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Bitcoin ist eine virtuelle Währung. Sie besteht aus berechneten und verschlüsselten Datenblöcken, die in beliebig kleine Teile zerlegt werden können. Bitcoins können an speziellen Börsen gegen herkömmliches Geld gekauft und verkauft werden. Zunehmend werden Bitcoins auch im Internet als Zahlungsmittel akzeptiert. Bitcoin kurz & gut behandelt alle Aspekte, die für den Umgang mit dieser neuartigen Währung von Bedeutung sind. Wie entstehen Bitcoins und wie kommt man sicher und fair an sie heran? Wie bezahlt man damit und wie lagert man sie sicher auf seinem PC oder Smartphone? Was müssen Gewerbetreibende beachten, wenn sie ihre Waren oder Dienstleistungen in Bitcoins anbieten möchten? Und wie funktioniert eigentlich das Berechnen neuer Bitcoins, das so genannte Bitcoin-Mining?
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Seitenzahl: 239
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Ein Gespenst geht um in der modernen Welt, das Gespenst der Krypto-Anarchie.
Die Computer-Technologie steht kurz davor, Einzelpersonen und Gruppen die Möglichkeit eröffnen zu können, in absoluter Anonymität miteinander zu kommunizieren und interagieren. Zwei Personen werden miteinander Nachrichten austauschen, Geschäfte abschließen und elektronische Verträge aushandeln können, ohne jemals den tatsächlichen Namen oder die Identität des jeweils anderen zu kennen. Durch intensives Re-Routing verschlüsselter Pakete und fälschungssichere Container, bei denen kryptographische Protokolle mit nahezu perfekter Absicherung gegen jede Manipulation implementiert sind, werden sich Interaktionen über Netzwerke nicht mehr verfolgen lassen. Reputation wird von zentraler Wichtigkeit sein, in Geschäftsbeziehungen sogar weit wichtiger als heutige Bonitätsbeurteilungen. Diese Entwicklung wird die Möglichkeiten im Hinblick auf die Regulierung durch Regierungen, die Besteuerung und Kontrolle ökonomischer Aktivitäten sowie die Geheimhaltung von Informationen grundlegend verändern. Auch die Begriffe Vertrauen und Reputation selbst werden neu definiert werden.
Die dieser Entwicklung zugrunde liegende Technologie – die sicherlich sowohl eine gesellschaftliche als auch eine wirtschaftliche Revolution auslösen wird – existiert in der Theorie bereits seit einem Jahrzehnt. Die Verfahren basieren auf asymmetrischer Verschlüsselung, interaktiven Systemen auf Grundlage von Zero-Knowledge-Beweisen und verschiedenen Software-Protokollen für Interaktion, Authentifizierung und Verifizierung. Im Fokus standen sie bislang bei akademischen Konferenzen in den USA und in Europa, die unter genauer Beobachtung der NSA stattfanden. Aber erst in letzter Zeit erreichten Computer-Netzwerke und PCs die erforderliche Geschwindigkeit, um die bei diesen Konferenzen diskutierten Konzepte in die Realität umsetzen zu können. In den nächsten zehn Jahren wird die Geschwindigkeit weiter steigen, so dass die betreffenden Ideen auch wirtschaftlich praktikabel werden und damit im Grunde nicht mehr aufzuhalten sind.
Der Staat wird natürlich versuchen, die Ausbreitung dieser Technologie aufzuhalten oder zu verlangsamen, indem Bedenken im Hinblick auf die nationale Sicherheit und bezüglich der Nutzung der Technologie durch Drogenhändler und Steuerhinterzieher und schließlich die Gefahr des Zerfalls der Gesellschaft angeführt werden. Viele dieser Bedenken werden stichhaltig sein; die Krypto-Anarchie wird es ermöglichen, Staatsgeheimnisse, gesetzwidriges und gestohlenes Material frei zu handeln. Durch einen anonymisierten, computerbasierten Marktplatz werden sich sogar verabscheuungswürdige Märkte für Attentate und Erpressung ergeben. Verschiedene kriminelle Elemente, aber auch religiöse Fanatiker und andere Extremisten werden aktive Nutzer des Krypto-Netzes sein. Doch dies wird die Ausbreitung der Krypto-Anarchie nicht aufhalten.
