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Zwei Männer, die sich lieben, von zwei rivalisierenden Rudeln. Können sie zusammenkommen, oder werden sie gezwungen, sich zu trennen? Alec Knight, der Beta des Regents Park Rudels, passt sehr gut auf sein Herz auf. Die Geister der Vergangenheit zwingen ihn dazu, einsam zu bleiben, ohne Hoffnung auf eine Beziehung. Als untergeordnetes Mitglied des Primrose Rudels zieht Mark Appleton nicht das Interesse des Alphas auf sich. Was auch gut so ist, denn Mark hat den Verdacht, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht in seinem Rudel. Da Sex eine gute Möglichkeit für Wandler ist, den Druck abzubauen, finden sich Alec und Mark zusammen im Bett wieder. Gefährlich nur, dass ihre beiden Rudel sich weiterhin gegenseitig attackieren. Und schnell wird klar, dass ihre Beziehung nicht nur für Alec und Mark tödlich enden könnte …
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Seitenzahl: 392
Das Regents Park Rudel
Band 3
von Annabelle Jacobs
Aus dem Englischen von Mia Rusch
© dead soft verlag, Mettingen 2021
http://www.deadsoft.de
© the author
Titel der Originalausgabe: Bitten by Desire (The Regent‘s Park Pack 3)
Übersetzung: Mia Rusch
Cover: Irene Repp
http://www.daylinart.webnode.com
Bildrechte:
© Connor Evans – shutterstock.com
© Jef Wodniack – shutterstock.com
1. Auflage
ISBN 978-3-96089-456-8
ISBN 978-3-96089-457-5 (epub)
Zwei Männer, die sich lieben, von zwei rivalisierenden Rudeln. Können sie zusammenkommen, oder werden sie gezwungen, sich zu trennen?
Alec Knight, der Beta des Regents Park Rudels, passt sehr gut auf sein Herz auf. Die Geister der Vergangenheit zwingen ihn dazu, einsam zu bleiben, ohne Hoffnung auf eine Beziehung.
Als untergeordnetes Mitglied des Primrose Rudels zieht Mark Appleton nicht das Interesse des Alphas auf sich. Was auch gut so ist, denn Mark hat den Verdacht, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht in seinem Rudel.
Da Sex eine gute Möglichkeit für Wandler ist, den Druck abzubauen, finden sich Alec und Mark zusammen im Bett wieder. Gefährlich nur, dass ihre beiden Rudel sich weiterhin gegenseitig attackieren. Und schnell wird klar, dass ihre Beziehung nicht nur für Alec und Mark tödlich enden könnte …
Mark sah in den Rückspiegel und schaltete den rechten Blinker ein. Er wollte dem Blick seines Alphas ausweichen, doch Newell starrte ihn unablässig aus kalten, grauen Augen an. Seine Wut und seine Enttäuschung waren förmlich greifbar. Mark hatte wirklich nicht die geringste Lust, aus dem Auto zu steigen. Newell würde ihn ganz sicher bestrafen, sobald sie angekommen waren, doch er konnte es nicht mehr hinauszögern. Nur noch einmal rechts abbiegen und sie wären wieder zu Hause beim Hauptquartier.
Mark wandte den Blick rasch nach vorn und konzentrierte sich auf die Straße.
Die Strafe wird sicher nicht so schlimm werden, versuchte er sich zu überzeugen. Er hatte nichts Falsches getan.
Die ganze Fahrt lang, vom „Regents Park“-Rudelhauptquartier bis hierher, hatte angespanntes Schweigen geherrscht. Obwohl der SUV ziemlich groß war, saßen sie eng zusammengedrängt. Er, Alpha Newell und zwei seiner Betas auf dem Rücksitz. Vielleicht fühlte er sich deshalb so unbehaglich.
Fuck, wem mache ich hier eigentlich etwas vor?
Das Treffen mit dem „Regents Park“-Rudel war absolut grauenhaft verlaufen und Mark hatte versehentlich alles noch viel schlimmer gemacht. All das nur wegen dieser verdammten Jacke. Newell war stinksauer geworden, als Mark ohne die Jacke zurück zum Auto gekommen war. Und seitdem hatte er nichts mehr gesagt.
Wes, Newells anderer Beta, saß neben Mark auf dem Beifahrersitz. Ab und zu spürte Mark seine stechenden Blicke auf sich, aber bisher hatte er es geschafft, ihnen auszuweichen. Von Sekunde zu Sekunde zerrte das Schweigen mehr an seinen Nerven. Nervöse Anspannung kribbelte in seinem ganzen Körper. Das Lenkrad würde sicher gleich zerbrechen, so fest, wie er es umklammerte. Das Schlimmste war, dass sicherlich alle im Auto seine Nervosität riechen konnten. Alphas und Betas waren geübt darin, subtile Gerüche zu erkennen. Angst zog seinen Magen zusammen, als er in die Parkgarage des Rudelhauptquartiers einbog. Ihr Hauptquartier bestand aus nur zwei Gebäuden, die um einiges kleiner waren als die Gebäude des Rudels von Regents Park.
Als Mark den Motor abstellte, fühlte sich das Schweigen so erdrückend an, dass es ihm geradezu in den Ohren dröhnte. Allen im Auto war klar, dass sie besser die Klappe halten sollten, bis sie Newells Stimmung besser einschätzen konnten. Als Alpha hatte er eiserne Kontrolle über seine Emotionen. Doch wenn man ihn verärgerte, wurde man vielleicht im nächsten Monat für die miesesten Jobs eingeteilt, oder man kassierte eine Ohrfeige. Bisher hatte Mark es immer geschafft, beides zu vermeiden. Er war in der Rangordnung des Rudels relativ weit unten und hatte daher nicht sehr viel Kontakt zu seinem Alpha. Das war ihm auch lieber so.
Als Newell sich räusperte, zuckte Mark zusammen. »Konferenzraum. Jetzt«, knurrte Newell.
Bevor Mark fragen konnte, ob dieser Befehl auch für ihn galt, spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Fünf scharfe Klauen gruben sich durch den Baumwollstoff seines T-Shirts. »Du auch, Appleton.«
Fuck.
Newell wohnte seit einer Weile im obersten Stock. Zwei Wohnungen waren zusammengelegt worden, sodass er ein riesiges Apartment hatte. Mark war noch nie dort gewesen, er hatte nur davon gehört. Durch den Umbau befand sich der Konferenzraum jetzt jedenfalls einen Stock unter Newells Wohnung.
Sie marschierten die Stufen hinauf. Mark ging als Letzter, direkt hinter seinem Beta Jason. Als sie den Konferenzraum erreichten, forderte Jason ihn mit einem Nicken dazu auf, als Erster hineinzugehen.
Seit dem eskalierten Treffen mit dem „Regents Park“-Rudel hatte Mark noch keine Gelegenheit gehabt, mit Jason über alles zu sprechen. Jason konnte doch unmöglich etwas mit der Sache zu tun haben, die Alpha Harley ihnen vorwarf. Oder? Mark wollte einfach nicht glauben, dass jemand aus seinem Rudel etwas damit zu tun hatte. Aber Jason war sein Beta, Marks erste Ansprechperson für Probleme aller Art. Hatte Jason ihn wirklich bewusst zu diesem Treffen geschickt? Obwohl ihm gewesen klar war, dass er Mark dadurch vielleicht in Gefahr brachte? Der Gedanke hinterließ einen schalen Geschmack in seinem Mund und seine Brust zog sich schmerzhaft zusammen.
