Briefe 1830 - 1832 - Johann Wolfgang von Goethe - E-Book

Briefe 1830 - 1832 E-Book

Johann Wolfgang von Goethe

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Beschreibung

Dieser Band enthält Goethes Briefe aus den Jahren 1830 - 1832. Goethe war ein sehr produktiver Briefeschreiber, was sich in diesem Werk ebenfalls widerspiegelt.

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Briefe 1830 – 1832

Johann Wolfgang von Goethe

Inhalt:

1830

1831

1832

Briefe 1830 - 1832, J. W. Goethe

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

ISBN: 9783849616564

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

1830

46/190.

An die Großherzogin Louise

[Concept.]

Könnten die aufrichtigst ergebenen Verehrer Ew. Königlichen Hoheit sich nicht der Hoffnung getrösten, daß eine harte Verletzung, welche Höchstdieselben betroffen hat, auf dem Wege einer entschiedenen Besserung sich befinde, so würden sie dieses Jahr höchst traurig beginnen; so aber belebt uns alle die schöne Hoffnung Höchstdieselben in einem glücklichen Natur-Verlauf bald wieder hergestellt zu sehen.

Möge beykommende kleine Gabe, in diesen schwerzuüberstehenden Tagen, einige Unterhaltung gewähren und gerade der Inhalt dieser Bändchen das Zeugniß geben einer Epoche wo ich auf Gunst, Gnade und Vertrauen Ew. Königlichen Hoheit mich zu stützen die eigentlichste Ursache hatte.

Daß eine gleiche Wohlthat mir in der Folge-Zeit und bis auf den heutigen Tag geblieben das ist die schätzbarste Mitgift eines langen Lebens; und das gründlichste Gefühl von dem Werthe derselben beseelt mich auch jetzt in dem Augenblick in welchem ich, alles Gute wünschend, mich zu unterzeichnen das Glück habe.

Weimar den 2. Januar 1830.

46/191.

An die Großherzogin Maria Paulowna

[Concept.]

Unterthänigster Vortrag.

 Ew. Kaiserlichen Hoheit

halte mich schuldig unterthänigst anzuzeigen, daß ich das mir gnädigst übergebene Programm des Maskenzugs sogleich mit Ober-Baudirector Coudray und Professor Riemer besprochen, meine Gedanken zu einiger Abänderung mittheilend. Letzterer wird nunmehr den Entwurf nach diesen Ansichten redigiren, welches um so nöthiger ist da er sich anheischig macht die dazu erforderlichen Gedichte zu liefern; wobey es Höchstdenenselben anheim gestellt bleibt das Weitere zu bestimmen und anzuordnen.

Zugleich nehme mir die Freyheit ein Schreiben des guten Hofrath v. Quandt in Dresden beyzulegen. Höchstdieselben werden daraus geneigtest ersehen wie man es dort mit dem eingeleiteten Kunstverein ernstlich genug meint, und, was dabey weiter zu thun sey, unter Einwirkung von oben her sorgfältig bespricht und überlegt.

Auch wird es nicht unangenehm erscheinen daß zwey Gewinne auf Ew. Kayserlichen Hoheit Loose gefallen. Wären die Bilder auch nicht von dem höchsten Kunstwerth, so bleibt es doch immer erfreulich wenn ein neues Jahr auch nur mit kleinen Glücksereignissen anfängt. Der Hauptzweck wird gewiß erreicht und ich habe schon unsere im Süden verweilenden Künstler Preller und Kaiser angeregt, um sich auf nächste Sommerausstellung bereit zu halten.

Gegenwärtige Zudringlichkeit möglichst entschuldigend, mich Höchstderoselben vertrauenden Gnade angelegentlichst empfehlend.

Weimar den 2. Januar 1830.

46/192.

An W. J. Sintenis

[Concept.]

 Ew. Wohlgeboren

habe zu vermelden daß ich das mir anvertraute Manuscript am [3. Januar] mit der fahrenden Post leider zurückzusenden genöthigt war. Meine hohen Jahre und unvermeidlichen Geschäfte hindern mich eine so bedeutende Obliegenheit zu übernehmen, als die Vergleichung einer Übersetzung mit einem höchst schätzbaren Original genannt werden muß.

Mich zugleich fernerem geneigten Andenken empfehlend.

Weimar den 6. Januar 1830.

46/193.

An Christian Ernst Friedrich Weller

[Concept.]

Sie überzeugen sich, mein Theurer, daß Ihr Andenken bey diesem Jahreswandel mich besonders erfreut hat; lassen Sie uns in den unternommenen Geschäften, so lange es gegeben seyn kann, treulich und übereinstimmend fortfahren. Wobey ich wünsche, daß das was zu Ihrer Beruhigung nöthig ist, sich zunächst bestätigen möge. Inwiefern ich dazu beyzutragen vermag, werde gern die nächste Gelegenheit ergreifen.

Mit den lieben Ihrigen Ihnen alles Gute wünschend.

Weimar den 6. Januar 1830.

46/194.

An Carl Ludwig von Knebel

Es ist zwar nicht recht und billig, mein theuerster Freund, daß man nach einem so lange, mit und neben einander geführten bedeutenden Lebenswandel zuletzt so ganz ohne Wechselwort und Wirkung verbleibe. Da ich aber von dir vernehme und weiß, daß du auf deinem Gange redlich vorschreitest, dich zu unterhalten und zu belehren treulich fortfährst, du auch von mir manches mehr oder weniger Eingreifende von Zeit zu Zeit vernimmst; wie ich mich denn, indem ich dieses oder jenes ausfertige, auch deiner stillen Theilnahme getrösten darf: so wollen wir in unsern bisherigen Zuständen freundlich verweilen, bis uns eine günstigere Jahrszeit wohl wieder, wenn auch nur auf Augenblicke, zusammenbringt.

An dem vergangenen Winter ist wenigstens die Gleichförmigkeit zu loben. Bey einer wohlerwärmten Stube gibt uns eine weiße Außenwelt ein früheres und längeres Licht, also daß die nächsten Wochen leichter zu überstehen seyn werden. Möge dir und den lieben Deinigen das mögliche Gute zukommen, wenn auch unsern Wünschen und Hoffnungen immer noch etwas zurück bleiben dürfte.

und so fort an!

Der Deine

Weimar den 6. Januar 1830.

J. W. v. Goethe.

46/194a.

An Friedrich Theodor Kräuter

[7. Januar 1830?]

Gemarke, ein Fabrikort in den Preussischen Rheinprovinzen, von dem ich einige nähere Nachricht wünschte.

G.

46/195.

An Friedrich Preller

[Concept.]

[9. Januar 1830.]

Sie verschaffen mir, mein werthester Herr Preller, ein wahrhaftes Vergnügen, wenn Sie mir Ihre Verehrung für die beiden Poussins im Landschaftsfache so treulich ausdrücken. Wer, von der Großheit dieser Männer durchdrungen, sich an die Natur wendet, und, im Geiste befreyt und erhöht, das Bedeutende zu schätzen, das Mindere abzulehnen fähig geworden, er ist dadurch im Falle einen wahrhaft großen, würdigen Gegenstand in den engen Raum einer Tafel zusammenzufassen, wobey er sich denn des Beyfalls aller ächten Kunstfreunde versichert halten kann. Vorzügliche Künstler, denen dieses gelang, von denen ich nur Grimaldi, Glauber und Millet nennen will, erfreuen und durchaus durch Talente, die jenen höhern Sinn im Allgemeinen anzuerkennen wußten.

Da Sie, mein Werthester, ein schönes entschiedenes Talent von der Natur empfangen haben, so werden die Schritte, die Sie in dieser Richtung thun, auf alle Fälle gleichfalls gelingen, und es soll mich freuen wenn ich Sie unter diejenigen zählen kann die durch das Verdienst ihrer Werke meine alten Tage verjüngen und verschönen.

Können Sie es einrichten daß wir im nächsten Juni zu einer Sendung nach Dresden bereit sind, so wird ein löblicher Zweck erreicht seyn; nichts ist nothwendiger in der neueren Zeit als den Kreis zu erweitern, in welchem der Künstler Anerkennung seiner Bestrebungen und Verdienste hoffen darf.

46/196.

An den Großherzog Carl Friedrich

Unterthänigster Vortrag.

 Ew. Königlichen Hoheit

gnädigste Veranlassung hat mich abermals über eine Charaktermaske zum Nachdenken aufgefordert. Wie es aber zu geschehen pflegt daß man von einer vorgefaßten Idee, insofern man sie anwendbar gefunden, nicht leicht abgehen wird, so konnte ich auch von dem schon vorgeschlagenen König von Ungarn nicht loskommen.

Deshalb besprach ich mich mit Ober-Baudirector Coudray, welcher, insofern Ew. Königliche Hoheit dem Gedanken Beyfall geben, eine sehr stattliche und nach Belieben kostbare Kleidung vorlegen könnte. Und sollten auch Höchstdieselben ein anderes Kostüm wünschen, so würde dieser, mit Geschmack und Kenntniß begabte Diener abwechselnde Vorschläge darzulegen im Stande seyn.

Was mich betrifft, so sehe, im gegenwärtigen Falle: wie ich, leider, von dem heitern Felde personificirter Fictionen abgekommen bin, worin ich, wie bey jeder andern gefälligen Aufforderung, gar zu gerne bewiesen hätte daß es mir zur hohen und innigen Freude gereicht mich lebenswierig unterzeichnen zu dürfen

Ew. Königlichen Hoheit

unterthänigst

treu gehorsamster

Weimar den 11. Januar 1830.

J. W. v. Goethe.

46/196a.

An den König Ludwig I. von Bayern

[Concept.]

[11. Januar 1830.]

 Allerdurchlauchtigster pp.

 pp.

