Brüssel sehen und sterben - Nico Semsrott - E-Book

Brüssel sehen und sterben E-Book

Nico Semsrott

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Beschreibung

Das Europaparlament – eine hervorragende Idee. Nur in der Realität leider ein Witz, und noch dazu ein sehr schlechter. Nico Semsrott berichtet ehrlich und komisch von seinen Erfahrungen aus fünf Jahren Europaparlament. Von der sinnlosen Pendelei zwischen Brüssel und Straßburg, in der schon alles steckt, was das Parlament im Kern ausmacht: Steuerverschwendung, Tragik und grober Unfug. Von gierigen Parlamentariern, die keines ihrer unsinnigen Privilegien ungenutzt lassen und sich ständig in die eigene Tasche wirtschaften. Und von seinem aufreibenden Selbstversuch, sich bei unzähligen Lobbyveranstaltungen in Brüssel kostenlos durchzufuttern, ohne Smalltalk zu betreiben. Denn ihm ist schnell klar: An dem Ort, an dem wir dringend auf Gerechtigkeit und Vertrauen angewiesen sind, wird Korruption nur selten bestraft, sondern meistens belohnt. Nico Semsrott trat den «merkwürdigsten Job der Welt» als Idealist an, um seine letzten Ideale zu retten, beendet er seine Politkarriere freiwillig. Das ist deprimierend, aber immerhin muss er auf nichts und niemanden mehr Rücksicht nehmen. Ein tragikomischer, kluger Bericht aus den Untiefen des Europäischen Parlaments.

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Nico Semsrott

Brüssel sehen und sterben

Wie ich im Europaparlament meinen Glauben an (fast) alles verloren habe

 

 

 

Vita

 

Impressum

Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Hamburg, Mai 2024

Copyright © 2024 by Rowohlt Verlag GmbH, Hamburg

Covergestaltung Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich

Coverabbildung Marvin Ruppert

ISBN 978-3-644-01944-7

 

Schrift Droid Serif Copyright © 2007 by Google Corporation

Schrift Open Sans Copyright © by Steve Matteson, Ascender Corp

 

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www.rowohlt.de

Hinweis Nr. 1:

Dies ist ungefähr wohl meine Geschichte. Glaube ich. Ich gestehe: Ich habe dieses Buch nicht nur nicht geschrieben, ich habe es noch nicht mal gelesen. Ich finde Transparenz wichtig, weil nur sie Vertrauen schafft. Vieles ist ja gar nicht so, wie es scheint.

Ich habe in der Politik so viele Lügen erlebt, dass ich die Schnauze endgültig davon voll habe. Ich will mich auch nicht einreihen in die Ahnengalerie der «Promis», die nur so getan haben, als hätten sie ihr Buch selbst geschrieben.

Meine Wahrheit ist: Ich habe dieses Buch nicht geschafft, weil ich selbst zu geschafft bin. Ich finde es schlimm, mein Leben lang immer etwas darstellen zu müssen, was irgendwie nicht stimmt. Deswegen habe ich die fünf Jahre im Europäischen Parlament kaum ausgehalten. Deshalb halte ich es fast nirgendwo aus. Außer auf der Bühne, wo viele Leute denken, ich tue nur so als ob.

Ich habe ein paar Hundert Seiten an Notizen abgegeben, und andere haben daraus ein Buch gemacht. Ich hoffe, es ist gut geworden!

 

Nico

Es ist nie genug.

TL;DR:

Erst depressiv, dann Satiriker, dann Politiker und dann am Ende. Das ist eine Geschichte, die wirklich nicht viele Menschen auf diesem Planeten erzählen können.

Vorwort

Dies ist die Geschichte meines Irrtums.

Ich dachte, ich wüsste, wie Politik funktioniert. Am Arsch! Ich wusste vorher nicht, wie Politik funktioniert. Weil niemand die hässlichen Seiten erzählt. Oder jedenfalls viel zu selten.

Ich habe mich geirrt:

Ich dachte, ich kann das.

Ich dachte, ich kann etwas bewirken.

Ich habe vieles nicht gewusst und erst jetzt gelernt.

Erfahrungen sind doch noch mal was anderes als theoretisches Wissen.

Ich wusste zum Beispiel nicht, wie unfrei ich mich fühlen würde.

Ich habe sehr viel Gepäck mit mir rumgeschleppt, das ich nicht angeguckt habe.

Das ist was völlig anderes als vorher (sowohl inhaltlich als auch formal).

Kompromisse statt radikaler Positionen.

Ich bin mit allen meinen Problemen nicht geeignet, ein Team zu leiten.

Ich habe keinen Spaß an den Tätigkeiten, ich habe keinen Bock auf Konflikte.

Ich mag die Menschen hier nicht.

Ich bin extrem schlecht darin, mich einzureihen.

Ich bin aus Versehen im EU-Parlament gelandet. Ausversehener als ich kann man hier gar nicht sein. Ich habe mich verlaufen. Ich bin auf meinem Lebensweg falsch abgebogen. Ich bin in einer Sackgasse gelandet. Ich bin an einem für mich ganz falschen Ort. Ich stecke fest und weiß nicht mehr weiter.

Ich nehme euch mit auf meine Reise des Scheiterns. Meine Zeit im Europäischen Parlament gehört zu den deprimierendsten Phasen meines Lebens. Und das soll bei meinem Leben schon was heißen!

 

Der schockierendste Irrtum von allen ist sicherlich, dass so ein Verwaltungsapparat mit 8000 Menschen selbst eine politische Agenda verfolgt. Das Parlament an sich ist nicht neutral, befolgt nicht von sich aus die selbst gemachten Regeln. Bevor ich in Brüssel landete, ging ich davon aus, dass in einem demokratischen Parlament alles geregelt ist und sich alle an dieselben Regeln halten müssen.

Nun, wie drücke ich es diplomatisch aus?

Am Arsch!

Keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht hatte, als Komiker für das EU-Parlament zu kandidieren. Ich glaube, ich nahm an, dass das «ja ganz lustig» werden könnte. Und dass es sich für mich sehr sinnvoll und befriedigend anfühlen könnte, mithilfe von komischen Mitteln Aufmerksamkeit für Themen zu schaffen, die sonst für meinen Geschmack zu wenig Beachtung finden.

Bevor ich ins Europaparlament eingezogen bin, dachte ich, ich würde verstehen, wie Politik funktioniert. Rückblickend muss ich sagen: Ich hatte keine Ahnung! Ich bin mit meinem Wissen aus dem Politikunterricht ins Europäische Parlament eingezogen, und ich sage es mal so: Der Schulstoff hat so gar nichts mit der Realität zu tun.

Es gibt für die Öffentlichkeit unsichtbare Prozesse, die mich überrascht haben. Ich sage überrascht, denn überrascht ist das schönere Wort für enttäuscht!

