Briefe 1764 - 1776 - Johann Wolfgang von Goethe - E-Book

Briefe 1764 - 1776 E-Book

Johann Wolfgang von Goethe

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Beschreibung

Dieser Band enthält Goethes Briefe aus den Jahren 1764 - 1776. Goethe war ein sehr produktiver Briefeschreiber, was sich in diesem Werk ebenfalls widerspiegelt.

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Briefe 1764 – 1776

Johann Wolfgang von Goethe

Inhalt:

1764

1765

1766

1767

1768

1769

1770

1771

1772

1773

1774

1775

1776

Briefe 1764 - 1776, J. W. Goethe

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

ISBN: 9783849616410

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Dieses Werk bzw. Inhalt und Zusammenstellung steht unter einer Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz. Die Details der Lizenz und zu der Weiterverwertung dieses Werks finden Sie unter http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/. Der Inhalt und die Zusammenstellung oder Teile davon wurden der TextGrid-Datenbank entnommen, wo der Inhalt und die Zusammenstellung oder Teile davon ebenfalls unter voriger Lizenz verfügbar sind. Eine bereits bestehende Allgemeinfreiheit der Texte bleibt von der Lizensierung unberührt.

1764

1/1.

An Ludwig Ysenburg von Buri

 Wohlgebohrner,

 Insonders Hochzuehrender Herr,

Ew. Wohlgebhrn werden Sich wundern, wenn ein unbekannter sich unterstehet, bey Ihnen eine Bitte vorzubringen. Doch billig solten Sie mit allen Denjenigen, die ihre Verdienste kennen, nicht erstaunen. Da Sie wohl wissen können, daß ihre Eigenschafften selbst auch noch in fernern Ländern als wo ich wohne die Gemüther Ihnen eigen zu machen vermögend sind.

Sie sehen aus meiner Vorrede, daß ich zur Zeit, um nichts als ihre Bekanntschafft anhalte, biß Sie erfahren, ob ich werth bin, ihr Freund zu seyn, und in ihre Gesellschafft einzugehen.

Werden Sie über meine Künheit nicht unwillig, und verzeihen Sie ihr. Ich kann nicht anders, denn wenn ich auch länger schweigen und ihre große Eigenschafften insgeheim verehren wolte, wie ich bißher gethan habe, so würde mir dieses die größte Betrübtnüß von der Welt erwecken. Keiner von meinen Freunden die Sie kennen, gönnt mir dieses unschätzbare Glück. Vielleicht ist auch ein kleiner Neid Schuld daran. Aber eben fällt mir die beste Ursache ein, Sie wollen keinen Menschen, der meinen Fehler hat in ihre Bekanntschafft bringen, damit Sie deswegen nicht zur Verantwortung gezogen werden. Ew. Wohlgebhrn werden wißen, daß wir unsere Mängel gar gern bedecken, wenn wir einen Zutritt zu einer Persohn, die wir verehren, zu erlangen suchen. Ich aber habe es mit dem Freyer im Raabener gemein, daß ich meine Fehler voraus sage. Ich weiß zwar, daß Ihnen die Zeit bey meinem Geschwätze sehr lang werden wird, doch was hilfts, eimal müßte Sie es erfahren, entweder vor, oder nach der Bekanntschafft. Einer meiner haupt Mängel, ist, daß ich etwas heftig bin. Sie kennen ja die colerische Temperamente, hingegen vergißt niemand leichter eine Beleidigung als ich. Ferner bin ich sehr an das Befehlen gewohnt, doch wo ich nichts zu sagen habe, da kann ich es bleiben laßen. Ich will mich aber gerne unter ein Regiment begeben, wenn es so geführt wird, wie Mann es von ihren Einsichten erwarten kann. Gleich in dem Anfange meines Briefes, werden Sie meinen dritten Fehler finden. Nemlich daß ich so bekannt an Ihren schreibe, als wenn ich Sie schon Hundert Jahre kennete, aber was hilfts, diß ist eimal etwas, das ich mir nicht abgewöhnen kann. Ich hoffe Ihr Geist, der sich nicht an Kleinigkeiten, wie das Ceremoniel ist, bindet, wird mir es verzeihen, glauben Sie aber, daß ich niemals die schuldige Hochachtung außer Acht setze.

Noch eins fällt mir ein, ich habe auch denjenigen Fehler mit dem vor angeführten Mann gemein, nemlich, daß ich sehr ungedultig bin, und nicht gerne lange in der Ungewißheit bleibe. Ich bitte Sie entscheiden als Sie so geschwind als es mögl ist.

Dieses sind die Haupt-Fehler. Ihr scharfsichtiges Auge wird noch Hundert kleine an mir bemercken, die mich aber dennoch, wie ich hoffe, nicht aus ihrer Gnade setzen sollen, sondern alles wird vor mich reden, und meine Fehler so wohl als mein Eifer werden Ihnen zeigen, daß ich bin und beständig bleiben werde

Meines Wohlgebohrnen und

FranckfurthInsonders Hochzuehrenden Herrn

d. 23den Mayaufrichtigst ergebener Diener

1764.Joh. Wolfgang Goethe.

P.S. Solten Sie wegen meines Alters besorget seyn, so sag ich Ihnen zur Beruhigung, daß ich ohngefehr die Jahre des Alexis habe. Ich beschwere mich sehr über Ihn, daß Er mich bißher von einem Tag zum andern vertröstete, mich in ihre Bekanntschaft zu bringen. Belieben Sie wie ich hoffe und Sie inständigst darum ersuche, mich mit einem Rück-Schreiben zu beehren, so haben Sie die Gütigkeit, und setzen meinen vornahmen auf die Addresse. Ich wohne auf dem grosen Hirsch-Graben. Leben Sie wohl.

1/2.

An Ludwig Ysenburg von Buri

 Mein Herr.

Ich will alle meine Entzückungen und alle meine Freuden versparen, biß ich die Ehre habe Ihnen zu sehen, denn meine Feder ist sie nicht vermögend auszudrucken. Sie sind allzugütig gegen mich, da Sie mir sobald Hoffnung machen, in ihre Gesellschaft einzutretten, da ich dieses Glück weit von mir entfernt zu seyn glaubte. Ich bin Ihnen sehr davor verbunden.

Alexis ist einer meiner besten Freunde. Er kann Ihnen gnug aus der Erfahrung erzehlen. Ich habe Ihm eingebunden, alle nur mögliche Wahrheiten zu bekennen. Er soll keinen von meinen Fehlern auslaßen, aber auch mein Gutes nicht verschweigen. Mit allem dem aber bitte ich, daß Sie sich selbst die Mühe geben möchten, mich zu prüfen, denn so klug Alexis auch ist, so könnte ihm doch etwas verborgen bleiben, das Ihnen unangenehm seyn möchte. Ich gleiche ziemlich einem Camaeleon. Ist nun meinem Alexis zu verdencken? Wenn Er mich noch nicht von allen Gesichts- Puncten betrachtet hat. Genug hiervon.

Sie mögen sich aufs leugnen legen, wie Sie wollen, so verrathen Sie sich gar balde. Sie sprechen sich Vollkommenheiten ab, und eben in dem Augenblicke leuchten solche aus ihren Handlungen hervor.

Ihre Vorsichtigkeit ist lobenswürdig. Fern daß Sie mich beleidigen sollten, so ist sie mir vielmehr angenehm, und dienet vielleicht gar zu meinem Ruhm. Wäre ihre Gesellschafft so beschaffen, daß jeder dem es einfiele, ohne Untersuchung hineinkommen könnte, wenn er sich nur meldete, sollte es gleich der größte Dumm-Kopf seyn. Wäre dieses wohl eine Ehre vor mich? O nein! Aber da Sie erst wählen, prüfen und untersuchen, so gereichet mir dieses zur grösten Freude, wenn Sie mich ia noch einnehmen solten. Sie vergleichen sich mit dem Herrn von Abgrund, aber dieses Gleichnüß ist falsch, und zwar sehr falsch. Gehen Sie die ganze Person durch, und halten Sie sich dargegen, so werden Sie lauter Merckmahle finden, die nicht miteinander übereinstimmen. Er macht ein Geheimnüß aus einer Sache, die es nicht ist, und ist in dem übertriebensten Grade mißtrauisch, Sie aber sind es mit Recht. Daß Ihre Vorsicht im geringsten nicht übertrieben ist, will ich mit einem Beyspiel beweisen.

Wir haben viele Dumm-Köpfe in unsrer Stadt, wie Ihnen ohne Zweifel gar wohl bewust seyn wird. Gesetzt nun, einem solchen fiele ein, in Ihre Gesellschaft zu tretten. Er ersucht seinen Hofmeister, ihm einen Brief aufzusetzen, und zwar einen allerliebsten Brief. Dieser thuts, der iunge Herr unterschreibt sich. Dadurch bekommen Sie einen hohen Begriff von seiner Gelahrtheit, und nehmen ihn ohne Untersuchung auf, wenn Sie ihn beym Lichte betrachten, so finden Sie, daß Sie statt eines Gelehrten, Ihre Gesellschafft mit einem Rinds-Kopf vermehret haben. Das ist unverantwortlich! Es ist nun gar möglich daß ich auch ein solcher bin, Ihre Vorsichtigkeit ist also wohl angewandt.