Indem ich nunmehro hoffen darf daß Allerhöchstdieselben dem 29. Theil meiner Werke allergnädigste Aufmerksamkeit gewidmet haben, darf ich mich wohl überzeugen, es werde in dem darin enthaltenen Bericht von meinem zweyten längeren Aufenthalt in Rom Allerhöchstdenselben genügende Antwort auf die mit unschätzbare Theilnahme an mich erlassenen Fragen geworden seyn.

Ja ich wage mir zu schmeicheln Ew. Königl. Majestät werde die beschränkte Mühseligkeit bey ernstem Wollen, welches sich in diesen Bogen überall ausspricht, mit einiger Rührung betrachtet haben, und fasse die Überzeugung daß Allerhöchstdieselben einem Zeitgenossen Leben und Bildung auf eine bedeutende Weise großmüthig erleichtert hätten.

Wie dem auch sey, so darf ich hoffen daß Allerhöchstdieselben nach Durchlesung dieses Bändchens mir nicht weniger als vorher ein unschätzbares Wohlwollen werde angedeihen lassen.

Gleichermaßen hoff ich Verzeihung daß ich dieselbe Gunst in einer Zuschrift in Anspruch genommen, welche ich dem Briefwechsel zwischen mir und meinem so theuren Freunde anzufügen mich erdreistete. Wem konnte ich wohl diese offenbare Geheimschriften am gehörigsten und nothwendigsten darbringen als demjenigen der die großen Verdienste jenes Mannes um Bildung seiner Nation so gründlich zu schätzen wußte.

Alsdann vernehme ich, Ew. Majestät verlange zu wissen warum ich einigen meiner älteren Lieder die Bezeichnung Cophtische gegeben; dieses zu erklären nehme mir die Freyheit zu eröffnen daß das große ausführliche Lustspiel, welches den Titel der Groß-Cophta führt, nach der ersten Intention als Oper erscheinen sollte, welche in Arien und Gesammtstücken schon so weit vorgerückt war daß Capellmeister Reichardt eine Composition derselben unternehmen konnte.

Die wenigen, unter der Rubrik Cophtische Lieder aufbewahren Gedichte sind die Trümmer jener Arbeit, welche bey abgeändertem Vorsatz übrig geblieben, wie denn auch ihr Inhalt zeugt daß sie nicht von dem sittlichsten Sterblichen ihren eigentlichen Ursprung herleiten.

Was den freylich einigermaßen paradoxen Titel der Vertraulichkeiten aus meinem Leben Wahrheit und Dichtung betrifft, so ward derselbige durch die Erfahrung veranlaßt, daß das Publicum immer an der Wahrhaftigkeit solcher biographischen Versuche einigen Zweifel hege. Diesem zu begegnen, bekannte ich mich zu einer Art von Fiction, gewissermaßen ohne Noth, durch einen gewissen Widerspruchs-Geist getrieben, denn es war mein erstestes Bestreben das eigentliches Grundwahre, das, insofern ich es einsah, in meinem Leben obgewaltet hatte, möglichst darzustellen und auszudrücken. Wenn aber ein solches in späteren Jahren nicht möglich ist, ohne die Rückerinnerung und also die Einbildungskraft wirken zu lassen, und man also immer in den Fall kommt gewissermaßen das dichterische Vermögen auszuüben, so ist es klar daß man mehr die Resultate und, wie wir uns das Vergangene jetzt denken, als die Einzelnheiten, wie sie sich damals ereigneten, aufstellen und hervorheben werde. Bringt ja selbst die gemeinste Chronik nothwendig etwas von dem Geiste der Zeit mit, in der sie geschrieben wurde. Wird das vierzehnte Jahrhundert einen Kometen nicht ahnungsvoller überliefern als das neunzehnte? Ja ein bedeutendes Ereigniß wird man, in derselben Stadt, Abends anders als des Morgens erzählen hören.

Dieses alles, was dem Erzählenden und der Erzählung angehört, habe ich hier unter dem Worte: Dichtung , begriffen, um mich des Wahren, dessen ich mir bewußt war, zu meinem Zweck bedienen zu können. Ob ich ihn erreicht habe überlass' ich dem günstigen Leser zu entscheiden, da denn die Frage sich hervorthut: ob das Vorgetragene congruent sey? ob man durchaus den Begriff stufenweiser Ausbildung einer, durch ihre Arbeiten schon bekannten Persönlichkeit sich zu bilden vermöge.

In jeder Geschichte, selbst einer diplomatisch vorgetragenen, sieht man immer die Nation, die Parthey durchscheinen wozu der Schreibende gehörte. Wie anders klingen die Mittheilungen der Franzosen über englische Geschichte als die Engländer.

So ist mir auch in der letzten Zeit höchst merkwürdig geworden der Herzog von St. Simon in seinen Memorien; diese ausführlichen Berichte eines durchaus unterrichteten, Wahrheit liebenden Mannes sind nicht völlig genießbar, wenn man nicht zugiebt es sey ein Duc & Pair der das niederschreibt. Es ist jene Zeit die sich in einem Vornehmen abspiegelt, der weniger zu gewinnen findet als er zu verlieren befürchten muß.

Möge mir diese Ausführlichkeit verziehen seyn; hätte ich das Glück von Ew. Majestät in Gegenwart gehört zu werden, so würde ich gleichmäßig Geist und Herz aufzuschließen gnädigste Genehmigung hoffen.

Mit gleichem Gefühl hab' ich es gewagt Allerhöchstdenenselben den nunmehr abgeschlossenen Briefwechsel mit meinem edlen Freunde zutraulich darzubringen; denn ich darf wohl betheuren daß ich, gerade mit diesen schätzbaren Reliquien beschäftigt, Ew. Majestät immer im Sinn und Auge behalten habe. Eben so ging es mir bey schließlicher Redaction meines zweyten Aufenthaltes in Rom. Hier schildern freylich die Briefauszüge ein mühsameres Benehmen, für Künstler und Kunstfreunde gewissermaßen bänglich, welche durch Höchstderoselben Theilnahme in der neueren Zeit, auf eine so grandiose Weise in Freyheit gesetzt worden, und ein wohlwollendes Lächeln werden Allerhöchstdieselben dem Bekenntniß gönnen: daß jener Schmerz, die schätzenswerthe Statue der Tänzerin damals zurückgelassen zu haben, sich doppelt und dreyfach erneute, wenn ich mir nunmehro vorstellen konnte, daß sie einen würdigen Platz unter den übrigen versammelten Schätzen in der wichtigen Pinakothek hätte finden sollen. Und so ergiebt sich denn, wenn wir das Hin- und Widerwogen des Vergangenen und Gegenwärtigen vergleichen, doch immer zuletzt das tröstliche Resultat: es sey, wenn das was wir gewünscht sich endlich ergeben gesucht, mit gefördert worden, und zwar in einem Sinn daß uns die erwartete Erscheinung noch immer blendend entgegen tritt.

Ew. Königlichen Majestät gnädigsten Beyfall darf ich sodann auch hoffen, wenn ich vertrauensvoll bekenne: wie ich fortfahre die Absichten und Einleitungen meines verewigten gnädigsten Herrn immerfort im Auge zu haben und dahin zu trachten, das Bestehende zu erhalten, das Fortschreitende zu verfolgen und immerfort so zu handeln als wenn man ihm davon Rechenschaft zu geben hätte.

In diesem guten Vorsatz und treuem Handeln begünstigt mich der höhere Sinn und das fortgesetzte Vertrauen unsres jetzt obwaltenden Fürstlichen Paares von welchem ich gleiche Nachsicht und gleiche Förderniß zu rühmen habe.

Unmöglich ist es mir daher an dieser Stelle zu übergehen, welche dankbare Beruhigung auch ich persönlich empfinde wenn Allerhöchstdieselben eine Familie, die dem Unvergeßlichen so nahe verwandt war, und sich nunmehr aus den bisherigen Fugen gerückt sah, in den großen herrlichen sichern Kreis mit aufnehmen wollen, und ihnen nicht nur Schutz und Ruhe, sondern auch unter den gegebenen Umständen das möglichste Behagen gewähren und eine längst erprobte Theilnahme fortsetzen mögen.

So wie Allerhöchstdieselben an der hohen Stelle gewiß nichts Gutes ohne die heilsamsten Wirkungen verfügen und ausführen, so ist auch dieses gnädigst Gewährte in manchen Sinne von den schönsten Folgen; denn es ist kein Verehrer des immer zu früh Abgeschiedenen, der nicht hier eine Fortsetzung von Gunst und Gnade, an der man sonst sogar im Leben zu zweifeln pflegt, auch über das Grab hinaus durch anerkennende Theilnahme so liebenswürdig erstreckt sieht.

Auch dieses Geäußerte wird gnädigst aufgenommen und verziehen seyn, denn ich fühle in meinem Innersten daß ich eben dieses, im gegenwärtigen Augenblick, mündlich mit aller schuldigen Bescheidenheit zu äußern das unbeschränkte Vertrauen würde gehabt haben.

Weimar d. 17. Decbr. 1829.

In eben diesen Sinne und Gefühl darf ich nun wohl fortfahren schuldigst zu vermelden, daß unser guter Geh. Rath und Canzler von Müller, Ew. Königlichen Majestät anhänglichster Verehrer, von seiner zwar flüchtigen aber doch wohlgenutzten Reise zurückkommend sich's zur ersten Angelegenheit machte, den höchst schätzbaren Abguß, der eigentlich durch seine Vermittelung an mich gelangen sollte, zu schauen und in Betrachtung zu ziehen; da wir denn beyde und auf's neue darüber entzückend, dankbarlichst aussprachen, welche Gnadengabe dadurch nicht nur mir und meinem Hause, sondern auch der Stadt, den Bewohnern der Umgegend und den Besuchenden geworden. Wodurch sich denn abermals bethätigt, daß, da Vortreffliches immer neu bleibt, auch die Dankbarkeit gegen den Verleihenden bey jedem Genuß sich erneuern wird.