Und eigentlich ist auch das noch zu harmlos. Mich haben meine Erfahrungen im Europäischen Parlament nicht enttäuscht, sondern erschüttert. In Teilen vielleicht sogar traumatisiert. Natürlich muss man vorsichtig mit dem Wort sein, aber ich glaube, wenn ich mir die Reaktionen meines Körpers angucke, passt es. Der Zustand unserer Demokratie und unserer Gesellschaft ist viel schlimmer, als ich befürchtet habe.

Rückblickend muss ich sagen: Ich war eindeutig naiv. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie anders mein Leben werden würde. Ich habe unterschätzt, wie traurig es mich machen würde, ständig wichtige Abstimmungen zu verlieren. Wie zermürbend es werden würde, stundenlang in folgenlosen Sitzungen zu verbringen. Wie krass die Ignoranz der Mehrheit gegenüber Problemen ist, deren Lösung ich für elementar halte. Und wie sehr mich diese Ignoranz erschüttern würde.

Es ist das eine, über Fehlentscheidungen aus den Medien zu erfahren, es ist das andere, im Raum zu sein, wenn sie getroffen werden.

Ich dachte, dank meiner Kunstfigur wäre ich irgendwie geschützt, zumindest einigermaßen unabhängig vom System und könnte mich so ausreichend abgrenzen.

Mir fehlen in meinem Charakterprofil Features, die man als Politiker:in einfach braucht. Das Wichtigste ist, glaube ich, Schmerztoleranz: Ertragen können muss man in diesem Beruf Dummheit, Ignoranz, Langeweile, Geld- und Lebenszeitverschwendung und krasse Ungerechtigkeiten, und man muss irgendwie trotz allem die Motivation hochhalten und Bock haben, weiterzumachen.

Nie im Politiker:innenleben darf man sich fragen: Wozu mache ich das hier eigentlich gerade? Immer, wenn ich mir diese Frage gestellt habe, wurde es richtig schwer.

Ich sage es offen: Ich habe meine Kandidatur oft und lange bereut. Ich habe die ganze Zeit damit gekämpft, nicht mittendrin hinzuschmeißen. Keine Ahnung, wie die anderen das machen; so zu tun, als wären sie von ihrer Rolle überzeugt, als würde das, was wir da tun, irgendeinen Sinn machen.

Ich glaube, als Politiker:in muss man den schmalen Grat treffen: Das jeweilige Thema muss einem so wichtig sein, dass man kämpft, aber es muss einem auch so egal sein, dass man weitermacht, wenn man verliert.

Grundsätzlich ahnt vor dem ersten Mandatsbeginn vermutlich niemand, wie wenig sie:er als Parlamentarier:in ausrichten kann, wie weit für Hinterbänkler:innen die wenigen Machtzentren noch entfernt sind. Das ist aber, glaube ich, auch die Grundvoraussetzung dafür, dass man es überhaupt versucht. Naivität muss sein. Gerade in der Politik. Sie ist die Grundvoraussetzung für Veränderung und das Gegenteil von Zynismus.

Meine vermutlich ziemlich kindliche Vorstellung von Demokratie ist, dass Mächtige etwas für Nicht-Mächtige tun. Also dass man als Abgeordnete:r dadurch ein Gewicht bekommt, weil Leute ihre Stimmen in einem Topf zusammenschmeißen und sagen, Person X soll das für mich machen. Der Deal ist: Du bekommst die Macht geliehen, dafür machst du was für uns. Süß, oder?

 

Ich bin zwiegespalten. Einerseits denke ich: Wie kann ich nur so naiv gewesen sein? Andererseits denke ich: Inhaltlich glaube ich bis heute dran. Ich bin fest davon überzeugt, dass man als gewählte:r Politiker:in einfach eine Verantwortung hat. Privilegien einsetzen muss, für die, die sie nicht haben. Also. Meine Naivität war richtig. Meine Naivität ist richtig. Sie ist das Gegenteil von Verbitterung. Und es ist richtig, dass ich immer wieder denke:

Das, was ich hier beobachte, kann nicht die Realität sein!? Das ist falsch!

Wir lernen in der Schule, dass das schon irgendwie klappt mit der Gewaltenteilung, deswegen sind wir alle gleichermaßen geschockt, wenn das doch nicht stimmt. Die kognitive Dissonanz lässt die Lehrer:innen, die die Schulklassen unterrichten, die mich im Parlament besuchen, dann auch häufiger Kritik äußern. Mein Fokus wäre schon drastisch. Tja, dann geht eben zu den Grünen, wenn ihr das alles im Prinzip cool findet!

Meinetwegen übertreibe ich an der einen oder anderen Stelle. Aber der Kern stimmt.

Ich dachte, ich könnte mir hier meinen eigenen Raum schaffen, ich wäre nicht so krass abhängig von diesem streng hierarchischen, intransparenten und willkürlichen System.

Zum Teil war ich zum Irrtum verdammt, weil ich bestimmte Dinge einfach nicht wissen konnte. Lustigerweise ist gerade die Intransparenz etwas, durch das ich auf das System reingefallen bin. Das, was man erst sehen kann, erahnen kann, wenn man alles immer wieder sieht. Es gibt Muster. Und um die wirklich zu begreifen, muss man länger drin sein. Ein distanzierterer Medienkonsum reicht nicht aus.

Was mich erschüttert hat, ist der Egoismus. Niedlich, oder? Ich dachte, es ginge weniger um eigene Karrieren, weniger um eigene Vorteile, mehr um Überzeugungen.

So ein unerschütterliches, sozialdemokratisches, im Prinzip blindes Staatsvertrauen nach dem Motto, die machen das für mich. Und dabei bin ich immun gegen jegliche Erfahrung, die das Vertrauen Lügen straft, gegen jede Realität, jeden Fakt, der den vorigen Glauben als Irrtum rausstellt.

Der naive Nico denkt, klar, man darf keine Geschenke annehmen.

Der naive Nico denkt, man darf nicht nebenher arbeiten.

Der naive Nico denkt, alle halten sich an die Regeln.

Der naive Nico denkt, es gelten die gleichen Regeln für alle.

Der naive Nico denkt, alle wollen nur das Beste für andere/alle.

Der naive Nico denkt, man hat den Auftrag von den Wähler:innen.

Der naive Nico denkt, das Parlament arbeitet korrekt.

Der naive Nico denkt, wenn das Parlament Geld überweist, hat es die Rechnung vorher geprüft.

Als Politiker:in muss man Positionen einnehmen und mittragen, von denen man nicht überzeugt ist. Oder?

Vermutlich muss man Politik (ob ernst verpackt oder satirisch) als nicht enden wollende Versuchsreihe betrachten. Vielleicht auch das Leben an sich. Politik ist ein Experiment. Man versucht etwas, und dann guckt man, was dabei rauskommt. Es lässt sich am Anfang nie vorhersehen, was am Ende rauskommt.

