Bille und Zottel Bd. 13 - Das Fest der Pferde - Tina Caspari - E-Book

Bille und Zottel Bd. 13 - Das Fest der Pferde E-Book

Tina Caspari

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Beschreibung

Im Reiterinternat Groß-Willmsdorf wird ein großes Fest für alle Reiter und Pferde vorbereitet. In den Ställen und auf den Koppeln wird trainiert und geprobt, es summt nur so vor Eifer und Geschäftigkeit. Und dann ist der Tag der bunten Schleifen gekommen. Als die ersten Reiter mit ihren Pferden eintreffen, ist Bille klar: Es wird ein wunderschönes Pferdefest werden ...

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TINA CASPARI

Das Fest

der Pferde

Weiße Weihnacht im Sommer

„Total verschimmelt!“

Bille nahm erschrocken den Apfel, in den sie gerade herzhaft gebissen hatte, aus dem Mund.

Florian lachte.

„Doch nicht dein Apfel! Daniel und Joy! Sie sind gerade dabei, sich den vierten Schimmel zu kaufen. Vorgestern bekam Daniel den Wikinger, um seinen guten alten Asterix zu entlasten, und jetzt ist Joy hinter der Stute her, die eben im M-Springen den zweiten Platz geschafft hat – trotz dieses Idioten, der im Sattel saß.“

„Flori!“

„Ist doch wahr! Na ja, ganz so blöd scheint er nicht zu sein, wenn er einsieht, dass die Stute nichts für ihn ist. Sie ist viel zu temperamentvoll. Das sagt er selber. Er sucht ein schwereres Pferd, einen ruhigen, nicht zu jungen Wallach. Luzifer, der wäre etwas für ihn!“

„Aber den geben wir nicht her!“, mischte sich die kleine Mini ins Gespräch. „Das fehlte gerade noch!“

„Keine Angst, Mini, Luzifer gehört zu unserem Schulstall, und da wird er auch bleiben“, beruhigte Bille die Kleine. „Was solltest du schließlich ohne ihn anfangen – ein besseres Voltigierpferd gibt’s nicht!“

„Eben.“

Mini hob Billes Sattel auf, zupfte ein paar Grashalme von der Satteldecke und verstaute ihn im Transporter. Auf Turnieren Billes Pferdepflegerin zu sein – dieses Ehrenamt hatte sie ihr abgebettelt, und Mini achtete streng darauf, dass kein anderer außer ihr auch nur in die Nähe von Black Arrow oder San Pietro kam.

Der schöne Rappe und der goldrote Fuchs standen einträchtig im Schatten des Transporters nebeneinander und erholten sich von den Strapazen des Turniertags. Beide waren erfolgreich gewesen, wenn auch keiner einen ersten Platz errungen hatte. Nun dösten sie in der Hitze des sommerlich schwülen Juninachmittags, wehrten sich hin und wieder ärgerlich gegen die aufdringlichen Fliegen und ließen sich durch den Abfahrtstrubel um sie her nicht aus der Ruhe bringen.

„Wollen wir schon verladen?“, erkundigte sich Mini eifrig.

„Nein, warte noch ein bisschen. Im Transporter ist es noch heißer“, sagte Bille. „Willst du einen Augenblick hier Wache halten? Ich möchte gern einen Blick auf Joys neues Traumpferd werfen. Bin wirklich gespannt, ob sie sich einig werden.“

Florian hatte seine heiß geliebte Stute Florentine bereits verladen, um sie den Händen Unbefugter nur ja sofort zu entziehen. Jetzt blickte er unentschlossen zwischen Bille und seinem Pferd hin und her. Konnte er es wagen, Florentine einen Augenblick unbeaufsichtigt zu lassen? Schließlich siegte die Neugier.

„Warte, ich komme mit!“, rief er Bille nach und stürmte davon.