Vor diesmal schreibe ich nichts mehr, als nur noch die allergewißeste Versicherung, daß ich bin, und immer bleiben werde

Frankfurth

den 2ten Junii

1764.

Meines Herrn

ergebenster Diener

Joh. Wolfg. Goethe.

2/2a.

An Ludwig Ysenburg von Buri

Ich bin meinem Freude sehr verbunden, daß er ihnen eine so vorteilhafte Meynung von mir beygebracht hat. Wenn sie mich sehen und dieselbe beybehalten so soll es mir angenehm seyn. Ich fürchte sehr daß mein äußerliches – doch was hat man nötig von sich selbst zu schwäzen. Sie werden mich schon sehen. Dennoch wünsche ich daß es geschähe ehe ich aufgenommen würde. Da es aber nicht wahrscheinlich ist, daß sie so balde zu uns kommen und noch unwahrscheinlicher daß sie mich balde bey ihnen sehen, so wollte ich anfragen, ob sie es nicht vor genehm hielten einen Ort der zwischen uns beyden ist zu bestimmen wo wir uns mit einander besprechen könnten. Dieses mein Herr ist nur, ein ohngefährer Vorschlag den sie nach abschlagen können.

Nun will ich das was die Gesellschaft über mich verhänget erwarten. Nun will ich gebeten haben das sie mich manchesmahl wenn es ihre Geschäfte zu lassen mit einigen Zeilen vergnügen. Und wenn sie auch gleich nichts anders zu schreiben als wie sie sich befinden: so wird es dennoch stets angenehm seyn dem der stets bleiben wird

Mein Herr

dero

aufrichtigst ergebenster

Diener

Ffurt den 6. Juli 1764.J. W. Göthe

1765

1/3.

An Cornelie Goethe

 Liebe Schwester.

Damit du nicht glaubest ich habe dich unter den schwärmenden Freuden eines starck besuchten Bades gantz vergessen; so will ich dir, einige absonderliche Schicksaale die mir begegnet, in diesem Briefgen, zu wissen thun. Dencke nur wir haben allhier Schlangen, das hässliche Ungeziefer macht den Garten, hinter unserm Hause, gantz unsicher. Seit meinem Hierseyn, sind schon 4. erlegt worden. Und heute, lass es dir erzählen, heute morgen, stehen einige Churgäste und ich auf einer Terasse, siehe da kommt ein solches Thier mit vielen gewölbten Gängen durch das Graß daher, schaut uns mit hellen funckelnden Augen an spielt mit seiner spitzigen Zunge und schleicht mit aufgegehabenem Haupte immer näher. Wir erwischten hierauf die ersten besten Steine warfen auf sie loß und traffen sie etliche mahl, daß sie mit Zischen die Flucht nahm. Ich sprang herunter, riß einen mächtigen Stein von der Mauer und warf ihr ihn nach. er traf und erdruckte sie, worauf wir über dieselbe Meister wurden sie aufhängeten und zwey Ellen lang befanden. Neulich verwirrten wir uns in dem Walde, und mußten 2 Stundenlang in selbigem, durch Hecken und Büsche durchkriechen. Bald stellte sich uns ein umschatteter Fels dar, bald ein düstres Gesträuch und nirgends war ein Ausgang zu finden. Gewiß wir wären biß in die Nacht gelaufen; wenn nicht eine wohlthätige Fee hier und da, an die Baüme Papagey Schwäntze, |: die aber unsere kurtzsichtige Augen für Strohwische ansahen :| den rechten Weeg uns zu zeigen gebunden hätte. Da wir denn glücklich aus dem Walde kamen. Dein Briefgen vom 19 Juni war mir sehr angenehm. Inliegenden Brief laß Augenblicklich dem Pap zustellen. Lebe wohl. Küsse If. M. von meinetwegen die Hand.

Wisb. d. 21. Jun. 1765.G.

1/4.

An Cornelie Goethe

d. 12 Octbr 1765.

 Liebes Schwestergen

Es wäre unbillig wenn ich nicht auch an dich dencken wollte. id est es wäre die größte Ungerechtigkeit die jemahls ein Student, seit der Zeit da Adams Kinder auf Universität gehen, begangen hätte; wenn ich an dich zu schreiben unterließe.

Was würde der König von Holland sagen, wenn er mich in dieser Positur sehen sollte? Rief Hr. von Bramarbas aus. Und ich hätte fast Luft auszurufen: Was würdest du sagen Schwestergen; wenn du mich in meiner jetzigen Stube sehen solltest? Du würdest astonishd ausrufen: So ordentlich! so ordentlich Bruder! – da! – thue die Augen auf, und sieh! – Hier steht mein Bett! da meine Bücher! dort ein Tisch aufgeputzt wie deine Toilette nimmermehr seyn kann. Und dann – Aber – ja das ist was anders. Eben besinne ich mich. Ihr andern kleinen Mädgen könnt nicht so weit sehen, wie wir Poeten. Du must mir also glauben daß bey mir alles recht ordentl. aussiehet, und zwar auf Dichter Parole. Genug! Hier schick ich dir eine Messe. – Ich bedancke mich schön. – Gehorsamer Diener, sie sprechen davon nicht. – Küsse Schmitelgen und Runckelgen von meinetwegen. die lieben Kinder! denen 3 Madles von Stocküm mache das schönste Compliment von mir. Ifr. Ricklef magst du gleichfalls grüßen. Sollte Mademoisel Brevillier dich wieder kennen? So weit von Mädgen. Aber noch eins. Hier habe ich die Ehre keines zu kennen dem Himmel sey Danck! Cane pejus et angue turpius.

Mit jungen schönen W – doch was geht dich das an! Fort! fort fort! Gnug von Mädgen.

Denck eine Geschichte vom Hencker! – Ha! Ha! Ha! – lache! – Hr. Claus hat mir einen Brief an einen hiesigen Kaufmann mitgegeben! – Ich ging hin es zu bestellen. Ich fand den Mann und sein ganzes Haus ganz sittsam! – schwarz und weiß. die Weibs leute mit Stirnläppgen! so seitwärts schielerlich. Ach Schwestergen ich hätte bersten mögen. Einige Worte in sanfter und demühtiger Stille gesprochen, fertichten mich ab. Ich ging zum Tempel hinaus. Leb wohl

Goethe.

d. 13. October.

Ha! Ha! Ha! – Schwestergen du bist erz närrisch. ich habe gelacht. Reinecke der Fuchs Ha! Ha! Ich habe über das ganze Heldengedicht nicht so gelacht wie über deinen Rost der Fuchs und der Stallmeister sein Bruder. Warrlich ich schreibe kein Trauerspiel. Wenn Voltaire gewust hätte daß er so sollte aufgeführet werden, wer weiß! – la! la! la! wenn Rostens Haar Feuer gefangen hätte! Ha! da wäre es gegangen wie dort da mann einst in der Provinz Zairen fürstellte. Es fiel ein Licht herab und Oroßmanns Turban fing an zubrennen. Die Comödiantin welcher das seidene Sacktuch gehörte wovon die Kopfbinde verfertiget war sprang herfür rupfte dem Sultan die Haube vom Kopfe und löschte! – Aber – Ha! Ha! ich kan für lachen nicht mehr Ha! Ha! –

 Nach Schrift an den Vater.

Hrn. Raht Lange habe ich nur ein einzigmahl gesehen. Er scheint ein störriger wunderlicher Mann zu seyn aber nicht grob. Sie ist die höflichste artigste Frau der Welt. Dr Francken hab ich gesprochen seine Mienen Sein Gesicht seine Handlungen seine Seele stimmen alle darin überein daß sie insgesammt aufrichtig sind. Der beste Mann von der Welt. Multarum rerum hic notitiam aquisivi.Multas narravit, quas ex ore tam sincero audire noluissem. Multas de quarum veritate libentissime si possem dubitare vellem – Die Universität! – Der Hof! – Nescire expedit.Den Brief à Küstner empfing und bestellte. Ich ward höflich empfangen Wenn sie Schöff Olenschl. sehen dancken sie ihm ja, daß er mich zu Pr Böhmen wieß. Par ipsi rependere nequeo. Mich dünckt daß ich in meinem Brief den Orckan bemerkt habe, er war unerhört. Hier deckte er die Buden ab. Fr Profeßor Böhme sorgt mit für meine Haußhaltung. Schleifer daß ist erschröckl. Ich muß mit dem guten Papier spaarsam seyn. ich habe wenig drum nehm ich schlechtes.