Eine der häufigsten Fragen: «Darfst du darüber reden?» Ich finde, das zeigt ein schreckliches Politikverständnis und hat mit Demokratie ziemlich wenig zu tun. Aber das ist nun mal unser gemeinsamer Stand: Die Mächtigen sind oben und machen heimlich ihren Kram. Und ich als Bürger:in bekomme am Ende die Entscheidung mitgeteilt.

Eigentlich müsste in einem demokratischen System das Gegenteil gültig sein: Ich bin ein Teil des Ganzen, bin informiert und entscheide mit.

Aber genau diesen Ansatz bekämpfen viele in der Politik aktiv, denn Macht zu teilen ist anstrengender, und es bedeutet Machtverlust.

In echt ist aber das hier Demokratie: Natürlich darf ich über alles reden. Und natürlich darf ich alles zum Thema machen. Für mich ist es Demokratie, wenn viele Menschen beteiligt werden und sich wahrgenommen fühlen. Insofern ist die EU das Gegenteil. Es wird so gut wie niemand beteiligt und wahrgenommen erst recht nicht.

Die Menschen draußen sind naiv. Viele haben ein positiveres Bild vom Apparat, als angemessen wäre. «Darfst du fehlen?» «Darfst du nebenbei arbeiten?» «Da musst du aber aufpassen!» Loide! Das sind Mächtige, die sich die Regeln selbst machen. So gut wie alles ist erlaubt!

Viele verstehen nicht, wie Macht funktioniert.

Ich glaube nicht, dass ich persönlich Vorteile davon habe.

Ich habe mich geirrt. Falsch eingeschätzt habe ich:

Was ich will. Meine Bedürfnisse.

Was Politik ist. Wie Politik funktioniert.

Was ich realistischerweise mit meiner Figur bewirken kann. Dass ich was bewirken will.

Das Justieren ist mir zu schwer.

Ich habe die Macht des Systems unterschätzt, mir war nicht klar, wie sehr mich die vielen kleinen Abhängigkeiten zermürben würden, wie unfrei ich das Mandat und wie belastend ich die Verantwortung empfinden würde. Mich überfordert die Wucht immer noch: Menschen, die in Not sind, melden sich bei mir. Wollen Geld. Aufmerksamkeit. Hilfe. Es gibt so viele Menschen mit großen Problemen. Und ich sitze ganz weit weg in Brüssel und kann konkret nichts tun. (Oder bin zu blöd dafür.)

Ich habe viele Tausend Male darüber nachgedacht, welche parlamentarischen Mittel ich zur Verfügung habe, um etwas Grundsätzliches zu bewirken. Im Europäischen Parlament ist die Antwort: Ich habe schlicht keine. Es gibt keine Domino-Kette, die ich in Gang setzen kann. Das liegt an der Schwäche des Europäischen Parlaments, das liegt an den politischen Mehrheiten, und es liegt am grundsätzlichen Unwillen dieses Systems, irgendetwas an bestehenden Machtverhältnissen zu verändern.

Die ganz krasse Wahrheit ist, dass ich ohne Mandat mehr Einfluss hätte als mit. Weil mir niemand reinreden kann, nichts verbieten kann, mich niemand unter Druck setzen oder bestrafen kann. Ich freue mich auf den 16. Juli 2024. Dann bin ich nicht mehr Mitglied des Europäischen Parlaments. Dann habe ich Brüssel gesehen und kann sterben.

TL;DR:

Hier kurz meine Highlights: Die Präsidentin kontrolliert alle anderen Abgeordneten, ob sie sich ethisch korrekt verhalten. Die Präsidentin selbst hat den Mann ihrer Schwester eingestellt und bezahlt ihn aus Steuermitteln. Sie soll auch ihre CDU-Kollegen kontrollieren, auf deren Stimmen sie aber selbst angewiesen ist. Die Transparenzregeln für die Abgeordneten werden vom Präsidium unter Ausschluss der Öffentlichkeit beschlossen. Ich selbst weiß als normaler Abgeordneter nicht, wer dort was warum entscheidet, ich bekomme es nur mitgeteilt. Alle Top-Beamt:innen haben entweder ein konservatives oder ein sozialdemokratisches Parteibuch. Das heißt, egal, was ich mache, es wird von meinem politischen Gegner kontrolliert. Der oberste Beamte des Parlaments hat früher mal für einen Abgeordneten gearbeitet, der wegen Mafiaverbindungen im Gefängnis gelandet ist. In den letzten 10 Jahren gab es im Europäischen Parlament zwei bewaffnete Überfälle und eine Diebstahlserie. Nichts davon wurde öffentlich aufgeklärt. Alle Abgeordneten können sich etwas hinzuverdienen, Korruption ist de facto so lange erlaubt, bis es rauskommt. Es gibt unzählige legale Möglichkeiten zu verschleiern, dass man bestechlich ist. Dazu später mehr.

Nichts davon ist ausgedacht, alles kann man sogar öffentlich nachlesen, es interessiert nur einfach niemanden. Es gibt keine ausreichende Kontrolle von außen. Die europäische Demokratie ist unterentwickelt.

Aber nicht nur im Allgemeinen habe ich Probleme mit den Wertevorstellungen des Apparats. Das Parlament verhindert auch regelmäßig ganz konkret meine Arbeit: Ich selbst habe mit allen möglichen Abteilungen dieses Parlaments Stress. Es fängt damit an, dass ich Fotos mit der Parlamentsfotografin mache und die Medienabteilung Motive löscht, bevor ich sie mir angucken kann. Einfach, weil sie dem Verantwortlichen nicht passen. Kurz darauf verhindert der Sicherheitsdienst mit mehreren Mitarbeitenden meine korrekt angemeldete und mehrfach von den Diensten bestätigte Pressekonferenz im letzten Moment. Angeblich aus Sicherheitsgründen. Ein anwesender SPIEGEL-Journalist twittert dazu: «Skandal!» In den Medien lügt die Presseabteilung daraufhin, sie hätte mir alternative Auftrittsorte angeboten. Wir lassen das korrigieren, sodass der Vorwurf auch in den Medien festgehalten wird, dass das Parlament lügt.

Bald darauf sagt mir der österreichische Vizepräsident nach meiner Rede, ich solle meine Kapuze abnehmen, weil das angeblich die Würde des Parlaments verletze. Ein paar Nazis klatschen. Wie klein ist eigentlich die Würde des Europäischen Parlaments, wenn schon eine Kapuze alles ins Wanken bringen kann?

Im Sommer 2020 werden Dutzende Abgeordneten- und Beamt:innenbüros in mehreren Gebäuden von einem:r oder mehreren Dieb:innen durchwühlt und bestohlen. Bei mir werden zwei Laptops geklaut. Ich bitte die Leitung des Parlaments, alle anderen Abgeordneten zu warnen. Die Verwaltung reagiert nicht, worauf ich deren Job übernehme und an alle Warnschilder zum Selbstausdrucken verschicke. Auf einem steht: «Take only as much as you really need.» Auch ein konservativer Abgeordneter macht mit, postet Fotos auf Twitter und landet daraufhin in einem Artikel über die Diebstahlserie auf CNN. Er kann sein Glück kaum fassen.

