Broken Blade – Die Klinge des Königs - Melissa Blair - E-Book
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Broken Blade – Die Klinge des Königs E-Book

Melissa Blair

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Beschreibung

Als Klinge des Königs hat Keera alles erreicht. Sie ist die wichtigste Assassine des Königs, und sie ist auch die beste. Niemand, der von Magie gezeichnet ist, kann ihr entkommen. Bis jetzt. Als Gerüchte über einen Rebellen aufkommen, der sich nur der Schatten nennt, muss Keera zeigen, was sie kann. Doch auch sie verbirgt ein dunkles Geheimnis – und eine noch heimlichere Liebe. Und plötzlich steht alles auf dem Spiel …

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DASBUCH

Als »Klinge des Königs« ist Keera die gefährlichste Assassine in ganz Elverath. Was sonst niemand weiß: Sie ist außerdem ein sogenannter Halbling, halb Mensch und halb Faen, weshalb sie der Gnade des Menschenkönigs ausgeliefert ist. Denn seit Aemon auf dem Thron sitzt, verfolgt er alle Halblinge in seinem Reich, lässt sie gefangen nehmen und als Sklaven arbeiten. Und Keera ist sein wichtigstes Werkzeug, um seine brutale Herrschaft durchzusetzen. Als eine mysteriöse Gestalt Anschläge auf die Krone verübt, wird Keera damit beauftragt, diesen Gegner, der sich selbst »der Schatten« nennt, zur Strecke zu bringen. Sie nimmt die Jagd auf und verfolgt ihn bis in die magischen Länder der Faen.

Das Faenland ist allerdings ganz anders, als Keera erwartet hatte – und auch der Schatten ist nicht das, was er zu sein scheint. In der Gegenwart dieses schweigsamen Mannes fühlt Keera etwas, das sie nicht für möglich gehalten hätte. Wer ist nun ihr wahrer Feind: der König, der ihr Volk vernichtet hat, oder der Schatten, der diesen König bedroht und der Keeras Blut zum Kochen bringt? Während sie nach Antworten sucht, muss Keera sich ihrer eigenen Vergangenheit stellen und lernen, tief sitzende Wunden heilen zu lassen. Die Klinge des Königs steht nun vor ihrer bisher größten und schwersten Entscheidung – zwischen Vertrauen und Verzweiflung, zwischen Hass und Liebe …

DIEAUTORIN

Melissa Blair gehört zum indigenen Volk der Anishinaabe in Kanada. Sie hat Angewandte Linguistik studiert und wurde auf ihrem BookTok-Kanal mit Buchempfehlungen zu feministischer, queerer und indigener Literatur berühmt. Mit Broken Blade – Die Klinge des Königs, ihrem Romandebüt, hat sie weltweit auf TikTok für Furore gesorgt. Melissa Blair lebt in Northern Ontario und in Ottawa

MELISSA BLAIR

BROKEN BLADE

DIE KLINGE DES KÖNIGS

ROMAN

AUSDEMENGLISCHENVONKIRSTENBORCHARDT

WILHELMHEYNEVERLAGMÜNCHEN

Titel der Originalausgabe: A BROKENBLADE

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Deutsche Erstausgabe 7/2023

Redaktion: Sabine Kranzow

Copyright © 2022 by Melissa Blair

Copyright © 2023 der deutschsprachigen Ausgabe und der Übersetzung

by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlagillustration: Kim Dingwall

Umschlaggestaltung: Das Illustrat, München

Satz: Leingärtner, Nabburg

ISBN: 978-3-641-30321-1V001

www.heyne.de

Dieses Buch ist BookTok gewidmet und allen, die dort etwas einstellen oder ansehen. Ohne euch wäre das hier nicht entstanden.

Triggerwarnung

Dieses Buch ist eine Fantasy-Romance-Geschichte, in der Themen wie Alkoholismus, Abhängigkeit, Kolonialismus, Depression und strukturelle Gewalt vorkommen. Diese Themen sind weder der Schwerpunkt der Geschichte noch werden sie in drastischer Form dargestellt, aber sie könnten bei Leser*innen, die mit Selbstverletzung, körperlichen Angriffen, Depression oder suizidalen Neigungen zu tun hatten, unerwünschte Gefühle auslösen.

Achtet beim Lesen auf euch selbst.

Mein Körper besteht aus Narben, teilweise von anderen erhalten, größtenteils aber mir selbst zugefügt.

Der Halbling-Erlass

Von nun an werden vom König nur noch die Angehörigen zweier Völker als Bürger der Krone anerkannt:

Sterbliche & Dunkelfaen

(solange sie im Reservat des Faenlandes residieren)

Von diesem Tage an werden alle, die unreinen Blutes sind, als Mündel der Krone betrachtet. Alle Halblinge, die von Sterblichen und Elfen abstammen, tragen dieselbe Abartigkeit in sich wie ihre unreinen Vorfahren. König Aemon hat unermüdlich dafür gekämpft, alle noch lebenden Elfen aus seinem Königreich zu vertreiben. Da er nun seine Mission erfüllt hat, übernimmt er die Verantwortung für ihre widernatürliche Nachkommenschaft.

Halblingen werden die Bürgerrechte aberkannt, und sie gelten ab sofort als Besitz der Krone. Alle Halblinge, die im Königreich Elverath leben, müssen sich melden.

Wer sich diesem Befehl verweigert, dessen Leben ist verwirkt.

Eins

Von den siebzehn Klingen, die ich bei mir hatte, wäre jede einzelne dazu geeignet gewesen, den Mann vor mir zu töten. Mit den schmalen Stahldornen, die in meiner Lederkleidung steckten, hätte ich ihm einen tödlichen Stich beigebracht, bevor er überhaupt meine Armbewegung wahrnahm. Mit den Zwillingsklingen, die ich über Kreuz auf meinem Rücken trug, würde ich nicht ganz so schnell zuschlagen, aber er war ein Sterblicher. Ein Mensch. Er konnte mir nicht entkommen.

Jede meiner Waffen hätte für diesen Zweck genügt, aber ich wusste, ich würde ihn mit dem blutroten Dolch ins Jenseits befördern, der an meinen Schenkel geschnallt war. Ich musste nur die Finger um den beinernen Griff schließen und den Hieb ausführen.

Aber ich konnte ihn nicht töten, bevor ich nicht das hatte, was ich brauchte.

»Bitte«, flüsterte er und sah mich flehentlich an. Sein Auge war blau und ebenso geschwollen wie seine Lippen, nachdem ich ihm in der letzten Stunde schwer zugesetzt hatte. »Ich habe Euch alles gesagt, was ich weiß!«

»Ihr wart tatsächlich entgegenkommender als die meisten anderen Menschen, die ich gewöhnlich befrage«, sagte ich wahrheitsgemäß. Viele hielten aus, bis ich schon die Hälfte ihres Blutes vergossen hatte, bevor sie sich ein Geheimnis entlocken ließen. Dieser Mann hatte nach dem dritten Schlag aufgegeben und sich kaum gewehrt, als ich ihn an den Stuhl gefesselt hatte.

»Ich würde alles für den König tun! Alles! Aber lasst mich bitte gehen. Bitte.« Das letzte Wort kam ihm mit einem erbärmlichen Wimmern über die Lippen. Es hätte mir gleich klar sein sollen, dass er einer von der weinerlichen Sorte war.

»Der König braucht von Euch nur noch eins, bevor er Gnade walten lässt«, gab ich zurück. Meine rechte Hand lag bereits am weißen Griff meines Dolchs.

»Alles.« Ihm brach die Stimme. Heiße Tränen rannen ihm über die Wangen, während er sich vor und zurück wiegte.

»Einen Namen.« Ich trat einen Schritt auf ihn zu, und er fuhr zusammen. Seine weit aufgerissenen Augen glitten von meinem Gesicht zu meiner Hand und wieder zurück.

»Ich habe es Euch doch schon gesagt. Er nannte sich der Schatten. Er verbarg sein Gesicht unter der Kapuze seines Mantels. Mehr weiß ich nicht!« Jetzt beugte er sich vor und stemmte sich gegen die Stricke, die um seinen Oberkörper geschlungen waren. Die Venen am Hals traten dick hervor, und sein Blut pulsierte darin fast im gleichen schnellen Rhythmus, in dem sein Atem ging. Er wusste, was geschehen würde, wenn die Klinge mit ihren Fragen fertig war.

»Diesen Namen meine ich nicht«, flüsterte ich. Ich brauchte keine weiteren Informationen mehr für den König. Was ich nun noch hören wollte, war allein für mich.

»Welchen dann? Ich nenne Euch jeden, den Ihr wollt«, stieß er hervor, während sich Schweiß in den spärlichen Barthaaren auf seiner Lippe sammelte.

Ich musste dem ein Ende machen. Das war grausam.

»Euren Namen«, antwortete ich.

Er starrte mich noch immer an, aber sein Blick verschwamm, als er sich gegen die Stuhllehne sinken ließ. Dann schluckte er. »Warum?«

Diese Augenblicke hasste ich am meisten. Wenn der Widerstand der Befragten dahinschmolz und sie sich in ihr Schicksal fügten. Es hinnahmen, dass ich sie töten würde. Es war so viel leichter, jemanden ohne Ankündigung umzubringen.

Sanft legte ich ihm die Hand unter das Kinn und lenkte seinen Blick wieder auf mich. Mein brauner Zopf fiel mir über die Schulter und streifte kitzelnd seine Wange.