Ich werde an den alten Recktor schreiben. Es wird mir nicht schweer fallen. Ich thue jetzt nichts als mich des Lateins befleisen! – Noch eins! sie können nicht glauben was es eine schöne sache um einen Professor ist. Ich binn ganz enzückt geweßen da ich einige von diesen leuten in ihrer Herrlichkeit sah. nil istis splendidius, gravius, ac honoratius.Oculorum animique aciem ita mihi perstrinxit, autoritas, gloriaque eorum, ut nullos praeter honores Professurae alios sitiam.Vale. Vale.

 Schwestergen.

Sage Ifr Tanten dass ich ehestens an sie schreiben werde. An die liebe Ifr Meixnern, mache das schönste Compliment das du in deinem Köpfgen gedencken kanst. »Mein Bruder läßt sie grüßen« das ist nichts. Ube deine Erfindungskraft du hast ja sonst gute Einfälle. Schreibe mir bald Engelgen. Aber nichts mehr von Füchschen und stallmeistern sonst verplatz ich. Und was wäre das Schade wenn der am lachen stürbe der sich noch jezo ganz ernsthaft nennen kann

Deinen Lieben Bruder

Goethe

1/5.

An Cornelie Goethe

Ma soeur, ma chere soeur.

Me voici pour repondre a ta lettre du 15me Octbr. Sois persvade mon Ange, que je suis ici, si bien, pour ne souhaiter rien de mieux. Jamais je n'ai mangè tant de bonnes choses que dans le temps, que je suis dans ces lieux. Des faisans, perdrix, becasses, alouettes poissons en allemand |: Forellen :| en quantite voila le manger de la table du Prof. Ludewig. Quelquefois on trouve des raisins. Le 60 des Alouettes coute 2 rx. Je ne goute pas la biere de Mersebourg. Amere comme la mort au pots. Ici je n'ai pas encor senti du vin. Je plains les pauvres pieces de theatre. Moors! Bons soir compere avec ton habit de Velours, et tes merites! Oh le galant homme. Adieu ma chere. Mes compliments Mon ange, a toutes mes amies. Adieu. ce 18 Ocbr.

G.

P. S. Reich est parent du libraire recommende par Vorstadt. En ecrivant de la cherete du lieu a Horn ou a d'autres, sans retrancher la verite |: laquelle toutefois je ne dirai que priè :| je scaurai d'orer la pilule. Pour le d bon soit! Je l'ai derive de Francorum Vado. Entens tu cela. Mon hotesse, te fait faire ses compliments de meme qu'a mon pere et ma chere mere.

1/6.

An Johann Jakob Riese

Leipzig 20. Oktober 1765.

Morgens um 6.

Riese, guten Tag!

den 21. Abends um 5.

Riese, guten Abend!

Gestern hatte ich mich kaum hingesetzt um euch eine Stunde zu widmen, Als schnell ein Brief von Horn kam und mich von meinem angefangenen Blate hinweg riß. Heute werde ich auch nicht länger bey euch bleiben. Ich geh in die Commoedie. Wir haben sie recht schön hier. Aber dennoch! Ich binn unschlüßig! Soll ich bey euch bleiben? Soll ich in die Commödie gehn? – Ich weiß nicht! Geschwind! Ich will würfeln. Ja ich habe keine Würfel – Ich gehe! Lebt wohl! –

Doch halte! nein! ich will da bleiben. Morgen kann ich wieder nicht da muß ich ins Colleg, und Besuchen und Abends zu Gaste. Da will ich also jetzt schreiben. Meldet mir was ihr für ein Leben lebt? Ob ihr manchmal an mich denkt. Was ihr für Professor habt. & cetera und zwar ein langes & cetera. Ich lebe hier, wie – wie – ich weiß selbst nicht recht wie. Doch so ohngefähr

So wie ein Vogel der auf einem Ast

Im schönsten Wald, sich, Freiheit athmend wiegt.

Der ungestört die sanfte Lust genießt.

Mit seinen Fittichen von Baum zu Baum

von Bußch zu Bußch sich singend hinzuschwingen.

Genug stellt euch ein Vögelein, auf einem grünen Aestelein in allen seinen Freuden für, so leb ich. Heut hab ich angefangen Collegia zu hören.

Was für? – Ist es der Mühe wehrt zu fragen? Institutiones imperiales. Historiam iuris. Pandectas und ein privatissimum über die 7 ersten und 7 letzten Titel des Codicis. Denn mehr braucht man nicht, das übrige vergißt sich doch. Nein gehorsamer Diener! das ließen wir schön unterwege. – Im Ernste ich habe heute zwei Collegen gehört, die Staatengeschichte bey Professor Böhmen, und bei Ernesti über Cicerons Gespräche vom Redner. Nicht wahr das ging eh an. Die andere Woche geht Collegium philosophicum et mathematicum an. –

Gottscheden hab ich noch nicht gesehen. Er hat wieder geheurathet. Eine Ifr. Obristleutnantin. Ihr wißt es doch. Sie ist 19 und er 65 Jahr. Sie ist 4 Schue groß und er 7. Sie ist mager wie ein Häring und er dick wie ein Federsack. – Ich mache hier große Figur! – Aber noch zur Zeit bin ich kein Stutzer. Ich werd es auch nicht. – Ich brauche Kunst um fleißig zu sein. In Gesellschaften, Concert, Comoedie, bei Gastereyen, Abendessen, Spazierfahrten so viel es um diese Zeit angehet. Ha! das geht köstlich. Aber auch köstlich, kostspielig. Zum Henker das fühlt mein Beutel. Halt! rettet! haltet auf! Siehst du sie nicht mehr fliegen? Da marschierten 2 Louisdor. Helft! da ging eine. Himmel! schon wieder ein paar. Groschen die find hier, wie Kreuzer bei euch draußen im Reiche. – Aber dennoch kann hier einer sehr wohlfeil leben. Die Messe ist herum. Und ich werde recht menageus leben. Da hoffe ich des Jahrs mit 300 was sage ich mit 300 mit 200 Rthr. auszukommen. NB. das nicht mitgerechnet, was schon zum Henker ist. Ich habe kostbaaren Tißch. Merkt einmahl unter Küchenzettel. Hüner, Gänße, Truthahnen, Endten, Rebhühner, Schnepfen, Feldhüner, Forellen, Haßen, Wildpret, Hechte, Fasanen, Austern pp. Das erscheinet Täglich. nichts von anderm groben Fleisch ut sunt Rind, Kälber, Hamel pp. das weiß ich nicht mehr wie es schmeckt. Und die Herrlichkeiten nicht teuer, gar nicht teuer. – Ich sehe daß mein Blat bald voll ist und es stehen noch keine Verse darauf, ich habe deren machen wollen. Auf ein andermahl. Sagt Kehren daß ich ihm schreiben werde. Ich höre von Horn, daß ihr euch ob absentiam puellarum forma elegantium beklagt. Laßt euch von ihm das Urteil sagen daß ich über euch fällete.

Goethe.

1/7.

An Johann Jakob Riese

Leipzig, d. 30ten Octbr. 1765.

 Lieber Riese.

Euer Brief vom 27ten der mich äuserst vergnügt hat, ist mir eben zugestellet worden. Die Versicherung daß ihr mich liebt, und daß euch meine Entfernung leid ist, würde mir mehr Zufriedenheit erweckt haben; wenn sie nicht in einem so fremden Tone geschrieben wäre. Sie! Sie! das lautet meinen Ohren so unerträglich, zumahl von meinen liebsten Freunden, daß ich es nicht sagen kann. Horn hat es auch so gemacht, ich habe mit ihm gekeift. Fast hatte ich Lust, mit euch auch zu keifen. Doch! Transeat! Wenn ihr es nur nicht wieder tuht. –

Ich lebe hier recht zufrieden. Ihr könnt es aus beiliegendem Briefe sehen, der schon lange geschrieben ist; ihr würdet ihn schon längst haben; wenn Horn nicht vergessen hätte mir eure Adresse zu senden. Die Beschreibung von Marpurg ist recht komisch.

Das beste Trauerspiel Mädgen sah ich nicht mehr. Wenn ihr nicht noch vor eurer Abreise erfahret was sie von Belsazar denkt; so bleibt mein Schicksal unentschieden. Es fehlt sehr wenig; so ist der Fünfte Aufzug fertig. In 5füßigen Jamben.

Die Versart, die dem Mädgen wohl gefiel

der ich allein, Freund zu gefallen wünschte.

Sie Versart, die der große Schlegel selbst

und meist die Kritiker für's Trauerspiel

die schicklichste und die beqemste halten.

Die Versart, die den meisten nicht gefällt,

Den Meisten deren Ohr sechsfüßige

Alexandriner noch gewohnt. Freund, die,

die ist's die ich erwählt mein Trauerspiel

zu enden. Doch was schreib ich viel davon

Die Ohren gällten dir gar manchesmahl,

von meinen Versen wieder drum mein Freund,

Erzähl ich dir was angenehmres.

