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Der Musiker und Künstler David Bowie prägte mit seinem Stil nachhaltig die Popkultur und vermochte es wie kein Zweiter, das Leben eines Menschen zu verändern. Mit Songs wie »Starman« oder »Space Oddity« schrieb er sich für immer in unser musikalisches Gedächtnis. Seine Werke waren dabei eng mit seiner persönlichen Biografie verbunden. María Hesse und Fran Ruiz gelingt es, diese Aura und Einzigartigkeit David Bowies einzufangen. Ein visueller und emotionaler Hochgenuss, der das Leben eines vollkommenen Künstlers feiert.
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Seitenzahl: 82
Bowie
Ein illustriertes Leben
María HesseFran Ruiz
Übersetzt von Kristof Hahn
WILHELM HEYNE VERLAGMÜNCHEN
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel
Bowie – Una Biografía
bei Penguin Random House Grupo Editorial, Barcelona
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Copyright Illustrationen © 2018 by María Hesse
Copyright Text © 2018 by Fran Ruiz
Copyright © 2020 der deutschsprachigen Ausgabe
by Wilhelm Heyne Verlag, München
Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH.,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Lektorat: Kirsten Naegele
Redaktion: Lars Zwickies
Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München,
unter Verwendung des Originalumschlags
ISBN: 978-3-641-26698-1V001
www.heyne-hardcore.de
Für unsere Nichten und Neffen: Alicia, Andrea, Gonzalo, Manuela und Ramón, die eines Tages Leben auf dem Mars entdecken werden
WENN ICH AUCH NUR IM GERINGSTEN DAFÜR VERANTWORTLICH BIN, DASS MENSCHEN IN IHREM INNEREN MEHR PERSÖNLICHKEITEN ENTDECKEN, ALS SIE URSPRÜNGLICH VERMUTETEN, DANN BIN ICH ZUFRIEDEN.
– David Bowie im Gespräch mit Alan Yentob in dem Dokumentarfilm Cracked Actor (1975)
Einleitung
Zeitachse
ABSOLUTE BEGINNERS
LIFTOFF
HAZY COSMIC JIVE
THE SIDE EFFECTS OF THE COCAINE
STANDING BY THE WALL
PUT A BULLET IN MY BRAIN AND IT MAKES ALL THE PAPERS
DANCING WITH THE BIG BOYS
A HEART FOR THE TIN MAN
WORLD WIDE BOWIE
NEVER GET OLD
I CAN’T GIVE EVERYTHING AWAY
Diskografie
Bibliografie
Danksagungen
Dieses Buch ist vieles zugleich.
Erstens ist es das Resultat etlicher Stunden der Recherche über einen der prägendsten Künstler unserer Zeit.
Zweitens ist es eine Neuinterpretation der Biografie eines Menschen, der sich stets geweigert hat, über sich selbst zu sprechen – und der, wenn er es doch tat, seine Geschichten vorsätzlich mit falschen Fakten garnierte.
Drittens – und vor allem anderen – ist es ein Ausdruck der Bewunderung seitens zweier Menschen, auf deren beider Leben die Musik und die Kunst David Bowies einen massiven Einfluss hatten.
Bowie war ein Meister des Versteckspiels und der Täuschung. Insofern kamen wir zu dem Entschluss, bei dem Versuch, seine Geschichte zu erzählen, die gleiche Tricklinse zu benutzen wie er. Das Schaffen unseres Helden hat uns gelehrt, dass es manchmal erhellender ist, Dinge durch ein kaleidoskopartiges Prisma zu betrachten als durch eine einfache Linse, egal wie viel exakter Letzteres erscheinen mag. Deswegen und in dem Bewusstsein, dass eine Biografie immer auch etwas Fiktives hat, sind wir zu dem Entschluss gelangt, Passagen aus Bowies Leben mit fantastischen Elementen zu vermengen. Wir hoffen, dass wir uns dadurch der Realität einer der interessantesten und enigmatischsten Gestalten, die uns niemals begegnet sind, wenigstens annähern – wir spielen damit, was David Robert Jones in bestimmten Momenten seines Lebens gedacht und empfunden haben könnte. Der spielerische Umgang mit den Fakten ist daher eine intuitive Annäherung an die Person David Bowie – und kein Betrug am Leser.