»Wie wäre es mit einem Namen gegen den anderen? Ihr gebt mir Euren, und ich sage Euch meinen.« Mehr konnte ich ihm nicht anbieten. Ein Gefühl von Kontrolle in seinem letzten Augenblick.

Verblüfft sah er mich wieder an und blinzelte. Dann nickte er einmal langsam.

»Mathias«, flüsterte er. »Mein Name ist Mathias.« Seine Augen huschten suchend über mein Gesicht und warteten auf meinen. Kurz verdrängte die Neugier sein Entsetzen.

»Mathias …«, sagte ich und zog mit schneller Bewegung den Dolch aus der Scheide.

»Ich heiße Keera.« Seine Kehle war durchtrennt, bevor das letzte Wort gesprochen war.

Der Schatten. Ich weiß nicht mehr, wann es anfing, dass überall in Elverath flüsternd von ihm gesprochen wurde, aber inzwischen hatte er sich unübersehbar einen gewissen Ruf erworben. Und das nicht nur bei den Kaufleuten, die in Königsufer mit Fisch handelten. Ich hörte seinen Namen hinter vorgehaltener Hand überall im ganzen Königreich. Egal, wohin es mich auf der Jagd nach den Feinden der Krone verschlug und wo auch immer ich in Tavernen oder dunklen Gassen Gespräche belauschte – irgendwann war unausweichlich von ihm die Rede. Und zwar stets mit einer bangen Ehrfurcht, die mich nervös machte. Es war lange her, seit es jemand gewagt hatte, dem König die Stirn zu bieten – falls der Schatten das denn überhaupt tat.

Mit den Zähnen zog ich den Korken aus einer Weinflasche, die noch vom vorigen Abend übrig geblieben war, und spuckte ihn auf den Boden der Kutsche, die mich nach Koratha brachte, der Hauptstadt von Elverath. Dann stürzte ich den bitteren Nektar hinunter, während wir auf die äußere Mauer der kreisrunden Stadt zuhielten. Vor den Fenstern der Kutsche hing ein weicher Musselin, aber trotzdem sah ich verschwommen die Gehenkten, die von der Steinwand herabhingen. Sterbliche, die Mord oder Verrat begangen hatten. Halblinge, die die Dreistigkeit besessen hatten, einen Befehl zu ignorieren. Jeder, der irgendeinem Erlass zuwidergehandelt hatte. Die Toten ließ man absichtlich hängen und verfaulen. So sprach der König am liebsten zu seinem Volk. Es war eine deutliche Botschaft an all jene, die es verlockte, sich seiner Herrschaft zu widersetzen.

Kein Sterblicher stand über der Krone, und Halblinge gab es ohnehin mehr als genug.

Das wusste ich alles nur zu gut. Schließlich war es meine Aufgabe, Verbrecher und Staatsfeinde aufzuspüren. Einige waren Sterbliche, aber bei den meisten handelte es sich um Halblinge, die versuchten, sich dem Dienst des Königs zu entziehen, indem sie ihr Elfenblut verbargen. Jene, die recht menschlich aussahen, konnten ihre Tarnung oft jahrelang aufrechterhalten, aber irgendwann verrieten sie sich dann doch. Vielleicht wurde ein neugieriger Nachbar misstrauisch. Oder jemandem fielen die schmal zulaufenden Ohren und die schnelleren Reflexe auf. Oder, schlimmer noch, sie verletzten sich, und man sah ihr bernsteinfarbenes Blut. Es war das Zeichen der Abartigkeit. Dass man halb Sterblicher, halb Elf war.

Ich fuhr über die Schneide meines Dolchs, wohl wissend, dass dasselbe Blut auch durch meine Adern floss. Alle Halblinge gehörten dem König und waren gezwungen, ihm zu dienen. Ich diente ihm am besten, indem ich tötete.

Zwar hielt ich mich äußerst ungern in der Hauptstadt auf, aber jetzt ließ es sich nicht länger vermeiden. Ich musste um eine erneute Audienz beim König nachsuchen und ihm mitteilen, dass ein weiterer Staatsfeind bestraft worden war und verraten hatte, dass der Gesuchte der Schatten hieß. Der Fischer, den ich getötet hatte, war innerhalb von drei Monaten bereits der dritte gewesen, der dem getarnten Finsterling Geheimnisse verraten hatte. Keiner von ihnen hatte seinen richtigen Namen gekannt. Keiner sein Gesicht gesehen. Beinahe hätte ich geglaubt, dass der Schatten nur eine Legende war, hätte ich nicht selbst schon einmal seinen Weg gekreuzt. Es gab ihn wirklich, auch wenn er unter seinem schwarzen Mantel stets unerkannt blieb und seine wahre Identität vor jenen verbarg, die ihn töten wollten.

Vor Leuten wie mir.

Der Schatten brachte mich um den Schlaf. Ich konnte abends nicht einmal mehr meinen Wein genießen, weil ich dauernd über den Mann unter der Kapuze nachgrübelte. Als Klinge des Königs war ich die beste Assassine und Spionin, die durch die Lande zog. Es hätten mein Name und mein Mantel sein sollen, die Angst in die Augen der Bauern und niederer Adliger zauberten, aber jetzt flüsterten sie von diesem Unbekannten.

Selbst der König nahm allmählich von dem Gerede Notiz. Überall im Palast sprachen Herren wie Diener wispernd vom Schatten. Kurtisanen und Dienstmädchen redeten sich die Köpfe darüber heiß, wer sich unter der Kapuze verbergen mochte. Wächter diskutierten über seine Motive. Alle fragten sich, ob der Mann, der sich in Schatten hüllte, überhaupt ein Sterblicher war. Vielleicht war er verräterischer, als er auf den ersten Blick erschien. Vielleicht war er ein verirrter Elf, der sich für die Auslöschung seines Volks am König rächen wollte. Vielleicht hatten die Dunkelfaen im Westen endlich beschlossen, ihren Zauber gegen die Krone ins Feld zu führen. Oder vielleicht war er auch ein Halbling, der sich gezwungen sah, sein Angesicht zu verbergen, um nicht für den Widerstand gegen die königlichen Erlasse zur Rechenschaft gezogen zu werden.

Aber in Wirklichkeit wusste niemand, wer dahintersteckte. Nicht einmal das Heer von Spitzeln, für dessen gute Ausbildung und Ausstattung der König sorgte. An der Spitze dieses Heeres stand ich, und daher würde es dem König übel aufstoßen, dass ich wieder einmal mit leeren Händen zurückgekehrt war. Ich zuckte unwillkürlich mit den Schultern. Am liebsten blieb ich bei meiner Arbeit so gut es ging außerhalb seines Blickfelds. Es war gefährlich, wenn der eigene Kopf die Aufmerksamkeit der Krone erregte – wie ich nur zu gut wusste, denn schließlich war ich es, die dann ausgesandt wurde, diese Köpfe zu holen.

Die Kutsche fuhr durch die Stadt und näherte sich dem innersten Befestigungsring, dessen Mauern den Palast schützten. Es war ein herrliches Konstrukt aus weißem Stein und so erbaut, als ob die Felsen von selbst zu drei Türmen emporgewachsen seien und dabei die Kammern ausgehöhlt hätten, die nun als Säle, Korridore und Zimmer dienten.

Die Faen hatten diesen Bau vor vielen Jahrtausenden erschaffen. Er war die Heimat der Lichtfaen gewesen, eines zauberkundigen Volkes, das schon lange ausgestorben war. Den Abschluss eines jeden Turms bildete eine Kammer aus Buntglas, die mehr als drei Stockwerke in die Höhe ragte. Das Glas war von Kletterpflanzen eingerahmt, die im Licht der zwei Sonnen groß und kräftig wuchsen. Wenn die Sonnen durch die Turmspitzen schienen, fiel ein Schimmer aus Gold, Violett und Silber wie ein Wasserfall über die Mauern der äußeren Stadtviertel.

Meine Weinflasche war zur Hälfte leer, als wir die Tore des Palasts erreichten. Ich seufzte, als ich das langsame Knarren vernahm, mit dem die Wachen die Eisentore aufstießen. Vermutlich würde ich nicht einmal mehr austrinken können, bevor ich im Thronsaal erwartet wurde. Aber das war vielleicht auch besser so – mein Kopf schmerzte noch von der gestrigen Nacht.

Ein Wächter öffnete den Wagenschlag, und ich zog die Kapuze über den Kopf, sodass sie mein Gesicht beschattete. Der Mann reichte mir nicht die Hand, um mir beim Aussteigen zu helfen – ich mochte ja die Klinge des Königs sein, aber ich war ganz sicher keine Dame. In Elverath wurde ich nicht einmal als Frau betrachtet. Wer sich überhaupt dazu herabließ, meinesgleichen anzusprechen, bezeichnete mich so wie alle Frauen mit Elfenblut abfällig als Weibchen.

In den Augen des Königs hatten Halblinge verdorbenes Blut, waren halb Sterbliche und halb Tier. Dass er uns wie Tiere nur nach dem Geschlecht als Männchen und Weibchen bezeichnete, unterstrich, wie klar er zwischen uns und seiner eigenen Art unterschied. Unsere Versklavung war zum Segen aller; Halblinge hatten mit Menschen nichts gemein. Der Wächter trat vom Wagenschlag zurück. Kein Sterblicher hätte sich dazu herabgelassen, einen Halbling zu berühren. Außerdem war es gefährlich, mir zu nahezukommen, denn schließlich wusste ich dank meiner Ausbildung dreißig verschiedene Methoden, um einen Menschen mit bloßen Händen so zu foltern, dass er schreiend um den Tod bettelte.