Das Geräusch eines Stuhls, der über den Boden schlitterte, riss Mark aus seinen Gedanken. Rasch hob er den Kopf und sah, wie Newell nun einen zweiten Stuhl quer durch den Raum kickte. Er zersplitterte an der gegenüberliegenden Wand, Holzstücke fielen zu Boden. Newell stieß ein lautes Brüllen aus. Mark sog scharf die Luft ein. Das war übel. Das war richtig übel. Am liebsten hätte er sich einfach schnellstmöglich aus dem Staub gemacht. Doch Jason legte ihm eine Hand auf die Schulter und hielt ihn fest. Der feste Druck seiner Finger beruhigte Mark ein wenig, zumindest genug, um an Ort und Stelle stehen zu bleiben.
»Dieser verdammte Alpha lügt wie gedruckt«, knurrte Newell und begann im Raum auf und ab zu laufen. »Wofür hält er sich eigentlich? Er meldet mich ernsthaft beim Rat der Alphas, obwohl die Hälfte seines Rudels illegal verwandelt wurde? Und was zur Hölle hatte Nathan Kohl dort zu suchen? Wenn er zu meinem Rudel gehören würde, hätte ich ihm diesen illegalen Biss niemals durchgehen lassen. Aber nein, sein Alpha belohnt ihn mit gefälschten Papieren und einem verdammten Gefährten.«
Jason zog Mark aus Newells Reichweite, während die anderen beiden Betas sich im Hintergrund hielten. Keiner von ihnen schien besonders überrascht von Newells Verhalten zu sein.
Newells Blick landete auf Mark und er blieb abrupt stehen. Die Bindung zwischen einem Alpha und seinen Rudelmitgliedern wurde durch einen Biss besiegelt und durch gegenseitigen Respekt und Vertrauen aufrechterhalten. Nicht durch die panische Angst, die Mark jetzt durchströmte, als sein Alpha zwei Schritte auf ihn zuging und direkt vor ihm stehen blieb. Er versuchte, die Angst zu unterdrücken, doch es war sinnlos; sicher konnte jeder im Raum sie riechen. Aus dem Augenwinkel sah Mark, wie Wes feixte.
Newell legte die Hand seitlich auf Marks Hals. Sein Griff war fest, aber nicht bedrohlich. Noch nicht. »Ich hoffe, ich muss dir nicht erklären, dass Harley gelogen hat. Ich habe nie versucht, jemanden aus seinem Rudel zu töten oder in Gefahr zu bringen.«
Sofort musste Mark an Nathan denken. Newell hatte ihn beim Kampf gegen das abtrünnige Rudel als Köder benutzt. Ohne zu zögern. Doch diesen Gedanken behielt er für sich, während Newell mit seiner Tirade fortfuhr.
»Er misst dem Wort eines Abtrünnigen mehr Bedeutung bei als dem eines anderen Alphas … Obwohl der Abtrünnige Mitglieder aus seinem und meinem Rudel attackiert und getötet hat! Das ist eine Beleidigung, die ich nicht hinnehmen werde.« Er wartete, als würde er eine Reaktion erwarten.
Mark durchforstete fieberhaft sein Gehirn nach der richtigen Antwort. »Ja, Alpha«, sagte er schließlich.
Newell nickte nur kurz. »Und ich werde dir deinen Fehltritt mit der Jacke verzeihen. Dieses Mal. Doch in Zukunft wirst du keine Rudelangelegenheiten mehr ausplaudern. Hast du das verstanden?«
Mark hatte Seb, dem neuesten Mitglied des R-Rudels, von seiner neuen Jacke erzählt. Aber ihm war nicht klar gewesen, dass das als ‚Ausplaudern von Rudelangelegenheiten’ galt. »Ja, Alpha. Danke.«
Newell lächelte, doch es sah nicht besonders freundlich aus. »Ich habe dir und Will diese Jacken als Zeichen der Dankbarkeit unseres Rudels geschenkt. Wenn den Jacken irgendwelche Gerüche anhafteten, wusste ich nichts davon. Ich konnte nicht voraussehen, dass jemand aus Harleys Rudel dich wegen dieser Jacke attackieren würde. Das ist Harleys Problem, nicht meines. Und der Rat der Alphas wird das sicherlich auch so sehen.« Er hielt inne und sah zu Wes. Sie tauschten einen Blick aus, dann lächelte Newell wieder. »Wem hast du sonst noch davon erzählt?«
»Von den Jacken?«
Newell nickte.
»Äh … niemandem, glaube ich.« Sie hatten die Jacken erst heute Morgen bekommen. Dann waren sie direkt zum R-Rudel gefahren.
»Und Will? Hat Will etwas erzählt?«
»Ich …« Mark sah zu Jason. Woher sollte er wissen, ob Will jemandem davon erzählt hatte?
Jason trat neben ihn, sodass ihre Schultern sich berührten. »Will arbeitet heute Nacht in einem der Clubs. Er wird wahrscheinlich gerade schlafen, also hatte er vermutlich keine Gelegenheit, irgendjemandem davon zu erzählen.«
»Gut.« Newell richtete seine Aufmerksamkeit nun auf Jason. »Sieh zu, dass das so bleibt.«
»Ja, Alpha.«
»Das gilt auch für dich.« Als Newell Mark ansah, veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Er wirkte nicht unbedingt freundlich, aber zumindest etwas weniger schroff. »Es ist nicht so, als habe ich etwas zu verbergen. Ja, anscheinend roch die Jacke nach dem abtrünnigen Rudel, aber das war ein unglücklicher Zufall. Zum Glück ist nichts passiert.«
Ich wäre fast getötet worden.
»Und zum Glück ist zumindest einer aus Harleys Rudel nicht völlig nutzlos.«
Alec.
Er hatte Mark das Leben gerettet.
»Der Rat der Alphas wird mit dem ganzen Rudel reden wollen. Je weniger Leute über diese Angelegenheit Bescheid wissen, desto besser ist das für uns.« Er wandte ihnen den Rücken zu. Das hieß sicher, dass sie entlassen waren.
Jason schien das ebenfalls so zu deuten, denn er bugsierte Mark in Richtung Tür.
Als Mark die Hand nach dem Türgriff ausstreckte, fügte Newell noch etwas hinzu. »Jason, sieh zu, dass Mark sicher zu seiner Wohnung gelangt. Nach den Ereignissen heute wird er sicher Ruhe brauchen.«
Jason nickte. »Ja, Alpha.«
»Und dann komm zurück hierher. Wir haben viel zu besprechen.«
Mark und Jason verließen den Konferenzraum und gingen schweigend die Treppen hinunter. Die Wände hier waren zwar schallgedämpft, aber es bestand trotzdem die Möglichkeit, dass jemand sie hörte. Eigentlich wusste Mark sowieso nicht, was er sagen sollte.
Seine Wohnung lag im anderen Gebäude und sobald sie nach draußen traten, blieb Jason stehen, sah sich auf der Straße um und schien sich schließlich zu entspannen. Mark spürte ebenfalls, wie sich seine verkrampften Muskeln etwas lockerten. Die frische Luft tat gut nach der angespannten Atmosphäre drinnen. Doch er hatte so viele Fragen und Zweifel. Hier würde es zumindest niemand hören, wenn er den Mut fand, seine Fragen zu stellen.
