbuch sein. Daher muss meine eigene Korrektur ausreichen. Ich bitte für den einen oder anderen Flüchtigkeitsfehler um Verzeihung. Bitte dadurch nicht aufhalten lassen, einfach weiterlesen - danke.

Inhalt

00.01 Prolog

Teil 1 Die fremde Welt

01.01 Als Außerirdischer auf der Erde

01.02 Der Auftrag

01.03 Der Ort des Übels

01.04 In geistigen Sphären

01.05 Job als Seelensucher

01.06 Der Seelenfänger

01.07 Ursache der Katastrophe

01.08 Die Gilden

01.09 Das Tal im Hochgebirge

01.10 Meister Wu

Teil 2 Im Himalaja

02.01 Der Campus

02.02 Freiheit

02.03 Wahrheit

02.04 Grundthesen des Seins

02.05 Unterwegs

02.06 Wunder

02.07 Kurzbesuch Daheim

02.08 Bürger des Universums sein

02.09 Das Handelsschiff

02.010 Die Rückreise beginnt

Teil 3 unterwegs in der Galaxis

03.01 Ein böser Schachzug des Schicksals

03.02 Am Rande der Galaxis

03.03 Die Fremden

03.04 Unbekannte Gebiete

03.05 Verloren

03.06 Das karge Exil

03.07 Überraschung

03.08 Dem Geheimnis auf der Spur

Teil 4 Meister Toras

04.01 Das Geheimnis des Planeten

04.02 Hinterlassenschaften

04.03 Richtung Heimat

04.04 Planet Endrin

04.05 Die Einweihung

04.06 Das Leben spüren

04.07 Neuer Körper

04.08 Unvollkommenheit

04.09 Eigenwilliger Körper

04.10 Das Schwingungskontinuum

Teil 5 Rückkehr in die Heimat

05.01 Teleportieren lernen

05.02 Zurück zur Erde

05.03.Wieder zu Hause

05.04 Versuch der Integration

05.05 Gejagt

05.06 Rückkehr zur Erde

05.07 Auf Reos

05.08 Planet Concor

05.09 Wanderjahre

05.10 Rückschau

Prolog

Seit vielen tausend Jahren reisen wir mit unserem Planeten durch das Universum. Wir begleiten unsere Sonne, auf ihrem Weg durch die Galaxis.

Unseren Astrophysikern zufolge hat unsere Milchstraße unzählige Sonnensysteme mit Planeten und das Universum zahlenmäßig noch viel mehr Galaxien.

Wie einfältig wäre es doch zu glauben, dass in den vergangenen vielen Milliarden an Jahren, nur auf der Erde Leben entstanden ist.

Wir wissen nicht, was alles in den Jahrtausenden, die hinter uns liegen, geschehen ist. In den Erzählungen unserer Mythen, finden wir erstaunliche Aussagen. Da wird von Menschen berichtet, die scheinbar nicht von dieser Welt waren. Homer erzählt in seinen Werken Ilias und Odyssee, die Geschichte von Odysseus und seinen Begegnungen mit übernatürlichen Wesen.

Wir befinden uns innerhalb einer großen und weiten galaktischen Gemeinschaft von unterschiedlichsten Lebensformen, auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind. Dass wir noch keinen Kontakt zu außerirdischen Kulturen haben, mag an unserer noch eingeschränkten Wahrnehmungsfähigkeit liegen, oder vielleicht auch am Unwillen der anderen, mit einer unreifen Menschenrasse, wie wir es noch sind, irgendwelche Beziehungen eingehen zu wollen.

Trotzdem, gibt es uns, wir sind auch da, in diesem großen weiten Universum. Eines Tages werden wir erkennen, dass wir, wie die anderen auch, Bürger dieser scheinbar unendlich großen Lebenssphäre, die wir Galaxis nennen, sind.

Kapitel 1

Die fremde Welt

01.01 Im Exil

Als Außerirdischer auf der Erde

Ich bin ein Fremder auf diesen Planeten hier und lebe in einem, von meinem Schicksal, erzwungenem Exil.

Der Name dieses Planeten hier ist Erde, von manchem auch Terra genannt, neben vielen anderen Namen. Mein eigener Planet befindet sich weit entfernt, in einem anderen Bereich der Galaxis. Unglückliche Umstände hatten mich auf diesen Planeten hier, verschlagen. Er liegt, von meinem Heimatplaneten aus gesehen, weit draußen, in einem gottverlassenen Teil, eines zumeist unbesiedelten Spiralnebelarmes dieser Galaxis.

Die Spezies, die hier dominiert, gleicht einer, aus meiner Sicht, noch halbwilden Lebensform, die sich Mensch nennt. Aus Mangel an geistigem Wachstum, sowie fehlender Kontakte zu anderen intelligenten Rassen, betrachten sie sich als Krone der Schöpfung. Dies ist zwar absurd, aber sie glauben es, zumindest jene, denen noch eine Menge Verstand und Einsicht fehlt.

Auch streiten sie sich immer noch um die Frage, ob es außerhalb ihres Planeten intelligentes Leben gebe, oder ob dies überhaupt möglich sei. Ein Zyniker würde dazu vermerken: Wenn überhaupt, dann nur außerhalb dieses Planeten.

Aber es gibt hier in näherer Entfernung, bei den angrenzenden Sonnensystemen, keine intelligenten Spezies, um eine solche Frage zu klären. Dieser Teil der Galaxis hier ist eine wüste Gegend, in die man nicht einmal seinen Hund schicken würde. Wahrscheinlich würde er hier auch noch gleich verspeist werden. Viele von den Leuten hier, sind in der Tat noch Fleischesser.

01.02 Der Auftrag

Das laute Geschrei im Äther

Alles begann damit, dass unsere Wissenschaftler mit ihren Sensoren, mit denen sie tief in den Weltraum hineinhorchen konnten, ein lautes Geschrei im Äther vernahmen. Dies ist an und für sich nichts besonderes. So etwas kommt schon hin und wieder vor, wenn sich irgendwo in den Weiten des Universums, irgendwelche halbwilden Rassen gegenseitig den Garaus machen. All zu oft geschieht dies nicht, aber irgendwo gibt es immer irgendwelche Spezies, die so abartig gelagert sind, dass sie sich gegenseitig niedermetzeln.

Es geschah kurz vor der Mitte des letzten Jahrhunderts, dem Zwanzigsten, nach irdischer, europäischer Zeitrechnung, auf dem Planeten also, der die Weichen meines Schicksals gewaltig umstellte.

Einige unserer Politiker meinten, was interessiert es uns, die sollen ihr Problem selber lösen. Andere dagegen hielten es für sehr ratsam, zumindest mal nachzuschauen, was da wirklich vor sich geht, denn dieses Geschrei schien ihnen etwas dramatischer zu sein, als es normalerweise zu erwarten ist. Außerdem war ihnen ein schlimmer Fall bekannt, der damals sehr tragisch endete, weil er auch Nachbarplanetensysteme durcheinander brachte und beschädigte.

Ein bekannter Fall

Ein Fall ist bekannt, in dem die Folgewirkungen solcher kriegerischen Auseinandersetzungen einen sehr tragischen Verlauf nahmen. Ich denke, dass daher eine gewisse Angst bei einigen unserer Wissenschaftler entstand.

Es geschah vor langer Zeit, auf einem kleinen Planeten, der ungefähr nur so groß wie der Mars war. Dort lebte eine Spezies, die hauptsächlich unterirdisch aktiv war und sich dort ihren Lebensbereich schuf. Ihre körperliche Form glich in etwa jenen Wesen, die auch hier auf der Erde unter der Oberfläche leben und sich Höhlen graben. Maulwurf oder Wühlmaus, nennt man sie auf der Erde. Nur waren diese, auf jenem Planeten, wesentlich größer und auch viel effektiver.

Hier auf der Erde, sind es nur kleine, relativ harmlose Pelztiere ohne größeren Intellekt. Obwohl, und das sollte man nicht verschweigen, auch diese fähig sind, großen Schaden anzurichten. Sie sind durchaus fähig, Deiche, die vor Überschwemmung schützen sollen, zu beschädigen und dadurch unwirksam werden zu lassen.

Natürlich ist das nichts im Vergleich zu dem, was dort auf diesem Planeten geschah. Dort waren, durch die Vorgänge der vorangegangenen Evolution, Wesen entstanden, die einen, wenn auch noch primitiven, so doch effektiven Intellekt hatten. Und da es mehrere Gruppen von ihnen gab, entstanden, ihrem Bewusstseinsstand entsprechend, kriegerische Auseinandersetzungen, die keine moralischen Grenzen kannten.

Man muss, um die Sache zu verstehen, dazu noch erwähnen, dass ihr Planet eine entscheidende Besonderheit hatte. Er war in seiner damaligen Form relativ spät, durch Kollision mit einem Eismond entstanden.

In diesem befanden sich sehr große Mengen tiefgefrorener Eismassen. Fast der ganze Mond bestand aus tiefgefrorenem Eis. Wir reden hier von sehr vielen tausend Kubikkilometern an Eis. Seine Oberfläche war mit Staub und Geröll bedeckt. Diese bildeten eine schützende Isolierung. Die Sonne des Systems konnte daher das Eis nicht wegschmelzen.

