Blutiger Korral - Ringo - E-Book

Blutiger Korral E-Book

Ringo

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Beschreibung

Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Der Schuss peitschte hell und scharf durch das dunstige Tal und zerriss die lastende Stille der Bergwelt. Schlaff rutschte der einsame Reiter aus dem Sattel und stürzte in das hohe feuchte Gras. Das Pferd ging schrill aufwiehernd durch und raste zum bewaldeten Hang hinüber, verfing sich mit dem schleifenden Zügel im Unterholz und blieb stehen. Hallend verlor sich das Echo im Grenzland. Irgendwo unter den Bäumen an der Bergflanke frohlockte eine junge Frau: »Du hast ihn erwischt, Casey! Der ist hin!« »Abwarten, Rhonda – vielleicht tut er nur so. Bei diesem verdammten Abendnebel hab' ich vielleicht vorbeigeschossen.« Grau stieg der Pulverrauch in das Geäst der Laubbäume empor. Langsam ritten der Mann und die Frau an. Beide saßen auf einem Pferd. Die Frau saß hinter dem Mann und hatte die Arme um seine Hüften geschlungen. Langsam trug das Pferd das Paar ins Tal. Bodennebel wallten um die Sträucher, nässten das Gras und dämpften den Hufschlag des Pferdes. Erschossen lag ein Mann im Gras. Gebrochene Augen starrten in den rot glühenden Abendhimmel, wo sich funkelnd die ersten Sterne zeigten. Neben dem Toten zügelte Casey Darkness das Pferd. »Steig ab, Rhonda – ich hol das Pferd.« Die rothaarige junge Frau glitt vom Pferderücken und blieb vor dem Toten stehen, und während sie ihn betrachtete und sich dabei über ihn beugte, jagte der blonde Mann auf der Spur des durchgegangenen Pferdes davon und verschwand unter den Bäumen am Hang. Ohne jegliche Gefühle blickte die Frau auf das Opfer.

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Die großen Western – 370 –

Blutiger Korral

Unveröffentlichter Roman

Ringo

Der Schuss peitschte hell und scharf durch das dunstige Tal und zerriss die lastende Stille der Bergwelt.

Schlaff rutschte der einsame Reiter aus dem Sattel und stürzte in das hohe feuchte Gras.

Das Pferd ging schrill aufwiehernd durch und raste zum bewaldeten Hang hinüber, verfing sich mit dem schleifenden Zügel im Unterholz und blieb stehen.

Hallend verlor sich das Echo im Grenzland.

Irgendwo unter den Bäumen an der Bergflanke frohlockte eine junge Frau: »Du hast ihn erwischt, Casey! Der ist hin!«

»Abwarten, Rhonda – vielleicht tut er nur so. Bei diesem verdammten Abendnebel hab’ ich vielleicht vorbeigeschossen.«

Grau stieg der Pulverrauch in das Geäst der Laubbäume empor. Langsam ritten der Mann und die Frau an. Beide saßen auf einem Pferd. Die Frau saß hinter dem Mann und hatte die Arme um seine Hüften geschlungen.

Langsam trug das Pferd das Paar ins Tal. Bodennebel wallten um die Sträucher, nässten das Gras und dämpften den Hufschlag des Pferdes.

Erschossen lag ein Mann im Gras.

Gebrochene Augen starrten in den rot glühenden Abendhimmel, wo sich funkelnd die ersten Sterne zeigten.

Neben dem Toten zügelte Casey Darkness das Pferd.

»Steig ab, Rhonda – ich hol das Pferd.«

Die rothaarige junge Frau glitt vom Pferderücken und blieb vor dem Toten stehen, und während sie ihn betrachtete und sich dabei über ihn beugte, jagte der blonde Mann auf der Spur des durchgegangenen Pferdes davon und verschwand unter den Bäumen am Hang.

Ohne jegliche Gefühle blickte die Frau auf das Opfer. Sie hatte kein Mitleid und empfand nicht einen Funken von Reue.

Ihr Mann kam mit dem ledigen Pferd am Zügel zurückgeritten, saß ab und hielt beide Pferde fest.

»Wer er wohl ist, Casey?«, meinte sie. »Sieht wie ein Cowboy aus. Er ist noch ziemlich jung.«

»Was machst du dir Gedanken darum, Rhonda. Wir brauchen ein zweites Pferd. Er hat eben Pech gehabt. Komm, steig auf sein Pferd.«

Sie nickte und zog sich in den Sattel, packte den Zügel und beherrschte mit harter Hand und festem Schenkeldruck das Pferd.

