Briefe 1805 - 1808 - Johann Wolfgang von Goethe - E-Book

Briefe 1805 - 1808 E-Book

Johann Wolfgang von Goethe

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Beschreibung

Dieser Band enthält Goethes Briefe aus den Jahren 1805 - 1808. Goethe war ein sehr produktiver Briefeschreiber, was sich in diesem Werk ebenfalls widerspiegelt.

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Briefe 1805 – 1808

Johann Wolfgang von Goethe

Inhalt:

1805

1806

1807

1808

Briefe 1805 - 1808, J. W. Goethe

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

ISBN: 9783849616489

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

1805

17/5002.

An Friedrich Schiller

[1. Januar.]

Hier zum neuen Jahr mit den besten Wünschen, ein Pack Schauspiele. Da Sie doch solche mit gutem Humor ansehen; so werfen Sie doch ein Paar Worte auf's Papier über jedes. Am Ende giebts doch ein Resultat. Nicht wahr Oels hat keine Rolle in der Phädra. Er bat um Urlaub den ich ihm um so lieber gebe.

Erhalte ich nicht bald ein Paar Ackte? Der Termin rückt nun mit jedem Tage näher in's Auge.

G.

17/5003.

An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

 Ew. Wohlgeb.

erhalten

1. Die Aufsätze und Recensionen von Görres, in denen ich nur ein einzig allzuauffallendes Gleichnißwort geändert habe;

2. die beyden andren auf Gall sich beziehenden Recensionen, deren Zurechtschneidung und Gebrauch völlig überlasse;

3. die Schleiermacherischen Arbeiten, zu denen von Herzen glückwünsche.

Diese mir nie günstige Jahrszeit hat mich auch gehindert das Programm zu senden. Es ist indessen so gut als fertig; das Kupfer wird abgedruckt.

Fangen Sie die neue Epoche mit Heiterkeit an und bleiben meines Antheils gewiß.

Weimar den 2. Januar 1805.

Goethe.

17/5004.

An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ich entschließe mich noch den größten Theil des Programms zu übersenden, daß es einstweilen abgesetzt werden kann. Das übrige folgt nächstens.

Eine Revision erbitte mir umsomehr, als das Manuscript nicht das reinlichste ist.

Weimar den 2. Januar 1805.

Goethe.

17/5005.

An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

 Ew. Wohlgeb.

erhalten hierbey:

1. die Correctur des ersten Programmblattes;

2. Das übrige Manuscript;

3. einen Probedruck des Kupfers;

4. einige Regierungsblätter.

Was das Übersendete betrifft, so erhalten Sie solches nächstens, auch darüber meine Gedanken.

Der ich heute aus mancherley Zerstreuungen nur Gegenwärtiges wegzuschaffen suche und mich bestens empfehle.

Weimar den 9. Januar 1805.

Goethe.

17/5006.

An Friedrich Schiller

Sagen Sie mir, bester Freund, ein Wort von Sich und Ihren Arbeiten. Meine Versuche mich der hohen und schönen Welt zu nähern sind mir nicht zum besten gelungen. Wenigstens auf einige Tage bin ich wieder ins Haus zurückgedrängt. Da möcht ich denn etwas erfreuliches von Ihrer Warte her. Und zugleich fragen ob Ihre Damen wohl morgen früh den Donnerstag mit den Freundinnen bey mir feyern möchte. Wohlseyn und Stimmung!

d. 9. Jan. 1805.

G.

Eben höre ich daß die Hoheit uns morgen beglückt. Es wäre recht artig wenn Sie sich entschlössen auch Theil zu nehmen.

17/5007.

An Charlotte von Stein

Darf ich hoffen Sie morgen frühe, verehrte Freundinn, bey mir zu sehen? Wahrscheinlich wird uns der Erbprinzess Hoheit mit Ihrer Gegenwart beglücken.

Hierbey Jenaische und Londoner Gaben. Den freundlichsten Guten Tag!

d. 9. Jan. 1805.

G.

17/5008.

An Heinrich Becker

Nehmen Sie sich, lieber Becker, nur ein wenig der Mitschuldigen an. Es wäre gut, wenn wir Sie Sonnabend über acht Tage oder Mittwochs vorher geben könnten. Wenn die Rollen gelernt sind, so könnten wir eine Probe bey mir auf dem Zimmer halten. Geht Dem. Silie wieder aus?

den 10. Jan. 1805.

Goethe.

17/5008a.

An Charlotte von Stein

[Weimar, Mitte Januar 1805.]

Für den schönen Fisch dancke schönstens und werde mir ihn als Fastenspeise wohl schmecken lassen. Ich war auf recht gutem Wege in Dr Friesens chemischer Stunde ein Halsweh geholt das nicht nachläßt und mich Donnerstags verhindern wird Sie und die Freundinnen zu sehen. Bald hoffe ich für uns alle das Bessere. Tausend Lebewohl.

G.

17/5009.

An Friedrich Schiller

[14. Januar.]

Ich wünsche Glück zu dem guten Gebrauch dieser gefährlichen Zeit. Die drey Ackten habe ich mit vielem Antheil gelesen. Das Stück exponirt sich kurz und gut und die gehetzte Leidenschaft giebt ihm Leben. Ich habe die beste Hoffnung davon. Dazu kommt, daß einige Hauptstellen, sobald man die Motive zugiebt, von vortrefflicher Wirkung seyn müssen. In diesen ist auch die Diction gut gerathen. Übrigens hatte ich angefangen hie und da einige Veränderungen einzuschreiben. Sie beziehen sich aber nur auf den mehrmals vorkommenden Fall, daß ein Hiatus entsteht, oder zwey kurze (unbedeutende) Silben statt einem Jambus stehen; beyde Fälle machen den ohnehin kurzen Vers noch kürzer, und ich habe bey den Vorstellungen bemerkt, daß der Schauspieler bey solchen Stellen, besonders wenn sie pathetisch sind, gleichsam zusammenknickt und aus der Fassung kommt. Es wird Sie wenig Mühe kosten solche Stellen nachzuhelfen. Haben Sie übrigens die Güte, das Ausschreiben der Rollen möglichst zu beschleunigen; denn das Stück will doch gelernt und geübt seyn.

Das Leben des Marmontel schicke ich mit Vergnügen, es wird Sie einige Tage sehr angenehm unterhalten. Sie werden darin ein paarmal auf den Finanzmann Bouret stoßen, der uns durch Rameau's Vetter interessant geworden. Haben Sie doch die Güte mir nur die Pagina zu bemerken, ich kann die wenigen Züge sehr gut für meine Noten benutzen.

Wenn unsre junge Fürstin an dem was wir mittheilen können, Freude hat, so sind alle unsre Wünsche erfüllt. Unser einer kann ohnehin nur immer mit dem Apostel sagen: Gold und Silber habe ich nicht, aber was ich habe, gebe ich im Nahmen des Herrn. Denken Sie doch auch darüber, was man ihr allenfalls bey solchen Gelegenheiten vortragen kann. Es müssen kurze Sachen seyn, doch von aller Art und Weise, und mir fällt gewöhnlich das nächste nicht ein.

Leben Sie recht wohl und gedenken Sie mein. Sobald ich wieder wagen darf auszugehn, besuche ich Sie einen Abend. Ich habe vor Langerweile allerley gelesen, z.B. den Amadis von Gallien. Es ist doch eine Schande, daß man so alt wird, ohne ein so vorzügliches Werk anders als aus dem Munde der Parodisten gekannt zu haben.

G.

Die letzten Blätter die ich nachher las haben mir auch sehr wohl gefallen.

17/5010.

An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Manches andre mit den morgenden Boten.

Den 15. Januar 1805.

G.

17/5011.

An Johann Friedrich Cotta

So manch innre und äußere Hindernisse haben mich abgehalten entfernten Freunden von mir Nachricht zu geben, daß ich einmahl alle meine Briefemit einer Entschuldigung anfangen muß. Übrigens bleiben Sie wohl überzeugt, daß mir die mannichfaltigen artigen Gaben, die ich in der Zwischenzeit von Ihnen erhielt, immer viel Vergnügen machten.

Winckelmann und was zu ihm gehört, gegen Ostern ausgestattet seyn. Wir erwarten Sie mit Vergnügen, um über einige bedeutende Angelegenheiten zu sprechen.

Hubers Tod hat uns unangenehm überrascht. Sein Verlust muß Ihnen bey mancher Unternehmung eine große Lücke machen. Ich will um so mehr auch von meiner Seite sehen, ob ich Ihnen nicht auf eine oder die andre Art förderlich seyn kann.

Für die Anschaffung des Venuti danke ich sehr. Den für ein italiänisches Buch billigen Preis bitte zu notiren und mir das Werk wohleingepackt auf dem Postwagen baldigst zu übersenden.

Der ich mich wiederhohltem Dank für alles gefällig erzeigte recht wohl zu leben wünsche.

Weimar den 15. Januar 1805.

Goethe.

Ich habe Ihnen vor mehrerer Zeit einmal einen kleinen Aufsatz über Volksgedichte geschickt, welche ein Handwerksmann Grübel in Nürnberg herausgab. Er stand auch in der allgemeinen Zeitung. Ich wünschte ihn gegenwärtig wieder zu haben; da Sie bey Ihren Expeditionen wohl Register über solche Ding besitzen, so sollte es mir angenehm seyn, wenn Sie mir dieses Blatt verschaffen könnten.