So wie der Buchdruck die Macht mittelalterlicher Gilden geschwächt und die sozialen Machtstrukturen verändert hat, so werden auch kryptologische Verfahren die Struktur von Unternehmen und Formen von staatlicher Einmischung in wirtschaftliche Transaktionen fundamental verändern. Im Zusammenspiel mit aufkommenden Informationsmärkten wird die Krypto-Anarchie einen liquiden Markt für alles und jedes schaffen, was in Wort und Bild ausgedrückt werden kann. Und so wie die kleine Erfindung des Stacheldrahts das Einzäunen von großen Farmen ermöglicht und dadurch das Konzept von Land und Eigentum im amerikanischen Westen für immer verändert hat, so wird die scheinbar unbedeutende Erfindung eines obskuren Zweiges der Mathematik zur Drahtschere werden, die den Stacheldraht um das geistige Eigentum herum demontieren wird.
Erhebt Euch, Ihr habt nichts zu verlieren als Eure Stacheldrahtzäune!
Timothy C. May, 1988, publiziert im September 1992, übersetzt von Joerg Platzer und gekürzt um einen unbedeutenden Satz, der sich auf 80er-Jahre-Technologie bezieht.
[Anmerkung des Übersetzers: Das, was Tim May die Krypto-Anarchie nannte, nennen wir heute Krypto-Ökonomie]
In den zwei Jahrzehnten, nachdem Tim May das kryptoanarchistische Manifest verfasste, gab es Dutzende verschiedener Projekte, mit denen versucht wurde, ein digitales Bargeld zu erschaffen, also eine eigenständige Währung, mit der über Computernetzwerke wie das Internet genauso schnell, gebührenfrei und in völliger Privatsphäre Zahlungen getätigt werden können, wie in der realen Welt mit unseren gewohnten Geldscheinen und Münzen. Nicht unbedeutend für die Motivation dieser Anstrengungen war auch die ökonomische Einsicht, dass die Menschheit ein von der Manipulation zentraler Instanzen wie Zentralbanken und Regierungen unabhängiges Zahlungsmedium gut gebrauchen könnte, haben doch diese Instanzen und die von ihnen entwickelten sogenannten Fiat-Geld-Systeme eine beeindruckende Quote von 100% vorzuweisen, wenn es um das Scheitern eben dieser Finanzsysteme geht.
Teilweise waren dies großartige Konzepte, die aber Konzepte blieben, wie Wei Dais b-money oder Nick Szabos bit gold, aber auch solche, die umgesetzt wurden, aber als sie erste Erfolge verzeichneten, auf betreiben des alteingesessenen Finanzsystems sofort wieder gestoppt wurden, wie Doug Jacksons e-gold, bei dem der Ansatz verfolgt wurde, dem staatlichen Fiat-Geld (also Werterschaffung per Dekret, wie das bekannte »Fiat lux« aus der Bibel, »Es werde Licht«) ein Geld entgegenzusetzen, das wieder durch echten Wert gedeckt ist, ähnlich dem Goldstandard früherer Zeiten.
Bis am 1. November 2008, also grade nach Beginn der aktuell immer noch andauernden Finanzkrise des derzeitigen Systems, ein vollkommen unbekannter Programmierer namens Satoshi Nakamoto ein weiteres solches Konzept auf einer Kryptographie-Mailingliste ([email protected]) vorstellte. Es hatte den obskuren Titel »Ein distribuiertes Zeitstempelsystem für Verträge«. Nicht viele Menschen nahmen davon Notiz, Nakamoto programmierte die erste Version seiner Bitcoin-Software, und wenige Tage nachdem er damit am 3. Januar 2009 die ersten Bitcoins erschaffen hatte, publizierte er die Software als Open Source unter anderem im Forum der P2P Foundation. Kaum jemand bemerkte zu diesem Zeitpunkt, dass der Geburtstag, den der Nutzer Nakamoto in seinem dortigen Profil angegeben hatte, nämlich der 5. April, auf den gleichen Tag fiel, an dem Präsident Roosevelt im Jahre 1933 den Bürgern der USA mit der »Executive Order 6102« den Besitz von Gold verbieten ließ, dieses konfiszierte und das Land damit in die Akzeptanz der von der privatwirtschaftlichen Zentralbank geforderten, beliebig vermehrbaren Fiat-Währung zwang.