Casey Darkness kniete nieder und durchwühlte die Taschen des Toten, holte ein paar Dollar hervor und steckte sie ein.

Dann schwang er sich auf sein Pferd und ritt seiner Frau voraus.

Beide tauchten am bewaldeten Hang unter, lenkten die Pferde über die knorrigen Baumwurzeln hinweg und folgten einem Wildpfad.

Bleich stieg der Mond hinter den dunklen Bergzügen empor und erhellte mit seinem kalten Schein die Täler. Wie Rauchschwaden wehten die Nebel an den Berghängen empor und legten sich schleierartig um Laubbäume und Fichten.

Irgendwann in dieser Nacht kam ein Reiter und entdeckte den Toten im Gras. Bäuchlings legte er ihn vor sich auf sein Pferd und verließ das Tal.

Es war aussichtslos, der Spur der beiden Pferde zu folgen. In dunstiger Nacht waren die Spuren kaum erkennbar.

Nur wenige Meilen entfernt, rasteten Casey Darkness und seine junge Frau zwischen Felsen und Bäumen – und sie waren so abgebrüht und gewissenlos, dass sie einander nach der verruchten Tat auch noch lieben konnten. Gemeinsam lagen sie unter der wärmenden Decke und fanden zueinander.

»Te quiero«, flüsterte sie und lachte leise auf, »ich liebe dich, Casey. Denkst du auch noch an Mexiko?«

Sie beide waren auf der Flucht.

Auf seinem Pferd war ihnen die Flucht aus Mexiko gelungen. Sie hatten eine mexikanische Bank ausgeraubt und danach sofort die Grenze überschritten. Hier auf amerikanischem Boden fühlten sie sich sicher, obwohl sie wieder einmal gemordet hatten.

Vor Morgengrauen brachen sie auf und ritten weiter.

Mit schon teuflischer Kaltblütigkeit drangen sie in besiedeltes Gebiet vor.

*

Hähne krähten in der kleinen Stadt, und dumpfes Hufgetrappel kam näher. Aus dem tristen Frühlicht löste sich ein Reiter und lenkte das Pferd die leere und öde Straße hinauf.

Oben am Fenster des Hotels erschien das raue Gesicht eines Mannes. Seifenschaum bedeckte Hals, Kinn und Wangen. In sehniger Hand hielt er ein Rasiermesser.

Forschend betrachtete er den Reiter, der vor sich auf dem Pferd einen Toten liegen hatte.

Der Reiter zügelte das Pferd vor dem Office des Sheriffs, stieg ab und ging in das Office hinein.

Der Mann am Hotelfenster wich zurück, griff nach einem Spiegel und erschien wieder am Fenster, blickte in den Spiegel, rasierte sich und beobachtete zwischendurch immer wieder den Sheriff und den Mann, der den Toten in die Stadt gebracht hatte.

Im Osten erhellte sich der Himmel. Ein neuer Tag brach an.

Unten auf der Straße vor dem Office hoben die beiden Männer den Toten vom Pferd und trugen ihn ins Office.

Langsam wandte sich der hagere Mann vom Fenster ab, wischte mit dem Handtuch Hals und Gesicht ab und kleidete sich an.

Sporenklirrend stieg er die Treppe hinunter und hielt in der Rechten eine Winchester.

Mit flachen Schritten überquerte er die Straße. Der Morgenwind zerzauste sein sandfarbenes, schon ein wenig ergrautes Haar und ließ das Halstuch flattern.

Stimmen drangen ihm aus dem Office entgegen.

Einen Atemzug lang blieb er wie unschlüssig vor der Officetür stehen, blickte über die öde Straße und auf die hässlichen Häuserfronten – dann trat er ein.

»Aah, Mr. Parrish, gut, dass Sie kommen«, empfing ihn der Sheriff. »Dies ist Jack, er ist Cowboy. Heute Nacht hat er einen Toten gefunden.«

Die grauen Augen des großen und schlanken Mannes Parrish blieben ausdruckslos, als er dem Cowboy zunickte und dann den Toten betrachtete, der auf einer ausgebreiteten Decke am Boden lag.

