Bloß keinen Stress vermeiden - Hans Brunswig - E-Book

Bloß keinen Stress vermeiden E-Book

Hans Brunswig

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Beschreibung

Dieses Buch erzählt in meist kurzen Geschichten, wie Menschen mit Stresssituationen umgehen und diese mehr oder weniger erfolgreich meistern. Die Geschichten beginnen meist harmlos und nehmen erst langsam, dann immer schneller Tempo auf, um mit einer meist unerwarteten Volte am Ende eine überraschende Schlusspointe zu setzen. Die stets humorbelasteten Texte sind gespickt mit Wortspielen und Anspielungen auf Vertrautes aus dem Alltag. Bestenfalls findet Leser*in Bezüge zur eigenen Lebenswirklichkeit und quittiert dies mit einem Schmunzeln. Genau darauf zielt der Autor ab.

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Meiner Familie Sonnenschein / Brunswig

Inhalt

Vorwort

Teil I: Eine Reise, die ist lustig

Flug in den Süden

Rückflug

im Sitzkomfort Ferienflieger

Nichts ist schöner als Fliegen

Wenn einer eine Reise tut …

Auf ein Neues : Die neusten Er-Fahrungen mit der DB

Im Nachtzug nach Wien

Teil II: Je oller, umso doller

Hä? – Ich versteh nix, sprich doch mal lauter

Menschliche Ergänzungsmittel

Gravitationsprobleme

Als Rollatorpilot unterwegs

Kassenkampf im Supermarkt

Aktion Schwimmbad

Schnupperwoche in der Abenddämmerung

Alzheimliche Erinnerung

Partnersuche eines Problembären

Teil III: Für jede Frage das passende Problem

Er ist wieder da

Sind Katzen die besseren Kerle?

Summer in the City

Danksagungen

Vorwort:

Auch in diesem zweiten Buch des Autors nach „K. Lauers Tierleben – Die bizarre Welt vergessener Tiere“ lässt sich wohl kaum sein Hang zum Kuriosen verbergen. Schon der Titel verrät, worum es in seinen kurzen Geschichten geht. Die beiden Bereiche „Reisen“ und „Senioren-*innen“ stehen im Mittelpunkt der Erzählungen. Seine persönlichen Erfahrungen auf Reisen mit Zug und Flugzeug gaben immer wieder Anregungen zum Schreiben. Manches hat er so oder so ähnlich tatsächlich erlebt. Manches hat er von anderen Reisenden aufgeschnappt oder beobachtet und die Fantasie hat ihm dann den Rest dazu gegeben. Ganz ähnlich verhält es sich mit den Texten, die sich mit dem Alltag von Senior*innen auseinandersetzen. Regelmäßig kommt Brunswig bei seinen Lesungen mit alten Menschen in Kontakt und erfährt so von deren Sorgen, aber auch von ihren Freu-den im Alltag. Die dort und anderswo aufgegriffenen Impulse setzt er dann kreativ in seinen kurzen Texten ins Werk. Stets in der Hoffnung, damit für einen Moment ein Schmunzeln auf das Gesicht der Zuhörer*innen zu zaubern. Bei allen Texten gilt am Ende immer die Kölsche Weisheit: „Et hat no ämmer jut jejange!“

Teil I:

Eine Reise, die ist lustig

Flug in den Süden

Ich versinke vor Scham im Boden. Mein ökologischer Fußabdruck ist eine wahre Katastrophe: Ich bin Autofahrer und fliege mehrmals im Jahr auf die Kanaren. Aber um die zu erreichen, muss nun mal geflogen werden. Und zum Flughafen mit den Öffis, das ist ein hohes Risiko bei so vielen Zugausfällen. Also bleibt nur das Auto als verlässliches Verkehrsmittel übrig. Ich weiß, ich weiß, Sie werden jetzt sagen: Was muss der Mann auch auf die Kanaren? Und sogar zweimal im Jahr! Und Sie haben natürlich recht mit ihrem Einwand. Man kann auch von Ronsdorf aus im Bergischen wandern gehen. Ist auch ganz schön, aber auf Dauer ziemlich langweilig. Nichts für ungut. Ich liebe meine Heimat, aber gerade deshalb muss ich verreisen, am besten weit weg. Je weiter weg ich bin, desto mehr freue ich mich später auf mein Zuhause. Und deshalb muss ich weg, am besten in eine andere Klimazone, wo es wärmer ist und es nicht so oft regnet. Und wenn ich auf den Kanaren verweile, freuen sich die dortigen Einwohner auf mich, weil ich durch mein Erscheinen ihnen dabei helfe, einen Arbeitsplatz zu haben. Blieben alle Touristen weg, wäre eine fette Krise dort die zwangsläufige Folge. Das hat sich nicht nur ansatzweise 2020 während der Coronakrise gezeigt. Außerdem gilt das auch für das Personal im Flugbetrieb. Da hängen tausende von Arbeitsplätzen dran.