Die Kollisionsgeschwindigkeit war sehr gering, so, dass der Mond eigentlich nur über den Äquator abrollte und zerbarst. Dabei gruben sich große Teile seiner Eismasse rund um den Äquator des Planeten in tiefere Schichten des Planeten ein. Da es sich, wie gesagte um sehr große tiefgefrorene Eismassen handelte, brauchten diese auch lange, bis sie zu flüssigem Wasser wurden. So entstanden sehr große, mit Wasser angefüllte, Hohlräume, tief unter der Oberfläche jenes Planeten.

Die Erdschichten zwischen dem Eis und dem flüssigen Magma des Planeten hatten eine gute Dämmwirkung. Wodurch beides nebeneinander existieren konnte. Und zudem gab es durch das Geschehen auch große Hohlräume, die einfach nur leer waren. Die neu entstandene geologische Struktur der Oberfläche, die bis in tiefe Schichten des Planeten reichte, war einzigartig.

Da die nördlichen, wie auch die südlichen Zonen des Planeten nur relativ wenig davon abbekamen, überlebten dort Bewohner des Planeten. Sie bildeten den Grundstock für zwei neue, sich schnell entwickelnde Populationen dieser Spezies. Die Nord- sowie die Südhemisphäre des Planeten waren lange Zeit durch die tektonischen Beschädigungen getrennt. Fauna und Flora erholten sich aber schneller, als man erwarten konnte.

Der Überlebenskampf der wenigen übriggebliebenen Angehörigen der herrschenden Spezies, war hart und viele Kämpfe wurden um die verbliebenen Lebensressourcen ausgetragen. Infolge der Veränderungen bildeten sich Gesellschaftsformen heran, in denen, wohl aus der Not heraus, kriegerische Fähigkeiten entstanden.

Diese wurden hauptsächlich für gegenseitige Überlebenskämpfe eingesetzt. So entstand zwischen den Bewohnern der Nordhalbkugel und denen der Südhalbkugel Feindschaft, die zu Kriegen zwischen ihnen führte. Diese Kriege verschlimmerten sich, sie wurden intensiver und brutaler.

Eine Katastrophe mit Folgewirkungen

Die Katastrophe begann, als eine der beiden Hauptgruppen auf die Idee kam, die andere in die Luft zu sprengen. Da sie fähig waren, weitläufige unterirdische Gänge und Tunnel zu graben, bohrten sie einen dieser leeren Hohlräume an. Von einer Seite her ließen sie flüssige Lava hineinlaufen und von der anderen Seite, unter hohem Druck stehendes Wasser.

Die Wirkung, die nun folgte, kann sich eigentlich jeder bildlich ausmahlen. Lava und Wasser mischten sich, wodurch ein gewaltiger Dampfdruck entstand. Es passierte was passieren musste, nur eben nicht so, wie sich diese Bewohner das dachten. Der Druck ging nicht nach oben los, wo er die Feinde vernichten sollte, sondern seitwärts, dem Äquator entlang. Dort wurden weitere Hohlräume aufgerissen, in denen sich ebenfalls Wasser und Lava vermischten. Da der ganze Äquatorbereich des Planeten diese geologischen Formationen aufwies, verursachte die erste Explosion, eine Kettenreaktion, die den Planeten regelrecht um den Äquator herum aufriss und bis in tiefe Schichten hinein zertrümmerte.

Der Planet wurde förmlich auseinandergerissen, denn die Eismassen, die der doch relativ große Mond tief in den Planeten eingegraben hatte und die dort zu Wasser geschmolzen waren, verwandelten sich in kürzester Zeit zu explosivem Wasserdampf. Dazu kamen noch die gewaltigen Kräfte, der im Innern des Planeten stark komprimierten Gase, denen plötzlich der äußere Gegendruck fehlte. Es entfaltete sich eine gigantische Kraft, welche die beiden Hälften des Planeten auseinander drückten. Der flüssige Planetenkern konnte die Segmente des Planeten nicht zusammenhalten. So stoben sie, getrieben von gewaltigen Mengen explodierender Gase, auseinander.

Es blieb nicht mehr viel übrig von dem Planeten. Große Planetenteile stürzten in seine Sonne, während andere aus diesem Sonnensystem hinaus trieben. Auf diese Weise hatte mal wieder eine Kultur, durch eigenes Verschulden, ihr vorzeitiges Ende gefunden. Selbstzerstörung kommt zwar selten vor, passiert aber doch in gewissen Zeitabständen immer wieder.

Damit war die Geschichte aber noch lange nicht zu ende, jetzt erst geschah die eigentliche Katastrophe, wenn man mal davon absieht, dass kurz zuvor Millionen von Lebewesen, umgekommen waren. Nun war plötzlich eine Planetenbahn leer.

Das ausgependelte Kräftegleichgewicht der Planeten in diesem Sonnensystem, war damit entscheidend gestört und wurde instabil. Die Folge war, dass die Bahnen der Planeten des Systems sich neu ordneten. Die äußeren Planeten rückten eine Spur nach innen. Nun sollte man aber wissen, dass äußere Planetenbahnen energiereicher sind als innere. Das bedeutete, dass die überschüssige Energie beim Verkleinern der anderen Planetenbahnen abgestrahlt wurde und dies erzeugte gewaltige, sich ausbreitende Gravitationswellen.

So kam es, dass ein übermächtiger Energieimpuls dieses Sonnensystem verließ. Er wirkte wie ein galaktischer Tsunamie. Eine gewaltige Energiewelle, die alle benachbarten Sonnensysteme durcheinander schüttelte und zum Teil auch beschädigte.

Einige Monde in den Nachbarsystemen wurden aus ihrer Bahn gerissen. Ein paar von ihnen stürzten, wie gewaltige Bomben auf ihre Planeten, andere Monde treiben jetzt als latente Gefahrenquellen durch jene Systeme. Kometen aus den Randbereichen machten sich auf den Weg in Richtung ihrer Sonne, wobei sie die inneren Planeten gefährdeten. Einige dieser Planeten der anderen Sonnensysteme, waren bewohnt und so entstand für viele Lebewesen, unermesslicher Schaden.

Dieses Wissen, welches in unseren Geschichtsbüchern vermerkt war, brachte unsere Wissenschaftler dazu, vorsichtshalber nachschauen zu wollen, was da vor sich ging. Man sollte vielleicht erwähnen, dass die Seelen der unfreiwillig im Krieg verblichenen Menschen, dieses laute Geschrei im Äther verursachten. Da sehr vielen ihre Körper entrissen wurden, war dieses Jammern sehr stark und beunruhigend.

Ein kleiner Planet, weit draußen.

Sie forschten nach, woher dieses ätherische Geschrei kam und entdeckten nach langer Suche einen kleinen Planeten, weit draußen, fast am Rande unserer Galaxis, in einer weitgehend unbewohnten Gegend. Wie schon erwähnt, eine Gegend, in die niemand ohne dringenden Grund hingeht.

Diesen Planeten zu finden war wesentlich einfacher, als jemanden zu finden der dorthinaus fliegen wollte. Seltsamer Weise hatte plötzlich jeder, der infrage kam, ganz wichtige, dringende Aufgaben zu erledigen, die absolut keinen Aufschub duldeten.

Als relativ junges, erwachsenes Mitglied meiner Gesellschaft, war ich in der Pflicht, gemeinnützige Dienstleistungen ausführen zu müssen. Ich hatte also gewisse Aufgaben zu übernehmen, egal ob sie mir gefielen oder nicht. Unter den wenigen, infrage kommenden Personen wurde jemand ausgelost, und der Gewinner – war natürlich, wie sollte es auch anders sein – ich. Mir huschten Worte durch meinen Kopf, die ich lieber nicht aussprechen sollte, obwohl es mich danach drängte, dies recht laut zu tun.

Aber meine Erziehung verbot es mir - leider. Wäre ich etwas gelenkiger gewesen, ich hätte mich wohl kräftig in den Hintern getreten. Wie konnte ich nur so schlafmützig sein und mich nicht rechtzeitig nach einer Ausrede umschauen. Ich hätte es doch wissen müssen. Wer wollte denn schon in den dunklen Weltraum, womöglich an den Rand der Galaxis hinausfliegen, wo es nichts weiter gibt, als unendliche gähnende schwarze Leere. Und womöglich trifft man dann auch noch auf ein paar Halbwilde, die mal wieder nichts besseres wissen, als Ärger zu machen.

Der Weltenraum, ein unendlich weiträumiges Arbeitsfeld für die Evolution. Hier lässt sie sich aus und erschafft irgendwelche grausamen Schöpfungen, die sie dann auf harmlosen Planeten aussetzt. Ein Besuch in unseren Tierparks gibt einem einen furchteinflößenden Vorgeschmack von dem, was sich womöglich dort draußen so alles herumtreibt - giftige, gefährliche, blutrünstige Wesen.

Der Weltraum ist für mich eine Gegend die, wie man sagt, oft von allen guten Geistern verlassen ist. Und dort soll ich nun hinaus. Mir sträubten sich bei diesem Gedanken meine Nackenhaare, aber ich hatte meine Pflicht zu tun. Das war nun mal so, was sollte ich also jammern.

Die Abreise

Stinksauer machte ich mich ein paar Tage später reisefertig. Ärgerlich schmiss ich meine Klamotten, die ich glaubte zu brauchen, in das kleine Raumschiff, welches man mir zur Verfügung gestellt hatte. Es war nicht größer als ein geräumiger Campingbus, wenn man mal von dem übergroßen Triebwerk absieht.