Ich schaute Gellerten, Gottscheden auch

und eile jetzt sie treu dir zu beschreiben.

Gottsched ein Mann so groß alß wär er vom alten Geschlechte

Jenes der zu Gath im Land der Philister gebohren,

Zu der Kinder Israels Schrecken zum Eichgrund hinabkam.

Ja so sieht er aus und seines Cörperbaus Größe

Ist, er sprach es selbst, sechs ganze Parisische Schue.

Wollt ich recht ihn beschreiben; so müßt ich mit einem Exempel

Seine Gestalt dir vergleichen, doch dieses wäre vergebens.

Wandeltest du geliebter auch gleich durch Länder und Länder

Von dem Anfang herauf biß zu den Untergang nieder,

Würdest du dennoch nicht einen der Gottscheden ähnlichte finden.

Lange hab ich gedacht und endlich Mittel gefunden

Dir ihn zu beschreiben doch lache nicht meiner, Geliebter.

Humano capiti, cervicem jungens equinam

Derisus a Flacco non sine jure fuit.

Hinc ego Kölbeliis imponens pedibus magnis,

Immane corpus crafsasque scapulas Augsti.1

Et magna, magni, brachiaque manusque Rolandi,

Addensque tumidum morosi Rostii2 caput.

Ridebor forsan?Ne rideatis amici.

Dieß ist das wahre Bild von diesem großen Mann,

So gut als ich es nur durchs Beyspiel geben kann.

Nun nimm geliebter Freund die jetzt beschriebnen Stücke

So zeiget glaub es mir sich Gottsched deinem Blicke.

Ich sah den großen Mann auf dem Catehder stehn,

Ich hörte was er sprach und muß es dir gestehn.

Es ist sein Fürtag gut, und seine Reden fließen

So wie ein klarer Bach. Doch steht er gleich den Riesen,

Auf dem erhabnen Stuhl. Und kennte man ihn nicht

So wüßte man es gleich weil er steets prahlend spricht.

Genug er sagte viel von seinem Kabinette

Wie vieles Geld ihn das und jen's gekostet hätte.

Und andre Dinge mehr, genug mein Freund. Ich muß schließen. Du weißt doch er hat eine Frau. Er hat wieder geheurathet, der alte Bock! Ganz Leipzig verachtet ihn. Niemand geht mit ihm um.

Apropos. Hast du nicht gehört? Der Hofraht beklagt sich über den Mangel der Mädgen zu Göttingen.

Zu was will er ein Mädchen?

Um die retohrischen Figuren auszuüben

Und nach der neuesten Art recht hübnerisch zu lieben

Zu sehn ob die Protase ein hartes Herz erweicht.

Zu sehn ob man durch Reglen der Liebe Zweck erreicht

Zu sehn ob Mimesis, die Ploce, die Sarkasmen

So voller Reitzung sind wie Neukirchs Pleonasmen

Und ob er in dem Tohne, wie er den Ulfo singt,

Mit des Corvinus Versen, das Herz der Schönen zwingt.

Und ob – Mein Blat ist voll ich werde schließen müssen.

Die Mädgen eurer Stadt und Kehren sollt ihr grüßen.

d. 6. Nov. 1765.Goethe.

1 Du kennst ihn doch? den dicken Schornsteinfeger.

2 Du wirst dich noch des Fuchsens Vater erinnern.

1/8.

An Cornelie Goethe

Leipzig d. 6 Dec. 1765.

la veille du jour de ta naissance

Mädgen,

Ich habe eben jetzo Luft mich mit dir zu unterreden; und eben diese Lust bewegt mich an dich zu schreiben. Sey stoltz darauf Schwester, daß ich dir ein Stück der Zeit schencke die ich so nohtwendig brauche. Neige dich für diese Ehre die ich dir anthue, tief, noch tiefer, ich sehe gern wenn du artig bist, noch ein wenig! Genug! Gehorsamer Diener. Lachst du etwann Närrgen, daß ich in einem so hohen Tone spreche. Lache nur. Wir Gelehrten, achten – was! Meinst du etwa 10 rh. nicht. Nein wir gelehrten achten euch andern Mädgen so – so wie Monaden. Warrlich seitdem ich gelernt habe daß mann ein Sonnenstäubgen so in einige 1000 teilgen teilen könne, seitdem sage ich, schäm ich mich daß ich jemahls einem Mädgen zugefallen gegangen binn, die vieleicht nicht gewußt hat, daß es thiergen giebt, die auf einer Nadelspitze einen Menuet tanzen können. Transeat. Doch daß du siehst wie brüderlich ich handle; so will ich dir auf deine närrischen Briefe antworten. Eure kleine Gesellschaft mag ganz gut sein; grüß mir die lieben Mädgen – O zum Henker! Da wiedersprech ich mir ja selbst. Du siehst schwester daß es mir mit den Monaden kein Ernst ist. Grüße Hrn. Bißmannen und Hrn. Tymen. Sage Ifr. Tanten daß ich auf einen Brief von ihr hoffe. Du bist eine Närrin mit deinem Grandison. Ich kann nicht finden was Marty H. gesagt hat. Aber mercke dirs, du sollst keine Romanen mehr lesen, als die ich erlaube. Ich habe der Sache nachgedacht und halte es für meine Schuldigkeit dir zu sagen was ich davon dencke. Ich will euch ehestens eine kleine Abhandlung schicken die ich davon schreiben werde. Aber laß dirs nicht Angst seyn Grandison Clarissa und Pamela sollen vielleicht ausgenommen werden. An guter Unterhaltung im Lesen soll dirs aber nicht fehlen ich will deßwegen an den Papa schreiben. – Was! mit deinem schönschreiben! Danck dem Himmel daß du einen Buchstaben von mir zu sehen bekommst. Du hast nichts zu thun, da kannst du dich hinsetzen und zircklen, ich aber muß alles in Eile thun. Du willst daß ich meine Tisch Gesellschafft beschreiben soll. Ich will anfangen, aber ganz nun wohl nicht. Dr. Ludwig unser Wirth. Ein Mann dem 50 Jahre, vieles ausgestandene Elend, und die große Menge seiner Geschäfte, nichts von der Munterkeit die er im 20 Jahre gehabt wegnehmen können. Er ist ohne Facon, schwätzt schröcklich viel von Mädgen, und ist ein auserordentlich Leutseeliger und wohltätiger Mann. Seine Liebe zur Geselschaft hat ihn bewogen ein ziemlich großes Hauß zu mieten, wo er eine Menge Magisters und andere Leutgen beherbergt. Eben dieß ist auch die Ursache seines Tisches den er hält. Magister Morus. Ein Teolog. Ein sehr artiger und geschickter Junger Mann: er redet wenig allein sieht immer freundlich aus. Magister Herrmann Ein Mediciner sein Nachbaar ist gleichfalls keiner der beredesten aber macht immer ein verdrißliches Gesicht. Aber sonst ist es ein sehr schöner Mann, ich will dir ihn freyen. Hier hast du sein Portrait, es schmeichelt gewiß nicht. Ohngefähr 4 1/2 Fuß hoch. Vom Gesichte zu reden. Es besteht wie das Gesicht anderer Menschen aus Augen, Nase pp aber die Zusammensetzung davon, ach die entzückt. Finstere schwarze Augen, die von den herabhangenden Augenbrauen beschattet werden, keine sonderlich schöne Nase, die durch das eingedrückte der Wangen sehr erhöht wird, ein aufgeworfener Mund, der so wie das Kinn mit einem schwarzen stachelichen Barte besetzt ist, sonst ist eine ziemlich starcke Röhte über sein ganzes Antliz verbreitet. Seine Reisen haben ihn nicht klüger gemacht. Er flieht die Welt, weil sie sich nicht nach ihm richten will. Die andern auf ein andermahl.

Schwester schicke zu Schweitzern, er hat den Graf P. noch. Erkundige dich ob die Heuraht des Hrn. Löper gewiß ist. Nachb. Max. hat an mich geschrieben. Großen Dank für deine Ermahnungen.

Schreibe nur oft denn du hast Zeit, alles was merckwürdiges in der Stadt vorgehet.

Antwort auf den Brief vom 21 Nov.

Was willst du von mir lernen? Wilst du etwan wissen daß die fallenden Cörper in ungleichen Zahlen geschwinder werden. Oder daß die Quadratwurzel von 16, 4 ist. Was machtest du mit denen Sachen? Nein ich will dich was bessers lehren. So wollen wir es machen Schwester. Schreib deine Briefe auf ein gebrochenes Blat und ich will dir die Antwort und die Critick darneben schreiben. Aber lasse dir vom Vater nicht helfen. Das ist nichts. Ich will sehen wie du schreibst. Jetzo werde ich den Anfang machen. Mercke diß: schreibe nur wie du reden würdest, und so wirst du einen guten Brief schreiben.

