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Dieser Band enthält Goethes Briefe aus den Jahren 1819 - 1821. Goethe war ein sehr produktiver Briefeschreiber, was sich in diesem Werk ebenfalls widerspiegelt.
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Seitenzahl: 1133
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Briefe 1819 – 1821
Johann Wolfgang von Goethe
Inhalt:
1819
1820
1821
Briefe 1819 - 1821, J. W. Goethe
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
Loschberg 9
86450 Altenmünster
ISBN: 9783849616526
www.jazzybee-verlag.de
31/45.
An Carl Friedrich Ernst Frommann
[Concept.]
Ew. Wohlgeboren
Gegenwärtiges zu überschreiben werde durch einen Brief von Herrn von Cotta veranlaßt. Er hat nämlich meinen Antrag angenommen, die auf den Festzug bezüglichen Gedichte in seinem Verlag herausgeben zu lassen. Da ich nun wünsche, daß dieses sobald wie möglich geschehe, so frage hiermit an, wie bald wir an dieses Geschäft gehen könnten. – Ein reines Manuscript wird in diesen Tagen fertig, und ich wünsche dasselbe auf eben die Weise wie den Divan gedruckt, da es denn etwa acht Bogen geben könnten.
Wäre es möglich zugleich den prosaischen Nachtrag des Divans zu beginnen, so wäre mir's sehr angenehm, weil ich zu Anfang des Jahres ziemliche Ruhe vor mir sehe, sodann aber nicht sicher bin unterbrochen zu werden.
Denenselben und werthen Ihrigen das Beste wünschend.
Weimar den 2. Jänner 1819.
31/46.
An Johann Georg Lenz
Das mir übersendete Blättchen versteintes Holz habe wohl erhalten und solches Serenissimo übergeben. Höchstdieselben verlangen aber noch die andern, die zu gleicher Zeit im mineralogischen Cabinette niedergelegt worden. Das rohe Stück ist, wie Se. Hoheit sich zu erinnern glauben, in Sachsen gefunden, in Dresden geschnitten worden. Der verunglückte Bloch hat solche abgetreten. Senden Sie mir also baldigst diese kleinen Curiosa.
Die mitgetheilten Briefe sollen morgen Abends mit Dank zurück erfolgen, sie enthalten viel Erfreuliches und Hoffnungsvolles.
Möge alles, wie bisher, zur allgemeinen Freude und zum Vortheil der Wissenschaft gedeihen.
Das Beste wünschend
ergebenst
Weimar den 2. Jänner 1819.
Goethe.
31/47.
An Carl Friedrich Zelter
Gestern Abend war ich eben im Begriff einen Brief an dich zu dictiren, damit nicht eine völlige Verjährung einer unterbrochenen Correspondenz statt fände, als ich abermals abgehalten wurde; sogleich jedoch dein freundlicher Brief mit culinarischer Sendung ankam. Wofür ich denn schönstens danke und zugleich vermelde, daß die Rübchen, von der feinsten Sorte, zu rechter Zeit glücklich angekommen sind und heute, nebst den Fischen, ein freundschaftliches Mahl auszustatten Gelegenheit geben.
Seit deiner Abreise habe ich fast nichts von dem gethan was ich mir vorgesetzt. Bei kaiserlicher Anwesenheit konnte nicht ablehnen, zu einiger Festlichkeit beizutragen und so übernahm ich, einen Maskenzug auszustatten, wovon das Programm beiliegt, die explanatorischen Gedichte jedoch nachfolgen sollen. Der Zug bestand beinahe aus 150 Personen; diese charakteristisch zu costümiren, zu gruppiren, in Reihe und Glied zu bringen und bei ihrem Auftritt endlich exponiren zu lassen, war keine kleine Aufgabe, sie kostete mich fünf Wochen und drüber. Dafür genossen wir jedoch des allgemeinsten Beifalls, welcher freilich durch den großen Aufwand von Einbildungskraft, Zeit und Geld (denn die Theilnehmenden ließen es an nichts fehlen sich herauszuputzen), der denn doch aber zuletzt, in kurzen Augenblicken, wie ein Feuerwerk in der Luft verpuffte, theuer genug erkauft wurde.
Ich habe mich persönlich am wenigsten zu beklagen, denn die Gedichte, auf welche ich viel Sorgfalt verwendet, bleiben übrig, und ein kostbares Geschenk von der Kaiserin, erhöht durch freundliche, gnädige und vertrauensvolle Aufnahme, belohnte mich über alle Erwartung.
Nachdem wir nun diese große Hof- und Lebensfluth zu euch hinströmen gesehen, habe ich mich sogleich wieder nach Osten gemacht und meine alten Bekanntschaften angeknüpft. Ich möchte meinen Divan mit feinen Zugaben eben los seyn, als ich zu Ostern in euern Händen wünschte. Da müssen wir denn aber diese drei oder vier Monate, bei mancherley Zwischenfällen, noch thätig und fleißig genug seyn.
Daß du und deine treffliche Gesellschaft auch an die Reihe gekommen, hatte ich gleich gehört, und weil man bei solchen Schmuckdarstellungen nur Perle zu Perlen reiht, so kommt das, was einzeln für sich stehen und gelten sollte, auch bloß zur augenblicklichen Erscheinung, ohne verdiente Aufmerksamkeit zu erregen.
Der Unwille unseres Erbgroßherzogs über die Zigeunerwirthschaft eines Instituts, das Palläste, Tempel und Altäre verdiente, macht seinen Gesinnungen Ehre, die er, wie ich mehrmals erfuhr, immerfort äußert, wenn er eine Existenz sieht, die sich in einem disproportionirt engen Raume bewegt. Möge der gute Geist diese Gefühle zu rechter Zeit segnen und fördern.
Schon der Anblick deiner Composition macht mich wieder froh, ich will sie nun auch zu hören suchen und sehen, daß ich die dem Gesang widerwärtigen Stellen abändere. Bei dieser Gelegenheit muß ich erzählen, daß ich, um die Gedichte zum Aufzug zu schreiben, drei Wochen anhaltend in Berka zubrachte, da mir denn der Inspector täglich drey bis vier Stunden vorspielte und zwar, auf mein Ersuchen, nach historischer Reihe: von Sebastian Bach bis zu Beethoven, durch Philipp Emanuel, Händel, Mozart, Haydn durch, auch Dusseck und dergleichen mehr. Zugleich studirte Marpergers vollkommenen Capellmeister und mußte lächeln indem ich mich belehrte. Wie war doch jene Zeit so ernst und tüchtig und wie fühlte nicht ein solcher Mann die Fesseln der Philisterey in denen er gefangen war.
Nun habe ich das wohltemperirte Clavier, so wie die Bachischen Chorale gekauft und dem Inspector zum Weihnachten verehrt, womit er mich denn bei seinen hiesigen Besuchen erquicken und, wenn ich wieder zu ihm ziehe, auferbauen wird.
In das Choralwesen möchte ich mich an deiner Hand freilich gern versenken, in diesen Abgrund, worin man sich allein nicht zu helfen weiß; die alten Intonationen und musikalischen Grundbewegungen immerfort auf neue Lieder angewendet und durch jüngere Organisten einer neueren Zeit angeähnelt, die alten Texte verdrängt, weniger bedeutende untergeschoben u.s.w. – Wie andere klingt das proscribirte Lied: Wie schön leuchtet der Morgenstern! als das castigirte, das man jetzt auf dieselben Melodie singt; und doch würde das echte älteste, wahrscheinlich lateinische, noch passender und gehöriger seyn. Du siehst, daß ich wieder an der Gränze deines Reiches herumschnopere, daraus kann aber nichts werden bei meiner Fischumgebung. Dieß ist aber nicht der einzige Punct worüber man muß verzweifeln lernen.
und so fort und für ewig
Weimar, den 4. Januar 1819.
G.
31/48.
An Carl Friedrich Ernst Frommann
Ew. Wohlgeboren sende in Erwiderung Ihres gefälligen Schreibens das Manuscript zu geneigtem Durchlesen und Überlegung des Drucks; alsdann bitte es mit wieder zurück, da, wie Sie selbst finden werden, noch manches fehlerhaft, ja hie und da sogar lückenhaft ist. In einigen Tagen kann das aber alles berichtet werden, vielleicht bemerken Sie mit Bleistift was Ihnen auffällt, da Sie diese Blätter mit frischen Augen ansehen. Ich habe mich bey'm Einlernen der Gedichte ganz matt und stumpf daran gehört.
Wegen allem übrigen das nächste Mal; mit den besten Wünschen und Empfehlungen
ergebenst
Weimar den 6. Januar 1819.
Goethe.
31/49.
An Carl Friedrich Ernst Frommann
[Concept.]
Ew. Wohlgeboren
sende sogleich etwas Manuscript-Nachtrag zum Divan. Es möchte nicht ganz zwei gedruckte Bogen ausmachen; da jedoch das Übrige schon meist bereit liegt und zum Schlusse nur noch einer Revision bedarf, so kann, wie der Druck vorwärts geht, immer das Nöthige nachgesendet werden. Wir wollen die Schrift beibehalten, wovon Sie mir eine Probe gesendet haben, da es keine Noten sind, sondern fortlaufende Erläuterungen. Seiten- und Bogenzahl, wie bemerkt worden, gehen fort.
Was die einzelnen Absätze betrifft, so ist nicht nöthig, jedesmal eine neue Seite anzufangen, wenn nicht die vorhergehende schon über die Hälfte herunter ist. Wir wollen es damit halten wie bei Kunst und Alterthum, wovon das vierte Stück ganz anständig aussieht.
Mehr wüßte ich vorerst nicht zu bemerken. Gegenwärtiges sende mit eben abgehender Post, das Übrige mit dem Sonnabendboten.
Mit den besten Wünschen!
Weimar den 7. Jänner 1819.
31/50.
