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Heilicia, eine von sieben Hexenschwestern erwartet in einer Vollmondnacht ihren ersten Nachkömmling. Doch sie weiß nicht, was sie alles beachten muss, damit er nach seinem ersten Besenflug wieder unversehrt nach Hause zurückfinden kann. Kaum das Licht der Hexenwelt erblickt, fliegt Blanchefleur auch schon auf ihrem Besen hinaus aus der Villa, entdeckt dabei so manches in der Welt. Sie freundet sich mit Gertruda an und findet zufällig zu dem Mädchen Ells. Doch wie findet Blanchefleur wieder nach Hause? Und was wartet alles auf sie?
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Seitenzahl: 63
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Ein Neuankömmling
Blanchefleurs erster Flug
Willkommen in der Villa
Das Hexenfest
Blanchefleur lebt auf
Blanchefleur hat eine Idee
Der Vollmond scheint am Nachthimmel und in der großen Villa am Stadtrand ist ein Fenster hell erleuchtet. Die Sterne blinken und sieht man zu ihnen hinauf, scheint es so, als erzählen sie eine Geschichte.
Es herrscht ein aufregendes Treiben in der Hexenvilla.
Aleidis, Imperatrix, Carissima, Flordelis, Imagina und auch Melisande sind da. Alle sechs Schwestern stehen Heilicia bei, denn Heilicia erwartet ihren ersten Neuankömmling.
Überhaupt ist sie die erste, der sieben Schwestern die einen Nachkommen haben wird.
Die Schwestern sitzen reihum auf den Holzstühlen und bewachen Heilicia, die in ihrem Bett liegt und nun auf die Geburt wartet. Alle Hexenschwestern richten ihren Blick auf Helicia und dann wieder auf ihren eigenen Schoß. Die eine krabbelt sich an ihrer langen Nase, die andere gähnt und hat dabei ihren Mund so weit offen, das man meinen könnte, der Neuankömmling sollte geradewegs da hinein fliegen. Wieder eine andere der Schwestern rückt ihren Haardutt zurecht und eine weitere sieht auf die Uhr, so als wäre eine Zeit ausgemacht und diese wäre längst verstrichen.
Keine von ihnen weiß wie ein Neuankömmling das Licht der Welt erblicken wird und alle Schwestern sind gespannt darauf, wenn es nur nicht so ewig lang dauern würde, bis es endlich so weit wäre. In ihrem Buch der Hexen haben sie gelesen, dass eine Geburt bewacht werden muss, von mindestens zwei Hexen, damit keine fremden Energien den Neuankömmling berühren.
Imperatrix, die älteste der Hexenschwestern ist sich sicher, dass alles gut gehen wird. Nur weiß auch sie nicht so recht, wie alles ablaufen würde. Das stand in keinem der Bücher, die sie je gelesen hat. So ist die Spannung bis zum letzten Moment spürbar.
„Es wird bald Morgen und immer noch nicht, ist es mit der Geburt so weit. Der Vollmond steht schon seit gestern Nacht am Himmel.“ wirft Imagina in die Hexenrunde. Flordelis nickt zustimmend und reibt sich ihre Handflächen ganz aufgeregt, so als würde sie meinen, sie müsste da einmal nachhelfen.
Heilicia dagegen ruht in ihrem Bett. Ihre Schwestern sitzen die ganze Zeit schon mehr, oder weniger ruhig auf ihren Stühlen und wissen wohl gar nicht so richtig auf was sie acht geben sollten. „Ich ziehe einmal die Vorhänge zu.“ sagt Melisande, die jüngste der Schwestern und als sie sich vom Stuhl erheben möchte, entgegnet ihr Imperatrix „ Bleib sitzen! Die Vorhänge bleiben offen. Es ist Vollmond?! Wir brauchen das Licht für die Seele.“ So bleibt Melisande also sitzen und schaut auf Heilicia, die sich etwas regt und sich mitteilt, dass es nun wohl so weit sei.
Carissima ist tatsächlich auf dem unbequemen Stuhl eingenickt, ihr Kopf hängt seitlich über, und die Schwestern nehmen ihr Schnarrchen wahr, derweil schaut Flordelis noch einmal in das Buch, das die Schwestern mitgebracht haben.
„Wir müssen den Stuhlkreis erweitern und das Fenster weit öffnen.“ sagt Flordelis aufgeregt in die Schwesternrunde.
Die Hexenschwestern stehen alle von ihren Stühlen auf, auch Carrisima, die nun ihr Nickerchen beendet hat, und heben ihre Stühle an, um sie etwas weiter weg von Heilicias Bett wieder aufzusetzen. Sie nehmen ihren Platz wieder ein und Flordelis geht zum Fenster, um es zu öffnen. Als es offen ist, atmet sie tief ein und aus und schaut in den kommenden Morgen.