Als hätte er meine Gedanken gespürt, wich der Mann noch einen Schritt zurück. Mit einem zynischen Lächeln sprang ich aus der Kutsche. Die Schnürungen meiner Lederstiefel waren von den vielen Tagen im Sattel schlammverkrustet, und meine Kleidung wirkte ebenfalls recht abgerissen. Kurz überlegte ich, mich in meine Gemächer zurückzuziehen und mich dort umzukleiden, aber eine der königlichen Spioninnen wartete bereits am inneren Tor und sollte mich offenbar gleich zum König bringen.

Sie zählte zu den Schemen, jener Elitetruppe aus Halbling-Weibchen, die der König zu willfährigen Dienerinnen ausbilden ließ. Wer genau sie war, das wusste ich nicht, aber es interessierte mich auch nicht besonders. Unter der Kapuze konnte sich jede verbergen. Vielleicht war ich mit ihr zusammen beim Orden ausgebildet worden, vielleicht war sie auch ein Neuzugang. So oder so, eine Freundin war sie jedenfalls nicht. Ich hatte keine Freunde. Und falls doch, hätte ich sie mir nicht unter den Schemen gesucht.

»Der König erwartet dich«, erklärte meine Begleiterin kühl, als ich unbeabsichtigt meine Schritte verlangsamte – offenbar hatte ich doch mehr Wein getrunken, als mir selbst bewusst geworden war. Fast hatte ich noch immer das Gefühl, in der Kutsche herumgestoßen zu werden.

»Sind wir denn nicht auf dem Weg zu ihm?«, schoss ich zurück. Ich war auf dieses Treffen nicht besonders scharf. Er würde garantiert wieder endlos über den zurückgehenden Handel klagen, während mir auf dem Marmorboden das Knie einschlief. Ich hätte mehr Wein trinken sollen.

Die Schemin antwortete nicht, sondern zuckte nur die Achseln. Ich fragte mich, ob sie entnervt mit den Augen rollte, was ich allerdings nicht sehen konnte. Die Spitze ihrer Kapuze war lang geschnitten und wurde von einem biegsamen Stab gestützt, damit ihre Züge stets im Schatten lagen. Ich trug eine ebensolche Kapuze, speziell dazu entworfen, unsere Identität geheim zu halten. Dasselbe galt für das schwarze Obergewand und die schwarzen Hosen, wie wir sie beide trugen. Während der Ausbildung beim Orden hatte man mir gesagt, dass diese Uniform unserem Schutz diente, da so nicht zu erkennen war, welche Schemen man vor sich hatte, was unsere Verfolgung erschwerte. Für mich deutete es eher darauf hin, dass wir nicht als Individuen, sondern nur als Dienerinnen des Königs betrachtet wurden. Wir waren ersetzbar, so wie jeder andere Halbling. Vielleicht sogar noch mehr.

Meine Begleiterin und ich unterschieden uns nur darin, dass ich größer war und einen Mantel trug. Schemen wurde nur eine Kapuze zugestanden; einen Mantel musste man sich verdienen.

Sie trommelte mit ihren Fingern auf den verschränkten Armen. Ihr Bein zitterte.

Seufzend ging ich etwas schneller. Am besten brachte ich die Audienz so schnell wie möglich hinter mich, um mich am Abend ausruhen zu können.

Vor dem Thronsaal standen zwei Wachleute. Neben den riesigen Türen, die sich bis zum geteerten Dach drei Stockwerke über uns erstreckten, wirkten sie winzig. Die Türen waren aus weißem Holz, dessen Fasern im Laufe der Jahrhunderte zwar vergilbt waren, aber immer noch mit den hineingeschnitzten Ästen und Blättern große Buntglasscheiben einfassten – ein weiteres Relikt der Lichtfaen, die einst in diesen Hallen gewandelt waren.

»Da ist sie ja!« Mein Mund wurde trocken, als die tiefe Stimme des Königs von den Säulen widerhallte, die sich durch den Thronsaal zogen. Ich trat mit einem steifen Schritt auf das Podest. Ich konnte seinen Blick durch meine Kapuze hindurch spüren, aber ich konzentrierte mich ganz auf den reich verzierten Fuß seines vergoldeten Thrones. Ich ging auf die Knie vor ihm und erhob mich auch nicht wieder. In meinem Magen rumorte es, wenn auch nicht vom Wein.

»Also, was gibt es Neues aus Königsufer?«, fragte er. In seiner Stimme schwang eine launige Härte mit, die meinen Herzschlag beschleunigte. Der König nahm mit einer schwungvollen Handbewegung einen Kelch von einem Tablett und trank mir daraus zu. Das volle Aroma von Elfenwein erfüllte die Luft. Mein Kopf dröhnte, und ich spürte ein Kratzen in meiner trockenen Kehle. Was auch immer es für ein Wein gewesen sein mochte, den ich letzte Nacht getrunken hatte – verglichen mit den herrlichen Tropfen aus den Kellern des Königs war es bestenfalls Pferdepisse gewesen.

»Eure Vermutung war richtig, Euer Majestät«, sagte ich. Zwar kniete ich noch auf dem kühlen Boden, aber ich hob den Kopf, um ihn anzusehen, und schlug die Kapuze zurück. Sein blondes Haar schimmerte im Licht der hohen Fenster. Das Sonnenlicht betonte die silbernen Strähnen über den Ohren. Sie waren die einzigen Anzeichen des Alterns, die der König erkennen ließ. »Der Fischhändler, den die Schemen ausfindig machten, stand tatsächlich mit Verbrechern in Verbindung, von denen einer der Schatten war«, fuhr ich fort und verlagerte mein Gewicht vom Knie auf meine Zehen. »Er war letztlich sehr entgegenkommend. Gab mir die Namen all jener, mit denen er zu tun gehabt hatte. Ich werde dafür sorgen, dass sie ans Arsenal weitergereicht werden, damit sich die Schemen um sie kümmern können.«

»Soweit ich weiß, hat das Arsenal seit Monaten nichts mehr von dir gehört.« Der König hob eine seiner buschigen Augenbrauen.

Ich sah zu Boden und holte so schnell Luft, dass ich glaubte, an dem hastigen Atemzug ersticken zu müssen.

»Ihr habt die Besten der Schemen ausgewählt, um die anderen zu führen. Die Gebieterinnen werden in meiner Abwesenheit sicher gut zurechtgekommen sein.« Auch danach hielt ich den Kopf weiter gesenkt, in der Hoffnung, dass die demütige Geste genügen würde, um den König zu beschwichtigen. Als Klinge stand ich dem Arsenal vor, und damit auch allen anderen Schemen. Aber ich empfand diese Aufgabe im Alltag ermüdend. Wieso sollte ich mich um die vielen Hundert Spioninnen kümmern, die überall auf dem ganzen Kontinent unterwegs waren? Oder um die Ausbildung beim Orden auf der anderen Seite der Meerenge, wo Neulinge zu Waffen im Dienst der Krone geschmiedet wurden? Die anderen Mitglieder des Arsenals verstanden sich auf all das viel besser als ich. Ich hingegen war besser im Betrinken und im Abstechen. So war doch alles gut geregelt.

Der König schnaubte und warf mir über den Rand des Kelchs einen langen Blick zu. Dichte Wimpern fassten seine grünen Augen ein, die mich ohne einen Lidschlag fixierten. Mir blieb die Luft weg, und ich versuchte, an seiner Miene abzulesen, was als Nächstes kommen würde. Ein überhebliches Lächeln oder nachdenklich geschürzte Lippen. Oder der verstärkte Griff um den Kelch. Aber da ließ sich nichts erkennen. Schon lange bevor ich seine Klinge geworden war, hatte der König die Kunst gemeistert, sich hinter einer ausdruckslosen Maske zu verbergen.

»Erhebe dich«, sagte er nach einem weiteren Schluck. Langsam stieß ich die Luft aus und ließ die Schultern hängen. Dann stand ich mit schneller Bewegung auf und trat wortlos von der erhöhten Plattform zurück. Niemand durfte den König überragen.

»Ist es dir gelungen, seinen Namen in Erfahrung zu bringen? Den dieses Schatten, von dem ich immer wieder reden höre?« Er stellte den Kelch wieder auf das Tablett. Seine Wangen waren vom Wein leicht gerötet, aber sein Gesicht hatte das joviale Glühen verloren, das er anfangs gezeigt hatte. Mein Herz begann heftiger zu klopfen. Der König war für seine Stimmungsumschwünge bekannt. Und König Aemon der Verderbte war, wenn er in Zorn geriet, ganz besonders gefährlich.

»Nein, Euer Majestät.« Meine Augen glitten zu den grauen Linien, die in die Fliesen eingearbeitet waren. Es geschah nicht oft, dass ich mit schlechten Nachrichten an den Hof zurückkehrte. Schließlich hatte man mich nicht zur Klinge befördert, weil ich halbe Sachen machte.