Im Sommer 2021 geht es dann ans Eingemachte: Geld. Das Parlament verwarnt mich, weil ich etwa 10000 Euro für kostenlose Tampons ausgegeben habe, um auf Periodenarmut aufmerksam zu machen. Ich solle bei meinen Ausgaben auf die Kriterien Sparsamkeit, Wirksamkeit und Effizienz achten. Nur zur Orientierung: Das EU-Parlament hat ein Jahresbudget von 2,38 Milliarden Euro. Es ist blanker Hohn. Vermutlich werde ich verwarnt, weil ich andere Abgeordnete auffordere, es mir gleichzutun. Natürlich ist der Apparat da alarmiert. Etwas für Menschen zu machen, könnte ja ansteckend sein!

Eine Woche später will das Parlament Geld von mir zurückhaben, ausgerechnet für eine Transparenzwebseite, die ich habe programmieren lassen.

In diesem Moment zerbricht etwas in mir. Ich sehe, wie andere Menschen sich in diesem System skrupellos selbst bereichern und von ihren konservativen Parteifreunden:innen dabei unterstützt werden, während mir dafür, dass ich mit Steuermitteln sichtbar mache, wie ich Steuermittel verwende, eine Strafe droht.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt verliere ich endgültig den Glauben daran, dass diese Verwaltung neutral arbeitet. Ich bin davon überzeugt, dass ich bestraft werde, weil dieser Laden meine Arbeit als störend empfindet.

Als ich im kleinen Kreis mit erfahrenen, wichtigen Abgeordneten über mein Verhältnis mit der Verwaltung spreche und dass ich meine Erfahrungen irgendwie veröffentlichen möchte, sagen sie: «Die werden dich hassen.» Eine andere korrigiert: «Die hassen dich jetzt schon.» Eine dritte sagt: «Die werden dich kaputtmachen.»

Cool. Ich liebe Politik.

Das Blöde ist: Als Abgeordneter bin ich nicht so frei, wie ich vorher annahm. Ich bin in einem Netzwerk aus Abhängigkeiten gefangen. Ich bin abhängig von meiner Fraktion, und ich bin abhängig von der Verwaltung. Ich bin abhängig davon, dass andere ihren Job ordentlich machen. Und wenn ich den Streit drei Jahre vor dem Ende der Legislatur eskaliere, dann hat die andere Seite noch ein paar Jahre Zeit, mir das Leben in diesem Amt richtig zur Hölle zu machen.

Ehrlich gesagt habe ich mit alldem nicht gerechnet. Wie schon gesagt: Ich habe mich geirrt. Und ich habe in meinem Leben noch nie so an meiner Wahrnehmung gezweifelt wie hier, im Herzen der europäischen Demokratie, dort, wo es nach eigenen Angaben seit 70 Jahren «Demokratie in Aktion» gibt.

In unserer Gesellschaft sehen wir Täuschung als etwas Negatives.

Enttäuscht zu werden ist demzufolge cool. So gesehen habe ich im EU-Parlament eine gute Zeit.

Im Europäischen Parlament lerne ich, dass Politik nicht in erster Linie beim Entwerfen der Regeln entsteht, sondern beim Interpretieren. Und das ist, was viele Menschen nicht verstehen, was auch ich vorher nicht verstanden habe:

Macht ist, wenn du dir einfach aussuchen kannst, ob die Regel jetzt gilt oder nicht.

TL;DR:

Ich mache eine Kunstperformance im Europäischen Parlament und kritisiere damit die Interessenkonflikte der nächsten Kommissionspräsidentin.

Meinen die das ernst?

Der 16.07.2019 ist der Höhepunkt meiner Amtszeit. Ich stelle vor laufenden Kameras im voll besetzten Plenum des Europäischen Parlaments in Straßburg kurz vor der Wahl Ursula von der Leyens zur Kommissionspräsidentin einen Antrag zur Geschäftsordnung:

Point of order! Point of order!

Point of order! Hi!

Point of order! Point of order!

[Parlamentspräsident Sassoli]: Es gibt eine Wortmeldung zur Geschäftsordnung.

[Sassoli]: Herr Semsrott, bitte.

[Ich]: Ich möchte mich auf Annex 7 Artikel 1 beziehen: Volle Offenlegung der finanziellen Interessen und Artikel 2: Das Parlament aufzufordern zu überprüfen, ob ein Interessenkonflikt vorliegt. Und ich habe auch schon einen Vorschlag, wie das aussehen könnte. Das hier wäre der Ansatz.

In Anspielung auf die mutmaßlichen Interessenkonflikte in der «Berater:innenaffäre», mit denen sich Ursula von der Leyen als Verteidigungsministerin zu diesem Zeitpunkt noch herumschlägt, werbe ich für Transparenz. Sie arbeitet einerseits mit McKinsey zusammen, andererseits ist eine Top-Beraterin aus der Firma ins Ministerium gewechselt. Außerdem arbeitet einer ihrer Söhne zu diesem Zeitpunkt ebenfalls dort.

Ich performe den alten Witz von Robin Williams, der schon vor vielen Jahren sagte: «Politiker sollten wie NASCAR-Fahrer Sponsorenjacken tragen, damit man weiß, wer sie besitzt.»

Also ziehe ich meinen ersten schwarzen Kapuzenpulli aus. Unter ihm trage ich einen zweiten schwarzen Kapuzenpulli, auf dem die Beratungsunternehmen McKinsey&Company, accenture, pwc und KPMG Werbung machen.

Auf Twitter erkläre ich kurz darauf ergänzend: «In einer gemäßigten Demokratie sollte man wenigstens so Werbebanner tragen, damit alle wissen, für wen man arbeitet.»

[Ich]: Danke!

[Sassoli]: Ja, aber das, was Sie da sagen, ist kein Antrag zur Geschäftsordnung.

[Ich]: Also es geht hier um Transparenz.

[Sassoli]: Deswegen machen wir weiter in der Liste der Redner. Herr Caspary, bitte.

War schon klar, dass mein Geschäftsordnungsantrag ignoriert werden würde. Eher war ich überrascht, dass mir das Wort nicht sofort entzogen wurde, sondern noch ein paar Sekunden Irritation im Raum lagen, was wohl als Nächstes passieren würde.

 

Geplant war für diesen Tag ein demokratischer Skandal. Entgegen der vor der Europawahl gemachten Versprechung, dass einer der Spitzenkandidat:innen Kommissionspräsident:in werden sollte, sollte jetzt einfach jemand gewählt werden, die:der von den Regierungschef:innen nachträglich aus dem Hut gezaubert wurde. Wie so oft in der EU-Politik: unter Ausschluss der Öffentlichkeit in irgendwelchen Hinterzimmern.