17/5012.

An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Um die Falkische Recension zu beurtheilen, mußte ich erst die AllemannischeGedichte lesen. Dieses ist nun geschehen, und ich finde leider, daß von ihr gar nichts zu brauchen ist. Der gute Mann ist mit sich selbst und seinen Grundsätzen nicht einig und nun kommen einige Grundsätze auf wunderliche Weise den Allemannischen Gedichten in die Haare. Das zerrt sich nun herum, sodaß man gar nicht weiß, wo man hinsehn soll. Indessen da mich die Gedichte interessiren, will ich sehen, ob ich Ihnen in diesen Tagen eine kurze Recension darüber aufsetzen kann. Vielleicht nehme ich dann auch die Grübelschen Gedichte vor, welche, wenn ich nicht irre, Falk viel höher schätzt, die ich aber caeteris paribus den allemannischen wohl an die Seite setzen möchte.

Die zurückkommende Recension ist recht wacker, wie wir solches von dem Verfasser gewohnt sind.

Der ich von Herzen wohl zu leben wünsche.

Weimar den 16. Januar 1805.

Goethe.

17/5013.

An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Den Grohmannischen Aufsatz habe ich öfter und diesen Morgen wieder gelesen und ich gestehe gern, daß ich nicht einsehe, wie er einen Platz in dem Intelligenzblatt finden kann.

Es ist keine Anzeige, keine Berichtigung, keine Vertheidigung, keine Belehrung, sogar kein Angriff; denn ich wüßte nicht, was diejenigen, gegen die er gerichtet ist, dagegen thun oder äußern sollten. Es ist eine grobe, beleidigende Höhnerey, ein Versichern des Verfassers, daß ihm das nicht zu Kopfe will, was andre denken und lehren, welche Versicherung man, höflicher oder gröber, von allen Philosophen hören kann, deren Individualität gegenwärtig den deutschen philosophischen Parnaß entzweyt.

Unsre Maxime, in diesem Fach mehr darstellende und begünstigende Recension, als tadelnde und widerwärtige aufzunehmen, ist, wie auch schon die Erfahrung gezeigt hat, sehr gut; sollten wir nun gehässige Invectiven und Grobheiten ins Intelligenzblatt aufnehmen? Dazu würden besondre Beyblätter nöthig seyn; denn jeder hätte doch am Ende dasselbe Recht und man könnte ihm den Raum nicht versagen. Giebt es doch schon der Blätter zu viel, wo dergleichen Dinge stattfinden, und ich wünschte nicht, daß, wie hier schon der Fall ist, das unsrige sich als Echo der ElegantenZeitung u.s.w. hören ließe.

Herrn Wagner ist es ohnehin bey uns nicht zum besten gegangen, aber man hat ihn mit Gründen, mit Sinn, mit Zusammenhang getadelt; warum wollte man ihn hinterdrein noch verhöhnen und beleidigen?

Herr Schelling ist niemals unbedingt bey uns gelobt worden; es findet sich mehr als eine bedingende und in die Sache tief eingreifende Erinnerung, sodaß also auch hier kein Parteygeist erscheint. Sollte man aber nur alsdann unparteyisch genannt werden, wenn man Männer die man schätzt, in seinem Reviere mißhandeln läßt, so würde ich für meine Person gern auf den Ruf der Unparteylichkeit Verzicht thun.

Die letzte Wagnerische Erklärung im Intelligenzblatt, auf die ich erst aufmerksam geworden bin, ist auf alle Fälle zulässiger; denn Herr Wagner erklärt sich doch, was er für wahre Philosophie hält. Doch hätte ich den Ausdruck aufgewärmter Platonismus ausgelöscht gewünscht. Warum studiren wir denn die alten, als: ähnliche Gesinnungen bey ihnen zu finden oder uns ihnen ähnlich zu bilden? Das kann nun jeder Mißwollende »aufwärmen« heißen.

Wollte Herr Grohmann auch kürzlich und ohne zu polemisiren dasjenige darlegen was er für wahre Philosophie halte, so sollte ich denken, daß alsdann ein Aufsatz von ihm so gut als ein andrer aufgenommen werden könnte.

Ich bin weitläuftig über diese Sache und wünsche mich noch weitläuftiger darüber gelegentlich mit Ew. Wohlgeb. auszureden. Das vergangene Jahr hat sich ehrenvoll bewiesen und der neue Jahrgang fängt auch recht tüchtig und erfreulich an; lassen Sie uns ja alles vermeiden, was uns einigermaßen der verhaßten Classe der widerwärtigen deutschen Blätter nähern könnte.

Weimar den 16. Januar 1805.

Goethe.

17/5014.

An Friedrich Schiller

[17. Januar.]

Ob nun nach der alten Lehre die humores peccantes im Körper herumspazieren, oder ob nach der neuen die verhältnißmäßig schwächeren Theile in Désavantage sind, genug bey mir hinkt es bald hier, bald dort, und sind die Unbequemlichkeiten aus den Gedärmen ans Diaphragma, von da in die Brust, ferner in den Hals und so weiter ins Auge gezogen, wo sie mir den am unwillkommensten sind.

Ich danke Ihnen, daß Sie der gestrigen Vorstellung haben beywohnen wollen. Da das Stück günstig aufgenommen worden, so läßt sich noch manches dafür thun, wie schon jetzt geschehen ist: denn es ist verschiedenes geändert. Mich dünkt, die Hauptsache kommt darauf an, daß man das, was allenfalls noch zu direkt gegen die Decenz geht, mildere und versuche, und daß man noch etwas heiteres, angenehmes, herzliches hineinretouchire. Bey den paar Proben, die ich im Zimmer hatte, ist mir manches eingefallen. Ich schicke Ihnen gelegentlich das Theaterexemplar, wo Sie die Veränderungen, die ich in diesem Sinne gemacht, schon beurtheilen können und mir Rath geben werden zu ferneren. Auch wird man die Schauspieler mehr bearbeiten können, da es doch der Mühe werth ist: denn ein Stück mehr auf dem Repertorium zu haben, ist von größerer Bedeutung als man glaubt.

Den Bürgergeneral will ich ehstens vornehmen. Ich dachte schon die dogmatische Figur des Edelmanns ganz herauszuwerfen; allein da müßte man einen glücklichen Einfall haben am Schluß die widerwärtigen Elemente durch eine Schnurre zu vereinigen, damit man den Deus ex machina nicht nöthig hätte. Das müßte man denn gelegentlich bedenken.

Da Oels bis auf den 26. Urlaub hat, so würde man wohl bey der frühern Austheilung bleiben. Ich wünsche zu hören, wie weit Sie sind und wann Sie glauben Leseproben halten zu können.

Da ich sobald noch nicht ausgehen kann, so besuchten Sie mich vielleicht bey guter Tageszeit auf ein Stündchen, vielleicht im Mittage. Ich würde Ihnen dazu den Wagen schicken.

Ich wünsche, daß Sie wohl leben und an eigene Plane denken mögen.

G.

17/5015.

An Charlotte von Stein

Tausend Danck für Ihren Antheil. Mancherley Übel sind an mir herumgezogen, zuletzt nach den Augen das mir das verdrieslichste war. Nun aber scheint es wieder leidlich zu gehen. Wie sehr ich wünsche daß Sie sich wohl befinden und daß ich bald im Stande sey Sie wieder einzuladen. Es haben sich allerley interessante Sachen eingefunden.

d. 18. Jan. 1805.

G.

17/5016.

An Friedrich Schiller

[ nach 20. Januar.]

Bey unsrem Theater giebt es wie sonst, besonders aber jetzt aus mancherley Verhältnissen, allerley Geklätsch und man hat ersonnen, wahrscheinlich um die Becker zu indisponiren, daß wir blos mit Austheilung des Stücks solange gezaudert hätten, weil wir die Unzelmann erwartet hätten, die nun nicht komme. Wissen Sie etwas das diesem Gerede einen Schein geben könnte, so theilen Sie mir es mit. Ich muß einmal Ernst machen wenn das Ding nicht schlimmer werden soll.

Sagen sie mir doch wie Sie Sich mit den Ihrigen befinden?

Goethe.

17/5017.

An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Wenn ich Ew. Wohlgeb. wegen Herrn Grohmanns in einige Verlegenheit setze, so halte ich dagegen für Pflicht auf einem andern Wege Ihren Wünschen zu begegnen. Ich habe daher in diesen Tagen folgende Recensionen bearbeitet:

Allemannische Gedichte;

Grübels Gedichte;

Regulus und Collin;

Der Geburtstag, eine Jägeridylle;

Athenor.

Da die Recensionen nicht sonderlich lang sind, so werden Sie kaum zwey Nummern füllen. Ich hoffe Sie nächsten Sonnabend überschicken zu können.

An Herrn Müller nach Berlin will ich schreiben. Es ist natürlich, daß die Mißwollenden beym neuen Jahresantritt ihre alten Künste in Bewegung setzen. Leider giebt Ihnen die Steinische Geschichte einige Prise über die Anstalt; jedoch wird auch diese Epoche zu überstehen seyn.