Eigentlich hat dieser kleine Weltraumbus zwei Antriebe. Einen großen, um den Planeten verlassen zu können und einen kleinen um weite Entfernungen in der Galaxis zurückzulegen. Dies scheint ein Widerspruch zu sein, aber erstens ist der große Antrieb, für innerplanetare Reisen sehr zuverlässig, Abstürze sind schon seit ewigen Zeiten nicht mehr vorgekommen, und zweitens arbeitet der kleinere Intergalaktische Antrieb, nach einem anderen Prinzip. Er kann nur außerhalb eines Planeten benutzt werden, weil auf einer Planetenoberfläche zu große Störfaktoren wirken. Unsere Forscher arbeiteten zwar noch daran, die Sache in den Griff zu bekommen, aber bisher ohne Erfolg.

Dieses kleine Aufklärungsschiff, wurde von den Wissenschaftlern extra für den Flug vorbereitet. Es war bestückt mit einem Autopiloten, der den Hin- und Rückweg kannte, mit einer Anzahl Sensoren und Aufzeichnungsgeräte, einer ausreichenden Menge Proviant und sogar mit mehr oder weniger interessantem Unterhaltungsmaterial gegen Langeweile und anderem Psychostress.

Man darf die psychische Isolierung eines Piloten, bei einer solchen Weltraummission absolut nicht unterschätzen. Es ist äußerst wichtig auf die Möglichkeit einer Realitätsorientierung zu achten, damit nicht ein Psychopath am Ziel ankommt. Daher orientierten sich alle Filme und Videospiele an unserer gesellschaftlichen Norm. Das resultiert aus Erfahrungen, die wir bei unseren ersten Langzeit-Weltraummissionen gesammelt hatten.

Es stand damals in der Tat zur Debatte, ob wir bei den Gefahren, denen wir ausgesetzt sind, überhaupt durch den Weltraum fliegen sollten. Leider gab es ein paar Eiferer die meinten, wir müssen unbedingt den Weltraum erkunden und die sich dann damit durchsetzten. Einsperren hätten wir sie sollen, schimpfte ich, dann wäre mir diese überaus lästige Reise sicher erspart geblieben.

Der Dualantrieb

Ich bin zwar kein Wissenschaftler, aber ich will trotzdem mal versuchen, diese Technik zu erklären. Sie ist relativ neu und wurde durch einen Zufall entdeckt. Es gibt niemanden, der sie wirklich versteht, man weiß lediglich wie sie funktioniert und wie man sie anwendet aber keiner weiß warum sie funktioniert.

Dieser Antrieb arbeitet nach einem Dualprinzip, welches sich an das einfachste Lebensprinzip, welches es gibt, anlehnt. Jede biologische Zelle arbeitet danach, indem sie ihre Erbsubstanz verdoppelt, also im Endeffekt aus sich heraus das Gleiche noch einmal erschafft. Und wie auch die heutige Wissenschaft auf der Erde festgestellt hat, stehen diese beiden Zellen in ständiger kommunikativer Verbindung. Egal, wie weit entfernt sie sich voneinander befinden. Die Wissenschaft spricht da von Verschränkung, was immer das auch bedeutet.

Der Antrieb wird programmiert indem erst einmal Raum-Zeit Daten eingegeben werden. Danach wird die Energie geladen und hochgefahren. Dann beginnt der Startvorgang.

Das Dualprinzip benutzt zwei Stück Raum-Zeit Projektoren, die in ständiger Verbindung miteinander stehen, sozusagen eine Einheit über Raum und Zeit hinweg bilden. Ähnlich wie die beiden Körperzellen. Daher der Begriff „Dual“.

Der nächste Schritt ist das Projizieren des einen der beiden Projektoren zu den Zieldaten. Dieser platziert sich dann dort in der Zielgegend.

Er überprüft alle Zustände und Gegebenheiten des dortigen umgebenden Raumes und sendet die Ergebnisse zurück. Sollten sich Störquellen oder Gefahren in der Umgebung befinden, so justiert der Projektor sich in dieser Gegend neu und sendet Korrekturdaten zurück. Sollte aber eine echte Gefahr vorhanden sein, die sich nicht umgehen lässt, wird das Gerät zurück geholt. Die Programmierung des Erkundungsprojektors ist dann mit neuen Zieldaten noch mal durchzuführen.

Ist aber die Platzierung korrekt und der Raumbereich gefahrlos, so werden zuerst alle Funktions- und Baudaten des projizierten Projektors mit denen des zurückgebliebenen verglichen. Wenn notwendig werden eventuelle Korrekturen vorgenommen. Danach übermittelt der zurückgebliebene Projektor alle Form- und Vitaldaten, die vorher erfasst und formiert wurden.

Formieren bedeutet das Verpacken in Sendeeinheiten und Bestücken mit Adress- und Sicherungscodes. Es soll ja alles vollständig und sicher ankommen bezugsweise zurückgeholt werden können. Als letztes wird der zweite Projektor zu den Zieldaten herangeholt und da er baugleich mit dem vorausgeschickten ist, wird er mit diesem verglichen. Sollte bei der Projektion ein Schaden entstanden sein, so wird er gleich repariert.

Durch dieses Dualprinzip wird sichergestellt, dass die beiden Projektoren immer in einem vollkommenen Zustand sind. Sie sind die wichtigsten Geräte bei diesem Transportprozess, wichtiger sogar als das Schiff und seine Besatzung selbst.

Ich hoffe meine Ausführung war verständlich, denn ich selber habe sie nicht verstanden. Ich hatte mir nämlich nur den Text der Wissenschaftler gemerkt.

Das Raum-Zeit-Kontinuum

Man kann dies verstehen, wenn man sich vergegenwärtigt, dass eine Störung im Raum-Zeit Kontinuum gewaltige Probleme bis hin zu schlimmen Katastrophen auslösen kann. Das mag ich zwar nicht recht glauben, aber unsere Wissenschaftler haben da so ihre Methoden, einem eine tierische Angst einzujagen, damit man ja alles richtig und korrekt macht.

Die Anfänge dieser Weltraumtechnik waren begleitet von einigen grausigen Schadensfällen, die ich hier im Einzelnen nicht wiedergeben möchte. Nur soviel, würde es dir gefallen durch eine solche Projektionsstörung plötzlich in einem übergroßen Rachen eines ausgehungerten Dinosauriers auf einem dieser noch unerforschten Randplaneten unserer Galaxis zu materialisieren? Ich mag mir so was nicht vorstellen, deshalb bin ich lieber etwas überkorrekt, auch wenn es lästig ist. Daher möchte ich eindringlichst davor warnen, zu bedenkenlos an diese Technik heranzugehen. Vorsicht also bei der Handhabung von Raum-Zeit Projektionsgeräten. Die Auswirkungen können anders sein, als erwartet.

Um intergalaktische Dualantriebe zu bauen, sollte unbedingt das notwendige Wissen und entsprechende Erfahrung vorhanden sein.

Der Reiz dieser Technik mag groß sein, aber der Schaden kann jede Vorstellung übertreffen, sogar bis hin zur teilweisen Umschreibung der galaktischen Geschichte, in der du selbst vielleicht nicht mehr vorkommst.

Wenn du aber zu jenen gehörst, die sich freuen würden, wenn sie in diesem Sein nicht mehr vorkommen, dann sage ich dir, dass die Schöpfung dich irgendwo wieder anfangen lässt. Du kannst aus dem Sein nicht verschwinden, weil du ein Teil davon bist, aber es gibt unendlich viele Anfangsstadien, von denen aus du wieder mühsam anfangen musst, deine Existenz aufzubauen. Wie oft willst du also wieder als Mücke im Magen eines Vogels verenden? Du hast es schon millionenmal durchgemacht. Darum schütze deine jetzige Existenz.

Der Umgang mit den kausal wirkenden Strukturen der Zeitmechanik verlangt persönliche Integrität und höchste Konsequenz im Handeln. Zum Glück haben einfache Naturen, aufgrund ihres simplen Intellekts, nicht die Fähigkeit wirkungsvoll am Zeitkontinuum herumzubasteln.

Habe ich dir, lieber Leser, jetzt gehörig Angst gemacht? Gut! Das war meine Absicht. Lass also besser deine Finger von dieser Sache und bleib zu Hause. Da ist es meist angenehmer und schöner, als irgendwo weit draußen, in den gefährlichen, dunklen, kalten Weiten des Universums.

Es war also Pflicht für mich, vor dieser Reise an Ausbildungskursen teilzunehmen, in denen mir etwas Wissen über die Wechselwirkungen der Vorgänge in den Zeitebenen vermittelt wurde. Ein Spezialist wurde ich dadurch nicht, ich erhielt nur das notwendige Wissen für diese Reise.

Genug mit der Erläuterung des Dualantriebs, der natürlich viel komplizierter ist, als ich es hier beschreiben kann, geschweige denn überhaupt weiß.

Widerwilliger Start

Ich saß also abflugbereit im Cockpit meines Raumschiffes.

Laut schimpfte ich vor mich hin, kontrollierte alle Anzeigen und wartete auf die Freigabe zum Start. Als sie kam startete ich den normalen interplanetarischen Antrieb, drückte den Beschleunigungsschieber durch und zog die Kiste - das kleine Raumschiff meine ich - in einem steilen Winkel nach oben.

Gewaltige Donnerwellen, wälzten sich kilometerweit über das Land unter mir. Leise ist dieser Antrieb gewiss nicht, aber die sollten unter meinem Zorn ruhig leiden. Warum haben die mich auch verpflichtet.