Leider hab' ich nunmehr am Schlusse einer Angelegenheit zu erwähnen die mir schwer auf dem Herzen liegt; es ist das Befinden Ew. Majestät von dem uns nur ungewisse Nachrichten zugehen. Unser Glück gemeinsam mit soviel Tausend Angehörigen muß es seyn Allerhöchstdieselben nicht nur erhalten, sondern auch in wie großer und behaglicher Thätigkeit zu wissen. Möchte uns doch bald eine Geist und Herz erhebende Nachricht zu Theilen werden.

Und so darf ich wohl, die unverbrüchlichste Anhänglichkeit betheuernd, Vorstehendes wiederholt entschuldigen und mich verehrungsvoll unterzeichnen.

Weimar d. 27. Decbr. 1829.

46/197.

An T. Ch. Feilner

[Concept.]

 Ew. Wohlgeboren

sende die mir anvertrauten Zeichnungen, in Anerkennung der hiemit bewiesenen Gefälligkeit, dankbar zurück, mit dem Vermelden daß die Strenge der Jahreszeit mich verhindert gegenwärtig Gebrauch von Ihren sehr schönen Fabrikaten zu machen, indem ich mich mit einer Interimsheizung einzurichten nöthig fand.

Mir zu weiteren Entschlüssen das nächste Frühjahr vorbehaltend, empfehle mich zu geneigtem Andenken allerbestens, hochachtungsvoll.

Weimar den 12. Januar 1830.

46/198.

An Carl Friedrich Zelter

Und so ist es denn recht und wahr, jeder hat zu schaffen und zu thun, es sey in die Breite oder Tiefe, wenn man auch nicht gerade in die Höhe will. Es freut mich dich immer, nach alter Art, resolut und wacker zu sehen, auch in dem Welttreiben rührig theilnehmend, worauf ich denn freylich längst verzichtete.

Deine guten Potsdamer Egoisten sind freylich nicht die einzigen die sich abschließen um etwas zu gelten. Genau besehen ist es wirklich ein Rettungsmittel gegen das ungeheuere Treiben der Welt, und man mag es ein Glück heißen wenn junge Leute nicht einsehn daß jetzt eigentlich niemand geboren werden kann, der dem Tag und der Stunde gewachsen wäre. Jedermann mag also se defendendo und offendendo sehen wie er sich durchhilft.

Deine Briefe von den Jahren 1828 und 1829 liegen nunmehr sehr ordentlich geheftet vor mir; sende nun deshalb die meinigen der beiden Jahre damit die älteren Codices, die so wohl ausgefertiget worden, nicht unvollständig bleiben. Der Abschreiber wird ohnehin damit ein Vierteljahr zu thun haben. Dagegen sehn wir aber auch an der Schillerischen Correspondenz, daß ernsten Freunden der Tag immer das Beste bringt, wodurch denn zuletzt das summirte Jahr einen incalculablen Vortheil gewährt. Die Einzelnheiten sind eigentlich das Leben, die Resultate mögen schätzbar seyn, aber sie setzen mehr in Erstaunen als sie nutzen.

Unter diesem kommt nun dein werther Brief vom 9. Januar an, worauf freundlich erwidere: wie mir sehr wohl erinnerlich ist daß du dem Schalk von Thimnath von jeher einige Neigung zugewendet hast, wobey ich deinen Muth bewunderte daß du dich für Samsons Rival zu erklären nicht Anstand nahmst.

Bey Milton durfte, dem antiken Sinne gemäß, nach der haß-kräftigen Scene die Dame nicht wieder auftreten; daß der Musikus sie weiter nöthig hat begreife ich, nicht weniger daß man neuerer Zeit eine vollständige Auflösung, es sey zum Glück oder Unglück, fordert. Ich will nachfragen ob vielleicht die Partitur, von alten Zeiten her, noch auf dem Hofamte liegt und mich an fernerer Vergleichung ergötzen.

Die allgemeine Schneelast ruht auch auf uns. Ich komme kaum aus meiner Stube und sehe den Garten wie mit einem großen Teppich überdeckt, weder Beete noch Rabatten sichtbar, kaum die Wege zu unterscheiden. Die Streifen Buchsbaum erscheinen kaum als geringe Wülstchen und zu allem diesem sind die atmosphärischen Erscheinungen aus aller Regel getreten. Barometer- und Thermometerstand, Windfahne und Wolkenzüge, nichts trifft mehr zusammen. Die Fuhrleute bleiben unterwegs liegen, die Eilposten werden ausgeschaufelt, und so wird es denn vollkommen bey Euch dasselbe seyn. Glücklicherweise stört es mich nicht in meinem Thun und Betreiben, wovon dir denn doch zuletzt wohl einiges Vernügliche zugehen wird.

Herr Canzler v. Müller hat uns, aus Italien zurückkehrend, viel Gutes zu erzählen; er drang eilig nach Rom vor und schlug sich durch diese Hauptstadt der Welt in fünf Tagen durch. Mit seiner Art zu sehen und aufzufassen hat er wirklich Wunder geleistet.

Hiemit nun das freundlichste Lebewohl!

Weimar den 12. Januar 1830.

G.

46/199.

An Eugen Napoleon Neureuther

Es ist wohl eine eigne Aufgabe: in dem Augenblick da sich der Enkel seiner Weihnachtsgeschenke erfreut, dem Großvater ein ähnliches Vergnügen zu verschaffen. Sie aber, mein Theuerster, haben sie vollkommen gelöst, und es hätte mir nichts Angenehmeres zum heiligen Christ gebracht werden können als Ihre beiden Hefte.

Ich wünsche über die neue Kunstart, die Sie so geistreich entschieden behandeln, ein fortschreitendes Gedicht nämlich mit einem bewegten Bilde, als mit einer Melodie, zu begleiten, das Weitere zu sagen und besonders auszusprechen wie vollkommen sie Ihnen gelungen sey.

Gegenwärtiges aber soll Sie auch noch vor den eigentlichen Feyertagen schönstens begrüßen und Sie versichern daß ich, mit den Weimarischen Kunstfreunden, Ihre Arbeiten mit innigem Vergnügen, das sich bis zur Bewunderung erhebt, wiederholt anschaue.

Möge Ihnen alles nach Wunsch gelingen.

Aufrichtige theilnehmend

ergebenst

Weimar den 12.December 1829.

J. W. v. Goethe.

Vorstehendes sollte Sie schon längst, wie Sie aus dem Datum sehen, begrüßen; es blieb, wie es bey'm Expediren wohl einmal vorkommt, jener Zeit liegen, wird aber, da indessen die Gesinnungen nicht veralten konnten, auch gegenwärtig bey'm Empfang nicht unangenehm seyn. Erhalten Sie mir ein freundliches Andenken und lassen mir von Zeit zu Zeit die Früchte Ihrer Thätigkeit gewahr werden.

Weimar den 13. Januar 1830.

G.

46/200.

An Adele Schopenhauer

Das Medusenhaupt ist glücklich angekommen, alles Dankes werth, deshalb, vor allen Dingen, das Verbindlichste dem Zeichner und der Vermittlerin.

Nun aber zuvörderst sey von Ihrem lieben Schreiben die Rede, auf welches ich erwidern möchte: Wenn Sie, meine Gute, auch eine Zeit lang nichts unmittelbar von mir erhalten, so denken Sie nur immer, ich sey beschäftigt mit etwas das Ihnen zunächst Freude machen werde. Meine Wirkung in die Ferne ging in der letzten Zeit manchmal nicht hinauf in die Mansarde; ich mußte mich mit dem Blick in einen beschneiten Garten, aus einer warmen Stube begnügen, wenn ich mir selbst leben und mein Geschäft einigermaßen vorwärts schieben wollte.

In obigem Sinne nun möcht ich Sie gern an den 29. Band meiner Werke anweisen, wovon ich mit der entschiedensten Wahrheit sagen kann: Daß ich an alle meine Freunde der Reihe nach, auch an Sie und Ihre liebe Frau Mutter gedacht, als zu denjenigen gehörend denen man einen Antheil an allem Guten und Edlen, auch an jedem sinnigen Streben mit Sicherheit zutrauen darf.

Wenn Sie mir nun freundlich melden von den günstigen Wirkungen des, nicht ohne Bedenklichkeit herausgegebenen Briefwechsels, ist es mir höchst willkommen, denn es bestärkt mich im Glauben: gerade diese Mittheilung werde einem freyen, wohldenkenden Geist, wenn er sie mit anderen gleichzeitigen Vertraulichkeiten, wie Freunde sich einander offenbarten, vergleicht, ganz gewiß einen schönen Aufschluß über die inneren ethischen Verhältnisse unseres Literar-Wesens, aus welchem so manches Löbliche hervorgegangen, sich zu gewinnen in den Stand setzen.

Daß etwas für unsern Freund v. Schlegel Bedenkliches darin möchte enthalten seyn, wüßte ich mich nicht zu erinnern. Seit dem Druck habe ich die Briefe nicht wieder angesehn, ja, seit der, vor Jahren durchgeführten Redaction, niemals ganz durchaus gelesen. So viel aber weiß ich recht gut: daß ich Schillern oft zu beschwichtigen hatte, wenn von den talentvollen Brüdern die Rede war; er wollte leben und wirken, deshalb nahm er es vielleicht zu empfindlich wenn ihm etwas in den Weg gelegt wurde, woran es denn die geistreichen jungen Männer mitunter nicht fehlen ließen.

Ich kehre nun zu meinem Anfange zurück und wiederhole den lebhaftesten Dank für die Zeichnung der Maske. Unser Künstler hat sich als einen solchen bewährt, der Charakter und Styl des Alterthums zu empfinden und wiederzugeben weiß. Die Vergleichung mir der Medusa Rondanini ist höchst wichtig, der Mund, auf den soviel ankommt, höchst übereinstimmend und so wie diese Nachbildung vor mir liegt, kann sie uns völlig den Begriff des Originals überliefern.