Jason setzte sich in Bewegung und ging auf das andere Gebäude zu, jedoch langsamer als üblich. »Ich habe nicht viel Zeit. Er könnte Verdacht schöpfen, wenn ich zu lange brauche.«
Mark musste nicht fragen, wen er damit meinte. Doch … »Ist es also wahr? Was Alpha Harley ihnen vorwirft?« Ihnen. Er weigerte sich, Jason ebenfalls zu einem der Schuldigen zu erklären. Noch.
Jason seufzte und massierte sich die Schläfen. »Ich weiß es nicht. Fuck, ich habe ein ganz mieses Gefühl bei der Sache. Wir sollten gar nicht darüber sprechen. Erwähne es niemandem gegenüber, ja? Es geht um die Sicherheit des Rudels. Okay?« Er hielt Mark am Arm zurück. »Sprich auch nicht mit Will darüber.«
Mark schluckte. Will war sein bester Freund und sie erzählten sich normalerweise alles. »Okay.«
»Nur eine Sache: Falls an all dem wirklich etwas Wahres dran ist, musst du wissen, dass ich nicht mit drinstecke. Du kannst mir vertrauen, Mark. Ich würde dich nie in Gefahr bringen.« Er legte Mark eine Hand auf den Nacken und zog ihn an sich.
Jasons beruhigender Geruch hüllte ihn ein und beruhigte sofort seine flatternden Nerven. Wenn sein Alpha dasselbe getan hätte, wäre das Gefühl sicher völlig anders gewesen … Mark wusste, dass das nicht so sein sollte, ganz abgesehen davon, dass er noch so viele weitere Zweifel hatte. Er behielt diese Gedanken lieber für sich. »Was machen wir jetzt?«
»Du tust gar nichts, außer in deine Wohnung zu gehen und dort zu bleiben. Wie dein Alpha es gesagt hat.«
»Aber …«
»Deine Wohnung ist gerade der sicherste Ort für dich. Der Rat der Alphas wird bald mit den Ermittlungen beginnen, und wenn an Harleys Anschuldigungen wirklich etwas dran ist, dann werden sie es herausfinden. Niemand kann dem Rat etwas vormachen.«
Mark schüttelte sich. Wenn der Rat der Alphas jemanden eines Verbrechens überführte, konnten sie denjenigen so bestrafen, wie sie es für richtig hielten. Sogar mit der Todesstrafe.
Jason brachte ihn bis zu seiner Wohnung und verabschiedete sich mit dem Versprechen, morgen vorbeizuschauen und nach ihm zu sehen.
Mark war so erleichtert, wieder zu Hause zu sein, dass er an der Wand zusammensackte. Zum ersten Mal seit Stunden konnte er sich wieder einigermaßen entspannen. Was für ein beschissener Tag. Erst jetzt wurde ihm wirklich klar, dass er fast draufgegangen wäre. Seine Hände begannen zu zittern und er ballte sie angestrengt zu Fäusten. Das Adrenalin, das schon lange verebbt war, jagte nun wieder durch seine Adern. Er hatte die Gedanken die ganze Zeit weggeschoben.
Es ist nichts Persönliches.
Das hatte er sich die ganze Zeit gesagt. Der Geruch des feindlichen Rudels auf seiner Lederjacke hatte Tim Walters, den normalerweise stets gelassenen Arzt des R-Rudels, durchdrehen lassen. Das war nur ein Instinkt gewesen, der Instinkt, seinen Gefährten Seb zu beschützen. All das hatte nichts mit Mark zu tun.
Aber war es nur ein unglücklicher Zufall?
Newell konnte manchmal ein ziemlicher Arsch sein und die Hälfte des Rudels wusste insgeheim, dass er alles andere als ein guter Alpha war. Aber würde er wirklich das Leben eines Rudelmitglieds einfach so aufs Spiel setzen? Mark wollte es nicht glauben, aber warum sollte Alpha Harley lügen? Warum sollte er die Sache vor den Rat bringen, wenn er keine handfesten Beweise hatte? Der Rat kümmerte sich normalerweise nicht um Streitereien zwischen Rudeln, außer, es ging um sehr ernste Anschuldigungen. Falsche Anschuldigungen wurden ebenfalls hart bestraft. Niemand wollte den Rat der Alphas wütend machen. Nur ein Gedanke bewahrte Mark davor, durchzudrehen: Jason hatte mit der Sache nichts zu tun. Sein Beta war auf seiner Seite. Erst, als er sich das erneut vor Augen rief, hörten seine Hände endlich auf zu zittern.
Ein Klopfen an der Tür ließ ihn zusammenfahren. Sein Herz begann wie wild zu rasen. Doch dann erkannte er den Geruch eines Familienmitglieds.
Harry.
Mark öffnete die Tür und erblickte seinen Cousin. Sein dunkelblondes Haar war wie immer völlig durcheinander, seine blauen Augen glänzten, als er lächelte und Mark eine Einkaufstüte entgegenhielt.
Mark zog ihn in eine Umarmung. »Solltest du nicht bei der Arbeit sein?«, fragte er. Ein weiterer Duft wehte ihm um die Nase und augenblicklich begann sein Magen zu knurren.
»Ich fahre gleich zur Arbeit, aber zuerst wollte ich dir das hier vorbeibringen.« Wieder streckte er Mark die Tüte entgegen. Sein Grinsen wurde breiter. »Er schmeckt einfach besser, wenn er noch warm ist.«
Mark griff nach der Tüte und schnupperte genüsslich. Der Apfelkuchen seiner Tante war sein absolutes Lieblingsdessert. Er sah zu Harry auf. »Ich bin überrascht, dass du ihn nicht aufgefuttert hast.«
»Ach, halt die Klappe. So etwas würde ich doch nie tun.«
Mark lachte. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass Harry genau das getan hatte.
Harry zuckte mit den Schultern. »Außerdem hat sie extra zwei Kuchen gebacken und mir gesagt, sie werde sich nächstes Mal vergewissern, dass du deinen auch wirklich bekommen hast.«
Das klang schon glaubwürdiger. »Wenn sie fragt, werde ich ihr sagen, dass du ein wundervoller Cousin bist.« Er trat zur Seite und bat Harry mit einer Geste hinein. »Hast du Zeit für einen Kaffee?«
Harry seufzte und sah zerknirscht aus. »Ich würde töten für einen Kaffee. Aber ich bin schon zu spät dran und will nicht, dass Wes es herausfindet.«
Fuck, nein. Mark gefiel es überhaupt nicht, dass Wes Harrys Beta war, aber man konnte es nicht ändern. Er zog Harry für eine weitere Umarmung zu sich heran und schob ihn dann sanft von sich. »Dann geh mal besser. Aber ruf mich doch später an, wir machen etwas aus. Vielleicht könnte ich ja mal wieder versuchen, uns etwas zu kochen.«
Harry lachte und wandte sich zum Gehen. »Ich bin mir nicht sicher, ob das so einladend klingt«, rief er noch über seine Schulter.
Mark sah ihm dabei zu, wie er um die Ecke bog, dann schloss er die Wohnungstür und versperrte sie.
Obwohl es erst vierzehn Uhr war, gähnte er. Sofort fielen ihm Newells Anweisungen wieder ein. Er hatte gesagt, dass Mark mit niemandem reden sollte. Shit, hoffentlich fand er nicht heraus, dass Harry da gewesen war. Mark wollte auf keinen Fall, dass Harry in die Sache hineingezogen wurde. In einem Punkt hatte Newell jedenfalls recht: Er brauchte dringend Ruhe. Da er ihm quasi befohlen hatte, die Wohnung nicht zu verlassen, konnte er ja ebenso gut das Beste draus machen.