An Christian Gottfried Daniel Neesvon Esenbeck
Weimar den 7. Januar 1819.
Ew. Wohlgeboren
freundliche Zuschrift mit dem beygefügten ehrenvollen Diplom haben zu seiner Zeit glücklich erhalten und uns allen von Herzen Glück gewünscht, daß der Naturwissenschaft, unter Ihrer besondern Leitung, so glückliche Aussichten eröffnet sind. Auch konnte ich mich enthalten, sogleich mancherley Gedanken, Grillen, Wünsche, Sorgen und Vorschläge mitzutheilen; daraus entstand ein briefartiger Aufsatz, der theils zu viel theils zu wenig enthielt, aber doch abgegangen wäre wenn man mich nicht über Ihren Aufenthalt irre gemacht hätte.
Nunmehr aber versichert man mir, daß Sie wirklich nach Bonn gezogen, welchen schönen Aufenthalt ich Ihnen von Herzen gönne, ob es mir gleich scheint, als wenn ich dadurch verlöre: den in Franken Wohnenden glaubte ich noch immer zu unserm Kreise rechnen zu dürfen. Lassen Sie mich recht bald von Ihrer überrheinischen Thätigkeit erfahren, damit ich im Glauben gestärkt werde und mich dauerhaft überzeuge, daß sich das Verhältniß zu Ihren nördlichern Freunden nicht verändert hat.
Von meinen Beschäftigungen kann ich wenig sagen. In dem Laufe dieses halben Jahres wird Ihnen mancherley zu Gesicht kommen, das ich ihrer Aufmerksamkeit empfehle. Unmittelbare Naturbetrachtungen habe ich wenig gemacht. Die Lehre von den entoptischen Farben glaube ich gegenwärtig sowohl aus sich selbst zu verwandten Erscheinungen naturgemäß dargestellt zu haben.
Die wiederkehrende Sonne verspricht meinen Hausgarten bald wieder zu beleben. Möchten Sie mir gelegentlich ein wissenschaftliches Sortiment von Astersamen zuschicken, so würden Sie mich sehr erfreuen; wie ich gegenwärtig Ihre Gentianen unter Glas und Rahmen vor mir sehe, so würde ich diesen Sommer Ihrer schönen Bemühungen bei einem wohlgeordneten Beete Astern immer eingedenk seyn.
Durch einen sechswöchentlichen Aufenthalt in Carlsbad habe ich mir einen leidlichen Winter vorbereitet und denke denn auch ganz wohl und vergnügt dem Frühjahr wieder entgegen zu schreiten. – Möchte ich bald vernehmen wie Sie die überrheinische Pflanzenwelt ordnen und meistern und dabei einer guten Gesundheit an dem großen, heitern Flusse genießen.
ergebenst
Weimar d. 7. Jan. 1819.
Goethe.
31/51.
An Carl Cäsar von Leonhard
[Concept.]
Da ich das Schulden- und Sündenregister vom vorigen Jahre, nach der höchst lebhaften, geschäftigen Bewegung am Schlusse, zu gegenwärtiger ruhiger Stunde freundschaftlichen Pflichten gemäß durchgehe, finde ich, daß ich gegen Ew. Hochwohlgeboren sehr im Rückstand bin, der mich schon die ganze Zeit über schwer gedrückt hat. Sie haben, verehrter Mann, Aufmerksamkeit und Mittheilung ununterbrochen fortgesetzt, wenn ich auch schweigsam blieb, indem Sie sich wohl überzeugen konnten, daß bei mir eine unveränderliche Neigung, Dankbarkeit und Zutrauen obwaltet.
Sechs Wochen in Carlsbad mußten meine alte liebevolle Behandlung der böhmischen Gebirge wieder anregen. Die Gegenwart derer Herrn Schweigger, Weiß u.a.m. erhöhten meinen Antheil an diesen Gegenständen. Ein kurzer Aufenthalt in Schlackenwalde und höchst merkwürdige ältere und neuere daselbst gefundene Mineralien, die ich mir zueignen konnte, gaben viele Lust und erfrischten Liebhaberey und Studium. Vom Karpholithen besonders gewann ich eine sehr bedeutende Stufe, so wie denn auch die Mannigfaltigkeit meiner früheren Sammlung zur Zinnformation sich gar schön bereichert hat.
Der gute, alte Joseph Müller in Carlsbad ist endlich auch abgeschieden und hat seine Gebirgsarten in großer Unordnung hinterlassen. Seine Erben vermehrten dieselbe, indem sie, um den Platz zu nutzen, in einem gewölbartigen Zimmer alles über einander häuften. Nur mit Mühe habe ich aus der ganzen Gegend wieder ein Exemplar der ehemals von mir beschriebenen Sammlung zusammengebracht. So viel erzähle nur, daß Ew. Hochwohlgeboren sich überzeugen: es lebe noch immerfort in mir ein geologisch-mineralogischer Funke, der in der Nähe wie in der Ferne manche Nahrung findet.
So haben wir ganz nahe bei Weimar treffliche fossile Knochen neuerdings entdeckt: eine halbe Oberkinnlade mit Zähnen, ganz dem Paläotherium ähnlich, mit Resten von Elephanten, Hirschen, Pferden und was sich sonst zusammen zu halten pflegte. Doch ist das Wundersamste, daß ein einziger Bäreneckzahn unter allen diesen und zwar zum erstenmal in unserer Gegend gefunden worden.
Professor Renner, der in comparirter Anatomie fortfährt höchst thätig zu seyn, treibt auf die Publication dieser Ausgrabungen, vielleicht gelingt uns auch dieses im Laufe des Jahres. Was mich immer abgehalten hat daran zu denken ist die Schwierigkeit, ein echtes geologisches Niveau darzustellen, wie diese Reste in verschiedenen Tiefen liegen, und bezüglich zur übrigen Gegend. Ich habe viele Puncte beobachtet im Ilm- und Unstrutthale, wo dergleichen vorkommen, und habe auch nähere Maaßbestimmungen öfters angeregt, allein die Menschen haben über der Erde so viel zu thun, daß man sie in die Kies- und Tuffsteinbrüche nicht leicht hineinbringen kann, wenn einmal Haus- und Wegebaumeister versehen sind. Vielleicht kann ich im nächsten Jahre etwas weiter ausreichen.
Breislacks, zu Mailand, geologisches Werk giebt zu mancherley Betrachtungen Anlaß. Werners ruhige Seele war kaum von uns geschieden, als die Flötz-Trapp-Formation, die und bisher beschwichtigte, auf einmal wieder in feurigen Tumult gerieth. Alles eilt, wieder zu den Fahnen des Vulkanismus zu schwören, und weil einmal eine Lava sich säulenförmig gebildet hat, sollen alle Basalte Laven seyn, als wenn nicht alles Aufgelöste, durch wässerige, feuerige, geistige, luftige oder irgends eindringende Mittel in Freiheit gesetzt, sich so schnell als möglich zu gestalten suchte. Wenn ich Zeit finde, so setze ich hierüber mein Glaubensbekenntniß auf. Wie Sie in so viel jüngeren Jahren, der Sie noch eine Weile der Sache zusehen können, es damit halten wollen, bin ich verlangend, früher oder später zu erfahren.
Möge Ihr fortgesetzter Aufenthalt in Heidelberg Ihren Geschäften und Studien durchaus förderlich seyn. Daß unsere Boisserée's wegziehen, ist Ihnen wohl auch kein erfreuliches Ereigniß.
Weimar den 8. Jänner 1819.
31/52.
An Christoph Ludwig Friedrich Schultz
Durch die Reise unserer jungen Herrschaft in Begleitung der Kaiserin Frau Mutter, Majestät, hat sich mir wieder ein Bild von Berlin aufgethan und ein lebhaftes Gefühl ist wieder entstanden, was alles dort, auch für mich, Gutes wes't und webt. Zelter schrieb mir, manche andere Grüße sind mir geworden. Auch Johann Schulze, sonst der unserige, jetzt bei Ihnen ehrenvoll angestellt, besuchte mich und regte manche Erinnerung auf. Da will ich denn, mein Verehrter, zum neuen Jahr gleich auch ein Wort vernehmen lassen.
Ihr theurer Brief aus Breslau ist mir zu rechter Zeit geworden; Carlsbad hat mir einen guten Winter verschafft. Unter die bedeutenden Bekanntschaften darf ich wohl den Geheimenrath Berends rechnen, der mir besonders durch meinen ärtzlichen Begleiter, dem er viele Güte durch meinen bekannt geworden. Empfehlen Sie mich ihm zum allerschönsten. Daß ich dort vorher und nachher fleißig gewesen, erfahren Sie nach und nach. Es erwachsen allerley Hefte zu 12 bis 16 Bogen, die zu Ostern erscheinen sollen; ich wäre weiter damit vorgerückt, hätten diese letzten sechs Wochen nicht gefordert, daß ich alle Wirksamkeit nach innen kehrte und zu den angeordneten Festen das Meinige beytrüge. Was, indem sich die Haupterscheinung dem Auge entzog, an Worten übrig geblieben, erfahren Sie auch und vergegenwärtigen sich wohl dabei das Vorübergehende. – Für den Augenblick mache eine nothgedrungene Reise nach dem Orient: der westöstliche Divan läßt sich nicht wohl ohne Vor-und Mitwort in die Welt senden. – Mein Carlsbader Aufenthalt hat die alte Berg- und Felsenfreundschaft wieder aufgeregt. Die gefälligste Belehrung des Herrn Professor Weiß, den ich freundlich zu grüßen bitte, hat mich in gesunden Tagen bedeutend angeregt und in kranken (denn auch an solchen sollte es zuletzt nicht fehlen) aufrecht erhalten.