Sollte es jedoch ohne dortige große Unstatten und diesseitige bedeutende Kosten geschehen können, daß ein Abguß besorgt und hierher gesendet würde; so sollte er mir und den Kunstfreunden des mittlern Deutschlands höchst angenehm seyn. Sie schreiben ja wohl etwas Näheres drüber und empfehlen mich den dort Mitwirkenden zum allerschönsten. Auch Ihrer Frau Mutter Glück und Heiterkeit zu anmuthigen Productionen!

Den noch übrig gebliebenen Raum will ich benutzen um meine Verwunderung auszudrücken über den Jugendstreich unsres Herrn Präsidenten. Alter schützt vor Thorheit nicht und die Wissenschaften also auch nicht. Wir anderen, die in Ausübung mancher Thorheit alt geworden, dürfen freylich den ersten Stein nicht aufheben und uns nicht vermessen, wenn wir das Glück hatten wohlfeiler davon zu kommen. Doch ist dieser Fall ein bischen gar zu arg, und man wüßte nicht was da herauskommen sollte, wenn nicht in dieser leichtfertigen Welt das Allerbedeutendste im nächsten Augenblick zu Nichts würde.

Da, wie ich höre, Professor Walther in Bonn bleibt, so ist der Akademie allerdings Glück zu wünschen, doch betrübt es mich für meinen guten König von Bayern, der eines tüchtigen und sorgsamen Arztes wirklich bedarf. Halten Sie sich gut, meine Liebe, schreiben Sie bald, damit auch ich zur Erwiderung angeregt werde.

Lassen Sie uns bald die Früchte Ihrer geistreich fleißigen Stunden in unserem Kreise erblicken.

treu angehörig

Weimar den 16. Januar 1830.

J. W. v. Goethe.

46/201.

An Friedrich Wilhelm Riemer

Es ist freylich eine wunderliche Sache wenn ein Hauptbedenken sich am Schlusse einer Unternehmung hervorthut: doch, glaube ich, geschieht in diesem Falle das Mögliche wenn Ihre Veränderung zum 12ten, die meine zum 14ten Vers angenommen würde. Und läßt sich wohl hiezu Höchste Beystimmung hoffen.

Nochmals zu dem schönsten Gelingen der mannichfaltigen Stanzen-Reihe Glück wünschend und von der Auf- und Ausführung das Beste hoffend.

Treu theilnehmend

ergebenst

Weimar den 17.Januar 1830.

J. W. v. Goethe.

46/202.

An Kaspar von Sternberg

Nur die wenigsten Worte, um ein treues Andenken und die dankbarsten Empfindungen auszudrücken, damit die sechste Lieferung meiner kleinen Bändchen nicht länger liegen bleibe. Noch macht mir die siebente zu schaffen, wie eine jede indem sie heranrückt. Denn wenn man auch eine Sache für fertig hält, so sieht man doch im Einzelnen nicht voraus was gefordert wird. Ich wünsche nur daß jeder meiner abwesenden Freunde besonders empfände was hie und da an ihn gerichtet ist; denn ich habe sie immer gegenwärtig wenn ich mich im Stillen beschäftige.

Mehr darf ich nicht sagen denn es bleibt noch gar zu vieles übrig; den Wunsch aber füge hinzu: daß uns der nächste Sommer den Freund zuführen möge!

In der Hoffnung, nächstens ein ausführlicheres Blatt zu senden

Verehrend

treu angehörig

Weimar den 17.Januar 1830.

J. W. v. Goethe.

46/203.

An Johann Friedrich Röhr

[Concept.]

 Ew. Hochwürden

Beykommendes zu übersenden, war ich, als ich es rein geschrieben sah, sehr in Zweifel; wär ich nicht überzeugt daß Sie das hier schematisch-aphoristisch Ausgesprochene vollständiger und geordneter sich ausbilden würden, so müßt ich es zurück halten. Wenigstens deutet es auf meine Bemühung mir einigermaßen Rechenschaft zu geben: wie, in unsrer Zeit, ein Mann, den man doch für vernünftig halten sollte, auf solche Verirrungen gerathen kann.

Weimar den 20. Januar 1830.

46/204.

An Christian Ernst Friedrich Weller

Da ich, mein werthester Herr Doctor, zu vernehmen gehabt daß Ihre Angelegenheit in ernste Betrachtung genommen worden, und zu hoffen steht daß dieselbe sich zu Ihren Gunsten entscheiden wird, so hab ich nicht verfehlen wollen zu Ihrer einsweiligen Beruhigung dieses zu vermelden und Sie zu ersuchen weder mittelbare noch unmittelbare Schritte deshalb vorerst zu thun, welche in gegenwärtiger Lage die Sache nicht fördern könnten. Ich wünsche auch in diesem Falle meine aufrichtige Theilnahme an Ihrem Schicksal bezeigen zu können.

Das Beste wünschend und hoffend

ergebenst

Weimar den 20. Januar 1830.

J. W. v. Goethe.

46/205.

An Johann Wolfgang Döbereiner

[Concept.]

 Ew. Hochwohlgeboren

nehme mir die Freyheit beykommenden silbernen Löffel zu senden, welcher in einer Blaukohlbrühe abgewaschen diesen Goldschein angenommen hat. Möchten Sie mir wohl erörtern was für ein chemisches Element in dieser Brühe obwalten mag, um eine so entschieden auffallenden Erscheinung hervorzubringen; es ist gewiß etwas Allgemeines was hier im Besonderen wirkt.

Mich zu geneigtem Andenken bestens empfehlend.

Weimar den 20. Januar 1830.

46/206.

An Christian Wilhelm Schweitzer

[Concept.]

 Ew. Excellenz

erhalten hiebey das Concept zu dem besprochenen Berichte, welcher nach gefälliger Beurtheilung sogleich abgehen kann.

Verpflichtet für die dem vorliegenden Geschäft verliehene günstige Wendung habe die Ehre mich verehrend und vertrauend zu unterzeichnen.

Weimar den 21. Januar 1830.

46/207.

An Friedrich Johannes Frommann

[Concept.]

[23. Januar 1830.]

 Ew. Wohlgeboren

erhalten hiebey, zu dem neulich besprochenen Zwecke, einen Bogen der Übersetzung meiner Metamorphose. Das deutsche Original ist Ihnen ja wohl zu Handen.

Wollten Sie nun den Versuch machen, wie sich beide gegen einander schicklich abdrucken ließen, so wären wir schon um einen Schritt weiter.

Zum Überfluß lege ich ein Quartblättchen, in Octav gebrochen, bey, wie ich mir den Anfang des Werkleins vorstelle.

Alles Übrige weiterer einsichtigen Beurtheilung überlassend.

Mit den besten Wünschen mich angelegentlich empfehlend.

Weimar den 22. Januar 1830.

46/208.

An Wilhelm Reichel

 Ew. Wohlgeboren

sende das Blättchen mit ausgefüllten Lücken zurück. Es thut mir sehr leid daß diese Unterlassungssünde auf das Geschäft einigen Einfluß gehabt hat. Sollte dergleichen wieder vorkommen, wie bey einem so vielfachen Detail wohl möglich ist, so bitte nur Strichelchen oder Sternchen in die Lücke zu setzen, da man denn am Schluß es genauer angeben kann. Auch will bey dieser Gelegenheit bemerken daß Herr v. Cotta mir, schon unter dem 27. December 29, meldet, ich werde 12 Exemplare der besondern Abdrücke von Hermann und Dorothea von Augsburg aus erhalten. Ist Ihnen hievon etwas bekannt geworden so haben Sie die Gefälligkeit die Sendung zu beschleunigen.

Das Manuscript zum 32. Bande wird nächstens bey Ihnen anlangen.

Könnten Ew. Wohlgeboren mir zu dem Titelbogen zum 25. Bande verhelfen, welcher durch die Nachlässigkeit des Buchbinders verloren gegangen ist, so geschähe mir ein besonderer Gefalle.

Das Geschäft und mich selbst zu geneigter Theilnahme fernerhin empfehlend

ergebenst

Weimar den 26. Januar 1830.

J. W. v. Goethe.

46/209.

An Carl Wilhelm Göttling

 Ew. Wohlgeboren

übersende, mit immer neuem und gesteigertem Dank, den 29. und 30. Theil meiner Werke; wobey ich die Förderniß der gegenwärtigen Lieferung bestens anzuerkennen habe, da man in Augsburg mit der Octavausgabe nunmehr schneller vorzurücken gedenkt.

Sodann bemerke das alles, was mir von seiten des archäologischen Instituts zu Rom bis jetzt vorgekommen ist, meine Hochachtung für dasselbe begründen mußte, und indem ich für die gefälligen Mittheilungen danke, darf ich wohl aussprechen, wie ich mir es für eine Ehre schätze, unter ihre Verbündeten aufgenommen zu werden. Find ich einen Gegenstand, den ich der Aufmerksamkeit der vorzüglichen Archäologen würdig achte, so werde auch gern irgend einem kleinen Aufsatz übersenden, ob ich gleich mir in diesem Fache wenig zutraue, in welchem die verschiedensten Ansichten recht zu Hause zu seyn scheinen, deshalb ich mich denn auch wohl nur anfragend werde verhalten können.

Würden Ew. Wohlgeboren mir nunmehr die abgeschlossenen Tagebücher des vorigen Jahrs herübersenden, so würde dadurch eine doppelte Unterhaltung finden, indem mir zugleich der regelmäßige Gang eines wohlgeordneten Geschäftes und die geistreichen Bemerkungen des würdigen Vorgesetzten zur Freude gereichten.

Möge ich nächtens dem Vergnügen Ihres werthen Besuchs entgegen sehen.

ergebenst

Weimar den 27. Januar 1830.