Mark legte sein Handy auf den Nachttisch, zog sich die Jeans aus und verkroch sich unter der Bettdecke. Sein Kopf hatte kaum das Kissen berührt, als ihn der Schlaf auch schon überwältigte.
Als sein Handy vibrierte, schreckte Mark hoch. Immer noch halb schlafend, griff er danach. Er machte sich nicht die Mühe, aufs Display zu sehen. Nur wenige Leute hatten seine Nummer. Wenn jemand anrief, war es ziemlich sicher wichtig. Er drückte sich das Handy ans Ohr. »Hallo?«, fragte er, rollte sich auf den Rücken und gähnte.
»Liegst du im Bett?« Wills Stimme dröhnte so laut in seinem Ohr, dass Mark das Handy ein Stück weiter weg hielt.
»Ja.«
»Du fauler Sack.«
Mark gähnte erneut. Wenn er am Nachmittag einschlief, fühlte er sich nach dem Aufwachen immer richtig mies. Zumindest eine Weile. »Hey, dieser Morgen war einfach nur beschissen. Ich habe mir ein bisschen Ruhe verdient.« Die Worte waren ihm einfach entglitten, bevor er überhaupt darüber nachgedacht hatte.
Verdammte Scheiße.
Vielleicht würde Will nicht nachhaken.
»Deshalb rufe ich an. Ich habe ein paar Leute gefragt, was passiert ist. Aber niemand scheint es zu wissen. Normalerweise hört Newell gar nicht mehr auf zu labern, wenn er von einem Meeting mit Harley zurückkommt …«
»Pssst. Wo zur Hölle bist du?« Newell würde Will eine Woche lang Clubtoiletten putzen lassen, wenn er ihn so reden hörte. Und diesen Job hasste wirklich jeder.
»Ganz ruhig. Guck mal auf den Überwachungsmonitor, dann weißt du, wo ich bin.«
Mark warf einen Blick auf den Bildschirm, der an der Wand hing. Will stand vor seiner Wohnungstür und winkte in die Kamera.
»Warum hast du nicht an der Tür geklingelt?«
»Hab ich doch.«
»Oh.« Mark sah zu seiner geschlossenen Schlafzimmertür. »Shit, ich habe die Tür zugemacht. Kein Wunder, dass ich dich nicht gehört habe.« Die Schlafzimmer und die Badezimmer waren die einzigen völlig schalldichten Räume in den Wandlerwohnungen. Mark schloss die Schlafzimmertür normalerweise nur, wenn er Gesellschaft hatte oder wenn er sich einen runterholte.
Will lachte. »Ich will es gar nicht so genau wissen. Steh einfach auf und lass mich rein.«
Mit einem Ächzen rollte sich Mark aus dem Bett, trottete zur Wohnungstür und öffnete sie.
»Danke.« Will grinste und tätschelte ihm die Schulter, als er eintrat.
Sobald Mark die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, packte er Will am Arm und zog ihn durch seine Wohnung ins Schlafzimmer. Nur hier blieb ihr Gespräch auch tatsächlich privat.
Will nahm auf Marks ungemachtem Bett Platz und sah ihn halb verwirrt, halb neugierig an. »Du weißt, dass du nicht mein Typ bist, oder?«
Mark ignorierte das. »Du musst vorsichtiger sein. Wenn du solche Sachen sagst, obwohl dich jemand hören könnte, wirst du eines Tages richtige Probleme kriegen.«
Will verzog das Gesicht. »Wer soll mich schon hören? Die meisten Leute im Haus sind auf der Arbeit. Und den anderen ist es scheißegal, was ich sage. Es ist ja nicht so, als würde Wes hier wohnen. Oder jemand aus seiner Einheit.«
Gott, Mark hätte so gerne mit Will darüber geredet, ihm alles erzählt, was Alpha Harley heute Morgen gesagt hatte. Aber Jason hatte es ihm verboten. Es ging nicht nur um Wills Sicherheit, sondern auch um seine eigene. Außerdem wollte Mark nicht gegen die Befehle seines Betas handeln. »Bitte pass einfach auf, was du sagst, Will. Du weißt nie, wer dich hören könnte.«
Diesmal stand Will auf und ging auf Mark zu, der immer noch an der Tür lehnte. Er legte Mark eine Hand auf die Schulter. »Was ist denn los? Was ist heute Morgen beim Treffen mit dem R-Rudel passiert?«
Mark schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht darüber sprechen. Bitte frag nicht.«
»Ich habe vorhin Jason getroffen. Er hat mir gesagt, dass ich nichts über die Jacken erzählen solle, die Newell uns geschenkt hat. Angeblich, weil Newell normalerweise niemandem etwas schenkt und weil keiner es erfahren soll.« Er drückte Marks Schulter und suchte seinen Blick. »Ich fand das irgendwie seltsam. Jason war ungewöhnlich wortkarg. Ganz anders als sonst; er ist ja normalerweise so entspannt. Hat das etwas damit zu tun, was heute passiert ist?«
»Fuck, ich würde es dir so gerne erzählen, aber …«
»Aber du kannst nicht, ich verstehe schon.«
Es ist zu deiner eigenen Sicherheit. Ich will dich nicht in Gefahr bringen.
Will wandte sich um, ging zu Marks Bett und nahm wieder Platz. Dann rollte er sich auf den Rücken und starrte an die Decke. »Ich weiß nicht, was Newell damit erreichen will. Ich meine, das R-Rudel wird es doch sowieso erzählen, also wird es am Ende ohnehin rauskommen. Er sollte ein Rudeltreffen einberufen und seinem eigenen Rudel verdammt noch mal erzählen, was los ist, damit wir es nicht von jemand anderes erfahren müssen.«
Es war innerhalb ihrer Einheit kein Geheimnis, dass Will seinem Alpha keinen Respekt entgegenbrachte. Die sechs Wandler unter Jason waren miteinander eng befreundet und Mark hätte allen von ihnen sein Leben anvertraut. Zum Glück war Will aber schlau genug, niemandem außerhalb ihrer Einheit auf die Nase zu binden, was er von Newell hielt.
Mark setzte sich neben ihn und stützte sich auf den Ellbogen. Er rief sich in Erinnerung, welche Mitglieder des R-Rudels heute da gewesen waren, wer Alpha Harleys Anschuldigungen mitbekommen hatte. Nathan würde sicher kein Stillschweigen über die Sache bewahren, außer man befahl es ihm. Er hasste Newell, aus gutem Grund. »Es war Jason, der mir befohlen hat, nicht darüber zu reden.«
»Oh?«
»Ja. Ich weiß nicht, wieso. Es ist, wie du gesagt hast: Am Ende wird ja sowieso alles rauskommen.«
Besonders, wenn der Rat der Alphas hier auftaucht und Fragen stellt.