Ganz eigen ist es, daß ich wirklich, nach Art des Enceladus, die Urgebirge berührend, ein neuer Mensch werde und immer wieder frisch gewahre, in wie schönem und doch wie seltsamen Verhältniß wir zur Natur stehen. Jeder spricht sich nur selbst aus, indem er von der Natur spricht, und doch darf niemand die Anmaßung aufgeben wirklich von der Welt zu sprechen.
Und so glaub ich denn auch die entoptischen Farben nunmehr in meiner Gewalt zu haben. Das atmosphärische Verhältniß, auf dem Umschlag meines morphologischen Heftes ausgesprochen, bleibt der Grund von allem, bleibt, wie Glas zum Harz, wie Kupfer- und Zinkerscheinung, immer dasselbige. Die mannigfaltigen Umwendungen aber dieser abermaligen Polarität am Licht und durch's Licht, aber nicht in und aus dem Licht, werden Sie gewiß erfreuen, ja ich hoffe überraschen. Ich sehne mich nach den ersten freien Wochen, wo ich dieß mit Liebe und Genuß zu behandeln gedenke. Dagegen hoffe ich, daß Sie Ihr wissenschaftliches Thun und Lassen, das auf mein Wesen und Treiben so günstigen Einfluß hat, nicht ganz hintan setzen werden.
Von gar manchem andern sollte ich sagen, denn es ist diese Zeit auf vielerley Weise für mich liebreich und bedeutend geworden, darauf will ich mich aber nicht einlassen, damit nur dieser Brief zu Ihnen gelange und, wo nicht die Verjährung, doch die Vermonatung unterbreche, die sich so leicht zwischen Briefwechsel hineinlegt.
Möcht ich von Ihrem Befinden und Ihrer Thätigkeit bald das Beste vernehmen. Empfehlen Sie mich Herrn Minister von Altenstein auf das angelegentlichste und lassen mich von Freund Langermann bald etwas Tröstliches hören, man will seinen Gesundheitszustand nicht zum Besten schildern.
Übrigens entschuldigen Sie mich, wenn Sie hören sollten, daß ich mehreren Freunden Briefe schuldig bin. Es ist mir nicht möglich einzelne Zahlungen zu leisten, zum Staatsbanquerout soll es aber hoffentlich auch nicht kommen.
Erhalten Sie mir Neigung und Andenken!
gehorsamst
Weimar den 8. Januar 1819.
Goethe.
31/53.
An Carl Friedrich Ernst Frommann
Höchst angenehm war mir's zu vernehmen, daß die Gedichte des Festzugs Ihnen und den werthen Ihrigen eine recht frohe Stunde verschaffen konnten. Ich durfte mich in Ihre Mitte versetzen, wo ich so gern verweile. Möge mir diese Gunst des guten Geschicks bald gewährt seyn!
Vorläufig sende das Wenige, was auf die beiden leeren Seiten des Umschlags gesetzt werden kann. Wegen des Übrigen will ich mit mir und Freunden zu Rathe gehen und nächstens das Weitere vermelden.
Mit den besten Wünschen und Empfehlungen
ergebenst
Weimar den 9. Januar 1819.
Goethe.
31/54.
An Bernhard Hundeshagen
[Concept.]
Ew. Wohlgeboren
verfehle nicht sogleich zu vermelden, daß die Exemplare Ihres schätzbaren Werkes glücklich angekommen und alsobald vertheilt worden sind, ich hoffe zu allgemeiner Zufriedenheit. Möge nur auch daraus zu Ihrer persönlichen Förderniß etwas Erfreuliches entstehen; in so fern es an mir liegt, werde ich immer gern dazu beitragen. Mehr sage dießmal nicht, damit der Brief nicht zurück bleibe.
Mich geneigtem Andenken unter der Zusicherung aufrichtiger Theilnahme empfehlend.
Weimar den 9. Januar 1819.
31/55.
An Carl Friedrich Ernst Frommann
[Concept.]
Zu geneigter Beurtheilung.
Der vor mir liegende Ariost von Gries hält das Format der größeren mir übersendeten Probeseite, hat jedoch einen größeren Druck, demjenigen, der zum Divan gebraucht worden, gleichzuhalten, und nimmt sich sehr gut aus. Daher würde ich rathen, die Festgedichte in demselben großen Octav mit den Lettern des Divans abzudrucken, die andere hingegen, 1/2 Grad kleiner, zu dem prosaischen Nachtrag desselben anzuwenden. Stimmen Sie damit ein, so können Sie diesen Nachtrag bald möglichst anfangen und den ersten Bogen absetzen lassen. Binnen acht Tagen schicke ich die revidirten Gedichte und auch damit könnte der Anfang gemacht werden.
Mir ist sehr viel daran gelegen, daß beiderseitigen Abdruck sich nicht so weit in den März hineinziehe, und geschähe mir daher durch Beschleunigung ein sehr großer Gefalle.
Weimar den 10. Januar 1819.
31/56.
An Carl Friedrich Moritz PaulGraf von Brühl
Sie verzeihen mir gewiß, mein theuerster Herr und Freund, wenn ich Ihren Brief nicht schnell erwiderte; die großen Epoche, die vor uns vorüberging, hat uns alle in Nachdenken. Thätigkeit und Bewunderung gesetzt, und so flogen acht Wochen unter Vorbereitung, That, Genuß und Nachklang hin, ohne daß wir selbst recht wissen wie es uns zu Muthe war.
Nun also zu Ihrer freundlichen Mittheilung, deren Unerfreuliches mir nicht ganz fremd war; denn wir alten Praktiker müssen ohngefähr die Wirkung der Arzney voraussehen. Die gute Lila, aus den allerzufälligsten Elementen, durch Neigung, Geist und Leidenschaft, für ein Liebhabertheater nothgedrungen zusammen gereiht, konnte niemals eine große, bedeutende Darstellung begründen; das dort aus Noth Gebrauchte war reizend, aber mehr verlangt man billig, wo so viel Mittel bereit sind. Möge daher Ihr guter, freundlicher Wille für den Compositeur der Casse nicht zu allzugroßem Schaden gereichen.
Über Paläophron und Neoterpe wagte ich nichts zu fragen, denn mir war diese liebe kleine Production nicht mehr gegenwärtig. Vor wenig Tagen jedoch lasen mir zwei hübsche, verständige, gelehrige Kinder das Werkchen ganz anmuthig wieder vor dabey macht ich die Bemerkung, daß daran gar nichts weiter zu thun sey. Denn dieser Scherz, dessen unschuldigen Ursprung und heitere Wirkung Sie am besten kennen, gewinnt für den Augenblick etwas Bitteres, da Gelbschnabel und Haberecht, nicht etwa nur innerhalb kleinstädtischer Philisterey, sondern in Reichs- und Weltbezirken ihr Wesen treiben und, anstatt einander aus dem Wege zu gehen, ein Schutz- und Trutzbündniß mit Einschluß von Naseweis und Grießgram getroffen haben.
Sollten Sie also auf irgend einer Privatbühne davon Gebrauch machen, so würde ich rathen, das Ganze zu lassen wie es ist und nur am Ende, da es denn doch wohl als gelegenheitlich irgend einer verehrten Person gebracht wird, die Züge mit wenig Pinselstrichen zu verändern. – Bei diesem Anlaß darf ich nicht verschweigen, daß unsere liebe Neoterpe in diesen Tagen glücklicherweise eine Aristeia (das heißt verdolmetscht: eine vollkommen darstellende Erscheinung ihrer inwohnenden Kräfte und Tugenden) gehabt habe. Bey dem großen Redoutenaufzug vor J. M. der Kaiserin Mutter nämlich habe die Freundin verführt den Epilog zu sprechen. Wenn er Ihnen nächstens gedruckt zu Handen kommt, hoff ich daß Sie billigen werden, wenn sie sich hat verführen lassen, auch ist es so vollkommen geglückt, daß sie als der liebenswürdigste Stern unter Sternen und Sonnen zum Schluß aufleuchtete.
Nun aber auch kein weiteres Wort, als daß ich Ihrer Neigung und freundlichstem Andenken empfohlen zu seyn wünsche.
Der Ihrige
Weimar der 14. Januar 1819.
Goethe.
31/57.
An Sulpiz Boisserée
Vorerst also muß ich in Erwiderung Ihres lieben Schreibens vermelden, daß I. M. die Kaiserin Mutter Ihrer Sammlung mit vielem Antheil gedacht, sodann aber meinen Glückwunsch hinzufügen, daß Sie die bisherige Lage, die denn doch zuletzt peinlich werden mußte, verändern, wodurch denn doch eine Bewegung in Ihr Schicksal kommt und Ihnen vorerst eine freiere Ausstellung Ihrer Schätze gewährt ist. Möcht ich Sie in Ihrer neuen Lage doch dieses Jahr begrüßt können.
Von meinen Zuständen läßt sich nur so viel sagen, daß ich anhaltend thätig und fleißig war, wozu mir der Gebrauch des Carlsbader Brunnens erwünschte Leichtigkeit verlieh. Ich habe diesen Winter noch keine Unterbrechung erlitten. Innerhalb der nächsten vier Monate sehen Sie allerley von mir: ein Heft Kunst und Alterthum, den Divan, die prosaischen Nachträge dazu und die Gedichte, die ich zum Festzug bei Gegenwart J. M. der Kaiserin auf meiner Einsiedeley zu Berka schrieb. Möge das alles zu guter Stunde Ihnen zukommen.
Vermehrt habe ich meine Natur- und Kunstschätze zwar nicht so reichlich wie Sie die Ihrigen, doch aber genug zu Belehrung und Unterhaltung, welche in den langen Winterabenden höchst nothwendig war. Vorzügliche Männer haben sich auch wieder in unsere Kreise gefunden, und stirbt denn doch das alte Weimar nicht aus. Meyer freilich ist der treuste Lehr- und Lebensgenosse und so sehen wir noch einmal zusammen den Tag sich Morgens und Abends erweitern.