»Du meinst, du hast ihn dir wieder durch die Finger schlüpfen lassen?« Diese Frage kam nicht vom König, sondern von Kronprinz Damien, der aus einer der rückwärtigen Türen in den Thronsaal geschlendert kam. Er grinste hochmütig und neigte leicht den Kopf, während er sich gegen die Wand lehnte. Ein kurzer Blick zeigte mir, dass er sich das Haar so kurz geschnitten hatte, dass seine blonden Locken, die er normalerweise im Nacken zusammenband, jetzt oberhalb der Ohren leichte Wellen bildeten. Eine neue Frisur des Prinzen würde die jungen Damen bei Hofe wochenlang in Verzückung versetzen. Damien fuhr sich mit wissendem Grinsen durchs Haar und sah mich herausfordernd an.

Ich biss mir auf die Lippen, um kein grimmiges Gesicht zu machen.

»Ich habe ihn nicht zu Gesicht bekommen, Euer Hoheit«, gab ich zurück, und es wollte mir nicht gelingen, jegliches Gefühl aus meiner Stimme zu verbannen.

»Das meine ich ja. Wozu nützt eine Klinge, wenn sie niemanden findet, den sie stechen kann?« Seine schwarzen Augen glitten nun zu meinem Rücken.

Hoch aufgerichtet stellte ich mich seinem Blick. »Mein Auftrag lautete, den Fischhändler zu finden und zu befragen, Sire. Und diesen Auftrag habe ich in nur der Hälfte der Zeit, die mir der König dafür zugestand, erfüllt.«

»Es war doch wohl klar«, entgegnete Damien, »dass wir den Tod dieses Schattens wünschen. Ich denke, du hast nur zu viel Angst, nachdem er dich in Volcar besiegt hat. Vielleicht hast du endlich deinen Meister gefunden?« Lässig durchquerte er den Raum und trat zu seinem Vater.

Ich biss die Zähne zusammen. Tatsächlich hatte mir der Schatten in der Stadt Volcar, im Westen des Reichs, aufgelauert, als ich mich auf einem Kundschaftergang befand. Dass es ihm gelungen war, mich unversehens zu überrumpeln, war zwar schon eine Art Niederlage, aber besiegt hatte er mich nicht. Wir hatten auf einem Dach einige Minuten gegeneinander gekämpft, bevor er plötzlich auf einen Karren gesprungen war, der unter uns die Straße entlangfuhr. Er war geflohen, und damit war es allenfalls ein Unentschieden. Auch wenn ich sonst nie mit einem Unentschieden einen Kampf beendete.

»Wenn wir wieder aufeinandertreffen, wird es sein Ende sein«, sagte ich.

»Dann machen wir doch jetzt einen offiziellen Auftrag daraus. Du sollst erst wieder nach Koratha zurückkehren, wenn du seinen Kopf in einem Sack dabeihast.« Damien grinste gehässig, als er diesen Befehl aussprach. Mir krampfte sich der Magen zusammen.

»Wenn die Krone es verlangt«, antwortete ich. Zwar fand ich den Gedanken widerwärtig, etwas zu tun, was dem Prinzen gefiel, aber es war mir selbst ein Anliegen, den Schatten zu erledigen. Ich wollte ihn schlagen und dafür sorgen, dass er wusste, wer ihn besiegt hatte, bevor ich ihm die Klinge in den Leib rammte. Wenn ich noch einmal versagte, würde der König meinen Kopf dafür fordern.

»Die Krone verlangt es nicht«, unterbrach der König nun und knallte den Kelch dabei auf die Armlehne seines Throns. Weintropfen spritzten umher und befleckten den Marmorboden.

»Vater, sei doch nicht albern …«

Mit erhobener Hand brachte der König seinen Sohn zum Schweigen.

»Dieser Schatten ist ein Problem, aber wir haben größere Sorgen, meine Klinge. Gebieterin Hildegard ließ mich wissen, sie habe Grund zu der Annahme, dass sich Lord Curringham mit den Dunkelfaen verbrüdert hat.« Inzwischen glühten die Wangen des Königs tiefrot. Nachdem er jahrelang versucht hatte, die Dunkelfaen auszurotten, stand sein Bündnis mit ihnen auf wackligen Füßen. Nach dem Ende der Blutkriege, als ihre Zahl so stark geschrumpft war, dass ihr Volk vor dem Aussterben stand, hatten die Dunkelfaen eingewilligt, ein Abkommen mit dem König zu unterzeichnen. Sie würden nicht gegen die Krone oder das neu gegründete Königreich Elverath vorgehen, und im Gegenzug gestattete man ihnen, den Rest ihrer unsterblichen Tage im Faenland zu verbringen. Nachdem ihr letztes Weibchen gestorben war, konnten die Dunkelfaen ihre Zauberkunst ohnehin nicht mehr weitergeben. Ihr Volk war dazu verdammt, bis ans Ende ihres Daseins in einem Reservat zu leben, zusammen mit den wenigen Elfen, die König Aemons Klinge nicht zum Opfer gefallen waren.

»Sie sind doch beide mit uns verbündet«, schnaubte Damien. »Da ist dieser Schatten sicherlich von größerer Bedeutung.«

»Sie sind mit mir verbündet, aber die Dunkelfaen haben sich nur deshalb noch nicht gegen mein Königreich erhoben, weil sie rein zahlenmäßig nicht dazu in der Lage sind. Jedenfalls werde ich nicht zulassen, dass diese Dreckskerle unter meiner gottverdammten Nase irgendwelche Abkommen mit meinen eigenen Lords schmieden!«, fuhr der König seinen Sohn an.

»Die Dunkelfaen würden sich nie gegen dich erheben«, winkte Damien ab. »Du bist ihr König.«

Der König rieb sich die Schläfe und schüttelte den Kopf. »Du bist ein Narr, wenn du glaubst, dass mich die Dunkelfaen je als ihren König betrachtet haben.« Kühle Stille breitete sich im Thronsaal aus. Sie erinnerte mich an den Augenblick vor einem Überfall. An die Anspannung, bevor Gewalt ausbricht.

»Was nützt ihnen schon eine Krone?«, fragte Damien achselzuckend. »Ihre Kräfte sind geschwunden. Ihr Volk ist dem Untergang geweiht.« Gelangweilt betrachtete er seine Fingernägel. Sein Vater runzelte die Stirn.

»Du, mein Sohn, hast jetzt schon länger gelebt als jeder andere Sterbliche vor mir, aber die vielen Jahrzehnte, auf die du zurückblickst, sind nichts gegen das Lebensalter der Faen. Ich lebe seit vielen Jahrhunderten, aber es gibt Faen auf dieser Welt, die bereits um die zehntausend Jahre auf Erden wandeln. Und solange sie leben, werden sie immer eine Bedrohung darstellen.« Die Augen des Königs wurden schmal, als er den Prinzen ansah.

»Mit den Elfen bist du doch leicht fertig geworden. Wenn sie ihre ganze Macht nicht einsetzen können, sind die Faen doch nicht anders«, beharrte Damien, obwohl das Blut aus seinem Gesicht gewichen war. Er trat vom goldenen Thron seines Vaters zurück.

»Es ist nur eine Vermutung, dass die Macht der Faen weiter geschwunden ist. Aber solange unser Abkommen besteht, haben wir niemanden, der uns das bestätigen könnte«, sagte der König kopfschüttelnd. »Und die Elfen konnten wir besiegen, weil sie eine Abartigkeit darstellten. Es hätte niemals nichtmagische Nachkommen der Faen geben sollen. Sie waren widernatürlich. Ungeziefer, zu erkennen am braunen Blut, das ihnen die Götter gaben. Widernatürliche Kreaturen sind für den Rechtschaffenen leicht zu töten. Die Faen werden sich nicht so leicht auslöschen lassen«, erklärte der König knapp. Er spielte mit dem goldenen Ring, den er am Mittelfinger trug. Das Wappen darauf zeigte ein brennendes Schwert. Es war der Ring, den er während der Blutkriege gegen die Elfen eingesetzt hatte, ein verfluchtes Volk, das sich die Ländereien der Faen und Menschen stahl. Dafür, dass er das Land von ihnen gesäubert hatte, stand der König in der Gunst der Götter, die ihm für jeden getöteten Elfen ein Lebensjahr geschenkt hatten. Zumindest war dies die Geschichte, die er von den Minnesängern bei Hofe verbreiten ließ.

Doch jetzt ertappte er mich dabei, wie ich seinen Ring anstarrte. Schnell nahm ich wieder Haltung an.

»Lord Curringham ist keine Gefahr. Er ist der Blumenfürst!«, widersprach Damien und kicherte über den Spottnamen, den er dem Lord verpasst hatte. Dem König stand der Mund leicht offen, und er holte hörbar tief Luft.

Es stand mir nicht zu, ein Mitglied der Königlichen Familie zu berichtigen, aber Damien irrte sich. Lord Curringham war der ideale Verbündete für die Faen. Der König schien das genauso zu sehen.

»Curringham mag ein Dummkopf sein«, sagte er, »aber er bringt von allen Männern im Königreich die größte Ernte ein.«

»Er erntet Mais und Weizen«, brummte Damien, der sich auf den Stuhl neben seinem Vater fallen ließ.

»Ja. Genau die Güter, die für die Ernährung dieses Königreichs sorgen«, sagte der König, dessen Knöchel weiß wurden. »Und da jetzt die Obstplantagen im Osten keinen Ertrag erbracht haben, verfügt er über die einzigen Vorkommen an winvra, die wir noch haben.« Er nahm den Kelch und schleuderte ihn durch den Saal.

