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Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Die großen Western Classic Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Dieser Traditionstitel ist bis heute die "Heimat" erfolgreicher Westernautoren wie G.F. Barner, H.C. Nagel, U.H. Wilken, R.S. Stone und viele mehr. Lewis Jewitt hob die Faust, um zuzuschlagen. Sein Gesicht war krebsrot vor Wut, und seine dicken Lippen zuckten. Der war anderthalb Kopf größer als Rod Finnegan. Und ein anständiger Fausthieb mußte reichen, um den Mann zu Boden zu bringen. »Hund!« schrie Jewitt den jungen Zureiter an. »Ich gerbe dir das Fell, du verdammter Strolch!« Er stürmte auf Finnegan zu. Der bückte sich blitzschnell. Im nächsten Augenblick griff er hinter den Holzstapel. Dort stand ein armlanges und kantiges Brennholzscheit. Eine halbe Sekunde darauf hielt Finnegan das schwere Holz in beiden Händen. Einmal ließ er es durch die Luft zischen. Er wußte, daß Jewitt im Grunde feige war. Als Jewitt den schweren Knüppel sah, blieb er ruckhaft stehen. Seine erhobene Faust sank herab. Er stierte aus herausquellenden Augen auf das Holz und sperrte den Mund auf. »Na?« fragte Finnegan keuchend. »Na, wie sieht es jetzt aus, du Pferdetäuscher und Leutebetrüger?
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Seitenzahl: 140
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»Mann, ist das ein Weib! Da bleibt mir die Spucke weg! Mit der möchte ich mal allein sein, Dean.« »Du glotzt wie ein abgestochenes Kalb, Ricky. Paß auf, daß dir nicht die Augen rausfallen!« Im verräucherten Saloon war es brechend voll. Zwei junge Männer standen unter all den Trappern, Bootsleuten und Jägern, starrten zum langen Tresen hinüber und beobachteten die langbeinige Tänzerin, die mit rauchiger Stimme von Old Virginia sang. Mit erregenden Bewegungen glitt sie über die Theke. Ein schönes, aber knappes Kostüm offenbarte ihre weiblichen Reize. Sie lachte und hob die Hände. Die festen Brüste sprengten fast das Kostüm. Der Beifallssturm der Männer ließ den Saloon erzittern. Derbe Stiefel stampften wie verrückt auf dem Boden, und harte Hände klatschten. Laut schallte das Gegröle aus dem Saloon über die nächtliche Straße. Trunken schwankte ein Mann draußen vorbei, ruderte mit den Armen und kippte gegen die Bretterwand des Nebenhauses. Er bemerkte nicht die schattenhaften Gestalten, die ihm folgten und sich drüben hinter den Häusern und Hütten verbargen. Ächzend stieß er sich ab und folgte der zum Missouri abfallenden Straße. Abseits des Forts Union und der Häuser loderten die Flammen eines großen Feuers in den dunklen Himmel empor. Dort hatten sich die Trapper zu ihrem Rendezvous getroffen, johlten und soffen wie Irre. Betrunkene Indianer taumelten dazwischen umher.
Lewis Jewitt hob die Faust, um zuzuschlagen. Sein Gesicht war krebsrot vor Wut, und seine dicken Lippen zuckten. Der war anderthalb Kopf größer als Rod Finnegan. Und ein anständiger Fausthieb mußte reichen, um den Mann zu Boden zu bringen.
»Hund!« schrie Jewitt den jungen Zureiter an. »Ich gerbe dir das Fell, du verdammter Strolch!«
Er stürmte auf Finnegan zu. Der bückte sich blitzschnell. Im nächsten Augenblick griff er hinter den Holzstapel. Dort stand ein armlanges und kantiges Brennholzscheit. Eine halbe Sekunde darauf hielt Finnegan das schwere Holz in beiden Händen. Einmal ließ er es durch die Luft zischen. Er wußte, daß Jewitt im Grunde feige war.
Als Jewitt den schweren Knüppel sah, blieb er ruckhaft stehen. Seine erhobene Faust sank herab. Er stierte aus herausquellenden Augen auf das Holz und sperrte den Mund auf.