In Bezug auf mein letztes bitte ich nochmals inständig Herrn Grohmann pure abzuweisen. Aus dergleichen Freymüthigkeiten kann weder Nutzen noch Ehre entspringen; dergleichen Menschen sind nur als Freunde gefährlich.

Was das philosophische Fach betrifft, so lassen Sie uns auf dem Wege verharren, den wir eingeschlagen haben und der sich schon als der beste bewährt hat. Überhaupt müssen wir von rechts wegen besser wissen, was dem Publicum frommt, als es selber. Die Bürger einer Stadt können verlangen, daß die Brunnen laufen und das Wasser genug da sey, aber woher es zu nehmen, das ist des Röhrmeisters Sache. Das Publicum in seiner Dunkelheit verlangt immer Wasser über Wasser und perhorrescirt oft die ergiebigsten Quellen; man muß das gut seyn lassen, still seyn und nach Überzeugung handeln. Die Recensionen von Freund Dr. werden ja denen Anti-Identikern zu großem Troste gereichen, da sie den Gegensatz mit Ehren auftreten sehen. Meo voto würden Recensionen von diesem wackern Manne immer sehr wünschenswerth seyn, besonders wenn sie, wie diese, kein groß Volumen haben – eine Tugend, die ich allen Recensionen des neuen Jahrgangs, sofern es möglich ist, lebhaft wünsche.

Einige Regierungsblätter liegen bey. Sonnabend das Weitere. Mich bestens empfehlend.

Weimar den 23. Januar 1805.

Goethe.

17/5018.

An Friedrich Schiller

Hier, mein bester, das Opus. Haben Sie die Güte es aufmerksam durchzulesen, am Rande etwas zu notiren und mir dann Ihre Meynung zu sagen. Darauf will ich es noch einmal durchgehen, die Notata berichtigen, einige Lücken ausfüllen, vielleicht einige cynische Stellen mildern und so mag es abfahren. Ihnen und Ihren Nächsten das vorzulesen war meine Hofnung, die nun auch vereitelt ist. Was machen die Kleinen?

d. 24. Jan. 1805.

G.

17/5019.

An Friedrich August Wolf

Darf ich einmal wieder, mein würdiger Freund, bey Ihnen anfragen, wie Sie sich befinden, und auch von mir etwas erzählen? Ich bin in diesem Winter nicht aus Weimar und manche Woche nicht aus der Stube gekommen; doch bin ich niemals ganz an irgend einer Thätigkeit gehindert gewesen und ich hoffe, daß einiges, was mich unterhalten hat, Sie auf nächstes Frühjahr auch unterhalten werde.

Winckelmanns Briefe und die dazu gehörige Kunstgeschichte sind nun abgedruckt und ich darf nun auch nicht säumen den dazu gehörigen Sermon nächstens auszufertigen. Haben Sie den auch an mich gedacht? Mit einem Dutzend Ihrer Bemerkungen und mit Rücksendung der Monumenti inediti würden Sie mich in diesen Tagen sehr glücklich machen.

Die schöne Schlittenbahn sollte Sie zu uns auf den Weg locken. Wenn Sie aber auch jetzt, da alle Ihre Arbeiten im Gange sind, sich nicht losmachen können, so nehmen Sie uns doch die Hoffnung aufs Frühjahr nicht. Es ist ein kleines Zimmer für Sie eingerichtet und der Minchen auch schon gesorgt.

Sagen Sie mir doch auch ein freundliches Wort über unsre jenaische Literaturzeitung! Wollen Sie dazu noch ein tadelndes und wünschendes hinzufügen, so soll es mir noch lieber seyn.

Ist es noch dazu gekommen, daß die drey Evangelisten sich Ihrer Auslegung erfreuen? Lassen Sie mich auch davon etwas erfahren.

Haben sie von bedeutenden fremden Büchern neues zu Ihrer Bibliothek erhalten? und was begiebt sich sonst in Ihrem Kreise?

Kommen Sie zu uns, so finden Sie manches neue. Das schönste und bedeutendste darunter ist unsre Erbprinzessin, welcher zu nahe man schon eine weite Wallfahrt antreten könnte. Der Kopf der Minerva von Velletri ist auch zu erwähnen, der nach einem langen Aussenbleiben endlich durch Fernows Vorsorge von Rom angekommen ist.

Wie sehr wünschte ich Ihnen unsere Bibliothek, die sich nach und nach von dem Baustaube reinigt, vorzustellen und bey der neuen Epoche mich Ihres guten Rathes zu erfreuen.

Das Theater hat auch mancherley neues, doch darf ich das nicht als Argument anführen, weil wir Ihnen unsre Kunststücke ohnehin näher bringen müssen.

Mein ganzes Haus empfielt sich bestens.

W. d. 24. Jan. 1805.

Goethe.

17/5020.

An Johannes von Müller

Verzeihen Sie, verehrter Freund, wenn ich mich zu meinem Schreiben einer fremden Hand bediene; ich komme sonst besonders in dieser traurigen Jahrszeit nicht leicht zu dem Entschluß mich mit meinen lieben Abwesenden zu unterhalten.

Zuvörderst also nehmen sie meinen besten Dank, daß Sie bey so großer und wichtiger Veränderung Ihres Zustandes nicht nur den Gesinnungen nach der unsre geblieben sind, woran ich niemals gezweifelt habe, sondern auch thätig bey einem Institut fortwirken wollen, das Sie unter seine würdigsten Stifter zählt. Nehmen Sie Dank für die Zusicherung, daß Sie auch dieses Jahr im Geiste und mit der That sich zu uns halten werden. Leichter wird auf diese Weise manches Verschwerliche und Unangenehme zu überwinden seyn.

Daß bey einer neu eintretenden Jahres-Epoche die Mißwollenden ihr ganzes Klatschtalent aufbieten würden, um den Fortgang einer Anstalt, deren Möglichkeit Sie zuerst läugneten, verdächtig zu machen, war vorauszusehn und es war nicht das letztemal seyn, und hier bleibt auch wieder das Beste sie durch die Thaten zu beschämen. Der Jänner wird nächstens seine Gaben complet über das Publicum verbreiten, und ich denke, man soll ihn nicht karger finden, als seine zwölf ältern Brüder.

Übrigens wird Herr Hofrath Eichstädt wohl schon einiges über die Verhältnisse gemeldet haben und auch ich, der ich den literarischen sowohl als ökonomischen Zustand der Anstalt ziemlich kenne, kann Sie als einen freundschaftlichen Theilnehmer versichern, daß das Ganze von keiner Seite auch nicht die mindeste Gefahr läuft.

Dürfen wir denn wohl gegen das Frühjahr hoffen Sie bey uns zu sehen? Wir haben jetzt eine schöne junge Heilige bey uns, zu der es wohl zu wallfahrten der Mühe werth ist. Besonders wünschte ich, daß Sie, mein verehrter, unsre Erbprinzen sähen, da Sie eine so große und weite Welt kennen und in jedem Sinn das Seltene besser zu schätzen wissen, als mancher andere.

Mögen Sie mir wohl gelegentlich ein Wort sagen, wie es Ihnen geht und mit was Sie sich vorzüglich beschäftigen? Was mich betrifft, ich habe diesen Winter zwar nicht viel gethan, doch einiges zu Stande gebracht, was Ihnen Ostern vielleicht einige Unterhaltung gewährt.

Sehen Sie manchmal Herr Tralles? Wie geht es dem guten Mann, dem ich empfohlen zu seyn wünsche, wie auch Herrn Fichte, von dessen didaktischer Thätigkeit mir manches Gute zugekommen ist.

Herr Zelter ist gewiß auch unter denen, die Sie kennen und schätzen. Wohl wünschte ich Sie zusammen einmal in Berlin zu besuchen, wenn nur an einer solchen Expeditionen nicht andre Abenteuer hingen, die ich zu bestehen nicht den Muth habe.

Schiller grüßt. Er ist diesen Winter nicht ganz wohl, doch immer auf eine oder die andre Weise thätig. Auch Ihr Landsmann Meyer, der immer geschäftig ist, wünscht Ihnen empfohlen zu seyn.

Frau von Stael ist in Italien. Ob ihre passionirte Formlosigkeit durch diesen Aufenthalt etwas bestimmter werden, ob sie mehr Neigung zu den Künsten bey ihrer Rückkehr haben wird, muß die Zeit lehren. Marmontels Memoires haben Ihnen doch auch wohl Freude gemacht. Das herzlichste Lebewohl.

W. d. 25. Jan. 1805.

Goethe.

17/5021.

An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

 Ew. Wohlgeb.

erhalten die versprochenen Recensionen, die ich wie sie liegen und foliirt sind, hintereinander abgedruckt wünschte. Es wäre gut, wenn Sie solche, ohne noch die Nummer der Blätter zu bestimmen, einstweilen absetzen ließen und mir nachher anzeigten, wie viel Spalten es gegeben hat. Sollte am zweyten Blatt, wie ich vermuthe, noch etwas fehlen, so könnte ich irgend eine Kleinigkeit nachsenden. Übrigens wünschte ich die Recension der Blätter. Sollten Ew. Wohlgeb. etwas zu erinnern haben, so bitte ich damit bekannt zu machen. Lassen Sie das Manuscript Herrn Hofrath Voß sehen; ich wünsche, daß er die Urtheile und Meinungen nach seinem Sinne finden möge. Grüßen Sie ihn schönstens. Ich wünsche gar sehr Sie bald in Jena besuchen zu können.