Auf dem Abreiteplatz war es ruhig geworden. Die meisten Turnierteilnehmer waren bereits beim Aufbruch, und wer nicht damit beschäftigt war, seine Pferde zu verladen, saß an einem der langen Tische vor dem Imbisszelt, um Sieg oder Niederlage im Kreis der Reiterfreunde zu begießen; mit einem Glas Sekt, mit einem kühlen Bier oder einer Cola, je nach Geschmack und Laune. Nebenan auf dem Parcours wurden die Hindernisse abgebaut, Helfer schleppten Blumenkübel, Fähnchen und Stangen; im Büro der Meldestelle knallte ein Sektkorken, Gelächter hallte über den Platz.

Bille hatte es nicht leicht, bis zum Abreiteplatz vorzudringen; immer wieder musste sie Hände schütteln, Fragen beantworten, Glückwünsche entgegennehmen. Endlich erreichte sie den etwas abgelegenen Platz, auf dem Joy seit einer halben Stunde die junge Schimmelstute testete. Aus der anderen Richtung stürmten Tom und Bettina heran.

„Ist das wahr? Joy will die Schimmelstute kaufen?“, fragte Bettina die Freundin atemlos. „Sie kostet doch sicher ein Vermögen!“

„Pst, nicht so laut!“, mahnte Bille. „Wenn der Besitzer dich hört, setzt er den Preis gleich noch um einen Tausender rauf!“

„Ich möchte wissen, warum die so einen Tick auf Schimmel haben“, brummte Tom kopfschüttelnd.

„Vielleicht wollen sie vierspännig zur Hochzeit fahren“, meinte Bettina anzüglich. „Daniel hat heute beim Frühstück so eine Bemerkung losgelassen, dass sie eine Hochzeit im kommenden Winter planen. Tante Gerda hat sich fast verschluckt vor Schreck, dass ihr Ältester bereits ans Heiraten denkt.“

„Mit vier Schimmeln durch eine verschneite Landschaft, und das im Hochzeitskleid – wenn das nicht romantisch ist“, sagte Bille kichernd. „Wie im Kino!“

„Das ist doch langweilig“, winkte Florian ab. „Wenn ich es wäre, ich hätte mir zu den beiden Schimmeln zwei Rappen gekauft und würde im Schachbrettmuster fahren!“

„Was lästert ihr da?“, rief Joy, die die Stute jetzt ruhig am langen Zügel gehen ließ und gerade an ihnen vorbeiritt.

„Mach dir nichts draus. Der pure Neid!“, rief Bille und fügte zu den anderen gewandt hinzu: „Ich glaube nicht an den Schimmeltick. Ich denke, Joy will die Stute, weil es ein fantastisches Pferd ist. Sie ist gut gebaut, hat ein tolles Springvermögen, fabelhafte Gänge, sie ist nur ein bisschen zickig. Dafür wird Joy sie entsprechend günstig bekommen. Und wie gut Joy ein verkorkstes Pferd wieder in Ordnung kriegt, das hat sie ja mit Saphir hinreichend bewiesen. Sie kann eben einfach mit Pferden umgehen!“

„Vielleicht sollten wir ihr bei der Verkaufsverhandlung ein bisschen beistehen?“, schlug Tom vor.

„Gute Idee, komm!“

Bille und Tom betraten den Abreiteplatz und gingen zu Daniel und dem Besitzer des Pferdes hinüber, während Joy immer noch mit der Stute beschäftigt war. Sie hielt an, sprach auf sie ein, trieb sie von Neuem an und hielt wieder.

„Ein schönes Tier!“, sagte Bille anerkennend. „Ein Jammer, dass die Stute so hart ist. Ob man das je wegbringt?“

„So was ist meistens angeboren“, log Tom frisch von der Leber weg, „es liegt im Charakter eines Pferdes. Wirklich schade bei den guten Anlagen.“

Der Besitzer der Stute sah ihn irritiert an.