In den ersten entstandenen Block des Bitcoin-Systems hatte Nakamoto als Zeitstempel, also als Beweis dafür, das dieser Block an diesem Tag und nicht früher entstand, die Schlagzeile der Londoner Times des selben Tages »Chancellor on brink of second bailout for banks« (»Schatzkanzler kurz vor dem zweiten Bailout für die Banken«) implementiert, und somit einen ähnlich symbolhaltigen Hinweis für die Motivation seines Projektes hinterlassen wie den Geburtstag in seiner Online-Identität.
Wie Nakamoto selbst beschrieb, war das Ziel des Konzeptes, jegliches Vertrauen in die Finanzwirtschaft obsolet zu machen. Vertrauen in die Stabilität des Wertes unseres Geldes, Vertrauen, dass wir in die Hüter unserer Währungen haben müssen, ebenso wie das Vertrauen darauf, dass uns die Früchte unserer Arbeit gehören und nicht zum Beispiel im Zuge einer »zypriotischen Lösung« genommen werden, um scheiternde Banken zu retten. Ein Vertrauen, das während der letzten zwei bis drei Jahrtausende mit solch sicherer Regelmäßigkeit gebrochen wurde, wie die Nacht auf den Tag folgt, und das bei Bitcoin niemand aufbringen muss, da es hier durch klare Regeln ersetzt wird, die auf Mathematik beruhen und die im Quelltext manifestiert werden, so dass niemand sie jemals brechen kann. Ein System, welches kein Vertrauen benötigt und eben deshalb schnell das vollste Vertrauen vieler Anwender gewann, die sich diesem gern und in voller Freiwilligkeit anschließen und es nutzen, nicht weil sie dazu gezwungen werden, sondern weil seine Eigenschaften überzeugen.
Das System, das Nakamoto geschaffen hatte, erregte schnell Aufmerksamkeit in der internationalen Kryptographie- und Digitalgeld-Szene. Nicht nur hatte er damit einige bis dahin ungelöste theoretische Probleme gelöst, er hatte auch das erste System geschaffen, welches es ermöglichte, einen digitalen Wert über ein dezentralisiertes Netzwerk nicht zu kopieren, sondern so zu verschieben, dass jeder Teilnehmer des Netzwerkes zweifelsfrei feststellen kann, wer gerade im Besitz dieses Wertes ist. Weitere Eigenschaften, die zum schnellen Erfolg des Systems beitrugen, sind die immanente Belohnungsstruktur – wer sich am Netzwerk beteiligt und dieses dadurch stärkt, kann diese Werte, also Bitcoins verdienen – und auch die Tatsache, dass das Wachstum und die endgültige Menge dieses digitalen Geldes von vorneherein festgelegt, limitiert und von niemandem jemals wieder verändert werden können. Die Analogie zum Geld aller Gelder, dem Gold, war schnell erkannt und somit die Metapher vom digitalen Gold geschaffen. Und in der Tat: Hätte man sich vor einigen Jahren hingesetzt und sich aus Spaß einmal genau überlegt, welche Eigenschaften ein Superhelden-Geld haben sollte, und diese Eigenschaften dann einfach ganz frei und mit Freude an der Utopie formuliert, wäre dabei eine ziemlich genaue Beschreibung von Bitcoin herausgekommen, nur dass keiner gewusst hätte, wie man eine solche Utopie jemals umsetzen könnte.
Nun wissen wir weder, wer Satoshi war oder waren, noch haben wir Kenntnis darüber, ob er sich zu diesem Zeitpunkt eigentlich wirklich der Genialität und des tatsächlichen Zukunftspotentials seiner Entwicklung bewusst war. Mittlerweile erkennen jedoch mehr und mehr Menschen, dass es sich bei diesem System nicht nur um ein freies, nicht manipulierbares Geld- und Zahlungssystem handelt, das allen Menschen auf der Welt zur Verfügung steht, ohne dass irgendeine Erlaubnis eingeholt oder irgendwo einen Antrag gestellt werden müsste.
Bitcoin ist viel mehr. Bitcoin wird gerne »das Geld des Internets« genannt, ist aber in Wirklichkeit das Internet des Geldes. Die Möglichkeiten, die das Bitcoin-Netzwerk bietet, sind bislang überhaupt erst ansatzweise verstanden worden und gehen über die reine Zahlungsfunktion weit hinaus. Es handelt sich um das erste globale System zur Konsensfindung, die erste funktionierende Implementierung eines Triple-Entry-Accountings, es unterwirft unser Geld basisdemokratischen Grundsätzen und es ist vor allem eines: ein frei programmierbares, globales Wirtschafts- und Finanzsystem. Jeder auf diesem Planeten kann es weiterentwickeln. Wenn eine Weiterentwicklung für andere Menschen Sinn macht, dann können diese die Weiterentwicklung nutzen und ebenfalls nach Gutdünken verändern und ihre Änderung wiederum der Menschheit zur Verfügung stellen. Vor uns liegt eine Welt voller Ideen und Innovation und ein freier Markt, auf dem diese Ideen und Entwicklungen sich dann durchsetzen, wenn sie für die Menschen Sinn machen und nicht, wie in unserem althergebrachten System, in dem wir vielleicht grade mal die Wahl der Farbe unserer Kreditkarte haben, durch Anordnung, Vorschrift oder Monopole.
