Brennholz selbst machen - Thomas Maur - E-Book

Brennholz selbst machen E-Book

Thomas Maur

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Beschreibung

Einer alten Bauernweisheit zufolge wärmt Holz mindestens dreimal: beim Baumfällen, beim Zerkleinern und beim Brennen. Die Arbeit im Wald ist zwar anstrengend, doch viele Kaminofenbesitzer nehmen sie gern auf sich und erfreuen sich der Nähe zur Natur und des Gefühls, selbst etwas für die Wärme in der heimischen Stube getan zu haben. In diesem Buch erfährt der Leser alles, was er rund um die Brennholzgewinnung wissen muss: An wen kann ich mich überhaupt wenden, um Brennholz zu bekommen? Welche Ausrüstung brauche ich für das sichere Fällen, Zerlegen und Transportieren? Wie viel Holz bekomme ich geliefert, wenn ich einen Schüttraummeter bestelle? Wie lagere ich das Holz richtig? Welcher Kaminofen ist der beste und was ist bei seinem Betrieb zu beachten? Welche Aufgaben hat der Schornsteinfeger? Auf all diese Fragen gibt es fachlich fundierte und für den Laien verständliche Antworten in Wort und Bild. Daneben werden auch wichtige Tipps für die Praxis gegeben – vom Schutz vor Zecke und Fuchsbandwurm im Wald über clevere Hilfsmittel beim Holzspalten und den feinstaubarmen Ofenbetrieb bis hin zur umweltfreundlichen Entsorgung der Asche.

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Seitenzahl: 122

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Brennholzselbst machen

Wohlige Wärme

aus dem Wald

(Foto: Shutterstock.de/Catalin Petolea)

Thomas Maur

Brennholzselbst machen

Wohlige Wärme

aus dem Wald

Impressum

Copyright © 2013 by Cadmos Verlag, Schwarzenbek

Gestaltung und Satz: Ravenstein, Verden

Lektorat der Originalausgabe: Anneke Fröhlich

Titelfotos: Shutterstock.de/ambrozinio

Fotos im Innenteil: siehe Fotonachweise

Zeichnungen: Monika Biermaier

Zeichnungen: Fa. Bosch Thermotechnik GmbH,

Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und

Gartenbau, Susanne Retsch-Amschler

Verlag und Autor bedanken sich bei der Firma Husqvarna AB, Stockholm/Schweden, sowie bei der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau, Kassel, für die freundliche Genehmigung zur Verwendung von Bildmaterial. Außerdem gilt jeweils ein Dank dem Landmaschinen-Fachbetrieb Max Lorenz KG in 24229 Schwedeneck, sowie Dirk Schuh von der Firma Motorgeräte Ostermann, 56814 Bruttig-Fankel, die Ausrüstungsgegenstände für die Erstellung von Fotos zur Verfügung stellten.

Verfasserin des Kapitels „Kamine und Öfen – Wärme zum Wohlfühlen“ (Seite 93 bis 109): Anneke Fröhlich

Konvertierung: S4Carlisle Publishing Services

Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten.

Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.

eISBN 978-3-8404-6165-1

Inhalt

(Foto: Shutterstock.de/Valentyn Volkov)

Vorwort

Holz – der besondere Energieträger

Ökosystem Wald

Geschichte der Wald- und Holznutzung

Holznutzung und Brennholznachfrage heute

Nachhaltige Forstwirtschaft

Wie entsteht Holz?

Warum brennt Holz?

Mengeneinheiten für Holz

Holzarten und ihre Verwendung im Ofen

Holzsteckbriefe

Erst trocknen, dann verbrennen

Emissionen bei der Verbrennung

Brennholz werben – eine Schwerstarbeit, die Spaß macht

Holzhandel und Holzsortimente

Fertiges Scheitholz

Meterholz zum Einschneiden

Langholz am Waldweg liegend

Flächenlos

Kronenholz als liegendes Waldrestholz

Vollständige Selbstwerbung

Holzaufmaß – Ordnung muss sein!

Auf geht’s in den Wald!

Sicherheit ist Trumpf und oberstes Gebot

Zehn Punkte für den Arbeits- und Gesundheitsschutz im Wald

Persönliche Schutzausrüstung

Ausrüstung für die Waldarbeit

Die Motorsäge

Bauteile im Überblick

Sichere Bedienung

Wartung muss sein!

Betriebsstoffe

Bäume fällen

Lage einschätzen, Gefahrenbereich sichern

Zehn Schritte bis zum liegenden Baum

Was tun, wenn der Baum „hängen“ bleibt?

Entastung und Einschnitt

Wann ist der Profi oder Spezialist gefragt?