J. W. v. Goethe.

46/210.

An Carl Friedrich Zelter

Da mir nun bekannt geworden daß ganz Europa, eben so wie mein Klostergarten, durch den Schnee nivellirt sich behelfen muß so hab ich mich um desto eher zu bescheiden, da ich nicht aufgefordert werde den Fuß vor die Thüre zu setzen. Daher will ich nun, bey klarer nächtlicher Weile, wo Frau Venus, noch immer heiter und niedlich, am westlichen Himmel über den Hörnern des jungen Mondes glänzt, sodann auch Orion und sein Hund, blinkenden Halsbandes, von Osten her, über meinen dunklen Fichten-Horizont, prächtig heraussteigt; hiedurch aufgeregt dir ein munterfreundliches Wort in deine wohlerleuchtete und bewegte Stadt hinsenden, dabey auch vor allem zu deinen letzten Blättern bemerken:

Daß Freunde, besonders in unserem Alter, wohl thun nicht ein äußeres strittiges Vorkömmniß unter sich sogleich fallen zu lassen, sondern in Betrachtung darüber fortfahren sollen. Deshalb sind mir alle deine Worte über den fraglichen aristotelischen Casus höchst willkommen, sie commentiren deine und meine Überzeugung auf die vollständigste Weise. Auch sind solche Differenzen deshalb wichtig, weil, genau besehen, es nicht ein einzelner Fall ist über den gestritten wird, sondern es stehen zwey Partheyen gegen einander, zwey Vorstellungsarten, die sich in Einzelnen bestreiten, weil sie sich im Ganzen beseitigen möchten. Wir kämpfen für die Vollkommenheit eines Kunstwerkes, in und an sich selbst, jene denken an dessen Wirkung nach außen, um welche sich der wahre Künstler gar nicht bekümmert, so wenig als die Natur wenn sie einen Löwen oder einen Colibri hervorbringt. Trügen wir unsre Überzeugung auch nur in den Aristoteles hinein, so hätten wir schon recht, denn sie wäre ja auch ohne ihn vollkommen richtig und probat; wer die Stelle anders auslegt mag sich's haben.

Zum Scherz und Überfluß laß mich, in Gefolg des Vorigen, erwähnen: daß ich, in meinen Wahlverwandtschaften, die innige wahre Katharsis so rein und vollkommen als möglich abzuschließen bemüht war; deshalb bild ich mir aber nicht ein, irgend ein hübscher Mann könne dadurch von dem Gelüst nach eines andern Weib zu blicken gereinigt werden. Das sechste Gebot, welches, schon in der Wüste, dem Glohim-Jehova so nöthig schien, daß er es, mit eigenen Fingern, in Granittafeln einschnitt, wird in unsern löschpapiernen Katechismen immerfort aufrecht zu halten nöthig sein.

Verzeihung dieses! denn die Sache ist von so großer Bedeutung, daß Freunde sich immer darüber berathen sollten; ja ich füge Folgendes hinzu: es ist ein gränzenloses Verdienst unsres alten Kant um die Welt, und ich darf auch sagen um mich, daß er, in seiner Kritik der Urteilskraft, Kunst und Natur kräftig nebeneinander stellt und beiden das Recht zugesteht: aus großen Principien zwecklos zu handeln. So hatte mich Spinoza früher schon in dem Haß gegen die absurden Endursachen gegläubiget. Natur und Kunst sind zu groß um auf Zwecke auszugehen, und haben's auch nicht nöthig, denn Bezüge gibt's überall und Bezüge sind das Leben.

Kaum bin ich aber so weit gelangt, so fängt schon ein andrer Berliner wieder Händel mit mir an. Herr Spiker möchte auch wohl an mir zum Ritter werden. Wollten doch die guten Menschen, die mich gewöhnlich ignoriren wenn sie mich benutzen, mich gleichfalls ruhen lassen wenn sie mich nicht brauchen können, es hinge von ihnen ab ihre Rechnung recht kräftig und überzeugend auszusprechen und Anhänger zu finden so viel es geben wollte. Ich habe jene Ansicht absurd gefunden, es einmal ausgesprochen und sprech es wieder aus. Doch muß man sich darüber nicht verwundern noch erzürnen: finden sich doch wackere Geistliche, welche das hohe Lied Salomonis auf das heilige Verhältniß Christi zu seiner bräutlichen Kirche deuten.

Indessen fand ich mich veranlaßt das Original wieder nachzusehen, auf das man sich immer gerne hinleiten läßt. Ich dictirte über diesen Punct einige Seiten, die ich dir wohl schicke, unter dem Beding daß du sie niemand sehen lassest; denn wer will sich mit dieser kranken Armseligkeit weiter einlassen.

Ich wiederhole das oben Gesagte: überzeuge man sich immer mehr daß diese Differenzen auf eine ungeheure Kluft hindeuten, welche die Menschen von einander trennt; ja es ist nicht Eine Kluft, es sind Klüfte, über die man in jüngerer Zeit wegspringt oder Brücken schlägt, im Alter aber, als zur Befestigung des Zustandes gegeben, berechnen muß.

Ich habe freylich gut meine Zugbrücken aufziehen, auch schiebe ich meine Fortificationen immer weiter hinaus; du hingegen mußt immer im Felde liegen und dich, nach deiner Weise, in der einmal gegebenen Richtung, durchschlagen, das kleidet dich so gut daß man nicht wünschen kann es möge anders seyn. Zugleich erndtest du großen und unschätzbaren Genuß, von dem wir andern leider ausgeschlossen sind.

Die anhergesendeten Briefe vom Jahre 1828 sind angekommen und werden, mit den meinigen durchschossen, sorgfältig abgeschrieben. Ich freue mich darauf auch diese paar Jahre wie die übrigen geheftet zu sehen. Diese dreyßigjährige Sammlung gewinnt ein so hübsches Ansehen, daß ein ägyptischer königlicher Bücherfreund sie in seine Sammlung aufzunehmen kaum verschmäht hätte.

Melde mir ja vom Alten und Neuen, auch vom Augenblick Mannichfaltiges; der Bärenpelz hat, besonders bey jetziger Witterung, auch hier gute Wirkung gethan.

So weit waren wir als dein Werthes vom 25. ankommt; was ich oben gesagt gilt auch hier, du thust sehr wohl, mäßig auch gegen wunderlich widerwärtig-denkende Menschen zu verfahren Mach ich's doch auch so mit Gegenwärtigen ja mit Abwesenden und habe nichts weiter davon als den lieben Frieden, da du dir an einem schönen Abend doch noch immer einmal ein gut Glas Wein, von irgend einer hübschen Ellebogennachbarin einschenken läßt.

Im Bourrienne hab ich nicht fortlesen können; das zupft alles an dem frischgestickten, frühabgelegten Kaisermantel und denkt dadurch etwas zu werden; wie Böttiger jubilirte als der Doge von Venedig abgesetzt wurde, eben als wenn sein Vordermann gestorben wäre und er nunmehr avancirte.

Die neuere Geschichte Frankreichs von Bignon will ich nicht eben rathen als Lectüre vorzunehmen; er ist jedoch ein wahrer und gründlicher Napoleoniste; als vieljähriger Diplomat ist er in dem Fall tiefer in die Hauptanlässe und Wirkungen hineinzusehen. Das mag denn alles gelten, wie die Bemühungen der Astronomen, deren Beobachten und Rechnen wir nicht schelten wollen, da sie uns denn doch zuletzt den Begriff des Unbegreiflichen etwas näher bringen.

und so fort an!

Weimar den 29.Januar 1830.

J. W. v. Goethe.

46/211.

An die Großherzogin Louise

[Concept.]

Indem Ew. Königlichen Hoheit gnädigst Gegenwart so manche Woche schon zu vermissen habe, fühl ich mich eines schönen Lichtpunctes in den trüben Wintertagen beraubt. Denk ich nun an die Ursache dieses Verlustes, so ist er auf's vielfachste schmerzlich. Nur darin daß mir durch den Leibarzt täglich sichre Nachricht zukommt kann ich einigermaßen Beruhigung finden.

Möge in dem wachsenden Jahre, in den zunehmenden Tagen bald auch eine vollkommene Besserung eintreten und die allgemeine sehnsüchtige Hoffnung in Erfüllung gehen. Dieß ist mit vielen Tausenden der fromme brünstige Wunsch auch desjenigen der sich ehrfurchtsvoll ewig angehörig unterzeichnet.

Weimar den 30. Januar 1830.

46/212.

An Wilhelm Reichel

[Concept.]

Gegenwärtiges soll nur dazu dienen um Ew. Wohlgeboren anzuzeigen daß das Manuscript zum 32. Bande heute an Dieselben abgegangen ist.

Weitere wüßte nichts hinzuzufügen als den Wunsch daß die Sendung glücklich ankommen und Sie in guter Gesundheit antreffen möge.

Weimar den 1. Februar 1830.

46/213.

An den Großherzog Carl Friedrich

[Concept.]

Gar öfters komm ich im Laufe des Jahrs in den Fall sehr unangenehm zu empfinden daß meine körperlichen Zustände mir nicht erlauben an manchem Guten, Schönen und Vergnüglichen Theil zu nehmen; niemals aber ist mir solches bedauernswürdiger als wenn ich mich gehindert sehe meinen Höchsten verehrten Gönnern zu rechter Zeit und Stunde aufzuwarten und, zugleich mit so vielen andern, gleich Anhänglich- und Verehrenden, wenige, aber treu gemeinte Worte vorzubringen.

Daß mich das gleiche Gefühl in diesem Augenblicke ergreift werden Ew. Königliche Hoheit mir zutrauen und gnädigst vergönnen daß ich mit diesem Blatt, wenn auch nur kurz gefaßt, alles dasjenige auszusprechen und zu wiederholen gesinnt bin, was Gutes, Freundliches und Glückliches, diesen Tag zu feyern, von Herzen geht.