Mit grimmigem Lächeln und innerlichem Grollen, schaltete ich in der Stratosphäre kurz die Zündung aus, ohne aber die Treibstoffzufuhr zu schließen, mit dem Erfolg, dass sich eine große Treibstoffwolke breitflächig verteilte.

Diese verpuffte als ich die Zündung wieder einschaltete und ich war mir sicher, dass in den nächsten Tagen feiner, schwarzer und klebriger Ruß herunterrieselte. Ich grinste breit und schadenfroh vor mich hin und drückte das Gas voll durch.

Ich vergönnte es denen nicht, gemütlich bei Kaffe und Kuchen, so was gibt es in ähnlicher Form überall in der Galaxis, im Sonnenschein zu sitzen, während ich hier, in dieser engen Kiste das Universum durchkreuzen musste. Man würde mich nicht so schnell vergessen. Sicher bekäme ich eine Vorladung bei der Behörde, wenn ich zurückkomme, aber das interessierte mich jetzt absolut nicht.

Draußen im Weltraum angekommen und mit etwas Abstand zum Planeten, schaltete ich dann den Dualantrieb ein und der vorher einprogrammierte Kurs sagte dem Autopiloten, wohin er mich bringen sollte.

Die Technik wusste, was sie zu tun hatte. Alle Vorgänge liefen ohne Probleme ab. Hochfrequentes Zirpen, verursacht durch den Teleportationsprozess des Dualantriebs, marterte meine Ohren.

Die Stunden schlichen dahin, als wollten sie mit der langsamsten Schnecke, die es im Universum gab, darum kämpfen, wer wohl den Pokal der Langsamkeit gewinnt. Also, die Schnecke hätte ihn wohl nicht gewonnen, war mein Gefühl.

Obwohl der Dualantrieb recht schnell arbeitet, ist doch das subjektive Empfinden des Einzelnen, so wie ich es gerade eben beschrieben habe, äußerst langweilig und ermüdend.

Das mitgegebene Unterhaltungsmaterial war nicht besser. Das waren alte Filme, die ich schon kannte und jene, die ich nicht kannte, waren uninteressant. Spiele hatten sie beigelegt, sowie verschiedene Bücher. Aber ehrlich gesagt waren meine Träume, wenn ich schlief, interessanter als dieser Kram.

Die kleinen Fenster des Schiffes zeigten einen trostlosen Anblick. Nur dunkle, düstere Nacht und das in einer Weise, dass man das Gefühl hatte, es würde tagelang dauern. Nichts von den leuchtenden Sternen, die mit ihrer Schönheit normalerweise den Sternenhimmel überziehen.

An den Rand meiner psychischen Belastbarkeit angekommen, stellte der Dualantriebe seine Arbeit ein. Er war fertig und vor mir lag irgendwo der Ort des Übels und - ich wusste es zu der Zeit damals noch nicht - der Ort der grausamen Weichenstellung meines Schicksals.

Die kleinen Fenster zeigten mir wieder die normalen Bilder des Weltraumes. Funkelnde Sterne leuchteten in den Tiefen der Dunkelheit um mich herum. Weit, weit in der Ferne sah ich eine kleine gelbe Zwergsonne, auf die mein kleines Raumschiff zuhielt.

Das letzte Stück des Weges, welches mich durch den Bereich der Planeten des Systems führte, musste ich mit dem interplanetarischen Antrieb zurücklegen.

Nichts wie hin, alle Fakten sammeln und dann so schnell wie möglich wieder weg von hier, stand in großen dicken Buchstaben auf einer gigantischen, virtuellen Leinwand, die ich in meinem Kopf ausgerollt hatte. Ich wollte so schnell wie möglich wieder nach Hause.

Doch mein Schicksal wollte leider etwas ganz anderes. In meinem, noch ziemlich leeren Schicksalsbuch, war eine andere Zukunft für mich aufgeschrieben. Und - was für eine freche Unverschämtheit - ich wurde nicht einmal gefragt, ob ich das überhaupt wollte. Bei Gelegenheit werde ich mit diesen Herren des Schicksals mal ein paar ernste Worte über Freiheit und Demokratie reden müssen.

01.03 Der Ort des Übels

Das fremde Sonnensystem

Meinen Geräteanzeigen zufolge, lag vor mir ein Sonnensystem. Es musste dasjenige sein, in dem sich der Planet befand, auf dem gerade die Post abging, bezugsweise tragische Ereignisse stattfanden.

Nun ja, dann will ich mal meine Pflicht tun, sagte ich mir. Mit dem normalen, dem interplanetarischen Antrieb steuerte ich in das System hinein. Sein tiefes Brummen hielt das kleine Schiff in eisernen Griff und mich damit natürlich auch. Der Hohlraum in meinem Magen wirkte wie ein Resonanzkasten. Vielleicht sollte ich mal was essen. Was ich folgerichtig auch tat, es half aber nicht.

Das ist einer jener Momente, die einem klarmachen, warum sich alle vor solchen Erkundungsmissionen drücken. Ich nahm mir vor, von jetzt ab immer irgendwelche äußerst wichtigen Aufgaben parat zu haben und wachsam zu bleiben. So schnell würde mich keiner mehr zu solch langweiligen Missionen überreden.

Es dauerte seine Zeit um in dieses Sonnensystem hineinzukommen. Mit einem Tag, irdischer Zeitrechnung, war es mit diesem Antrieb nicht getan. Die Planeten waren auch nicht aufgereiht, wie Perlen auf einer Schnur, sondern drifteten verstreut in einem weiten, flachen Feld um ihre Sonne.

Meine Monitore zeigten mir die beiden großen Gasriesen, Saturn und Jupiter. Natürlich standen sie nicht, wie ein Empfangskomitee, in Reihe und Glied, sondern versetzt zueinander und weit auseinander. Vor diesen Riesenplaneten lagen noch die Bahnen von Neptun und Uranus, die beiden Eisplaneten des Systems. Beide standen jenseits der Sonne.

Jupiter war eindeutig der Boss. Seine Masse, die sich in ihm und in seinen großen Monden, um ihn herum zentrierte, machte ihn einfach dazu. Aufgrund seines Aufbaus war zu vermuten, das er vor langer Zeit einmal eine zweite Sonne in diesem System war. Er gab immer noch sehr viel Energie ab. Mit seinen vielen Monden war er damals sicher ein eigenes, kleines Sonnensystem gewesen.

Saturn mit seinen gewaltigen Ringen, war für mich eine sehr faszinierende Erscheinung. Interessant ist, dass er vom Jupiter fast genau so weit entfernt ist wie dieser von der Sonne. Saturn ist nicht der erste Planet mit einem solchen wundervollen Ringsystem, den ich sah, aber dennoch war ich angetan von seiner Schönheit, zudem ich so etwas hier nicht erwartet hatte. Irgendwie arbeitete in mir wohl das Vorurteil, dass hier alles wüst sein müsse. Mir geht es eben auch nicht anders, als allen anderen in der Galaxis, daheim ist es eben am schönsten.

Ich begann diese Planeten nach der lautstarken Ursache des spirituellen Jammerns abzusuchen, welches ja Anlass für meine Anwesenheit hier war. Die Sensoren meiner Telemetrik waren sehr gut und lieferten auch viele aussagekräftige Daten. Irgendwie war ich mir sicher, dass sie auf einem dieser beiden großen Planeten zu finden sein mussten, doch da lag ich wohl falsch. Auf Jupiter und Saturn konnte ich nichts finden, nur die Auswirkungen der heißen Kämpfe gegensätzlich geladener elektrischer Luftschichten.

Uranus und Neptun konnte ich schnell ausschließen. Diese waren total vereist und wiesen keine Lebenszeichen auf. Obwohl solche Planeten, wenn sie genug Eigenwärme haben, vielfältiges Leben tragen könnten. Saturn und Jupiter waren, aus meiner Sicht eher geeignet, hochentwickeltes Leben zu haben, aber dies war nicht der Fall. Erst, als ich auf den äußeren vier Planeten absolut nichts finden konnte, kam ich auf den Gedanken doch mal die Informationen, die man mir mitgegeben hatte, genauer anzuschauen. Erstaunt stellte ich fest, dass dort nichts von Gasriesen erwähnt wurde. Aber eine genauere Beschreibung war nicht vorhanden, also hatte ich weiterzusuchen. Pluto schloss sich von selber aus. Er war viel zu klein und außerdem gerade irgendwo weit weg.

Ich flog also tiefer in das Planetensystem hinein näher an die Sonne heran. Dort waren meinen Sensoren zufolge noch weitere Planeten. Es waren kleinere zwar, aber sie hatten genug feste Oberfläche, und eine Atmosphäre. Einer von ihnen hatte sogar viel flüssiges Wasser. Dies war Voraussetzung für Leben, auch intelligentes Leben, na ja, hier sollte man besser sagen, halbintelligentes Leben, da die Signale, die unsere Wissenschaftler auffingen, auf Mord und Totschlag hinwiesen.

Intelligentes Leben bringt sich nicht gegenseitig um. Mord und Todschlag ist ein totaler Widerspruch gegenüber dem Begriff Intelligenz.

Intelligenz hilft dem anderen, sein Potential zu entfalten um selbst Nutzen davon zu haben. Mit guten Partnern, kann man gute Geschäfte machen. Daraus entstehen Wohlstand, Erfolg und ein Aufblühen der Kulturen. Dies fördert wiederum Kunst und Wissenschaft zur Freude und zum Nutzen aller.