»Vater.« Damien setzte sich kerzengerade auf. Jetzt endlich spürte er den Zorn, der vom König ausging. Seine Augen glitten zwischen dem Thron und mir hin und her. »Vielleicht sollten wir dieses Gespräch unter vier Augen führen.«

Der König schnaubte. »Meine Klinge hat sicherlich schon erkannt, dass mein Sohn in seiner Dummheit nicht begreift, dass das Königreich, das er eines Tages zu erben erwartet, schon bald untergehen könnte.« Der grausame Blick des Prinzen schien sich in meine Haut zu bohren, und ich erstarrte. Nach einem tiefen Atemzug sah ich konzentriert auf den Boden. Mein Herz schlug heftig; für diese Bemerkung würde Damien mich später möglicherweise bezahlen lassen.

»Die Dunkelfaen sind zu schwach, um die Krone anzugreifen«, beharrte er, und seine Stimme klang neben der seines Vaters schwach und quäkend.

»Die Dunkelfaen schmieden Pläne, die sich über Jahrhunderte erstrecken.« Der König schlug mit der Faust auf die Armlehne seines Thronsessels. »Lass dich von ihrer Gefügigkeit nicht einlullen, Junge. Das ist nichts weiter als ein Trick. Sie mögen nur noch wenige sein, aber sie haben die Zeit auf ihrer Seite. Seit Jahren – seit Lebensaltern – warten sie darauf, dass die Krone Anzeichen von Schwäche erkennen lässt. Es ist kein gutes Omen, dass die Schemen Gerüchte über ein solches Bündnis aufgeschnappt haben.« Der König griff nach dem goldenen Anhänger auf seiner Brust und rieb ihn schützend zwischen seinen Fingern.

»Die Krone ist so stark wie eh und je!«, rief Damien und breitete die Arme aus, zog sie allerdings zurück, als ihm sein Vater einen kalten, missbilligenden Blick zuwarf. Ich umklammerte hinter dem Rücken mein Handgelenk und zwang mich, den Mund zu halten. Die Krone war so reich wie eh und je, aber das Volk litt Hunger. Ein Funke würde genügen, damit sich der Unmut darüber wie ein Feuerbrand im ganzen Königreich ausbreitete.

»Hältst du es für einen Zufall, dass die Dunkelfaen sich ausgerechnet jetzt, da das winvra nicht mehr so reichlich wächst, wieder rühren? Nach allem, was wir wissen, ziehen sie selbst die Magie aus dem Boden«, sagte der König und schwang die Faust. Winvra war eine der wenigen Zauberpflanzen, die es in Elverath noch gab. Die meisten erkannten sie vor allem an den karmesinroten Ranken und den schwarzen Blättern, aber die wahre Magie lag in den Beeren. In Beeren von einer nachtdunklen Farbe, aus denen sich alle möglichen Heiltränke brauen ließen, und in blutroten Früchten, von denen ein Tropfen Saft genügte, um eine ganze Tischgesellschaft zu vergiften. Winvra brauchte Magie, um zu gedeihen, eine Magie, die es in den Gebieten der Sterblichen jenseits des Meeres nicht gab. Aber auch in Elverath wurde die Magie seit Jahrtausenden schwächer und schien jetzt noch schneller zu verblassen als zuvor.

Der König beugte sich auf dem Thron vor und betrachtete seinen Sohn, die Augen zu grünen Schlitzen zusammengekniffen. »Das ganze Reich würde fallen, wenn sich Lord Curringham mit den Dunkelfaen zusammentäte. Dass ich dir derartige politische Zusammenhänge mit zwanzig erklären musste, war vertretbar, aber du stehst jetzt bald in deinem dritten Jahrhundert. Vielleicht solltest du weniger Zeit damit verbringen, dich als Gastgeber irgendwelcher Feste hervorzutun, und dich mehr um deine Studien kümmern. Nimm dir ein Beispiel an deinem Bruder«, fügte der König hinzu. Damien wurde rot, und er presste die Lippen zusammen. Für seinen Bruder Killian hatte er wenig übrig. Deswegen verbrachte der jüngere Prinz auch so wenig Zeit zu Hause.

»Ja, Vater«, stieß Damien mit zusammengebissenen Zähnen hervor.

»Gut. Dieser Schatten wird langsam ein Ärgernis, aber wir müssen uns um die größere Bedrohung kümmern. Sorg dafür, dass Lord Curringham uns treu ergeben bleibt, bevor es weitere Katastrophen gibt. Sobald die Magie aus seinen Landen schwindet, haben wir keine Ernte mehr. Der Fürst der Blumen könnte aus dir einen Bettelprinzen machen, Junge«, bemerkte der König abschließend.

Damien umfasste seinen Schenkel so fest, dass ich glaubte, der Stoff seiner Hosen würde unter seinen Fingern entzweireißen. Dass sein Vater sich derart enttäuscht von ihm zeigte, weckte in ihm einen Trotz, der seine Augen hart werden ließ. Nur eines hasste er noch mehr: mit seinem Bruder verglichen zu werden.

Bußfertig senkte er den Kopf. »Natürlich, Vater.«

Der König schüttelte den Kopf und wandte sich dann an mich. »Ich erwarte, dass du dich schnell auf den Weg machst, meine Klinge.« Mit einem Nicken erhob ich mich. »Diese Faen dürfen nicht noch mehr Zeit bekommen, ihren bösen Einfluss auf Curringham auszuüben. Du reist morgen ab.«

»Ich werde im Morgengrauen aufbrechen«, erklärte ich. In Koratha wartete ohnehin nichts weiter auf mich als ein heißes Bad und ein warmes Bett.

»Benötigst du die Unterstützung der Schemen?«, fragte der König.

»Nein, Euer Majestät. Ich ziehe es vor …«

»Allein zu arbeiten«, beendete der König den Satz für mich. »So sei es. Aber arbeite schnell. Erst der Schatten und nun die Faen. Falls dir noch etwas durch die Finger schlüpft, werde ich vielleicht eine andere Klinge finden müssen.«

Mir stockte der Atem, und es rann mir kalt den Rücken hinunter.

»Und was ist mit dem Fürsten?«, fragte ich, bevor ich ging.

»Ich würde es begrüßen, wenn er am Leben bliebe. Zumindest bis auf Weiteres«, sagte der König. Der Untergang der beiden Sonnen ließ einen Funken aus rotem Licht in seinen Augen aufflammen. »Das Wissen darum, dass seine Bündnistreue wankt, könnte sich als nützlich erweisen. Falls du irgendeinen Beweis für Verrat findest, kannst du so viele Dunkelfaen töten, wie es dir beliebt.«

Ich nickte. »Wie Ihr wünscht, Euer Majestät.«

Zwei

Sobald ich den Thronsaal verlassen hatte, zog ich mir die Kapuze wieder über den Kopf. Nur wenige im Palast hatten je wirklich mein Gesicht gesehen. Eine gute Assassine wusste, wie nützlich es war, unerkannt zu bleiben. Allerdings genügte der Titel einer Klinge des Königs, um den meisten eine heilige Angst einzujagen und selbst jene zumindest innehalten zu lassen, die aus Unverstand keine Furcht empfanden.

Während ich mich auf den Weg zu meinen Gemächern machte, hoffte ich, dass mein Gepäck inzwischen dorthin gebracht worden war. An meiner Kleidung hing der Geruch von Pferdemist und abgestandenem Bier; ich brauchte dringend ein Bad.

»Wieder kein Jagdglück gehabt, Keera?« Den überheblichen Ton erkannte ich sofort. Es gab nur einen Menschen, der absichtlich meinen Namen anstelle meines Titels benutzte.

»Schöner Tag heute, Gerarda.« Ihren vollen Namen betonte ich nur deswegen besonders, weil ich wusste, dass sie ihn hasste.

Hinter mir stand eine zierliche Halblingfrau, die ihr Lieblingswurfmesser in den Fingern drehte. Sie hatte die Kapuze ein klein wenig zurückgezogen, sodass ich ihr Gesicht erkennen konnte. Auf ihren Lippen lag ein selbstzufriedenes Grinsen. Die Sonne hatte die hervortretenden Bereiche ihrer Wangen und ihrer flachen Nase gebräunt und ihrer Haut eine gelbbraune Färbung verliehen – ein Zeichen ihrer Elfenabstammung.

Gerarda Vallaqar war ebenfalls eine Spionin und Assassine des Königs. Eine Zeit lang waren wir zusammen beim Orden ausgebildet worden, bis sie ihre Prüfungen ablegte und zu den Schemen stieß. Als ich geprüft wurde, war sie bereits zum Dolch des Königs befördert worden. Es war der zweithöchste Rang im Arsenal.

Nur drei Jahre, nachdem ich den Orden verlassen hatte, ernannte man dann mich zur Klinge des Königs – ein herrlicher Augenblick. Gerarda hatte erwartet, nach dem Tod meiner Vorgängerin selbst für diesen Posten ausgewählt zu werden, und sie holte hörbar Luft, als der König mich zu sich rief. In der schlichten schwarzen Kleidung und Kapuze, wie sie auch die anderen Schemen trugen, hatte ich damals den Mantel entgegengenommen, der mit einer Schließe in der Form eines Silberschwerts am Hals zusammengehalten wurde. Der Mantel war ein Symbol des königlichen Arsenals, die Spange ein Symbol meines Titels.