»Aber ich bin mir sicher, Jason hat seine Gründe.«
»Schon gut.« Will schwieg für einen Moment, dann pikste er Mark in die Seite. »Das heißt, was auch immer passiert ist, es war richtig übel?«
Mark seufzte und versuchte erneut, nicht daran zu denken, dass er heute fast gestorben wäre. »Ja, das war es.« Sein Gedankengang endete unweigerlich wieder bei dem Wandler aus dem R-Rudel, der ihm das Leben gerettet hatte: Alec Knight. Groß, finster, bedrohlich. Mark war 1,80 m, also nicht gerade klein. Dennoch war Alec sicher einen Kopf größer als er. Alec war zwar nicht so durchtrainiert wie andere Wandler, sondern eher schlank, aber seine breiten Schultern ließen keinen Zweifel daran, wie stark er war. Unweigerlich begann Mark wieder zu beben, als er sich an die Situation erinnerte. Alec hatte keinen Augenblick gezögert. Er hatte sich so blitzschnell bewegt … Und er hatte es wirklich geschafft, einen frisch verbundenen Wandler aufzuhalten, dessen Beschützerinstinkt zugeschlagen hatte. Ja, er hatte Hilfe gehabt, aber trotzdem …
»Woran zur Hölle denkst du gerade?«
Mark blickte zu Will und sah, dass er missbilligend die Nase kräuselte. »Was denn?«
»In unserem Rudel geht alles drunter und drüber, wie kannst du da an Sex denken?«
»Ich habe nicht an Sex gedacht!« Doch Marks Proteste stießen auf taube Ohren.
Will tippte sich an die Nase. »Lügner. Als ob ich das nach all den Jahren nicht merken würde. Es ist zwar ein subtiler Geruch, aber ich rieche es trotzdem.«
Mark zuckte mit den Schultern. »Dann solltest du auch wissen, dass ich nichts dafür kann, was mir so durch den Kopf geht.«
Will musterte ihn eingehend. »Wir haben nicht unbedingt über ein Thema geredet, das solche Gedanken rechtfertigen würde. Außer …« Seine Augen leuchteten auf, als hätte er gerade eine Erkenntnis. »Aaah, jetzt verstehe ich.«
»Was? Da gibt es nichts zu verstehen.«
Will streckte Mark den Zeigefinger entgegen und grinste breiter. »Auch wenn du mir nicht erzählen darfst, was heute passiert ist, ich kann ja trotzdem raten, wer da war.«
Mark bemühte sich um einen neutralen Gesichtsausdruck, doch Will redete einfach weiter.
»Also, ich denke, dass Harleys Betas da waren, alle vier. Wahrscheinlich auch Seb, es ging ja um ihn. Und wo Seb ist, ist der sexy Arzt des Rudels nicht weit. Ich schätze, Nathan Kohl war auch dabei, er scheint derzeit irgendwie immer mit Newell zusammen zu sein. Das würde heißen, dass Jared auch da war.«
Mark verengte die Augen. »Auch wenn du recht hättest, worauf willst du eigentlich hinaus?«
»Du hast heute ein Auge auf jemanden geworfen. So sehr, dass du eben diesen schmachtenden Gesichtsausdruck hattest. Und …«
»Ich schmachte doch nicht!«
»Und außerdem riechst du, als gäbe es da jemanden, den du dringend flachlegen willst.« Will wartete, als ob er Mark Zeit zum Widersprechen geben wollte. Als Mark nichts sagte, lachte er. Es war ja nicht so, als hätte Will unrecht. »Ich weiß, dass du auf niemanden aus unserem Rudel stehst. Von den Leuten, die ich eben erwähnt habe, sind vier glücklich miteinander verbunden. Also bleiben Harleys Betas.« Will begann sie an seinen Fingern abzuzählen. »Daryl. Ja, er ist heiß, aber auch ziemlich furchteinflößend. Ich denke nicht, dass er dein Typ ist.« Das stimmte. »Mike. Ist er nicht mit diesem Rothaarigen zusammen? Der im Lagerhaus des R-Rudels arbeitet?«
Mark hob ungläubig die Augenbrauen. »Woher weißt du denn so etwas?«
»Ich habe dort ausgeholfen, als unsere Rudel zusammengearbeitet haben. Damals, als all der Scheiß mit dem abtrünnigen Rudel passiert ist. Da habe ich eben einiges aufgeschnappt. Wie auch immer, wo waren wir?«
»Ja, genau, bitte komm zum Punkt«, sagte Mark, obwohl er genau wusste, worauf Will hinauswollte.
»Gareth. Der ist auch nicht dein Typ und außerdem glaube ich, dass er heimlich auf Harley steht.«
»Auf seinen eigenen Alpha?«
»Jepp.« Als Mark die Augen verdrehte, fügte Will hinzu: »So etwas kommt doch öfter vor. Außerdem ist Cam Harley heiß. Und behaupte jetzt nicht, das sei dir nicht aufgefallen. Das wäre gelogen.«
Mark zuckte mit den Schultern. »Okay, ja, ich schätze, schon. Aber trotzdem. Er ist sein Alpha.«
»Wie auch immer.« Er grinste und Mark unterdrückte ein Seufzen, als er das vergnügte Funkeln in seinen Augen bemerkte. »Also bleibt nur noch Alec Knight übrig. Groß, stark, mutig und durch und durch loyal. Außerdem furchteinflößend, aber exakt dein Typ. Diese dunkelbraunen Augen, das dunkle Haar, leicht von Silber durchzogen … Außerdem dieses markante Kinn …« Er tat so, als würde er in Ohnmacht fallen und fächelte sich Luft zu.
Mark akzeptierte seine Niederlage und musste nun auch grinsen. »Vergiss den Dreitagebart nicht.«
Will boxte ihm gegen den Oberarm und lachte. Mark ließ sich neben ihm aufs Bett fallen. »Ich wusste es«, sagte er. »Die Kacke ist am Dampfen und du verknallst dich in einen aus dem feindlichen Rudel. Wie in Romeo und Julia.«
»Sie sind kein feindliches Rudel.«
Aber wahrscheinlich werden sie das bald sein.
»Ach, komm schon. Jeder weiß, dass Newell Harley nie verziehen hat, weil er ein kleineres Revier bekommen hat, als die Rudel sich aufgesplittet haben. Und der ganze Scheiß mit Nathan Kohl und dem abtrünnigen Rudel hat alles noch zehnmal schlimmer gemacht. Es herrscht vielleicht kein Krieg zwischen den Rudeln, aber Newell und Harley verabscheuen einander.«
Mark musste unweigerlich an den Rat der Alphas denken. »Und es wird wahrscheinlich noch schlimmer werden«, fügte er hinzu.
»Fuck, wirklich?«
»Jepp.«
Will seufzte. Sie lagen schweigend nebeneinander und starrten an die Decke. »Dann ist alles klar«, sagte Will schließlich.