Critick über deinen Brief.

Du wirst doch eine Abschrift davon haben.

denn ich sehe. dieses hängt nicht mit dem nachfolgenden so zusammen. Abzwecken ist kein Briefwort. Sagst du es im gemeinen Leben? Weil du an viel hohe Dinge denckst wäre natürlich. weitläufiger werdenden das Participium ist nicht gut angebracht. Setze lieber, die bald weitläufiger werden wird. Zu Ohren bringen wenn der Ausdruck auch gebraüchlich wäre; so wär der Gedancke doch nicht richtig. Indem ist nicht gut. Verlauten will ist Curial. Als ist nicht besser. Durchleben ist poetisch. Und giebt man sich Mühe es wäre besser: Man giebt sich Mühe. subsistiren ist nicht deutsch. Herbst setze lieber Weinlese. Exequien deutschgeschrieben! Castrum doloris besser Trauer Gerüste. beschauen ist nicht gewöhnlich. Dass dir bald p. warum lässest du die Verba auxiliaria aus, hätte. mit der Zeit hinwissen, besser, weil ihnen die Zeit lange wird. Alschon ist curial. Veranstaltung ist nicht o gut. gesonnen ist, besser: will. zu Ende gebracht, besser: geendigt. angewandelt, setze: angekommen.

d. 7 Dec.

Jetzt will ich antworten

Schreibe mir von der Reineckischen Sache doch umständlicher.

Wenn man sie in ein Kloster steckte

Und ihr Gesicht mit einem Schleier deckte.

Diß könnte wohl zu ihrem Vorteil seyn

Den Reitz, der ihr jetzt fehlt, kann neue Tracht ihr geben,

Da kann sie immer einsam leben,

Sie ist ja gern allein.

Was ich von Frau Fremont dencke. Ihr Mann taugte nicht viel, sie auch nicht

Das Ende krönt jetzt die vergangne Zeiten,

Wer einmahl glitt, wird leichte zweimal gleiten.

Kind die Exequien die waren würklich schön,

Wer wird nicht den Verstand der klugen Domherrn sehn.

Er der aus Sparsamkeit oft was er war vergaß.

Der Wasser tranck und harte Eyer aß.

Der dessen Lehre

War; daß der Fürsten Ehre,

Allein im vollen Beutel wäre.

Er der gespaaret statt gekriegt,

Er den kein leerer Pracht vergnügt,

Der würde sich im Grabe wenden,

Wolt' man nach feinem Todt so ohne Noht verschwenden.

Das Teater! Gut, vielleicht wird nichts gescheuters daraus als aus der neulichen Zayre. Doch schreibe mir nur oft. Auf deine närrische Fragen zu antworten. Böß bin ich etlichemahl geworden. Aber noch kein j'enrage. Das Waldhorn lautet, nun, wie es lautet. keine Hippine giebt hier.

 Ich schreibe jetzt von meinem Belsazer.

 Faßt ist der letzte Aufzug auch so weit

 Als wie die andern sind. Doch wiß du das:

 In Versen, wie hier die, verfertigt ich,

 Die fünfte Handlung. Dieses Schwester ist

 Das Versmas das der Britte braucht, wenn er

 Auf dem Coturn im Trauerspiele geht.

 Jetzt steh ich still, und denck den Fehlern nach,

 Den Fehlern die so häufig sind, wie hier

 Studenten sind. Da denck ich nach, und die

 Verbessr' ich. Dir schick ich vielleicht einmal

 Etwas davon, Wie auch von dem was ich

 Sonst noch in Versen schrieb. Jetzt Lebe wohl.

 Grüß mir die Mutter, sprich, sie soll verzeihn,

 Daß ich sie niemals grüsen ließ, sag ihr

 Das was sie weiß, – daß ich sie ehre. Sags,

 Daß nie mein kindlich Hertz von Liebe voll

 Die Schuldigkeit vergißt. Und ehe soll,

 Die Liebe nicht erkalten eh ich selbst

 Erkalte.

Versuch einer poetischen Ausarbeitung Belsazars.

Pherat. Erst. Auf. 1. Auftr.

Wie? da das Glück sich selbst auf unsre Seite wendet

Und den zu sichern Feind, in unsre Netze sendet,

Wie Herr, da zweifelst du, daß uns der Streichgelingt,

Der Belsazern, den Tod, und dir, die Krone bringt?

Nein, heute muß es seyn, es sterb der König heute,

Es sey ein Tag voll Tod, der große Tage der Freude,

Heut ist des Sesachs Fest, ich weih ihm meine Wuht,

Statt Wein der sonst ihm floß, fließ heut ihm rauchend Blut,

Den König, und den Hof mag erst der Wein erfüllen,

Dann wollen wir den Durst in seinem Blute stillen.

Wann erst die Mitternacht um den Tyrannen liegt,

Und seinen müden Geist in süsse Träume wiegt;

Ja dann, soll unser Schwerdt im Finstern gehn und schlagen

Und durch die Finsterniß den Tod zum König tragen.

Dann soll das Tohr der Stadt dem Zyrus offen stehn,

Und du durch unsre Faust zu Babels Trohne gehn.

Dann wird der Unterthan der den Tyrannen scheuet,

Durch dich den er verehrt, von harten Joch befreyet.

Sey kühn und fürchte nichts, sein Untergang ist nah,

Dich zu verteidigen, sind tausend Fäuste da pp

Es ist heute dein Geburtstag, ich sollte dir poetisch glückwünschen. Aber ich habe keine Zeit mehr, auch keinen Platz mehr. Werde klüger so wie du älter wirst. Leb wohl.

Antwort auf den Brief

vom 6 Xbr.

 Du sagsts! – – – – – –

Erzähle mir doch ausführlicher von dem jüngfraülichen Concerte. Auch von dem Teater, dem Trauerspiele, das sie gespielet haben pp. Ich gehe manchmahl in die Comödie. Ich wünschte daß ich dich mitnehmen könte. Dein Leibstück den Kaufmann von London habe ich spielen sehen. Beym größten Teil des Stücks gegähnt, aber beym Ende geweint. Ferner Miß Saara, Zayre, Cenie, Die Poeten nach der Mode, die Verschwörung wieder Venedig pp. Sie haben hier einen Acteur, der Brückner heißt, sogut wie Bersac und eine Actrice Starcken, so gut wie Madam de Rosne. Neulich sah ich Tartüffen. Top! da fiel mir ein Kerl ein der eben so aussieht. Rähtst du ihn, er macht so kleine Augen! Ha! Ha! Ha! Ein Schurcke wie der andre. Ich will jetzo von was anders reden, nehmlich von dem was ich dir am nohtwendigsten glaube, das ist von deiner jetzigen Unterhaltung im Lesen. Du bist über die Kinderjahre, du mußt also nicht nur zum Vergnügen, sondern zur Besserung deines Verstandes und deines Willens lesen. Bitte dir vom Papa Zeit dazu aus, er wird dir sie geben. Zuerst sollst du den Zuschauer lesen laß dir ihn durch Hrn Ohme Textor von der Stadt Bibliotheck schaffen. Dieses Buch ließ mit Aufmercksamkeit. Du wirst viel gutes darinn finden. Allein ich muß dich auch lesen lernen. Nichtwahr, das kommt dir wunderlich für, daß ich so rede. Ich kenne dich ich weiß wie und warum du liesest. Siehe so mußt du es machen. Nimm ein Stück nach dem andern, in der Reihe, ließ es aufmercksam durch, und wenn es dir auch nicht gefällt, ließ es doch. Du must dir Gewalt antuhn |: Ich sag es noch einmahl: wenn du haben willst daß ich für dich sorgen soll; so mußt du mir folgen, und nicht nur Vergnügen beym Lesen suchen. :| Wenn du es gelesen hast; so mach das Buch zu und stelle Betrachtungen darüber an. Im Anfange wird es dir schweer fallen, aber bald wird es leichter gehen wie mit dem Schreiben. Fange damit an aber balde. Schreibe wie er dir gefällt, deine Gedancken über einzelne Stücke. Manchmahl werde ich Stücke aussuchen, und dein Urteil darüber erforschen. Dieses ist besser und dir nützlicher als wenn du 20 Romanen gelesen hättest. Diese verbiete ich dir hiermit völlig, den einzigen Grandison ausgenommen den du noch etlichemahl lesen kannst, aber nicht obenhin, sondern bedächtig. Sonnst kannst du auch die beyden Magazinen der Fr. v. Beaumont lesen sie find sehr gut |: das dritte: Magasin pour les jeunes Dames :| lese nicht. Die Briefe der Fr. von Montier von eben der Fr. von Beaumont sind auch lesenswert. Die Lettres de Md. Montague gleichfalls. Im Italienischen den Pastor fido doch der ist manchmahl schweer, laß dir ihn vom Vater erklären. Ferner Epistole di Cicerone. Der Papa hat sie. Wenn du Tassos Gerusaleme liberata verstehst, lese sie auch. Sonst kanst du das Buch J studii delle donne stückweise für dich nehmen, das ganze möchte für dich zu lang seyn. bey jedem auf die Sprache, die Sachen und die Wendungen womit die Sachen gesagt sind gesehen. Nur das mercke bey Ciceros briefen du must sie aussuchen. sonst ließ italienisch was du willst, nur den Decameron vom Boccacio nicht. Französch nim Les Lettres de Pline. Von den Comödien des Moliere will ich dir einen Auszug machen. So weit für dießmahl. Der Papa wird mit meinen Anstalten zufrieden seyn. Du siehst ich studiere doppelt für mich und für dich. Die Stunden die mir frey bleiben, sorg ich für dich, belohne mich, und folge. Noch eins. Laß das Liebe Mädgen die Runckel von dem was du ließt, auch genießen. Es ist mit für sie, daß ich arbeite. Nimm die Stücke des Zuschauers ließ sie ihr vor, frag ihre Gedancken und schreibe mir es. Auch das was sie sonsten denckt, alle ihre Gesinnungen, ich will für sie sorgen. Ich habe euch gar zu lieb. siehe ich schreibe bey Nacht für euch. Aber ich höre keine Hippine. Es ist schon 12. Noch was. Ich will auser dem Briefwechsel mit dir, noch einen mit euch beyden anfangen, und euch so viel ich kann zu nutzen suchen. Du hast zeit dazu. Ihr sollt mich auch lieb haben, und alle Tage wünschen: o wär er doch bald bey uns. Leb wohlG.