»Na?« fragte Finnegan keuchend. »Na, wie sieht es jetzt aus, du Pferdetäuscher und Leutebetrüger? Komm doch, Bulle! Was meinst du, was dieses Ding mit deinem Gaunerschädel macht?«
Er ließ den Knüppel einmal durch die Luft sausen. Dann machte er einen Schritt auf den dicken Jewitt zu. Der sprang erschreckt zurück und brüllte:
»Du bist entlassen! Raus mit dir! Und so was nennt sich Zureiter und Stallhelp. Dabei sagt er den Leuten, ob sie einen Gaul kaufen sollen oder nicht. Mensch, du Strolch, du hast mir ein Geschäft verdorben. Du bist entlassen!«
»In Ordnung«, knirschte Finnegan. »Aber erst mein Geld, dann gehe ich, nicht eine Sekunde eher. Du verdammter Betrüger! Acht Wochen habe ich bei dir ausgehalten und zugesehen, wie du anderen Leuten alte Ziegenböcke statt anständige Pferde verkauft hast. Jetzt ist Schluß. Komm her, wenn du mich verdreschen willst, aber sieh dir den Knüppel vorher an!«
Lewis Jewitt stieß eine Flut von Flüchen aus. Er hatte neben der Pferdehandlung noch einen Store und gerade einen seiner besten Käufer verloren. Finnegan hatte es einfach nicht ertragen, daß Jewitt einen halblahmen, aber aufgedonnerten Gaul zu einem überhöhten Preis verkaufen wollte. Er hatte dem Käufer reinen Wein eingeschenkt.
Jetzt drohte Jewitt zu explodieren. Und sicher hätte er Finnegan in Stücke geschlagen, wenn der Knüppel ihn nicht gestoppt hätte.
Jewitt starrte seinen jungen Zureiter und Stallhelp an.
»Du bekommst keinen Cent«, entgegnete der Dicke bissig und wich langsam zurück, bis er am zweirädrigen Karren stand. »Scher dich von meinem Hof, du Halunke. Keinen Cent, verstanden?«
Er war jetzt aus Finnegans Reichweite und spuckte aus. Jewitt wußte genau, daß Finnegan ihn nie angreifen würde, also dachte er auch nicht daran, Finnegan den Restlohn zu zahlen.
»Du alter Gauner«, zischte Finnegan. »Ich pfeife auf deine Dollars, behalte sie und friß sie von mir aus! Ich kann auch ohne dein schmutziges Geld auskommen!«
Finnegan zog sich zurück. Er hatte seine Kammer am Ende des Stalles. Bis dahin waren es zwölf Yards. Kaum aber bog Finnegan ab, als er das Knarren hinter sich hörte. Sofort drehte er sich und sah, wie Jewitt die Deichsel des Karrens herumriß. Im nächsten Moment schob der bullige Jewitt den Karren vor sich her. Er kam wie ein Stier auf Finnegan zugerannt.
»Verdammt«, stieß Finnegan hervor, »du wirst mich nicht…«
Jewitt ließ ein höhnisches, schrilles Lachen vernehmen. Vor ihm sprang Finnegan auf die Kammertür zu. Er wollte sie aufreißen, aber er hatte nicht mit Jewitts Schnelligkeit gerechnet. Der Karren raste auf die Tür zu. Ehe Finnegan dahinter verschwinden konnte, prallte der Karren gegen die Tür. Finnegan wurde eingeklemmt. Er steckte zwischen Tür und Anschlag. Brüllend vor Wut drückte Jewitt den Karren mit aller Gewalt gegen die Bretter. Dann zog er ihn zurück, so daß Finnegan schon glaubte, freizukommen. Doch es war nichts als ein gemeiner Trick.
»Dir werde ich!« brüllte Jewitt. »Da hast du was!« Er ließ den Karren sofort wieder vorschnellen. Der kurze Moment hatte Finnegan aber gereicht, sich in die Kammer zu zwängen. Nur Finnegans rechte Hand mit dem Knüppel lugte noch durch den Spalt.
Als die Tür jetzt zudonnerte, klemmte die Kante Finnegans Handgelenk ein. Finnegan brüllte wie am Spieß. Er mußte die Finger spreizen, der Knüppel entfiel ihm, während Jewitt ein triumphierendes Gebrüll ausstieß. Ohne Knüppel war Finnegan verloren, und das wußte Jewitt verteufelt genau. Er schob den Karren mit einem Fluch zur Seite, dann riß er die Tür auf.
Finnegan war schreiend nach innen getaumelt. Er hielt sich das Handgelenk und sah Jewitt in der Tür auftauchen. Der riesenhafte Store- und Mietstallbesitzer trat gegen die kleine Bank und stieß sie dem flüchtenden Finnegan in den Rücken. Zwar wollte sich Finnegan noch hinter den Tisch retten, doch er kam nicht mal bis an das Wandregal. Die Bank brachte ihn zu Fall. Während er im Hinstürzen schrie, warf sich Jewitt auf ihn.