Vorstehendes hielt ich zurück um vielleicht noch irgend etwas Erfreuliches beizulegen; nun kommt die Nachricht von dem Tode der Königin von Würtemberg, die arge Verwirrung verursacht. Daß ich im ersten Schreck Ihrer gleich gedacht war das Natürlichste, und obgleich nicht zu fürchten ist, daß dieß an Ihrem Verhältniß etwas verändere, so ist es doch höchst unangenehm in einen neuen Zustand einzutreten, der vor kurzem einen solchen Stoß erlitten hat. Sagen Sie mir baldmöglichst hierüber ein tröstliches Wort.
Mögen meine besten Wünsche fruchtbar sein!
Weimar den 14. Januar 1819.
G.
31/58.
An Christian Gotthold August Urban
[Concept.]
Ew. Wohlgeboren
Schreiben und Sendung konnte mir nicht anders als angenehm seyn. Sie zeugt von einsichtiger Aufmerksamkeit auf die Ereignisse der Natur und des Lebens. Mit Wenigem bemerke daher, daß es mir angenehm seyn würde, von den kleinen Bergkrystallen mehrere zu erhalten. Auch würd ich dankbar seyn, wenn Sie mir den bezeichneten Schädel übersendeten.
Eben so wünscht ich Ihre geführte Tagestabelle zur Einsicht, welche baldigst zurückerfolgen sollte.
Hat man versucht, die Glockenschrift zu lesen? Ich werde sie erfahrenen Männern sogleich mittheilen.
Soviel ohne Aufenthalt.
Weimar den 15. Januar 1819.
31/59.
An Georg Heinrich Noehden
[Concept.]
Ew. Wohlgeboren
nehmen beikommendes Heft zu geneigtem Andenken. Bei Durchlesung desselben wird die kleine halberhobene Arbeit in Ermangelung einer größern Nachbildung gute Dienste leisten.
Nach bequemen Gebrauch erbitte mir sie gelegentlich zurück.
In Hoffnung baldiges Zusammentreffens.
Weimar den 15. Januar 1819.
31/60.
An Christian Ernst Friedrich Weller
Da mir nunmehr auf Serenissimi höchsten Befehl die Leitung des Geschäftes am Löberthor übertragen ist, so wünsche ich, mein werthester Herr Doctor, daß Sie Montag den 18. Januar bey Zeiten herüber kämen, damit alles nochmal umständlich beysprochen, auch die sämmtlichen Expeditionen ausgefertigt würden.
Den Sonntag aber (morgen) wendeten Sie dazu an, die Sprache nochmals mit Timmlern durchzusprechen, ob ihm noch etwas zu bemerken beygehe.
Gleichfalls wünschte ich, daß Sie Herrn Hofrath Succow in meinem Namen begrüßten, ihm von dem vorseyenden Geschäfte nähere Nachricht gäben und zugleich anfragten, ob er, den die Abtragung des inneren Thurms so nahe berührt, etwas zu erinnern finde, oder ob und wie derselbe, nach seinen bisherigen Äußerungen zu schließen, mit in die Angelegenheit eingreifen und die eintretenden Umstände zu eigenem Vortheil, zur Verbesserung und Verschönerung seines Wohngebäudes zu benutzen gedenke.
Weimar den 16. Januar 1819.
Goethe.
31/61.
An Carl Franz Anton von Schreibers
[Concept.]
Als ich eben in Begriff bin zu Eintritt des Jahres mich wieder zu Ew. Hochwohlgeboren Gedächtniß zu empfehlen und fernere Geneigtheit zu erbitten, auch die aufrichtigsten Wünsche für Ihr Wohl hinzuzufügen, erhalte ich von Ihro Auftrag, den ich mit vielen Grüßen ausrichten soll und dessen ich mich am besten mit höchst eigenen Worten des Handbillettes entledige:
»1° ist in dem Garten zu Stra, an der Brenta, zwischen Venedig und Padua, eine ungeheure Magnolia Grandiflora im Freien, die alle Jahre viel reifen Samen trägt und die welchen diesen Herbst gehabt hat. Sehr wünschte ich, einige Zapfen von selbiger, in welchen noch der Samen befindlich ist, zu haben und dieses balde.
2° wünsche, daß Herr von Bose in Schönbrunn oder die Erzherzöge Carl oder Anton ersucht würden, mir junge Exemplare von der
Paeonia arborea fl. rubro (auch Moutan genannt)
– – pavonatia zu überlassen.«
Ew. Wohlgeboren werden hieraus ersehen, daß meinem gnädigsten Herrn eine besondere Gefälligkeit durch Mittheilung dieser Pflanzen geschieht, weshalb eine geneigte Übernahme dieses kleinen Geschäfts nicht weiter empfehle.
In wenigen Tagen übersende mehrere Exemplare der Heilsberger Inschrift, welche denn auch mancherley Unterbrechungen endlich zu Stande gekommen. Wobei ich freundlich-geneigtes Andenken auch für die Zukunft hoffen darf.
Weimar den 18. Januar 1819.
31/62.
An Carl Friedrich Zelter
Nicht allein die Seefische sind glücklich angelangt, sondern am 14. d. speisten wir den letzten, als Beylage zu Teltower Rübchen; der im Augenblick ankommende Caviar verwandelte die ganze Mahlzeit in deine Gabe. So viel wollte kürzlich vermelden. Zugleich auch, daß sowohl Ballade als Klaggesang zu meiner größten Zufriedenheit vom Inspector Schütz, den ich ausdrücklich hineinholen ließ, sind vorgetragen worden. Ich finde beide sehr glücklich, wie man bei Wiederholung derselben erst recht gewahr wird.
Wegen der Festgedichte mußt du dich noch gedulden; sie wollen theilweise nichts heißen. Auch ist wenig, vielleicht gar nichts zum Gesang zu gebrauchen, da selbst die lyrischen Stellen eigentlich für die Recitation angelegt sind.
Sonst ist mir manches Erfreuliches widerfahren. Meine Sammlung von Bronzen hat eine lehrreiche Vermehrung erhalten, so wie auch die geschnittenen Steine. Das junge Volk ist munter und wohl und ich halte mich diesen Winter so ziemlich auf den Füßen, und so sehen wir denn, mit einiger Behaglichkeit, der wieder herankommenden Sonne entgegen und somit allen guten Geistern empfohlen.
Weimar den 18. Januar 1819.
G.
N.S.
Das wohltemperirte Clavier soll, wenn es ankommt, auch in duplo willkommen seyn, so behalte ich ein Exemplar in der Stadt und der gute Inspector braucht das seinige nicht von Berka hereinzuschleppen. Das Corrigendum im Klagegesang ist auch sogleich berichtet worden.
eod.
31/63.
An Heinrich Carl Abraham Eichstädt
Ew. Wohlgeboren
haben mir erlaubt in schwierigen Sprach- und Geschmacksfällen bei Denenselben Rath und Entscheidung zu erholen; gegenwärtige befinde mich in solchem Falle.
Man gedenke den Pflanzenkatalog von Belvedere herauszugeben mit der Anschrift: Hortus Belvedereanus. Dieses Adjectivum will mir nicht gefallen, ohnedaß ich ein anderes wüßte. Möchten Sie mir hierüber zu einer Bestimmung verhelfen, so würde ich mit Sicherheit in einem Geschäfte verfahren, welches unserm gnädigsten Herrn besonders am Herzen liegt, und Ew. Wohlgeboren gefällige Mitwirkung anzurühmen nicht verfehlen.
Hochachtungsvoll
ergebenst
Weimar den 19. Jänner 1819.
Goethe.
31/64.
An Carl Friedrich Ernst Frommann
[Concept.]
Ew. Wohlgeboren
erhalten hierbey das Manuscript zum Divan, zugleich auch ein corrigirtes Druckexemplar; doch wäre der Wiener Drucker und Corrector vorzüglich an letzteres zu weisen, weil solches gegenwärtig auf alle Weise zuverlässige ist als das Manuscript.
Hiezu fügen wir noch die treusten Wünsche und besten Empfehlungen.
Weimar den 21. Januar 1819.
Wegen dem Druck des hier beykommenden Manuscriptes thue vorläufig folgende Vorschläge:
1. Man entschiede sich für Großoctav.
2. Brauchte man die Lettern vom Divan.
3. Das Unterstrichene wird entweder gesperrt oder cursiv gedruckt; welches von beiden wäre vorzuziehen? Vielleicht Letzteres.
4. Man finge jedes Gedicht auf einer neuen Seite an; oder nur alsdann, wenn das vorhergehende wenigstens die Hälfte der Seite herunter ist?
5. Besonders müßte man sich hüten, eigentlich Strophen, sie seyen acht-, sechs- oder vierzeilig, zu brechen.
6. Die verschiedenen Schmutztitel als entscheidende Abtheilungen wünschte ich beibehalten.
7. Da keine Prachtausgabe beliebt wird, so wünschte doch, daß diese möglichst elegant würde.
8. Da sich Herr von Cotta über die Stärke der Auflage nicht erklärt hat, so wüßte darüber auch nichts zu sagen. Ew. Wohlgeboren werden ja nicht nach Analogie ähnlicher Druckschriften verfahren.
9. Außer denen mir gewöhnlicher zukommenden Exemplaren wünschte noch hundert auf vorzüglich gutes Papier. Was würde man billigerweise dafür zu zahlen haben?
10. Sollte man nicht ein Dutzend mit breiterem Rand, also in Quadratformat, abdrucken, den höchsten Personen damit aufzuwarten?
11. In welcher Zeit könnte man allenfalls auf die Beendigung des Drucks rechnen?
12. Wie der Titel einzurichten, daß die beiden unterstrichenen Worte gut in's Auge fallen und das Ganze wohl proportionirt sey, bleibt typographischer Einsicht überlassen.
13. Mir doppelte Revisionsbogen erbittend.
14. Das Manuscript schneiden Sie nach Bequemlichkeit aus einander.
31/65.