»Wer ist der Tote, Sheriff?«

»Wir kennen ihn nicht. Vielleicht ein Grubline-Reiter auf der Suche nach Brot und einem Job. Armer Kerl, er hat so jung sterben müssen. Ich muss sofort aufbrechen und versuchen, die Spuren zu finden. Jack hat die Fußspuren neben dem Toten gesehen, er glaubt, dass es zwei Mann gewesen sind, die diesen jungen Fremden erschossen haben. Wahrscheinlich brauchten sie das Pferd.«

»Ja, das glaube ich«, bestätigte der Cowboy. »Nur eine Pferdespur hat zum Toten geführt. Von da aus waren es dann zwei Spuren.«

Der hagere Parrish nickte düster vor sich hin.

»Bleiben Sie hier, Sheriff – ich übernehme das.«

Nach diesen Worten verließ er das Office und ging mit großen und raumgreifenden Schritten über die Straße und zum Hotel zurück.

»Wer ist dieser Mann?«, wollte der Cowboy wissen.

»Parrish«, antwortete der Sheriff, »US Marshal.«

Wenig später jagte US Marshal Parrish aus der Stadt.

Er ahnte noch nicht, dass ein grauenvoller Ritt begonnen hatte.

Die Sonne ging auf.

*

Unter glühender Sonne zogen mehrere Reiter über die staubige Ebene und zwischen die sanft ansteigenden Bergausläufer.

Zerstörerischer Hass vergiftete ihre Seelen und machte sie zu tollwütigen und skrupellosen Gegnern jeglicher Ordnung und bürgerlicher Sesshaftigkeit. Gnadenlos wollten sie den Terror in die Staaten der Union tragen und so viele Yankees wie nur irgend möglich umbringen.

An diesem Vormittag lagerten sie im Schatten der Bäume und lauschten den Worten ihres wohl dreißigjährigen Anführers.

Don Wagner, einst Anwalt der Rechte, sprach zu ihnen so ruhig und gelassen, als ginge es darum, Blumen auf ein Grab zu legen. Niemand unterbrach ihn, alle hörten schweigend zu und nickten immer wieder zustimmend.

Lächelnd legte er sich zurück, schob die Hände unter den Kopf und kratzte sich das schwarze Haar.

»Also erst die Bank und dann das Depot, Don?« Ein verlottert aussehendes Mädchen mit zerzausten dunklen Haaren und kaltblickenden grünen Augen kroch auf allen vieren näher und setzte sich neben dem Anführer hin.

»Ja, Belle«, antwortete er, »wir brauchen viel Geld und Sprengstoff für unsere Aktionen. Die verdammten Yankees werden uns suchen und jagen. Wir müssen uns unabhängig machen. Dazu brauchen wir das Geld.«

Belle Johnson lachte hart auf. Sie war jung und ein Mannweib. Yankees hatten noch Ende des Bürgerkrieges ihren Bruder erschossen. Seitdem beherrschte sie unstillbarer Hass auf die Nordstaatler, auch jetzt noch, obwohl viele Jahre, seit Kriegsende vergangen waren.

»Natürlich brauchen wir auch noch Waffen – Colts und Gewehre, Don«, bemerkte sie, »und die sind vielleicht auch im Depot zu finden. Ich kann es gar nicht abwarten, loszuschlagen!«

»Nur nicht die Ruhe verlieren.« Don Wagner richtete den Oberkörper auf und sah mit blauen Augen die Bandenmitglieder an. »Wir werden zwei Stunden rasten, dann brechen wir auf und reiten nach Norden.«

So geschah es dann auch.

*

Einsam ritt US Marshal Parrish auf der kaum erkennbaren Spur der beiden Pferde nach Norden.

Er wusste nicht, dass er einem mörderischen Ehepaar folgte.

Nachmittags verlor er die Spur auf steinigem Boden und saß ab. Gebeugt ging er weiter und tastete mit scharfen Blicken suchend den Boden ab.

Überall wuchteten bizarre Felsen empor, und die Schatten der windzerzausten Bäume wanderten langsam nach Osten hin. Tiefe Stille herrschte in der Wildnis dieser nahezu menschenleeren Bergwelt.

Schnaubend trottete das Pferd hinter dem Marshal einher und stieß ihn immer wieder an.

Eine Viertelmeile nordwärts entdeckte Parrish die Spuren wieder und bestieg wieder sein Pferd.

Manchmal verloren sich seine Gedanken in weiter Ferne. Dann sehnte er sich nach zwei Menschen, die er über alles liebte.