Auf dem Weg zum Brennholzstapel

Stücklängen sägen

Spaltarbeit

Axt, Spalthammer oder Spaltgerät?

Holz richtig transportieren

Aus dem Waldbestand an den Waldweg

Aus dem Wald nach Hause

Vom Brennholzlager bis vor den Ofen

Richtige Lagerung und Trocknung

Tipps zum Geldsparen

Kamine und Öfen – Wärme zum Wohlfühlen

Welcher Ofen ist der richtige?

Kamin oder Kaminofen?

Standortfragen

Ein bisschen Technik

Die Sache mit der Leistung

Wenn’s ein bisschen mehr sein darf

Kaminholz richtig anzünden

Was brennt da eigentlich?

Optimale Wärmeausbeute

Schadstoffarm heizen

Jetzt ist der Ofen aus

Schornsteinfeger: Glücksbringer am Werk

Ende des Kehrmonopols in Deutschland

Österreich und Schweiz

Wartung ist wichtig

Ein wenig Bürokratie

Brennholzverkaufsbedingungen, Haftungsausschluss und Selbstwerbererklärung

Motorsägenlehrgänge – Inhalte, Anbieter und Teilnahmevoraussetzungen

Gegen Unfall versichert?

Streitpunkt: Holzlagerung im Außenbereich

Unerwünschte Rauchzeichen

Anhang

Tipps zum Weiterlesen

Bücher und Fachartikel

Fachzeitschriften

Internet

(Foto: Shutterstock.de/Kletr)

Vorwort

(Foto: Shutterstock.de/Brasiliao)

Ungefähr ein Drittel der Fläche Deutschlands ist mit Wald bedeckt. Mit rund elf Millionen Hektar Wald gehört Deutschland zu den waldreichen Ländern in Europa. Allerdings hat Skandinavien mit rund 59 Prozent Waldanteil fast doppelt so viel Wald wie Deutschland. Durch den erheblichen Anstieg der Energiekosten seit Anfang des neuen Jahrtausends hat sich neben der Verbreitung der Nutzung von Solar- und Windenergie zeitgleich eine Rückbesinnung auf die Nutzung von Holz aus unseren Wäldern als Brennstoff entwickelt.

Diese Entwicklung vollzieht sich mittlerweile boomartig. Nicht nur die Landbevölkerung, sondern auch die Menschen aus stadtnahen Bereichen und den Städten selbst haben zunehmend Interesse daran, ihr Brennholz mit eigener Kraft zu werben. In vielen Neubauten, aber auch in alten Häusern werden Holzheizungen seit einigen Jahren entweder zur Unterstützung der bereits vorhandenen Hauptheizung oder sogar als einzige Heizungsanlage eingebaut.

Unter dem Begriff Holzwerbung verstehen Forstleute die vollständige Arbeitskette in der Holzernte. Darunter fallen die Vorbereitung des Erntebestands durch Auswahl der zu entnehmenden Bäume, abhängig von den jeweiligen waldbaulichen Zielen, die Fällung und Aufarbeitung der Entnahmebäume, das Aufmaß und die Abrechnung des geernteten Holzes sowie der Transport aus dem Erntebestand (Holzrücken) an den Abfuhrweg im Wald. Bei der Brennholzselbstwerbung wird typischerweise nur die eigentliche technische Holzernte von den Brennholzkunden, den sogenannten Selbstwerbern, ausgeführt. Die anderen Arbeiten erledigen der Waldbesitzer oder seine Bevollmächtigten.

Dieses Buch ist ein praktischer Ratgeber durch und durch. Es informiert über alles Wissenswerte rund um die Vorbereitung und Durchführung der Brennholzgewinnung in Eigenregie und richtet sich dabei insbesondere an Neueinsteiger, die eine Anleitung für die Arbeit in der Brennholzernte mit der Motorsäge benötigen. Daneben enthält es auch kompakte Informationen zur Geschichte der Waldnutzung und gibt einen Einblick in die Prinzipien moderner, nachhaltiger Waldbewirtschaftung. Für Anfänger wie auch für erfahrene Brennholzselbstwerber werden technische Informationen und Arbeitsschritte ausgewählter Verfahren der Brennholzwerbung beschrieben. Sie erhalten einen vollständigen Überblick über die gesamte Arbeitskette bis hin zur Verwendung Ihres Brennholzes im Ofen zu Hause. Die sichere und gesunde Arbeit für Sie und Ihre Helfer ist ein Leitmotiv – denn alle sollen gesund und ohne Unfall wieder nach Hause kommen!