Wie von allein spricht sie ein „Herzlich Willkommen.“ und ein „Fliege mit dem Wind, sei gescheit und lerne geschwind. Lese viel und höre gut, keine Angst und ganz viel Mut. Besen rein und keine Schürze, Zauberhut und viel Gewürze. Helfe hier und helfe da, kleine Hexe wunderbar.“
Alle fünf Hexenschwestern sitzen reihum und mit offenen Mündern staunen sie über die Worte von Flordelis. Auch sie weiß nicht, wie sie auf das gekommen ist, was sie da am offenen Fenster spricht und geht mit leicht geöffneten Mund zurück zu den anderen und setzt sich auf ihren Stuhl. Heilicia dagegen ruft ein „Ahhhhhhhh“ aus und wenn Melisande nicht schnell reagiert und ihren Kopf etwas eingezogen hätte, wäre der erste Flug des Neuankömmlings an Melisandes Kopf geendet.
„Alter Hexenbesen! Was ist das gewesen?“ fragt Imperatrix in die Runde.
„Unser Neuankömmling!“ freut sich Flordelis und hat ein bezauberndes Lächeln im Gesicht.
Alle sechs Hexenschwestern sitzen noch immer um Heilicias Bett, und haben nur noch Gedanken an den Neuankömmling. Keiner von ihnen weiß nun, ob das alles gewesen ist, denn schließlich hat noch keine der Hexenschwestern einen Nachkommen. Flordelis liest derweil im Buch weiter.
„Möchtet ihr wissen, was als nächstes kommt?“ fragt sie in die Hexenrunde und wie aus einem Munde hört sie „Ja lies vor!“
„Also.“ spricht Flordelis „Hört gut zu.“
„Der Neuankömmling wird mit einem eigenen Besen geboren. Dieser wächst mit ihm über die Jahre mit, passt sich somit seiner Körpergröße an. Einen Namen für den Neuankömmling wird von der Hexenmutter und von zwei weiteren Hexen festgelegt. Dieser Name sollte möglichst vor der Geburt schon feststehen. Bei der Geburt ist das Fenster weit zu öffnen, denn der Neuankömmling wird seinen ersten Flug probieren. Hat er noch keinen Namen, wird es für ihn fast unmöglich sein, nach Haus zurück zu finden.“
Als Flordelis das vorliest, schauen sich alle Schwestern reihum erschrocken an.
„Ihr meint meinen Nachkommen sehe ich nie wieder?“ sagt Heilicia fast unter Tränen.
„Ach das kann doch gar nicht sein!“ meint Imperatrix und nimmt Flordelis das Buch aus der Hand, um selbst nachzulesen.
„Wieso hast du auch noch keinen Namen ausgesucht?“ fragt einer der Schwestern Heilicia traurig, aber auch etwas verärgert. „Woher sollte ich denn wissen, das der Neuankömmling einen Namen braucht und das schon vor der Geburt. Jetzt ist mir das auch klar, dass es wichtig gewesen wäre. Wenn jede Hexenmutter nur Neuankömmling ruft, weiß keiner der Neuen wohin.“ erwidert Heilicia fast verzweifelnd.
„Wenn wir noch keinen Namen haben, muss es doch etwas geben, um das der Neuankömmling zurückfinden kann. Einen Spruch! Eine Pflanze! Ein Gebräu! Wir werden schon etwas finden!“ Melisande sitzt auf Heilicias Bett, als sie das laut in das Zimmer sagt und streichelt dabei Heilicias Arm, um sie etwas zu trösten.
„Vielleicht überlegen wir uns einen Namen und rufen ihn hinaus. Und der Neuankömmling findet doch zurück.“ spricht Carissima leise.
Heilicia hat sich rasend schnell von der Geburt erholt und möchte wieder aufstehen. Sie steigt aus dem Bett und Imperatrix holt ihr ein Stuhl. So kann sich Heilicia mit in den Kreis der Schwestern setzen. Sie tankt so viel mehr Energie.
An der Wand des Zimmers hängt ein kleines Bild. Auf diesem ist sonst eine rote Blume zu sehen, aber das Licht des Vollmondes ist so hell in dieser Nacht, das es genau auf die rote Blüte fällt, die gar nicht mehr rot, sondern strahlend weiß erscheint.
Heilicias Gedanken verlieren sich etwas in diesem Bild, und sie fühlt ihr Neuankömmling ist eine kleine Hexe.
„Blanchefleur“ mein Neuankömmling heißt Blanchefleur.
Heilicias Schwestern sind einverstanden und alle sieben Hexenschwestern rufen aus dem offenen Fenster den Namen der kleinen Hexe „Blanchefleur!“
Imperatrix, die älteste Hexenschwester aber, gibt Heilicia zu verstehen, wenn der Neuankömmling ein kleiner Hexer sei, ist der Name nicht gut gewählt.
„Das weiß ich Imperatrix, aber mein Gefühl leitet mich und ich fühle, es ist kein Hexer, sondern eine Hexe und ich fühle auch, sie findet zurück.
Der Vollmond heute Nacht, seine Kraft hilft dabei.“
Imperatrix ist noch nicht ganz überzeugt, aber etwas schwingt in Heilicias Worten mit, dem auch sie mit der Zeit Glauben schenken kann.
In der Zwischenzeit hat Flordelis wieder das Buch an sich genommen und liest weiter aus ihm laut vor.