Mit dieser Sendung erhalten Sie ferner:

1. den Athenor und den Geburtstag zurück;

2. die Falkische Recension an der Allemannischen Gedichte;

3. die zwey recht wackern Recensionen von 373;

4. das Briefcouvert mit dem Zettelchen; den Brief habe ich Herrn Geheimrath Voigt mitgetheilt. Ich freue mich sehr, daß jener wackre Mann zu den unsrigen gehören soll; nur thut mir leid, daß sich seine Ankunft so weit hinauszieht. Außer dem, was ich für mich hoffe, so wird er mir gewiß beystehn Ew. Wohlgeb von gewissen Sorgen und Zweifeln zu heilen, welches mir bis jetzt noch nicht gelingen wollen.

Vielleicht kann ich Ihnen in Zeit von vier Wochen eine Recension von Marmontels Memoiren schicken, die in vier Bänden erst kürzlich herausgekommen sind. Vergeben Sie das Werk wenigstens nicht bis dahin.

An Herrn Geheimerath von Müller ist gestern ein Brief abgegangen.

Unter den Strich folgt auch nächstens einiges.

Mit den besten Grüßen.

Weimar den 26. Januar 1805.

Goethe.

Das Manuscript der Recensionen erbitte mir mit der Revision zurück.

17/5022.

An Carl Friedrich Zelter

Rübchen und Fisch sind glücklich angekommen, die ersten schön trocken, der zweyte tüchtig gefroren. Den Leberreim bleib' ich schuldig, so wie manches andre. Ich muß mir verschiedenes erst vom Halse schaffen, ehe ich wieder an einiges denken kann, was Ihnen Freude macht. Indessen werden Sie zwischen hier und Jubilate von mir und andern Freunden hie und da manches antreffen, woran Sie Theil nehmen mögen.

Durch Oels hoffe ich von Ihnen zu erfahren und das versprochene Lied zu erhalten.

Götz von Berlichingen, der neue, ist schon seit Anfangs December an Iffland abgegangen. Es ist nun aber seine Manier in solchen Fällen stumm zu seyn und das Wesen bey sich zu cohobiren und zu schmoren, bis er endlich gar genug glaubt, um damit hervorzukommen. Lassen Sie sich also nichts davon merken. Einem Mann von seinen Verdiensten muß man eine Eigenheit schon nachsehen, um so mehr, da eine solche Handelsweise in seiner Lage vielleicht nöthig ist. So viel für heute. Danken Sie Ihrer lieben Frau für das Übersendete. Das Recept ist genau befolgt worden und das Gericht ist sehr gut gerathen.

Nächstens wieder von Erscheinungen entgegengesetzter Polarität, von griechischen Gemählden und vom Tarentiner Spaniol. Leben Sie heiter und gedenken mein.

Weimar, den 29. Januar 1805.

Goethe.

17/5022a.

An Johann Isaak von Gerning

Mögen Ew. Hochwohlgeb. uns heute Mittag Ihre Gegenwart schencken? Vielleicht lassen Sie uns etwas von Ihren Kunstschätzen sehen?

W. d. 30. Jan. 1805.

Goethe.

17/5023.

An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Weimar den 31. Januar 1805.

Hierbey der Schluß des Programms. Da noch Raum war dehnte ich den Artikel von Mannlich etwas aus, welchen wie das Manuscript besagt einzuschalten bitte.

Können Ew. Wohlgeb. mir mit den morgenden Boten Gerstenbergs Ugolino senden, (wahrscheinlich besitzt ihn unser Voß, den ich bestens grüße) so können die zwey Recensionen – die von Böhlendorffs Ugolino und von JohannFriedrichKurfürstzu Sachsen zu Erfüllung des zweyten Blattes bald aufwarten.

Die Revision des heut Empfangnen soll auch baldigst zurück.

Gegen die chemische Recension habe nichts einzuwenden.

Mich bestens empfehlend und mir etwa auch ein halb Dutzend geringer Abdrücke des Programms erbittend.

Goethe.

17/5024.

An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

[Januar.]

 Ew. Wohlgeb.

werden mir eine besondre Gefälligkeit erzeigen, wenn Sie mir von dem zurückkehrenden halben Bogen nochmals einen Abdruck zur Revision schicken. Es war darin so viel zu corrigiren, daß man den Inhalt nicht mehr mit Ruhe übersehen kann.

17/5025.

An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

[Januar.]

Pflanzenstoffen soll wahrscheinlich Farbestoffen heißen, wie aus dem folgenden Satz erhellt. Doch wie durch diese Bemühung die systematische Lichenologie, wie die Zoologie durch Zootomie gewinnen soll., wünschte ich ausgelegt zu sehen.

17/5025a.

An Joseph Hoffmann

Für die baldig erteilte Nachricht danke recht sehr, ich eile mit umgehender Post zu antworten.

Lassen wir also die Aschen-Urnen und Opferkrüge, die übrigen bezeichneten Alterthümer haben Sie die Güte für mich zu erstehen. Fünf bis sechs Gulden werden ja wohl hinreichen.

Wenn die Platte Heliotrop recht schon ist, so könnte allenfalls das Doppelte des im vorigen Brief angesetzten gegeben werden.

Nächstens übersende ich das Programm und erkläre mich näher auf Ihr gefälliges Anerbieten, mir gelegentlich irgend etwas antiquarisches einzuhandeln. Indessen wünsche ich recht wohl zu leben, ersuche das allenfalls erstandene wohl einzupacken und mit dem Postwagen zu übersenden.

Weimar, den 1. Februar 1805.

Goethe.

17/5026.

An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

 Ew. Wohlgeb.

erhalten hiebey:

A. den Abdruck der beyden Recensionen, wobey ich um nochmalige gefällige letzte Revision bitte, deshalb auch das Manuscript wieder zurückkommt;

B. zwey kleinere für das folgende Blatt, die ich, wie hier die Blätter mit Buchstaben bezeichnet sind, gleich nach dem Regulus eingerückt wünschte, sodaß erst auf diese dramatischen Schriften DerGeburtstag folgt und Athenor schlösse – ultimum scabies!

Es freut mich sehr, daß diese kleinen Arbeiten Ew. Wohlgeb. und unsers Voß Beyfall haben. Ich will sehen, daß ich mich in dieser Laune erhalte und etwas für den März vorbereite. Ich hätte dazu Alarcos, Die RacheAlbertsIII.vonBayern, WilhelmTell von Veit Weber. Vielleicht fällt Ew. Wohlgeb. noch etwas ein; denn diese drey möchten kaum ein Stück geben.

Wie sehr wünsche ich Sie bald zu besuchen und etwas von dem Orpheus zu vernehmen, auf den ich äußerst neugierig bin.

Leben Sie recht wohl und empfehlen mich den Voßischen bestens.

Weimar den 2. Februar 1805.

Goethe.

Den Ugolino von Gerstenberg habe wohl erhalten; er folgt nächstens zurück.

17/5027.

An Franz Kirms

[5. Februar.]

Lassen wir es gut seyn und gestehen ihnen das Abbonnement pure zu. Mit Engländern ist bös rechten.

G.

17/5028.

An Charlotte von Stein

Bey mir sieht es nicht so zierlich aus als in dem kleinen Billet, das ich mit Dank zurückschicke. Mein Bote wird erzählt haben wie es ohngefähr mit mir steht. Ich dancke für Ihr Andencken, für Ihre Theilnahme. Sagten Sie denn wohl unsrer gefeyerten Großfürstinn heute ein Wort des redlichsten Wunsches und der herzlichsten Verehrung von einem kaum erstandenen; dem sein kümmerliches Halbdaseyn gerade in diesen Tagen recht verdrieslich ist. Leben Sie wohl und gedencken Sie mein.

d. 15. Febr. 1805.

G.

17/5029.

An Friedrich Schiller

Wenn es Ihnen zuwider ist ein Paar Worte zu schreiben; so sagen Sie mir doch wie es Ihnen geht? Wovon ich, so sehr es mich interessirt, nichts eigentliches erfahren kann.

Mit mir ist es wieder zur Stille, Ruhe und Empfänglichkeit gelangt. Hervorbringen aber kann ich noch nichts; welches mich einigermassen incommodirt, weil ich das Winckelmannische Wesen gern bey seite hätte.

Wie sehr wünsche ich Sie bald wieder zu sehen.

Das beste hoffend.

d. 22. Febr. 1805.

G.

17/5030.

An Friedrich Schiller

[24. Februar.]

Hier sende Rameau's Neffen mit der Bitte ihn morgen mit der fahrenden Post nach Leipzig zu senden. Sie sind ja wohl so gut, noch einen derben Umschlag darum machen zu lassen, daß das Manuscript nicht leide. Es mag so hingehen, ob man gleich, wenn es gedruckt zurück kommt, noch manches zu erinnern finden wird. Die letzten Züge in eine solche Arbeit hinein zu retouchiren ist freylich nicht die Sache der Reconvalescenz.