»Habe ich dich?« keuchte er wild. »Mir meine Kundschaft zu verderben, was? Da hast du die Anzahlung auf deinen Lohn!«
Er packte Finnegan an den Haaren und schlug mehrmals zu.
»Du verpfeifst mich nie wieder!« grollte Jewitt über ihm. »Raus mit dir, Halunke!«
Finnegan wurde hochgerissen, dann flog er durch die offene Tür in den Hof. Als er dicht neben dem Knüppel landete, wollte er ihn an sich reißen. Doch er war auch hier viel zu langsam. Die Schläge und Stöße gegen seinen Kopf hatten ihn fast betäubt. Finnegan sah nur die Stiefelspitze Jewitts hochschnellen. Dann traf der Tritt seinen Unterarm, und der Knüppel flog im Bogen bis an den Holzstapel zurück.
Trotzdem erwischte Finnegan das Bein Jewitts. Der kleine Zureiter warf sich nach hinten. Dabei stieß er das Bein des Riesen nach oben. Jewitt schrie auf, kippte hintenüber.
Sofort warf sich Finnegan herum. Mit der linken Faust führte er zwei Hiebe nach Jewitts Gesicht. Er traf die Nase und die dicken Lippen des Händlers. Jewitt stieß einen gurgelnden Laut aus. Seine Masse bewegte sich ächzend. Er fuhr herum, rollte weg und zog die Beine an. Als Finnegan ihn anspringen wollte, schossen Jewitts Stiefel ihm entgegen. Zwar konnte Finnegan nicht ausweichen, aber der linke Fuß Jewitts schrammte über seine Hüfte hinweg. Das genügte, um Finnegan zum Stürzen zu bringen.
Sie richteten sich beide gleichzeitig auf, und dann lernte Finnegan den bulligen Jewitt erst richtig kennen. Im Aufrichten griff Jewitt in den lockeren Sand, schleuderte ihn in Finnegans Gesicht. Der Schmerz ließ Finnegan zurücksinken. Er riß beide Hände zu den brennenden Augen hoch. Tränen rannen über seine Wangen. Er sah nur einen Schatten, der groß vor ihm aufragte. Dann packte ihn Jewitt und riß ihn auf die Beine.
»Du verdammter Trickser«, brummte Jewitt. »Dir breche ich alle Knochen einzeln!«
Er rammte seine linke Faust gegen Finnegans Brust, schoß die rechte auf das Kinn ab. Während Rod einknickte und am Boden blieb, hörte er Jewitt sagen:
»Das war erst der Anfang, Bursche!«
Verzweifelt versuchte Finnegan wegzukriechen, aber seine Glieder gehorchten ihm nicht mehr. Er wurde wieder hochgerissen und wartete auf den nächsten Schlag. Der mußte ihm den Rest geben. Dann hörte er die Stimme wie aus weiter Ferne:
»Jetzt ist es genug, Lew Jewitt! Laß ihn los!«
»Verdammt. Mason?«
»Ja, ich«, sagte der Mann vom großen Tor her. Schritte näherten sich, und Jewitt ließ Finnegan nun wirklich los. Der sackte zu Boden und stöhnte unaufhörlich.
Jewitt schnaufte wie eine der ersten Dampfmaschinen. Die Schritte verstummten, und Finnegan kam langsam wieder zu sich. Nur das Gefühl, Blei im Magen zu haben, blieb.
»Wer ist das, he?« fragte der Mann scharf. »Wen hast du da zusammengeschlagen, Lew Jewitt?«
»Meinen Stallhelp und Zureiter«, knirschte Jewitt. »Von wegen zusammengeschlagen! Sieh dir meine Nase an!«
»Die blutet ein wenig, na und? Du Gauner, warum hast du ihn verprügelt?«
»Er hat mich betrogen.«
»Das wäre der erste Mensch, der das fertigbekommen hätte«, stellte der Mann hart fest. »Jewitt, eines Tages wird dich einer der Leute erschießen, denen du halbtote Gäule angedreht hast. Also, was war wirklich los? He, kannst du nicht reden?«
Das versuchte Finnegan schon die ganze Zeit.