Gerarda war aus dem Thronsaal gerannt, so schnell, dass ihr das kurze schwarze Haar um die Schultern flog. Wäre ich nicht so nervös gewesen, hätte ich gelacht. Für jemanden von so kleiner Statur wurde Gerarda ziemlich oft von unversöhnlicher Wut gepackt.

»Der König müsste vielleicht die Rangordnung in seinem Arsenal überdenken, wenn seine Klinge so oft versagt.« Der süße Tonfall stand in starkem Gegensatz zum gehässigen Inhalt ihrer Worte.

»Das zu entscheiden ist Sache des Königs. Ich halte mich zu seiner Verwendung«, sagte ich vorsichtig. Mich dazu zu bringen, dass ich mich kritisch über den König äußerte, wäre der leichteste Weg gewesen, um vom Dolch zur Klinge aufzusteigen.

»Natürlich könnte dich auch dieser Schatten aus dem Weg räumen«, fuhr sie fort. Ich zollte ihr keine Beachtung und ging weiter. Mir fehlte die Geduld für ihre Gemeinheiten, jedenfalls ohne ein hochprozentiges Getränk in der Hand.

»Er scheint von uns besessen, nicht wahr?«, rief sie mir nach.

Ich blieb stehen. »Was meinst du damit?«

»Er stolziert in einem schwarzen Mantel umher und verbirgt sein Gesicht unter einer Kapuze. Vielleicht hat er sich seinen Namen nicht selbst gewählt, aber nach dem, was ich gehört habe, ermutigt er die Leute durchaus, ihn weiter so zu nennen. Der Schatten. Die Schemen. Er macht den Orden zum Gespött.« Sie riss die Augen weit auf, bis der dicke Tintenstrich auf ihren Wimpern wie ein Knick aussah. Gerarda versuchte stets, sich in ihrer Erscheinung den Sterblichen bei Hofe anzupassen.

Mir wurde kalt, als ich plötzlich begriff. In all den Monaten, in denen ich häppchenweise Informationen über den Schatten gesammelt hatte, war ich nie darauf gekommen, einmal darüber nachzudenken, welche Botschaft er uns eigentlich vermitteln wollte.

»Er macht nicht den Orden zum Gespött«, sprach ich es nun laut aus. »Sondern die Krone.«

Gerarda betrachtete mich mit gerunzelter Stirn, und ich spürte, wie sich meine Halsmuskeln verkrampften, als ihr Blick von Kopf bis Fuß an mir hinab und dann wieder hinauf zu meinem Gesicht wanderte. »Vorsicht, Keera«, warnte sie mich kühl. »Vielleicht beeinträchtigt die Trinkerei deine Urteilskraft mehr, als dir bewusst ist.«

»Wie viel ich trinke oder nicht, steht überhaupt nicht zur Debatte.« Ich massierte mir die Schläfen und rollte hinter meiner Hand entnervt mit den Augen.

»Mag sein. Oder auch nicht.« Ihre Stimme war sanft. Ich runzelte die Stirn. Gerarda war alles andere als sanft. »Aber die Novizin, die ich einst ausbildete, wäre von meiner Bemerkung niemals so kalt erwischt worden. Sie hätte diesen Zusammenhang als Erste erkannt.« Sie eilte den Flur hinunter, und ich blieb zurück – nur noch mehr von dem Wunsch erfüllt, endlich wieder etwas zu trinken zu bekommen.

Auf meinem Weg durchs Schloss nahm ich die Dienstbotengänge, die von den königlichen Gemächern im Westflügel zu den Räumlichkeiten des Arsenals im Ostflügel führten, um unangenehmen Begegnungen möglichst auszuweichen. Die wenigen Bediensteten, die mir entgegenkamen, mieden meinen Blick und machten mir sofort Platz. Sie wussten, dass man ein Mitglied des königlichen Arsenals nicht ansprach, und dass jene, die es trotzdem taten, oft ihre Zunge einbüßten.

Meine Gemächer lagen in jenem Teil des Palasts, der zum Meer hinausging. Von meinem Balkon aus konnte man in einiger Entfernung gerade eben die Umrisse einer identischen Burg ausmachen, die auf einer Insel vor der Küste thronte. Der Orden. Dort hatte ich meine Kindheit verbracht, aus den Fenstern gestarrt und mich gefragt, wie mein Leben als Schemin in Elverath einmal sein würde. Wann immer ich mich nun im Palast aufhielt, hatte ich meine Vergangenheit ständig vor Augen. Kein Wunder, dass ich etwas zu trinken brauchte.

Ich war gerade die drei Treppen hinaufgestiegen, als er neben mir erschien und gekünstelt hüstelte. Als ob ich nicht gewusst hätte, dass er da war. Prinz Damien hatte das Schloss offenbar noch schneller durchquert als ich.

Er war in Begleitung von zwei Frauen, die ihn anhimmelten und hinter ihren Seidenfächern kicherten. Mir waren beide nicht bekannt, aber das wollte nichts heißen. Damien stand in dem Ruf, seine Begleiterinnen sehr schnell zu wechseln. Eine der beiden hatte kleine Ringellöckchen, die ihr über die Ohren fielen. Jeder andere hätte sie für eine Sterbliche gehalten, die vielleicht gerade erst aus den Reichen im Norden eingetroffen war, aber dank meiner geschärften Sinne fiel mir auf, dass ihre Ohrmuscheln ganz leicht zugespitzt waren. Sie hatte Elfenblut.

Schnell wandte ich den Blick ab, und wir sahen uns kurz an. Ihr Fächer beschattete weit aufgerissene Augen, und während sie sich Luft zufächelte, zitterte ihre Hand leicht. Ich nahm wahr, wie sich ihr Puls beschleunigte. Dass sie fröhlich lachend hier umherging, konnte nur bedeuten, dass der Prinz von ihrem Geheimnis keine Ahnung hatte. Nun, von mir würde niemand erfahren, dass sie ein Halbling war.

»Habe ich vorhin etwas vergessen, Euer Hoheit?«, fragte ich und hoffte, dass er den kurzen Blickwechsel zwischen mir und seiner Begleiterin nicht mitbekommen hatte.

Er zog den Mundwinkel leicht nach oben, bevor er den beiden Frauen bedeutete, uns allein zu lassen. Ich sah ihnen nach, wie sie über den Flur gingen und sich noch einmal nach dem Prinzen umsahen. Dabei fielen mir ihre Kleider auf, die sich abgesehen von der Farbe völlig glichen. Von vorn hatten sie ganz normal ausgesehen – lange Röcke und Ärmel sowie ein Ausschnitt, der gerade so viel vom Dekolleté freiließ, wie es für eine Dame bei Hofe schicklich war. Aber jetzt zeigte sich die völlig freie Rückenpartie, die von den Schultern bis zum Po Haut zeigte. Ein schöner Anblick, aber mir war bewusst, dass sich eine Absicht dahinter verbarg.

»Eine hübsche neue Mode, findest du nicht?«, bemerkte Damien und sah mich mit bedeutungsvoll erhobener Augenbraue an. »Höchstwahrscheinlich werden alle Frauen sich in dieser Saison so kleiden.«

»Dann werden sie noch schöner aussehen als sonst, Sire«, erwiderte ich kühl und fragte mich, welche Richtung dieses Gespräch nahm. Er würde kaum vergessen haben, dass ich Zeugin der Szene im Thronsaal gewesen war. Damien hatte die Gewissenlosigkeit des Königs geerbt, aber nicht seinen Takt.

Jetzt strich er mir sanft mit einem Finger über die Schulter bis zum Rücken. Seine Berührung war wie ein Messer aus Eis, als ob er mir noch einmal die Haut aufschlitzte. »Nur zu gern würde ich dich in so einem Kleid sehen.« Sein Atem brannte an meinem Ohr.

Ich entzog mich seinen Fingern. »Es wäre für die Klinge unangemessen, ein Kleid zu tragen, Euer Hoheit. Ich habe mich von den höfischen Festlichkeiten fernzuhalten.«

»Sicher, aber ich könnte veranlassen, dass du ganz privat eins für mich trägst.« Sein überlegenes Lächeln verwandelte sich in ein bösartiges Grinsen. Mir stieg bei diesem Vorschlag die Röte ins Gesicht, und ich fragte mich, ob er jetzt endlich den letzten Schritt tun würde; schließlich drohte er mir schon seit Jahrzehnten damit.

Anstatt zurückzuweichen hielt ich seinem Blick stand. In seinen Augen lag keine Wärme. Der schwarze Rand, der sie einfasste, schien sich bei seinem Grinsen nur noch zu verbreitern. Diese gemeinen kleinen Spielchen machten ihm Spaß.

»Vielleicht habe ich schon eins für dich bereitliegen, wenn du aus Cereliath zurückkehrst«, flüsterte er so nahe an meinem Ohr, dass ich seine Lippen spürte. Es lief mir kalt über den Rücken. Instinktiv fasste ich nach meinem Dolch, aber der Prinz hatte sich schon wieder seinen Damen zugewandt.