An Johann Friedrich Heinrich Schlosser
[Concept.]
[21. Januar 1819.]
Hierbey, mein würdiger Freund, sende mit vielem Dank die Quittung. Mögen Sie die Gefälligkeit haben, an die Herrn Müller, Bury und Jünger in Hanau acht Thaler zu senden, das Übrige aber, was mir noch zukommt, wohlgepackt mit dem Postwagen unter meiner Adresse anher zu schicken.
Wegen des vormals Ochsischen Hauses haben Sie doch die Güte zu überlegen, ob sich nicht jemand fände der diese Hypothek übernähme, wenn man ein Billiges daran fallen ließe. Man mußte an Staatspapieren so manchen Verlust erleiden, warum sollte man sich nicht bey einer Hypothek gleichfalls dazu entschließen. Wir sind Ihnen für geneigte Verwaltung und Besorgung so sehr verpflichtet, daß ich Sie gern auch der Bemühung wegen des kleinen Überrestes überhoben sähe.
Die Meinigen, die sich wohl befinden, empfehlen sich Ihnen und den theuern Ihrigen zum allerschönsten. Möchten Sie unserer jederzeit mit Liebe gedenken.
Weimar den 20. Januar 1819.
31/65a.
An Carl Friedrich Ernst Frommann
Indem Ew. Wohlgebohren hiebey ein Dutzend Titelblätter Heilsberger Innschrift übersende, lege abermals etwas Manuscript bey, und empfehle mich unter den besten Wünschen zu geneigtem Andenken.
ergebenst
Weimar den 21 ten Jan. 1819.
Goethe.
31/66.
An N.N.
[Concept.]
Zum Behuf der meteorologischen Anstalt auf dem Ettersberge habe einen Kleinen Aufsatz über die Howardische Wolkentheorie geschrieben. Ich wünschte denselben wieder auf einige Zeit in meine Hände, da mir eine reine Copie davon abgeht.
Weimar den 22. Januar 1819.
31/67.
An Münderloh und Comp.
[Concept.]
Unter den Elgin Marbles befindet sich ein wohlerhaltener Pferdekopf, welcher in dem Werke über diese Gegenstände, London 1816 in 4°, auf der zwölften Platte in Kupfer abgebildet ist. Einen guten Abguß in Gyps von diesem Kopf wünschte man zu haben und ersucht die Herren Münderloh & Comp. denselben zu bestellen, auch ihn wohleingepackt anher transportiren zu lassen.
Weimar den 22. Januar 1819.
31/68.
An Friedrich Theodor von Müller
[Weimar, Ende? Januar 1819.]
Mit dem schönsten Danck die politico-literaria zurück. Es ist eben ein neuer Zanckapfel zwischen die schon kämpfenden Partheyen gefallen wodurch die Ilias nur kampfreicher werden muß.
G.
31/69.
An Julie von Egloffsteinund Adele Schopenhauer
Da ich nicht das Vergnügen haben kann, meine schönen Freundinnen heute Abend zu begrüßen, so will ich nur bemerken, was ich mündlich zu eröffnen gedachte: daß ich wünschte, wir führten Paläophron und Neoterpe Mittwoch den 3. Februar in meinem Saale auf zu Ehren der Prinzeß Marie und zu Freuden anderer Zuschauer.
Für Altar, Mäuerchen, Sessel und schickliche Wändeverzierung ist gesorgt, nicht weniger für die Masken der vier stummen Personen. Wegen einiger Proben bereden wir uns noch. Ich hoffe bald wieder präsentabel zu seyn.
Alles Frohe und Gute wünschend!
Weimar den 28. Januar 1819.
Goethe.
31/70.
An Christian Ernst Friedrich Weller
Sie erhalten hierbei, mein werthester Herr Dr., bei beikommenden Blätter zu weiterer Bestellung, wobei noch einiges bemerke.
Ich habe in Ihren Tagebüchern gefunden, daß von einem Hause die Rede ist, welches Timmler selbst kaufen und in der Folge vielleicht besser bauen wolle. Sollte hiemit das Lößelische Haus gemeint seyn, so mache aufmerksam, daß es nicht bleiben kann. Übrigens wäre es nicht übel wenn man mit demselben gelegentlich eine leidliche Abkunft treffen könnte.
Wegen Römhild muß bemerken, daß derselbe nur provisorisch angestellt war und daß ich nicht gemeint bin, ihn, als einen bedürftigen Fremden mit Familie, gegen die Protestation der Behörden zu schützen. Wie ich denn Großherzoglicher Landesdirection auf deren Communicat unbewunden erwidert habe. Wornach Römhild, wenn die Sache zur Sprache kommt, zu bedeuten wäre.
Weimar den 31. Januar 1819.
Goethe.
31/71.
An Carl Friedrich Ernst Frommann
[Concept.]
Ew. Wohlgeboren
sende die revidirten beiden Bogen hiermit zurück und ersuche Dieselben, diese kleinen Geschäfte nach Gelegenheit gefällig zu fördern.
Ich wiederhole daß ich zu erhalten wünschte
25 Velinpapier, 15 Druckpapier in 8°,
wie gewöhnlich, und außerdem besonders
12 Velinpapier in 4°,
50 Velinpapier, 50 Druckpapier in 8°.
Dabei muß bitten, von diesen mir bestimmten Exemplare die Worte: Stuttgart, in der Cottaischen Buchhandlung wegzulassen, weil denen Höchsten und hohen Personen, denen solche bestimmt sind, die traurigste Erinnerung hiedurch wieder erregt würde. Wollte Sie etwa die Jahrzahl 1818 darunter setzen, so würde doch wenigsten etwas an jener Stelle stehen.
Manuscript auf einige Bogen zum Nachtrag des Divans liegt bereit. Mit den beten Wünschen mich empfehlen.
Weimar den 4. Februar 1819.
31/72.
An Christian Gottlob Voigt
Ew. Exzell.
komme, nach langer Pause, in der ich mich nicht zum besten befunden, endlich einmal freundlichst zu begrüßen und einige Exemplare der Heilsberger Inschrift vorzulegen. Wohin und an wen wären allenfalls Abdrücke zu senden? Wollten Ew. Exzell. mir darüber einigen Winck ertheilen; so wollte für sorgfältiges Einpacken besorgt seyn. Vielleicht nach Göttingen einige durch Herrn Dr. Nöhden? Und sonst.
Mich herzlichst empfehlend
W. d. 5. Febr. 1819.
Goethe.
31/73.
An Adolf Heinrich Friedrichvon Schlichtegroll
[Concept.]
In Ägypten bei Rosette ward eine Inschrift gefunden, welche sowohl in Hieroglyphen als in andern Sprachen ein Denkmal aus den Zeiten des Ptolomäus Epiphanes darbot. Der Stein gelangte nach England, woher ein Facsimile der gelehrten Welt mitgetheilt wurde. Dieses ist in München durch Steindruck vervielfältigt und durch ein Programm des Herrn von Schlichtegroll am 28. März 1818 uns näher bekannt geworden. Es wäre zu wünschen, diese Münchner Nachbildung allhier zu besitzen.
Weimar den 9. Februar 1819.
31/74.
An Georg Heinrich Noehden
[Concept.]
Ew. Wohlgeboren
haben die geneigt zugesagte Gefälligkeit, beygehendem Brief eine englische Gestalt zu geben.
Darf ich zugleich ersuchen Morgen, Sonntags, den Abend bey uns wie vor acht Tagen zuzubringen; wodurch mir und den Freunden einige sehr angenehme Stunden bereitet würden.
Weimar den 13. Februar 1819.
31/75.
An Julie Seebeck
[Concept.]
Ihre geneigte Sendung, meine theure Freundin, hat mich auf vielerley Weise Vergnügen gemacht. Zuerst will ich Ihnen also im Namen meiner artigen Schwiegertochter den schönsten Dank für das schmackhafte Küchengeschenk abtragen; sodann aber mich in meinem eignen Namen höchlich erfreuen daß es die letzten Nürnberger Würstchen sind die ich durch Sie erhalte. Sie melden mir alles Erwünschte, und zu gleicher Zeit empfange von Berlin ein Schreiben dessen Auszug hierher zu setzen mir nicht verwehre.
»Das erste betrifft Seebeck. Die Akademie der Wissenschaften hat ihn zu ihrem ordentlichen Mitgliede erwählt, die Wahl ist bestätigt, und in diesem Augenblick sind die letzten Verhandlungen vor, die seine vortheilhafte Stellung hieselbst sichern. Er ist schon mit Anstalten zur Häuslichen Niederlassung beschäftigt, und hat am Mittwoch der ersten Sitzung der Akademie beigewohnt. Sein Aufenthalt seit dem Sommer hat ihn überall auf das vortheilhafteste bekannt gemacht; schon ist sein Einfluß erfreulich wahrzunehmen.«
Nehmen Sie also meine besten Glückwünsche mit dem einzigen Vorbehalt, daß bey Ihrer Durch- und Vorbeyreise ich, wenn ich gegenwärtig seyn sollte, persönlich, oder, in meiner möglichen Abwesenheit, die Meinigen das Vergnügen haben Sie und die werthen Ihrigen zu begrüßen, ältere Verhältnisse zu erneuern und neue anzuknüpfen.
Weimar den 14. Februar 1819.
31/76.
An Carl Dietrich von Münchow
[Concept.]
Ew. Hochwohlgeboren
mir gemeldeten Entschluß hatte schon früher zu meinem großen Leidwesen vernommen: denn da in meinen Jahren man schwerlich neue zeit- und charaktergemäße Verbindungen anknüpfen möchte, so muß es uns schmerzlich fallen, ältere geprüfte sich auflösen zu sehen. Hiebey bleibt uns nur zu Trost und Beruhigung, wenn wir nicht uns selbst, sondern den andern betrachten dem eine solche Veränderung zum Heil gereicht, wie dieses gegenwärtig der Fall ist.