Also hatte ich letztes Jahr schon einen Flug für dieses Jahr gebucht. Diesmal sollte es nach Teneriffa gehen. Das sind ca. vier Stunden Flug, aber man ist mit Anfahrt und Transfer auf der Insel den ganzen Tag auf den Beinen. Der Flug sollte um 7:40 ab Düsseldorf starten. Das bedeutet, man muss gut drei Stunden früher am Flughafen aufkreuzen, um auf Nummer sicher zu gehen. Den Wecker auf drei Uhr gestellt und eine Tasse Kaffee in den Kopf geschüttet, dabei ein Brötchen reingezwungen und die letzten Dinge im Koffer verstaut. Dann kommt der erste spannende Moment: Das Wiegen des Koffers. Ja, wo ist denn schon wieder diese dämliche Kofferwaage? Ich hatte sie doch gestern extra an der Schlüsselablage platziert. Da liegt sie aber nicht. Teufel auch. „Wo hast du die denn nun wieder versteckt?“ raunze ich die beste Ehefrau von allen an. Die reagiert gereizt und weist mich darauf hin, dass ich dieses Messgerät gestern Abend nochmal ins Schlafzimmer hochgeholt habe, um den Zwischenstand zu prüfen. Also im Eilschritt die Treppen hochgehastet und natürlich an der letzten Stufe hängengeblieben. Der blaue Fleck am Schienbein war nicht so schlimm, aber dass ich mir diese Blöße gegeben hatte mit dieser verdammten Koffer-waage, das war richtig ärgerlich. Sie lag tatsächlich vollkommen Unschuld vorheuchelnd dort auf der Kommode. Ich schnappte sie mir und flitzte wieder ins Gästezimmer, wo die fertig gepackten Koffer standen. Aber als ich das Ding nun am Griff befestigen wollte, riss das Halteband und die Waage entglitt mir und schlug hart auf das Laminat auf. Nun war guter Rat teuer. Zum Glück war der Befestigungshaken noch intakt, sodass ich mir mit einem Gürtel helfen konnte. Aber nachdem ich die improvisierte Konstruktion am Koffergriff befestigt und das Gerät eingeschaltet hatte, versagte dieses seinen Dienst. Die Lämpchen blinkten wild durcheinander und ließen keine verwertbare Zahl erkennen. Das Scheißding muss wohl beim Fallen eine Macke abgekriegt haben. Zum Glück haben wir ja noch eine Personenwaage im Bade-zimmer, dachte ich mir und schleppte die Koffer wieder eine Etage hoch ins Badezimmer. Der erste Koffer kam auf der Waage zu stehen, jedoch konnte man das Display mit der Gewichtangabe nicht sehen, weil der doofe Koffer zu sperrig war. Mein Blutdruck war schon gefühlt nahe bei 180, zumal jeden Moment das Flughafenshuttle eintreffen konnte. Da hatte meine liebe Gattin eine großartige Idee: Wenn wir uns zusammen mit dem Koffer auf die Personenwaage stellten, müssten wir nur unser Körpergewicht abziehen und hätten dann den gesuchten Wert. Gesagt – getan. Ich musste bei der Ermittlung des Eigengewichts meiner geliebten Gattin das Badezimmer verlassen, durfte aber beim Auslesen des Gesamtgewichts behilflich sein. Die Rechnerei übernahm dann wieder sie. Aber ich kann natürlich auch ein wenig rechnen, was ich jedoch in diesem Moment für mich behielt. Mitten bei der Messung des zweiten Koffers klingelte es an der Haustür. Das Shuttle war da. Jetzt kam Hektik auf, zumal als wir feststellten, dass der zweite Koffer zwei Kilo zu viel wog. Während meine Frau den Shuttle-Piloten schonmal in ein Gespräch verwickelte, überlegte ich mir blitzschnell, was ich flugs zur Erleichterung aus dem Koffer entfernen konnte. Mir wollte auf die Schnelle partout nichts ein-fallen, aber den Koffer konnte ich ja schonmal öffnen. Im Badezimmer war es natürlich ziemlich eng und so legte ich den Koffer flach in die Dusche und beugte mich über denselben. Dabei verlor ich das Gleichgewicht, weil die Matte vor der Dusche ins Rutschen gekommen war und mir den Halt entzog. Vornüber kippte ich in die Dusche, verzweifelt nach Halt suchend. Leider fand ich diesen Halt ausgerechnet am Mischhebel, der sich auch sofort angesprochen fühlte und mir seiner Bestimmung folgend eine kalte Dusche verpasste. Leider nicht nur mir, sondern auch dem offenen Koffer, der dadurch noch schwerer wurde. Mein lauter Fluch war bis ins Erd-geschoss vorgedrungen und so tönte es überflüssiger-weise von unten: „Schatz, was ist los? Beeil dich! Wir sind schon knapp dran! Ich steig schon mal ins Auto.“ Ich ersparte ihr und mir eine Antwort und rappelte mich wieder auf, nachdem die Mischbatterie wieder ruhig-gestellt war. Ich hatte keine Zeit mehr für komplizierte Überlegungen und schnappte nach irgendwas, was mir schwer genug erschien. Ich glaube, es waren zwei Bücher darunter und noch dies und das. Klappe zu, Koffer die Treppe runter und Haustür hinter mir zugezogen. Meine Gattin saß schon angeschnallt neben dem Fahrer, der den laufenden Motor aufheulen ließ. Drei Straßen weiter dann die scharfe Frage der allerliebsten Frau der Welt: „Du hast doch wohl die Haustür abgeschlossen?