Hilfe, Unterstützung, Aufbau und Entfaltung, sind ein Ausdruck von Intelligenz. Selbst Egoisten, die es in unseren Kulturkreisen auch gibt, haben begriffen, dass es ihnen um so besser geht, je besser es den anderen geht, denn nur mit Wohlhabenden kann man gute Geschäfte machen.

Aber Halbwilde haben das noch nicht begriffen. Man kann ihnen das auch nicht direkt sagen, es fehlt einfach das intellektuelle Potential, um solche Informationen aufnehmen und umsetzen zu können.

Diese langweilige Reise, ließ alle möglichen Gedanken durch meinen Kopf ziehen. Also, nicht erstaunt sein, wenn ich lebensphilosophische Erkenntnisse ausbreite. Vielleicht nutzen sie sogar dem einen oder anderen.

Die inneren Planeten

Vor mir lagen nun die inneren Planeten des Sonnensystems. Sehr zu denken gab mir der breite Asteroidengürtel, der sich zwischen den Planeten Jupiter und Mars befand. Die Menge dieser Bruchstücke und die räumliche Anordnung ließen mich auf den Gedanken kommen, dass hier vielleicht mal ein Planet war, der durch irgend etwas zerstört wurde. Ob dies auf natürliche Weise oder durch Mithilfe einer solchen halbintelligenten Spezies wie zuvor beschrieben, geschah, ließ sich ohne nähere Nachforschungen nicht ermitteln.

Obwohl ich kein Astrophysiker bin, fiel mir auf, dass die Planetenanordnung verändert war. Es ist so, dass jeder Planet vom äußersten, dem Neptun, an in Richtung Sonne, fast doppelt so weit von der Sonne entfernt ist, wie der nächste Planet in Richtung Sonne. Allerdings stimmt dies, um einen gewissen Betrag nicht. Daher schließe ich daraus, dass anstelle des Asteroidengürtels einst ein größerer Planet an dieser Stelle, die Sonne umkreiste. Ich schätze, dass er ungefähr so groß wie der Mars war, aber durch irgend etwas zerstört wurde. Die Folge war, dass die Planeten weiter nach innen, Richtung Sonne, rutschten und sich daher die exakten Verdoppelungsabstände verringert hatten.

Da aber scheinbar noch genug Materie auf der Asteroidenbahn vorhanden blieb, wurden die äußeren Planetenbahnen nicht instabil. Ansonsten wäre der massige Jupiter ein viel größeres Stück nach innen, zur Sonne hin gerutscht, nachgefolgt von den restlichen Planeten, Saturn, Uranus und Neptun.

Die inneren Planeten Erde, Venus und Merkur hatten eine eigene Anordnung.

Da ich, wie schon erwähnt, kein Astrophysiker bin, vermag ich nicht zu sagen, was da wirklich mal passiert ist. Vielleicht hat die restliche Masse des Asteroidengürtel noch genug Gravitation aufbringen können und somit ein größeres Nachrutschen der Planeten verhindert. Wie gesagt ich kann nur Vermutungen anstellen.

Nun ja, ich näherte mich dem Planeten, den die Menschen den Roten Planeten nennen. Zufällig stand der er an diesem Ort, er hätte auch auf der anderen Seite der Sonne sein können, aber dem war nicht so.

Damals wusste ich noch nicht, was ich vorfinden würde. Dass sich da eine rotfarbene Wüste über den ganzen Planeten dahinzog, bedeutete für mich noch lange nicht, dass es hier keine Auseinandersetzungen gegeben hatte. Im Gegenteil, vielleicht war schon alles vorbei, und ich bin zu spät gekommen. Wäre mir auch recht, dann könnte ich gleich wieder umdrehen und nach Hause fliegen, bin sowieso nicht gerne hier. Trotzdem prüfte ich alles und stellte fest, dass hier seit undenklichen Zeiten nichts mehr passiert war. Viel später erfuhr ich, dass die Menschen diesem Planeten den Namen ihres Kriegsgottes verpasst hatten. Allerdings gaben sie dem anderen nahen Planeten den Namen einer Liebesgöttin. Daran lässt sich unschwer erkennen, dass sich die Lebensgestaltung der Völker des Planeten dazwischen, zwischen Liebe und Krieg abspielte.

Es gab also noch drei weitere Planeten, die ich zu überprüfen hatte. Sie verteilten sich auf die Kreisbahnen zwischen dem roten Planeten und der Sonne. Diese standen zur Zeit recht weit auseinander. So kam es, dass ich mit meinen Sensoren als weitere Planeten Venus, die sogenannte Liebesgöttin, und Merkur, den römischen Gott des Handels, erfasste. Merkur war zu nah an der Sonne, den konnte ich gleich abhaken. Venus war überhitzt, so kam auch dieser Planet nicht in Frage, es sei denn seine Bewohner haben sich inzwischen gegenseitig die Hölle heiß gemacht, dann hätte sich dort auch die Sache erledigt.

Blieb noch ein Planet, der auf einer Bahn zwischen Mars und Venus kreiste, von meiner momentanen Position aber relativ weit weg war. Er kam gerade hinter der Sonne hervor, genauer gesagt, ich flog in einer Kreisbahn um die Sonne und kam ihm entgegen.

Als ich mal wieder zu meiner Telemetrik hinüberschaute sah ich, dass die Sensoren fündig wurden. Sie erfassten irgendwelche elektromagnetischen Wellen. Aus Neugier heraus, schaltete ich die Lautsprecher an, vernahm aber nur eine Menge unverständlichen Krach. Es war mir klar, dass dort Radiowellen zur Kommunikation verwendet wurden, daher begann ich meine Empfangsgeräte einzujustieren, in der Hoffnung etwas verstehbares zu hören, hatte aber keinen Erfolg.

Eigentlich war es ja auch nicht meine Aufgabe, den dortigen Funkverkehr abzuhören, wozu hatte ich schließlich die vielen Empfangs- und Aufzeichnungsgeräte an Bord.

Unterdessen näherte sich mein kleines Raumschiff langsam diesem Planeten, dem Ort des Übels sozusagen, ein anderer konnte es ja nicht sein.

Die Erde

Und dann war es soweit, ich schwebte über dem Planeten Erde, wie ihn seine Bewohner nennen. Hätte ich vorher gewusst, was nun auf mich zukam, ich wäre überall hingeflogen nur nicht hierher.

Mein Auftrag lautete aber, genau hier Daten zu sammeln. Dafür hatte man mir diese vielen verschiedenen Sensoren und Geräte mitgegeben, die automatisch nach Daten suchten und diese dann einfingen. Ich selbst brauchte nichts zu tun, außer eine geeignete Umlaufbahn anzusteuern und die Geräte einzuschalten. Alles war vorbereitet, das Schiff hatte den Planeten, nur eine Zeitlang über die Pole zu umkreisen.

Genauso widerwillig, wie ich hergeflogen war, tat ich was man von mir erwartete. Ich suchte nach einem geeigneten Orbit, der mich über die Hauptaktionsgebiete, der Auseinandersetzungen führte und schaltete die Geräte nacheinander ein. Meinen Einschätzungen zufolge, war der Stand der Technik noch sehr primitiv. Ich brauchte also nicht mit Entdeckung rechnen. Mir war es schon zuviel hier sein zu müssen, geschweige denn noch irgendwelche Konfrontationen zu haben.

Nachdem die Geräte arbeiteten, blieb für mich nicht mehr viel zu tun übrig. Das sinnvollste, was ich machen konnte, war, mich schlafen zu legen. So konnte ich am besten diese langweilige Zeit überbrücken. Also legte ich mich in meine Koje und flüchtete in das Land der Träume.

Doch dies war der verhängnisvollste Fehler, den ich je in meinem Leben begangen hatte.

Die tragische Kollision

Gerade, als ich im schönsten Schlummer lag, krachte es gewaltig. Ein mächtiger Schlag riss mich aus meinem Lager, schleuderte mich an die gegenüberliegende Wand und wieder zurück. Mein Körper wirbelte durch den Raum meiner kleinen Kammer. Irgendwo fand ich glücklicher Weise einen Halt.

Dann war es still - beängstigend still. Um mich herum herrschte Dunkelheit, alle Lichter waren aus, sogar das Notlicht versagte. Als sich meine Sinne langsam wieder sammelten, erkannte ich das kleine Fenster in der Tür zum Cockpit vor mir. Ich hangelte mich dorthin und schaute durch das Glas. Ein entsetzlicher Scheck fuhr durch meine Glieder. Da, wo eigentlich mein Cockpit sein sollte, war plötzlich leerer Weltraum - das ganze Cockpit war weg - weg, einfach weg.

Mein Blut, so etwas ähnliches hatte auch ich, gefror mir in den Adern. Es verwandelte sich aber sogleich in strömende, heißflüssige Lava, um sofort wieder zu Eis zu erstarren. Ich befand mich in einer aussichtslosen Lage. Möge der Himmel meine arme Seele aufnehmen.

Anstelle des Cockpits schob sich dafür aber das grandiose, strahlendes Bild der Oberfläche des Planeten Erde in das Blickfeld - wunderschön. Doch in diesem Moment konnte ich mich darüber wirklich nicht freuen. Ich war auf das äußerste geschockt und wusste in diesem Augenblick nicht, wie das überhaupt passieren konnte. Mein Schiff hatte einen Schutz, der Kollisionen verhindern sollte.