Ew. Hochwohlgeboren wünsche, zu neuer und erweiterter Thätigkeit, so den Naturforschern, denen, wie Nees von Esenbeck meldet, das Schloß Poppelsdorf schon eingeräumt ist; zur Übersicht des Himmels und der Erde werden Sie sich gewiß kein geringeres Local wählen, da ich Sie denn dringend ersuche, im Angesicht des Siebengestirns und des Siebengebirgs früherer freundschaftlichen Tage in den Thälern der Ilm und Saale zu gedenken, und mich von Zeit zu Zeit mit Nachricht zu erfreuen.
Aufrichtigst wünschend!
Weimar den 16. Februar 1819.
31/77.
An Carl Franz Anton von Schreibers
[Concept.]
Ew. Hochwohlgeboren
verfehle nicht zu vermelden daß mit dem heutigen Postwagen mehrere Exemplare des Aufsatzes über die Heilsberger Inschrift an Hochdieselben abgegangen, deren gefällige Vertheilung wir uns erbitten.
Ihro Königliche Hoheit der Großherzog ersuchen mit den besten Grüßen, Ihro des Erzherzogs Johann Kaiserliche Hoheit, des Herrn Fürsten von Metternich Durchlaucht, nicht weniger die Herrn von Hammer und Gentz damit zu versehen, auch wer sonst noch an diesen antiquarischen Blättern einiges Interesse findet. Hiebey bemerke daß noch mehrere Exemplare zu Diensten stehen.
Der ich mich auch für das laufende Jahr Hochderoselben Theilnahme und geneigter Beförderung unserer kleinen wissenschaftlichen Wünsche und Zwecke angelegentlichst empfehle.
Weimar den 16. Februar 1819.
31/78.
An Christian Gottfried Daniel Neesvon Esenbeck
Ihr letztes Schreiben, mein Werthester, mit der Beylage, hat manche frühere Sorge und Bedenklichkeit aufgehoben. Meine zurückgehaltenen Papiere sind auch deshalb ganz ohne Werth, nur ward darin Ihre freundliche Stimme aus einer sonst so unfreundlichen Region nach Würden geschätzt; ich begriff nicht wie mir von dort her etwas Erfreuliches kommen sollte.
Alles aber was ich eigentlichst und herzlichst zu sagen hätte, könnte bloß mündlich geschehen, denn es ist vollkommen esoterisch; wie wollen Sie
1. Wahrhaftigkeit in die Wissenschaften bringen, welche durch so viele einzelne angehende, mittlere, ältere, älteste Individuen mehr oder weniger getrieben, genutzt und behauptet werden; wie wollen Sie die Knoten auflösen, die ich Ihnen hier nur Lakonisch vorlege: Priorität, Anticipation, Präoccupation, Plagiat, Posseß, Usurpation, und wie der Greuel alle heißt.
2. In Gefolg dessen, obgleich gewissermaßen lyrisch die Zwischenglieder überspringend, widerrathe den Vorschlag: die übrigen deutschen wissenschaftlichen Vereine sich zu affiliiren. Diese äußere Form führt Sie zu nichts, sie schmeckt ein wenig nach Autorität, die dem Deutschen immer verhaßt war und immer verhaßter wird. Vertrauen aber schenken die lieben guten Landsleute gern und nur dadurch kann man werden, bleiben und wirken.
3. Deswegen wäre für Sie das Gerathenste, sich im Stillen umzusehen was denn von Individuen in Ihrem, in unserm Sinne bisher männlich wirke, gewirkt habe, oder sich jugendlich bestrebe. Diese auch ohne äußere Form zu versammeln, festzuhalten, mit ihnen lebendig zu wirken ist keine Kunst, ist die Natur selbst und muß gedeihen.
Was übrigens das eigentlich Exoterische betrifft, so bedürfen Sie dazu weder Rath noch Beyhilfe. Ihr schöner Feenpallast auf altem geistlichen Grund und Boden, zu behaglichen Zwecken errichtet, giebt für die Wissenschaften ein Merkzeichen, welches Augen und Sinn anzieht. Als Präsident der edel gegründeten würdigen, gerade zur jetzigen Zeit, als zur glücklichsten Epoche, wieder zu belebenden Anstalt, sehen Sie Ihren äußeren Wirkungskreis gränzenlos, und ich freue mich noch Zeuge zu seyn, wie weit Sie ihn erstrecken und wie würdig Sie ihn ausfüllen.
Freylich hätt ich noch tausenderley Dinge, die ich als geheimes Fideicommiß Ihrem Treuglauben hinterlassen möchte. Da solche aber nur mündlich geschehen kann, so wäre mir nichts wünschenswerther als Sie diesen Sommer besuchen und mich an Ihrer Thätigkeit kräftigen zu können.
Mögen Sie Sorge tragen daß die Astern bey mir zu rechter Zeit anlangen, werden Sie mir viel Vergnügen verschaffen. Dagegen hoffe zu rechter Zeit an Samen und Pflanzen einiges übersenden zu können, damit ich aber nicht ganz fehl greife, so werden Sie wohl die Gefälligkeit haben, mir anzuzeigen, womit Ihnen am meisten gedient wäre.
Nun aber, indem ich das Geschriebene übersehe, kommt mir Inhalt und Ausdruck ganz anders vor, als da ich's dictirte; fast mögt ich das Blatt abermals zurückhalten, und sende es nur fort in Hoffnung, daß Sie es als freygesprochenes Wort am Ufer des Rheins aufnehmen, und sich selbst einen Commentar über diese gedrängten Zeilen vorsprechen werden. Lassen Sie mich nicht lange ohne Nachricht. Alle echte Thätigkeit, gewiß auch die Ihrige, eilt einer jeden Vorstellung, die man sich davon machen könnte, vor.
Tausend Lebewohl und Empfehlungen an die Mitbewohner des Paradieses.
ergebenst
Weimar den 17. Februar 1819.
Goethe.
31/78a.
An Johann Heinrich Färber
Wollen Sie, mein guter Färber, beykommendes baldigst bestellen!
W. d. 17 Febr. 1819.
G.
31/79.
An Johann Friedrich Heinrich Schlosser
[Concept.]
Durch Ihren abermals geneigten und günstigen Brief erfüllen Sie einen doppelten Wunsch, den mich endlich aus jenen unsichern Verhältnissen gesetzt zu sehen, und zugleich, Sie von mancher um meinetwillen übernommenen Mühe für künftig befreit zu wissen. Haben Sie daher die Güte die für mich eincassirten 3000 fl. in Kopfstücken wohlgepackt, etwa durch die fahrende Post, anher zu senden. So eben finde Gelegenheit sie anzulegen und die kleine Lücke der Interessen ist von gar keiner Bedeutung.
Was die durch jene Versur mir zuständig gebliebene zweite Hypothek betrifft, so haben Sie die Güte solche gleichfalls bald möglichst zu veräußern; was Sie an der Summe fallen lassen billige zum voraus und weiß daß Sie auch dieses letzte Geschäft genauer und strenger behandlen als ich selbst thun würde. Auch die daraus erlös'te Summe haben Sie die Gefälligkeit mir mit dem Postwagen zu senden.
Nehmen Sie für diesen Abschluß meinen vollen Dank den ich mit Beschämung abstatten müßte, wenn ich nicht Ihre Thätigkeit im Allgemeinen kennte und Ihre Neigung und Gewogenheit für mich und die Meinigen zu ehren wüßte.
Leben Sie recht wohl, mein Theuerster, und empfehlen mich den werthen Ihrigen zu Hause und in Coblenz auf das angelegentlichste.
Weimar den 19. Februar 1819.
31/80.
An Johann Friedrich Cotta
Ew. Hochwohlgeboren
aufmunterndem Schreiben vom 23. Januar gemäß, habe die oft vorgenommene, höchst mißliche und beschwerliche Arbeit, von meinen Schriften chronologische Rechenschaft zu geben, abermals angegriffen und hoffe in etwa vierzehn Tagen wo nicht das Ganze, doch einen Theil zu übersenden. Wie auch schon im Morgenblatt gesagt worden, lassen sich meine Schriften vom Leben nicht sondern, deshalb ich auch schon fünf biographische Bändchen geschrieben habe. Das Mögliche will ich dießmal in möglichster Kürze thun; auf eine weitere Ausführung, in so fern sie uns gegönnt seyn möchte, hindeutend.
Zu dem Register der Pränumeranten hätte wohl zu guter Stunde einigen Städten und Freunden ein gutes Wort gesagt. Gegenwärtig möchte es nicht möglich werden, da mich der Andrang aller Art in Athem setzt.
Da wir schon im Damenkalender von den Gedichten des Divans mitgetheilt, so würde kaum rathen, noch etwas davon in's Morgenblatt zu setzen. Zusammenhang und Neuheit sollte diesem kleinen Werk das eigentlich Interesse verschaffen, und das liebe deutsche Publicum ist von der Art, daß es dasjenige für gar nichts hält, was es schon kennt.
Der Druck der Festgedichte geht vorwärts.
Viele Grüße an Boisserée's.
Meine besten Wünsche.
ergebenst
J. W. v. Goethe.
Weimar den [20.] Februar 1819.
31/81.
An Philipp Joseph von Rehfues
[Concept.]
[20. Februar 1819.]
Wohlgeborner,
besonders hochgeehrtester Herr Kreisdirector!
In Gefolg Ew. Wohlgeboren gefälligen Schreibens so wie eines von Herrn Canonicus Pick unmittelbar an Ihro Königliche Hoheit den Großherzog eingesendeten Antrags verfehle nicht anzuzeigen, daß Höchstdieselben geneigt sind, nachstehende Gemälde zu acquiriren.