1/9.

An Cornelie Goethe

d. 12 Dec. 65

abends um 8

 Liebe Schwester

Es ist heute des Großpapas Geburtstag und du wirst sitzen und schmaußen, mitlerweile ich armer Mensch mit einem Gänse Flügelgen und einer Semmel zufrieden seyn muß. Doch ich will mich vergnügen, indem ich an dich schreibe.

Verschiedene Fragen. Was macht Stellwag? hat ihm sein Herr Schöff noch zu keiner Dorfpfarre geholfen, Es ist ein schönes Ämtgen und schickt sich für ihn.

He that has it, may pass his life

Drink with the 'Squire, and kiss hiss wife;

On Sundays preach, and eat his fill;

And fast on Fridays – if he will;

Toast Church and Queen, explain the news,

Talk with Church – Wardens about Pews

Pray heartily for some new Gift.

And shake his head at Doctor Swift.

Ferner ist Hr. Walter wieder in Franckfurth bey Steizen? ist er es; so laße man ihm sagen wir seyen auf unserer Reise, Nachts um 12 durch Eisenach gekomme und ich hätte das Vergnügen nicht haben können ihn zu sehen. Ich ließ mich also jetzt um sein Wohl seyn erkundigen. Er ist ein sehr umständlicher Mann es wird ihm gefallen. Was macht Hr. Müller? Was macht der Hofraht Moritz? knorrt er noch immer? Hast du lange nichts von dem lieben Mädgen gehört?

Jetzo will ich dir einen auftrag geben. beyliegender Brief enthält ein Neujarsgedicht an den Großpapa. Steck ihn am Neujahrstage zu dir, und des abends wenn sie alle beysammen sind; so überreich ihn, aber nicht eher und mache wenn du kannst dass ihn Hr. Ohme Textor laut ließt. bemercke dann der ganzen Gesellschafft Gemühtsbewegungen und schreibe mir sie treulich. Daß sich aber ja niemand gelusten lässet den Brief vorher etwa zu eröffnen.

Noch verschiedenes von Leipzig. Man kann sie jetzo die Maulbeer stadt nennen, indem rings herum solche Bäume und Hecken gepflanzet sind, die zwar sehr von den Preusen ruiniret worden, doch aber jetzo wieder soviel als möglich hergestellt sind. Es ist hier eine Mahler Academie in der Vestung Pleisenburg in 3 Zimmern recht niedlich angeleget. Hr. Oeser ein geschickter Mann im Mahlen und radiren hat die Aufsicht, und Hr. von Hagedorn die Oberaufsicht darüber. Nähere Nachricht will ich zu geben suchen. (Die Gärten sind so prächtig als ich in meinem leben etwas gesehen habe ich schicke dir vielleicht einmahl den Prospeckt von der Entree Apelischen, der ist königlich. Ich glaubte das erste mahl ich käme in die Elysischen Felder.) Du kannst dem Vater sagen wieviel Louisdor ich noch habe. Aber vorher must du es ausrechnen. Höre zu. Wenn ich noch einmahl so viel hätte als ich habe, und darüber noch die hälfte Ein Drittel, und drey sechstel von dem was ich habe; so würde ich Hundert Louisd, haben. Es ist leicht auszurechnen. (Meine Beinkleider bekomme ich erst in der Neujahrs Messe.) Ich habe wenig ferien die meisten Collegia werden durch die Messe fortgelesen. Ich besuche Fr. Prof. Böhmen sehr oft, die auserordentlich gütig gegen mich ist, ich habe auch schon mehr als 6 mahl dort gespeißt. Ich habe durch sie, und ihren Gemahl viele Particularitäten von Gellerten erfahren. Am Sontage war ich bey Hofraht Langen Abends bey Tische. Es ist ein unerträglich närrischer Man. Meine Tisch Gesellin war Mad. Linken. Sie ist mit hofraht Lange verwandt eine sehr schöne Frau, die einen Schöps zum Manne hat. sie ist sehr artig.

Die böse Welt sagt ihr nach

Her learning and good breeding such,

Whether th 'Italian or the Dutch

Spaniards or French came to her:

To all obliging she 'd appear:

'Twas Si Signor, 'twas Ja mein Herr

'Twas S'il vous plait Monsieur.

Ich aber glaub es nicht.

Sage dem Vater, ich habe hier den II Theil des Spectaculum Naturae et artis gesehen, er soll zu Raspen schicken und ihn hohlen lassen.

d. 23. Dec.

Eben erhalte ich eure Briefe. Was ist das? Wie froh. Siehe gleich einen Fehler! davor statt dafür. Das Trauerspiel ist von Voltairen und heist Mahomet ou le Fanatisme. Nein Schwester spiele nicht mit, es ist unschicklich. Was! Hast du keine Zeit gehabt? ich will dich lehren so unfleißig zu sein. Mad. Beaumont läßt in dem letzten Magazin die Grundsätze ihrer Religion zu sehr blicken, so daß man schon fest sitzen muß wenn man es mit Nutzen leßen will. Was denckst du Gellert hat uns die ersten zu lesen empfohlen. Nichts vom Decameron Papst hin Pabst her. Der Vater müßte sie dann selbst aussuchen.

Von der Post. an den Papa. für den letzten Brief habe ich hier 6 gr. zahlen müssen. Was ist das für ein Brief von Hrn. Dr. Schlossern? ich habe an ihn geschrieben, und für den zahlte ich 4 gr. aber von ihm hab ich keinen Brief erhalten. Dem Pap. Mam. und dir wünsche glückliche und fröhlige Feyertage.

Schreibe bald und mehr wie du gethan hast, schrieb ich dir nicht auch 3 halbe Bögen und habe weniger Zeit wie du, du kannst ja klein schreiben.

1766

1/10.

An Cornelie Goethe

L. d. 31 Dec. 1765.

Liebe Schwester!

Das Jahr recht fleißig zu beschließen, schreibe ich an dich.

Wir haben hier schröckliche Kälte schönen Schnee und gute Schlitten Bahn. Sage Hrn. Agenten ich sey auf seine Gesundheit gestern eins ums thor geraßelt. Ich habe auch Dythyramben gemacht, ihr kriegt sie aber noch nicht zu sehen.

d. 2 Jen 1766.

Es ist eine schröckliche Kälte hier, 13 Reaumürische Grade unter dem Eispunckte. also fast so tief als Ao. 40. Dieses Jahr sind hier geboren worden |: in der Stadt und denen Vorstädten :| 961, gestorben 1048.

Wenn man mir die Neuen Auszüge und den Unsichtbaren mit Gelegenheit schicken kann; so mag es geschehen. Nur müßte man suchen das 10. Stück der Ersten und das 30. des andern zu bekommen die mir fehlen. sonst habe ich die Ersten bis 37 incl. und den 2. biß 43 Incl.

d. 17. Jan.

Ich empfange deinen Brief. Große Engländerin du verstehest das nicht. es heißt:

der Königinn und der Kirche Gesundheit trincken, die Zeitungen erklären, mit dem Küster von denen Kirchstühlen reden.

In Parenthesi Bosch ist ein Narr.Claudatur.

Je m'en rejouis fort, si ma satire a pu trouver des originaux, autant plus que je suis sûr, que je n'ai eu que la nature et les fautes universelles devant les yeux, en peignant ces portraits, et non pas, comme on pouroit penser quelques personnes en particulier.