 

Ich wurde zusammen mit Martin Sonneborn für Die PARTEI von fast 900000 Menschen gewählt. Das sind 900000 Menschen mehr, als Ursula von der Leyen gewählt haben. Denn im Gegensatz zu allen gewählten Mitgliedern des Europäischen Parlaments ist sie überhaupt nicht zur Wahl angetreten, hat keine Ideen präsentiert und sich somit nicht den Bürger:innen in einer demokratischen Auseinandersetzung gestellt.

 

Anders als ich. Man muss die Arbeitsweise eines «Satirepolitikers» ja nicht gut finden. Aber wie merkwürdig ist es, eine Wahl abzuhalten, und dann entscheiden irgendwelche Leute nachträglich, dass doch jemand anderes gewonnen hat?

 

Mich macht das fassungslos. Schon hier merke ich, dass mein Experiment, als Satiriker in die Politik zu gehen, eine ungünstige Richtung nimmt. Obwohl eigentlich ich für die Witze zuständig bin, frage ich mich immer öfter: «Meinen die das ernst?»

 

Später werde ich auf diese Wahl zurückblicken und verstehen, dass das hier nach einem Muster passiert ist, das in der Politik üblich ist: Es wird oft nicht das gemacht, was vereinbart wurde, sondern das, was als Nächstes vereinbart wurde. Nur weil etwas entschieden ist, ist es noch lange nicht entschieden. Und nur weil etwas verkündet wurde, muss man sich noch lange nicht dran halten.

Man kann nur das durchsetzen, wogegen es keine massive Opposition gibt. Und diese Opposition gibt es in diesem Fall eben nicht. Das EU-Parlament entscheidet sich, mitzuspielen und sich selbst wieder zu entmachten.

Hinter dem Spitzenkandidat:innenprozess steckt die Idee, das Parlament zu stärken und somit die Macht der Bürger:innen auszubauen. Denn nur das Parlament wird direkt gewählt, die anderen Gremien der EU werden nur indirekt gewählt und kontrolliert.

Doch leider sind auch viele EU-Abgeordnete in der Praxis nicht so frei wie auf dem Papier. Sie wollen einen aussichtsreichen Listenplatz. Und den gibt es nur, wenn sie so abstimmen, wie die Parteien in ihren Heimatländern das von ihnen verlangen.

Jede:r, die:der bei dieser Wahl Ursula von der Leyen die eigene Stimme gegeben hat, hat gegen ein demokratisches Grundprinzip verstoßen.

Oder eben einfach EU-Politik gemacht.

 

Formell ist die Wahl Ursula von der Leyens zur Kommissionspräsidentin natürlich korrekt verlaufen, immerhin wurde sie erst von den Mitgliedsländern vorgeschlagen und anschließend von 383 Abgeordneten gewählt, das sind neun mehr als nötig. Also 383 von insgesamt rund 420000000 Wähler:innen. Sie ist damit nicht gar nicht legitimiert, aber die Legitimation ist schon etwas, na ja, dünn?

Die EU erhält in meinem persönlichen Demokratie-Score unterm Strich gerade noch eine befriedigende Note. Klare Abzüge bei der Transparenz und bei der Machtverteilung zwischen Arm und Reich. Klare Pluspunkte: Die EU ist weder China noch Ungarn.

Dass ich hier gefühlt auf eine korrektere Weise gelandet bin als die Chefin des ganzen Ladens, sollte schon ein Hinweis sein, dass ich hier nicht hingehöre. Was vielleicht nicht mal an mir liegt.

 

Also: Wie konnte es überhaupt so weit kommen? Was soll das? Was mache ich hier? Meinen die das ernst? Ich werde es mich die nächsten fünf Jahre andauernd fragen. Fangen wir ganz am Anfang an.

TL;DR:

Kindheit und Jugend kacke. Ich war fast immer unglücklich. Mimimi.

Aus Versehen

Abgesehen von allem, was mit anderen Menschen zu tun hat, bin ich ein glücklicher Mensch.

Wie in vielen anderen Fällen auch ist die Depression bei uns so ein Familiending. In einem meiner ersten Texte für die Poetry-Slam-Bühne habe ich behauptet, dass wir teilweise tagelang einfach nur in unserem Familienbett gelegen und die Decke angestarrt haben. Das stimmt zwar nicht, aber irgendwie stimmt es doch. Es funktioniert in meiner Familie so vieles nicht, was eigentlich funktionieren sollte, dass ich mich manchmal frage, wie es unsere Gene überhaupt durch den 2. Weltkrieg schaffen konnten.

Skurrilerweise glauben einige Menschen, ich hätte mir meine Depression für meine Kunstfigur ausgedacht. Ich wünschte, es wäre so! In echt ist es umgekehrt: Meine Depression hat sich meine Kunstfigur ausgedacht.

Aber vielleicht hat sich auch meine Gesundheit meine depressive Kunstfigur ausgedacht, damit ich einen Umgang damit finde.

Vielleicht kann ich meine Depression so bewusst leben, weil ich Teil der ersten Generation bin, die für diesen Scheißzustand, dieses ewige Ohnmachtsgefühl, einen Namen hat.

Je mehr Therapie ich mache und je weiter meine Erkenntnisse über sie greifen, desto beeindruckter bin ich davon, wie meine Depression letztlich ein Gemeinschaftswerk, eine Art Gruppenarbeit zahlreicher Generationen ist. Hey, Opas, Omas usw., danke, dass ihr eure Traumata weitergegeben und mit denen eurer Eltern vermischt habt!

Seit ich 16 Jahre alt bin, bin ich immer wieder für einige Zeit in Therapie. Manchmal fühlt es sich so an, als würde ich all die verpassten Sitzungen meiner Vorfahren nachholen müssen. Gruppentherapie, aber allein. Schönes Bild. Es gibt Menschen, die erben Unternehmen, Immobilien oder Netzwerke. Ich erhielt das schlechte Gefühl, nie genug zu sein, die Unfähigkeit, mich unterzuordnen, zu verstehen, dass ich überhaupt Gefühle habe oder dass ich meine eigenen Bedürfnisse äußern darf. Das war jetzt nur eine kleine Auswahl, klar.

Mein Urantrieb für irgendein politisches oder künstlerisches Engagement war immer, dass ich mir so sehr eine ganz andere Welt wünsche, weil ich die, die ich kennengelernt habe, so schrecklich finde. Ich wünsche mir, dass ich mich auf andere verlassen kann. Ich wünsche mir Solidarität. Ich wünsche mir Freiheit. Für mich und für andere. Dass ich so unglücklich bin, hat eben nicht nur mit meinem Innen, sondern auch mit meinem Außen zu tun.