Hiermit nun mich und die Meinigen zu ferneren Hulden und Gnaden angelegentlichst empfehlend erbitte mir das Glück mich so fortan, lebenswierig unterzeichnen zu dürfen.

Weimar den 2. Februar 1830.

46/214.

An Friedrich Johannes Frommann

[Concept.]

Indem ich hiebey ein durchgesehnes Exemplar der Metamorphose zusende überlasse Denenselben gefällig einen Versuch zu machen das Deutsche dem Französischen auch in lateinischen Lettern entgegen zu stellen; wobey bemerke daß die in Ihrem Abdruck vorkommenden Strichelchen in dem Original nicht vorkommen, auch deshalb zu vermeiden sind. Mit dem Wunsche daß die splendide Redoute auch Ihnen bey der kalten Hin- und Herreise vergnüglich gewesen und wohl bekommen seyn möge.

Weimar den 3. Februar 1830.

46/215.

An Johann Heinrich Meyer

Diese Tage hab ich Sie, mein Theuerster, nicht einladen wollen; jeder befindet sich zu solcher Zeit immer am besten hinter seinen Fenstern. Nun aber sind Bilder von Dresden angekommen, erfreuliche Unerfreulichkeiten bringend, deren Verdienst und Mißverdienst wir ausführlich besprechen sollten. Auch ist die Meduse glatt und beschaubar aufgezogen; manches Andere vorerst nicht zu gedenken.

Morgen hoff ich die gedachten Gemälde der Frau Großherzogin vorzuzeigen; wäre es Ihnen recht wenn ich Sie alsdann gegen 2 Uhr d.h. morgen abholen ließe? So könnten wir diese Angelegenheiten, bey zu hoffendem heiteren Tag, ergötzlich besprechen, auch wünscht ich durch Sie etwas von der Mannichfaltigkeit der vergangenen Nacht zu erfahren.

treu angehörig

Weimar den 3. Februar 1830.

J. W. v. Goethe.

46/216.

An Friedrich August Johann Vitzthumvon Egersberg

[Concept.]

 Ew. Hochwohlgeboren

darf ich wohl um die Gefälligkeit ersuchen dem Überbringer des Gegenwärtigen, unserm wackern Zeichner Schmeller, einige Stunden zu gönnen, damit er auch Ihr werthes Bild zu den übrigen hinzufügen könne, die er mir, von würdigen Staatsdienern und bedeutenden Durchreisenden, seit einigen Jahren mit Glück gefertiget hat. Wobey ich denn wünsche daß sich Gelegenheit finden möge Denenselben die ganze Sammlung vorzuweisen und Ew. Hochwohlgeboren zu überzeugen daß ich Sie zu guter Gesellschaft eingeladen habe. Wie denn Herr Graf Fredron, den Sie die Geneigtheit hatten mir zuzuführen, sich auch, recht wohl getroffen, in meinem Portefeuille befindet.

In vorzüglichster Hochachtung mich unterzeichnend.

Weimar den 5. Februar 1830.

46/217.

An Johann Gottlob von Quandt

 Ew. Hochwohlgeboren

hätte schon vor einigen Tagen die glückliche Ankunft der durch's Loos uns zugewendeten Gemälde schuldigst vermelden sollen; die Kälte jedoch war dem Auspacken hinderlich, die Feste hinderlich der Darstellung an unsere gnädigsten Damen.

Ein jeder Gewinn ist willkommen; dießmal besonders, da verdienstliche Bilder eingesendet wurden, und ich kann die freundlichste Aufnahme bezeugen, auch fernere Theilnahme an dem so wohl geführten Geschäft versichern.

Unsere durchlauchtigen Frau Großherzogin-Mutter, in den Tagen der Genesung, ein frommes anmuthiges Bild vorstellen zu können, war mir höchst erfreulich.

Ew. Hochwohlgeboren haben mir die Künstler genannt, welche diese schätzenswerthen Bilder verfertigen; da ich aber den Lebens- und Studiengang solcher jungen Männer gern erfahren mag, weil sich dadurch auch ihre Werke und mehr aufklären, so ersuche Dieselben, mich hierüber in nähere Kenntniß gefällig zu setzen.

Erlaubt sey mir nun auch, zu sagen: daß, bey dem wirklich Verdienstlichen dieser Bilder, mir die von Denenselben vorgeschlagene Verstellung nur noch wünschenswerther erschien; denn hätte man sich früher über diese Bilder, mit einsichtigen Kennern, berathen, so wäre Verschiedenes, einen vollkommen guten Eindruck Störende leicht zu vermeiden gewesen.

Der Künstler hat oft einen sehr guten Gedanken, dessen Ausführung er auch gewachsen ist, aber er hat ihn nicht in allen einzelnen Theilen durchdrungen, und da kommt ihm des einsichtigen Kenners Theilnahme wohl glücklich zu Hilfe, wie ich an meinem eigenen dichterischen Beyspiele weiß und in einem langen Leben vielfach erfahren habe.

Hiebey aber entsteht eine große und bedeutende Frage: Ist der Kenner und Kunstfreund der Sache gewachsen? Und ist der Künstler zugleich selbstständig und mobil genug, um schnell und rein aufzufassen, ob man ihm das Rechte anräth, ihm bringt was ihm gefehlt hat, oder ob man ihn irre macht, indem er auf dem rechten Wege ist? Sehr oft scheint auf dem Rechten; oft aber auch ist er beschränkt, und kann sich in die Modificationen nicht finden, die ihm der Kenner vorschlägt.

Gerade die drey übersendeten Bilder würden zu solchen Betrachtungen Anlaß geben; leider sind Zeit und Kräfte auch mir zu beschränkt, als daß ich meinem guten Willen nachgeben sollte, mich hierüber schriftlich auszulassen. Denn wenn man die Angelegenheit genau in's Auge faßt, so sieht man: daß Kenner und Künstler sich gegen einander productiv verhalten müssen; sie müssen sich in Rath und That zu steigern, ja, zu überwinden suchen, bis sie zuletzt vollkommen einig geworden, und ein völlig congruirendes Bild entstanden ist. Daß aus der Ferne hierin wenig oder nichts zu thun sey, läßt sich vermuthen, ja sogar einsehen. Mir hat es eine vieljährige Erfahrung bestätigt.

Nehmen Ew. Hochwohlgeboren indessen dieses Wenige als ein Zeugniß, daß mein Antheil an der Kunst, sowie an Ihrem schönen Verein nicht nachläßt, und meine Gedanken mit meinen Wünschen Sie immerfort begleiten. Möge auch Ihr körperliches Befinden Ihrer bedeutenden Thätigkeit zusagen, wie es, mit so vielen anderen, Ihnen Ergebenen und Dankbaren fortwährend zu vernehmen hofft der sich mit vorzüglicher Hochachtung unterzeichnet

Ew. Hochwohlgeboren

gehorsamster Diener

Weimar den 6. Februar 1830.

J. W. v. Goethe.

46/218.

An J. Busch

[Concept.]

Mit den wenigsten Worten, um Ihre fromme Familien-Handlung nicht aufzuhalten, spreche hiedurch nur eilig aus, daß ich mit Wunsch und freundlichem Antrag Ihres werthen Schreibens völlig einverstanden sey. Anderes mir vorbehaltend.

Weimar den 7. Februar 1830.

46/219.

An Friedrich Theodor von Müller

 Euer Hochwohlgeboren

Beykommendes zuzusenden habe vielleicht zu lange gezaudert; Ihre große Gefälligkeit wird aber von so vielen Seiten in Anspruch genommen, daß man fürchtet, sich gleicher Indiscretion schuldig zu machen. Wollten Sie indeß die Geneigtheit haben den Auszug des v. Cottaischen Briefs an Herrn v. Gagern gelangen zu lassen mit den besten Empfehlungen und geziemendem Gesuch um belehrende Nachricht oder vielleicht mögliche Mitwirkung, so würden Sie mich sehr verbinden.

Diese Bitte darf ich um so eher aussprechen da hiebey nicht sowohl mein Vortheil als der des Verlegers, den ich freylich auch zu wünschen habe, beabsichtigt wird.

Eine kurze Unterredung würde Zweck und Wunsch noch mehr in's Klare setzen.

Hochachtungsvoll

gehorsamst

Weimar den 10. Februar 1830.

J. W. v. Goethe.

46/220.

An Johann Friedrich Cotta

Ew. Hochwohlgeboren

hat man bey'm eingetretenen Jahr nur eine günstige Gesundheit zu wünschen, da von allen Seiten soviel Anlässe zu einer ununterbrochenen Thätigkeit auf Dieselben eindringen; so wie ich denn ja auch von meiner Seite auf ein ferneres freundlich-thätiges Verhältniß Anspruch zu machen habe.

In Erwiderung Ihres letzten gefälligen Schreibens darf ich nun wohl nicht versichern, wie sehr mir die sowohl Autoren als Verlegern gleich gehässige Eingriffe des Nachdrucks zuwider sind. Lange wußte ich in dem gegenwärtigen Falle keine vorsorgliche Gegenwirkung einzulegen, da kaum irgend ein Geschäfts-Verhältniß zwischen hier und dem Königreich der Niederlande stattfindet.

Nur vor kurzem habe Gelegenheit genommen an des Herrn v. Gagern Excellenz eine Anfrage deshalb zu richten. Dieser würdige Staatsmann könnte uns wohl eine nähere Anleitung geben. Was von dorther vernehme theile sogleich mit.

Es ist einer meiner höchsten Wünsche, Ihro Majestät der König möchte mit dem Wenigen, was ich als dankbare Äußerung meiner Anhänglichkeit aussprechen kann, einigermaßen zufrieden seyn. Wobey ich hoffen darf mein letztes, vielleicht allzu weitläufiges Schreiben werde nicht mißfallen haben. Wie man diesem hochverehrten Herrn sich auch nur im Gedanken nähert, so schließt sich das Vertrauen alsbald auf und da weiß man denn nicht immer das rechte Maaß zu finden.