Endlich bekam er Luft. Er stieß einen Pfeifton aus und erklärte mühsam:
»Der Müller Wells war hier und brauchte ein Reitpferd. Jewitt wollte ihm die alte braune Stute andrehen. Dann rief jemand aus dem Store nach ihm. Er ging für einen Augenblick hinein. Da sagte ich zu Wells, er sollte den Grauschimmel kaufen, die Stute hätte eine Menge Fehler. Als Jewitt rauskam, bestand Wells auf dem Grauschimmel. Sie stritten sich, und dann fuhr Wells ab. Danach ging Jewitt auf mich los.«
»Die Stute ist in Ordnung, ein gutes Tier, ein ausdauerndes…«
»Halt die Klappe!« fuhr Mason Jewitt an. »Die Stute da? Mensch, ich kenne sie. Sie stand mal bei Charles Bronsons Herde. Wir verkauften sie billig an Masters in Phoenix. Von wem hast du sie? Wieviel wolltest du für sie haben?«
»Nur vierzig Dollar.«
»No, sechzig verlangte er«, sagte Finnegan vom Boden aus. »Der Kerl betrügt alle Leute. Ich konnte es nicht mehr mit ansehen. Einmal mußte ich den Mund auftun.«
Er stemmte sich stöhnend auf und sah den Mann durch den Tränenschleier nur undeutlich. Er war größer als Jewitt und trug einen schwarzen Anzug.
»Paß gut auf, du Gauner«, sagte der Fremde jetzt scharf. »Ich habe noch eine Stunde in der Stadt zu tun, bis der Sheriff ein Aufgebot zusammengestellt hat. Bronson wurden drei der besten Pferde gestohlen. Läßt du den Mann nicht in Ruhe, dann passiert dir was, Jewitt! Verstanden? He, du – schlägt er dich, dann komm zum Sheriff! Mein Name ist Mason, Jim Mason!«
»Ja«, brachte Finnegan stockend heraus. »Ich – ich bleibe keine Sekunde länger bei dem Halunken, als unbedingt nötig.«
»Gut, du paßt auch nicht zu diesem Kerl. Vergiß es nicht, Jewitt. Faßt du ihn noch einmal an, komme ich zurück!«
Jim Mason entfernte sich. Finnegan blieb schnaufend sitzen. Der rieb sich die Augen und sah zu Jewitt hoch. Der starrte ihn an wie einen tollwütigen Hund und knirschte:
»Ausgerechnet Mason muß hier vorbeikommen, hol’s der Satan! Der Halunke versteht mehr von Pferden als zehn Pferdenarren zusammen. Mach, daß du verschwindest, aber Geld bekommst du nicht. Ich bin mit dir fertig!«
»Aber ich nicht mit dir«, entgegnete Finnegan giftig. »Ich habe noch dreißig Dollar zu bekommen. Eines Tages hole ich sie mir und zahle dir deine Hiebe zurück. Das ist ein Versprechen!«
»Ich soll dich nicht anfassen«, sagte Jewitt hämisch. »Von treten hat er nichts gesagt.«
Er trat blitzschnell zu, und der kleine Zureiter kippte wieder um.
»Du bist nur ein kläffender Hund, der nie beißen wird«, zischte Jewitt. »Komm nie wieder, sonst erlebst du was, du Ratte.«
Dann wandte er sich ab, verschwand im Hauseingang. Finnegan kroch in seine Kammer. Dort goß er sich einen Eimer Wasser über den Kopf und packte seine wenigen Sachen zusammen.
In diesem Moment wußte Finnegan, daß er sich auf irgendeine Art an Jewitt rächen würde.
*
Er hatte Jess Franklin nie anders als »Frankie« genannt.
Franklin war ein Dutzend Jahre älter als Finnegan. Er bewohnte eine Hütte am Fuße der Santa Maria Hills. Franklin war sein Vetter. Sie hatten nie viel miteinander zu tun gehabt. Doch hoffte Finnegan, in der Hütte seine Beulen und den Riß über seiner Augenbraue ausheilen zu können.
Darum war er hier heraufgeritten. Die Gegend war einsam. Es gab nur wenige Bäume, dafür aber eine Menge Büsche und Kakteen. Über dem kargen Boden standen die Hitzeschleier des Nachmittags. Die Luft über den kahlen Hügeln flimmerte. In der Ferne sah Finnegan die Kette der Santa-Maria-Berge in ihrer grau-schwarzen bis flammendroten Zerrissenheit liegen. Es gab keine Wolke am Himmel, nur einzelne Geier.
Das war Finnegans trostloser Eindruck von der Umgebung, als er sich der Hütte näherte. Die Tür stand offen, im Corral nebenan grasten einige Pferde. Vor der Hütte lag ein Mann auf der Bank, zwei andere kauerten im Schatten des Windfangs und standen auf. Der eine Mister, ein großer rothaariger Bursche, legte die Hand an den Colt und sagte etwas. Daraufhin richtete sich der Mann von der Bank auf und blickte herüber. Es war Franklin.