C'est une grande depense içi que les trainaux pour ceux qui aiment ces divertissements. Il y a eu cet Hyver quelques grandes compagnies qui alloit ensemble apeupres comme chez nous exeptè que jamais on ne reste eu wille mais toujours on fait un tour a quelques village dont il en a quantite aupres de ce lieu. Tu es une bonne enfant, je vois que tu apprens a parler, mais je voudrois aussi scavoir, si tu apprens a lire des livres serieux, je n'ai tout a fait rien entendu, de la lecture que j'ai proposee, je serois curieux d'en entendre quelque chose. J'ai tremble de pied en cap en lisant la fin de la lettre de mon pere. Juste ciel qui auroit cru, que la voix du public seroit la voix de la verite. Cependant je ne puis dire ni mon sentiment, ni du mal ni du bien de ce mariage. J'attens avec impatience même les plus petittes circonstances de cette affaire, en me preparant pour faire valoir mes talens poetiques dans une occasion si favorable.

Tu l'as trouvè ce probleme aritmetique mais tu te trahis toi meme en ecrivant: qu'avec la regle de tri on en pouroit venir a bout. Je vois par ca que M. Thym aura fait son mieux à cette affaire la. Soit. il est tard. Entends. la gloche de la maison de ville sonne deux fois. c'est onze heures et demi. Les Chats miaulent comme des fous et sont les seules creatures apres moi, qui veillent dans ce terrein, pourquoi rester plus longtemps semblable a eux. Adieu, je m'en vais coucher. Demain nous nous reverrons.

Ce 18. Jan.

J'ai oublie quelque chose dans la lettre de mon pere que tu pourras lui racconter. Il y a ici un certain Conseiller Welke a qui j'ai fait la visite. Il a ete pendant les couronnemens à Francfort, au couronnement de Charles VII il a eu l'office de maitre de quartier du saint E. R. Il se souvient en quelque chose du pere, mais pas distinctement; si le pere pouvoit m'ecrire quelques particularites il me feroit plaisir. Pour parler quelque mot du stile de ta lettre il ne me deplait pas tout a fait excepté quelques fautes legeres. P. E. Au commencement ce paragraphe auroit ete mieux comme cela: Freylich haben wir geschmaußt, aber auch dabey an dich gedacht und deine Gesundheit getruncken, car les mots dabey, indem, ne sont pas bien naturels. Voila la repetition du verbe bekommen ne sied pas bien. Apres les mots gar schön zu lehren tu n'aurois du rien faire q'un comma et poursuivre alors ainsi, dafür sie ihm nicht genug dancken können. Ce daher est trop precis. Le Paragraphe du Bosh est trop affecte. Prends garde de n'ecrire plus les mots allemands en lettres francoises, de même de ne te servir des mots etrangers. Au lieu de Figure, Charge, dis plustot Aufsehen, Amt. Je passe les autres fautes, p. e. quand tu ecris les noms substantifs avec des lettres initiales petites et les adjectives avec des grands. Adieu. Ecris bien tot et beaucoup, tu vois que je suis porte à repondre.

d. 18 Jan 1766G.

1/11.

An Cornelie Goethe

Chere Soeur

Il faut que vous aiez, vous autres filles, un certain charme secret, dont vous nous ensorcelèz quand il vous plait. Que ce charme vienne de la complaisance que nous avons pour votre sexe, ou qu'il consiste dans cet air de flatterie que vous scavez feindre quand il vous semble necessaire, cela m'est indifferant; suffit que je l'ai senti en plusieures occasions et je le sens en t'ecrivant ces lignes. J'avois pris le dessein, de gronder dans cette lettre, d'une maniere à te faire peur. J'avois deux, trois, quatre raisons; justes raisons, en poche, dont une auroit suffi pour gronder terriblement; Mais tu ecris, tu demandes pardon, st! voila mes raisons qui s'envolent. Je m'assieds et au lieu d'ecrire que je suis faché, j'ecris que je t'aime, et que je te pardonne.

Ton récit du festin de noce est reussi assez bien mais pourtant, tu n'as pas sçu peindre toutes les circonstances d'une maniere si vive et si exacte que je l'avois souhaitte et que j'avois lieu de l'attendre de ton addresse. Toutefois il faut que je loue la diligence dont tu écris et la priere que je joins aux louanges scavoir que tu veuilles bien continuer tes recits, peut te faire foix de ce que ta maniere d'ecrire ne me deplait pas toutafait. A quelque autre chose. Je suis à plaindre de ce que mes prieres ne produisent point d'effet sur toi en matiere de lecture; cependant ne crains pas d'entendre alavenir des reproches de moi car je vais bannir cet article, comme inutile, de mes lettres. Mais pour cette fois il faut que je dise encore quelque chose, en reponse du trait de ta lettre, ou tu dis; que le festin et ses circonstances t'aient empechè de penser à la lecture.

En disant cela, ma soeur, tu prends un certain air, l'air de cour, qui n'ont pas droit de prétendre du pardon. Peutetre que ta conscience t'aura peint les reproches que tu merites. Mais passons cet article.

Je te vais communiquer quelq' unes de mes reflexions dont je m'amuse quelque fois.

La vanité est presque toujours la maitresse du coeur des jeunes filles. Elle les gate, en leur montrant d'un jour avantageux, la fausse gloire de la parure exterieure, et d'un jour des avantageux la vraie gloire des soins pour l'esprit.