Leider hat dieser aber aus irgend einen Grund seine Arbeit nicht getan. Viel später, erfuhr ich, was mein Schiff so schwer beschädigte. Meine Flugbahn, führte mich über den Kontinent, der im Mittelpunkt der kriegerischen Auseinandersetzungen, in Mitteleuropa, stand. Dort wurden neuartige Flugkörper entwickelt. Wissenschaftler waren dabei senkrecht startende Geräte zu erproben. Es waren die ersten, die in der Lage waren, sehr große Höhen zu erreichen.

In dem Augenblick, als mein kleines Raumschiff über das Testgelände, welches vor einem kleinen Meer lag, flog, rauschte eine dieser Raketen von unten heran und zertrümmerte mein Cockpit. Unten auf der Erde wusste man nicht, was geschehen war. Man hielt die Explosion wohl für eine technische Fehlfunktion, die bis zum nächsten Test behoben werden musste.

Hätte ich nicht gerade geschlafen, so würde ich diesen Flugkörper sicher rechtzeitig bemerkt haben. Doch ich nahm an, aus welch einfältigen Grund auch immer, dass diese Menschen da unten, einen solchen Entwicklungsstand noch nicht erreicht hatten. Aufgrund meiner Naivität, fühlte ich mich in Sicherheit. Warum aber der Kollisionsschutz meines Raumschiffes nicht aktiviert war, blieb mir bis heute ein Rätsel. Eigene Nachlässigkeit kann ich nicht ausschließen. Aber so ist es halt, wer ist schon vollkommen, und ich werde in dieser Disziplin sicher auch nie einen Pokal gewinnen.

Meine Erdumrundungen waren damit abrupt beendet. Mein kleines Raumschiff, drang jetzt in die dichteren Schichten der Atmosphäre ein. Dort zerbarst der Rest. Meine kleine Kammer wurde aufgerissen und konnte mich nicht mehr schützen.

Die Erde zog mit Macht alles nach unten - alles, auch mich, aber das merkte ich nicht mehr, meine Sinne waren mir entschwunden. Dunkelheit hüllte mich ein.

Die Trümmer der Rakete, die meinen Flug abrupt abbremste, sowie der Rest meines Raumschiffes durchdrangen als glühende Fragmente die Schichten der Atmosphäre. Alles fiel herunter und krachte nacheinander, wie Geschosse, auf die Meeresoberfläche, des kleinen Binnenmeeres im Norden Europas.

Weit außer Sichtweite irgendeiner menschlichen Siedlung, verschwanden alle Trümmer in den Tiefen des kalten Wassers.

Dass ich diesen Absturz nicht überlebte, kann sicher jeder verstehen, denn auch Außerirdische halten nicht alles aus. Trotzdem ist meine Geschichte damit noch nicht zu Ende, im Gegenteil, eigentlich fängt sie jetzt erst an.

01.04 In geistigen Sphären

Das kalte Meer

Als ich wieder zu mir kam, war ich durchdrungen von ambivalenten Gefühlen und Empfindungen. Langsam kam meine Erinnerung zurück. Mein Raumschiff, lag jetzt auf dem Grunde dieses kleinen Meeres, welches ich eben noch überfliegen wollte. Ich wurde sozusagen abgeschossen. Schande über mich, warum konnte ich nicht wachsamer sein. Der Unfall geschah zwar ohne Absicht, wie mir erst später klar wurde, aber dennoch mit schicksalhafter, tödlicher Präzision.

Aber wieso schwamm ich hier oben? Wie bin ich da lebend rausgekommen? Ich sah mich um und staunte. Wieso kann ich plötzlich fliegen?

Ich wunderte mich noch mehr. Ich schwebte einen Meter über dem Wasser. Wie kann das sein? Unter mir schob der Wind kleine Wellen dahin.

Es gab nur eine einzige Antwort, doch ich brauchte eine Weile, bis mir die Sache klar wurde. Nicht nur mein Raumschiff auch mein Körper, lag unten auf dem Meeresgrund und war nicht länger nutzbar. Der Schaden war nicht reparabel.

Wie konnte ich nur die kriegerische Situation hier so sehr unterschätzen, warf ich mir vor. Ich fühlte mich seelisch zerrissen. Einerseits empfand ich noch die räumliche Realität, in der ich die letzten Tage verbrachte, die jetzt aber auf dem Grund des Meeres lag und mich festhielt und andererseits schwebte ich seltsamer Weise über den Wellen dieses Gewässers.

Ich wusste im Augenblick nicht, wo ich hingehörte. Eigentlich wusste ich im Augenblick gar nichts. Aber es gab mich noch, stellte ich fest. Wie eine dunkle Wolke hing der Schreck des Erlebnisses über mir und benebelte mein Denken und Fühlen. Meinem stofflichen Körper war ich mir noch sehr bewusst. Zum Teil hing ich noch in ihm, aber er schien nicht mehr zu mir zu gehören – seltsam.

Langsam zentrierte sich mein Bewusstsein über der Meeresoberfläche und die Empfindung der Konturen meines Körpers sowie des Schiffsraumes verschwand.

Ich sah die Wellen, den blauen Himmel, die weißen Wolken, ich nahm alles wahr. Nur den Wind, der die Wellen bewegte nahm ich nicht wahr – halt, doch - im gleichen Augenblick in dem ich an den Wind dachte, spürte ich ihn auch. Es war ein wohliges Gefühl getragen zu sein. Ich schwebte gewichtslos über der Oberfläche dahin. Eine Leichtigkeit, wie man sie körperlich nur annähernd spürt, wenn die Wellen des Meeres einem tragen.

Mir wurde klar, das ich jetzt nicht viel mehr war, als eine kleine Wolke aus Seelensubstanz ohne Körper, die über der Meeresoberfläche dahintrieb.

Jonas der Sucher

Nach einer geraumen Zeit, wie lange weiß ich nicht, spürte ich, dass mich jemand anschaute. Konturen eines Gesichtes formten sich, wie aus einem Nebel heraus. Dieses Gesicht hing vor mir in der Luft, auch wie eine kleine Wolke, die sich immer mehr ausformte und detailgenauer wurde. Der restliche Körper erschien sehr nebelhaft, durchsichtig und war nur zu erahnen.

Es sah mich prüfend an und ich verspürte Fragen wie: Wer bist denn du und wo kommst du her? Hinzugefügt kam eine sich selbst bestätigende Frage: Du bist nicht von hier, von der Erde, nicht wahr?

Ja, ich war nicht von hier und ich wollte eigentlich auch nicht hier sein. Ich will wieder nach Hause! Dieser Gedanke war eine schmerzliche Empfindung, die mich in diesem Moment durchdrang und von meinem Gegenüber wurde das auch so wahrgenommen.

„Ich bin Jonas“, sagte er und ich spürte noch einmal seine Frage nach meiner Herkunft: „Wer bist du und wo kommst du her?“

Es ist sicher wichtig zu erwähnen, dass dieses Gespräch ein wortloses Gespräch war. Im Gegensatz zur materiellen Lebensebene empfindet man hier sofort alle Emotionen und damit eben auch alle Fragestellungen und Antworten. Ich versuchte die Frage des Fremden zu beantworten, indem ich eine Vision entwarf, von dem schönen aber weit entfernten Planeten, der meine Heimat war. Das wurde verstanden.

Rückreiseversuch

Die Antwort kam sofort: „Auf was wartest du noch, wenn du dahin zurückwillst? Du weißt sicher, dass Zeit und Raum nur Illusion sind. Und du bist jetzt frei von materiellem Ballast. Stell dir deine Heimat plastisch vor und entwickle ein starkes Verlangen danach, dann werden dich deine Gedanken und Emotionen auf schnellstem Weg dahin zurück bringen, schneller als es irgend ein Raumschiff könnte.

Du kennst doch sicher auch das spirituelle Gesetz welches besagt: Du musst zuerst angekommen sein, bevor du losgehst, sonst kommst du nicht an!“

Ich war verdutzt. Eigentlich wusste ich das ja, wenn auch mit anderen Worten, aber vor lauter Jammern habe ich nicht daran gedacht. Es handelt sich um ein psychologisches Prinzip.

Klar doch, logisch, mache ich, sofort. Hab ich zwar noch nie gemacht, bin ja auch eigentlich das erste Mal tot, zumindest in meinem jetzigen Leben.

„Der Dualantrieb!“, sagte ich, weil es eigentlich das gleiche Prinzip ist.

„Dualantrieb?“, fragte Jonas.

„Ja, mit dem Dualantrieb reisen wir durch die Galaxis“, erwiderte ich. „Wir schicken erst einen Projektor dorthin, wo wir hinwollen. Und wenn sich dieser dort materialisiert hat, können wir mit ihm unser Ziel erreichen.“

„Interessant“, bemerkte Jonas, „kenne ich zwar nicht, aber wenn er dich hergebracht hat, muss er wohl funktionieren.

„Warum klappt es nicht?“, fragte dieser fremde Geist, der sich Jonas nannte und nur mit seinem Gesicht vor mir in der Luft hing. In dieser spirituellen Ebene war es möglich all die gedanklichen Vorgänge zu erfassen, die in einem anderen ablaufen. Also hatte er meine Gedanken mitverfolgen können und wusste genauso wenig wie ich, warum es nicht klappte.

„Ich denke mal, dass das Problem an dem Erdfeld des Planeten hier liegt“, sagte er, „wir haben auch schon festgestellt, dass es massiver ist, als auf anderen Planeten, es bindet die Geister einfach stärker. Aber ein geschulter Geist kann diesen Planeten durchaus verlassen.“

Ich musste eingestehen, dass ich leider nur theoretische Kenntnisse besaß und absolut kein geschulter Geist war, der entsprechend handeln konnte.