In meinem Leben habe ich mich meist einsam und verloren gefühlt, erst recht unter Menschen. In meiner Kindheit und Jugend hatte ich kaum Freund:innen. Am besten habe ich mich mit meinen beiden Meerschweinchen verstanden, Willy und Paulchen. Willy starb schon nach einem Jahr. Er hat das Zeitliche gesegnet, während ich im Urlaub war. Als Ersatz kam Eddy, den wir ein paar Jahre später wegen eines Hirntumors einschläfern mussten. Paulchen hingegen wurde so alt, dass ich irgendwann das Interesse verlor und ihn an ein anderes Kind weitergegeben habe.

In der Kunstform sah meine Depression dann so aus:

 

Mein Name ist Nico, ich bin 23 Jahre alt, und ich komme aus Versehen.

 

In meinem Familienstammbaum befinde ich mich auf einem absteigenden Ast. Mein Urgroßvater war noch Professor Doktor. Mein Großvater war Doktor. Meine Mutter hat zu Ende studiert.

 

Ich kann aufrecht laufen.

 

Geboren wurde ich am 11.03.1986.

 

Mein Geburtsdatum setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: dem Jahr vom Super-GAU von Tschernobyl und dem Tag vom Super-GAU von Fukushima. An meinem 18. Geburtstag passierten die Terror-Anschläge von Madrid (2004), an meinem 23. Geburtstag war der Amoklauf von Winnenden (2009) und an meinem 25. Geburtstag eben der Super-GAU von Fukushima (2011).

Ich bin echt gespannt, was mein Leben noch so bringt …

 

Aufgewachsen bin ich am Rande einer großen Stadt.

Der Stadtrand kombiniert die Nachteile von Stadt und Land:

den Lärm der Stadt und das kulturelle Angebot des Landes.

 

Gewohnt habe ich mit meiner Familie in einer Doppelhaushälfte. Die Doppelhaushälfte kombiniert die Nachteile von Besitzen und Mieten: die hohen Kosten und die fehlende Privatsphäre.

 

Mein Opa hat immer gesagt, man sollte beruflich unbedingt das machen, was man besonders gut kann. Nach der Schule konnte ich nicht viel. Ich war eigentlich nur in drei Dingen wirklich gut: Zweifeln, resignieren und andere Menschen demotivieren.

 

Ich hätte eine Karriere in der SPD anstreben können.

 

Aber ich habe mir diesen Umweg gespart und bin direkt Demotivationstrainer geworden.

 

Meine Erfolge als Demotivationstrainer halten sich bislang in Grenzen. Bis jetzt habe ich nur eine Sache erreicht: Wenn man auf YouTube «scheitern» eingibt, bin ich der erste Treffer. Immerhin.

 

Zu meinen Hobbys gehört es, Dinge einfach mal zu lassen. Ich habe ein Talent für das Negative. Und das meine ich wirklich so. Es kommt mir zum Beispiel zugute, als mich, ich muss so 16 Jahre alt gewesen sein, zwei mir körperlich deutlich überlegene Jugendliche in der U-Bahn ansprechen, weil sie Bock auf Stress haben und mich direkt als Opfer identifizieren. Sie schneiden mir den Weg ab und verteilen sich auf den Sitzen zwischen mir und Ausgang. Ich habe keine Chance, abzuhauen. Der Junge auf dem Platz direkt neben mir hält mir seine Wange hin und sagt: «Kleb mir eine.» «Nein», sage ich. Er tut verwundert: «Warum nicht?» Ich: «Ich trau mich nicht.» «Keine Sorge, ich tu dir nichts.» Am Arsch. Ich verwirre meine Gegenüber dadurch, dass ich ihnen zuvorkomme und mich jetzt selbst fertigmache, statt sie das tun zu lassen. Auf die Frage, ob ich Student sei, antworte ich: «Nein, Mann, ich gehe zur Schule. Guckt mich doch mal an. Ich bin ein totaler Loser. Ich kann mir nicht mal einen Frisör leisten.» Ich zeige auf meine ungeschnittenen Haare. «Außerdem habe ich nur gammlige Klamotten.» Mein Finger zeigt auf meine tatsächlich kaputten Schuhe, meine löchrige Hose, meine schmutzige Jacke. Man kann wirklich sehen, dass ich mich hasse. Die beiden sind irritiert, stehen auf und gehen Richtung Tür. Einer von beiden ruft mir hinterher: «Alter, mach dich nicht so fertig!»

 

An meine Kindheit habe ich im Großen und Ganzen kaum noch Erinnerungen. An was soll man sich auch erinnern, wenn man alleine ist und nichts passiert? Fangen wir also gleich in der Jugend an, also der Zeit, in der ich versucht habe, mir das Leben zu nehmen. Ich meine, zurückzunehmen.

TL;DR:

Ich habe ein halbes Schuljahr in Mississippi verbracht. Es war die Hölle.

In Jesus’ name we pray – Ein halbes Jahr bei geistlich Behinderten

Ich war 16, in der elften Klasse, und das Leben war schlimm. Ich wollte weg. Weg von zu Haus. Und nirgendwohin. Meine Austauschorganisation schien das zu verstehen – und verschickte mich nach Nirgendwo. Dort erlebte ich den ersten großen Schock meines Lebens. Ich landete im cholesterinverseuchten Herzen des Bible Belts, einer Ungegend, die sich im Süden der USA von Texas bis nach Florida erstreckt. Hier wimmelte es nur so von Sekten und Kirchen, in dieser Region wohnten auch der Ku-Klux-Klan, George W. Bush und meine Gastfamilie. Das Nest hieß Pontotoc und lag einsam und verloren in der Weite des Bundesstaates Mississippi, war aber leider alles andere als ein gottverlassener Ort. Mississippi war zur Zeit meiner Ankunft der ärmste US-Bundesstaat, hatte die bundesweit höchste Rate an jugendlichen Schwangerschaften vorzuweisen und beheimatete die dicksten Menschen des Kontinents. Ich hatte wirklich das ganz fette Los gezogen.

 