Wenn ich das Winckelmannische Wesen abgefertigt habe, will ich sehn ob noch Zeit und Muth übrig ist, die alphabetischen, literarischen Anmerkungen zum Rameau hinzuzufügen.

Ich habe einige Bemerkungen zu dem Manuscript gelegt, die den Drucker einigermaßen leiten können.

Die Phädra werde ich recht gern in jedem Sinne durchsehn.

Übrigens müssen in Geduld fügen und was sich thun läßt, thun, bis wir etwas besseres leisten können. Ich fahre täglich aus und setze mich mit der Welt wieder in einigen Rapport.

Ich hoffe Sie bald zu besuchen und wünsche Sie bey wachsenden Kräften zu finden.

G.

Zugleich die Kupfer zum Tell und einige Nova von verschiedner Art.

17/5031.

An Friedrich August Wolf

Ob ich mich gleich noch nicht als rüstig ankündigen kann, so finde ich mich schon glücklich, Ihnen nach meinem letzten Unfall wieder ein vorläufiges Wort sagen zu können. Ihr lieber Brief war mir eine rechte Erquickung. Ich erhielt ihn, als ich mich schon auf dem Wege der Besserung befand. Die Hoffnung Sie und Ihre liebe Tochter auf Pfingsten bey uns zu sehen, wird meine völlige Genesung beschleunigen. Bleiben Sie ja bey diesem schönen Plan, wer weiß was sich noch alles daraus entwickeln kann.

Hierbey folgen Winckelmanns Briefe, der Versuch einer Kunstgeschichte des 18. Jahrhunderts bis auf wenige Bogen, und ein Aufsatz von Meyern, der Winckelmannen als Beförderer einer ächten alterthümlichen Kunstkenntniß darstellt. Möchten Sie doch auch geneigt seyn, nach unserer früheren Abrede, noch einiges von der philologischen Seite hinzuzuthun. Ich bereite mich vor, auch von meiner Seite ihn als Menschen zu schildern.

Die Aufgabe bey dieser Gelegenheit für Ihr Fach, welches Sie selbst am vollkommensten übersehen, werden Sie sich selbst am vollkommensten entwerfen können. Der Zustand der Philologie im allgemeinen in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, als der Bildungszeit Winckelmanns. Etwas über den Zustand der Schulen und Academien in jener Zeit, um auszumitteln, was denn wohl Winckelmann, bey seinen sehr zerstückten und zerstreuten academischen Studien, allenfalls für Sprach- und Alterthumskenntnisse erwerben konnte. Betrachtungen über den Gebrauch, den man in philologischen Kenntnissen zu jener Zeit machte, welchen Zwecken, biblischen etc. man sie haupsächlich widmete. Wie es mit den äußern Hülfsmitteln aussah, deren Kenntniß und Handhabung sich Winckelmann, während seiner Bibliothecariats Zeit und Nöthenitz, erwerben konnte, als Ausgaben, Commentarien u.s.w. Und welche Zeugnisse seiner Ausbreitung, besonders über griechische Literatur, seine Werke geben. Wie ihm die Auslegung und Verbesserung einzelner Stellen geglückt und ob ihm das literarische Alterthum auch einiges schuldig sey, da ihm das plastische soviel schuldig geworden.

Dieses sieht freylich etwas weitläuftig aus; allein wenn Sie aus dem großen Vorrath Ihrer Kenntnisse und Einsichten, nur aphoristisch über dieses und jenes sich erklären mögen; so werden Sie unsern kleinen Arbeiten dadurch eine sehr ehrenvolle Krone aufsetzen.

Lassen Sie mir bald, wenigstens ein vorläufiges Wort von sich hören, das mir Muth mache, in meinem reconvalescirenden Zustande auch an mein Pensum zu gehen.

Bis zur Empfänglichkeit habe ich es schon wieder gebracht, lesen kann ich und Theilnehmen; aber das Zusammenfassen und Reproduciren ist freylich eine höhere Forderung.

Ich erbitte mir sowohl das geheftete Bändchen, als die Meyersche Schrift bald wieder zurück; Ersteres, um Ihnen ein vollständiges Exemplar dagegen zu senden, sobald der Druck vollendet ist, das zweyte, weil wir keine Abschrift davon besitzen.

Dabey bitte ich inständig Niemanden, weder das Gedruckte, noch das Geschriebene sehen zu lassen. Die Freybeuterey ist gar zu geschäftig.

Zum Schluß empfehl' ich Ihnen und Ihrer lieben Tochter mich und die meinigen zum besten. Zu Pfingsten soll Haus und Herz geschmückt seyn, Sie aufs freundlichste zu empfangen und wir wollen die möglichst Sorgfalt anwenden bis dahin wieder gesund und rüstig aufzutreten. Alles Gute und Förderliche wünschend.

W. d. 25. Febr. 1805.

Goethe.

17/5032.

An Friedrich Schiller

Da Sie in Ihrer jetzigen Lage wahrscheinlich leselustig sind; so schicke ein tüchtiges Bündel Literatur Zeitungen und unsre Winckelmanniana etc. die Sie so viel ich weiß noch nicht gesehen haben. Ich habe mich wieder in die französche Litteratur zum Behuf der bewußten Anmerkungen verlaufen und es wird immer etwas werden.

Es scheint doch mit mir vorwärts zu gehen. Wie sieht es mit Ihnen aus? Ich wünsche sehnlichst Sie wieder zu sehen.

d. 26. Febr. 1805.

G.

17/5033.

An Friedrich Schiller

Sie haben mir eine große Freude gemacht durch die Billigung meiner Recensionen. Bey solchen Dingen weiß man niemals, ob man nicht zu viel thut, und durch das zu wenig wird es eben gar nichts.

Bey den Anmerkungen zum Rameau, die ich jetzt nach und nach dictire, will ich mich auf ähnliche Weise gehen lassen, um so mehr als der Text von der Art ist, daß die Anmerkungen auch wohl gewürzt seyn dürfen. Es läßt sich bey dieser Gelegenheit manches frey über die französische Literatur sagen, die wir bisher meistens zu steif, entweder als Muster, oder als Widersacher, behandelt haben. Auch weil überall in der Welt dasselbe Mährchen gespielt wird, findet sich bey recht treuer Darstellung jener Erscheinungen gerade das, was wir jetzt auch erleben.

Ich wünsche sehr Sie wiederzusehen. Wagen Sie sich aber doch nicht zu früh aus, besonders bey dieser wilden Witterung.

Neues habe ich heute nicht zu senden und wünsche also nur von Herzen baldige Besserung.

Weimar den 28. Februar 1805.

G.

17/5034.

An Franz Kirms

Möchten Ew. Wohlgeb. doch den Herrn Haide sprechen, und ihn von der Unmöglichkeit überzeugen, in der wir uns befinden, seinen Wunsch zu gewähren. Sie können ihm alsdann manches sagen, was man in einer commissarischen Resolution nicht aufnehmen kann.

Der Zuschauer, vom ersten bis zum letzten, kann fordern, daß eine Vorstellung unterbrochen fortgehe. Es ist das erste Erforderniß, und wenn irgend eine Art von Illusion beym Zuschauer stattfindet, so wird sie durch das Außenbleiben eines Acteurs auf das Grausamste unterbrochen. Die Direction hat also zu sorgen, daß es nicht vorfalle.

Herr Haide hat selbst sich in der Verlegenheit gesehen, nach einem gewissen Monologe den folgenden Schauspieler eine Zeitlang zu erwarten. Der Fall ist bestraft worden, so wie alle, die bisher bemerklich geworden sind.

Kennt man auch überdies noch die eifersüchtige Aufmerksamkeit der Schauspieler, daß keine Ausnahme gemacht, daß einem wie dem andern begegnet werde, so folgt unausweichlich, daß fürstlicher Commission in dieser Sache, die Ihr ohnehin kein Vergnügen macht, die Hände gebunden seien. Wie viel läßt sich nicht noch hinzufügen, was unmittelbar aus dem Verhältniß folgt!

Weimar 7. März 1805.

17/5035.

An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Sehr ungern habe ich so manchen Mittwoch und Sonnabend vorbeygehen lassen, ohne auf eine oder die andere Weise an Ihrem Institute das uns alle so sehr interessirt, theilzunehmen. Ich hoffe, daß es von neuem werden geschehen können. Ich bin überzeugt, daß Sie meinen wiederholten Unfall ungern vernommen haben, und hoffe mich von den allenfalls zurückgebliebenen Folgen bey guter Jahreszeit in Jena in Ihrer Gesellschaft zu erholen.

Haben Sie die Güte mir von nun an wieder was Sie für gut befinden zuzuschicken. Leider ist mein guter Wille, für den März etwas zu liefern, auch gestört und gehindert worden.

Der ich recht wohl zu leben wünsche und inliegende Quittung an die Behörde zu übergeben bitten.

Weimar den 20. März 1805.

Goethe.

17/5036.

An Carl Ludwig von Knebel

Hierbey folgen die drey Teller mit vielem Dank zurück, ich hoffe glücklich, wenigstens sollen sie gut empfohlen werden. Ich danke dir herzlich für deinen Antheil an meine bessern Zuständen. Daß ich mich diesen Sommer auf einige Zeit hinausgeben muß, begreif ich wohl, doch wohin ist schwer sich zu entschließen.