Als der Abend dämmerte, sah er eine Hütte zwischen den Bäumen in einem Tal. Mit angeschlagener Winchester näherte er sich zu Pferde dieser Hütte, glitt aus dem Sattel und schlich lautlos um die Bäume.

Kein Pferd war zu sehen. Demnach mussten die beiden Reiter bereits weitergezogen sein.

Die Tür der Hütte stand weit auf. Vorsichtig beugte sich Parrish nach vorn und spähte ins Innere der Hütte. Dort auf einem einfachen Lager ruhte schnarchend ein bärtiger alter Mann.

Geräuschvoll trat Parrisch ein – und der Alte ruckte hoch und wollte nach seinem Gewehr greifen.

»Keine Sorge, Mann«, sagte Parrish rau, »ich knall dich nicht ab.«

»Wer bist du, was willst du hier?«, krächzte der Hüttenbewohner und versuchte, das Gesicht des Marshals zu erkennen, doch Parrish glich einer schwarzen Silhouette vor dem roten Schein der Abendsonne.

»Du hast Besuch gehabt, Alter? Zwei Reiter, nicht wahr?«

»Ja, stimmt – ein Mann und eine Frau sind hier gewesen.«

»Eine Frau?«, fragte Parrish überrascht. »Was für eine Frau?«

»Nun, eine Frau – jung und rothaarig. Der Mann hat blonde Haare.

Aber, zum Teufel, warum willst du das alles wissen, he?«

»Ich bin US Marshal. Haben die beiden gesagt, wohin sei reiten wollen?«

»Nein – aber ich hab’ gesehen, dass sie nach Norden weitergeritten sind. Das ist alles, was ich weiß, Marshal. Haben die beiden was verbrochen?«

»Ja, sie haben einen jungen Mann vom Pferd geschossen. Der Boy ist tot. Du hast mit Mördern gesprochen, alter Mann.«

»Danach haben sie nicht ausgesehen, Marshal – im Gegenteil, sie sind sehr freundlich gewesen.«

»Du kannst keinem ansehen, was in ihm steckt – das kann ich auch nicht, jedenfalls nicht immer, Alter. Das Böse verbirgt sich oft hinter schönen Fassaden und freundlichem Lächeln.«

Grüßend ging Parrish hinaus, trat an sein Pferd heran und stieg in den Sattel. Die hereinbrechende Nacht warf ihren grauen und nebeligen Mantel um ihn. Der Hufschlag seines Pferdes erstarb jenseits des Tals.

*

Heimtückisch ritten sie näher und rotteten sich vor der Stadt zusammen, starrten die Straße hinauf und sahen die vielen Lichtbahnen, die das nächtliche Dunkel durchschnitten und die Straße mit ihren beiderseitigen Gehsteigen erhellten.

Frühe Nacht in Indian Plains.

Einwohner bewegten sich durch die Lichtbahnen. Aus den Saloons drangen die Stimmen trinkender Männer und die verstimmten Laute eines Klaviers und eines Orchestrions hervor.

Lächelnd drehte sich Don Wagner im Sattel halb herum und blickte seine Begleiter an.

»Die Bank hat noch geöffnet. Beeilen wir uns!«

Sie ritten an und lenkten die Pferde hinter die Häuser, überquerten einen Hinterhof nach dem anderen und stiegen im Hof hinter der Bank ab.

»Susan«, bestimmte Wagner, »geh nach vorn und sieh dich mal um.«

Das brünette Mädchen mit den weichblickenden braunen Augen nickte, barg den Colt unter der Reitjacke und schritt in Stiefeln und Hosen zum Straßenrand.

Susan Reed war Don Wagner hörig – sie liebte ihn und fraß ihm aus der Hand. Für ihn würde sie alles tun, wirklich alles.

Forschend blickte sie umher, betrat den Gehsteig und schlenderte an den vergitterten Fenstern und an der Tür des Bankgebäudes vorbei, machte kehrt und sah wie desinteressiert und flüchtig durch ein Fenster in den Schalterraum.

Niemandem in Indian Plains fiel das Mädchen in der engen Reitkleidung auf – und unbemerkt verschwand Susan Reed in der Hofeinfahrt.

»Zwei Kunden sind in der Bank, Don. Hinter dem Schalter sitzen drei Angestellte.«

»Na, großartig!«, sagte er grinsend. »Dann los!«

Sie ließen die Pferde an einem Lattenzaun angeleint zurück und erreichten nacheinander den Plankensteg. Um nicht aufzufallen, gingen sie langsam – und als Erste betrat Belle Johnson die Bank, ließ die Tür geöffnet und schritt schnell an den Schalter heran.