Das Einzige, was in meinem Dorf seit der Vertreibung der indigenen Bevölkerung, dem Stamm der Chickasaw, passiert war, war ein Tornado im Vorjahr, der zunächst über das Anwesen meiner Gastfamilie zog und dann fünf bettelarmen Schwarzen im benachbarten Trailer-Park den Tod brachte. Die Kühe meiner Gastfamilie überlebten. Zusammen mit einigen Hühnern und Hunden bildeten sie die Hauptattraktion der kleinen Farm, wenn nicht sogar der gesamten Ortschaft. Einer aufregenden und abwechslungsreichen Freizeitgestaltung sollte die provinzielle Lage im Wege stehen. Aber dafür hatte ich ja Gott. Jeden Sonntag und jeden Mittwoch widmete man sich dem Kirchgang, zu dem neben der einstündigen Predigt auch der Besuch der SS gehörte, auch bekannt als Sunday School. Ich verstand: Nicht jeder hatte ein so verkrampftes Verhältnis zur Geschichte wie die Deutschen. In den intensiven Bibelstunden gruselte ich mich von einem Schauermärchen ins nächste. In der SS lernte ich, wie man am besten in die Hölle kommt: Abschreiben, ans Abschreiben denken, Sex vor der Ehe, an Sex vor der Ehe denken, zu schnell fahren, denken. Ich fand die vielen engen Regeln nicht nachvollziehbar. Wenn schon Wahnidee, warum keine, die Spaß macht? Ich fand, Südstaatenchrist zu sein, war eine besonders perverse Form von Selbsthass. Trotzdem war ich sehr beeindruckt, was alles in der Bibel zu stehen schien und wie detailliert Gottes Pläne für uns alle waren. Mein absoluter Favorit war folgende Regel: Natürlich kommt man auch in die Hölle, wenn man Disney-Filme guckt. Warum? Weil bei Disney nur Schwule arbeiten. Jedes Kind weiß das! In den ersten Wochen suchte ich noch immer in den Gesichtern der Prediger nach einem Anzeichen, dass die Bibelstunde von heute doch nur ein Scherz gewesen wäre. Auch eine amerikanische Langzeitversion der Versteckten Kamera, bei der deutsche Austauschschüler:innen verarscht werden, hielt ich für denkbar. Und so hielt ich nach möglichen Indizien Ausschau, wurde aber bis zum Schluss nicht fündig. Ich nehme deshalb bis heute an, dass sie das doch alles ernst meinten.

Weil die Southern Baptists, denen meine Gastfamilie und ein paar Millionen andere Idiot:innen im Süden der USA angehören, die Bibeltexte ohne einen Ansatz von Interpretation verstehen wollen, ergaben sich für einen staubtrockenen Hanseaten wie mich die merkwürdigsten Zusammenhänge, die sodann mein gesamtes Weltbild gewaltig ins Wanken brachten. Plötzlich stammte ich von Adam und Eva ab, die schon ein paar Tage nach der Erschaffung der Welt vor rund 6000 Jahren auf der Erde auftauchten. Böse Theorien wie die Evolutionslehre und das Märchen vom Klimawandel wurden von ketzerischen Wissenschaftler:innen erfunden, und die wiederum wurden vom Teufel höchstpersönlich gelenkt! Nicht nur die Leidenschaft, mit der die Gegner:innen bekämpft wurden, fand ich bewundernswert. Auch die positive Grundausrichtung der Religion beeindruckte mich sehr: Hört die frohe Botschaft! Ihr seid mit der Erbsünde bestraft! Ihr seid schuldig! Deshalb wollten wir auch den Irak angreifen, meinte der Pastor.

Religiöse Argumentationsstrukturen blieben für mich bis zum Schluss ein Wunder, an das ich glauben wollte. Ich war 16, in den USA, und das Leben war schlimm. Nach drei Monaten hatten sie mich fast so weit. Ich fühlte mich wirklich schuldig, weil mir jeder Mensch in meiner Umgebung attestierte, dass ich etwas Falsches tat. Ich war kurz davor, mitten im Gottesdienst aufzuspringen, eine Erleuchtung vorzutäuschen, meine Arme nach oben zu werfen, erst zu brüllen, dann wie ein Verrückter zu heulen und Ballett tanzend zum Taufbecken zu laufen, um mich endlich retten zu lassen. Doch bis zum Schluss hatte ich stets eine stärkere Schreckensvision im Kopf – ich wollte nicht auch noch die Ewigkeit mit diesen Vollpfosten verbringen müssen. Dann lieber Hölle. Die einzige Fluchtmöglichkeit, die sich mir in den ewigen Gottesdiensten bot, lag in der Anfälligkeit meiner Nasenschleimhaut. Und so popelte ich, bis die Nase endlich wieder zu bluten anfing und ich auf die Toilette musste.

 

Wenn das alles nicht die Realität gewesen wäre, hätte ich das bestimmt lustig gefunden. Es gab jede Menge Verbote, aber Gewalt war erlaubt. Das Paddling ist eine ziemlich geniale Erfindung aus dem vorletzten Jahrhundert. Statt eines schäbigen Rohrstocks kam in der Schule ein breites, flaches Holzbrett zum Einsatz, das die Schamesröte in die Backen eines jeden Hintern trieb. Mindestmaß fünf Schläge. Serviert vom Schulleiter höchst-persönlich. Eine mildere Form war das Nachsitzen. Allerdings gab es einige Schüler:innen, die dafür schlicht keine Zeit hatten, weil sie nach der Schule arbeiten mussten. Sie beantragten beim Schulleiter als Alternative zum Nachsitzen einfach das Paddling. Wie genau die Umrechnung von Nachsitzen in Schläge lautete, erschloss sich mir leider nie. Das Paddling war die härteste Strafform im Schulrahmen, danach gab es als Abschreckungsstufen nur noch Gefängnis und Todesstrafe, aber da musste man schon wirklich viele Drogen gegessen haben oder schwarz sein. Mindestens verdächtig war jedenfalls die hohe Zahl von schwarzen Mitschüler:innen, die jeden Tag im Vorraum des Rektors auf ihre Tracht Prügel warteten. Es herrschte im wahrsten Sinne des Wortes ein interessantes Schwarz-Weiß-Denken. In der Cafeteria waren die Gruppen im Raum klar unterteilt. Die Weißen auf der einen, die Schwarzen, rund 30 Prozent, auf der anderen Seite. Diese Trennung zog sich durch die gesamte Gesellschaft und führte auch dazu, dass es schwarze und weiße Kirchen gab, die nie von einem Menschen mit anderer Hautfarbe betreten wurden. Das dumpfe Gefühl, dass die Schwarzen rund vierzig Jahre nach ihrer rechtlichen Gleichstellung immer noch an vielen Stellen der Gesellschaft benachteiligt wurden, blieb mein ständiger Begleiter.

Auch sonst ergaben sich viele Möglichkeiten für Momente des Staunens: So forderte mein Politiklehrer die Wiedereinführung des Prangers auf dem Marktplatz. Während meines Aufenthalts wurde in Mississippi ein Mensch mit einer geistigen Behinderung auf den elektrischen Stuhl gesetzt. Und mein stellvertretender Schulleiter, der von den Schüler:innen aufgrund seines Schnauzbartes spaßeshalber Hitler genannt wurde, fragte mich nach dem Symbol der Deutschen. Ich wusste nicht, was er meinte. Er zeichnete ein Hakenkreuz. Natürlich war das eine Standarderfahrung, die man als Deutscher im Ausland macht. Doch im Zusammenhang mit seinem fiesen, gellenden Lachen und seinem sozialen Status war mir das doch nicht ganz geheuer. Ich hatte den Eindruck, die Hölle auf Erden kennengelernt zu haben.