Deine Zufriedenheit mit dem diesjährigen Programm macht mir viel Freude, doch gehört das Lob, das du ihm beylegst, eigentlich Meyern allein: denn meine Redaction dabey will nicht viel heißen. Obgleich diese Anstalt mir manche Mühe und Kosten verursacht, so will ich sie doch noch ein Paar Jahre fortzuführen suchen. Sie bringt jährlich ein neues Leben in unsre übrigens ziemlich kunstlosen Verhältnisse, regt das Urtheil auf und giebt Gelegenheit zu mannigfaltiger Unterhaltung und Bildung.

Möchtest du mir gelegentlich deinen Holzschnitt von Simson und Delila zuschicken, so thätest du mir einen Gefallen, noch einen größern, wenn du mir denselben abtreten wolltest. Wir sind so eben in allerley historischen Betrachtungen begriffen, wozu wir das Anschaun gar weit und breit zusammensuchen müssen. Gernig hat schöne Sachen bey sich und brachte uns dadurch wirklich Vergnügen und Nutzen.

Auf Ostern hoffe ich dir einige Werke zu senden, die dich interessiren sollen. Es ist dabey manches lang vorbereitet und bearbeitet und wieder manches aus dem Stegereife, doch hoff' ich soll alles belehrend oder unterhaltend seyn.

Lebe recht wohl und grüße die Deinigen von meinem ganzen Hause.

Weimar den 20. März 1805.

Goethe.

17/5037.

An Christian Gottlob Voigt

[28. März.]

Um Ew. Exzellenz heute nicht zu einem unbequemen Ausgang zu veranlassen, sende ich die akademischen Aufsätze zurück, wobey ich nichts zu erinnern wüßte.

Der botanische ist sehr gut gefaßt; wenn Eichstädts Hand nicht mit dabey ist, so hat Schelver in kurzer Zeit seinen schriftlichen Vortrag außerordentlich gebessert.

Den mineralogischen Theil will ich beschaffen. So viel für heute mit den besten Wünschen aus einer leider nur noch nothdürftigen Existenz.

Goethe.

17/5038.

An Johann Georg Lenz

 Ew. Wohlgeboren

ersuche um mir die Gefälligkeit mir eine etwas umständliche Notiz von dem, was seit einem Jahre bey dem Herzoglichen Museum, besonders im mineralogischen Fach, vorzüglich seit Einschaltung des großen Herzoglichen Geschenkes, vorgegangen baldigst zu übersenden.

Vergebens habe ich bis jetzt gehofft die neue schöne Eirichtung mit Augen zu sehen, welches mir aber, hoffe ich, bey dem nächsten schönen Wetter gelingen soll, der ich indessen recht wohl zu leben wünsche.

W. d. 28. März 1805.

Goethe.

17/5039.

An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

So sehr ich dem romantischen sämmtlichen Banner Rittern, Knappen und Troß das beste wünsche und auch recht gerne sehe, daß sie auf unserm Felde gut behandelt werden, so würde ich doch nicht rathen die zurückkommenden drey Recensionen in die Zeitung einzurücken, da sie gar zu schüler- und jüngerhaft abgefaßt sind.

No. 1 ist der schwerste Compan und er befindet sich im zustande der hohlen Anbetung. Er würde sich am besten zum Bruder Redner in einen Freymaurerloge schicken, wo man hinter den Worten keinen Gehalt verlangt; er versichert, daß seine Meister erreicht haben, was sie unternahmen, welches doch ein großer Unterschied ist.

No. 2 scheint ein fleißiges Subject zu seyn und wäre mit ihm wegen der Sprach- und Literaturkenntniß die Conexion zu erhalten; doch steckt er auch noch viel zu tief in der Verehrung, als daß er sobald zum Urtheil gelangen sollte.

No. 3 ist bey weitem der beste; er hat hübsche Anlagen und Ansichten, aber sein Urtheil ist zu lobrednerisch. Auch er steckt in diesem Genre drinnen und übersieht es nicht, gehört auch übrigens zu den Autochthonen, die, indem sie aus den Erdschollen hervorspringen und ihres Daseyns gewahr werden, überzeugt sind, daß die ganze Welt in diesem Augenblick geschaffen sey, und was vorher da war nur allenfalls in einer trüben und verkleinernden Entfernung erblicken. Wie weit müßten wir in den Hauptpuncten seyn, wenn so kleine Schriften eine so umfängliche Kritik verdienen sollten!

Dagegen ist der Aufsatz sub signo solis auch von der modernsten, aber besten Sorte. Ich wünsche nur daß bald einige Recensionen folgen, damit er gedruckt werde. Ja, sogar hab' ich gedacht, ob man ihn nicht allein, in Erwartung jener Recensionen, abdrucken könnte; denn er wirkt nicht allein vorwärts, sondern auch rückwerts, und indem er als Einleitung zu der erwarteten Recension gelten wird, so stellt er auch zugleich ein Zusammenfassen und Bestätigen dessen, was in diesem Fache schon bey uns abgehandelt worden, vor. Besonders wünschte ich, daß er abgedruckt würde, ehe das erste Stück des Schellingisch-Markusischen Journals herauskommt.

Wenn Sie nur hierüber nach Einsicht entscheiden, so wünschte ich auf alle Fälle, daß Sie von dem Verfasser die Erlaubniß erhielten das unglückliche anorgisch in anorganisch zu verwandeln; es war ein Mißgriff Schellings und warum soll der Mißgriff eines vorzüglichen Mannes verewigt werden? Zu Beschleunigung der Sache lege ich ein kleines Blatt bey, das ich Herrn Steffens mit vielen Empfehlungen zu übersenden bitte.

In allem wie immer

Weimar den 30. März 1805.

Goethe.

Vielleicht gäbe die Bemerkung wegen anorgisch einen Artikel unter den Strich, weshalb eine Abschrift zurückzuhalten bitte.

Noch eine Anfrage! Haben wir zur Literaturzeitung ein Generalregister zu erwarten? Oder können wir unser Exemplar getrost binden lassen?

Könnten Sie mir Jacobs Übersetzung des Vellejus Paterculus auf kurze Zeit verschaffen?

17/5040.

An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ob ich gleich in diesen Tagen nach Jena zu kommen und Ew. Wohlgeb. noch anzutreffen hoffe, so sende ich doch dieses Paket voraus, weil vielleicht indessen Zeit und Gelegenheit genutzt werden kann.

Herr GDZ hat uns abermals in den Abgrund seiner Absurdität hineinblicken lassen. Ich bewundere Ihre Geduld, die sich mit so einem Schiefkopf einigermaßen ernsthaft benehmen kann. Wenn Sie den Narren nicht ganz loswerden wollen, so riethe ich ihn zum besten zu haben und womöglich noch confuser zu machen, als er schon ist.

Molitors Büchlein besitz' ich schon selbst. Er nimmt es so ernsthaft, als ein andrer unserer neuen Philosophen, und ich würde rathen es zur Recension nach Aschaffenburg zu geben.

Die neu angelangten ästhetischen Recensionen bin ich neugierig zu sehen. Vor einer Lobrede der Aurora warne ich; denn wo ich nicht sehr irre, so geht dieses Blatt nicht aus dem Geschlecht und wäre dessen allenfalls künftig mit dem Freymüthigen und der ElegantenZeitung zu erwähnen. Mehreres mündlich.

Weimar den 3. April 1805.

G.

17/5041.

An Friedrich Schiller

Da bey Cottas nächster wahrscheinlicher Anwesenheit von einer Herausgabe meiner Werke die Rede seyn könnte, so find ich es nöthig Sie mit den älteren Verhältnissen zu Göschen bekannt zu machen. Ihre Freundschaft und Einsicht in das Geschäft überhebt mich die unerfreulichen Papiere gegenwärtig durchzugehen. Außerdem bemerke ich daß Göschen eine Ausgabe in 4 Bänden unter den falschen Jahrzahlen 1787 und 1791 gedruckt wovon niemals unter uns die Rede war. Alles Gute!

W. d. 19. Apr. 1805.

G.

17/5042.

An Friedrich Heinrich Jacobi

Nur mit wenigen Worten sage ich dir, daß du mich im Juni todt oder lebendig in Weimar antriffst. Ich hoffe letzteres und freue mich sehr dich auf deinem Übergange in ein neues Leben zu begrüßen.

Ich würde dir eine Wohnung in meinem Hause anbieten, wenn ich meiner Gesundheit gewisser wäre, im schlimmen Falle ist es aber für Gäste, Wirth und Hausgenossen eine unerträgliche Pein. Übrigens können wir ruhig nach Lust zusammen verweilen.

Ich bin neugierig wen von den deinigen du mitbringst, alle sollen willkommen seyn. Ob du Schillern findest, weiß ich nicht zu sagen.

Für den Lessingschen Brief danke ich und werde nächstens davon Gebrauch machen. Danke Gerstenbergen auch in meinem Namen dafür. Ich habe das Stück bey dieser Gelegenheit wieder durchgelesen und auch noch meinen jetzigen Einsichten und Überzeugungen bewundern müssen. So viel für heute mit den besten Hoffnungen.

der Deine

Weimar den 19. April 1805.

G.

17/5043.