Wir hoffen, dass euch dieses Buch Spaß und Vergnügen bereitet und dass es euch dabei hilft, Bowie besser zu verstehen. Wenn ihr am Ende angelangt seid, bekommt ihr vielleicht Lust, eines seiner Alben anzuhören. Als Einstieg schlagen wir Hunky Dory oder Station to Station vor. Wir selbst hören sie schon seit Jahren mit großem Genuss.
David Bowie
ICH GLAUBE, ISOLATION UND ENTFREMDUNG SIND DIE BEIDEN THEMEN, DIE IMMER SCHON MEIN SCHAFFEN BESTIMMT HABEN.
1947: Ich lande auf dem Planeten Erde. Die Familie Jones, in der eine kalte und förmliche Atmosphäre herrscht, heißt mich in ihren Armen willkommen und zieht mich am Stadtrand von London groß.
Im Alter von fünfzehn Jahren trifft ein Meteorit mein linkes Auge. Es sieht danach nie wieder aus wie zuvor. Mein Anderssein ist nicht mehr nur auf mein Inneres beschränkt.
Mein geliebter Halbbruder Terry wird von dunklen Geistern übermannt, die eine Schizophrenie bei ihm auslösen, aus deren Klauen er sich für den Rest seines Lebens nicht befreien kann.
Ich heirate Angie Barnett, eine attraktive bisexuelle Amerikanerin. Wir beide teilen den Hunger nach Erfolg und Ruhm. Manchmal teilen wir auch unsere Liebhaber.
Mein Sohn Duncan Zowie Haywood Jones kommt zur Welt. Ich ahne, dass etwas Wichtiges kurz bevorsteht.
Ich präsentiere der Welt den Alien, der in mir lebt: Ziggy Stardust. Ich ernte die Anerkennung, die ich mir als Musiker immer erträumt habe. Nie zuvor habe ich mich so sexy und mächtig gefühlt.
Angelockt von Großstadtlichtern und schwarzer Musik, siedle ich in die USA über, wo ich Unmengen Kokain konsumiere.
Ich kehre Los Angeles den Rücken, um meine Kokainsucht und meine inneren Dämonen loszuwerden. Zusammen mit meinem Freund Iggy Pop ziehe ich nach Berlin.
Ich lasse mich von Angie scheiden. Ich rede nie wieder ein Wort mit ihr.
Ich veröffentliche das Album Let’s Dance, das mir unfassbaren Wohlstand einbringt. Ich werde ein Filmstar.
Von seiner Schizophrenie überwältigt, begeht mein Halbbruder Terry Selbstmord. Ich entscheide mich, nicht zu seiner Beerdigung zu gehen.
Ich heirate Iman Mohamed Abdulmajid. Endlich finde ich die innere Ruhe, die ich immer gesucht habe.
Unsere Tochter Alexandria Zahra Jones kommt zur Welt. Ich nehme mir vor, der bestmögliche Vater zu sein.
Während eines Konzerts in Deutschland erleide ich einen Herzinfarkt. Ich werde nicht mehr auf Tour gehen und mich gesundheitlich nie wieder vollständig erholen.
Das Ende meines Aufenthalts auf diesem Planeten. Ich werde wieder zu Asche und Staub.
Ich bin Major Tom. Ich bin Ziggy Stardust. Ich bin der Thin White Duke. Ich bin ein Außerirdischer. Ich bin der König der Kobolde. Ich bin der Elefantenmensch. Ich bin »der Sterbende, der nicht sterben kann«. Ich bin der Bruder des Replikanten. Ich bin Lazarus. Ich bin der Mann, der die Last des schwarzen Sterns auf seinen Schultern trägt. Und ich bin gleichzeitig der schwarze Stern. Ich bin alles, was ihr euch nicht vorstellen könnt.
IN DEM AUGENBLICK, DA IHR DENKT, IHR HÄTTET EINEN BLICK HINTER MEINE SILHOUETTE ERHASCHEN KÖNNEN, HABE ICH MICH SCHON IN ETWAS ANDERES VERWANDELT.