„Oh, entschuldigen Sie, wir haben uns noch nicht bekannt gemacht. Ich bin Tom Tiedjen.“

„Aber das weiß ich doch!“, beeilte sich der Mann zu sagen. „Der Sohn von Hans Tiedjen. Ich habe Sie heute Morgen reiten gesehen, ganz wie der Vater!“

„Danke! Sybille Abromeit kennen Sie ja!“

„Und ob! Sie hat mich schon mehrfach besiegt!“

„Und da wir gerade beim Vorstellen sind: Florian Henrich, der jüngste der drei Brüder, und Bettina, so etwas wie eine Stiefschwester der drei. Ah, da kommt Simon, da haben wir die Familie beisammen!“

„Und das ist meine Freundin Nico!“, stellte nun Florian seinerseits vor.

Der Mann nickte freundlich, aber leicht erschöpft. Er begann sich eingekreist zu fühlen, unter Druck gesetzt von dieser Gruppe begabter junger Reiter, die unter der Leitung ihres Lehrers Hans Tiedjen zu einer eingeschworenen Mannschaft geworden waren, zu der seit einigen Wochen nun auch Daniel Henrichs Verlobte Joy gehörte. Zum Glück kam nun Joy heran und sprang aus dem Sattel. Liebevoll klopfte sie der Stute den Hals und wandte sich dem Besitzer zu.

„Ja, ich würde sie schon gern nehmen, obwohl … Sie wissen ja selbst, wo ihre Schwächen liegen. Sie ist störrisch, unberechenbar, hart. Es würde mich eine Menge Arbeit kosten, und der Erfolg ist keineswegs garantiert.“

Joy schaute Daniel an. Die beiden spielten ihr Spiel ausgezeichnet, stellte Bille fest, denn Daniel schüttelte unmerklich verneinend den Kopf, allerdings so, dass der Besitzer der Stute das scheinbar geheime Zeichen zwischen den beiden mitbekommen musste.

„Was hatten Sie sich denn als Preis vorgestellt?“, fragte Joy zögernd.

Die anderen machten es Daniel nach und setzten einigermaßen zweifelnde Mienen auf.

„Sie müssen doch zugeben, dass es ein einmalig schönes Tier ist, kräftig, gesund, mit besten Anlagen. Und wenn Sie die kleinen Schwierigkeiten ihres Charakters nicht in den Griff bekommen sollten, können Sie sie ohne Weiteres für die Zucht nehmen.“

„Zuchtstuten haben wir mehr als genug, ich suche ein Pferd, mit dem ich Turniere reiten kann!“

Der Mann zögerte. Pferde verkaufen war nicht seine Stärke, das spürten sie alle, und es bestand kein Zweifel daran, dass Daniel und Joy sich mit ihren Vorstellungen durchsetzen würden. Am Ende würde der Besitzer der Stute noch das Gefühl haben, dass er ein gutes Geschäft gemacht hätte.

„Ich glaube, wir lassen euch jetzt lieber allein“, sagte Simon und zog Bille mit sich fort. „Wir warten am Imbisszelt!“

Die anderen folgten.

„Jetzt haben wir uns erst mal eine Erfrischung verdient, ich bin halb verdurstet!“, stöhnte Tom. „Und Hunger habe ich auch.“

„Da drüben wird ein Tisch frei, den werden wir besetzen!“

Bettina lief los und belegte die frei werdenden Plätze mit Beschlag, bevor jemand anderer sich niederlassen konnte.

„Haltet unsere Plätze frei, ich muss schnell nach Florentine sehen!“, rief Florian und legte seinen Arm um Nico, um sie mit sanfter Gewalt daran zu hindern, sich zu den anderen an den Tisch zu setzen und ihn allein zu lassen.