»Was ist klar?«
»Du kommst heute mit in den Club.«
»Ich habe, ehrlich gesagt, wirklich keine Lust, heute …«
Will drehte sich auf die Seite und hielt Mark den Mund zu. »Keine Widerrede. Wenn alles bald den Bach runtergeht, sollten wir Spaß haben, solange wir noch können. Ich arbeite heute an der Bar, also kannst du einfach am Tresen sitzen und wir plaudern. Zumindest kommst du so ein bisschen raus und es lenkt dich vielleicht von der Sache ab, die du mir nicht erzählen darfst.«
Mark dachte darüber nach, aber … »Ich soll meine Wohnung nicht verlassen.«
»Wer sagt das?«
»Newell hat Jason befohlen, mich nach Hause zu bringen. Er meinte, ich solle mich ausruhen.«
Wills Lächeln wurde hinterhältig. »Nun, du hast dich jetzt ausgeruht. Hat einer von den beiden gesagt, dass du die ganze Nacht zu Hause bleiben sollst?«
»Nein, aber ich hatte den Eindruck, dass sie es so meinten.«
»Das ist aber nicht dasselbe wie ein Befehl. Komm schon Mark, hab doch mal ein bisschen Spaß.« Er setzte sich auf und zog Mark mit sich. »Wer weiß? Morgen um diese Zeit herrscht vielleicht ein Rudelkrieg und dann wirst du es bereuen, dass du nicht ausgegangen bist, als du noch die Chance hattest.«
Will lachte, doch Mark kam nicht umhin, sich zu fragen, wie nahe das wohl an der Wahrheit war. Er sollte das wirklich nicht tun, aber … »Welcher Club?«
»Lycanis.«
Dieser Name hatte ihn schon immer amüsiert. Er war nicht sonderlich subtil. Wie er nahelegte, war es ein reiner Wandlerclub. Also war er meist voller verbundener Paare oder voller Wandler, die einen Gefährten suchten. Viele Wandler gingen lieber in gemischte Clubs. Mit Menschen war die Gefahr einer versehentlichen Bindung geringer. Mark hatte wahrscheinlich wenig Chancen, in diesem Club jemanden aufzureißen. Aber andererseits war er sowieso nicht in der Stimmung dafür. Es klang trotzdem ziemlich verlockend, mal ein bisschen rauszukommen und seine Sorgen für eine Weile zu vergessen. Obwohl er wusste, dass es keine gute Idee war, nickte Mark. »Okay, ich komme mit.« Hoffentlich würde Jason nicht allzu sauer auf ihn sein.
Alec stand gebeugt vor dem Waschbecken und starrte sein Spiegelbild an. War es wirklich schon zehn Jahre her? Äußerlich hatte die Zeit ihn nicht allzu stark verändert. Für einen Wandler war vierzig nicht alt. Aber innerlich war er nicht mehr der junge Mann, der in jener Nacht darauf gebrannt hatte, mit seiner neuen Einheit auszurücken. Er war so aufgeregt gewesen, hatte sich so darauf gefreut, endlich auch kämpfen zu dürfen … Wie verdammt naiv er gewesen war.
Alec schloss die Augen, senkte den Kopf und atmete tief durch. Jedes Jahr um diese Zeit suchten ihn die Erinnerungen wieder heim, die Schuldgefühle, der Schmerz … Dinge, die er so gerne vergessen würde. Das Datum selbst war noch einige Tage entfernt. So schrecklich war es normalerweise nur, wenn er in der Nacht hochschreckte, weil er davon träumte. Es war schon so, seit der Krieg geendet hatte. Alec hatte es inzwischen akzeptiert. Mehr als das. Er ertrug es bereitwillig. Schließlich hatte er es verdient. Dieses Jahr hatte es früher begonnen als sonst. Und er musste kein Genie sein, um zu wissen, weshalb.
Fuck.
Was er brauchte, war Ablenkung. Er musste einen Weg finden, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Er und die anderen Betas mussten in nächster Zeit in Topform sein. Alec konnte Cam und die anderen nicht im Stich lassen. Nicht schon wieder. In Zeiten wie diesen halfen nur Alkohol und Sex. Nicht notwendigerweise in dieser Reihenfolge. Er konnte sich nicht völlig die Kante geben, das stand außer Frage, aber er konnte ein paar Drinks hinunterkippen, um für eine Stunde oder so ein bisschen ruhiger zu werden. Und Sex würde ihm beim Runterkommen helfen. So angespannt, wie er heute war, sollte es lieber mit einem anderen Wandler sein. Er hatte nicht vor, sanft zu sein. Im Gegenteil.
Alec warf noch einen letzten Blick in den Spiegel, schaltete das Licht im Badezimmer aus und sammelte in seiner Wohnung Geldbeutel, Schlüsselbund und Handy zusammen. Eine ungelesene Nachricht erwartete ihn.
Beta-Meeting. Morgen 9 Uhr. Konferenzraum.
Er machte sich nicht die Mühe, zu antworten. Cam würde das auch nicht erwarten. Es war ein Befehl, keine Bitte. Wenn Cam sah, dass er die Nachricht gelesen hatte, reichte das als Antwort aus.
Alec parkte sein Auto hinter dem Lagerhaus. Drei andere Autos von Mitgliedern seines Rudels standen schon dort, auf den Parkplätzen, die extra für das „Regents Park“-Rudel reserviert waren. Zum Glück. Er hatte nicht die geringste Lust, sich um Falschparker zu kümmern.
Es gab nicht besonders viele Bars und Clubs, zu denen nur Wandler Zutritt hatten. Deshalb befanden sie sich praktischerweise auch alle in derselben Straße. Alec blieb kurz stehen, ließ die unzähligen Gerüche auf sich einströmen. Londons Innenstadt war neutrales Territorium; Mitglieder aller Rudel konnten sich hier aufhalten. Niemand hatte Anspruch auf dieses Revier. Es war wie ein Schock, die Gerüche so vieler Rudel auf einmal zu riechen. Alec lehnte sich gegen eine Hauswand und wartete kurz, bis er sich daran gewöhnt hatte. Ein paar Wandler spazierten an ihm vorbei, schenkten ihm aber keine Beachtung. Alec knirschte mit den Zähnen, ballte die Hände zu Fäusten, doch nach einem Moment ließ der Drang nach, sich zu wandeln. Nichts anderes hatte er erwartet.
Er setzte sich in Bewegung, ging die Straße hinunter und betrachtete die Bars. Wohin sollte er gehen? Schließlich stach ihm ein Pub ins Auge. So wie es aussah, war er neu eröffnet worden. Alec ging darauf zu. Als er nach links und dann nach rechts sah, bevor er die Straße überquerte, stieg ein Geruch in seine Nase. Er blieb so abrupt stehen, dass er fast von einem weißen Van niedergemäht wurde. Der Fahrer war viel zu schnell unterwegs. Alec knurrte leise.
Wichser.
Der Geruch verblasste, wurde aber wieder starker, als er die gegenüberliegende Straßenseite erreichte. Alec schloss für einen Moment die Augen. Er vergaß niemals die Gerüche anderer Wandler. Und diesen hier kannte er definitiv. Vom Meeting heute Morgen. Jemand aus dem „Primrose Hill“-Rudel. Mark Appleton. Alec merkte sich immer gewissenhaft die Namen all jener, die an Meetings mit seinem Alpha teilnahmen. Immerhin war seine Einheit hauptsächlich für Sicherheitsangelegenheiten zuständig. Es war nicht schwer gewesen, an die Informationen zu gelangen, immerhin waren ihre Rudel angeblich verbündet. Oder waren es zumindest gewesen.
Der Geruch rüttelte die Erinnerungen an heute Morgen wach. Er hatte Mark das Leben gerettet, um Tim zu beschützen, aber der junge Wandler aus dem „Primrose Hill“-Rudel schien tatsächlich keine Ahnung von Newells Taten zu haben. Es musste ein Schock für ihn gewesen sein, herauszufinden, dass sein eigener Alpha sein Leben einfach so aufs Spiel setzte. Alec fragte sich, was Newell wohl zu seiner Rechtfertigung gesagt hatte.