»Hallo! Sehe ich richtig?« fragte er Finnegan und kam ihm entgegen. »Alle Teufel, wie siehst du denn aus, Vetter? Mann, was haben sie denn mit dir angestellt?«
Er winkte den beiden anderen. Einer verschwand in der Hütte, nachdem er einen Blick auf Rod Finnegan geworfen hatte.
Er kam mit einer Whiskyflasche heraus, hielt sie Finnegan hin und meinte grinsend:
»Sieht aus, als wäre eine Herde wilder Büffel über ihn hinweggetrampelt.«
»So ähnlich«, seufzte Finnegan. Er setzte die Flasche an, nahm einen Schluck und glaubte, flüssiges Eisen getrunken zu haben. Er krümmte sich neben seinem Pferd zusammen. Der Teufel mochte wissen, aus welchem Stoff dieser Whisky gebraut worden war.
»Das ist mein kleiner Vetter Rod Finnegan«, erklärte Franklin kichernd. »Ich glaube, ich habe euch irgendwann mal von ihm erzählt, oder? Er ist der beste Zureiter, den ich kenne, nur noch verdammt jung. Aber er fliegt selbst vom wildesten Gaul nicht herunter. Setz dich auf die Bank, Rod, und dann berichte. Wie ist das passiert?«
Rod setzte sich und sah die Männer der Reihe nach an. Sie wirkten so rauh wie Franklin. Ihre Hemden waren schmutzig, ihre Hosen zeigten blankgescheuerte Stellen, und unrasierte Gesichter hatten sie alle drei.
Wenn Rod auch nicht viel von Franklins Leben wußte, soviel war ihm bekannt: Franklin war das schwarze Schaf der Familie. Er sollte ab und zu krumme Sachen machen, aber er war noch nie erwischt worden.
»Es war Jewitt in Prescott«, begann Rod. »Er hat mich zusammengeschlagen, weil ich…«
Franklin unterbrach ihn nicht. Die beiden Partner hatten sich wieder gesetzt und warfen sich ein paar Blicke zu.
Erst als Finnegan seine Geschichte erzählt hatte, fragte Frankie:
»Ohne Geld? Der verdammte Lump! Hm, du willst dich rächen? Der schlägt dich doch erneut zusammen, Junge!«
»Er wird mich nicht sehen, und wenn – dann ist es zu spät für ihn«, erwiderte Finnegan. »Ich habe mir schon alles überlegt, Frankie. Jewitt rechnet immer am fünfzehnten eines Monats ab. Da hat er eine Menge Geld im Haus, so an die tausend Dollar. Ich schleiche mich hinein, schicke ihn auf die Bretter und nehme ihm das ganze Geld weg.«
»Alle Teufel! So viel Geld hat der bei sich?« fragte der Rotschopf lauernd. »He, wie wäre es…«
»Halt’s Maul, Clyde!« fuhr ihn Franklin an. »Weiter, Rod! Was willst du mit dem Geld anfangen?«
»Gar nichts, Vetter. Ich nehme mir meine dreißig Dollar, das andere wickle ich ein und bringe es zum Sheriff. Jewitt wird verrückt, wenn er aufwacht und sein Geld vermißt. Er wird mich nicht sehen und glauben, irgendwelche Banditen hätten ihn niedergeschlagen. Das Geld werfe ich durchs Officefenster. Dem Sheriff wird der Kerl dann vorheulen, er sei bestohlen und überfallen worden. Und schon ist er der Blamierte. Die Angst um sein Geld bringt den geizigen Halunken beinahe um den Verstand, wette ich.«
»Die Idee ist nicht schlecht«, brummte Franklin. »Well, du kannst bleiben. Siehst verdammt müde aus. Da drinnen ist noch ein Bett, leg dich hin und schlaf. Oder willst du erst was zwischen die Zähne nehmen?«
»Ich bin müde«, seufzte Rod. »Essen kann ich immer noch, Frankie. Ich falle bald aus den Stiefeln.«
Er stand auf.
Frankie brachte ihn in die Hütte, machte ihm das Lager fertig und wartete, bis er eingeschlafen war. Dann ging Jess Franklin hinaus. Er sah seine beiden Partner an.
»Mann, Jess«, sagte der Rotschopf leise. »Schläft der Junge? Nun gut, und was hältst du von seiner Idee? Wer verschenkt schon tausend Dollar? Man könnte doch…«
»Langsam«, zischte Franklin und warf einen Blick auf das Fenster. »Er hat keine Ahnung, was ich so mache. Wir werden ihn begleiten, wenn er zu Jewitt reitet, was? Tausend Dollar für einen anständigen Schlag? Ich meine, wir sollten darüber gründlich nachdenken.«