„Nicht nötig, Flori!“, beruhigte Simon ihn. „Billes Stiefvater hat sich bereits geopfert, die Wache bei unseren Rössern zu übernehmen. Onkel Paul meinte, wir sollten uns in aller Ruhe stärken, bevor wir uns auf den Heimweg machen. Er hätte dann wenigstens Zeit, seine Sonntagszeitung zu Ende zu lesen.“

„Onkel Paul ist ein Schatz“, stellte Bille fest. „Ich werde ihn vermissen, wenn ich nächstes Jahr meinen Führerschein machen darf und selbst den Transporter fahren kann.“

„Na, bis dahin sind es noch gut anderthalb Jahre, mein Liebling, immerhin wirst du erst im November siebzehn. Und dann glaubst du doch nicht im Ernst, dass Onkel Paul dich gleich mit dem Transporter loszuckeln lässt. Du wirst mindestens ein Jahr Fahrpraxis nachweisen müssen!“

„Das macht mir nichts aus. Ich bin froh, wenn er bei den Turnieren dabei ist. Er gehört einfach dazu. Traurig genug, dass Mutsch nicht jedes Mal mitkommt. Aber ich kann’s ja verstehen, dass sie nach der anstrengenden Arbeitswoche im Spar-Markt am Wochenende hin und wieder ihre Ruhe braucht.“

„Wer will Würstchen mit Kartoffelsalat?“, schrie Tom dazwischen. „Ansonsten gibt’s nur noch Apfelkuchen und Eis.“

„Eine Runde Kartoffelsalat und Würstchen für alle und danach für alle den Kuchen und das Eis!“, ordnete Florian an. „Wer seine Portion nicht schafft, gibt sie mir.“

„Einverstanden, wenn du mir tragen hilfst!“

„Logo. Bille hat die Kasse, die darf bezahlen.“

„Mach ich. He, rückt mal zusammen, da kommen unsere Pferdehändler. Nach den Gesichtern zu urteilen hat’s geklappt.“

Tatsächlich strahlten Joy und Daniel um die Wette, aber auch der Verkäufer der Stute sah sehr zufrieden aus.

„Eine Flasche Sekt!“, rief Daniel. Er schätzte die Zahl der Anwesenden und verbesserte sich: „Oder nein, gleich zwei!“

„Wir haben unser viertes Kind gekriegt“, berichtete Joy übermütig. „Das muss gefeiert werden!“

„Gratuliere, Joy!“ Bille umarmte die Freundin.

„Viel Glück der Mutter und dem Baby!“, rief Florian.

„Ja, viel Glück, Joy!“

Simon und Daniel holten den Sekt und die Becher aus dem Zelt und schenkten ein. Der Verkäufer der Stute wurde in die Mitte genommen, man stieß auf den Kauf an.

„Da komme ich ja gerade recht! Was wird denn hier gefeiert?“, dröhnte ein Bass im Hintergrund. Ignaz Albert, der geliebte und gefürchtete Lehrer aus dem Reiter-Internat Groß-Willmsdorf und Billes und Bettinas Klassenlehrer, tauchte hinter ihnen auf und sah neugierig in die Runde. Ignaz der Schreckliche nannte er sich, aber hinter seinem furchterregenden Äußeren verbarg sich ein sensibler Reiter und ausgezeichneter Pferdekenner.

„Setzen Sie sich zu uns, Herr Albert!“, rief Bille. „Wir begießen einen Neuzugang im Stall. Joy hat die Schimmelstute gekauft … wie heißt sie noch?“

„White Christmas.“

„Weiße Weihnachten bei der Hitze, mitten im Sommer!“, meinte Bettina lachend. „Wollt ihr den Namen nicht abkürzen? Wie wollt ihr sie rufen?“

„Chrissy, haben wir gedacht!“

„Ja, das ist schön!“

Ignaz der Schreckliche bekam ein Glas Sekt und stieß mit Joy und Daniel an.