Der Schlusspunkt, sozusagen Ihr persönliches Arbeitsziel, ist der Genuss der wohligen Wärme aus dem Wald, also Ihr selbst gemachtes Brennholz im heimischen Ofen zu genießen. Deshalb enthält das Buch in einem eigenen Kapitel alle wichtigen Informationen zu Ofentypen und ihren technischen Eigenschaften sowie Tipps für das richtige Heizen und die erforderliche Wartung des Ofens.

Ich bin mir sicher, dass Sie beim Lesen die gewünschten Informationen für die erfolgreiche Durchführung Ihres individuellen Brennholzprojekts finden und dass auch Sie sich bereits während dessen Realisierung mehrfach „wärmen“ können, nämlich bei der Motorsägenarbeit und danach beim Transportieren, Spalten, Stapeln – und zuletzt vor Ihrem Feuer am heimischen Ofen!

Swisttal, im Juni 2013

Thomas Maur

Holz – der besondere Energieträger

(Foto: Shutterstock.de/Jaroslav Machacek)

Wald ist mehr als eine Ansammlung von Bäumen. Wälder gehören zu den komplexesten Ökosystemen der Erde. Sie können sich aus sich selbst erneuern und ein eigenes Waldinnenklima bilden. Die Wälder kommen ohne uns Menschen aus, wir aber nicht ohne die Wälder.

Ökosystem Wald

In den Vegetationszonen der Erde, in denen Waldwachstum möglich ist, entwickeln sich die Wälder zu den jeweils für den Waldstandort typischen, natürlichen Waldgesellschaften. Für den jeweiligen Waldstandort sind die wichtigsten Faktoren das Klima, der Boden, die Oberflächenstruktur des Geländes und dessen Ausrichtung zur Sonne.

Aufgrund der Nutzung und Bewirtschaftung der Wälder auf der Erde gibt es Urwälder, also Wälder ohne großflächige menschliche Nutzung, nur noch in geringem Umfang. Die Urwälder bedürfen des besonderen Schutzes durch Nutzungsverzicht in Verbindung mit ausgewählten Schutzmaßnahmen.

In den Waldzonen Mitteleuropas gibt es noch Reste von Urwäldern mit einem aktuellen Waldflächenanteil von 6,4 Prozent. So sind selbst in Finnland heute nur noch knapp 3 Prozent Urwald vorhanden. Die Waldökosysteme erbringen mit ihren Wirtschaftsfunktionen (Holzproduktion), den Ökofunktionen (Sauerstoffproduktion, Wasserfilterung, Wasserspeicherung, Lebensraum für Pflanzen und Tiere) sowie den Sozialfunktionen (Wald als Arbeitsplatz, als Freizeitraum und Erholungsort) unverzichtbare Wohlfahrtswirkungen.

Der Wald gehört in Deutschland überwiegend der Öffentlichkeit. Das übrige Waldeigentum befindet sich in privater Hand. Die sogenannte Waldbesitzartenverteilung stellt sich heute folgendermaßen dar:

• 46 Prozent Privatwald

• 34 Prozent Staatswald(Wald der Länder und des Bundes)

• 20 Prozent Körperschaftswald(Wald der Kommunen und Körperschaften öffentlichen Rechts)

Wälder sind Lebensräume für unzählige Tier- und Pflanzenarten und bedürfen deshalb auch bei wirtschaftlicher Nutzung eines besonderen Schutzes. (Foto: Shutterstock.de/Vishnevskiy Vasily)

Geschichte der Wald- und Holznutzung

Die Menschen nutzen den Wald und das darin wachsende Holz seit Jahrtausenden. Neben der Verwendung als Baustoff diente Holz als Werkstoff für die Herstellung von Gegenständen für den alltäglichen Bedarf und auch zur Schaffung von Kunstgegenständen, wie beispielsweise Heiligenbildern. So ist der Wald seit jeher ein bedeutender Bestandteil der menschlichen Lebensumwelt und wird dies auch wegen seiner vielfältigen Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen bleiben. Er produziert Holz und Sauerstoff und ist für den Wasserhaushalt unverzichtbar. Für die Entwicklung und den Erhalt einer Landschaft ist der Wald ein prägendes Element. Insofern ist die menschliche Gesellschaft in den Waldzonen der Erde mit ihren Lebensbedingungen und ihrem kulturellen Bewusstsein wesentlich durch die Wälder und das aus ihnen kommende Holz beeinflusst. Damit sind nicht nur die unmittelbar vom Wald ausgestrahlte Ästhetik und Schönheit gemeint, die uns Menschen emotional ansprechen, sondern auch die in unterschiedlichen Epochen geschaffenen Alltags- und Kunstgegenstände aus Holz.