Sodann darf ich wohl vorläufig melden: daß. bey dem wiederholten Einwirken der so äußerst günstigen Gesinnungen Ihro Majestät auf mich und meine Umgebung, sich in meiner Nähe etwas Poetisches hervorthut, welches nicht gerade zur Öffentlichkeit qualificirt, doch aber einiger Aufmerksamkeit werth seyn dürfte. Möge es daher nicht sonderbar scheinen, wenn ich in diesem zweifelhaften Falle, in der Folge, den Rath Ihrer Frau Gemahlin deshalb zu erbitten wage; denn es ist ein frauenzimmerliches Gefühl an welches wir bey dieser Gelegenheit appeliren möchten.

Hiernach, in Bezug auf die Anfuge, dem verehrten Paare mich und die Meinigen angelegentlichst empfehlend.

Hochachtungsvoll

gehorsamst

Weimar den 13. Februar 1830.

J. W. v. Goethe.

[Beilage.]

[Concept.]

1) Wenn Ew. Hochwohlgeboren für die Metamorphose und deren Übersetzung das Honorar von [1000 Thalern] bewilligen, so würden wir das wirklich mühsame Geschäft zu vollbringen ermuntert werden. Was jedoch den Druck betrifft, so scheint, nach abermaliger Überlegung, nothwendig denselben unmittelbar zu dirigiren. Der Abdruck von Original und Übersetzung gegen einander über, in zwey Sprachen verschiedener Ausdehnung, verursacht manche Schwierigkeiten, und sind schon einige Proben angestellt worden wie solche mit Geschmack geschehen könne. Auch ist das Original selbst nicht auf eine solche Weise herzustellen daß es als abgeschlossen angesehen werden möchte. Man hegt den Wunsch bey Correctur und Revision noch die letzte Hand anzulegen. In wissenschaftlichen Dingen, wo man gegen ein so bedeutendes Publicum steht, kann man nicht vorsichtig genug seyn.

2) Herr Reichel meldet, außer dem Fortgange des ersten Abdrucks, auch noch eine schnellere Fortsetzung der Octavausgabe, wozu er, durch eine revidirte kleinere, unausgesetzt im Stande gehalten wird.

3) Für die mitgetheilten Rechnungs-Auszüge schönstens dankbar, frage an: Ob es wohl Beschwerde mache, mir, nach so weit gefördertem Geschäft, einen detaillirten Auszug zukommen zu lassen, wie sich unsre einzelnen Provinzen und Städte bey dem Absatz der Exemplare verhalten haben. Der Autor mag doch gern erfahren wo die größte Gunst für ihn in seinem Vaterlande sich hervorthut.

4) Sodann erbitte mir freundliche Nachricht über Folgendes: Ich vernehme daß des Herrn Bunsen, Königlich Preußischen Angeordneten in Rom, Beschreibung dieser Stadt in Ihrem Verlage herauskommen soll. Könnten wir wohl bald darauf hoffen? In meinem Alter ist es erlaubt etwas ungeduldig zu seyn, wenn man Genuß und Belehrung von bedeutender Stelle her zu erwarten hat.

5) Den zugesagten Exemplaren von Herrmann und Dorothea sehe mit Vergnügen entgegen.

46/221.

An Carl August Varnhagen von Ense

 Ew. Hochwohlgeboren

habe, nach langem Zögern, schuldig zu vermelden, daß mit dem Postwagen endlich das angekündigte Manuscript abgegenagen ist.

Ob Sie noch die Redaction gefällig übernehmen mögen, ob Sie es für Ihre Anstalt nöthig und nützlich halten, muß Denenselben völlig anheim geben.

Unsere werthen böhmischen Freunde haben in dem übrigen Deutschland so wenig Theilnahme gefunden daß sie mit dem Jahre 1829 die Monatschrift abschließen und unter dem Titel: Jahrbücher des Böhmischen Museums, künftighin nur vierteljährig hervortreten wollen. Sie behaupten die Buchführer Deutschlands hätten sich gleichsam verschworen, aus mehr oder weniger begründetem Haß gegen die österreichische Censur, alles was aus den österreichischen Staaten an sie geschickt wird, ohne Unterschied a priori als Krebse zu behandeln. Was kann man dazu sagen? als daß zu aller Mittheilung eine Reciprocität gefordert wird.

Da ich mich diesen harten Winter ganz gut gehalten habe wünsch ich dieß auch von meinen Freunden zu vernehmen; nicht weniger im Frühjahr, ob die Ihrer liebenswürdigen Reisegefährtin übersendeten Rosenzweige gleichfalls der übermäßigen Kälte Trotz geboten haben.

Leider versetzt uns seit einiger Zeit das Befinden unsrer Frau Großherzogin Mutter in einige Sorge; doch wollen umsichtige tüchtige Ärzte uns von Tag zu Tag in frischer Hoffnung erhalten.

Sagen Sie mir ein Wort wenn das Plaquet ankommt und unterrichten mich zugleich von dem Befinden Ihrer Frau Gemahlin. Dem Ihrigen traut man immer das Beste zu. Von mir darf ich noch hinzusetzen daß ich das Andenken meiner abwesenden geprüften Freunde festhalte und, wenn auch im Augenblick nicht in die Ferne wirkend, doch immer im Stillen fortarbeite, früher oder später denselben Freude zu machen. Hieran schließt sich der Wunsch ob wir die Biographie des frommen Oberhirten einer so weit ausgebreiteten Gemeinde wohl auch bald zu hoffen haben. Ich bin höchst verlangend Leben und Thätigkeit eines Mannes, der in meiner Jugend auf mich und meine Umgebung stark einwirkte, nun einmal im Ganzen und in Bezug auf die allgemeine Weltgeschichte, durch eine meisterhafte Darstellung zu überblicken.

Lange verzögert, endlich doch übereilt.

Immer treu

unwandelbar

Weimar den 13. Februar 1830.

J. W. v. Goethe.

[Beilage.]

Vorliegende Sendung besteht aus einem Fascikel:

A. Das Concept der Aufsätze, in ziemlicher Ordnung, wie solches im Jahre 1828 zu Stande gebracht, von vorn herein ziemlich ausgearbeitet und consequent. Nach fol. 14 fängt es an, schematisch zu werden. Ausgeführt ist noch ein Aufsatz über den botanischen Garten zu Prag und über die merkwürdige Brücke bey Carlsbad; die Arbeit stockt aber alsdann, unter guten Wünschen und Vorsätzen. Sodann besteht das Heft aus

B. Einigen Bogen in reiner Abschrift.

C. Enthält einen Nachtrag, wie ich solchen so eben aus Böhmen erhalte. Wodurch sich das Ganze einigermaßen abrundet, und für denjenigen, der sich mit kritischen Übersichten beschäftigt, nicht ohne Werth seyn möchte.

Sollte man es für nöthig finden, die drey Jahrgänge der Monatschrift und das erste Vierteljahr der Jahrbücher einzusehen, so würde solche gern überschicken.

Vielleicht wäre, in der jetzigen Epoche, ein freundliches Wort von Berlin her ausgleichend und wirksam; denn die Gesellschaft der Naturforscher hat die Hoffnung, im Jahre 1831 ihre Zusammenkunft in Prag, vielleicht gar in Wien zu feyern.

Zu vollständiger Übersicht hefte ein paar Briefe bey, die ich im Juni und Juli 1829 nach Prag schrieb, und mit dem Übrigen wieder zurück erhielt. Auch diese beweisen, daß ich mein altes Metier ruhig fortführe: »Mögliche Vermittlung zur unmöglichen Übereinstimmung der Erdenbewohner.«

unwandelbar

Weimar den 13. Februar 1830.

J. W. v. Goethe.

46/222.

An Carl Friedrich Zelter

»Was den freylich einigermaßen paradoxen Titel der Vertraulichkeiten aus meinem Leben Wahrheit und Dichtung betrifft, so ward derselbige durch die Erfahrung veranlaßt, daß das Publicum immer an der Wahrhaftigkeit solcher biographischen Versuche einigen Zweifel hege. Diesem zu begegnen, bekannte ich mich zu einer Art von Fiction, gewissermaßen ohne Roth, durch einen gewissen Widerspruchs-Geist getrieben, denn es war mein ernstestes Bestreben das eigentliche Grundwahre, das, insofern ich es einsah, in meinem Leben obgewaltet hatte, möglichst darzustellen und auszudrucken. Wenn aber ein solches in späteren Jahren nicht möglich ist, ohne die Rückerinnerung, und also die Einbildungskraft wirken zu lassen, und man also immer in den Fall kommt, gewissermaßen das dichterische Vermögen auszuüben, so ist es klar daß man mehr die Resultate und, wie wir uns das Vergangene jetzt denken, als die Einzelnheiten, wie sie sich damals ereigneten, ausstellen und hervorheben werde. Bringt ja selbst die gemeinste Chronik nothwendig etwas von dem Geiste der Zeit mit, in der sie geschrieben wurde. Wird das vierzehnte Jahrhundert einen Kometen nicht ahnungsvoller überliefern als das neunzehnte? Ja ein bedeutendes Ereignis wird man, in derselben Stadt, Abends anders als des Morgens erzählen hören.

Dieses alles was dem Erzählenden und der Erzählung angehört habe ich hier unter dem Worte: Dichtung begriffen, um mich des Wahren, dessen ich mir bewußt war, zu meinem Zweck bedienen zu können. Ob ich ihn erreicht habe überlaß ich dem günstigen Leser zu entscheiden, da denn die Frage sich hervorthut: ob das Vorgetragene congruent sey? ob man daraus den Begriff stufenweiser Ausbildung einer, durch ihre Arbeiten schon bekannten, Persönlichkeit sich zu bilden vermöge.