„Auf dass sie euch Glück und viele Erfolge bringe! Ich muss mir das Wundertier nachher gleich mal ansehen.“

„Herr Albert ist Lehrer im Internat“, erklärte Bille dem Ex-Besitzer von Chrissy; sie bemühte sich, ihn in ein Gespräch zu ziehen, bevor Ignaz der Schreckliche sich allzu euphorisch über den günstigen Kauf und die Qualitäten der Stute ausließ; am Ende tat es dem Mann noch leid, dass er die Stute hergegeben hatte.

„Sie haben sicher davon gehört, dass Daddy, ich meine Hans Tiedjen, er ist für mich wie ein Adoptivvater … Also, dass er das Herrenhaus zum Reiter-Internat umfunktioniert hat“, plauderte sie drauflos. „Zu diesem Zweck hat er eine tolle neue Reithalle und einen großen Schulpferdestall hinter dem Park bauen lassen, damit der Gestütsbetrieb nicht gestört wird. Wir haben allmählich ein wahres Pferdeparadies in Groß-Willmsdorf. Einerseits das Internat mit den Schulpferden und einer ganzen Reihe guter Privatpferde, die den Lehrern und Schülern gehören, andrerseits das Gestüt und die kleine Schar auserlesener Turnierpferde Hans Tiedjens, die von Simon Henrich, Tiedjens Sohn Tom und von mir geritten werden. Hat Joy Ihnen erzählt, dass sie die neue Assistentin des Gutsverwalters von Groß-Willmsdorf ist?“

„Das hat sie. Und dass Daniel Henrich, ihr Verlobter, das Nachbargut Peershof verwaltet, das seinem Vater gehört. Außerdem hat sie mir versprochen, bei ihrem Vater anzufragen, ob auf dem heimatlichen Gestüt nicht vielleicht das geeignete Pferd für mich zu finden ist.“

„Ja, sie haben sehr gute Pferde bei Joy zu Hause, wir waren einmal in den Ferien dort.“

Obwohl es wirklich klüger wäre, du suchtest dir einen anderen Sport, dachte Bille. Mir tut jedes Pferd leid, das dich in den Sattel bekommt.

„Wir sollten allmählich aufbrechen“, mahnte Daniel. „Immerhin haben wir noch eine gute Stunde Fahrt vor uns. Flori, du hast doch einen Platz für Chrissy frei in deinem Anhänger? Ein Glück, dass Nicos Sylvester heute daheim bleiben musste!“

„Ja, schon …“, antwortete Florian gedehnt. „Wenn Chrissy friedlich ist und sich mit Florentine verträgt!“

„Wir werden aufpassen, dass deiner Prinzessin nichts zustößt, keine Sorge!“

Dass der ehemalige Besitzer von Chrissy sich vor dem Verladen hastig verabschiedete, ließ nichts Gutes ahnen. Erstaunlicherweise betrat die Stute die Rampe nach einigem Zögern doch, ohne Schwierigkeiten zu machen – nachdem Florentine sich nämlich neugierig umsah und sie mit einem leisen Wiehern begrüßte. Die Neugier siegte auch bei Chrissy. Eine Leidensgenossin im Transporter vorzufinden ließ ihr die Fahrt weniger schrecklich erscheinen, und die Kameradin war ihr sofort sympathisch.

„Na, siehst du, sie beschnuppern sich, keine legt die Ohren an! Wenn du mich fragst: Chrissys Hauptproblem hat bis jetzt darin bestanden, dass sie keine Gesellschaft hatte. Ein Pferd allein in einem Stall, ohne Artgenossen, muss ja neurotisch werden!“, stellte Joy zufrieden fest. „Sie wird sich in Peershof fühlen wie im Himmel!“

Florian war vorn in den Transporter geklettert, um die Pferdedamen miteinander bekannt zu machen und Florentine, wenn nötig, zu beruhigen, aber er sah gleich, dass das gar nicht nötig war.

„Sie tratschen schon miteinander, wir können starten“, sagte er fröhlich. „Seid ihr fertig?“

Bille und Onkel Paul waren gerade dabei, die Klappe ihres Transporters hinter Black Arrow und San Pietro zu schließen.