All diese Eigenschaften verleihen Bitcoin eine Disruptionskraft, wie wir sie vorher nur bei Meilensteinen der technologischen Entwicklung wie der Druckerpresse, der Dampfmaschine, des Computers oder des Internets erfahren haben, wobei es eben dieses Mal um unser Geld geht. Bitcoin und das damit entstandene System der Krypto-Währung und der Krypto-Ökonomie verhalten sich zu unserem bestehendem Wirtschaftssystem wie eine unaufhaltsame Kraft, die auf ein unbewegliches Objekt trifft.
Bitcoin und die damit entstandene Krypto-Ökonomie sind auf dem Weg, alle Aspekte unserer ökonomischen Interaktionen zu dezentralisieren und komplett zu erneuern, und wir sehen bislang nur die Anfänge. Es ist davon auszugehen, dass wir in ein bis zwei Jahrzehnten wirtschaftlich über Mechanismen miteinander interagieren werden, für die wir bislang weder Konzepte noch Begriffe haben, so wie sich vor zwei Jahrzehnten niemand vorstellen konnte, über soziale Netzwerke wie Facebook zu kommunizieren, in der Badewanne HD-Videos auf seinem Smartphone zu streamen oder irgendetwas zu »googeln«, zu »tweeten«, zu »bloggen«, »hoch-« oder »runterzuladen«. Bitcoin steht heute da, wo das Internet vor 20 Jahren stand. Entsprechend schnell sind die Entwicklungen und Veränderungen in der jungen Ökonomie und entsprechend groß ist ihr Wachstumspotential.
Ich möchte Ihnen mit diesem Buch sowohl einen Einblick in die Funktionsweise dieser neuen technologischen Möglichkeiten bieten als auch aufzeigen, wie Bitcoin in den abstrakten Kontext Geld einzuordnen ist, und wünsche Ihnen viel Spaß beim lesen!
Bitcoin ist eine höchst innovative Technologie, die uns neue Denkweisen abverlangt, vor allem was die dezentrale Struktur dieses Systems betrifft. In diesem einführenden Kapitel möchte ich die grundlegende Funktionsweise des Bitcoin-Netzwerkes erläutern und einige zentrale Begriffe erklären, um dann in den weiteren Kapiteln mehr auf die Details einzugehen.
Für das Verständnis von Bitcoin – oder jeder anderen dezentralisierten Krypto-Währung – ist es zunächst einmal wichtig zu verstehen, dass es sich bei Bitcoins nicht einfach um irgendwelche Dateien handelt, die man zum Beispiel per E-Mail verschicken kann, sondern dass diese nur innerhalb der zugrundeliegenden Infrastruktur, also des Bitcoin-Netzwerkes, vorhanden sind und angewendet werden können. Wir wollen daher vorab das Bitcoin-Netzwerk ein wenig genauer betrachten.
Dieses Netzwerk zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass es eines nicht gibt: eine zentrale Instanz oder Server, über die die Teilnehmer des Netzes miteinander kommunizieren. Bitcoin ist ein reines Peer-to-Peer-Netzwerk. Dies bedeutet, dass jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer des Netzes direkt mit anderen, gleichberechtigten Teilnehmern verbunden ist. Wenn ein Teilnehmer das übrige Netz mit bestimmten Informationen versorgen möchte, teilt er diese Information den mit ihm verbundenen Teilnehmern (»peers«) mit, die diese sofort an die wiederum mit ihnen verbunden Peers weiterleiten. Auf diese Weise verbreiten sich Informationen in Sekundenschnelle rund um den Globus und alle Teilnehmer sind diesbezüglich zu jeder Zeit auf dem gleichen Wissensstand, ohne auf die Datenbank irgendeiner zentralen Instanz zugreifen zu müssen.
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