Aus Protest gegen die Endlospredigten für ein Leben ohne Leben versuchte ich in einem ehrgeizigen Gegenmissionierungsprojekt, meinen Schulkamerad:innen die Lehre der Aufklärung, der Vernunft, des Humanismus näherzubringen; ein Leben, in dem der Mensch das Wertvollste ist und nicht eine dämliche Ideologie. Es gelang mir nicht, im Gegenteil: Ich schien immer mehr Menschen an die Feinde zu verlieren. Im Jugendgottesdienst gab es regelmäßig Leute, die am Ende an den Altar liefen, um Jesus Christus im Herzen zu akzeptieren. Es tat mir um jeden Einzelnen leid, und ich war manchmal kurz davor, für sie zu beten. Zu meiner eigenen Überraschung konnte ich mit meiner europäischen Überheblichkeit nichts gegen die amerikanische Überheblichkeit ausrichten. Und letztlich waren beide Seiten stolz darauf, an die richtige Sache zu glauben. Sie, weil sie sich für ein Leben nach dem Tod entschieden, ich, weil ich mich für ein Leben vor dem Tod entschied. Deshalb erklärte ich das Auslandsabenteuer nach einem halben Jahr für beendet. Ich wollte die bei mir so erfolglosen Christ:innen nicht in eine tiefe Glaubenskrise stürzen. Sollten sie doch weiter doof und glücklich bleiben, Bush wählen und die ganze Welt im Auftrag Gottes zu einem schlechteren Ort machen. Als einzelner europäischer Missionar war ich da chancenlos – was sollte ich machen? Ich reiste zurück mit der Erkenntnis, dass man mit seiner Ignoranz nie allein ist, sondern Dummheit etwas ist, was alle Menschen eint, unabhängig von Hautfarbe, Religion und Nationalität. Ich bin nur anders ignorant als die anderen Ignoranten.

 

Zurück auf meinem katholischen Gymnasium in Hamburg freute ich mich über die liberale Haltung einer katholischen Kirche, die gegen den Irakkrieg und die Todesstrafe war. Nach einem halben Jahr in Mississippi war ich anspruchslos geworden, ich hätte fast schon CDU gewählt, im Gegensatz zu den amerikanischen Demokraten eine linksradikale Partei. Kurz nach meiner Rückkehr wurde ich dann Schulsprecher meiner katholischen Schule und engagierte mich in der Schülerzeitung. Ich war 16, wieder in Deutschland, und das Leben war immer noch schlimm. Ich zoffte mich mit meiner Schulleiterin, einer Nonne, und gab von nun an eine verbotene Schülerzeitung heraus. Aus der lieben Zeitung «Sophies Welt» wurde die böse «Sophies Unterwelt».

 

Ich bin nicht getauft und habe in meinem Herzen akzeptiert, dass ich Jesus doof finde. Trotzdem habe ich mein halbes Leben in Gottesdiensten und Religionsstunden verbracht. Manchmal frage ich mich, warum ich diese Überdosis Christentum abbekommen habe. Und dann fällt mir nur eine Antwort ein.

Ich glaube, es war Gottes Wille.

TL;DR:

Habe als meine erste bewusste Rebellion eine Schüler:innenzeitung gegründet, die von der Schulleitung verboten wurde, weil wir sie nicht zensieren ließen. Die Zeitung haben wir aus einem Dixi-Klo heraus verkauft unter dem Motto «Schülerzeitungsverbot, da scheißen wir drauf». Bei der redaktionellen Arbeit habe ich gelernt, wie man sich kurzfasst.

Schule, mein Ende

Zurück aus der amerikanischen Hölle trieb es mich in Hamburg in die Unterwelt. Genauer in Sophies Unterwelt. Seit 2000 gab es an meiner Schule die Schüler:innenzeitung «Sophies Welt», von einem Schüler:innenzeitungslehrer betreut, der Termine festlegte und die Redakteur:innen anleitete. Anfang des Schuljahres 2003/2004 hatte die Redaktion ein vierköpfiges Leitungsteam mit Schüler:innen aus den Stufen 12 und 13 gewählt, das organisatorische Aufgaben übernehmen sollte. Ich war einer von ihnen. Im Laufe des Jahres wurden zwei Ausgaben herausgegeben, ohne dass es regelmäßige Redaktionstreffen gab. Nach dem ersten Heft beschwerten sich Lehrkräfte beim Schüler:innenzeitungslehrer; sie fühlten sich in einem Kommentar über den Mathematikunterricht persönlich angegriffen. In der Erstellung der zweiten Ausgabe kam es zur Auseinandersetzung zwischen dem Schüler:innenzeitungslehrer und uns. Während wir als Leitungsteam die Aufnahme mehrerer Artikel aus Qualitätsgründen (Inhalte spielten keine Rolle!) ablehnten, forderte der Lehrer deren Abdruck im Heft. Er drohte, zur Schulleitung zu gehen und den Verkauf zu verhindern, falls wir Redakteur:innen uns seinem Willen nicht beugten. Das Leitungsteam nahm daraufhin alle Artikel auf, und «Sophies Welt» erschien. Die Schüler:innen fühlten sich verarscht. Drei von ihnen, also mein Bruder Arne, eine weitere Person und ich, gründeten deshalb eine neue Schüler:innenzeitung: «Sophies Unterwelt» (der Name stand lange Zeit nicht endgültig fest, weshalb wir zunächst als Zeitung ohne Namen auftraten), diesmal ganz ohne eine Lehrkraft, die Druck oder Zensur ausüben könnte. Wir gaben uns eine eigene Satzung und wollten uns der Schulleitung vorstellen. Zum ersten Treffen kam die Schulleitung einfach nicht, der Nachholtermin wurde kurzfristig um eine halbe Stunde verschoben. Immerhin, die Schulleiterin hörte sich unser Konzept an. Sie befand es sogar für gut, aber ohne Schüler:innenzeitungslehrkraft dürfe an ihrer Schule keine Schüler:innenzeitung existieren. Diese Diktatur wollten wir nicht hinnehmen. Die Schulleiterin erklärte, dass wir einfach an anderen Projekten arbeiten könnten, zum Beispiel am Sophie-Barat-Schulfernsehen. Darauf hatten wir keinen Bock, also trafen wir uns einfach trotzdem als Redaktion für unsere neue Schüler:innenzeitung. Wir waren top organisiert, wählten wieder ein Leitungsteam, setzten einen Arbeitsplan auf, trafen uns regelmäßig und beantragten bei der Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung sogar eine finanzielle Starthilfe. Wir waren also alles andere als unseriös oder chaotisch. Im September 2004 sammelten wir Unterschriften, um «Sophies Unterwelt» als unabhängige Schüler:innenzeitung anzuerkennen. 600 Unterstützer:innen hatten wir, doch die gesamte Redaktion entschied, die Unterschriftenliste nicht an die Schulleitung zu übergeben, weil wir irgendwie doch nicht glaubten, dass dies etwas verändern würde. Stattdessen versuchten wir es mit neuen Verhandlungen. Am 14. September 2004 war es so weit: Wir und die Schulleitung überlegten gemeinsam, wie man mit der Situation, dass es nun zwei parallel existierende Schüler:innenzeitungen gab, am besten umgehen könnte.