Schnell trat ich in meine Gemächer und lehnte mich gegen die Tür, kaum dass ich sie geschlossen hatte. Meine Finger umklammerten noch immer den Griff meines Dolchs. Normalerweise gelang es mir, Damiens Sticheleien zu ignorieren, aber in jüngster Zeit fiel es mir immer schwerer. Glücklicherweise zog der Prinz die meiste Zeit durch das Reich und vergnügte sich bei wechselnden Lords und Ladys. Eine endlose Aneinanderreihung von Festen und Frauen. Zu mir kam er nur, wenn er zu Hause war und sich langweilte.

Mein Zimmer sah so aus wie immer. In der Mitte stand ein großes Himmelbett, eingerahmt von zwei Fenstern links und rechts, die zum Garten hinausgingen. Die gegenüberliegende Wand war ganz und gar aus Glas und blickte auf die sich am Strand brechenden Wellen. Das Glas vergrößerte die Aussicht, sodass es schien, als ob das Wasser bis ins Zimmer ströme. Der Palast von Koratha war das einzige Gebäude im ganzen Reich, in dem es solche Raffinessen gab. Es war ein Relikt der Lichtfaen, die es erbaut hatten, als ihr Volk über diese Ländereien herrschte. Manche sagten, das Glas sei mit Magie durchdrungen worden, andere hielten den Effekt für reine Handwerkskunst, die von den Faen entwickelt worden war. Falls das stimmte, dann war mit ihrem Aussterben vor vielen Jahrhunderten das Wissen um diese Fertigkeit verloren gegangen.

Der König hatte kein Interesse daran, neue Erfindungen zu fördern. Seit er sich auf den Thron geschwungen hatte, zwang er seine Untertanen stattdessen, die wenige noch vorhandene Magie anzubauen und zu ernten. Er trieb Handel mit allen Ländern der Sterblichen. Auf den Kontinenten, von denen die Menschen stammten, gab es keine Magie, und sie zahlten gut dafür, einen winzigen Bruchteil dessen zu erhalten, was in Elverath noch vorhanden war.

Die Lichtfaen hatten eine Welt der Schönheit hinterlassen. Das Vermächtnis des Königs würde ein anderes sein. Falls er jemals starb, falls er jemals getötet wurde, dann bestand sein Erbe in Tod und Zerstörung. Nicht dass das eine Rolle spielte; er ging davon aus, ewig zu leben. Zumindest behauptete er das, wenn er vor Publikum sprach. Angeblich war er so unsterblich wie die Faen, aber die mussten sich nicht die Haare färben, um das Grau zu verdecken.

Meine Taschen waren bereits heraufgebracht worden und standen nun am Fußende des Bettes; meine Waffen lagen ausgebreitet auf der Kommode und warteten darauf, geputzt zu werden. Gwyn war offenbar woandershin befohlen worden. Sie war die einzige Kammerzofe, die ich meine Gemächer betreten ließ und die meine Waffen berühren durfte. Ich zog den Dolch aus der Scheide an meinem Schenkel und schnallte den Gürtel mit dem Halfter ab. Das Tiefrot der Klinge hob sich deutlich vom Silber der übrigen Waffen ab, als ich ihn vorsichtig danebenlegte.

Anschließend zog ich mich aus, warf meine Kleidung achtlos auf die Bank am Fußende des Betts und ging ins Bad. Dort drehte ich den goldenen Wasserhahn auf, um das große, ovale Becken zu füllen, und träufelte ein wenig Birkenessenz hinein. Der schwere Duft von Holz und feuchter Erde zog durch den Raum – das Einzige, was mir je ein Gefühl von Zuhause vermitteln konnte.

Kurz fiel mein Blick auf mein Bild im Spiegel über dem Waschtisch. Mein dunkelbraunes Haar kroch überall aus dem Zopf, zu dem ich es gewöhnlich zusammenband. Mein Gesicht war schlammbespritzt, und die dunklen Flecken hoben sich beinahe wie Sommersprossen von meiner hellbraunen Haut ab. Meine Augen waren noch immer leuchtend silbern – die Farbe des Todes und der Klingen –, aber mir fiel vor allem auf, wie sehr sie gerötet waren. Vielleicht hatte Gerarda recht. Die vielen durchzechten Nächte waren mir allmählich anzusehen.

Dabei hatte ich früher gar nicht getrunken. Nachdem ich meine Ordensprüfungen abgelegt hatte, nahm ich meine Pflicht und meinen Eid sehr ernst. Ich durchstreifte die Städte und Dörfer und suchte in geflüsterten Gesprächen nach irgendwelchen Geheimnissen. Ich reiste zu Pferd, zu Fuß oder mit Booten durch das Reich, stets nur bestrebt, meinen Auftrag zu erfüllen. Ohne je einen Tropfen Bier oder Wein anzurühren.

Im Laufe der Zeit wurde es jedoch immer schwerer. Das Töten und das Hintergehen. Die gebrochenen Versprechen.

Die meisten Schemen überdauerten keine zehn Jahre, bevor sie von den Feinden der Krone getötet wurden. Wer überlebte, schaffte mit etwas Glück vielleicht zwanzig weitere, bevor sich das Blut der Sterblichen durch Langsamkeit und Schwäche bemerkbar machte.

Aber ich war anders als meine Schwestern im Orden. Aus irgendeinem Grund war mein Elfenblut stärker als bei ihnen. Bei Hofe überragte ich die meisten Sterblichen und sogar die Halblinge. Als Kind hätte ich mir gewünscht, dass ich hätte sagen können, die Augen meines Vaters oder das Haar meiner Mutter geerbt zu haben, aber ich war ein Findelkind gewesen. Es gab keine Eltern und keine Erinnerungen daran, was für ein Leben ich zuvor vielleicht geführt haben mochte.

Schon vor langer Zeit hatte ich mich damit abgefunden, dass ich niemals meine wahre Abstammung erfahren würde. Mein Blut allein war der Grund dafür, dass ich überhaupt in den Orden aufgenommen worden war, und der Beweis für meine sterbliche Abstammung. Die bernsteinfarbene Flüssigkeit in den Adern war das Zeichen eines Halblings, eines Mischlings, zu dessen Vorfahren sowohl Menschen als auch Elfen zählten.

Wer Elfenblut besaß, war in den Augen des Königs eine Abartigkeit. Alle reinblütigen Elfen, die noch am Leben waren, hatten sich in Verstecke zurückgezogen oder waren aus Elverath in andere Länder geflohen. Die meisten, vermutete ich, lebten inzwischen im Faenland westlich der Brennenden Berge.

Und daher waren die Halblinge die einzigen Abartigkeiten, die es im Reich noch gab, obwohl der König uns lieber versklavte, als uns zu töten. Wir waren der Krone viel zu nützlich. Zwar war der Halbling-Erlass schon seit so vielen Jahrhunderten in Kraft, dass die meisten höchstens noch einen Tropfen Elfenblut in sich trugen. Aber ein Tropfen genügte, damit ihr Blut bernsteinfarben anstatt rot durch die Adern floss.

So sehr ich es auch hasste, und auch, wenn ich jedes Mal eine Gänsehaut bekam, wenn mich der Blick des Königs streifte – wo immer ich auch ging oder stand, war ich als sein Eigentum gebrandmarkt. Da ich keine Eltern gehabt hatte, die mir ihren Namen hätten geben können, trug ich den, der allen Waisenkindern gegeben wurde.

Keera Königskind.

Ich drehte den Hahn zu und stieg in die Wanne. Das Wasser war so heiß, dass es prickelte, und ich konnte geradezu fühlen, wie sich der Schmutz und Dreck von meiner Haut und meinen Haaren löste. Außerhalb des Palastes gab es kaum Gelegenheit für ein Bad, schon gar nicht, wenn man ungesehen bleiben wollte. Langsam lehnte ich mich zurück und ließ mich in die Wanne sinken, bis ich ganz eingetaucht war. Ich liebte es, wenn das Wasser in meine Ohren drang und alle Geräusche von außen dämpfte. Die Brandung am Strand war nicht mehr zu hören, ebenso wenig wie die Dienstboten, die draußen den Garten in Ordnung hielten und miteinander scherzten. Ganz kurz hörte ich nichts außer dem Schlag meines Herzens, der durch das Wasser hallte.

Nach einer Weile griff ich nach dem Schwamm und den parfümierten Seifen, die Gwyn für mich wieder aufgefüllt hatte. Die raue Berührung mit dem Schwamm gab mir das Gefühl, mehr abzuwaschen als den äußerlichen Dreck – wenn ich nur fest genug rieb, würde ich vielleicht auch das Blut von meinen Händen bekommen.

Mathias’ Blut.

Es lief immer wieder auf dasselbe hinaus. Die Männer bettelten um ihr Leben, die Halblinge kämpften für ihre Familien. Es waren sogar ein paar Kinder darunter gewesen. Aber den Gedanken an diese Dinge ließ ich nur dann zu, wenn ein Fass Wein in meiner Nähe stand.

Als ich meinen Rücken wusch, dachte ich an den Fischhändler. Ob er eine Familie hatte, die ihn vermisste? Ein Kind, das er ernährt hatte? Hatten sie überhaupt schon gemerkt, dass er verschwunden war, seit ich ihn vor sechs Tagen umgebracht hatte? Darauf bekäme ich keine Antwort, aber die Fragen wollten deswegen trotzdem nicht verstummen.