Weder sie, noch Susan Reed, noch die männlichen Bandenmitglieder hielten es für nötig, sich zu maskieren.

Im Nu waren auch die anderen in der Bank und richteten die Waffen auf die beiden Kunden und auf die drei Clerks.

»Heraus mit dem Geld!«, fauchte Don Wagner, schwang sich über den Tresen und bedrohte die Angestellten mit dem Colt. »Los, vorwärts, sonst knallt es!«

Kein Mensch in Indian Plains ahnte etwas vom Überfall. Die papiernen Jalousien waren plötzlich vor die Fenster gezogen und verwehrten jedem vorbeigehenden Einwohner den Blick ins Innere der Bank. Kein verdächtiges Geräusch drang aus dem Steinhaus.

Lauernd wartete der langhaarige, bärtige und junge Cal Whitman an der Tür und würde jeden hereinkommenden Bankkunden brutal niederschlagen.

Die Banditen wollten noch keinen Schuss abfeuern. Der Überfall sollte zunächst lautlos ablaufen.

Zitternd, blass und angsterfüllt warfen die Angestellten das Geld in die Satteltaschen, die ihnen zugeworfen worden waren. Wie erstarrt standen die Kunden im Raum, von lähmender Angst gepackt, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Jeglicher Widerstand würde tödlich enden.

»Schneller!«, zischte Wagner. »Ihr lahmen Krücken, beeilt euch, sonst geschieht gleich was!«

Draußen ging jemand vorbei und entfernte sich, ohne zu ahnen, dass fünf Menschen in der Bank bedroht wurden.

Monoton tickte die Standuhr. Immer wieder warf Don Wagner einen schnellen Blick auf das Ziffernblatt.

Schließlich warf er die prall gefüllten Satteltaschen auf den Tresen, setzte hinüber und nickte den Komplizen zu. Daraufhin packten sie die Taschen und gingen rückwärts zur Tür.

Totenstille lastete in der Bank.

Drüben am anderen Straßenrand, kaum erkennbar im Schatten des Vordaches, standen der blonde Casey Darkness und seine rothaarige Frau Rhonda und starrten zur Bank hinüber.

»Das wäre was für uns, Rhonda.«

»Ich weiß nicht so recht«, raunte sie zurück. »Es wird verdammt gefährlich sein, diese Bank zu überfallen, Casey.«

»Aber wir sollten uns morgen einmal in der Bank umsehen, Darling. Dann können wir uns immer noch entschließen. Vergiss nicht: Geld können wir immer gut brauchen. Morgen gehen wir …«

Er unterbrach sich und fuhr zusammen – und auch seine Frau zuckte heftig und wich zurück.

Schüsse krachten in der Bank – dann wurde die Tür aufgerissen. In Pulverrauch gehüllt, hetzten mehrere Gestalten mit Colts und Satteltaschen ins Freie, hasteten über den Gehsteig und rannten in die dunkle Hofeinfahrt hinein.

Trommelnd schlugen die Hufe mehrerer Pferde davon und hinaus in die Nacht.

Rufe und Schreie tönten durch Indian Plains.

Männer rannten näher und brüllten durcheinander. Frauen folgten voller Neugierde und Sensationslust. Mütter holten ihre Kinder in die Häuser. Hunde kläfften wie verrückt und zerrten an den Ketten.

Schon drangen die ersten Männer in die Bank ein und husteten im Pulverdampf.

Tastend griff Casey Darkness nach dem Arm seiner Frau.

»Komm, hauen wir ab von hier, Rhonda! Man braucht uns hier nicht zu sehen.«

Sie zogen sich unauffällig zurück, erreichten den Hinterhof des Hotels, in dem sie sich einquartiert hatten, betraten den Stall und sattelten die Pferde.

In Indian Plains herrschte tumultartige Stimmung. Schreckliches war geschehen und brachte die Menschen in Wut und Raserei.

Horchend standen Darkness und seine Frau still im Stall.

»Was hast du vor, Casey?«, flüsterte Rhonda Darkness.

Im flackernden trüben Schein der blakenden Stalllaterne verzog er grinsend das Gesicht, das die Sonne von Mexiko stark gebräunt hatte, legte die Arme um seine Frau und küsste ihre Stirn.

»Wir folgen ihnen, Rhonda.«

»Du bist verrückt! Die Kerle werden uns abknallen!«