Er machte ein paar Schritte in die entgegengesetzte Richtung, hielt dann aber inne. Marks Geruch stieg ihm noch immer in die Nase, ein würziger Duft, der sein Interesse weckte. Er sollte lieber gehen. Es war das Beste, alle vom Primrose-Rudel zu meiden. Aber sein innerer Wolf war erwacht und Alec war genau in der richtigen Stimmung, um seine wilde Seite auszuleben. Es konnte doch sicher nicht schaden, zumindest einen kleinen Blick zu riskieren.
Er folgte dem Geruch. In welchem Lokal war Mark wohl gelandet? Wenig überraschend führte Alecs Nase ihn zu einem Club namens Lycanis. Der Schuppen gehörte dem Primrose-Rudel. Reichte es nicht aus, dass er diese Leute jeden Tag sah? Der Club würde nicht nur voller Primrose-Wandler sein, nein, auch das Personal gehörte zum Primrose-Rudel.
Doch ehe Alec es sich versah, war er dem Geruch schon nach drinnen gefolgt. Er reichte dem Türsteher einen Zehner. Die Wandler an der Tür musterten ihn misstrauisch. Kein Wunder. Sein Ruf eilte ihm wahrscheinlich voraus. Alec erkannte einen der Männer und nickte ihm zu, als er vorbeiging.
Lycanis war kein Club, in den Alec oft ging, aber er war schon einmal hier gewesen. Die fünf Bars erstreckten sich über zwei Stockwerke; drei unten und zwei oben. Alec blieb lieber oben, von dort hatte man einen guten Blick auf die Tanzfläche und auf die potenziell interessanten Männer. Hier drinnen war es fast unmöglich, die einzelnen Gerüche voneinander zu unterscheiden. Marks Duftnote war unter Hunderten anderen Gerüchen begraben. Wo er wohl war?
Alec marschierte die Stufen hinauf und verscheuchte den Gedanken an Mark. Ja, wegen ihm war er in diesem Schuppen gelandet, aber hier liefen viele scharfe Typen herum. Alec fügte sich mit seiner engen schwarzen Jeans und dem dunkelvioletten T-Shirt nahtlos in die Menge ein. Nicht einmal seine Körpergröße ließ ihn hier herausstechen. In einem Club voller Wandler war man mit 1,90 m und breiten Schultern nichts Besonderes. Von seinem Aussichtspunkt erblickte Alec mindestens zwanzig Männer, die so groß waren wie er. Auch eine Handvoll Frauen. Die Anonymität eines Wandler-Clubs war eine willkommene Abwechslung. Draußen an der frischen Luft hätte Alec die Gerüche der einzelnen Wandler herausfiltern können, um sofort zu erkennen, zu welchem Rudel sie gehörten. Aber nicht hier drinnen. Der einzige Minuspunkt war, dass die meisten Wandler hier schon einen Gefährten hatten oder zumindest mit jemandem zusammen waren. Wandler, die gerne Single bleiben wollten, hielten sich normalerweise eher in gemischten Clubs auf. Doch das kümmerte Alec nicht. Er wusste, wie man eine ungewollte Bindung umgehen konnte.
Er beschloss, sich einen Drink zu genehmigen, bevor er sich nach jemandem umsah, den er aufreißen konnte. Also ging er zu der kleinen Bar in der Ecke, die viel leiser war als die mit Blick auf die Tanzfläche.
Der blonde Barkeeper musterte ihn eingehend, als er aufsah. Dann grinste er und lehnte sich über die Theke nach vorn, um einem Mann, der dort saß, etwas ins Ohr zu flüstern. Unter den lauten, wummernden Bässen hatte Alec keine Chance, es zu verstehen. Aber er verstand in etwa, worum es ging, als der Mann auf dem Barhocker einen verstohlenen Blick über die Schulter warf. Mark.
Der Barkeeper flüsterte noch etwas. Alec fragte sich schon, ob Mark nur wegen des Barkeepers da war. Als er sich über Mark informiert hatte, hatte niemand erwähnt, dass er in einer Beziehung war. Aber das konnte sich natürlich geändert haben.
Er ging zur Bar und stellte sich neben Marks Barhocker. Da sie ihn sowieso schon erkannt hatten, konnte er sie ja gleich ansprechen. »Mark«, sagte er.
»Alec.«
Der Barkeeper räusperte sich.
Mark verdrehte die Augen, dann deutete er auf ihn. »Alec Knight, darf ich vorstellen? Das ist Will Farley, mein bester Freund. Wir sind in derselben Einheit.«
Also sind sie nicht zusammen.
Will lächelte und streckte seine Hand aus. Alec nahm sie und schüttelte sie pflichtbewusst. »Was darf es sein?«, fragte Will.
Alec spähte hinter die Bar, musterte die Flaschenbiere und sah dann nach oben zu den Spirituosen. Er hatte schließlich vor, sich zu entspannen. Ein paar Tequila-Shots würden dabei sicher helfen. Also bestellte er ein großes Bier und fünf Tequila. Will nahm sein Geld, ohne mit der Wimper zu zucken. Erst da bemerkte Alec die leeren Shotgläser, die vor Mark aufgereiht waren. Er sah auf und bemerkte, dass Mark ihn musterte, während er einen Schluck Bier nahm. Alec lächelte gezwungen. »Ziemlich heftiger Tag, was?«
»Ich schätze, schon.« Mark hob seine Bierflasche und prostete ihm stumm zu, dann nahm er einen großen Schluck. Als er trank, konnte Alec den Blick nicht von seiner Kehle abwenden.
Zuvor war Marks Duftnote in all den Gerüchen untergegangen, aber nun, wo er direkt neben ihm stand, konnte Alec ihn beschnuppern. Er roch ein bisschen nach Zitrone, aber auch würzig, außerdem nach einem Hauch Tequila. Trotz des Alkohols war es ein angenehmer Geruch. Alec nahm einen tiefen Atemzug. Er machte sich nicht die Mühe, unauffällig zu sein. Mark durfte ruhig merken, dass er interessiert war. Er hatte heute keine Lust auf Spielchen. Vielleicht hatte er nicht von Anfang an geplant Mark aufzureißen, aber ihm gefiel, was er sah. Dunkles Haar und grünblaue Augen waren schon immer sein Ding gewesen. Es war eine äußerst schlechte Idee. Wahrscheinlich die schlechteste Idee, die Alec seit langer Zeit hatte. Aber wie schon draußen auf der Straße, weckte Marks Geruch sein Interesse. Er ließ seinen inneren Wolf erwachen. Das passierte nicht bei allen Männern, mit denen er ins Bett ging. Aber wenn es passierte, war es immer ein gutes Zeichen; ein Zeichen dafür, dass eine tolle Nacht vor ihm lag. Und immerhin war es ja nur Sex, oder? Nach Cams Anschuldigungen konnten die Beziehungen zwischen ihren Rudeln kaum noch schlechter werden. Cam würde das wahrscheinlich anders sehen, aber Alec musste dringend diese nervöse Anspannung loswerden. Sonst war er in den nächsten Tagen für seinen Alpha völlig nutzlos. Und anscheinend hatten sowohl er als auch sein Wolf sich für Mark entschieden.
Will stellte Alecs Drink vor ihm auf dem Tresen ab, dann widmete er sich einem anderen Kunden, nicht, ohne Mark zuvor zu mustern und kaum merklich den Kopf zu schütteln.
Alec ignorierte ihn und schob Mark ein Shotglas rüber. »Willst du auch einen?«
Mark betrachtete das Shotglas eingehend, dann seufzte er. »Warum zur Hölle eigentlich nicht?« Er nahm ein Glas und wartete, bis Alec es ihm gleichtat. Dann prostete er ihm zu.