Tom, der mit seinem Fuchs Troilus am Turnier teilgenommen hatte, saß bereits hinter dem Steuer seines Wagens. Ihm folgte Daniel mit Asterix und Saphir. Für beide Pferde war es eine Abschiedsvorstellung gewesen, sie würden in Zukunft nur noch im Gelände gehen. Jetzt waren die Jungen dran – in Zukunft würden Joy und er mit dem gerade erworbenen Wikinger und mit Chrissy starten.

Simon, der an diesem Tag nicht mitgeritten war, fuhr den Transporter mit Florentine und Chrissy, als Schlusslicht kam Onkel Paul mit Billes Pferden. So konnten sie während der Fahrt ein Auge auf die beiden Stuten haben und nach vorn ein Signal geben, falls die beiden in Streit geraten sollten. Langsam setzte sich der Konvoi in Bewegung und war bald darauf auf der Autobahn.

In dem Dorf Wedenbruck, in dem Bille wohnte, trennten sich die Wagen. Die Henrichs fuhren nach Peershof weiter, Onkel Paul und Tom bogen in die Allee nach Groß-Willmsdorf ein und hielten bald darauf vor dem alten Pferdestall. Die Rosetten am Rückspiegel gaben schon von Weitem Auskunft über ihre Erfolge, und wie immer versammelte sich bald eine Schar Neugieriger um die Wagen, um sich nach dem Verlauf des Turniers zu erkundigen. Es war den Internatsschülern zwar verboten, diesen Bereich des Hofes zu betreten, aber an so einem Tag setzte man sich schon mal darüber hinweg. Die kleine Mini, stolz in der Würde ihres Amtes als Billes Pferdepflegerin, gab bereitwillig Auskunft auf alle Fragen.

Troilus, Black Arrow und San Pietro wurden ausgeladen und versorgt. Bille scheuchte die Schar Neugieriger vom Hof.

„Geht schon mal rüber zum Schulstall, wir kommen gleich nach. Simon und Florian werden auch gleich dort sein. Sie bringen Nico herüber und wir haben uns beim Indianer verabredet.“

„Okay. Kommst du mit, Mini?“

Mini schaute Bille fragend an.

„Lauf nur, ich will schnell Zottel begrüßen und von der Koppel holen, dann komme ich.“

„Soll ich das nicht machen?“

„Nein, Mini, ich möchte meinen kleinen Dicken schon gern selbst holen, er war den ganzen Tag allein. Okay?“

„Natürlich!“, sagte Mini großmütig. Es lag ihr viel daran, die enge Verbundenheit mit Bille und ihrem Pony Zottel, das sie hin und wieder reiten durfte, bei jeder Gelegenheit zu betonen. „Kannst ihn ja mit rüberbringen!“

„Mache ich.“

Bald darauf saßen sie vor dem Schulstall in der Abendsonne um den Indianer, den Pferdepfleger des Schulstalls, versammelt und besprachen die Ereignisse des Tages. Hauptthema war natürlich die Stute White Christmas, und alle bedauerten heftig, dass Joy dieses Wunderwesen von einem Pferd – wie es Mini beschrieben hatte – in Peershof untergestellt hatte und man es nicht sofort bestaunen konnte. So viele Pferde gab es in Groß-Willmsdorf, aber ein Neuzugang war jedes Mal eine Sensation.

Zottel stand bei ihnen, er ging von einem zum anderen, ließ sich streicheln und klopfen, nahm mit gespitzten Lippen hier und dort Leckereien entgegen und schien aufmerksam zuzuhören, was die Zweibeiner zu erzählen hatten. Hin und wieder legte das rundliche Pony seinen Kopf schwer auf Billes Schulter, schloss halb die Augen und ließ sich von ihr kräftig das rot-weiß gefleckte Fell kraulen.