Ne sont elle pas des creatures singulieres que ces filles? Qu'on leur dise: En compagnie Mademoisselle! – En compagnie? – Oui da! – Y trouverai je plusieures de ma connaissance? – Sans doute - ! Aussi des etrangeres? – Rien est plus vraisemblable!... Dabord elle fera la mine serieuse. – Que penset elle? Ce qu'elle parlera pour divertir les autres? – Non! – Ce qu'elle dira pour etre admiree? – Ni cela non plus! – Que penset elle donc? – – Rien est plus aisè à scavoir. Regardez seulement ce qu'elle fera. Vojez vous, dabord elle s'envole vers sa garderobe! Vojez vous, comme elle parcourt des yeux ses habits? Entendez vous elle parle a soi meme? Que dit elle? – Je ne mettrai pas cette robe là, Mad. S. a la robe plus belle. Mais celle la? Non, elle est mal garnie. Celle la? Oui, ce sera la meilleure; mais il faut, que j'y change encor quelque chose. – – Attendez seulement j'usqu'a deux heures apres midi! Elle est coiffèe, il y a encore longtemps jusqu'a cinq. Mais il faut que tout l'aprèsmidi se perde en sa parure. Regardez cette centaine des boites, regardez ce qu'il en sortira. Des bouqets, des Palatins, des Barbes, des evantails, des Pierreries, et quantitè de semblables colifichets. Elle choisit, elle rejette, elle batit, elle detruit, elle joint, elle dechire. A la fin on voit sa tete gothiquement paree, d'un quolibet, que presqu'on prendroit pour un tourban. Je passe ses soins pour des autres bagatelles. Enfin elle se croit prete, parceque son miroir ne lui montre plus de fautes, a son ajustement. Elle va voir la compagnie d'un esprit si peu preparè, pour n'avoir pas meme pensè plutot au compliment d'entree qu'en entrant dans la salle de compagnie. Allors vous la verrez, joindre a ses reverances embarrassees un air et des compliments plus embarrassès encore. Vous l'entendrez dire d'un ton timide, et mal articulè: »Parceque vous l'avez commandè, je viens vous paier mes tres humbles respects«. Elle dit cela sans penser, quelle dit la plus grande sottise du monde. La compagnie s'assied. On commence a babiller; allors il y a deux extremitès où elle est en peril de tomber. Ou elle reste collèe sur sa chaise comme une statue sans parler mot; ou elle enrage les autres d'un babil sans raison. Ces deux fautes ne tirent leur origine de rien, que du peu de soin qu'elle prend pour cultiver son esprit, si bien en se preparant pour aller en compagnie, comme aussi etant seule dans son cabinet. Je developperai un peu mes pensèes la dessus. – Ce qu'elle fait. n'est il pas assez? Me dirat on. Elle scait des langues elle lit, elle ecrit; peut on demander d'avantage? – Oh que oui! repondrai je. Que lui sert son scavoir, meme plus etendu encore qu'il n'est; s'il reste toujours un scavoir mort, sans attitude et sans pratique. Que lui sert sa lecture si elle ne pense en lisant, comment appliquer ce qu'elle lit; et que lui sert son ecriture; si elle ne scait joindre en ecrivant, d'un bon gout, ce qu'elle a lu a ses pensèes – Mais d'ou vient il que cela lui manque? Demandera peutetre quelq'un. Rien est plus aisè a comprendre. Elle ne se sert point des langues qu'elle scait, pour lire les livres du bon gout qu'on trouve chez les etrangers, c'est seulement un scavoir mechanique, qu'elle cherche, a augmenter sans chercher a le faire utile. Si elle lit ce sont tout au plus des livres allemands et francois. Bon! Mais pourquoi lit elle? Quels sont les livres qu'on trouve dans ses mains? – J'ose pretendre que la lecture est chez elle une façon d'agreable passetemps, qui sans produire aucun effet, s'evanouit comme les heures qu'on lui a sacrifiees. On voit cela aux livres dont elle est amoureuse. Ce sont des Histoirettes, Romans, petits traitès legerement ecrits. Elle lit pour satisfaire la curiositè et si la curiositè est mere de la lecture, ce n'est pas un trop bon presage; On la satisfait, et si elle est satisfaite, on n'est pas trop empressè, de chercher quelque nourriture, pour le coeur et pour l'esprit. N'est elle pas digne d'etre grondee une telle fille, qui malgrè les dons qu'elle possede, passant ses plus beaux jours en amusements, laisse son coeur et son esprit, dans des tenebres qu'elle pourroit dissiper. Qu'en pensez vous, ma soeur? Surement il y aura des telle filles, parmi tes compagnonnes. Que dirois tu; si on te faisoit la question; comment les corriger. Je pourrois t'en dire mes sentiments; mais j'ai deja babillè trop longtemps pour ne pas penser a d'autres choses et pour ne pas chercher a finir bientot ma lettre. Parlons quelques mots de Mdlle Brevilliers. Je vois qu'elle tient parole, et je l'estime pour cela encore plus, que je ne l'estimois jusqu'ici. Tu scais elle a etè toujours de mes amies, tu scais je l'ai tant admirè pour me faire un honneur de ce qu'elle disoit: que nos sentiments se ressembloit fort. Son charactere qui s'est developpè a mes yeux, pendant notre connaissance, que j'ai trouvè aimable; ses autres bonnes qualites; les promesses qu'elle me fit, lorsque je laissois ma patrie, de t'aimer toujours, et de te faire entrer dans la grande compagnie; toutes ces circonstances m'ont empechè, de croire tes plaintes bien fondèes, dont tu reprochois sa condouite envers toi; et je me rejouis que je ne me sois pas trompé dans la bonne opinion que j'avois d'elle. Tu vois par sa presente condouite, que c'est toujours la meme Mdlle Breviller que nous admirions tant. Regarde ma soeur, si on fait le juge trop vite, on court risque de faire le juste injuste. Je te prie en cette occasion de faire mes compliments, à Mdlle Brevillier, à la grande compagnie et a toute ma belle connoissance. Parceque je suis en train de parler de ton sexe, je vais dire encore quelques mots de notre chere, petite amie, que j'aime tant. Quand je forme des souhaits, que ma soeur cherchat a rendre la lecture plus utile a son coeur et a son esprit, qu'elle n'a fait j'usqu'ici; c'est aussi pour le bien de la chere Runkel que je le souhaite. Combien ne pouroit on attendre de son charmant genie, si on le cultivoit avec soin; si on arrangoit ses pensees delicates et ses sentiments nobles par les oeuvres les plus exellents de la religion, de la morale, et du bon gout. Tu me montres quelques foibles raions d'esperance, en m'ecrivant dans une de tes dernieres lettres que tu lis en compagnie avec elle les lettres de Mad. Gomez. Je te loue et ma joie seroit incomparable, si tu continuois a satisfaire a mes souhaits. Ecris moi quelque fois les raisonnemens de ma petite et les tiens sur certaines matieres, je ne manquerai pas de joindre les miens aux votres. Croyez ma chere que je vous ai fortement au coeur. C'est une si jolie creature q'une fille, que je ne puis souffrir à en vor des gatèes; ie voudrois cepourquoi les pouvoir rendre toutes bonnes. On prend apresant tant des soins pour ammeliorer les ecoles, pourquoi ne penset on pas aux ecoles de filles. Qu'en pense tu? J'ai eu la pensee, de devenir maitre d'une ecole du beau sexe après le retour en ma patrie. Ce ne seroit pas si mauvais, qu'on pense, toutefois je serois plus utile a ma patrie qu'en faisant l'avocat. Mais il faudroit prendre garde de ne pas mener dans mon ecole, de si belles filles, comme ma cher Runkel en est, autrement je serois en danger de jouer, l'amour Precepteur.

En regardant la quantite des feuilles que j'ai deja rempli de mon griffonage; ie ne puis retenir un petit reproche que tu merites. Tu ecris toujours des lettres si courtes, et on voit, que, d'ecrire c'est toujours un travail pour toi. J'ai tant a faire, et jecris de si longues lettres. C'est pour me divertir que je fais cela. Fais dememe. Je te pardonnerai, si tu n'ecris pas toujours de ta propre main. Qui est ce qui t'empèche de faire ecrire tes pensees par l'ecrivain qui ecrit si joliment et si vitement. J'attends une lettre, telle que je la souhaite, grande, exacte, remplie meme des plus petites circonstances, par la voie d'Horn, a la foire prochaine. Je m'approche insensiblement au pied de ma lettre. J'ecrirois encore plus si la page n'etoit pas remplie. Adieu. Mes compliments respectueux a mes chers parens. Adieu.

Leipzig. ce 14. du Mars 1766.

Goethe.

1/12.

An Johann Jakob Riese

 Lieber Riese.

Ich habe euch lange nicht geschrieben. Verzeiht es mir. Fragt nicht nach der Ursache! Die Geschäfte waren es wenigstens nicht. Ihr lebt vergnügt in M. ich lebe hier eben so. Einsam, Einsam, ganz einsam. Bester Riese diese Einsamkeit hat so eine gewisse Traurigkeit in meine Seele gepräget.

Es ist mein einziges Vergnügen,

Wenn ich entfernt von jedermann,

Am Bache, bey den Büschen liegen,

An meine Lieben denken kann.

So vergnügt ich aber auch da bin, so fühle ich dennoch allen Mangel des gesellschaftlichen Lebens. Ich seufze nach meinen Freunden und meinen Mädgen, und wenn ich fühle daß ich vergebens seufze

 Da wird mein Herz von Jammer voll,

 Mein Aug wird trüber,

 Der Bach rauscht jetzt im Sturm vorüber,

 Der mir vorher so sanft erscholl.

Kein Vogel singt in den Gebüschen,

Der grüne Baum verdorrt

Der Zephir der mich zu erfrischen

Sonst wehte, stürmt und wird zum Nord,

Und trägt entrissne Blüten fort.

Voll zittern flieh ich dann den Ort,

Ich flieh und such in öden Mauern

Einsames Trauern.

Aber wie froh bin ich, ganz froh. Horn hat mich durch seine Ankunft einem Teil meiner Schwermuht entrissen. Er wundert sich daß ich so verändert bin.

 Er sucht die Ursach zu ergründen,

 Denkt lächlend nach, und sieht mir ins Gesicht.

 Doch wie kann er die Ursach finden,

 Ich weiß sie selbsten nicht.

Euer Brief redet von Geyern. Glaubt denn der ehrliche Mann, daß hier die Auditores hundert Weiße säßen. Er war ja ehemals in Leipzig. Aber, nicht wahr, wie leer waren seine Hörsäle.

Ich muß doch ein wenig von mir selbst reden.

Ganz andre Wünsche steigen jetzt als sonst

Geliebter Freund in meiner Brust herauf.

Du weißt, wie sehr ich mich zur Dichtkunst neigte,

 Wie großer Haß in meinem Bußen schlug,

 Mit dem ich die verfolgte, die sich nur

 Dem Recht und seinem Heiligthume weihten

 Und nicht der Mußen sanften Lockungen

 Ein offnes Ohr und ausgestreckte Hände

 Voll Sehnsucht reichten. Ach du weißt mein Freund,

 Wie sehr ich (und gewiß mit Unrecht) glaubte,

 Die Muße liebte mich und gäb mir oft

 Ein Lied. Es klang von meiner Leyer zwar

 Manch stolzes Lied, das aber nicht die Musen,

 Und nicht Apollo reihten. Zwar mein Stolz

 Der glaubt es, daß so tief zu mir herab

 Sich Götter niederließen, glaubte, daß

 Aus Meisterhänden nichts Vollkommners käme,

 Als es aus meiner Hand gekommen war.

 Ich fühlte nicht, daß keine Schwingen mir

 Gegeben waren, um empor zu rudern.

 Und auch vielleicht, mir von der Götter Hand,

 Niemals gegeben werden würden. Doch

 Glaubt ich, ich hab sie schon und könnte fliegen.

 Allein kaum kam ich her, als schnell der Nebel

 Von meinen Augen sank, als ich den Ruhm

 Der großen Männer sah, und erst vernahm,

 Wie viel dazu gehörte, Ruhm verdienen.

 Da sah ich erst, daß mein erhabner Flug,

 Wie er mir schien, nichts war als das Bemühn

 Des Wurms im Staube, der den Adler sieht,

Zur Sonn sich schwingen und wie der hinauf