„Nun,“ meldete sich mein Gegenüber wieder, „ich schlage vor du kommst erst einmal mit. Vielleicht kann dir ein Navigator helfen.“

„Navigator?“, fragte ich verwundert.

„Ja, ein Navigator“, antwortete er, „Navigator ist jemand, der anderen hilft ihren Weg durch die spirituellen Ebenen zu finden. Manche schaffen es eben nicht aus eigener Kraft, wie du gerade festgestellt hast.“

„Interessant,“ rutschte es mir raus, „ein Navigator, warum nicht.“

Ich hatte noch nie etwas von solchen Navigatoren gehört, und ich ahnte, dass da noch mehr auf mich zu kam, von dem ich noch nichts gehört hatte.

Die weite Ebene

Jonas nahm mich an die Hand und zog mich, über das Wasser, in einer Art Gleitflug weg. Ich war erstaunt, was für ein Flug. Er brachte mich weg von hier, weit hinein in das Landesinnere. Es war ein schneller, und kurzer Flug. Was ich dann allerdings am Ziel vor mir sah, verschlug mir die Sprache.

Ich war mir darüber im klaren, dass wir uns hauptsächlich in der geistig-spirituellen Ebene befanden, die eine etwas andere Geographie, als die irdischmaterielle, hatte. Trotzdem konnte man beide, die irdische und die spirituelle, klar erkennen und auch auseinander halten, obwohl sie sich überdeckten. Eine fast unendliche spirituelle Ebene, weit über den erkennbaren Horizont hinaus, erstreckte sich über die irdische Geländeformation.

Das beeindruckende daran aber war, die Überfüllung mit unzählig vielen Menschen, die ihre Körper verloren hatten. Überall standen sie herum, in Gruppen, kleinen Gruppen, großen Gruppen, sehr große Gruppen. Mein ganzes Sichtfeld war voll von Menschen.

„Was ist das,“ erschüttert entfuhr mir diese Bemerkung, als wir näher kamen.

„Ja, all diese Menschen waren gestorben, sonst wären sie nicht hier“, antwortete mein neuer Bekannter, den ich inzwischen in seiner ganzen Gestalt, die er mit einem hellen Umhang bedeckte, wahrnahm. Mit sehr betrübter Stimme meinte er, „die irdischen Kriegsparteien haben ganze Arbeit geleistet. Dort kannst du die Resultate des stattgefundenen Krieges sehen. Zu viele Menschen, die ihren Körper verloren haben und nun mit der Situation nicht klar kommen.

Wir sind hier um zu helfen, wo wir können. Wir suchen sie von überall her zusammen, und das hier ist nicht der einzige Sammelplatz.“

Ich war bisher noch nie mit den Resultaten eines grausamen Krieges konfrontiert gewesen. Je näher wir herankamen, desto mehr steigerte sich mein Entsetzen.

Ich bitte dich lieber Leser um Verständnis, wenn ich hier nicht weiter in negative Detailbeschreibung gehen möchte. Obwohl ich inzwischen mitbekommen habe, dass es auf dieser Welt hier, eine Art Mode ist, sich die verschiedenartigsten Grausamkeiten lebhaft vor Augen zu führen.

Ich selber, möchte dies lieber vermeiden. Welchen Schaden solches in der Tiefen der eigenen Psyche anrichten kann, ist wohl den wenigsten bewusst. Es scheint sogar so zu sein, als gehöre es zum guten Ton, sich von den Medien Gewalt, Mord und Totschlag täglich vor Augen führen zu lassen. Die vielfachen schädlichen Auswirkungen sind ihnen nicht bewusst.

Für mich ist ein solches Verhalten entsetzlich. Ich wünschte, die heutzutage verantwortlichen Leute hätten sich das hier mal angeschaut. Eine fehlerhafte Verarbeitung dessen, was man geistig in sich aufnimmt, kann zu sehr schädlichen Resultaten führen. Denn in der spirituellen Ebene kann sich alles gestalten und es hat wirkende Kraft auf den Körper und seine Funktion, vom Verhalten der Person ganz abgesehen.

Die Einsatzzentrale

Diese vielen Menschen, die ich hier sah, waren das Resultat ihres Denkens und Handelns. Und sie hatten keine Ahnung, wie viel Macht ihre geistige Haltung, ihr Denken und Handeln über ihr Leben und ihre Körperlichkeit hatte. All die Prozesse, die zu diesem scheußlichen Krieg führten, wurden von ihrer gemeinsamen geistigen Einstellung erzeugt. Aber sie wussten es nicht.

„Sie sind viel zu viele für uns,“ sagte Jonas, „wir suchen sie auf der ganzen Erde zusammen und es werden immer mehr. Wir sind schon längst an den Grenzen unserer Möglichkeiten angelangt, wir können jede helfende Hand gebrauchen. Aber komm erst einmal mit, schauen wir mal, wie wir dir helfen können.“

Ich fragte vorsichtig, warum man sich denn diese Mühe machte und es nicht einfach der natürlichen Evolution überließe. Es würde sicher etwas länger dauern, bis sich wieder normale Verhältnisse eingestellt hätten, aber irgendwann würde die Sache doch wieder in Ordnung sein?

Jonas schaute mich prüfend an, erläuterte mir aber den Grund: „Schau, es ist einfach besser, wenn alles so schnell wie möglich wieder in Ordnung kommt.

Viele dieser Menschen hier, die ihren Körper verloren haben, sind schwer geschädigt. Sie haben schlimme Erlebnisse hinter sich, wodurch ihre Seelen sehr verletzt und ihr Geist teilweise zerrissen wurde.

Werte wie zum Beispiel Achtung, Hilfsbereitschaft, Fürsorge, Nächstenliebe, soziale Verantwortung, Liebe und Zusammengehörigkeit, sind bei vielen beschädigt worden. Sie wissen nicht mehr, was sie glauben sollen, was richtig oder falsch ist. Ihre Wertescala hat sich verändert.

Daher müssen wir jetzt so gut es geht helfen und heilen, damit später nicht ein noch größerer Schaden entsteht.“

Wir durchquerten einen Teil der Ebene und gelangten zu einer Art provisorischer Einsatzzentrale.

„Jonas, wen hast du den da mitgebracht?“, fragte eine recht amtlich aussehende Person mit lauter Befehlsstimme. Ich wurde eingehend betrachtet.

„Hast du ihn wirklich hier gefunden, hier auf der Erde? Er ist doch nicht von diesem Planeten. Aber wer kommt denn hierher, in diese öde wilde Gegend und vor allem warum?“

„Ich“, ich kam ins Stammeln, „ich wollte ja auch gar nicht hierher. Ich wurde gezwungen hierher zu kommen“, rechtfertigte ich mich, „unsere Wissenschaftler wollten wissen, was hier los ist und als ich im Orbit war, wurde ich auch noch abgeschossen.“

„Er will wieder nach Hause“, erläuterte Jonas, „aber er schafft es nicht aus eigener Kraft. Haben wir nicht einen Navigator frei, der ihn nach Hause bringen kann?“

Ein heftiges lautes Lachen, oder etwas das so klang, überdeckte seine Worte: „Jonas, Jonas, einen Navigator frei, hast du dich nicht umgeschaut, die paar, die wir hier haben, sind schon halb tot. Die sind alle schon viel zu lange im Einsatz. Neulich erst mussten wir eine Gruppe von Leuten zurückholen, weil sie am falschen Ort, irgendwo in der Galaxis abgesetzt wurden.

Jonas“, jetzt klang die Stimme sehr ernst, „ich bin nicht bereit einen Navigator abzustellen für einen gelangweilten Weltraumtouristen, der nichts besseres weiß, als hierher zukommen, um sich dann auch noch abschießen zu lassen. Und die Leute die ich dringend brauche sind nicht hierher zu kriegen!“ Das saß. Jonas sah betrübt zu mir herüber, und ich war deprimiert.

Wie eine Seifenblase zerplatzt meine Hoffnung, bald wieder nach Hause zu können.

Das Jobangebot

„Hör mal“, der Einsatzleiter sprach mich an und seine Stimme war freundlich geworden, „was willst du eigentlich jetzt schon zu Hause? Du kriegst wahrscheinlich erst einmal mächtig Ärger und einige Vorwürfe zu hören, weil du ohne dein Raumschiff zurück nach Hause kommst. Dann wirst du erklären müssen, wo du deinen Körper gelassen hast. Überlege mal, man wird dir doch nur vorhalten, dass du besser aufpassen hättest müssen. Außerdem solltest du lernen, dass die Stofflichen mit uns Spirits nicht besonders höflich umgehen, weil ihnen andere Dinge wichtiger sind. Bleib erst einmal bei uns. Hier wirst du gebraucht. Wir würden uns sehr freuen und machen dir bestimmt keine Vorhaltungen.“

„Jonas“, er wendete sich Jonas zu, „du hast mir doch schon einige Male gesagt, dass du dringend einen Helfer brauchst. Unser Freund hier würde sich doch dafür bestens eignen.“

Ich fühlte mich übergangen und wendete schnell ein, dass ich gar nicht weiß, ob ich für so was überhaupt die Nerven habe. Der Leiter versuchte mich mit dem Argument zu beruhigen, dass keiner für das, was hier los war, die Nerven habe. Das ist ja heiter, dachte ich und schaute betreten zu Boden, selber bin ich ein Bruchpilot und nun soll ich auch noch anderen helfen, wie soll das gehen?