Mein Rücken schmerzte, weil ich ihn zu fest mit dem Schwamm bearbeitet hatte. Auch nach dreißig Jahren waren die Narben noch immer empfindlich. Im Spiegel konnte ich die geröteten Stellen sehen. Harte, geschwungene Linien, die mir Prinz Damien in den Rücken geritzt hatte. Er hatte Stunden damit zugebracht, mir eine alte Elfenrune, die niemand entziffern konnte, in die Haut zu schneiden. Es sei ein Zeichen meiner Treue zur Krone, hatte er behauptet.

Natürlich war das nicht meine einzige Narbe. Inzwischen war ich fast überall gezeichnet. Die kleine weiße Linie an meiner rechten Hüfte war so alt, dass ich nicht mehr sagen konnte, wann sie entstanden war. Sie war zu klar und zu präzise, als dass sie die Folge eines Unfalls hätte sein können, aber ich hatte keine Ahnung, wer sie mir beigebracht hatte. Noch etwas, worauf ich keine Antwort hatte.

Für die anderen war ich selbst verantwortlich. Namen, die sich über meine Schultern, über die Brust und die Arme zogen. Winzige Auflistungen der Leben, die ich im Namen der Krone ausgelöscht hatte. Von Unschuldigen und Unbewaffneten. Sie alle hatte ich mir eingeritzt, sodass ich die Erinnerung an ihren Tod stets bei mir trug. Es war ein solches Meer von Namen, dass sich kaum sagen ließ, wo einer endete und der nächste begann.

Einer jedoch hob sich vor den anderen ab. Er stand in großen Lettern über den Unterarm meiner Fechthand geschrieben. Die Haut drum herum hatte ich bewusst frei gelassen. Ich schrubbte mit dem Schwamm daran herum und war froh, als die Seifenlauge abtropfte und die Narbe wieder freigab. Mit dem Finger fuhr ich immer wieder über die wulstigen Erhebungen. Es war das Einzige, was mir kurz etwas Seelenfrieden vermittelte.

»Keera? Bist du da?«, hörte ich Gwyn aus dem Schlafzimmer rufen.

»Ich bin im Bad«, antwortete ich, aber Gwyn stand schon im Zimmer. Ich versuchte nicht, ihr gegenüber meine Blöße zu bedecken. Sie war die Einzige, die von meinen Narben und ihrem Ursprung wusste. Tatsächlich trug sie selbst einige Erinnerungen an den Prinzen. Es machte mir nichts aus, dieses Geheimnis mit ihr zu teilen. Sie hatte schon als kleines Halblingmädchen davon gewusst, als noch ihre Mutter meine Kammerzofe gewesen war.

Gwyns weiche Locken umspielten ihr Gesicht, als sie an die Wanne trat. Ihr Haar war teils leuchtend rot, teils kastanienbraun, wie das ihrer Mutter, und ihr Teint war blass, da sie den Palast nicht verlassen durfte, sodass sie stets etwas kränklich aussah. Gwyn war nicht mehr draußen gewesen, seit ihre Mutter gestorben war.

»Entschuldige, dass ich vorhin nicht alles fertig machen konnte. Ich musste kurz in mein Zimmer«, sagte Gwyn schüchtern. Nach dem Warum brauchte ich nicht erst zu fragen. Schon an ihren geröteten Augen und ihrem vorsichtigen Gang erkannte ich, dass der Prinz bei ihr gewesen war. Er liebte es, die Halblingdienstboten des Palastes zu quälen, und hatte eine besondere Schwäche für Gwyn.

»Mach dir deswegen keine Sorgen«, sagte ich und tauchte den Kopf ins Wasser, um die Seife aus dem Haar zu spülen. »Da ist etwas für dich in der Satteltasche.«

Ich lachte leise in mich hinein, als Gwyn mit einem kleinen Aufschrei ins Schlafzimmer zurücklief, um ihr Geschenk zu holen. Jedes Mal, wenn ich nach Koratha zurückkehrte, versuchte ich ihr etwas mitzubringen, damit sie ein wenig mehr von der Welt draußen kennenlernen durfte.

»Was ist es?«, flüsterte sie, als sie mit dem kleinen roten Säckchen in der Hand zurückkam.

»Du musst es schon aufmachen, Gwyn«, erwiderte ich sanft.

Sie verdrehte die Augen. »Die Vorfreude ist doch schon die halbe Freude, Keera. Das solltest du inzwischen wissen.« Das stimmte, sie sagte es jedes Mal, aber ich wollte unser Ritual beibehalten. Es zählte zu den wenigen Gewohnheiten, denen ich treu blieb.

Mit geschlossenen Augen öffnete sie das Säckchen und zog einen Ring hervor. Anstelle eines Steins befand sich in seiner Mitte ein Knäuel goldener Tressen, das die Form einer Träne hatte. »So einen Ring habe ich noch nie gesehen«, sagte Gwyn und drehte ihn in den Fingern hin und her.

Ich lächelte. »Weil es nicht bloß ein Ring ist.«

»Nicht?« Gwyn machte große Augen, hielt sich das Schmuckstück vor die Nase und betrachtete es genauer.

Ich schüttelte den Kopf, stand auf und griff nach einem Handtuch. Dann bedeutete ich ihr, den Ring anzustecken, während ich mich in das Handtuch wickelte. »Siehst du diesen winzigen Knopf hier?«, fragte ich und führte ihren Finger an die Innenseite.

»Nicht direkt, aber ich fühle ihn«, antwortete Gwyn, die vor Aufregung von einem Fuß auf den anderen trat.

»Gut. Jetzt drück einmal drauf.« Ich zog meine Hand zurück.

»Oh!«, rief Gwyn aus, als sich die gedrehten Goldtressen plötzlich um ihren Finger schlossen, über den nun eine eigentümliche Kralle hinausragte.

»Vorsicht. Die Klinge mag klein sein, aber sie ist ungeheuer scharf«, warnte ich. Der kleine Ring hatte mehr gekostet als die meisten meiner Dolche. Von Elfenhand gefertigte Relikte dieser Art waren nicht billig. »Auf diese Weise hast du immer eine Waffe bei dir.«

Gwyn drehte die Hand, um den Ring von allen Seiten zu betrachten. »Was soll ich denn mit einer Kralle?«

»Kratzen?«, fragte ich achselzuckend.

»Damit bringt man doch niemanden um.« Gwyn lachte. »Rarrrrr!« Spaßeshalber holte sie nach mir aus, aber ich hielt ihr Handgelenk fest.

»Nein, damit wirst du niemanden umbringen«, erklärte ich jetzt in ernstem Ton, ohne sie loszulassen. »Aber wenn du den Wadenmuskel oder den Oberschenkel damit schlitzt, wird es sehr wehtun. Und dir Zeit geben, um wegzulaufen. Falls das nicht geht, kannst du jemandem damit auch ein Auge ausstechen.«

»Keera, das ist eklig!«, kreischte Gwyn, die leicht grün anlief. Damien hatte Gwyn nie ernsthaft verletzt, aber ich wollte, dass sie nicht völlig hilflos war, falls ihm die Schläge und die mentalen Grausamkeiten irgendwann zu langweilig wurden. Sie hatte es verdient, sich wehren zu können.

»Ja, das ist es«, sagte ich mit einem Nicken. »Aber so sind Männer. Ich will nur sichergehen, dass dir nichts passieren kann. Vor allem, wenn ich nicht da bin.« Gwyns Mutter war vor drei Jahren gestorben. Gwyn war erst sechzehn gewesen, schrecklich jung. Viel zu jung, um ihre Mutter zu verlieren, und ganz sicher viel zu jung, um die Schuld abzuzahlen, die nun auf sie überging.

»Danke«, sagte sie und umarmte mich lange. Ich versuchte, mich nicht zu verkrampfen, als ihre Hand über meine Narben am Rücken fuhr.

»Wahrscheinlich willst du dich hinlegen, wenn du morgen so früh losmusst?«, fragte Gwyn, die jetzt mit mir ins Zimmer zurückging. Ich nickte. In meinem Hinterkopf lauerte schon der drohende Kopfschmerz, und ich wollte schlafen, bevor ich ihn mit anderen Mitteln bekämpfen würde.

»Dann nehme ich deine Waffen mit. Sie werden morgen bei deinem Pferd sein.« Gwyn stellte einen großen Korb auf die Kommode.

»Danke, Gwyn.« Ich versuchte zu lächeln, war aber zu müde dazu. Gwyn lächelte mir sanft zu, als ich ins Bett stieg, dann packte sie meine Waffen zusammen.

»Gwyn?«, fragte ich und schlug die schwere Decke zurück.

Sie wandte sich wieder zu mir um. »Ja?«

»Lass den Zaubergriffel hier.« Dabei deutete ich auf den Nachttisch. Sie legte das goldene Werkzeug auf das Tischchen, und ich starrte die scharfe Spitze an, die wie ein Federkiel geformt war. Gwyn warf mir einen wissenden Blick zu und küsste mich auf die Wange. Dann überließ sie mich dem Schlaf und dem nächsten Namen, den ich auf meiner Haut verewigte.

Drei

Nach dem, was die Schemen in Erfahrung gebracht hatten, hielt sich Lord Curringham in Cereliath auf, der Heimat der Erntefürsten. Zwar hätte ich den ganzen Weg zu Pferd zurücklegen können, aber ich zog es vor, bis Silstra ein Kanalboot zu nehmen und erst von dort loszureiten. Auf diese Weise verkürzte sich die Reise ein wenig, und ich würde drei Tage auf einem Kahn faulenzen können, anstatt mich im Sattel wundzureiben.