In jeder Geschichte, selbst einer diplomatisch vorgetragenen, sieht man immer die Ration, die Parthey durchscheinen, wozu der Schreibende gehörte. Wie anders klingen die Mittheilungen der Franzosen über englische Geschichte als die der Engländer.

So ist mir auch in der letzten Zeit höchst merkwürdig geworden der Herzog von St. Simon in seinen Memoiren; diese ausführlichen Berichte eines durchaus unterrichteten, Wahrheit liebenden Mannes sind nicht völlig genießbar, wenn man nicht zugibt es sey ein Duc und Pair der das niederschreibt. Es ist jene Zeit die sich in einem Vornehmen abspiegelt, der weniger zu gewinnen findet als er zu verlieren befürchten muß.«

Vorstehendes, mein Theuerster, habe einer verehrten Person, auf eine ähnliche Anfrage wie die deine, zu erwidern Pflicht geachtet, und theile dir sie, als diesmal auch zweckerreichend mit. Man bedenke daß mit jedem Atemzug ein ätherischer Lethestrom unser ganzes Wesen durchdringt, so daß wir uns der Freuden nur mäßig, der Leiden kaum erinnern. Diese hohe Gottesgabe habe ich von jeher zu schätzen, zu nützen und zu steigern gewußt.

Wenn also von Schlägen und Püffen die Rede ist, womit uns das Schicksal, womit uns Liebchen, Freunde, Gegner geprüft haben, so ist das Andenken derselben, bey'm resoluten guten Menschen, längst hinweggehaucht.

Solche, nach deiner Anfrage, in einem gewissen Fall zu specificiren würde mir schwer, ja unmöglich fallen; doch will ich mich dir zu Liebe erinnern: daß unser Schulmeister schwankes Lineal, als ein sonst nicht unbrauchbares Majestätszeichen, zu führen pflegte, hiemit gab es zu Zeiten strafende und aufmunternde Klapse. Jedoch war in jenen Tagen kräftiger Pädagogik schon ein milderndes Auskunftsmittel gefunden und deutete auf das was nachher in unsrer Criminal-Justiz seit Beccaria so anmuthig einwirkte: die zu Strafenden waren nämlich genöthigt ein Pfötchen hinzuhalten und mehr oder weniger stärkere und wiederholte Klapse auszudauern. Dieß gab Gelegenheit die Hand wie Mucius Scävola kühn auszustrecken und mit unverwandtem Gesichte einen heroischen Märtyrerkranz zu erwerben.

Wie es nun mit den zu gewinnenden oder zu verlierenden Flaschen Champagner auch aussehen mag, so hab ich solches nach möglichster Erinnerung, scheinbarster Wahrheit und vermiedener Dichtung hiedurch bezeugen und vorlegen wollen.

So weit waren wir gekommen als uns ein zwar gefürchtetes, aber durch Hoffnung abgelehntes Übel überfiel; davon dir die Nachricht schon zugekommen ist, welches mein schwarzes Siegel leider bekräftigt. Hiebey wirst du manches zu denken haben, als Mitgenosse unsres Denkens und Empfindens.

Versäume nicht zu schreiben wie es um dich aussieht, wie es zugeht und auch wohl wie dieses und jenes gelingt. Auch ich verfehle nicht manches zu vermelden, wenn gleich nicht in den ersten Tagen. Und somit fahren wir fort gemeinschaftlich zu handeln und einander davon Kenntniß zu geben, so lange es gegönnt.

und so fort an

beharrlichst

Weimar den 15. Februar 1830.

J. W. v. Goethe.

46/223.

An die Großherzogin Maria Paulowna

[Concept.]

An dem heutigen feyerlichen Tage, wo Freude ihn wieder erlebt zu haben nur durch einen Trauerflor durchblickt, Ew. Kaiserliche Hoheit schuldigst zu verehren, finde nichts aufrichtender und stärkender als den Gedanken: daß wir bey allen Unfällen, die uns betreffen, sogleich möglichst gefaßt das Auge dahin richten, wo eine wohlüberlegte Thätigkeit glücklich ihren Zweck erreichte.

Und so ist es denn wohl nicht unzeitig zu berichten, daß ein Brief von Kirchnern, geschrieben aus Paris, vor seiner Abreise nach London, die zuversichtliche Hoffnung gibt, er sey auf dem Wege die Absicht seiner Höchsten Gönner zu erreichen, er habe denen ihm von der Natur verliehenen Kräften, auch seiner bisherigen Ausbildung gemäß, den dortigen Aufenthalt redlich benutzt und sey, besonders in der letzten Zeit, mit einer löblichen Freyheit der Umsicht, mit einem kräftigen Eingreifen und Benutzen der ihm gegönnten Gelegenheit begabt worden, wenn die früheren Berichte dagegen eine verzeihliche Unbehülflichkeit in manchen Stücken zu verrathen schienen pp. Höchstdieselben werden das, was ich hier im Allgemeinen niederlege, ausführlicher vernehmen, wenn es schickliche Zeit seyn wird Abschriften der Berichte unterthänigst vorzulegen.

In Bezug auf das Obengesagte darf ich ja wohl noch wiederholend hinzufügen daß, wenn bey großen Unglücksfällen die Betroffenen sich billig zu zerstreuen suchen, doch nicht leicht eine schönere Ableitung gefunden werden kann, als den Geist dahin zu lenken wo die Menschheit sich in ihrer höchsten Würde zeigt, indem sie das Bessere, Wünschens- und Hoffenswerthe nach verliehenen Kräften und Möglichkeiten zu fördern trachtet.

Gnädigste Verzeihung des Vorgesagten mir erbittend, darf ich die Hoffnung hegen daß Höchstdieselben gar manches und vieles hier nicht Ausgesprochene Sich selbst entwickeln und von meiner lebenslänglichen Anhänglichkeit sich überzeugen werden. Wie ich denn nichts mehr wünsche, als die mir noch gegönnten Kräfte in der Richtung, welche Höchstdieselben mir vorzeichnen, unwandelbar anzuwenden.

Weimar, den 16. Februar 1830.

46/224.

An Wilhelm Reichel

[Concept.]

 Ew. Wohlgeboren

erwidere, die angekündigte Sendung über Nürnberg dankbar erwartend, auf die geschehene Anfrage und Anzeigen mit dem Eiligsten: daß ich Ihre Fürsorge um die Entfernung aller Fehler und Mängel aus unsrer Ausgabe zu erkennen weiß.

Swedenborg und Friedrich Tieck sind ganz richtig bemerkt und zu verbessern, auch wegen dem Inhalts-Vorblatt gebe Ihnen völlige Freyheit.

Der schwere Fall, der uns betraf, setzt mich außer Stand mehr hinzuzufügen als den aufrichtigsten Wunsch, es möge Ihnen und allem, was Ihnen lieb und werth ist, das Beste zu Theil werden.

Weimar den 18. Februar 1830.

46/225.

An die Direction desDeutsch-Amerikanischen Bergwerk-Vereins

[Concept.]

 Hochwohl- und Wohlgeborne

 Insonders hochgeehrteste Herren.

Schon in dem Monat May des vergangenen Jahres erzeigten Sie mir die Ehre, durch geneigte Übersendung des dritten Generalberichts, mich Ihrem wichtigen Unternehmen gleichsam zuzugesellen.

Fürwahr ich bin demselben durch den reinsten Antheil verwandt und fühle mich, dankbar, auf manche Weise hiebey gefördert. Denn wenn ich meine Kenntnisse in geographischer, statistischer naturwissenschaftlicher und sonstiger Hinsicht erweitert sehe, so muß ich es zugleich für den größten Gewinn achten mit den Vorzügen eines so bedeutenden Mannes, des Herrn Director Schmidt, näher vertraut zu werden. Wie ich denn weitere Nachrichten von dem Gelingen und Gedeihen der von ihm, so fach- als kunstgemäß, getroffenen Einrichtungen, durch Ihre Geneigtheit, nach und nach zu vernehmen hoffe.

Möge ein hoffnungsreiches Glück auf! womit ich treulich schließe, sowohl zum Segen Ihres Geschäfts, als der Nation gereichen, mit deren Heil auch Ihr Gedeihen so unmittelbar verschlungen ist.

Mögen die inneren und äußeren Hindernisse, mit denen sie zu kämpfen hat, nach und nach beseitigt, und dadurch auch das große planmäßige Unternehmen meiner theuren Landsleute begünstigt und gesichert werden.

Womit ich mich zum geneigten Andenken, bey der bevorstehenden Zusammenkunft, so wie zu ferneren wohlwollenden Mittheilungen angelegentlichst empfohlen wünsche.

Weimar 22. Februar 1830.

46/226.

An Henriette von Pogwisch

[Concept.]

 Ew. Gnaden

erwidere dankbarlichst daß Sie, in solchen Tagen und Stunden, unsrer literarischen Angelegenheiten haben gedenken wollen zwar

ad 1) Habe schon heute früh die Memoires de Hudson Lowe zurückgesendet; die Bibliothek besitzt sie durch die Gunst der Frau Großherzogin. Les Souverains behalte für die Bibliothek und nehme den vorjährigen Theil für dieselbe dankbar an.

ad 2) Montlosier kenne schon und bin überzeugt daß ihn jedermann gerne lesen wird.

ad 3) Den 17. und 18. Band von St. Simon werde mit nächtens erbitten, jetzt bin ich anderweit allzusehr beschäftigt. Gleiches gilt vom 9. und 10. Band des Bourrienne und von den Briefen Byrons. Den 16. Band von St. Simon sendete heute früh schon.

ad 4) Die Histoire de France par Bignon werde gleichfalls überschicken, ich hatte sie irrthümlich schon auf die Bibliothek gegeben, woher ich sie wieder abfordern lasse.