Als ich aufschaute sah ich die beiden, Jonas und den Leiter grinsen. Ich hatte vergessen, dass hier, im spirituellem Gefilde, alle persönlichen Gedanken wie offene Bücher, für jeden lesbar waren.

„Komm schon“, munterte mich der Leiter auf, „hilf dem Jonas, bei seiner Arbeit. Er ist ein guter Kerl und braucht dringend Unterstützung.“ Was sollte ich da noch sagen. Weg kam ich von hier ohne fremde Hilfe sowieso nicht. Die einzigsten, die mir helfen könnten, waren überlastet und nicht in der Lage dazu, im Gegenteil, sie brauchten eher meine Hilfe.

Ich schaute Jonas an und fragte: „Glaubst du wirklich, dass ich euch helfen kann?“

„Aber sicher, wir brauchen dich sogar dringend. Komm mit mir mit, ich zeig dir Dinge, die du vielleicht noch nie gesehen hast.“

Ich ahnte schlimmes, und - es kam schlimmer.

01.05 Job als Seelensucher

Als Sucher unterwegs

Fängt ja gut an, dachte ich, kaum richtig angekommen, schon muss ich arbeiten. Jonas nahm mich mit - auf seine Art. Er fasste mich bei der Hand und ab ging es. Das spirituelle Reisen ist eine feine Sache.

Ich wusste anfangs nicht wo Jonas hinflog. Ich konnte mich damals sowieso nicht orientieren. Also war es eigentlich egal wo wir waren. Sicher sagte er mir durchaus ab und zu, in welcher Stadt oder welchem Gebiet wir uns befanden, aber woher sollte ich wissen, wo das war.

Wir durchstreiften trübe Orte, auf der Suche nach verlorenen Seelen. Und wir fanden sie. Jonas meinte, es wären tausend mal mehr, als zu normalen Zeiten und dringend notwendig die Situation dadurch zu entspannen, dass wir schnellstens all die fänden, die sich selber nicht helfen konnten. Sie wären eine latente Gefahr für sich und die anderen, einschließlich jenen Menschen, die noch in ihrem stofflichen Körper lebten. Ich fand zwar die Gesamtsituation sehr schrecklich, war mir aber nicht bewusst, in welcher Weise da eine Gefahr entstehen könnte.

„Schau“, sagte Jonas, „Seelen sind spirituelle Wesenheiten. Sie bestehen hauptsächlich aus Energie, in Form gehalten von ihrem Geist. Verkenne aber nicht, wir beide sind im Augenblick auch solche Seelen.

Geist gibt der Seele ihre Form, ihren Charakter und er bestimmt auch ihr Wirken. Eine Seele ist kein unzerstörbarer Monolith. Sie sind abhängig von inneren und äußeren Einflüssen. Teilbereiche können daher durchaus abgetrennt werden, durch was auch immer. Und genau da liegt das Problem. Wird eine Seele durch irgendwelche Umstände beschädigt oder sogar zerrissen, so wird auch ihre geistige Struktur zerrissen. Diese Fragmente sind in der spirituellen Welt durchaus weiter lebensfähig.

In der materiellen Welt wäre dies nicht möglich. Ein Teil eines materiellen Körpers, oder irgend ein Organ von ihm, würde zerfallen. Nicht so in der spirituellen Welt, dort würden die Teile ihre Funktion weiter behalten und ausführen wollen. Und ihnen ist immer noch eine rudimentäre, also eine Basisintelligenz zu eigen. Die Dinge funktionieren in der spirituellen Welt einfach anders, als in der materiellen Welt. Jede Seele ist so etwas wie eine kleine Wolke Lebensenergie mit einer eigenen Identität, die ihren inneren Trieben nachfolgt.

Aber die materiellen Menschen bedenken dies meist nicht und können zudem die Folgen ihres eigenen Handelns selten erkennen. Sie reden daher lieber von einem schlechten Schicksal.

Wenn ein Mensch stirbt, selbst wenn sein Körper in viele Teile zerfällt, wird die Seele im Wesentlichen heil bleiben. Normalerweise ergeben sich selten solche Probleme, wie ich sie eben geschildert habe.

Aber in Kriegszeiten, wenn viele Menschen durch die Geschehnisse schon vorher seelisch zerrissen wurden, ist es nur der materielle Körper, der die Seele noch zusammenhält. Stirbt dieser, bevor wieder eine innere Harmonie und ein seelischer Zusammenhalt entsteht, driften die Teile seiner Seele auseinander.“ Jonas schwieg.

Seine Worte hatten mein Denken aufgewirbelt. Ich hatte bisher geglaubt, etwas von den spirituellen Vorgängen zu wissen, aber er zeigte mir, dass ich eigentlich keine Ahnung hatte.

Jonas sprach weiter: „Du verstehst jetzt sicher den Sinn unserer Arbeit. Und wenn man bedenkt, dass freie Seelen durchaus auch das Universum durcheilen können, ist es absolut notwendig, so gut es nur geht, hier zu helfen um schlimme Auswirkungen zu verhindern, die in Folge des Geschehens ganz woanders stattfinden könnten.

Leider wissen solche, noch in den Kinderschuhen steckenden Spezies, nichts von den dramatischen Zusammenhängen, die weit über ihr eigenes Lebensfeld hinausreichen. Man kann ihnen nicht einmal böse sein, sie wissen es einfach nicht. Sie halten sich zwar für sehr intelligent, weil sie schon einige wissenschaftliche Errungenschaften haben, aber in Wirklichkeit können sie nicht über ihre Nasenspitze hinausdenken, da sie eigentlich immer noch erst am Anfang ihrer Entwicklung stehen.“

Die Suche nach verlorenen Seelen

„Lass uns mit unserer Arbeit anfangen“, sagte Jonas.

Wir begannen zu suchen, nach verlorenen Seelen und wir fanden sie überall.

Sie waren in Ruinen, in Kellern, auf Mauern, in Winkeln, auf Fenstersimsen, in ausgebrannten Fahrzeugen, sie waren einfach überall. Es waren viel, zu viele orientierungslose Seelen, die sich immer noch als lebendige Menschen wahrnahmen, aber nicht verstanden, was eigentlich mit ihnen los war. Der mörderische Krieg, in den letzten Jahren, hatte ihnen zwar ihre materiellen Körper geraubt, aber das war vielen nicht bewusst. Da die Welt, die sie kannten, nicht mehr so funktionierte, wie sie es gewohnt waren, wussten die viele auch nicht, was mit ihnen geschehen war. Mitmenschen reagierten nicht mehr auf sie, Familienangehörige und Freunde übersahen sie und sprachen nicht mehr mit ihnen. Verschreckt und verstört liefen sie herum. Sie wussten nicht wohin sie sollten und verkrochen sich daher irgendwo.

Im Normalfall werden Seelen, wenn sie ihren Körper verlassen von ihren vorausgegangenen Angehörigen abgeholt, aber zur Zeit herrschte überall Chaos.

Die noch in einem Körper lebenden Menschen, bis auf wenige Ausnahmen, konnten dies alles nicht wahrnehmen. Befindet man sich aber in der spirituellen Ebene, so hat man das augenblickliche Elend direkt vor Augen.

Die Leute zu finden war relativ einfach, doch zu überzeugen, dass es sinnvoll ist mitzukommen, konnte manchmal recht schwierig werden.

Jonas hatte seinen Stil: „Hallo, ich bin Jonas, ich würde mich freuen, wenn du mit uns kommst, anstatt hier alleine zu sein.“ Meistens funktionierte dies. Aber manchmal wurde es schon schwieriger.

Oft kam die Rückfrage: „Warum sollte ich mitkommen? Ich will hier bleiben!“

Jonas: „Was willst du hier alleine, komm mit zu den anderen.“

„Ich will hier warten, bis meine Leute kommen. Dann bin ich auch nicht allein.“

Jonas: „Womöglich sind deine Leute schon bei den anderen und warten auf dich.“

„Das kann nicht sein, die kommen abends immer nach Hause.“

Jonas: „Vielleicht haben sie dir nicht sagen können, dass sie heute nicht kommen.“

„Die kommen immer, warum sollten sie heute nicht kommen?“

Jonas: „Nun, du weißt sicher, dass Schlimmes passiert ist, vielleicht können sie nicht mehr kommen.“

„Sie waren gestern hier und werden sicher heute auch kommen. Ich will hier warten, bis sie kommen.“

Jonas musste oft sehr geschickt argumentieren, um Erfolg zu haben. Aber wenn jemand absolut nicht wollte, so ließ ihn Jonas in Ruhe und ging weiter. Wenn möglich, schauten wir später noch mal nach ihm oder ihr.

Jonas meinte, solange jemand keine wirkliche latente Gefahr darstelle, kann man ihm seinen Willen lassen. Aber wenn zu erkennen ist, dass eine Seele einen Ansatz von extremer Geisteshaltung hat, müssen wir handeln. Ist dieser Jemand bereit mitzukommen, so ist dies in Ordnung und im Sammellager kann die Sache behandelt werden. Im anderen Fall, wenn keine Zugänglichkeit besteht, wird jemand geschickt, der sich der Sache annimmt.

Aber wir müssen auch schnell sein. Leider ziehen solche Katastrophen auch Seelenfänger an.“

„Seelenfänger,“ sagte ich neugierig, „das hört sich aber nicht gut an.“