1. Cornelius Agrippa.
2. Heiligen Augustin.
3. Heilige Ottilie. Ferner
4. Einige bedeutende Glasmalereyen.
Wollten Ew. Wohlgeboren bei dem Antheil welchen Sie dem guten Canonicus beweisen mich ohnschwer benachrichtigen, um welche Preise diese Kunstgegenstände zu erhalten wären, so würde weiteren unterthänigsten Vortrag deshalb thun und Dreoselben Bemühungen dankbar erwähnen können.
Der ich die Ehre habe.
Weimar den 17. Februar 1819.
31/82.
An Johann Friedrich Heinrich Schlosser
[Concept.]
Kaum haben Sie, theuerster Freund, meine letzten Aufträge und Bitten erhalten, so folgt schon wieder eine neue Sendung, die nur deshalb mit neuer Zuversicht überschicke, weil wir uns der zu hoffenden Beendigung des Geschäfts immer mehr zu nähern scheinen.
Hiebey erfolgt
1) die Deserviten-Rechnung des Herrn Dr. Schulin in meiner eignen Angelegenheit.
2) eine andere, eigentlich Herrn Liebich betreffend.
3) der Brief des Herrn Dr. Schulins.
Aus letzterem erhellet daß mit noch in den Händen des Herrn Doctors befindlichen Geldern obgedachte Rechnung ziemlich abgethan werden kann. Sodann bin auch nicht entgegen wenn man wegen No. 2 eine Abkunft trifft. Mögen Sie das alles geneigt berichtigen indem Sie die zweite Hypothek, wenn es möglich ist, verkaufen.
Mehr füge nicht hinzu als die Versicherung meiner immerfort wachsenden und Dankbarkeit.
Weimar den 22. Februar 1819.
31/83.
An Christian Ernst Friedrich Weller
Hierbey erhalten Sie, mein werthester Herr Doctor, die neulich erinnerte Verordnung an Rentamtmann Müller wegen der vierteljährigen Beyhilfe. Ferner wünschte, daß Sie mir baldmöglichst ausmittelten, wie viel der Büchertransport aus der Schloßbibliothek in die Akademische Bibliothek gekostet hat. Da ohngefähr die Hälfte noch zurück ist, so können wir wissen, auf welche Ausgabe wir uns vorzubereiten haben.
Ihrer wird soeben in einem Privaterlaß nach Gotha gedacht, ich wünsche gute Wirkung. Tausend Grüße den Freunden.
Weimar den 24. Februar 1819.
G.
Wegen Schröters dient Folgendes zur Erläuterung:
Schröter erhält vierteljährig 50 rh. Besoldung, ohngekürzt. Ferner 30 rh. vierteljährig für Auslagen, Präparate u. d. g. Über diese legt er bei'm Jahresschlusse Rechnung ab, welche der unserigen appendicirt wird; wodurch denn abermals eine Simplification unserer Museumsrechnung bezweckt wird.
Weimar den 24. September 1818.
G.
31/84.
An Johann Georg Lenz
Weimar den 24. Februar 1819.
Ew. Wohlgeboren
werden durch Herrn Hofrath Schwabe von Seiten Ihro Königlichen Hoheit der Frau Erbgroßherzogin eine Anzahl ausgestopfter, in Berlin angeschaffter Vögel erhalten. Färber mag sie in Empfang nehmen und einstweilen verwahren, wegen der Ausstellung wird Rath zu pflegen seyn. Man pflegt in neuerer Zeit nicht mehr einzeln in Kasten zu verwahren sondern in Glasschränken auf beweglichen Stängelchen zu ordnen. Hierüber wäre erst Erkundigung einzuziehen.
Das Beste wünschend
ergebenstGoethe.
31/85.
An Johann Heinrich Meyer
Könnten Sie, theurer Freund, um 12 Uhr bey mir einsprechen, so würden Sie Herrn Staatsrath Köhler bey mir finden, wie es die Hoheit zu wünschen scheint.
Weimar den 26. Februar 1819.
G.
31/86.
An die Großherzogin Maria Paulowna
Durchlauchtigste Erbgrosherzoginn,
gnädigste Fürstinn und Frau,
Ew. Kayserl. Hoheit geruhen meinen aufrichtigsten Danck gnädigst aufzunehmen für die mir gegönnte Bekanntschaft des H. Staatsrath Köhler. Schon die ersten Stunde war höchst belehrend und erfreulich. Möge der werthe Mann und Kenner uns noch manche Stunde seines Hierseyns zu schencken belieben!
Verehrend
Weimar d. 26. Feb.
unterthänigst
1819.
J. W. v. Goethe.
31/87.
An Johann Georg Lenz
Serenissimus wünschen zu wissen, wohin man den Stein des beykommenden Ringes rechnen könnte, mögen Ew. Wohlgebornen uns durch Ihre Kenntniß hiebey zu statten kommen.
Mit den besten Wünschen
ergebenst
Weimar den 27. Februar 1819.
Goethe.
31/88.
An den Großherzog Carl August
1) Aus beiliegendem Lenzischen Briefe ersehen Ew. Königliche Hoheit, daß dieser Erzkenner den Ringstein für ein Artefact erklärt. Wunderbar ist es, daß ein durchreisender Kunstkenner, welchem ich ihn vorlegte, gleicher Meinung war. Ich kann mich aber derselben nicht conformiren: denn wäre es ein chemisches Product, so müßte man es als Glas ansprechen, das diese Härte nicht hat, indem ich der Rückseite mit dem schärfsten englischen Stahl nichts anhaben konnte. Meo voto ist es daher ein streifiges Quarz-Gestein, deren es manche, obgleich von andern Farben, unter den Mecklenburgischen giebt. Eine blaue Abweichung könnte gar wohl vorkommen.
2) Das gleichfalls beigelegte Schreiben des Hofraths Schwabe veranlaßt mich ferner Ew. Königlichen Hoheit Befehle zu erbitten. Die Vogelbälge werden in diesen Tagen wieder hier seyn. Soll ich
a) Stengern kommen lassen?
b) die Sache mit ihm besprechen?
c) von ihm vernehmen in wie fern er die Vögel, ihre Art und Weise kennt?
d) ihm auf der Bibliothek Abbildungen derselben vorlegen lassen?
e) mit ihm einen Accord machen?
f) wäre auch zu bestimmen wie man sie aufstellte? Einzelne Glaskästen sind kostspielig und nehmen gar zu viel Raum weg. Ich erinnere mich dunkel sie irgendwo in Glasschränken, auf beweglichen Stäben gesehen zu haben, doch ist mir der Mechanismus nicht mehr deutlich; vielleicht ist Höchstdenenselben aus Paris eine solche Veranstaltung gegenwärtig. Hofrath Voigt müßte auf alle Fälle Auskunft geben können...
Weimar den 2. März 1819.
31/89.
An Carl Friedrich Ernst Frommann
[Concept.]
Ew. Wohlgeboren
erhalten hiebey den 18. Bogen revidirt mit Dank zurück. Sowohl die Lettern als das Arrangement der Absätze nehmen sich recht gut aus. Weiteres Manuscript folgt nächstens.
Die Exemplare des Festzugs betreffend, so war die Absicht nur
12 Exemplare Velinpapier in 4°
25 Exemplare Velinpapier in 8°
25 Exemplare Druckpapier in 8°
ungeheftet zu erhalten, das Übrige ginge seinen Gang. Die Aushängebogen erbitte mir baldigst.
Auf den Umschlag setzte man vielleicht in einem artigen Rähmchen:
Festgedichte.
Weimar
18. December 1818.
p. p. p.
Weimar den 4. März 1819.
31/90.
An Johann Friedrich Cotta
[5. März 1819.]
Hochwohlgeborner!
Nach einer achtwöchentlichen ununterbrochenen Arbeit, die mich jedoch nicht weiter als bis zum Schluß des vorigen Jahrhunderts führte, muß ich mich entschließen, die chronologische Darstellung meiner schriftstellerischen Arbeiten nur summarisch mitzutheilen. Der Aufsatz erklärt das Nähere. Möge Zeit, Lust und Kraft das Weitere fördern.
Mit dem Wunsch von Ihrem Befinden die besten Nachricht zu erhalten, mit der Bitte die werthen Ihrigen, Herrn Dannecker und das Boisserée'sche Kleeblatt schönstens zu grüßen.
gehorsamst
Weimar den 3. März 1819.
Goethe.
31/91.
An Friedrich Wilhelm Riemer
Können Sie, werthester Herr Professor, mir auf die Spur verhelfen, wer zuerst den Diogenes den rasenden Sokrates genannnt habe? und wo sich die Stelle in alten Autoren findet, so würden Sie mir eine besondere Gefälligkeit erzeigen.
Mit den besten Wünschen
Weimar den 8. März 1819.
Goethe.
31/92.
An Sophie Caroline von Hopffgarten
Ew. Gnaden
für die freundliche liebevolle Einladung zum schönsten dankend, wage ich, weil auswärts zu streifen ich nicht wohl unternehmen darf, die geziemende Frage: ob es nicht der hohen und werthen Gesellschaft genehm wäre morgen Mittwoch früh ein paar Stunden, vielleicht von eilf bis eins, bey mir zuzubringen.
Mancherley würde zur Unterhaltung vorzulegen seyn.
gehorsamst
Weimar den 9. März 1819.
Goethe.
31/93.
An Carl Friedrich Ernst Frommann
[Concept.]
Ew. Wohlgeboren
erhalten hierbei abermals einiges Manuscript zu dem Nachtrag des Divan, wobei ich den Empfang der
25 Exemplare Kunst und Alterthum Band 2 Heft 1 Velinpapier
15 Exemplare Kunst und Alterthum Band 2 Heft 1 Druckpapier
ingleichen der Festgedichte Aushängebogen 4 und 5 gebührend bekenne.
Der Umschlag möge ganz Ihrer Einsicht überlassen seyn.