In allen Epochen wurde die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft ganz wesentlich durch die Verfügbarkeit von Holz bestimmt. Ohne Holz als Brennstoff hätte die Nutzung von Erzen zur metallischen Werkstoffherstellung nicht stattfinden können. Für das Siedlungswesen, den Hausbau und das Einzäunen der Weidetiere war Holz das wohl wichtigste Material. Die technische Entwicklung mit dem Bau von Handwerkzeugen und ersten technischen Geräten wie Flaschenzügen oder Krananlagen ist ohne den Werkstoff Holz nicht denkbar.

Kunst und Lehre entwickelten sich ebenso auf der Grundlage der Holzverwendung; als Beispiele seien die Erschaffung religiöser Heiligenbilder der unterschiedlichen Weltreligionen oder der Buchdruck nach Erfindung des Papiers genannt. Auch wäre ohne die Verwendung von Holz der Bau von Musikinstrumenten aller Art bis in die heutige Zeit nicht möglich gewesen.

Wie der Wald und das Holz uns Menschen seit jeher auch seelisch und geistig bewegen, drückt das folgende Gedicht des Schriftstellers Walter Werner (1922–1995) aus:

„Wie eine lange Geschichte, Zeile

um Zeile ablesbar in Gestalt

und Gebärde; so Baum für Baum zähl ich

ihm die Jahre.

In Wind und Wetter, hör ich,

trennen sich Wurzel und Alter.

Ich kann leben. Ich kann wachsen

und warten. Meine Sprache verlieren

und wieder in ihr wohnen.

Nachzeichnen den hellen Gang

der Sonne über die Furniere

und an den schwarzen Kufen

der Särge die langsame

dunkle Drehung der Erde.

Zu stürzen bin ich bereit

und befreit, mit jedem zu reden

und mit allen zu schweigen.“

Holz ist bis heute ein wichtiger Werkstoff geblieben und wird außerdem seit Jahrtausenden zu diversen Kunstobjekten verarbeitet. (Foto: Shutterstock.de/Zdovov Kirill Vladimirovich)

Holz war stets wichtiger Energieträger und bis zur beginnenden Industrialisierung sogar über lange Zeit der allerwichtigste. In der Vergangenheit gab es Formen der Waldnutzung, die es heute nicht mehr gibt. Die nachfolgende Zusammenstellung bietet einen kurzen Überblick der historischen Waldnutzungsformen:

• Waldweide:Schweine wurden in die Wälder getrieben, damit sie dort im Herbst Bucheckern und Eicheln fressen konnten. Die überwiegend arme Landbevölkerung ließ zudem auch Schafe und Ziegen in den Wäldern nach Nahrung suchen; meist mit zerstörerischen Folgen für den betroffenen Wald, denn Ziegen fressen fast alles, was im Wald wächst.

• Bienenweide:Die Waldimkerei, auch Zeidlerei genannt, gehörte zu den typischen historischen Nutzungsformen des Waldes. Sie war für die Existenz des Waldes keine Bedrohung, sondern sogar förderlich für dessen natürliche Verjüngung. Auch heute gibt es noch Imker, die Waldimkerei betreiben und damit einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung und Ausweitung der ökologischen Vielfalt unserer Wälder leisten.

• Rottwirtschaft:Unter Rottwirtschaft versteht man den teilflächigen Kahlschlag von Laubwaldbeständen aus Buchen und Eichen für die Nutzung der kleineren Freiflächen als landwirtschaftliche Ackerflächen auf Zeit. Dort wurde für eine Dauer von bis zu drei Jahren vorübergehend Getreide angebaut, beispielsweise Buchweizen, wodurch die Landbevölkerung ihre Ernährungssituation erheblich verbessern konnte.Bei der Rottwirtschaft wurden die Wurzelstöcke nicht gerodet, sondern deren Stockausschlag, also die neu aus dem Wurzelstock austreibenden Triebe, erhalten und als Grundlage für den neuen Wald genutzt. Die aus dem Stockausschlag entstandenen Wälder nennt man Niederwälder, was nichts mit der Baumhöhe zu tun hat. Bei der Rottwirtschaft erfolgte nach 15 bis 20 Jahren ein erneuter Kahlschlag und der gesamte Nutzungsdurchlauf wiederholte sich. Bis heute sind Reste der einstmals sehr bedeutenden Niederwaldnutzung in Deutschland vorhanden. Man findet im Mosel- und Hunsrückraum, in der Eifel, im Bergischen Land und im Siegen-Wittgensteiner Land, aber auch in Bayern, in Frankreich und der Schweiz typische Niederwälder.