Das leichte Brennen des Alkohols in Alecs Kehle war genau die Form von Ablenkung, die er brauchte. Er stürzte rasch die restlichen Shots hinunter, dann griff er nach seinem Bier. Mark sah ihn verstohlen aus dem Augenwinkel an, als er trank. Alec stellte das Bier wieder ab und drehte sich zu ihm. Nach dem, was heute Morgen passiert war, konnten sie auf keinen Fall über irgendwelche Rudelangelegenheiten sprechen. So skeptisch, wie Mark ihn ansah, war ihm das wohl ebenfalls klar. Also blieb nur noch ein Thema übrig.
Alec griff noch einmal nach seinem Bier und trank rasch, bis es halb leer war. Der leichte Schwips, den er nun hatte, würde nicht lange anhalten. Er musste entweder mehr Shots bestellen oder eine andere Form von Ablenkung finden. Als er das Bier wieder abstellte, fing er Marks Blick auf. In einem Club voller notgeiler Wandler war das schwer zu sagen, aber Alec war sich fast sicher, dass von Mark ein leichter Geruch nach Erregung ausging. Alec leckte sich über die Lippen und lächelte leicht, als Marks Blick an seinem Mund hängen blieb. Rasch sah er sich um und vergewisserte sich, dass niemand sie belauschte. Dann lehnte er sich zu Mark rüber und flüsterte: »Ich würde dich gerne ficken.«
Mark schien kein bisschen überrascht, er zuckte nicht einmal zusammen. Doch Will stieß fast den Drink um, den er gerade mixte. Ananassaft floss über den Tresen. #
Alec rümpfte die Nase, als sich penetranter Ananasgeruch ausbreitete, dann drehte er sich wieder zu Mark, der noch immer nicht reagierte. Er hob eine Augenbraue und wartete.
Der Barhocker knarzte, als Mark sich drehte, sodass sie sich nun gegenübersaßen. Er nahm einen Schluck Bier und unterbrach dabei keine Sekunde den Augenkontakt. »Warum?«, fragte er einfach nur.
Diese Frage hatte noch nie jemand gestellt. Aber die Umstände waren auch anders. »Weil du heiß bist und ich gerne ein bisschen Anspannung loswerden würde«, sagte Alec und streckte sich. Seine Schultern knackten, als würden sie seine Aussage bestätigen wollen. »Sex wäre da genau das Richtige.«
Mark sah ihm noch einen Moment in die Augen, dann begann sein Blick über Alecs Körper zu wandern. Alec wartete reglos, bis er sich sattgesehen hatte. »Ich werde nicht über Rudelangelegenheiten reden«, sagte Mark. »Wenn du also Informationen willst, dann …«
»Will ich nicht. All das ist mir gerade herzlich egal. Du musst auch gar nichts sagen, einfach nur ja oder nein.« Alec zuckte mit den Schultern. »Es ist nur Sex. Daran ist nichts kompliziert.«
Mark lachte. Seine Augen funkelten amüsiert, als er den Zeigefinger hob und auf Alec deutete. »Es ist sogar verdammt kompliziert, wenn man die Umstände in Betracht zieht.«
Vielleicht hatte er recht. Alec konnte sich einfach umdrehen und gehen, lieber einen anderen Wandler finden. Aus einem Rudel, das nicht mit seinem Rudel im Clinch lag.
Mark stellte seine Bierflasche ab und begann seinen Hals zu reiben. Langsam fuhr er mit dem Daumen über sein Schlüsselbein.
Alec knurrte leise und fuhr die Fangzähne aus, nur ein kleines Stück, sodass Mark sie sehen konnte.
»Dir muss doch klar sein, dass das eine furchtbare Idee ist.«
Alec leckte mit der Zunge über seine spitzen Eckzähne und grinste. »Ja.« Er fuhr die Zähne nun ganz aus, der leichte Schmerz war ihm willkommen. Schmerz half ihm dabei, einen klaren Kopf zu behalten. Eine Welle der Erregung durchströmte ihn, als er sich ausmalte, wo er Mark überall beißen könnte. Er trat einen Schritt näher, bis er fast zwischen Marks Oberschenkeln stand. Er durfte ruhig merken, wie sehr Alec das hier wollte.
Mark sog scharf die Luft ein und Alec lächelte.
Genug gewartet. Er fuhr die Zähne wieder ein und fragte: »Ja oder nein?«
»Wenn das jemand herausfindet, dann …«
»Dann sagen wir ihnen die Wahrheit. Wir haben gefickt, das ist alles. Falls uns jetzt schon jemand gesehen hat, wird dein Alpha es sowieso herausfinden, egal was wir jetzt tun werden. Da können wir doch gleich das Beste draus machen.«
Mark blickte über die Schulter und sah sich im Raum um.
Alec witterte seine Besorgnis. »Hast du etwas zu verbergen? Irgendetwas, was ich wissen sollte?«
Mark legte die Stirn in Falten. »Nein, aber …«
»Dann musst du dir ja keine Sorgen machen.«
Mark schwieg einen Moment, dann grinste er verschlagen. »Vielleicht bist du ja derjenige, der sich Sorgen machen sollte. Ich bin mir sicher, ich könnte eine Menge Informationen aus dir herauskitzeln.«
Alec lachte nur. »Nein, das wird nicht passieren, versuch es gar nicht erst.« Ja, vielleicht spielte er mit dem Feuer, wenn er Mark ins Bett bekommen wollte, aber er würde niemals Geheimnisse des Rudels ausplaudern. Egal, wie gut der Sex war.
»Und du würdest mich einfach so in deine Wohnung in eurem Hauptquartier mitnehmen? Als sei nichts dabei? Zu mir können wir nämlich auf gar keinen Fall. Und ich habe keine Lust auf eine Anzeige wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses.«
»Das ist nicht das erste Mal, dass ich so etwas mache.«
Mark schnaubte amüsiert. »Ach was.«
Alec fischte einen Schlüsselbund aus der Tasche und hielt ihn Mark entgegen. »Die anderen Betas und ich haben ein Apartment für solche Anlässe.«
»Oooh, ein Apartment extra zum Ficken. Nobel.«
»Manchmal ist es eben nicht so praktisch, jemanden mit nach Hause zu nehmen. Wie jetzt zum Beispiel.«
Er wollte gerade erklären, dass ihm die Wohnung heute zur freien Verfügung stand, da stellte Mark seine Bierflasche heftiger als nötig auf dem Tresen ab und stand auf. »Lass uns gehen.«
Alec war niemand, der sich leicht aus der Ruhe bringen ließ, doch Marks plötzliche Eile überraschte ihn. Sie standen nun Brust an Brust da. Mark war etwa einen Kopf kleiner als er und Alec konnte nicht widerstehen: Er drückte ihn gegen die Bar und flüsterte ihm ins Ohr: »Es könnte aber sein, dass ich ein bisschen grob werde. Magst du das?«
»Ja, mag ich.« Mark drückte ihm die Hüften entgegen, sodass Alec seinen harten Schwanz an seinem Oberschenkel spüren konnte.
Bevor Alec seine Hand nehmen konnte, um ihn nach draußen zu bringen, lehnte Will sich über die Bar und tippte Mark auf die Schulter. »Können wir kurz reden?« Er deutete auf eine Tür neben dem Tresen mit der Aufschrift: Nur Personal.