Ihrem werthen Familien- und Freundeskreis den ich nun bald wieder zu betreten hoffe mich zu wohlwollendem Andenken empfehlend.
Weimar den 10. März 1819.
31/94.
An Johann Gottfried Schadow
Ew. Wohlgeboren
sehr willkommenes und erfreuliches Schreiben vom 7. November v. J. schließt sich mit den Worten: »An die schöne Medaille von Michael Angelo denkend« pp. und diese sind Schuld daß erst so spät wieder ein Lebenszeichen von mir zu Ihnen gelangt.
Als Künstler werden Sie gewiß dem Liebhaber und Besitzer eine gewisse Pedanterey und Philisterey verzeihen. Ich hatte früher einige sehr ärgerliche Fälle erlebt, welche mich gegen das Abgießen von älteren Dingen sehr apprehensiv machten; wie sehr ich aber wünschte Ihnen das wirklich schätzbare Kunstwerk des Leo von Arezzo, zum Andenken unseres plastischen Urältervaters, in Abguß zu überliefern, ersehen Sie daraus, daß ich nicht eher ruhen konnte, als bis sich jemand fand dessen Gewissenhaftigkeit ich diesen bleiernen Schatz anzuvertrauen geneigt wäre. Nun erhalten Sie einen Abguß des Kunstwerks, das mir durch Ihre Aufmerksamkeit doppelt werth geworden. Dem blanken und farbigen Exemplar lege zur Vergleichung noch ein größeres Medaillon bei, von dem verdienstvollen Varin gefertigt, wahrscheinlich nach derselben Münze; wie weit aber bleibt solches gegen dem Original zurück. Die Abgüsse einiger geschnittener Steine, die sich seit kurzem bei mir eingefunden, lege bei, auch diese Miniaturen sind dem Künstler sehr ergötzlich.
Mögen Sie mir nächstens weitere Nachricht geben wie unser guter Blücher fernerhin ausgearbeitet wird, so erzeigen Sie mir eine wahre Freundschaft. Nachdem die Sorge für den Guß überstanden ist, so möcht ich doch auch nun gern im Zusammenhang bleiben, wie Sie zur Vollendung vorschreiten. Mögen Sie mich auch Herrn von Preen, dem auch eine Dankantwort schuldig bin, gelegentlich empfehlen, so verbinden Sie mich auf's neue.
Sagen Sie mir doch auch: was haben Sie von den Abgüssen Elginischer Marmore in Berlin? Wir haben uns hier einstweilen mit Kreidezeichnungen in wirklicher Größe, sehr brav von Haydons Schülern gearbeitet, begnügen müssen, da denn zwei, von den Engländern sogenannte Fates, eine in der andern Schoße ruhend, von dem größten Werthe sind. Jeden Kunstfreund wird es freuen daß der Plastik hiedurch neuer Succurs zukommt, da sich die Malerey, aus frömmelndem Jammer, weder theoretisch noch praktisch so leicht erholen kann.
Von Ihrem Jahresfest habe durch Gubitz und sonst manches Erfreuliche vernommen. Wenn ich nicht selbst einiges beigetragen, verzeihen Sie, Andrang und Zersplitterung vermehrt sich in Jahren wo Ruhen und Einigung das Nöthigste wäre.
Erhalten Sie mir ein geneigtes Andenken und grüßen die Freunde.
Weimar den 11. März 1819.
Goethe.
Die Sendung folgt nach.
31/95.
An Benjamin Robert Haydon
Weimar, Febr. 16. 1819.
Sir,
In answer to your polite letter, which you did me the honour of adressing to me last November, permit me to remark, that if such young men as Messrs. Bewick and Lansdown have great reason to rejoice at having found in you so able and so distinguished a Master, you must, on the other hand, feel an equal degree of satisfaction to have had it in your power to bring your pupils acquainted with such excellent models, as those which your country of late has had the good fortune to acquire.
Those of us at Weimar, who love and admire the arts, share your enthusiasm for the remains of the most glorious period, and hold ourselves indebted to you for having enabled us to participate, to such a degree, in the enjoyment and contemplation of those works, by means of such happy copies.
We look forward with pleasure (tough we may not live to witness it), to the incalculable effect and influence, which will be produced upon the arts by those precious relics, in England as well as in other countries.
I have the honour to be with great regard
Sir
your most obedient humble servant
[11. März 1819.]
W. Goethe.
31/96.
An Christian Ernst Friedrich Weller
Beykommendes besorgen Sie gefälligst mit meinen schönsten Grüßen.
Lassen Sie sich ein Recepisse geben.
Weimar den 13. März 19.
G.
31/97.
An Jakob Wilhelm Christian Roux
Ew. Wohlgeboren
Entschluß, Jena mit Heidelberg zu vertauschen, ist mir in diesem Augenblick um so unerfreulicher, als ich eben von Serenissimo den Auftrag erhalte mit Ihnen die Einrichtung einer bedeutenderen Kunstschule zu Jena nach früheren Ideen zu besprechen.
Indem mir nun aber leid thut dieses Geschäft unterbrochen zu sehen, so werde ich mich doch jederzeit erfreuen zu vernehmen, wenn es Ihnen auch am Neckar recht wohl gehe.
Empfangen Sie Beykommendes zu meinem Andenken und als ein Zeichen daß ich die bisher mir öfters erwiesene Gefälligkeit und Assistenz einigermaßen dankbar zu erkennen wünschte.
Mit den besten Hoffnungen für Sie und Ihre werthe Gattin
ergebenst
Weimar den 13. März 1819.
Goethe.
31/98.
An Christian Gotthold August Urban
[Concept.]
[14. März 1819.]
Sie haben mir, mein werthester Herr Amtsphysicus, durch Übersendung des pathologischen Präparats viel Vergnügen gemacht, wogegen ich etwas Angenehmes zu erzeigen wünschte. Die von vieler Aufmerksamkeit und Beharrlichkeit zeugende Tabelle sende hiermit zurück, verwahre jedoch den letzten Monat bei mir, ersuche Sie um die folgenden, werde sie heften lassen und sodann dankbar zurücksenden.
Kommt Ihnen sonst etwas Merkwürdiges vor, so theilen Sie es gefälligst mit.
Das Beste wünschend
Weimar den 11. März 1819.
31/99.
An Friedrich Constantin von Stein
[Concept.]
[14. März 1819.]
Unser Freund Raabe soll dießmal mehr als irgend ein Sing- und Prachtvogel gelobt werden, daß er mein Andenken bey Ihnen, mein Werthester, erneuert und Sie zum Senden und Schreiben angeregt. Zuvörderst also will ich sagen, daß meine artige Schwiegertochter Ihnen für das vortreffliche und reichliche Küchengeschenk den schönsten Dank abstattet, und zwar doppelt, weil sie als Hausfrau und Wirthin Freunden und Genossen etwas Gutes vorzusetzen im Stande ist; theils aber einen, den ganzen Winter über beynah entbehrten Genuß selbst höchst erfreulich findet. Was Ihnen diese Jahre her Leid und Freude brachte, hört ich von Zeit zu Zeit und nahm herzlichen Theil daran. Nun dank ich Ihnen auf's beste daß Sie mir Nachricht von Ihrer Thätigkeit geben wollen. Die Lust einzelne Gesellschaften zu bilden, die Sie in Breslau bemerken, geht durch ganz Deutschland und deutet darauf hin, daß mehr Bedürfnisse vorhanden sind, als man von oben herein befriedigen, mehr Thätigkeiten, als man von oben herein dirigiren und nutzen kann. Die Frauenvereine bildeten sich zur Zeit der Noth, weil sonst niemand helfen konnte, die Noth ist vorüber und die Vereine verzweigen sich durch die Länder bis in Städtchen und Dörfer als Erziehungs- und Unterrichtsanstalten. Die Turn- und Burschenschaft, gleichfalls in's Allgemeine wirkend, dann so manches Besondere, z.B. bey uns die Freunde in der Noth, durch Falk zusammen gerufen, alles Staaten im Staate, abgesonderte Kreise die sich berühren, durchschneiden, schätzbar durch allgemeinen guten Willen, gefährlich durch besondere Zwecke, unentbehrlich, weil jeder selbst zu helfen und zu schützen sucht. Und nun, durch einen wundersamen Gegensatz, hebt man die Innungen auf, weil jeder Einzelne gern an denen Vortheilen Theil nähme die nur durch Corporationen zu erringen sind; man hebt die Gemeinschaft der Grundstücke auf, weil ein solcher Complex durch Corporationen nicht so gut als durch einzelne Besitzer genutzt werden kann. So setzt man sich in den Besitz, aus dem Besitz nach Convenienz, aus Überzeugung und Grille und versichert durchaus, das sey der Zeitgeist dem nicht zu widerstehen sey. Woran man denn auch wohl recht haben mag.
Verzeihen Sie diese allgemeine Betrachtungen und denken sich das Beste dabei.
Möge die Ausstellung Ihrer Statue zu allgemeiner Zufriedenheit gelingen; können Sie mir davon eine kleine Skizze senden woraus Intention der Stellung und Handlung sich erkennen ließe, so wäre es mir höchst angenehm. Ich schicke dagegen in einigen Wochen die Festgedichte zu Aufklärung des großen Maskenzugs bei der Anwesenheit Ihro Majestät der Kaiserin Mutter.
Herrn Raabe bitte schönstens zu grüßen und meiner fortan in Liebe und Freundschaft zu gedenken.
Weimar den 11. März 1819.
31/100.
An die Großherzogin Maria Paulowna
Durchlauchtigste Erbgrosherzoginn,
gnädigste Fürstinn und Frau,
Möge beykommendes Gelegenheit geben Allerhöchsten Ortes meiner in Gnaden zu gedencken!
Ew. Kayserl. Hoheit
unterthänigster
Weimar d. 15. März 1819.
J. W. v. Goethe.