In Südwestfalen gibt es dank der Initiative einiger engagierter Forstleute und Mitglieder örtlicher Waldwirtschaftsgenossenschaften noch Niederwälder, die nach historischem Vorbild als sogenannte „Hauberge“ wieder in der klassischen Art und Weise bewirtschaftet werden.

Seit Jahrzehnten nicht mehr genutzter Niederwald – erkennbar an den Stockausschlägen, also den Mehrfachaustrieben am Stammfuß. (Foto: Shutterstock.de/Elena Stepanova)

• Streunutzung:Das Sammeln von Laub aus den Buchen- und Eichenwäldern zum Zweck der Einstreu in die Rinderställe war eine indirekte Waldnutzung. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie betrieben, denn Stroh stand nur in geringem Umfang zur Verfügung; zudem wurde das Laub als Futter für die Rinder verwendet. Die Streunutzung hatte sehr negative Folgen für die betroffenen Waldstandorte: Dem ökologischen Kreislauf wurde wertvolle Biomasse entzogen, was zu einer Aushagerung und nach und nach erheblicher Verschlechterung der Bodenfruchtbarkeit führte.

Holznutzung und Brennholznachfrage heute

In der heutigen Zeit ist das Holz unserer Wälder das Hauptprodukt für die Verwendung als Energieholz in den Privathaushalten. In Deutschland werden gegenwärtig rund 48 Millionen Kubikmeter Holz in jedem Jahr „eingeschlagen“, also geerntet. Diese Menge reicht allerdings bei Weitem nicht aus, um den Jahresbedarf an Holz in Deutschland in Höhe von derzeit rund 94 Millionen Kubikmetern zu decken. Deshalb importiert die deutsche holzverarbeitende Industrie jährlich 46 Millionen Kubikmeter Holz aus dem Ausland.

Der Holzbedarf ist in Deutschland deutlich größer als das Angebot. Viele Millionen Kubikmeter Holz werden deshalb aus dem Ausland importiert. (Foto: Shutterstock.de/Kletr)

Holz wird in der Bau- und Möbelindustrie verarbeitet, dient als Grundstoff für die Herstellung unterschiedlichster Papiersorten, kommt in der Verpackungsindustrie zum Einsatz und findet sogar in der chemischen Industrie Verwendung.

Als Energieträger erfährt Holz in den vergangenen Jahren einen Boom wie nie zuvor. In den Jahren 2000 bis 2010 stieg der Brennholzverbrauch nach einer Studie von Professor Udo Mantau, Universität Hamburg, von 10 Millionen Festmetern pro Jahr auf 34 Millionen Festmeter pro Jahr und hat sich damit innerhalb eines Jahrzehnts mehr als verdreifacht. Demnach werden von der jährlich in Deutschland geernteten Einschlagmenge 71 Prozent verbrannt. Und die Brennholznachfrage steigt noch weiter an. Dass bei der gestiegenen Holznachfrage die Restholzmengen in Form von Kronenholz aus Durchforstungsschlägen nicht mehr ausreichen, wie das noch bis zum Ende der 1990er-Jahre der Fall war, ist verständlich.

Nachhaltige Forstwirtschaft

Die meisten Wälder in Deutschland sind heute Wirtschaftswälder oder wirtschaftlich genutzte Erholungswälder (Wälder in den Ballungsräumen). Seit einiger Zeit findet in der Forstwirtschaft eine deutliche Orientierung zu einer naturnäheren Bewirtschaftung der Wälder statt; weg vom „Holzacker“ im Großkahlschlagbetrieb klassischer Forstwirtschaft und hin zu einer Waldbewirtschaftung möglichst ohne Kahlschläge. Dabei steht die Nutzung der biologisch-automatischen Entwicklungspotenziale im Vordergrund. Man nutzt also die biologische Automation, indem mit den Waldbäumen gewirtschaftet wird, die zum vorhandenen Standort passen: Was die Natur „automatisch“ bietet, wird angenommen. Die Forstleute sprechen in diesem Zusammenhang auch von der Standortgerechtigkeit der Waldbäume.

Wie mittlerweile eindeutig erwiesen ist, bietet diese Art der Waldbewirtschaftung Vorteile, ohne dass wirtschaftliche Nachteile entstehen. Im Gegenteil: Auf Dauer sinken sogar die Betriebskosten. Zudem steigt die Betriebssicherheit naturnah bewirtschafteter Wälder im Lauf der Jahre an; damit ist die Verminderung der Anfälligkeit gegen biotische Schadfaktoren, zum Beispiel Borkenkäferbefall, und abiotische Schadfaktoren, zum Beispiel Sturmschäden, gemeint.