“ – Diese Frage ließ mir die Spucke im Mund gerinnen und als sie die Frage in einem etwas schärferen Ton wiederholte, hörte ich mich sagen: „Ich glaube schon.“ Gleichzeitig versuchte ich unauffällig in meiner Jackenrasche den Haustürschlüssel zu finden. – Fehlanzeige! Da war mir schlagartig klar, dass ich nicht nur die Tür nicht abgeschlossen hatte, sondern dieselbe in Eile einfach nur hinter mir zugezogen hatte, wobei der Schlüssel drinnen geblieben war. – Ich zog es aber vor, das Thema nicht weiter zu vertiefen und fragte stattdessen nach dem Terminal und der Nummer des Check-In-Schalters. Vorsichtshalber vermied ich dabei den Blickkontakt zu meiner Frau. Die nächste halbe Stunde verlief bei wenig Verkehr weitgehend still. Erst, als wir in das Flughafengelände einbogen, durchbrach meine Frau die Stille mit der Frage: „Du hast hoffentlich die Bücher nicht wieder rausgenommen vorhin?“ - Ich überhörte diese Frage angestrengt und bereitete mich seelisch auf den Ausstieg vor. Dann ging alles völlig reibungslos. Wir betraten Terminal B und steuerten zielbewusst den Schalter Nr. 59 unserer Airline an. Obwohl es erst viertel vor sechs war, waren wir überraschenderweise nicht alleine dort. Gefühlte 62 andere uns völlig unbekannte Flugwillige standen vor uns und begehrten wie wir, dass man ihnen die Koffer abnahm und das Bordticket aushändigte. Nach etwa einer Stunde verspürte meine Gattin einen unangenehmen Druck auf der Blase und eh ich reagieren konnte, verschwand sie mit den Worten: „Bin mal eben auf Toilette!“ Inzwischen waren nur noch zwei Paare vor uns und wider Erwarten war deren Abwicklung am Schalter recht zügig verlaufen, sodass wir nun eigentlich dran waren. Das Problem war nur, dass meine Frau noch nicht zurück war. Mutig schritt ich zum Schalter und stellte schonmal einen Koffer aufs Band. Dann fiel mir ein, dass sich die Reiseunterlagen in der Handtasche meiner Frau befanden und weil Frauen solche Taschen stets mit aufs WC zu nehmen pflegen, hatte ich jetzt ein Problem. Frau war immer noch nicht in Sicht und der Blick der Frau hinter dem Schalter ließ Ungeduld erahnen, obwohl ich Ihr den Sachverhalt geduldig erklärt hatte. „Lassen Sie doch mal die Fluggäste hinter Ihnen vor. Sie können ja an der Seite warten, bis Ihre Frau zurück ist.“ - So verging Minute um Minute. Auch nach einer Viertelstunde stand ich rat- und hilflos an der Seite. Die Schlange war jetzt auf nur noch wenige Passagier abgeschmolzen und meine Anspannung war mir anzusehen. Schließlich war ich allein vor dem Schalter und die nette Servicedame am Schalter schaute ein wenig nervös auf ihre Armbanduhr. „Soll ich Ihre Frau mal ausrufen lassen? Eigentlich müsste ich nämlich den Schalter jetzt gleich schließen.“ Ich hatte kein Argument, was dagegensprach und so ertönte wenige Augenblicke später aus dem Laut-sprecher der Name meiner Frau in Verbindung mit dem Hinweis, dass der Check-In Schalter in spätestens drei Minuten geschlossen werden würde. Dann dauerte es keine zehn Sekunden und ich sah, wie sie sich gemütlich auf unseren Schalter zubewegte und vollkommen ruhig flötete: „Ich weiß, ich weiß, hat ein bisschen länger gedauert. Ich bin noch kurz in der Parfümerie hängengeblieben. Da gab es so ein tolles Sonderangebot. Da konnte ich nicht nein sagen.“ Ich erwischte mich innerlich bei dem Gedanken, dass sie doch am besten selber endgültig verduftet wäre, anstatt sich mit einer neuen Duftnote zu versorgen, behielt jedoch diese Gedanken für mich. „Hast du sie Durchsage eben nicht gehört?“ – „Welche Durchsage?“ - „Du bist eben ausgerufen worden!“ Es hatte keinen Zweck. Wir mussten unseren Konflikt auf später verschieben. Nach dem Einchecken ging es schnurstracks zur Sicherheitsschleuse. Während wir gerade eben noch einsam am Schalter standen, waren wir nun erneut in Gesellschaft zahlreicher Flugwilliger und standen also wieder in der Schlange. Der Uhrzeiger bewegte sich derweil unerbittlich weiter und in zehn Minuten sollte das Boarding beginnen. Schließlich kamen wir eine Viertelstunde später mit unserem Handgepäck zum Sicherheitscheck und legten alle Sachen aufs Band. „Bitte auch den Gürtel. Haben Sie im Rucksack noch elektronische Geräte?“ „Nein!“ entfuhr es mir und ich registrierte im selben Moment, dass ich ja mein Tablet noch dabeihatte. Die Leibes-visitation überstand ich unfallfrei, aber dann wurde es unbequem. Am anderen Ende des Bandes nach dem Tunnel stand schon ein Mitarbeiter mit ernster Miene und fragte: „Und was ist das hier? Ist das etwa kein elektronisches Gerät?“ Mir wurde abwechselnd heiß und kalt. „Kommen Sie bitte mal mit an den Nebentisch und packen Sie alles aus, was in dem Rucksack sonst noch ist.“ Mein Verweis auf das bereits im Gang befindliche Boarding unserer Maschine half leider nichts. Selbst als die durch Mark und Bein gehende