An Friedrich Schiller

Für die Durchsicht der Papiere danke ich Ihnen recht sehr und es freut mich, daß wir wegen jener Obliegenheit einerley Meinung sind. Freylich ist es ein wunderbarer Blick in so kurz vergangene und doch in manchem so unähnlichen Zeiten. Lassen Sie uns die Sache gelegentlich näher besprechen und ein Arrangement, so wie die weitere Bearbeitung vorbereiten.

Die drey Skizzen zu einer Schilderung Winckelmanns sind gestern abgegangen. Ich weiß nicht welcher Mahler oder Dilettant unter ein Gemählde schrieb: in doloribus pinxit. Diese Unterschrift möchte zu meiner gegenwärtigen Arbeit passen. Ich wünsche nur, daß der Leser nichts davon empfinden möge, wie man an den Späßen des Scarron die Gichtschmerzen nicht spürte.

Ich habe mich nun über die Noten zu Rameau's Neffen gemacht und komme da freylich in das weite und breite Feld der Musik. Ich will sehen nur einige Hauptlinien durchzuziehen und sodann so bald als möglich, aus diesem Reiche, das mir doch so ziemlich fremd ist, wieder herauszukommen.

Ich wünsche Glück zur Arbeit und freue mich bald etwas davon zu sehen.

Weimar d. 20. April 1805.

G.

17/5044.

An Friedrich Schiller

Was gestern von Leipzig angekommen theile ich mit. Göschen scheint auf die Anmerkungen zu renunciren, indessen ich fleißig daran fortgearbeitet habe. Sie liegen hier bey. Haben Sie die Gefälligkeit sie durchzugehen und was Sie etwa für allzu paradox, gewagt und unzulänglich finden, anzustreichen, damit wir darüber sprechen können. Ich dächte, man arbeitet diese vorliegenden Blätter, welche freylich noch nicht die Hälfte der im Dialog vorkommenden Nahmen erschöpfen, noch möglichst durch und sendete sie ab: denn eigentlich sind die Hauptpunkte, worauf es eigentlich ankommt, darin schon abgehandelt, das übrige ist mehr zufällig und aufs Leben bezüglich, wo wir doch in dieser Entfernug der Zeit und des Orts nicht auf den Grund kommen. Die Theaternahmen, wie Clairon, Preville, Dumenil, sind auch schon bekannte und selbst in dem Dialog nicht von der höchsten Bedeutung. Genug ich wiederhole, haben Sie die Güte die Blätter durchzulesen, die Sache durchzudenken und mit mir diese Tage zu conferiren. Das beste Lebewohl.

Weimar d. 23. April 1805.

G.

17/5045.

An Friedrich Schiller

[24. April.]

Wollten Sie wohl die Gefälligkeit haben, aus dem Geschriebenen den Artikel Le Mierre herauszunehmen. So eben sehe ich, daß ich mich in der Person geirrt habe.

G.

17/5046.

An Friedrich Schiller

[25. April.]

Hier endlich der Rest des Manuscripts, das ich noch einmal anzusehen und sodann nach Leipzig abzuschicken bitte. Wäre nicht alles was man thut und treibt, am Ende extemporisirt; so würde ich bey den sehr extemporisirten Anmerkungen manches Bedenken haben. Mein größter Trost ist dabey, daß ich sagen kann: sine me ibis Liber! denn ich möchte nicht gerne überall gegenwärtig seyn, wohin es gelangen wird.

Ich habe indeß an der Geschichte der Farbenlehre zu dictiren angefangen und ein schweres Capitel aus der Mitte heraus bald absolvirt.

Übrigens geht es mir gut, solang ich täglich reite. Bey einer Pause aber meldet sich manche Unbequemlichkeit. Ich hoffe Sie bald zu sehen.

G.

17/5047.

An Marianne von Eybenberg

Weimar den 26. April 1805.

Sie sollen sogleich, meine Liebe, auch in der Entfernung nahe, ein Lebenszeichen von mir haben. Es geht mir ganz leidlich. Als Hauptkur hat man mir das Reiten empfohlen, die ich auch alle Tage gebrauche und die mir, für die kurze Zeit, ganz wohlthätig gewesen ist.

Wenn Sie auf Anrathen des Arztes den Platz verändern, so gehn Sie doch ja im September gerade nach Rom und logiren sich in Humboldt's Nähe, wo gute Luft ist, und wo Sie sich gleich in der Mitte von so viel Bedeutendem befinden. Mögen Sie weiter nach Neapel rücken, so hängt dies ja von Ihnen ab.

Ich danke Ihnen für die theatralisch-mahlerischen Nachrichten. Es ist etwas Ähnliches auch schon in Neapel vorgestellt worden. In einer großen Societät, wo man charakteristische und schöne Figuren wählen kann, lassen sich dergleichen Erscheinungen auf einen hohen Grad der Vollkommenheit treiben. Sie sind recht gütig, meiner auch bey Gelegenheit alter Münzen zu gedenken. Die Sammlung, wovon Sie mir den summarischen Katalog geschickt, scheint bedeutend zu seyn. Was wird denn wohl im Ganzen dafür gefordert, und wenn sie vereinzelt werden sollte, findet sich denn wohl ein detaillirter Katalog? ohne den man in der Ferne freylich nicht auswählen kann. Sie erkundigen sich ja wohl deshalb um das Nähere.

Ein paar goldene griechische, wenn sie schön sind, wären mir wohl auch wünschenswerth; wenn Ihre kennerischen Freunde dazu rathen, so werde ich mit Dank die Auslage ersetzen. Der Preis müßte freylich zu dem Goldeswerthe nicht ganz unverhältnißmäßig seyn.

Ich habe diesen Winter mitten durch mancherley physische Übel ein paar Linien litterarischer und ästhetischer Thätigkeiten gezogen. Gern schickte ich Ihnen die zwey Bände, wenn mir nicht das Porto und die Censur Sorge machten. Können Sie aber etwa durch Herrn von Retzer oder sonst zu nachstehenden beyden Schriften gelangen, die vielleicht beyde auf einen Katalog der verbotenen Bücher kommen möchten; so soll es mich freuen zu erfahren, daß ich Ihnen einige Stunden Unterhaltung gegeben habe.

»Winckelmann

und

die Kunstgeschichte seines Jahrhunderts.«

»Rameau's Neffe,«

Dialog

von Diderot,

aus dem Manuscripte übersetzt und mit Anmerkungen

begleitet.

Doctor Gall macht in Berlin großes Glück und nimmt viel Geld ein. Es sollte mir sehr interessant seyn, ihn kennen zu lernen, und wünschte daher wohl, daß er sich zu uns bemühte.

Habe ich Ihnen denn seit der Zeit, daß unsre Erbprinzeß bey uns ist, nicht geschrieben? Ich müßte Ihnen sonst gesagt haben, daß sie ein Wunder von Anmuth und Artigkeit ist. Die Eigenschaften, welche die hohe Societät an vornehmen Damen erwartet, ja fordert, erinnere ich mich niemals so vollkommen vereinigt gesehen zu haben.

Herrn Müller, von dem Sie mir schreiben, kenne ich aus seinen Arbeiten als einen interessanten Mann. Es sollte mir angenehm seyn, ihn persönlich kennen zu lernen, nur müßte er sich, wenn er zu uns kommt, bey mir gleich auf eine entschiedene Weise anmelden, damit ich ihn mit so vielen andern Fremden und Namensverwandten nicht confundire und seinen Besuch nicht etwa ablehne.

Für den Caviar danke ich schönstens. Er ist zur rechten Zeit angekommen.

Gute Chokolade entbehre ich lange und werde eine Portion von Ihrer Hand mit Dank annehmen.

Tausend Wünsche!

G.

17/5047a.

An Johann Christian von Mannlich

 Hochwohlgeborner,

 Insonders Hochgeehrtester Herr,

Eine Krankheit, an der ich diesen Winter wiederhohlt gelitten habe, verhinderte mich Ew. H. zu schreiben und zu danken; auch hoffte ich mitunter in guten Augenblicken auf das Vergnügen die Medaillen ankommen zu sehen, die ich Ihrer Vorsorge schuldig werden soll.

Die Müllerschen Briefe, wovon ich Abschrift genommen habe, liegen hier bey. Meine Vermuthung ist, daß das Paket durch die Anstalten gegen das gelbe Fieber, an irgend einer Gränze aufgehalten worden. Ein Laufzettel von Rom aus würde solches aufspüren und weiter befördern da es ja doch keine Materien enthält, die Gift einsaugen und fortpflanzen.

Das dritte Heft des sehr verdienstlichen Zeichenbuches ist glücklich angekommen, und soll dessen Anzeige alsobald erfolgen. Was Dieselben mir noch sonst von Ihren schriftstellerischen Arbeiten zuschicke wollen, soll mir höchst willkommen seyn.

Bei Behandlung der Anatomie für Künstler an künftigen ästhetischen Gebrauch dieser Vorarbeiten zu denken, ist gleichfalls sehr verdienstlich. Die Großheit der Formen muß sich schon am nackten Muskel zeigen, wenn er sie dereinst mit Haut bekleidet aufweisen soll. Leider giebt die gewöhnliche, medicinischchirurgische Anatomie nur verwelkte und vertrocknete Muster.