Mein Name ist David Robert Haywood Jones. Ich beschloss, dem Beispiel von Elvis zu folgen und am 8. Januar auf die Welt zu kommen. In dieser Nacht fiel eine leuchtende Kugel vom Himmel und landete in Stansfield Road 40 in London. Die Nachbarn schenkten dem Vorfall keine Aufmerksamkeit. Es war eine geisterhafte Erinnerung an die unzähligen Raketen, die während des Zweiten Weltkriegs auf das Londoner East End niedergeregnet waren und die Umgebung der Straße, in der ich geboren wurde, in eine Ruinenlandschaft verwandelt hatten.
Mein Vater Haywood Stenton Jones war PR-Beauftragter einer Wohltätigkeitsorganisation für Kinder. Er war ein liebevoller Mann mit einem Hang zur Traurigkeit, einer Faszination für neue Technologien und einer Begeisterung für Radio, Fernsehen und die Welt des Theaters. In jungen Jahren hatte er in eine Theaterkompanie investiert, die dann aber pleitegegangen war. Während des Krieges war er Frontsoldat.
Mein Halbbruder Terence Guy Adair Burns, den wir Terry nannten, war das Resultat einer Affäre meiner Mutter mit einem Mann namens James Rosenburg. Mir war das gleichgültig. Ich liebte ihn sehr. Durch Terry entdeckte ich amerikanische Literatur, R&B und Jazz. Durch diese Zündfunken wurde ich zu dem, der ich bin.
Meine Mutter Margaret »Peggy« Burns verkaufte Süßwaren und Getränke in einem Kino. Sie hatte eigentlich Sängerin werden wollen, doch familiäre Verpflichtungen ließen das nicht zu. Ihre Schwestern Nora, Una und Vivienne hatten psychische Probleme, und ihre Mutter (meine Großmutter) galt als »verrückt«. Meine Mutter konnte sehr kalt und distanziert werden, wenn dieses Thema zur Sprache kam.
Ich. Als ich zur Welt kam, sagte die Hebamme zu meiner Mutter:
»DIESES KIND IST SCHON EINMAL AUF DER WELT GEWESEN.«
Ich muss erwähnen, dass meine Eltern sich mit Terry und mir wirklich Mühe gaben. Sie arbeiteten hart, und es fehlte uns an nichts. Das Problem war, dass das Leben in Bromley so langweilig war. Alles war braun oder grau, sodass uns nichts anderes übrig blieb, als unsere Fantasie zu benutzen, wenn wir Spaß haben wollten. Wir spielten in den Ruinen, die die deutschen Bomber hinterlassen hatten, und suchten in den verlassenen Gebäuden nach verborgenen Schätzen und Geheimnissen.
Der Langeweile zu entfliehen, fiel mir nicht schwer, weil ich nicht allein war.
An den Abenden kam es häufig vor, dass die vier Mitglieder der Familie Jones sich um den Plattenspieler versammelten und Musik hörten. Ich genoss diese Momente sehr. Irgendwann schickten unsere Eltern uns dann ins Bett, während sie selbst noch länger aufblieben und Fernsehen schauten. Bei einer solchen Gelegenheit sah ich heimlich mit zu und entdeckte die Science-Fiction-Serie The Quatermass Experiment. Die Weltraumwesen auf dem Bildschirm erfüllten mich mit Angst und Faszination. Eines von ihnen (Z) wohnte in dem Haus nebenan – Stansfield Road 38. Doch das war ein Geheimnis zwischen ihm und mir.
Manchmal rief er mich. Ich schaute aus meinem Schlafzimmerfenster, und dann stand Z an seinem Fenster und malte mit dem linken Ringfinger eine Tür an die Scheibe. Ich tat das Gleiche, dann ging jeder von uns zu seiner Tür hinaus, und wir traten auf die Straße. Wir gingen aufeinander zu, wobei wir dem anderen in die Augen blickten, bis wir uns genau gegenüberstanden. So blieben wir ein paar Minuten lang stehen und sahen uns schweigend an. Dann malte er mit dem Finger einen Kreis auf meine Stirn, und ich tat das Gleiche bei ihm. Der Kreis fühlte sich heiß an und kribbelte, als sei er elektrisch geladen. Sobald der Kreis zu leuchten begann, drehten wir uns beide um und gingen mit geschlossenen Augen wieder nach Hause. Wir mussten die Augen nicht öffnen. Der Kreis auf unserer Stirn leitete uns.