Der ich mich lebhaften Wünschen für Ihr Wohl mit vorzüglicher Hochachtung unterzeichne

Ew. Hochwohlgeb.

ganz gehorsamster Diener

Weimar den 26.April 1805.

J. W. v. Goethe.

17/5048.

An Friedrich Schiller

[26. oder 27. April.]

Beyliegende kleine Noten haben Sie ja wohl die Gefälligkeit nach Leipzig zu befördern und gelegentlich den beyliegenden Versuch, die Farbengeschichte zu behandeln, durchzulesen. Lassen Sie das Manuscript bey sich liegen, bis ich den Schluß dieses Capitels zuschicke. Voran liegt ein kurzes Schema zur Übersicht des Ganzen.

G.

17/5049.

An Christian Gottlob Voigt

Aus beiliegendem ersehen Ew. Exzellenz einen sehr mäßigen Wunsch des Hof Raths. Geben Sie hiezu die Einwilligung, so möchte dieses kleine Deficit in größerer Gesellschaft seinen Weg im Laufe der Rechnungen und Ausgaben dahin wandern.

Mich angelegentlich empfehlend.

W. d. 27.April 1805.

Goethe.

17/5049a.

An Christian Georg Carl Vogel

Herr Geheime Canzelley Secretär Vogel wird ersucht, mir einige Schreibmaterialien, besonders Briefpapier und von beykommendem Mittel Papier, zukommen zu lassen, auch mir Nachricht zu geben, wo besser und um welchen Preis es zu haben sey.

Goethe.

Weimar den 30. April 1805.

17/5050.

An Carl Ludwig von Knebel

Ob ich gleich sonst nicht lecker bin und das Aufkeimen einer jeden eßbaren Pflanze ganz ruhig abwarte, so ist mir doch dießmal die Langsamkeit der Spargel höchst verdrießlich: den nach einer so langen Winterkrankheit wissen die Ärzte fast selbst nichts weiter, als daß sie einen auf die nächste Vegetation anweisen. Nun harren wir deren dießmal freylich allzulange.

Habe daher den besten Dank für das neulich übersendete Gericht und gedenke meiner mit den Deinigen im Guten.

Ich bin wieder ziemlich fleißig und hoffe dießmal über die Epoche der Wiederkehr meines Übels glücklich hinauszukommen, auch dir bald einige Meßneuigkeiten zu überschicken.

Weimar den 1. May 1805.

Goethe.

17/5051.

An Friedrich August Wolf

Für Ihren lieben Brief, als ein Vorläufer Ihrer baldigen Ankunft erwiedere ich sogleich meinen besten Dank. Wenn ich gleich wegen meiner Gesundheit noch immer in einiger Sorge bin, so wächst doch immer die Hoffnung, daß ich über die bösen, drey bis vierwöchentlichen Epochen des Rückfalls hinauskommen werde. Ich reite täglich, um durch die Bewegung den ganzen Körper dergestalt in Contribution zu setzen, daß er die fehlenden Capitel der Einnahme übertragen möge.

Winckelmann mit allem Zubehör und auch Ihre gütigen Beyträge sind in Setzershänden, unde nulla redemtio. Es geht mir dabey wie Ihnen, ich weiß kaum selbst recht mehr was ich geschrieben habe; und doch mußte ich, bey so oftmaliger Unterbrechung, die Sache so oft von vorn wieder aufnehmen, daß ich zuletzt fast gar nichts mehr daran gewahr werden konnte.

Noch einen andern Spaß werden Sie finden, der bey mir aus dem Jammer dieses Winters entstanden ist, Rameau'sNeffe, ein Dialog von Diderot, aus dem Manuscript übersetzt mit einigen, freylich allzuflüchtigen Anmerkungen; Sie erhalten diese Novität wohl geschwinder von der Messe, als ich Ihnen ein besseres Exemplar zusenden kann.

Können Sie mir den Montucla auf kurze Zeit borgen, so geschieht mir ein Gefallen. Ich muß zu meiner Beschämung bekennen, daß wir ihn hier nicht besitzen. Sprat ist nach meiner vorläufigen Ansicht ein excellenter Kopf, den man wohl benutzen kann, ohne ihm zu vertrauen. Seine Geschichte der königlichen Societät scheint mir durchaus ein rednerisch zweckmäßiges Product, und desto belehrender wird es mir seyn, zu vernehmen, was jener an ihm aussetzt.

Ich danke recht herzlich, daß Sie sich meiner bey Ihrer ausgebreiteten Lectüre erinnern. Thun Sie es ja und jagen mir manchmal so einen Braten in die Küche.

Augusten habe ich mit einem Erfurter Kaufmann nach Frankfurt auf die Messe geschickt, damit er sich auch mit solch einem Wesen und Treiben bekannt mache. Er lebt lustig und in Freuden, besonders wird vieler Gastereyen erwähnt.

Mein ganzes Haus grüßt zum schönsten und ich werde mich suchen möglichst auf den Beinen zu halten, um Ihnen recht froh entgegen zu gehen. Leben Sie recht wohl und lassen Sie uns bald näher wissen, wenn wir Sie mit der lieben Mine hier sehen. Es bleibt dabey, daß Sie bey uns wohnen, nur nehmen Sie vorlieb, wie es sich einrichten läßt.

Wollten Sie doch wohl, wenn Sie nach England schreiben, sich erkundigen, was

Thomas Burch History of the Royal

Society of London. London 1756. 4 Bände in 4°.

kosten könnte. Es ist ein Buch, das keiner Bibliothek fehlen sollte.

W. d. 2. May 1805.

Goethe.

Beyliegende Franckfurter Briefe fürs liebe Minchen.

[Einlage.]

An Ihre Entfernungen aus unsern Gegenden mag ich gar nicht dencken. Es wäre eins der größten Übel die mir wiederfahren könnten. Sie bald wiederzusehen war mir in Schmerz und in Schwachheit ein schöner Trost, und ist mir jetzt eine höchst angenehme Hoffnung für die nächste Zeit. Was soll ich von der Zukunft sagen?

W. d. 2. May 1805.

G.

17/5052.

An Katharina Elisabeth Goethe

Nehmen Sie, liebe Mutter, tausend Danck für alles das Gute das Sie unserm August erzeigt haben! ich wünsche daß die Erinnerung seiner Gegenwart Ihnen nur einen Theil der Freude geben möge die uns jetzt seine Erzählung verschafft. Wir werden dadurch ganz lebhaft zu Ihnen und meinen alten Freunden versetzt. Dancken Sie herzlich allen die ihn so gütig aufnahmen. Dieser erste Versuch in die Welt hinein zu sehen ist ihm so gut gelungen daß ich für seine Zukunft eine gute Hoffnung habe. Seine Jugend war glücklich und ich wünsche daß er auch heiter und froh in ein ernsteres Alter hinüber gehe. Seine Schilderung Ihres fortdaurenden Wohlbefindens macht uns das größte Vergnügen, er muß sie oft wiederhohlen. Auch ich befinde mich, bey mehrerer Bewegung, in diesen bessern Tagen recht wohl. Wir grüßen alle zum schönsten, besten und danckbarsten.

W. d. 6. May 1805.

G.

19/5092.

An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Bey der traurigen Lage, in die uns der Abschied unseres Schillers versetzt, erlauben Ew. Wohlgeb. mir nur einen kurzen Willkommen und einen flüchtigen Anfang einer lang unterbrochenen Correspondenz. Ich sende hier:

erstlich einige Recensionen von Schelver, mit denen ich recht wohl zufrieden bin;

2. die Recension der Aurora, welche, ob ich gleich die Zeitschrift selbst nicht kenne, mir allen Beyfall zu verdienen scheint, sowie mir die schon gedruckte auch recht wohl gefallen hat. Könnte man von derselbigen Hand eine Recension der vorhandenen Jahrgänge des Freymüthigen und der Eleganten Zeitung erhalten, so wäre es ein Gewinn für unser Institut, nur müßte man freylich alle Gerechtigkeit und Mäßigung empfehlen; man könnte dagegen auf ihre schwachen und absurden Seiten desto derselben zuschlagen.

3. Die komische Anpreisung des Athenors kann recht gut, wie sie steht, ohne daß man etwas hinzufügt, gedruckt werden; nur ließe man die paar lateinischen Worte oben weg, die ich durchgestrichen habe.

4. Der Brief von Nees ist freylich nicht tröstlich. Ich hätte einen so wackern Mann besonders in der jetzigen Zeit bald nach Jena gewünscht; es ist eine von den gründenden Naturen, die wir jetzt so nöthig brauchen, als irgend eine Akademie, die erst entsteht.

5. Wollten Sie die Gefälligkeit haben, mir Nummer 75 der diesjährigen Allgemeinen Literaturzeitung und zwar des geringeren Exemplars zuzusenden; es fehlt mir, da ich den Band eben will binden lassen.

6. Mögen Sie beyliegenden Brief Lessings an Gerstenberg unter den Strich drucken lassen, so steht er zu Diensten. Man könnte alsdann eine kleine Einleitung, wie ich sie auf dem nächsten Blatte angebe, vordrucken lassen.

Der ich mit den besten Wünschen für Ihr Wohl mich zu geneigtem Andencken empfehle.

Weimar den 11. May 1805.

Goethe.

19/5093.

An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ein Winckelmann